Jessica, 30. - Marlene Streeruwitz - E-Book

Jessica, 30. E-Book

Marlene Streeruwitz

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Beschreibung

Eigentlich ist alles bestens. Jessica sieht gut aus, ist jung und intelligent, ein Muster der Generation Golf Zwei. Eigentlich sollte sie nur mit vielen one night stands experimentieren, die sie dann am nächsten Tag mit ihren Freundinnen bespricht. Doch dann erfährt sie die Politik am eigenen Leib und aus "Sex and the City" wird ein C-movie und der Neoliberalismus erotisiert auf Dauer auch nicht. Aber Jessica hat Gegenstrategien: Sie beschließt, ihren Körper zu privatisieren, und läßt die Täter nicht stillschweigend davonkommen. Ein rasanter innerer Monolog - ein irr-witzig literarisches Abenteuer!

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Seitenzahl: 358

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Marlene Streeruwitz

Jessica, 30.

Roman. Drei Kapitel.

Roman

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Inhalt

1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel

» ... Alles wird gut, ich muss nur die Praterhauptallee hinauf- und hinunterrennen und dann ist wieder alles gut, dann kann ich das Schokoeis von heute Nacht und das Essen von Weihnachten vergessen und dass ich nicht geschlafen habe, wegen dem Gerhard, obwohl ich das gar nicht will und es gar keinen Grund gibt, den so ernst zu nehmen, aber beim Laufen dann, dann brauche ich an nichts zu denken, und bei der Kälte vergeht einem auch noch jeder Wunsch, ich möchte nicht, eigentlich möchte ich nicht, eigentlich möchte ich gar nicht, überhaupt nicht, ich möchte in der Badewanne liegen und warmes Wasser um die Haut und nur daliegen und nicht bewegen, bewegen nur, wenn das Wasser schaukelt und warm und nicht aus dem Auto in diese Kälte hinaus und der Mann da, in dem roten Fiat, der zieht sich auch seine Joggingjacke an, der wurschtelt sich auch in seine Windstopperjacke oder nein, der zieht sie aus, der ist schon fertig, der ist schon laufen gewesen, ich werde erst in einer Stunde so dasitzen und er ist ja auch ganz rot im Gesicht, shit, der hat es schon hinter sich und warum ist es nicht schon eine Stunde später und jetzt geh endlich, zieh den Mantel aus und steig aus dem Auto, Jessica Somner, reiß dich zusammen, du hättest ja das Eis nicht essen müssen, Issi, heute Nacht, und was für eine Idee, dieses Schokoeis und dann noch eine ganze Packung Mövenpick Maple Walnut und wenn die Dose Schlagobers nicht ausgegangen wäre, hätte ich die auch ganz gegessen und hast du das notwendig, ich meine, es ist gerade nicht alles so toll, aber deswegen gleich in die Fettsucht, der Ausgleich für mangelnde Sexualität kann es nicht sein, ich hole mir ja, was ich will und irgendwie ist es gar nicht so schlecht, wenn er dann weg ist und gerade nach Hause fährt, wahrscheinlich bin ich sozialfrigid, wenn es immer nur schön ist, wenn keiner da ist und die Männer wirklich nur das Vorspiel und es lebe die Onanie und es interessiert ja auch keinen, eigentlich und jetzt, meine Liebe, jetzt wird ausgestiegen, wenn dich sonst nichts verzehrt, dann muss auch das selber getan werden und hinaus und ja, es ist kalt und ich laufe lieber los, zum Stretchen stehen bleiben, da erfriere ich, das muss die Thermounterwäsche leisten, die Muskeln wärmen und jetzt los, bei der Eisenbahnbrücke ist es vorbei, mit der Kälte und der Raureif auf dem Schnee knirscht so schön, woran erinnere ich mich, wenn ich dieses Knirschen höre, immer wenn ich dieses Schneeknirschen höre, wird mir angenehm, es muss mit Weihnachten zu tun haben, es ist so erwartungsvoll und angenehm und atmen, Frau Somner, atmen, durch die Nase, wenn es nicht so ungeheuerlich kalt wäre und was für ein hässliches Gefühl, diese Kälte innen, so kalt, innen, die Rippenbögen entlang, wahrscheinlich ist es superschädlich, bei dieser Kälte zu laufen, aber nicht laufen ist noch schlechter, und die Wolken, die Fettwolken, innen die Oberschenkel entlang, das wirklich helle Licht ist nicht mehr angebracht, im Schlafzimmer oder wenn schon ein sehr helles, da sieht man es auch nicht,

