Liebe zwischen Lee und Luv - Fritz-Stefan Valtner - E-Book

Liebe zwischen Lee und Luv E-Book

Fritz-Stefan Valtner

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Beschreibung

Kann man nach einer langen Zeit in einer Ehe, die plötzlich tragisch endet, wieder einen Neuanfang wagen? Kann man nach all der Enttäuschung, der Trauer, dem Verlust wieder nach vorne schauen und eine neue Liebe finden? Oder sollte man sich lieber zurückziehen und mit seinem Schicksal hadern und sagen: Ich habe mein Leben gelebt? Darf man überhaupt auf ein neues Glück hoffen? Viele Fragen - aber gibt es eine Antwort darauf?

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Liebe zwischen Lee und Luv

Vorwort

Allein

Der Entschluss

Die Flucht

Ein erster Blick

Kreuzende Blicke

Das erste Date

Schmetterlinge im Bauch

Ferien voller Gefühle

Die Suchmeldung

Der Segeltörn

Das gemeinsame Heim

Der Antrag

Die Hochzeit

Die Flitterwochen

Der Neuanfang

Geschichten aus dem Umfeld

Der Widerstand (Weihnachten)

Die Urlauber

Das große, gemeinsame Glück

Schlusswort

Vorwort

Diese Geschichte spielt sich hier oben im Küstenraum des Wattenmeer an der norddeutschen Küste ab, genauer gesagt, zwischen Neßmersiel und Baltrum. Es ist die Geschichte eines Paares, das sich hier oben zum ersten Mal begegnet. Beide stehen wieder alleine auf der Welt, da sie beide von ihren Partnern verlassen wurden.

Hinnerk, sechzig Jahre alt, ist wieder Junggeselle, da seine Freundin es leid war, immer nur mit der Tide zu leben. Dann kamen noch seine vielen Einsätze am Wochenende hinzu. Sie waren aber notwendig, um einigermaßen leben zu können. Sie hätte es lieber gesehen das ihr Mann einen Job gehabt hätte, der gleiche Arbeitzeiten mit sich brachte, die sie in ihrem Bürojob hatte.

So lebte man sich auseinander und sie blieb dann eines Tages bei einem Arbeitskollegen. Da blieb eine Trennung unumgänglich.

Seinen Beruf als Fährschiffer wollte Hinnerk aber nicht aufgeben. Dazu liebte er das Meer zu sehr.

Hier wehte ihm noch eine Prise von der großen weiten Welt um die Nase.

Petra, Mitte fünfzig, aus dem Rheinland, eine hübsche, patente Frau, wurde von ihrem Mann wegen einer Jüngeren verlassen. Über achtundzwanzig Jahre war sie seine Frau gewesen, hatte ihm beigestanden, ihm geholfen seine berufliche Karriere zu fördern, ihm den Rücken frei gehalten und sich selber immer hinten angestellt. Als Dank bekam sie eines Tages die Mitteilung, dass er jetzt eine Jüngere bevorzugte.

So saß Petra allein in dem gemeinsamen Haus und suchte nach neuen Wegen. Aber wohin sollte ihr Weg gehen?

Allein

Hinnerk, achtundfünfzig Jahre alt, war viele Jahre zur See gefahren. Er hatte die halbe Welt gesehen. Aber er war immer wieder froh, wenn er nach Hause kommen konnte und seine Frau auf ihn wartete. Er verdiente nicht schlecht. Er liebte das Meer, sowie seine Frau.

Er schätzte ein gemütliches Heim und viele Jahre ging dies auch gut so. Eines Tages, als er wieder von großer Fahrt zurückkam, lag nur ein kleiner Zettel auf dem Tisch im Wohnzimmer. Dort stand mit zittriger Hand geschrieben:

Mein geliebter Schatz,

wenn du diese Zeilen lesen wirst, bin ich nicht mehr hier. Ich habe mich in einen anderen verliebt und werde ihm folgen. Ich sage nur so viel, dass ich die Küste verlassen und weit in den Süden ziehen werde. Bitte verzeih mir, und eines solltest du noch wissen, bis zu diesem Zeitpunkt habe ich dich immer geliebt.

Aber jetzt kann ich nicht mehr.

Adieu!

