Kreuzungen. - Marlene Streeruwitz - E-Book

Kreuzungen. E-Book

Marlene Streeruwitz

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Beschreibung

Ein Mann – sein Erfolg, seine Abgründe, seine Obsessionen. Er ist reich, aber es ist noch nicht genug. Dieser Mann will die Welt. Äußerst genau und in unvergesslichen Szenen erzählt dieser Roman die phänomenale Erfolgsgeschichte eines Wiener Finanziers. Sein Imperium steht auf festen Füßen, nur sein Privatleben ist ihm hinderlich. Erotische Phantasien weisen ihm den Weg aus den Konventionen, doch die endgültige Überwindung des Alten gelingt ihm erst, nachdem er sich auch die Kunst untertan macht. So eröffnen sich in Venedig neue Wege, aber noch bedroht ihn die alte Welt. Ob im eleganten Zürcher Hotel, im luxuriösen Privatjet oder im Londoner Ritz: Nie verliert er sein Ziel aus den Augen. Seine Anstrengungen werden belohnt und auch das Glück ist ihm zu Diensten.

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Seitenzahl: 255

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Marlene Streeruwitz

Kreuzungen.

Roman

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1.Kapitel

Sie mussten ihm den Rücken zukehren. Er hatte es gerne, diese kleinen Rücken arbeiten zu sehen. Er wollte nur noch sehen, wie sie auf- und abpumpten. Mit ihren Kinderkörperchen. Manchmal musste er sie festhalten und abbremsen. Diese kleinen Asiatinnen dachten doch, sie konnten sich beeilen und ihn schnell fertig machen. Eilfertig sollten sie sein und nicht eilig und er brachte ihnen das bei. Jedes Mal neu brachte er ihnen das bei. Er hätte eine Schule aufmachen können, so geübt war er darin mittlerweile. Es war schon lachhaft. Er konnte sich nachher immer aufs Neue wundern, was für ein Vergnügen der Griff in die Seiten dieser eifrigen Rücken war. Taille hatten die ja nicht. Nur eine weiche Stelle zwischen den Rippen und den Hüftknochen war da zu finden, und in die zu greifen, das war das Vergnügen. Seine Hände in diese Weichheit drücken und das Auf und Nieder stoppen und mit dem Daumenballen dann den Rhythmus angeben.

Das mit dem Kleiner Mann, das war nur die Voraussetzung für dieses Gefühl in den Händen. Der Kleiner Mann so ein Hohlraum, um den die Kleine sich formte. Die Asiatinnen wurden dann zu seinem Kleiner Mann und er konnte sich außen vollkommen fremd fühlen und alles innen gehörte ihm allein. Das ging natürlich nur mit den Asiatinnen und wenn er sie nicht sehen musste. Deswegen ließ er den Spiegel vor dem Bett verhängen. Da begann er den Rücken zu sehen, wenn sie auf den Sessel steigen und das Extraleintuch über den Spiegel werfen mussten. Es kostete ja auch extra. Dasselbe Zimmer und immer dieser Spiegel, der sich verdecken ließ. In der »Blauen Pagode« wurde man für so etwas abgezockt. Das wurde lächelnd kassiert und er wartete ja auch lächelnd, wenn das Zimmer nicht gleich frei war. Er kam auch lächelnd wieder, wenn er warten hatte müssen und kurz beim Meinl am Graben zwei Krabbencanapés gegessen hatte. Und ein Glas Moët.

Er hatte überlegt, ob es für ihn sinnvoll gewesen wäre, die Kleinen Masken tragen zu lassen. Er hätte eine Latexmaske machen lassen und jede hätte dann gleich ausgesehen. Irgendeiner von den Leuten in London hätte ihm das aufgetrieben. Die wussten da alle, wie man zu solchen Dingen kam. Er musste niemanden in Wien damit beschäftigen. Und in Wien. In Wien hätte der sicher die Lilli gekannt. Oder die Lilli hätte ihn gekannt. Die Lilli kannte alle aus dem Theater und hatte nicht sie einmal etwas von einem Ausstatter erzählt, der so lebensechte Masken machte und welcher Spaß das wäre, wenn sie mit seinem Gesicht herumlaufen könnte. Sie hatte natürlich gedacht, dass er dann mit ihr wieder schlafen würde, wenn sie so aussah wie er. So weit war sie ihm auf die Schliche gekommen. Das hatte sie begriffen. Da war sie für ihn draufgekommen bei ihrer Herumschreierei beim Laliquevasenschießen. Dann liebte er sie ja auch. An der Lilli liebte er das Gesicht und ihre Vorderseite. Die Rücken der kleinen Asiatinnen erhielten ihm die Vorderseite seiner Frau.