atmen und der blöde Schal, es gibt so Hauben mit angeschnittenem Schal, wie für einen Bankraub, so eine sollte ich mir besorgen, nur, wann komme ich auf die Mariahilferstraße oder besser in das Donaucenter, obwohl, da haben sie dann keine Auswahl, bei den Laufschuhen, da waren nur die Nikes für die Burschen und 3 Modelle adidas für Damen, und warum hast du dir das alles nicht in Köln gekauft, in diesem kleinen Geschäft mit den Laufsachen nur für Frauen, die Frau da, die ist mindestens 50, die wäre dir schon längst davongelaufen, aber die trainiert für Marathon, das ist ja dann doch übertrieben, so schlimm ist die Cellulitis dann auch noch nicht und die Mama hat überhaupt keine, woher habe ich das geerbt, und es geht überhaupt nicht, es geht überhaupt überhaupt nicht, diese Beine, die werden ja immer schwerer und so kenne ich das nicht, das muss die Kälte sein, ich kann die Beine nicht einmal heben, die schleifen ja hinter mir her und diese klebrige Kälte unter den Rippen, das geht nicht, das geht so nicht, das kann so nicht gehen, ich muss aufhören, Issi, das solltest du nicht weitermachen, das fühlt sich, das fühlt sich gefährlich an, ich laufe nur noch bis zum Kinderspielplatz und dann drehe ich um, das sind dann gerade vielleicht 5 Minuten und ich habe wiederum vergessen, auf die Uhr zu schauen, wann ich weggelaufen bin und werde wieder nicht wissen, ob ich wirklich 50 Minuten gelaufen bin oder doch nicht und hat es einen Sinn, mit dem Gerhard zu reden, würde sich deswegen etwas ändern, der ist ein Politiker, der wird die Politik nicht aufgeben, er kann das gar nicht, er wird verheiratet bleiben, er wird seine Frau nicht verlassen, und seine Kinder, er wird sich nicht ändern, er kann das gar nicht und er hat das Interesse verloren, er hat wirklich Probleme mit seinem attention span und mir macht es nichts mehr aus, dass er nie kommt oder immer zu spät und nie in der Öffentlichkeit und das interessiert ihn dann wieder nicht, wenn es einen nicht mehr aufregt, er hat doch ganz gerne ein zappelndes Opfer, nein, eigentlich will er ein tragisches Opfer, ich glaube, er braucht eine emotionale Geschichte, das regt ihn auf, das regt ihn erst auf, den törnt Liebe an, richtige, sich verzehrende Liebe und deswegen bleibt er ja bei seiner Frau, weil die trinkt, seinetwegen, das ist ein Liebesbeweis, für ihn ist das ein Liebesbeweis und das fehlt ihm jetzt schon, das beginnt ihm zu fehlen, er ist ja auch ganz phantasielos geworden und mir ist es zu blöd, mich anzustrengen und warum laufen alle immer auf der Straße, hier, auf dem Asphalt, meine Knie halten das nicht aus, ich spüre es nachher, wenn ich nicht auf dem weichen Boden gelaufen bin, aber dieses Einbrechen, dieses kleine Einbrechen bei jedem Schritt durch die gefrorene obere Schneeschicht, das ist anstrengend, das macht richtig langsam, aber die Kälte aus den Lungen ist weg und in den Handschuhen ist es gleich zu heiß, wenn es nicht so langweilig wäre, aber bis zur Autobahn wird es schon gehen, der Schal hält ja jetzt einmal, weitervorbeugen, nicht die Schultern so zurück, die Schultern runder und den Kopf beugen, nicht so aufrecht gegen das Laufen, die Luft durchschneiden, wie schwimmen, und das geht ja, und Schluss machen, ich verliere nur diese Welt, diese kleine Welt mit ihm, aber ich hätte ihn nie in die Wohnung lassen dürfen, diese Welt findet in der Wohnung statt, die müsste aus der Wohnung entfernt werden, diese helle Insel, bei der es immer Nacht draußen ist und die Vorhänge vorgezogen werden müssen und die Jalousien herunter, wegen seiner Paranoia, wen interessiert denn schon das Gestöhne eines Ministers und er stöhnt ja nicht einmal, aber was weiß ich, was er sonst noch macht und wer sich für ihn interessiert und vielleicht ja sogar seine Frau und was ist es nun wirklich, was verloren geht, wahrscheinlich das Heimliche, das Nur-miteinander-voneinander-Wissen, der Blick bei der Pressekonferenz und