Das war für Hinnerk ein schwerer Schlag. Was blieb ihm anderes übrig, als zur See zu fahren. Also heuerte er wieder an. Nach drei langen Jahren kam zurück. Zwischenzeitlich hatte er sich von seiner Frau scheiden lassen. Jetzt wo er wieder zurück war, suchte er nach einer neuen Aufgabe. Er fand sie auf der Fähre von Neßmersiel nach Baltrum. Hier heuerte als zweiter Offizier an. Eine Aufgabe die ihm Spaß machte. Er war wieder auf der See unterwegs, aber jetzt jeden Abend zu Hause.

Als sich die Möglichkeit ergab, kaufte er sich von seinen Ersparnissen ein kleines Friesenhaus.

Andere sagten dazu spöttisch:

“Ein Haus mit Backstein-Gotik”. Aber Hinnerk machte sich nichts daraus. In jeder freien Minute arbeitete er an seinem Haus. Mit der Zeit wurde es immer wohnlicher. An einem schönen Sommertag lernte er Claudia kennen. Ein hübsches, flottes Ding. Sie wurde seine Freundin. Sie arbeitete auf dem Festland in einem Büro der Verwaltung.

In der ersten Zeit war noch alles Friede, Freude, Eierkuchen. Sie war regelrecht in Hinnerk verliebt.

Das einzige was sie störte, war der Dienst von Hinnerk auf dem Fährschiff. Hier lebte man nach der Tide, also unregelmäßige Einsatzzeiten, dann die Arbeit an den Wochenenden. Wenn sie frei hatte, schipperte Hinnerk die Urlauber durch das Wattenmeer. Mit der Zeit wurde dies immer mehr zu einem Streitpunkt.

Hinnerk wollte seinen Tätigkeit auf dem Fährschiff nicht aufgeben, dazu liebte er die Arbeit auf dem Schiff viel zu sehr.

Dies mochte sie nicht einsehen. Nach einem Jahr verließ sie ihn. Sie hatte mit einem Kollegen aus dem Büro angebandelt. Hinnerk nahm es gelassen hin.

Jetzt war er wieder ganz alleine.

Etwa dreihundertfünfzig Kilometer im Rheinland spielte sich ein ähnliches Drama ab.

Petra, eine Rheinländerin, Mitte der Fünfziger, eine durch und durch hübsche Person, patent, hilfsbereit und intelligent durchlebte gerade eine schwere Krise.

Über achtundzwanzig Jahre war sie jetzt verheiratet gewesen. Hatte zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, großgezogen und ihrem Mann für seine Karriere den Rücken freigehalten.

Bei irgendwelchen Veranstaltungen war sie sein Aushängeschild gewesen. Sie sorgte für Kontakte, die ihren Mann weiter auf der Karriereleiter aufstiegen ließen. Aber seit einem Jahr, ihr Mann hatte eine weitere Stufe auf der Leiter geschafft, brauchte sie plötzlich nicht mehr mit auf Veranstaltungen.

Nun hieß es:

“Schatz, das mache ich jetzt alleine!”

Vor gut vier Wochen musste ihr Mann für fünf Tage auf eine Tagung nach Amsterdam. Nach drei Tagen kam ein Anruf von der Firma, ob ihr Mann schon wieder zurück sei aus Amsterdam? „Nein,“ sagte sie, „die Tagung sollte doch fünf Tage dauern.“

“Nein,“ kam es zurück, „sie sollte nur einen Tag dauern.” „Sie könnten ihn nicht erreichen.“ „Weder im Hotel noch über das Handy.“

Das kam Petra komisch vor. Wo sollte ihr Mann hin sein? Ist er noch in Amsterdam? Ist ihm etwas passiert? Sie machte sich große Sorgen.

Sie rief im Amsterdamer Hotel an. Dort bekam sie die Nachricht, dass ihr Mann und seine Sekretärin nach einem Tag wieder abgereist seien - nach Helsinki.

Nach Helsinki?

Was macht er dort? Und wer ist bitteschön seine Sekretärin? Ihr kam das alles spanisch vor.

Zwei Tage später bekam sie ein Schreiben von einem Anwalt. Darin stand, dass er sich von ihr scheiden lassen wolle. Das Haus könnte sie bis zur endgültigen Scheidung weiter benutzen und solange sauber halten.

Sie hätte nun zwei Möglichkeiten:

Erstens, in die Scheidung sofort einzuwilligen oder zum zweiten, er würde die Scheidung beantragen, wegen Vernachlässigung der ehelichen Pflichten. Dies haute ihr die Krone der Geschmacklosigkeit vom Haupt.

Das war ungeheuerlich.

Und drittens möchte er sein Leben jetzt mit einer wesentlich jüngeren Frau neu gestalten.