Die drei Teile des Bilds waren es, die er in der Balance halten musste. Er jonglierte diese drei Bilder. Die Frau, die ihn anschrie und auf ihn einschlug in ihrem Hass. Der Rücken der ihn befriedigenden Asiatin. Und der Anblick seiner kleinen Mädchen, wie sie auf dem Boden saßen und selbstvergessen spielten. Alle drei Bilder auf einmal und er hätte sterben können. Lilli auf ihn einschreiend, während die Asiatin auf ihm saß und er ihren Rücken führte und die Kinder auf dem Boden. Die Kinder hätten ihn nicht sehen sollen. Die Kinder hätten ihn nicht sehen dürfen. Aber er hätte die Kinder sehen wollen, während das Gesicht seiner Frau knapp über seinem und ihre Wut in heißen Wellen sich in seinen Atem mischte und die stille Asiatin. Am besten wäre es gewesen, eine Maske ohne Gesicht zu machen. Atmen musste man sie lassen. Aber Augen waren schon nicht notwendig. Er verstand, warum es schön war, das Gesicht wegzufatschen. Das Gesicht in Verbänden verschwinden zu lassen. Er verstand nicht, warum Ledermasken interessant waren. Er verstand den ganzen SM-Verkleidungskram nicht. Es war doch schwierig genug, den Abstand zwischen den Bildern erträglich zu halten und daneben zu funktionieren. Er konnte sich sehen, dastehen und die Bilder wie Luftballone halten. Die Luftballone waren dann Spiegelscheiben, auf denen die Bilder abliefen und er sich dann doch sehen musste in den Spiegeln und wie sie ihn auseinanderzogen, die verschiedenen Spiegel.

Dieses Gefühl, zerrissen zu werden, begleitete ihn. Dieses Gefühl war der Grundton. Dieses Gefühl war die Voraussetzung seines Erfolgs. Der ungeheure Zwang, dieses Geld zu bekommen. Er musste dieses Geld bekommen. Die Summen, mit denen er Lilli halten konnte, wurden ungeheuerlich. Es war ein Wettlauf von ihren Vorstellungen, was für eine ungeheuerliche Zahl sie nun wieder von ihm verlangen konnte, und seiner Fähigkeit, diese Summen herbeizuschaffen. Und Lilli hatte die stärksten Voraussetzungen. Es ging um sie und die Kinder und um sie und die Kinder in genau der Konstellation, die er brauchte. Er konnte daran nichts ändern. Er hatte das überlegt. Immer und immer wieder hatte er überlegt. Er hatte gegrübelt und alle Möglichkeiten durchexerziert. Er konnte nichts ändern. Diese Konstellation konnte er nicht ändern.

Wenn er diese Frage in die Sitzungen mit Frau Dr.Erlacher brachte. Er sprach fast nur über die Kinder in den Sitzungen mit Frau Dr.Erlacher. Es trieb ihn zur Verzweiflung, dass diese Kinder größer werden würden. Die Vorstellung, dass diese kleinen Mädchen ihre schmalen zarten Körperchen verlieren würden und sich in Frauen verwandelten. Er wurde wütend, wenn er das denken musste, und die Frau Dr.Erlacher wusste auch keinen Weg. Die Frau Dr.Erlacher konnte keinen Weg wissen. Die Frau Dr.Erlacher war seine Komplizin. Sie wusste das nicht. Sie konnte nicht wissen, dass sie dazu da war, dass er ihr gegenüber sitzen konnte und alles in sich vereinigen, während er ihr das Leid klagte. Die Wut seiner Frau und das Wachstum seiner Kinder. Er konnte ihr sogar von den Asiatinnen erzählen. Und während er sprach oder sie ansah. Währenddessen schwebten die drei Spiegel rund um ihn. Er konnte sie fühlen. Eine oszillierende Anwesenheit rund um seinen Kopf waren die Spiegel dann, und er konnte vollkommen beruhigt der Sorge der Therapeutin folgen. Die interessierte immer mehr die Geschichte mit den Summen. Sie war da irgendwie wie Lilli und wollte wissen, was ihm das gab. Sie hätte nicht verstehen können, dass es die Höhe der Summen war, um die es ging. Erst die ungeheure Höhe der Summen machte sie so gleichgültig.