dann gleich weiter und nur wir beide wissen es und nur wir beide können es wissen, wenn die Vorhänge vorgezogen sind und müssen uns deshalb ineinander verkrallen und daran muss ich ja auch beim Onanieren nachher denken und hat die Katrin Recht, dass man keinen Orgasmus ohne eine Phantasie haben kann, aber die Katrin gehört zu den Leuten, die so etwas behaupten können, die Katrin kann sagen, dass es das nicht gibt, einen erzwungenen Orgasmus, die Katrin schaut ›Sex and the City‹ und deshalb glaubt sie, sie weiß alles und natürlich weiß sie auch nur das, was sie wissen kann, auch ein Sexualtherapeut könnte nicht mehr wissen, als er selber weiß, und, keine Phantasie haben, nur daliegen und ihn machen lassen, das ist auch eine Möglichkeit, man kann sich da auch beherrschen lassen, und das kennt sie halt nicht, und es macht mir immer noch Angst, wenn jemand etwas so bestimmt weiß, auf diesem Gebiet und ich werde der Claudia eine Serie vorschlagen, wieder einmal eine ›Alles über Sex‹-Serie, ›Mehr als alles über Sex‹ und was der Menschenfresser mit Sex zu tun hat, warum es mich so aufregt, mir diese beiden Männer in der Genossenschaftswohnung vorzustellen, an einem IKEA-Tisch sitzen und wie sie den Schwanz vom Opfer verspeisen, auf dem Lilienporzellan von der Mutter und warum finde ich das verstörend, warum regen mich solche Sachen auf, warum kaufe ich mir die Bild-Zeitung mit den Berichten, es sind 2 Männer und der eine lässt sich entmannen und dann gleich danach töten und ist das eine Voraussetzung gewesen, der Grund, sich dann abschlachten zu lassen, weil er kein Mann mehr war, dann und deshalb den Tod verdient hatte, ohne Schwanz, der Schwanz ein Opfer, aber das alles nur, weil er sterben wollte und der Schlächter ein zufälliger Priester und das Ganze ein Augenblick der Erfüllung, aber geheim, und war das Geheime notwendig, weil es sonst nicht gegangen wäre oder war auch das eine Voraussetzung, wie die zugezogenen Vorhänge oder würde das Opfer Öffentlichkeit haben wollen und kann sie nur nicht haben, wenn niemand anderer davon weiß, sehr existent sind die Dinge dann nicht, wenn sie geheim sind, die Geschichte mit dem Gerhard ist nur interessant gewesen, weil sie zusätzlich war, zu allem anderen, und, jetzt geht es schon weiter, die raue Stelle im Hals wird schlechter, aber bis zum Ende wirst du das nicht spüren und die Schultern runder und mehr ins Laufen fallen lassen und den Rhythmus halten, das ist wunderbar, so gleichmäßig und was für ein wunderbares Maschinchen, der Körper, wenn alles so läuft und nichts anderes existiert und hoffentlich kein Hund auftaucht, den Rhythmus zu stören, und das ist die wirkliche Unabhängigkeit, in sich abgeschlossen so gut zu funktionieren, ein solches Wohlgefühl, und ich werde der Claudia das verkaufen, ich bin die richtige Autorin dafür, ich will es selber wissen, ich nehme die Leserin auf eine Forschungsreise mit, Fragen sind wieder erlaubt, und nicht in dem Ton wie Cosmopolitan, glamouröses Onanieren, das wissen wir jetzt alle, aber das ist ja auch nur eine von diesen Regeln, Vorschriften, wenn die Voraussetzungen nicht stimmen, weiß man gleich nicht weiter, und man muss es einfach beschreiben wie in den Kochbüchern mit den Zeichnungen, aber die Männer werden es weiterhin nicht lesen und nicht wissen, wo die Klitoris ist, das ist schon erstaunlich und bei Bukowski gibt es doch diese Geschichte, dass er kommen muss, während eine Hure seinen Schwanz bearbeitet und er will gar nicht und muss doch kommen und geniert sich fürchterlich dafür und genau darum geht es, das muss die Katrin einmal lesen, was der Herr Bukowski da erfunden hat und ob der auch lügt oder liest sie das von einem Mann und akzeptiert es und Frauen hält sie für stärker, oder hält sie Frauen für nicht so ausgeliefert, geschlechtsorganisch, ich kann auch in 2 Minuten kommen, diese Empfindlichkeit, hält die ein Selbstverschulden aufrecht, also Schuld, oder