Das Wundersame in der Unwirtlichkeit. - Marlene Streeruwitz - E-Book

Das Wundersame in der Unwirtlichkeit. E-Book

Marlene Streeruwitz

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Beschreibung

Technische Möglichkeiten und künstliche Intelligenz verändern nicht nur unseren Umgang mit der Welt, sie formatieren auch unseren Blick auf Kunst und Literatur neu. Das Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit wurde längst durch jenes der digitalen Kunstproduktion abgelöst, in dem gigantische Medienunternehmen Weltmacht beanspruchen. »Technische Aliens werden Romane schreiben können. Welche Romane sollen das sein? Welche Literatur könnte das sein?« Das zu bestimmen ist unsere Aufgabe. Marlene Streeruwitz verbindet in ihren Poetikvorlesungen eine kritische Analyse von Kunst und Gegenwart und formuliert ein Plädoyer für den Aufruhr in der Literatur.

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Seitenzahl: 121

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Marlene Streeruwitz

Das Wundersame in der Unwirtlichkeit.

Neue Vorlesungen.

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Inhalt

Frozen I.Frozen II.Frozen III.Frozen IV.Frozen V.Nachweis

Frozen I.

Zu Beginn. Wir werden in diesen Vorlesungen Literatur sprechen und nicht über Literatur reden.

 

Unlängst. In New York. Es war in der letzten Novemberwoche des vergangenen Jahres. Ich kaufte in einem Supermarkt auf der 6th Avenue etwa in der Höhe von 10th Street eine Torte und einen Blumenstrauß. Ich wählte eine Schokoladentorte, die mit pistaziengrünem Marzipan überzogen war, und einen Strauß weiße Fresien. Auf der Torte stand in Schokoladenschrift »Congratulations.« geschrieben.

Ich stellte mich zum Zahlen an. Die Frau hinter mir beugte sich vor. »Someone here is very fortunate.«, sagte sie und deutete auf die Torte und den Blumenstrauß. Ich wandte mich ihr zu und flüsterte, »It is the 3rd anniversary of the new kidney. You know.«.

Ich schaute sicherlich fragend hilflos drein. Was bringt eine denn wirklich mit, wenn sie zur Feier des dritten Jahrestags der Nierentransplantation eingeladen ist.

Die Frau im Supermarkt schreckte zurück. Dann nickte sie und zuckte mit den Achseln. »What else would you bring.«, flüsterte sie. »A drip would be wrong.«, und dann lächelten wir einander verschwörerisch zu.

Ich kann mich gut an die Nachricht 1967 erinnern, als die erste Herztransplantation gelungen war. Dann. Spätestens in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts waren Organtransplantationen längst zur Routine geworden. Immerhin. Für die Erzählung. Ein neues Motiv war geschaffen. Die Unterhaltungsindustrie stürzte sich darauf. Hollywood und der Loreroman schwelgen seither in diesem retardierenden Moment der nicht immer möglichen Rettung vor dem Tod.

Rettung vor dem Tod von Menschenhand vermittels eines Menschenopfers ist das. Was kann der westlich-christlich-griechischen Kultur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelegener kommen als eine solche Kaskade von Tragischem.

Die Opferung von Körper als Rettung von Körpern. Die postchristlich nationalistische Kriegspropaganda der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird nachgestellt, in der die Körper der Soldaten erst für die Rettung einer magischen Trias von Gott, Kaiser und Vaterland hingegeben werden mussten. Für die »Eroberung des Lebensraums im Osten« war dann ein Weiterleben all der Toten in denen versprochen, deren Weiterleben durch deren Tod ermöglicht worden war. Das Völkische als lebenspendendes Implantat.

Die Torte aus dem Supermarkt auf der 5th Avenue war dann nicht gegessen worden. Guy isst keine Torten mehr. Er sagt, er muss der neuen Niere gegenüber verantwortungsvoll sein und nur das Gesündeste zu sich nehmen. Während des Abends riefen die Eltern des Organspenders an. Ihr Sohn war in Miami bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Sein Herz. Seine Lungen. Seine Leber. Seine Nieren. Seine Augen. Die Organe waren geerntet und an 8 Personen weitergegeben worden. Einmal im Jahr treffen diese Personen einander bei den Eltern des jungen Manns. Er habe familiäre Gefühle für diese Personen, sagt Guy. Am Telefon höre ich die Mutter laut schluchzen. »He could have been shot dead.«, sagt sie sich und Guy zum Trost. Und in der Tat. Für einen Afroamerikaner im Alter von 15 bis 34 Jahren ist der Tod durch Schusswunden in den USA die häufigste Todesursache.

Ich gehe auf den Balkon hinaus. Ich will nicht weiter zuhören. Guy würde ohne diese Niere nicht mehr leben. Irgendwie scheint allen geholfen zu sein. Die Eltern des jungen Manns können den sinnlosen Unfalltod ihres Sohns mit Sinn erfüllen.