Das verstand niemand. Nur die, die den Zugriff hatten, konnten das verstehen. Und da waren nicht alle im Besitz der Zügel. Das Geld musste gelenkt werden, wie ein Pferd. Man musste auf dem Geld so sitzen, wie auf einem Pferd. Das Geld fühlen, wie das Pferd unter sich. Die Muskeln sich strecken und zusammenballen. Und mit dem Zügel in der Trense musste man das Geld so führen wie ein guter Reiter. Aufrecht und die Steigbügel eher hoch und die Schenkel immer um den Körper des Tieres geschlossen. Immer in Kontakt mit den Absichten dieses Körpers. Immer bereit, die kleinste Bewegung abzufangen und zu interpretieren. Dazu musste er gehen. Auf- und abgehen. Herumgehen. Durch die Stadt wandern. Er wäre am liebsten auf den Flughafen gezogen. Er hatte überlegt, ein Büro am Flughafen und dann in den Hallen. In den Gängen. Auf- und abgehen. Sich in Schlangen stellen. Überhaupt Leute berühren. Ankommen. Anstreifen. Sich zusammendrücken lassen. Er hasste es. Er wollte es nicht. Er konnte es nicht ertragen, wenn jemand nur am Stoff seines Anzugs ankam. Er ließ die Anzüge nach dem Schneidern gleich in die Reinigung bringen. Er ertrug die letzte Anprobe mit Mühe. Er hatte es beim Oberwoller dazu gebracht, nur noch eine Probe haben zu müssen. Eine einzige Probe. Er hätte auch die aufgegeben. Es war nur der Stolz vom Oberwoller. Er hatte verstehen müssen, dass der Mann sein Werk sehen hatte wollen. Dass es nicht reichte, das Geld zu bekommen. Aber der Oberwoller. Der war dieser andere Zustand von Mensch. Das war eine frühere Entwicklungsstufe. Und beneidenswert. Er konnte es sehen. Wenn der Oberwoller ihn ansah. Vom Spiegelbild zu ihm sah. Von ihm zum Spiegelbild. Wie er die beiden Bilder verglich. Wie die beiden Bilder stimmen mussten. Aber dann schnell vom Leib und in die Reinigung.

Die Milica machte das. Die machte das für ihn. Sie sah ihn dann an und schaute ernst. Es war hündisch. Natürlich war es hündisch. Die Lilli durchschaute ihn da. Die Lilli begriff immer, was eine Schwäche war. Die Milica wusste das auch, aber die Milica wollte ihn stark. Die Milica wollte, dass er ein starker und erfolgreicher Mann war. Damit sie ihr Geld verdienen konnte und ihr Sohn in Serbien sein Haus. Aber die Milica wollte bei so jemandem arbeiten. Wollte in seiner Nähe sein. Wollte ihn verstehen. Die Lilli wollte es verstehen. Die Lilli hatte sich nie ganz auf seine Seite gestellt. Die Milica wäre mit ihm noch herumgestriffen. Auf dem Flughafen. Es mussten Flughäfen sein. Bahnhöfe waren anders. Bahnhöfe waren zu wenig unselbständig. Da wussten die Leute, wo sie hinsollten. Da fanden sie ihren Weg. Da war zu wenig Veränderung. Das blieb so gleich. Da kam man aus Berlin in Frankfurt immer am selben Gleis an. Das konnte man lernen. Auf Flughäfen. Die Leute waren hingegeben. Ließen sich treiben. Noch in der größten Anspannung und Hetze. Die Leute waren abhängig. Keine Person mit einem Flugticket in der Hand hätte beschlossen, nicht abzufliegen. Und einen eigenen Willen. Niemand. So etwas machten nur Leute mit Privatjets. Und die Piloten konnten ihre Geschichten daraus machen. Wer wieder einen Learjet wohin bestellt hatte und dann gar nicht flog. Oder das Flugzeug wieder woanders hinbestellte. Das war für ihn alles nicht wichtig. Noch nicht. Wenn er diese Welt erreichen wollte und darin kein armer Schlucker. Da musste er noch ein paar deals. Und für diese deals brauchte er das Gedrängel. In Heathrow. Oder JFK. Da wo alles zusammenkam. Wo er im Vorbeigehen und Ankommen spüren konnte, was werden würde. Ob er die 30 Millionen in den Mimeat-deal. Oder doch lieber in den merger von HSBC und JVC. Ob das dann eine glückliche Hochzeit werden würde. Und es ging ja nicht um den Verlust. Das war ja nicht die Frage. Wie viel aus dem Geld werden konnte. Er hatte seit 10 Jahren kein Geld mehr versenkt. Es reichte ja nur für die oberste Etage noch nicht. Die Lilli wollte das sehen. Die Lilli wollte das gezeigt bekommen und dann würde sie zugeben müssen, dass er es geschafft hatte.