Das Schreiben hatte sie total aus der Fassung gebracht. Bald hatte dreißig Jahre lang ihren Mann in allen Belangen unterstützt, zwei Kinder großgezogen und die eigenen Belange und Wünsche allem untergeordnet.

Und jetzt?

Jetzt wird man abgelegt wie eine alte Fußmatte. Das ist doch nicht fair? Und dann noch über einen Anwalt. Feige war er also auch noch. Anstatt es ihr direkt ins Gesicht zu sagen.

Als die Kinder dies erfuhren, machten sie ihrer Mutter auch noch Vorwürfe und brachen jeden Kontakt zu ihr ab. Jetzt saß sie allein in dem großen Haus, in dem es still geworden war. Dieses Haus soll ich auch noch für meinen lieben Mann sauber halten?

Was glaubt der, wer ich bin?

Soll doch seine Tussi ran!

Ich nicht mehr!

Petra packte ihre Sachen zusammen und zog in eine kleine Wohnung. Jetzt war sie allein. Sie spürte ihre Hilflosigkeit.

Aber dieser Zustand dauerte bei ihr nur ein paar Tage an, dann schrieb sie dem Anwalt ihres Mannes einen knallharten Brief, in dem sie ihre Forderungen aufsetzte und einen Termin für deren Erfüllungen vorgab.

Sollte ihr Mann mal schlucken!

Und der schluckte hart an den Forderungen!

Der Entschluss

Hinnerk hatte sich damit abgefunden wieder allein durch das Leben zu gehen. Gut, unter den Sommergästen gab es durchaus nette Frauen, die für einen kleinen Urlaubsflirt zu haben waren. Aber dies war nicht so seine Welt. Er wollte lieber etwas Beständiges haben, auf das man aufbauen konnte.

Gleichzeitig sollte seine Zukünftige seine Arbeit und Aufgabe hier an der Küste akzeptieren. Viele finden dies ja für ein paar Wochen recht schön, aber wenn dann die ruhigen Monate kommen, kriegen viele einen regelrechten Lagerkoller. Nein, man muss das Leben hier oben schon lieben. Die gute Luft, die Prise Wind die einem immer um die Ohren streicht, das Meer, den Sand, die Möwen und ein Leben nach der Tide.

Aber wer mag schon so etwas?

Doch irgendwann wird schon die Richtige kommen.

So lebte Hinnerk in aller Ruhe sein Leben, arbeitete in seiner Freizeit weiter an seinem kleinen Häuschen hinterm Deich und wenn er Lust und Laune hatte, lieh er sich das Segelboot von seinem Freund aus und schipperte durch das Wattenmeer.

Hier konnte er sich immer so herrlich entspannen, wenn er mit dem Boot durch das Wasser glitt, die Sonne hoch am Himmel stand und mit ihrem Glanz die Umwelt verzauberte. Hier konnte er es stundenlang aushalten.

Da war es vielleicht gut, dass er hier keine Frau an Bord hatte.

Sie hätte bestimmt schon nach einer halben Stunde gesagt, wann geht es denn wieder zurück?

So konnte er die Zeit und den Raum genießen.

Petra saß in ihrer Wohnung und überlegte nun, wie es bei ihr weitergehen sollte? So nach dreißig Jahren auf die Straße gesetzt zu werden ist schon verdammt hart. Da tut man alles für seine Lieben und dann wird man einfach abserviert, nach dem Motto “der Mohr hat seine Schuldigkeit getan.”

Jetzt hatte sie ihre kleine Wohnung, die sie dank ihrer Rücklage einige Zeit halten konnte.

Mit den Unterhaltszahlungen von ihrem Mann wäre sie dann für das Erste abgesichert. Aber das könnte dauern. Also, welche Möglichkeiten hatte sie denn? Ihren Beruf hatte sie für ihren Mann aufgegeben. Da nochmals einsteigen? Nach dieser langen Zeit? Fast unmöglich. Ein kleiner Nebenjob wäre vielleicht eher möglich. Aber in welchen Bereichen?

Sie schaute sich die Angebote in der Zeitung an. Aber das richtige war nicht dabei.

Bitter war für sie eines, dass ihre Kinder sie zum Sündenbock machten für das Scheitern der Ehe. Dass sich ihr Vater eine Jüngere zugelegt hatte, störte sie weniger.

Nun ja, von der Mutter konnten sie nicht mehr allzuviel erwarten. Sie war jetzt finanziell am Boden und es war nicht zu erwarten, dass sie ihnen beistehen konnte, bei ihren zahlreichen Geldproblemen.