8 Personen sind gerettet und sind am Leben. Ich bewundere die Großzügigkeit dieser Eltern. Ich freue mich für diesen Freund. Ich selbst bin darin Mitgewinnerin. Aber.

1994 recherchierte ich Organtransplantation das erste Mal. Damals für den Roman Lisa’s Liebe.

Lisas Bruder hatte dann einen Autounfall gehabt. Ein Lastwagen auf der Autobahn hatte Bauholz verloren. Es waren mehr als 20 Autos ineinandergefahren. Lisas Bruder lag danach im Koma. Lisa musste ganz schnell den Führerschein machen, damit sie auch ins Spital nach Linz fahren konnte. Die Eltern konnten nur am Wochenende weg. Lisas Bruder starb drei Monate nach dem Unfall. Lisas Vater hatte von da an Tobsuchtsanfälle. Er tobte und schrie, sie hätten seinem Sohn die Schläuche herausgezogen, damit sie an sein Herz kommen hätten können. Und an seine Leber. Und die Nieren. Das hätte er nun davon gehabt, dass er so einen durchtrainierten Körper gehabt hätte. Und wer jetzt mit dem Herzen seines Sohnes herumlaufe, wolle er wissen. Und wer mit den Nieren. Und für wen seine Leber jetzt den Alkohol verarbeite. Dann zertrümmerte er alle Tassen und Teller und Gläser auf dem Steinboden in der Küche und warf das Kochgeschirr obendrauf. Die Mutter sperrte nach dem ersten Mal das gute Geschirr in den Kasten im Wohnzimmer ein. In der Küche gab es nur noch Blechhäferln und Senfgläser mit Mickey Mouse und Bart Simpson drauf. Lisa konnte ihren Bruder vor sich sehen, wie er am Küchentisch gesessen und im Notfallausweis angekreuzt hatte, dass er seine Organe zur Transplantation freigäbe. Und wie er gelacht hatte dabei.[1]

Diese Szene. Sie ist 1994 geschrieben. Es gab noch keine rechtliche Regelung der Organentnahme. Die Mediziner nahmen sich das Recht, Organe zu ernten. Die Zustimmung von Lisas Bruder war auch da schon überflüssig. In Österreich muss nicht die Zustimmung, sondern die Ablehnung von Organentnahmen angegeben werden. Die rechtlichen Voraussetzungen für Organexplantationen sind in Deutschland und in Österreich vollkommen verschieden geregelt. Während in Österreich Widerspruch gegen die Entnahme von Organen formuliert werden muss und eine Eintragung in eine Liste notwendig ist, muss in Deutschland und auch in der Schweiz eine Zustimmung für die Organentnahme vorliegen. Das deutsche Gesetz ist aus dem Jahr 1997. In Österreich wurde 2012 die jetzt gültige Regelung getroffen.

Manchmal. Es wäre notwendig, mit jedem literarischen Text einen Kommentar mitzuliefern. Rechtliche Regelungen und Maßnahmen der Verwaltung bilden je spezifische geschichtliche Strukturen, die mehr oder weniger selbstverständlich mitgelesen werden.

Der Leser oder die Leserin kann aber die Wut des Vaters in Lisa’s Liebe. nicht richtig ermessen, wenn er oder sie nicht die rechtliche oder diskursive Umgebung kennt, in der diese Explantation nicht eingesprochen werden kann und daher wie ein Recht der Medizin auf diesen Körper angesehen werden muss.

Dieser Vater musste nicht gefragt werden, ob er mit der Explantation seines Sohns einverstanden ist oder nicht. Seine Wut entspringt der vollkommenen Hilflosigkeit einer Medizinbürokratie gegenüber, die ihm seinen Sohn enteignet hat. Dieser Vater konnte die Totenruhe seines Sohns nicht gewährleisten. Andererseits kann der Reaktion des Vaters entnommen werden, dass er die Entscheidung seines Sohns für die Organspende nicht ernst nimmt. Das Motiv der autoritären Eltern ist damit weiter verstärkt und die Tragödie beschrieben, wie diese autoritären Eltern sich beraubt und hilflos fühlen müssen und die Entscheidung ihres Sohns ihnen kein Trost sein kann.

Die Valenz der Motive eröffnet sich also nur, wenn die sachlichen Umstände korrekt gelesen werden können. Aber das kennen Sie selbst. Wie sollten die großen bürgerlichen Romane gedeutet werden, ohne etwa die familienrechtlichen Umstände der geplanten, zu planenden oder erfolgten Eheschließungen in ihrer gesamten Wirkung auf die Lebensumstände der Romanfiguren einschätzen zu können.