Aber vielleicht würde ja alles ganz anders kommen. Vielleicht würde ihm die Dr.Erlacher ja helfen können, von der Lilli loszukommen. Sozusagen einen Spiegel abstellen zu können. Erst einmal. Den mit ihrer Vorderseite. Die Brustseite. Mit dem Gesicht. Deswegen waren die Flughäfen so ideal. Diese vielen erwartungsvollen Gesichter. Und dann nur noch müde. Keinen Ausdruck mehr vor Erschöpfung. Oder Erwartung. Das machte so glänzende Gesichter. Ausgelöscht ins Glänzen. Er hätte als Kosmetikfirma sich das Glänzen zur Aufgabe gemacht. Eine Mode von Glänzen. Spiegelnde Gesichter. Leuchtende Haut, die die leuchtenden Augen betonte. Für alle. Männer und Frauen und Dunkle und Helle. Dieser Kampf gegen das Glänzen. Die Kosmetikfirmen würden ihn verlieren und warum nicht Geld verdienen, mit dem was die Wünsche erfüllte. Die Menschen wollten glänzen. Sie wollten erwartungsglänzend in Flughallen stehen und aufbrechen. Das konnte man ihnen geben. Die Frauenzeitschriften konnten das Glänzen nur im Zaum halten. Aufs Décolleté abschieben. Aber das würde nicht lange mehr brauchen. Die Kosmetikindustrie war daran, den Kampf zu verlieren. Samtige Haut. Das hieß Härchen. Kleine feine Härchen, die das Licht brachen. Und wer wollte Härchen. Haare. Er nicht. Kinderhaut.

Aber das war nicht fertig. Wie die Gesichter. Das war etwas anderes. Er hatte ja gehofft, die Dr.Erlacher könnte ihm dabei helfen. Die Lilli loszuwerden. Den Spiegel mit ihrem Gesicht abstellen zu können. Nicht mehr dieses Jonglieren, das ihn zerriss. Wenn er sich sich selbst vorstellte, dann sah er sich stehen und diese drei Spiegel jonglieren und dabei zerrissen werden, weil die Spiegel so schwer waren. Eckig. Und weil die Spiegel von Fliehkräften bewegt wurden. Sein Jonglieren war nur immer wieder das Zurückziehen. Zurückreißen der Spiegel. Zurück in die Bahn um seinen Kopf. Die Arme wurden ihm fast ausgerissen, vom Gewicht der Spiegel. Eckige Rahmen und schweres Bleiglas. Altmodische Dinger. Mahagonirahmen und geschliffene Glasränder und eine solide Holzunterlage für das Glas. Zwei Spiegel. Die hätte er hochhalten können. Wie Verkehrszeichen. Die hätte er von einer Hand in die andere. Das war anstrengend genug. Aber dass einer immer über seinem Kopf. In der Luft. Immer mit einer Ecke nach unten. Immer bereit, in seinen Schädel zu fahren. Er konnte sich sehen, mit dem Kopf gespalten und der Spiegel aus der Spalte ragend. Das tat nicht weh. Schmerzen. Das war es ja gar nicht. Schmerzen. Damit konnte man rechnen. Es war die Unversehrtheit, die es dann nicht mehr gab. Er wehrte sich gegen eine Versehrung.

Im Job. In den Jobs. Da musste er nichts erwarten. Längst nicht mehr. Da konnte ihm nichts mehr geschehen. Da hatte er alles geregelt. Da war alles abgeschlossen. Da hätte er alles abstellen können und sich in einen Liegestuhl legen und nie wieder aufstehen. Aber von den Spiegeln konnte er der Dr.Erlacher nichts erzählen. Sonst hätte er ja sagen müssen, was sich spiegelte und dass das Jonglieren nur zur Ruhe kam. Dass alles sich in ein langsames Kreisen wie von Planeten verwandeln konnte, wenn er in einer Realität die beiden anderen plastisch halluzinieren konnte. Gelingen konnte das nur in der »Blauen Pagode«. Die Asiatin um ihn. Lilli vor ihm. Und seitlich. Auf dem Boden spielend seine kleinen Mädchen. Frieden war das nicht. Aber ein mähliches Kreisen. Rund um ihn ein Kreisen und alles verlangsamt. Mit Viagra dann noch langsamer und ewig und wer hätte gedacht, dass das ein Beruhigungsmittel sein konnte. Vom Viagra konnte er der Dr.Erlacher erzählen. Die Stunden mit der Dr.Erlacher. Waren sie nun schon zu wichtig geworden. Er wollte nichts Wichtiges mehr. Er hatte die Dr.Erlacher ausgesucht. Er war von einer Therapeutin zur anderen gegangen und hatte sie angesehen. Er hatte eine Therapeutin gesucht, die ganz der in den »Sopranos« glich. Prim and proper and very intelligent. Aber zu professionell, sich eine Vorstellung zu machen. Er saß da und fühlte sich fast so wohl. Bei der Dr.Erlacher. Es war das Wissen, sie ausgewählt zu haben.