Da war der Vater schon eine bessere Wahl. Also zogen sie schnell diese Option. So war Petra von allen Entwicklungen erst einmal ausgeschlossen.

Sie versuchte ihrem Leben eine neue Ordnung zu geben.

Was aber nicht ganz so einfach war, da sie keine Aufgabe hatte.

Also nutzte sie die Zeit und fing wieder an zu malen. Dies hatte sie früher schon einmal gemacht und konnte auch einige ihrer Bilder verkaufen. Also, warum nicht noch einmal? Sie richtete sich in ihrer kleinen Wohnung eine kleine Malecke ein und begann zu malen.

Ihr fiel es am Anfang schwer, sich darauf zu konzentrieren, aber mit etwas Musik im Hintergrund kam sie schnell in dieses Metier hinein. Ihr erstes Bild war noch recht düster und dunkel in den Farben. Es entsprach ihrer momentanen Stimmung. Aber schon bei dem dritten Bild wurden die Farben heller und bunter, so wie ihre Stimmung auch.

Sie ging wieder durch Ausstellungen, machte Fahrten mit dem Rad und war viel unterwegs.

So wurde sie abgelenkt von ihren Sorgen.

Bloß wenn sie abends alleine in ihrer Wohnung war, spürte sie die Einsamkeit, die sie jetzt mit Macht umfasste. Mit keinem konnte sie reden, nur mit sich selbst. Es war schon eine blöde Situation in der sie jetzt hier steckte.

Ihr Mann hatte die Scheidung mit aller Macht vorangetrieben, sodas es recht bald zu einem Termin vor Gericht kam.

Hier sah sie auch zum ersten Mal die Sekretärin und jetzige Geliebte. Mein Gott, was war die eingebildet. Sie kam sich vor wie die Frau eines Präsidenten. Dabei war sie ungebildet bis dorthinaus. Wenn das der Fang war, dann sollte er ihn ruhig behalten. Sie willigte in die Scheidung ein, beharrte aber auf ihren Forderungen. Während sich die Gegenseite noch etwas zierte, gab ihr der Richter Recht und sprach ein Urteil zu ihren Gunsten.

Jetzt musste ihr Mann wieder etwas mehr arbeiten, damit er ihre Unterhaltsleistungen aufbringen konnte.

Na ja, er konnte sich ja damit trösten, dass er bald wieder eine Stufe höher aufsteigen würde und damit auch mehr Geld in der Tasche haben würde. So waren sie nach gut dreißig Minuten geschieden und verließen als freie Menschen das Gericht.

Er mit seiner Tussi nach links und sie nach rechts – allein!

Zu Hause angekommen, setzte sie sich an ihre Staffelei und malte ein Bild.

Dieses Bild hatte zwei Hälften. Die eine Seite war dunkel, während die andere Seite hell und bunt war. Mittendrin malte sie ein blutrotes, zerrissenes Herz mit dem Datum ihrer Scheidung.

Das Ende einer mal großen Liebe.

Die nächsten Tage malte sie noch zahlreiche verschiedene Bilder mit diesem Motiv. Sie konnte dies in aller Ruhe tun, denn keiner rief an oder vermisste sie.

Auch ihre Freundinnen hatten sich von ihr zurückgezogen. Durch eine alte Freundin erfuhr sie auch den Grund.

Denn sie versuchte, ihr ins Gewissen zu reden, dass man einen solch tollen Mann doch nicht „betrügt.“

„Wieso sollte ich ihm betrogen habe?“

„Ja, das macht doch hier die Runde.“ „Wer verbreitet solche Gerüchte?“ „Die kommen von deinen eigenen Kindern.“

„Die erzählen, dass du deinen Mann mit einem Vertreter betrogen haben sollst.“ „Und der Vater wäre am Erdboden zerstört!“ „Jetzt soll er auch noch für den Ehebruch seiner Frau zahlen.“ „Das wird erzählt!“ „Dann hast du jetzt die Aufgabe, dies richtigzustellen.“

„Erstens einmal bin ich niemals fremdgegangen.

Zweitens ist mein Mann beim Ehebruch durch seine Firma ertappt worden, da er nicht, wie angekündigt, auf eine angeblich fünftägige Veranstaltung in Amsterdam war, sondern vier schöne Tage mit seiner Sekretärin in Helsinki verbrachte, da die Veranstaltung in Amsterdam nur einen Tag dauerte und die Firma ihn nach drei Tagen vermisst hatte.