1994. Ich fand in der Recherche zur Transplantationsmedizin nur die Seite der Rettung vor. Medizinische Forschung und die neuen Errungenschaften der Digitalisierung waren Gegenstand der öffentlichen Diskussion. Die gesetzlichen Regelungen wurden weitum diskutiert. Auch in Deutschland und der Schweiz gab es eine Medizinlobby für die Widerspruchsregelung, wie sie in Österreich gehandhabt wird. Es sollten so viele Personen wie möglich durch Transplantation gerettet werden. Die Medizin forderte freie Bahn für weitergehende Forschung. Die Kostenfrage kam gelegentlich auf.

Dann. Aus den damaligen Kriegsgebieten Kroatien, Bosnien, Kosovo, Mazedonien und Tschetschenien gab es immer wieder Gerüchte über Organhandel.

Irgendwann. Die Stimmung der öffentlichen Diskussion kippte. Die Explantation wurde zum Thema. Die Notwendigkeit, zu sparen, stellte die teure Rettung in Frage. Das Recht auf ein Spenderorgan wurde eingesprochen und eine Prüfung der Empfänger verlangt. Alkoholiker sollten keine Spenderleber mehr bekommen. Raucher keine Lungen. In England und Schottland wurde von Medizinern selbst die Frage gestellt, ob die Form der Explantation ethisch vertretbar wäre. Ein Streit unter Anästhesisten beschäftigte die dortige Öffentlichkeit. Es ging darum, was ein Mensch am Ende noch spüren oder wissen könne. Deshalb verlangten manche Anästhesisten die vollständige Betäubung von hirntoten Organspendern mit der zusätzlichen Gabe von Schmerzmitteln. Andere Ärzte und Ärztinnen wieder hielten solche Maßnahmen für überflüssig und vor allem zu teuer.

Und. Um diese Frage geht es bis heute. In den 50 Jahren seit der ersten Herztransplantation. Organtransplantationen sind integrierter Bestandteil medizinischer Maßnahmen. In allen Gesetzen gibt es mittlerweile genaue Definitionen des Hirntods der zu explantierenden Person. Es ist die Feststellung des Hirntods von zwei Ärzten oder Ärztinnen notwendig, um die Explantation beginnen zu können.

Nun ist das Explantieren ein komplizierter Vorgang, der von einer Unzahl von Maßnahmen begleitet wird, durch den die Organe funktionsfähig erhalten werden sollen. Unklare Übergänge sind die Folge dieses Ineinandergreifens der Maßnahmen. Eine Person liegt nicht einfach da, bis sie für hirntot erklärt werden kann. Eine Explantation muss schon lange davor vorbereitet werden. Eine saubere Trennung von Leben und Tod kann es gar nicht geben. Es geht ja um Leben. Auch nach der Hirntoderklärung.

Auf dem Balkon in New York. Es war eisig kalt. Die Luft nebelig. Feucht. Bartleby fiel mir ein. Und wie er in diesem Wetter nicht auf seinem kleinen Rasenstück in Manhattan sitzen könnte. Ich stand da. Ich musste mir wieder vorstellen, wie Menschen auf den Operationstisch geschnallt werden. Damit sie sich nicht aufbäumen können. Dass diese Menschen aufgeschnitten werden. Die Brust aufgesägt. Die Organe freigelegt. Bearbeitet. Ausgeräumt. Ernte. Wie diese Menschen sich wehren. Abwehrreaktionen. Schweiß. Wie der Herzschlag ins Rasen gerät. Ich muss mir vorstellen, dass diese Menschen noch etwas fühlen. Wüssten. Ahnten. Dass also das Letzte, was diese Menschen erführen, ihre Ausweidung wäre.

In den Schilderungen von Explantationen durch Pflegemitarbeiter und in Videos. Der Körper der Spenderperson wird nicht einmal als Leichnam behandelt. Der Körper liegt unbedeckt aufgerissen da. Die Person ist intubiert. Sprechen. Schreien. Unmöglich. Nichts Heldisches. Die Person wird von einer vagen Öffentlichkeit in Besitz genommen, aber diese Allgemeinheit hat kein Ritual, das dem Geschenk dieser Person Achtung erweisen könnte. Gerade in all dieser Verletztheit der Ausweidung ginge es um den Schutz der Integrität und der Privatsphäre dieser Person. Totenruhe. Totenfürsorge. Das sind anthropologische Invarianten. Sie werden nicht einmal erinnert. Kulturstiftender Umgang mit dem Tod und den Toten. Ausgesetzt. Es gibt kein gültiges Prozedere. Industrielles Sterben ist das.

Und mir macht das Angst. Als Autorin. Literarisch. Es stellt sich die Frage. Wie kann das Motiv der Transplantationsmedizin als menschengemachter Umgang mit Leben und Tod aufgenommen werden. Für mich. Es muss Gesellschaftlichkeit für die Erzählbarkeit dieser Situation entfaltet werden.