Und bei der Dr.Erlacher hatte er es richtig gemacht. Nicht so wie mit der Lilli. Obwohl sie zum Zentrum all der Unbegierde geworden war, die ihn vorantrieb. Die ihn ins Geld zwang. Die Lilli. Sie lieferte ihm die Begründung. Sie wollte keine Liebe mehr. Sie hatte sich von jeder Idee von Liebe verabschiedet. Sie hatte jeden Kompromiss aufgegeben und wollte nur noch das Geld. Sie wollte den Glanz, den das Geld auf sie abstrahlen konnte. Sie wollte keine Erwartung mehr. Sie hatte das Warten aufgegeben. Sie wollte ein Jetzt, in dem alles ihr gehörte. Keine Versprechung. Sie war die Härtere. Sie war ihm vorausgegangen. Ohne jedes Mitleid mit sich selbst. Sie war viel konsequenter. Es war gut, dass er so viel anhäufen hatte können. Ohne ihren Antrieb. Er war nicht sicher. Wenn er ihren Spiegel abstellen konnte. Ob er dann noch genug power. Das liebte er ja auch an ihr. Ihre grandiose Härte. Zuerst gegen sich und dann verlangte sie das von allen anderen. Und sie hatte diese Entscheidung für ihn getroffen. Sie hätte ja gehen können. Aber sie wollte konsequent bleiben und den Kampf aufnehmen. Sie hatte ihn retten wollen und jetzt wollte sie ihn zerstören. Es war nur folgerichtig.

Und er spürte sich weich werden, wenn er an sie dachte. An sie allein und an ihn und wie sie neben ihm gestanden hatte. Ihre Hitze. Ihr Körper war so fest gewesen und hatte geglüht. Hitzig fest unter der Hand und es war notwendig gewesen, den eigenen Körper gegen ihren zu drängen. Seinen Körper in den ihren zu drängen. Ihre Hitze um sich. Und wahrscheinlich hatte es mit ihr begonnen. Sich nur noch außen fühlen zu können. Und auf sich. Und von unten hineinspritzen. Hinaufspritzen und es nass über sich rinnen und die Nässe hineinreiben in sie. So lange wie möglich. Bis sich alles von ihr trennte und herausschlüpfte. Und wenn sie es schaffte, dann von ihrem Pumpen hinausgeschoben. Wenn sie wütend lange genug auf ihm geritten und sich dabei noch selber gerieben. Am Anfang hatte er ihre Hand weggezogen. Ihr ihren Kitzler verboten. Es selber machen wollen. Aber da hatte er alles auf sie angewandt. Er hatte sie von innen und außen. Eindringen und umdringen. Bei ihr hatte er es gewollt. Damals. Damals hatte es ihm nicht genug sein können. Die Spitzen ihrer Brüste gegen sich. Spitz streichelnd. Breit drängend. Und immer heiß. Und es war schon klar gewesen, was der Ripper gewollt hatte. Sich überall hineinstecken. Dringen. Er hatte damals gar nicht mehr gewusst. Manchmal hatte er gar nicht mehr wissen können. In diesem Rad der Leiber, was er. Wo er. Wohin er. Der Kleiner Mann zwischen die Busen. Unter das Kinn. In die Achselhöhle. In die Armbeuge. Die zarte Haut in der Kniebeuge.

Es war eine Raserei und in der Erinnerung. Er sah sich im Kreis drehen wie ein Hund, der nicht wusste, wen er begrüßen sollte oder wie. Und es dann ihr überlassen. Vor Raserei. Am Anfang, weil es so über ihm war und es vor gierigem Keuchen gar keinen Atem mehr gab. Die Kinder. Diese Kinder. Sie hatten ihn hinausgedrängt. Sie drängten ihn hinaus. Sie kamen aus dem Keuchen und diesen Schnapplauten der Raserei und dann hatten sie ihn verdrängt. Davor hatte sie ihn geboren. Ihn allein. Hatte seinen schlaffen Mann in Stößen entlassen. Ihn zusammengekrümmt in das Bett zurückgeboren. Und er liebte seine Kinder. Aber sie wurden groß. Sie wurden fest. Sie blieben nicht mehr stundenlang am Boden sitzen und spielten. Er konnte sie sich immer weniger vorstellen. Die kleinen Elfenkörperchen auf dem blauen Teppich. Hetty und Netty. In kleinen Badeanzügen auf dem Teppich. Das waren ihm die liebsten Spiegelungen. Rechts außen. Dieser Spiegel musste rechts außen schweben. Das kam vom Liegen auf der Couch. Im Salon die große weiße Couch so, dass die Kinder rechts von ihm. Er lag mit dem Blick zum Fenster und der Aubusson breitete sich nach rechts aus.

Die Lilli. Er hätte ihr das System erklären sollen. Es hätte möglich sein sollen, ihr diese Ökonomie der Spiegelbilder und seiner Zustände erklären zu können. Mit ihr hätte sich ein Weg gefunden. Sie hätte ihm selber die neue Frau zugeführt, mit der er die neuen Kinder. Und dann die Bilder wieder frisch. Das Spiegelbild wieder frisch gefüllt. Dieses eine kein Problem. Keine Angst davor, die Protagonistinnen zu verlieren. Alles langsam ineinanderfließen lassen. Das wäre das Beste gewesen. Kein Reibungsverlust. Keine Anstrengung. Nur noch dieses Ineinanderfließen und der Gewinn daraus enorm.