Das ist Fakt!

Kurz nach der Aufdeckung bekam ich über einen Anwalt ein Schreiben, worin mein Mann ankündigte, sich von mir scheiden zu lassen, da er jetzt eine jüngere Partnerin bevorzuge.

Das ist ebenfalls Fakt!

Und vor ein paar Tagen haben wir uns vor Gericht, auf seine Veranlassung hin, scheiden lassen.

Das ist ebenfalls Fakt!

Der Schuldige ist eindeutig mein Mann und nicht ich!

Dies ebenfalls Fakt!

Und nichts anderes!

Meinen Kindern werde ich per Gericht untersagen, solch üblen und falschen Nachreden über mich zu verbreiten. So, dies kannst du jetzt allen brühwarm erzählen.“

Damit war das Gespräch auch schon beendet. Dafür liefen in den nächsten Stunden im Rheinland die Drähte heiß.

Was wurde nicht alles noch beigedichtet.

Allein daraus könnte man einen Roman machen.

Der Höhepunkt war allerdings die Aussage, dass Petra ein Verhältnis mit der Neuen gehabt haben soll, bevor ihr Mann ihr verfallen wäre. Es brodelte in der Gerüchteküche wie wild.

Petra war es mittlerweile völlig egal, was man alles erzählte. Die Geschichten wurden immer abenteuerlicher. Jeder versuchte, den anderen mit neuem, angeblichen Insiderwissen zu übertrumpfen.

Sie hielt sich einfach daraus, ließ das Telefon klingeln und überlegte sich die weiteren Schritte.

Als erstes bekamen ihre Kinder eine Auflage vom Gericht, ihre üblen Nachreden einzustellen, andernfalls drohe ihnen ein Bußgeld von über hunderttausend Euro.

Diese gerichtliche Verfügung ließen sie erst einmal verstummen. Ihre angeblichen Freundinnen bekamen von ihrem Anwalt ebenfalls Post, mit einer kurzen Mitteilung zum tatsächlichen Sachverhalt und der Aufforderung, keine weiteren falschen Nachreden in die Welt zu setzen.

Sonst drohe ein Bußgeld in beträchtlicher Höhe.

Dieses Schreiben löste eine Welle der Empörung bei den Freundinnen aus.

Als sich eine vehement beschwerte, hatte sie, ehe sie Luft holen konnte, eine Unterlassungsklage am Hals. Ihre Aussagen, die sie in die Welt posaunt hatte, stimmten nicht mit der Wahrheit überein.

Sollte sie weitere Unwahrheiten in die Welt setzen, gibt es dafür ein Bußgeld von 100.000 Euro.

Das saß!

Damit war der Spuk erst einmal vorbei.

Auch bei Petra wurde es wieder ruhiger. Zum Glück.

Die Geschichten, die da draußen erzählt wurden, gingen ja so sehr an der Realität vorbei, dass es einem Angst und Bange werden konnte. Wenn jemand weiter die Gerüchte in die Welt gesetzt hätte, wäre in absehbarer Zeit bestimmt auch ein Mord dabei gewesen.

Dies konnte zumindest vermieden werden.

Die Flucht

Nachdem Petra sich von dem ganzen Schrecken der Scheidung und ihren Folgen etwas erholt hatte, überlegte sie, ob es nicht sinnvoll wäre, mal für ein paar Tage auszuspannen und wegzufahren? Sie nahm ihren alten Atlas vor und blickte auf die Deutschlandkarte. Ihr Blick fiel auf Norddeutschland. Hier war sie immer gern gewesen.

Warum nicht auch jetzt?

Irgendetwas in ihren Innersten drängte sie dazu, sich mit dem Norden zu befassen. Sie suchte sich eine Karte, die die Küstenlinie etwas größer zeigte. Kurze Zeit später hatte sie eine Karte gefunden, die die ostfriesischen Inseln sehr gut darstellten.

Sie schaute sich jede Insel genau an. Zwei Inseln sagten ihr besonders zu. Einmal die grüne Insel Spiekeroog und dann die kleine, verträumte Insel Baltrum. Etwas sagte ihr, dass die Insel Baltrum das bessere Ziel sei.

Sie ging in ein Reisebüro und versuchte eine Unterkunft auf der Insel zu bekommen.

Aber es war schwer, da in halb Deutschland Sommerferien waren und alles auf den Inseln ausgebucht war.