Für meine Romanfiguren. Ich gehe radikal von der Wahrnehmung einer als alleiniges und dominantes Wahrnehmungszentrum konzipierten literarischen Figur aus. Die Autonomie der literarischen Figur ist durch die Erzählinstanz garantiert. Diese Figur spricht aus sich heraus. Alle Wahrnehmung läuft über diese Figur. Wird von dieser Figur gefiltert. Der Roman führt die gelebten oder erinnerten Erfahrungen dieser Figur entlang. Der Roman selbst ist das Medium der Autonomie der jeweiligen Figur. In einem Vorgriff wird der von der Moderne intendierte Idealzustand der autonom gedachten Person formal ermöglicht. Und. In der schonungslosen Gegenüberstellung der literarischen Figur und der zu lebenden Realität die Kritik daran geübt. Die vom Roman hergestellte Autonomie der Romanfigur macht die real zu lebende Wirklichkeit der Unzeitlichkeiten und Uneindeutigkeiten der Spätestmoderne in ihrer Unlebbarkeit sichtbar. Der mit der Neuzeit beginnende Auftrag zur Autonomie der Person ist in der besonderen Form des Romans erfüllt. Die Folgen dieses Auftrags werden im Roman untersucht. Das verbietet allwissende Erzählung als Rückgriff in vormoderne Hoffnungen metaphysischer Erklärung.

Wenn aber die literarische Figur in der nun endgültig nicht mitteilbaren Situation des Sterbens ist. Wenn ein phantastisches Folgen der literarischen Figur in diesen Zustand nur jenen Kitsch herstellen könnte, der die Lügen dieser metaphysischen Hoffnungen so schön verstärkt. Wenn also zum Beispiel die literarische Figur einer Explantation ausgesetzt wäre. Es gäbe keinen Text. Es könnte keinen Text geben. Die Autonomie der Person wäre längst beendet. Ein bürokratisches Verfahren hätte ja das Leben dieser Person als beendet erklärt, bevor der Körper gestorben wäre. Was in der Vormoderne als Gottes Beschluss gegolten hätte, ist in die Zustimmung einer fachlichen Meinung umgewandelt. Die Schutzlosigkeit des Körpers der explantierten Person erklärt sich aus dieser Wendung in das Warendenken der kapitalistischen Moderne. Die Nutzlosigkeit des abgeernteten Körpers nach der Explantation ist darin ausgedrückt, dass nicht einmal ein Tuch über diese Person gebreitet wird.

Wenn also nun in meiner sekundären Bewusstseinsstromtechnik der Text für die literarische Figur in einem solchen Fall beendet wäre. Weil es keinen Text von imaginierten Zuständen geben darf, die sich der Erfahrung insofern entziehen, als diese Erfahrung nicht mehr mitgeteilt werden kann. Dann gälte es, sich der ästhetischen Möglichkeiten zu entsinnen und den Bericht über die Vorgänge an eine andere literarische Figur zu übergeben. Dann gälte es, in der Form die Wahrheiten einzuhalten. Eine aus der Form begründete Solidarität müsste das sein. Die Situation der ihrer Autonomie beraubten Person müsste wiederum autonom geschildert und damit besprechbar gemacht werden. Besprechbar darin, dass die Geschichte dieser Person allgemeinen Behauptungen und auktorialen Einschätzungen entrissen wird, wie das etwa eine medizinische Forschung sein könnte. Oder Medienberichte. Oder ein Roman, in dem die explantierte Person immer noch erzählen könnte.

Die Organexplantation. OP-Schwestern und -Pfleger berichten von den Vorgängen. Ein Herfallen über die Person sei das. Ein Ernten eben. Maßnahmen des Bürokratischen. Entpersönlichung. Schändung. Triumph der Gerätemedizin und der Pharmakologie. Ein positivistisches naturwissenschaftliches Wunderwerk. Der Körper und dessen Bezeichnung haben nichts mehr miteinander zu tun. Das Auseinanderfallen von Ding und Bezeichnung hier. Es wird uns einmal mehr die Aufkündigung der Identität von Bezeichnung und Bezeichnetem als vollendete Tatsache vorgeführt. Der explantierte Körper ist, als reine Materie gedacht, Ware. Die Person muss von den um diese Person Trauernden rekonstruiert werden. Es gibt keine gesellschaftliche Trauer, die die Personenrechte dieser Person selbstverständlich mitdenken könnte. Es ist immer eine Anstrengung notwendig, die Würde der Person zu gewährleisten. Jedenfalls in unseren Kulturen. Diese Würde ist die Voraussetzung für selbstverständliches demokratisches Denken. Demokratie ist also nicht selbstverständlich.