So hätte sich ein enormer Gewinn machen lassen. Alle seine Kraft hätte sich in die Geschäfte lenken lassen. Und das war ja sicherlich das Geheimnis der großen Erfolge in der Geschichte. Das Privatleben kostete keine Kraft. Alles stand zur Verfügung. Alles folgte aufeinander. Fügte sich ineinander. Alles rund um ihn und bereit. Er hätte so einen römischen Haushalt haben wollen. Da hätte er sich alles einrichten können. Die Ehefrau. Die kleinen Mädchen. Die Asiatin. Und Ersatzdarstellerinnen. Und dann das Reich. Alles. Ohne Grenzen. Wenn das alles so eingerichtet wäre. Der Jet für die Lilli wäre kein Problem gewesen. Mit allem dazu. Der Jet war ja nicht das Problem. Das, was mit dem Jet angeflogen wurde. Das kostete. Da hätte die Lilli sich tummeln können und sie wäre ihrem Rang entsprechend bezahlt gewesen. Es war ja ein Schmerz, sie so leiden zu sehen. Es tat ihm weh, wenn sie vor ihm stand. Die nächste Laliquevase in der Hand und ihr Gesicht nur noch der Zorn. Die Wut. Die Enttäuschung.

Und er verstand, warum sie allen erzählte, er schlüge sie. Sie musste sich vorstellen, dass er sie angriff. Sie musste sich Berührungen phantasieren. Irgendwelche Berührungen. Sie schlug ihren Arm gegen den Marmorrand des barocken Altartisches, den sie als Büfett aufgestellt hatte. Sie stürzte sich über die Marmorstufen vom penthouse zum Vorzimmer. Sie verletzte nie ihr Gesicht. Er war froh darüber. Natürlich brachte ihn das ins Spekulieren. Aber das war sein Beruf. Dafür konnte er nichts, dass er sich bei ihren Wutanfällen dachte, wie es wirken würde, wenn ihr Gesicht verletzt wäre. Ob er dann schmelzen müsste. Ob er, wenn sie weit genug ging. Ob dann der Schmerz, der ihn in diese Szenen zwang. Ob er dann den Kopf beugen müsste. Den Kopf weg aus dem Sehen ihrer wutverzerrten Verzweiflung.

Und ob er mit dem Kopf, hinausgehalten aus dieser Beziehung. Ob er dann alles gestehen hätte können. Ob er ihr dann sagen hätte können, dass das alles die Basis war. Dass ihr Schreien und Toben. Ihr wütendes Keuchen. Ihre kreischende Stimme. Dass das alles Janitscharenmusik war. Für ihn. Dass ihn das in die Schlacht trieb. Dass das hinten immer mitklang. Wenn er vorging. Wenn er die Aufträge gab. Wenn er die Batzen platzierte. Wenn er wartete. Wenn er wieder durch die Massen streifen musste und das Begehren spüren. Menschen berühren und ihre Begierde. Die Kraft, die sie vorantrieb. Die Energie, die sie vor sich herschleuderte. Rund um die Welt. Die glänzenden Gesichter hochgereckt und dem Glänzen nach. Alle zusammen wussten, wohin das treiben sollte. Manchmal blieb er stehen. In der Mitte einer solchen Halle. Eines solchen Gangs. Manchmal dachte er, er reiste sowieso nur noch herum, um auf diesen Gängen herumzulungern. Durch diese Hallen zu streifen. Die Flüsse der Flughäfen erforschen. Die Ströme des steten Gehens in Frankfurt. Das Kreiseln in Hongkong. Das Spazieren in São Paulo. Die geschlossenen Gänge vom John F. Kennedy. Damit man nicht einmal etwas sehen konnte von Amerika. Vor dem Passieren der immigration. In Heathrow war das auch so. Den Jet. Den würde nur die Lilli benutzen. Er würde weiter öffentlich fliegen. Müssen.

Oder konnte er sich davon emanzipieren. Wenn er alles in den Griff bekommen hatte. Aber wenn er alles in den Griff bekommen hatte. Dann brauchte er ja nichts mehr zu tun. Dann musste er überhaupt nichts ändern. An sich musste er dann nichts mehr tun. Wenn er alles rund um sich eingerichtet hatte. Wenn jede in seiner Umgebung auf ihrem Platz. Dann konnte er auch weggehen. Dann konnte er die Menschen hinter sich lassen. An ihnen vorbei mit dem Chauffeur durch die Tore hinten auf den Flughäfen und durchgewinkt in sein eigenes Flugzeug steigen und abheben. Und genug zahlen, sofort abfliegen und landen. Über alles weg. Und vielleicht war es ja Zeit dafür. Konnte die Zeit gekommen sein, sich zu erheben. Den Ekel und die Liebe zurücklassen und nicht mehr streunen müssen. Nicht mehr ankommen und die Gerüche. Nur mehr in seinem Xanadu und alles in Stockwerke. Die Dr.Erlacher oben. Oder brauchte er die Dr.Erlacher nicht mehr. Die Dr.Erlacher. Die war doch der Weg dahin. Wenn er die Tore schließen ließ. Die Dr.Erlacher konnte er draußen lassen. Musste er draußen lassen.

Oder musste man jemanden wie die Dr.Erlacher umbringen. Eigentlich musste die Dr.Erlacher. Weil sie natürlich mehr wusste. Und das wusste sie nur, weil sie eine Frau war. Mit einem Mann hätte er nicht so klar reden können. Das war ganz offenkundig. Das war unübersehbar. Das war eine Voraussetzung gewesen. Sie musste sich ja in die Lilli versetzen können. Sie hatte ihm ja Auskunft über die Lilli geben müssen. Und wenn alles nach Plan. Dann hatte sie genau das getan. Dann hatte sie sich so gut in die Lilli eingedacht, dass er alles so hinbiegen konnte. Hinstrecken eigentlich. Alles rund um sich anordnen. Eine Perlenkette der Anordnungen. Die Lilli verstoßen. Hinausgestoßen. Weggeschleudert. Der Spiegel mit ihrer Fratze weggeschleudert. In eine Umlaufbahn. Weit weg um ihn kreisend und eine magische Erinnerung. Die Lilli konnte nicht ganz weg. Ganz konnte er sich nicht. Abtrennen von ihr war nicht möglich.

Er war jung gewesen. Mit ihr war er jung gewesen. Sie war die Zeugin seiner Jugend. Dass seine Brüste nicht so schlaff waren. Dass sein Körper. Einmal. Kegel. Er hatte von sich das Bild von Kegeln. Ineinandergreifende Kegel. Zu gehen. Das war ein Federn auf diesen Kegeln gewesen. Der Rumpf von den Beinen. Das hatte gewippt, wie die Beine in den Rumpf geragt und gefedert. Nur der Kopf eine Kugel von den Kegeln getragen und die Arme beim Gehen so herumgeschleudert und ihm alle Platz gemacht hatten, damit sie nicht geschlagen wurden. Das hatte in sich gefedert. Vor Jugend. Damals hätte er die Welt jonglieren können. Oder drei Welten. Es wäre kein Problem gewesen. Und dieses Zerren in den Gelenken. Das hatte es nicht gegeben. Er war sich ein container gewesen. Alles innen und das Ficken nur der Ersatz, alles in sich hineinzustopfen. Alles zu verschlingen. Und die nette Trennung von allem, was der Kopf machte. Alles Hören und Sehen und Denken. Alles innen behielt. Alle Information angespeichert. Und der Körper. Unten. Die Absonderung. Die Absonderungen. Und der Mund dazwischen beides machen konnte. Schlürfen und Speien.

Es waren die Augen. Die Augen hatten diesen Prozess des Zerwürfnisses begonnen. Die Gier mit dem Mund und der Kleiner Mann. In sich hinein und aus sich heraus. Das war an eine Grenze geraten. Das geriet an eine Grenze. Da halfen die Tabletten nichts. Hatten nichts geholfen. Auf Dauer hatten sie geschadet. Das Gedächtnis war reduziert. Er konnte sich auf sein Gedächtnis nicht verlassen. Aber es war nicht vorstellbar gewesen. Diese Verstrickungen waren nicht vorstellbar gewesen. Es war nicht auszumalen gewesen, wie sich von innen alles auflösen würde und ihn in die Sehnen gespannt zurücklassen. Für ihn war das Leben bisher ein Streckbett gewesen. Aufrecht. Und in Bewegung. Er war zwischen diese Spiegelbilder gespannt und wurde immer weiter auseinandergezogen. Und es war der Erfolg, der die Unerträglichkeit mit sich gebracht hatte. Die Erschöpfung nach den großen deals. Die Zusammenbrüche, wenn die Spannung kollabierte. Weil alles wieder funktioniert hatte. Die Anstrengung des Erfolgsmanagements. Die ganze Arbeit, den Neugewinn zu integrieren. Einzuarbeiten. Von außen holen und innen verteilen. Zuordnen. Einordnen. Das Wachstum der Dinge beobachten.

Dafür musste man auf dem Sofa liegen und in dieses Schweben geraten. Die Spiegel zitternd still rund um ihn. Die Kinder spielen. Ganz still und ruhig. Der Papi muss sich ausruhen. Der Papi hat sich ganz schrecklich angestrengt. Die Lilli hatte das den Kindern zugeflüstert. Puppen angezogen. Häuschen gebaut. Bücher angeschaut. Mit sich sprechend. Die Namen der Dinge auf den Bildern vor sich hinredend. Die kleinen Körper so selbstverständlich beweglich. Die dunkelhaarige Hetty. Die weißblonde Netty. Es war seine Liebe zu diesen Wesen auf dem dunkelblauen Teppich. Wie sie über ihre Spielsachen gebeugt dasaßen. In sich versunken. Leise, weil der Papi auf dem Sofa liegen musste und sich ausruhen. Zu ihm aufgeschaut hatten. Ihre matten kleinen Gesichtchen zu ihm herauf und dann wieder weitergespielt.

2.Kapitel

Es war zu früh. Er konnte sich nicht auf eine Entscheidungsschlacht einlassen. Es war natürlich zu erwarten gewesen. Er hätte es absehen müssen. Es hätte ihm klar sein sollen. Es war nur konsequent. Das alles war im Rahmen ihrer Strategie folgerichtig und offenkundig. Er hätte es nur überlegen müssen, dann hätte er es wissen können. Sie machte das richtig. Er war abgedriftet. Er hatte sich treiben lassen. Von ihr angeleitet treiben lassen. Er hatte sich auf das Sofa werfen lassen. Festnageln auf die Couch. Gefesselt in eine Phantasie. Die Wirklichkeit ja längst anders. Die Kinder längst nicht mehr im Raum. Kaum noch da. Die Plastikponys weggeräumt. Die Bücher. Die Barbies. Die Kleider. Das Barbiehaus. Alles in den Zimmern verschwunden. Der Teppich leer. Er konnte Muster gehen. Wie in einem blöden Musilstück Muster gehen und sich überlegen, wie aus dieser Zwickmühle. Wie wenigstens die Schultern schonen. Ein scharfer genauer Schmerz die rechte Schulter. Innen. Wenn er den Arm heben wollte. Vom Couchliegen kam. Vom Nach-rechts-gewendet-Liegen. Ein wenig nach rechts. Die Kinder im Blickfeld. Die Kinder weg. Groß wurden. Noch kaum Busen und schon dasaßen. Bei den Sonntagsessen. Die spitzen kleinen Brüste in runde Körbchen zwängten und vorstreckten. Beim Sitzen die Brust so herauswölbten, die Rundung zu verstärken. Die Hetty. Die Netty versuchte, ein Bub zu sein und vollgeklebt mit Tattoos. Geklebt. Das würde sich verfestigen. Die weiße Haut nadelzerstochen blaue Symbole. Oder piercings.

Und die Dr.Erlacher das auf ihn zurückführte. Dabei war es sie. Es war die Lilli. Sie flüsterte und hob die Augenbrauen und genoss es. Die Lilli. Er konnte nicht ganz sicher sein. Es sah aus. Manchmal musste er vermuten, sie konnte das alles sehen. Sie wusste es ganz genau. Dass er diese Balance brauchte. Und dass er die verlor. Dass er die gerade verlor. Dass sich alles auflöste und ihn untergehen ließ. Er konnte sich gar nicht mehr auf die Couch legen. Sie hatte die Couch ausgetauscht. Die goldweiß brokatene Couch. Ein fettes Lager und dieses dünne Träumen darauf. Sie hatte eine Ledercouch hingestellt. Eine Lederlandschaft. Weiß und glatt und glänzend. Kein Hinlagern möglich. Jedes Hinsetzen oder Hinlegen in sanftem Rutschen am Ende in ein Liegen führte. Und liegen. Den Kopf nicht erhöht. Das konnte er nicht. Er konnte nicht einmal liegend schlafen und hatte ein Bett besorgen lassen, von dem der Kopfteil hinaufgefahren werden konnte. Im Liegen nichts möglich. Im Liegen. Wenn er noch liegen hätte können, dann hätte er nichts machen müssen. Dann hätte er gar nichts machen müssen. Schlafen und so aus sich herausschauen. Wie sie das alle taten. Erwartungsvoll aus sich herausschauen. Er war sogar im Schlaf bereit. Schon halb aufgerichtet und der nächste Schritt vorbereitet. Ihn überfiel nichts.

Aber sie hatte es gemacht. Sie wollte wirklich weg. Sie hatte einen Verbündeten dazu gebraucht. Sie hatte sich immer unterschätzt. Das kam von diesem Kindertalk. Und dass sie von sich in der dritten Person sprach. Das war absolut lächerlich. Wenn sie sich hingestellt hatte und gesagt, dass die Lilli das jetzt gar nicht mehr gut fände. Sie hätte sich gleich zu den Puppen auf den Teppich legen können. Aber natürlich war ihr dabei der Blick auf sich selbst möglich. Da war die Dr.Erlacher draufgekommen. Da hatte die Dr.Erlacher wahrscheinlich auch recht. In der ganzen Kindischheit lag Methode. Sie stellte sich als kleines Kind neben sich und sprach. Und das kleine Kind musste sich selber sehen. Und sogar kleine Kinder müssen manchmal etwas begreifen.