macht die kostbar, diese altmodische Kostbarkeit von Frauen und warum muss ich mir jetzt trotzdem die Seele aus dem Leib laufen, obwohl ich ein kleines Liebesabenteuer mit einem durchaus potenten Mann in der Nacht hinter mir habe, danach einen wunderbaren Selbstorgasmus hatte, einen von denen, die jede Zelle erreichen und einen Augenblick in einem hängen, in diesem sirrenden Zerren zur Mitte hin und dann sich noch einmal ausbreiten und dann gut und dann aber doch der Gang zum Eiskasten und das Eis aus dem Tiefkühlfach und das Schlagobers darüber und auf dem Sofa sitzen und in sich hineinlöffeln und alles wohlig und wunderbar, aber warum dann noch essen, warum in sich hineinstopfen und doch ohnehin schon keine Größe 36 mehr und Größe 38 die absolute Grenze, mehr darf es nicht werden, auf keinen Fall, und wie macht das die Mama, aber die isst nicht, die mag nicht essen, die hat nie essen mögen, die hat Essen immer verachtet, das ist eine Schwäche für sie und kein Wunder, dass ich immer zu diesen älteren Männern tendiere, die mit diesen festen Bäuchen, die immer essen wollen, vorher, die so dastehen, in ihren Kaschmirmänteln und sich von nichts umwerfen lassen, die muss ich alle immer vor der Verachtung von der Mama retten, die dem Vater immer vorgeworfen hat, dass er ja nur essen kann, essen und trinken und sonst verstünde er nichts von Kultur, aber er gibt das ja auch zu, er kann nur Geld verdienen und das Geld dann genießen, vielleicht noch Fußball, und sie hätte das gewusst, immer hatte sie das gewusst und früher hatte das auch gereicht, seine Freundinnen haben es jetzt schwer, neben ihm dünn bleiben, das sieht schwierig aus und ich sollte schneller laufen, dieser Jogger kommt mir schon wieder entgegen, ist der jetzt die ganze Allee gelaufen oder hat der früher umgedreht, der kann doch nicht 4 Kilometer so schnell gelaufen sein, das ist unmöglich und ich muss zu denken aufhören, ich komme sofort aus dem Rhythmus und es wird gleich wieder schwierig, lauf weiter, Issilein, tu mir die Liebe, lauf weiter, nicht einmal ein paar Schritte gehen, dann ist es gleich ganz sinnlos und wenigstens bis zur Meiereistraße solltest du kommen, das sind dann nur 2 Kilometer und 100Meter, aber bei dem Wetter wird es reichen und danach wirst du dankbar sein und bei der Besprechung mit der Claudia gut aussehen, die Augen werden dann wieder vollkommen klar und die Flasche Wein nicht mehr zu sehen, das mit dem Trinken sollte ich wirklich nicht tun, es genügt Maple Walnut, und allein trinken, aber es ist so erwachsen, irgendwie, dasitzen und ein Buch und eine Flasche Rotwein und das Glas heben und in das Buch schauen und in die Nacht hinaus und da ja die Vorhänge noch nicht vorgezogen, irgendjemand könnte mich sehen, im dunkelblauen Samthauskleid auf dem Sofa mit dem großen Weinglas und einem Buch und von der Ferne könnte man ja nicht sehen, dass es ein Krimi ist, da wäre es nur ein Buch und gestern hätte man mich 4 Stunden lang lesen sehen können und die Flasche ohnehin nur langsam austrinken und die schönsten Romanhelden sind doch die von Frauen erfundenen, so wie Lord Peter Wimsey, dieser Joe in dem Buch, welche Feinfühligkeit, welche Vorsicht in der eigenen Wirkung, wie viel Überlegung, was die Frau sich wohl denken könnte, was sie dächte, was er falsch gemacht haben könnte, wie er es richtig machen könnte, wie er es richtig machen hätte können, was für ein Gefühlsbündel, dieser Mann, kein Wunder, dass der Gerhard dann, ein Elefant, und eigentlich doch zu dick, zu unbeweglich, dann doch ein Fässchen, das auf dem Sofa nur sitzen kann, oder liegen und einen herumreißen muss, weil er nicht mehr beweglich genug ist, und kein Gespräch, aber ohnehin nie ein Gespräch, mit einem Wiener, mit einem Mann da, nie ein Gespräch, oder nur Gespräche, die Verbindung irgendwie nicht vorhanden, und ja auch meistens stumm vögeln und was bleibt einem dann anderes übrig, als auch zu schweigen und dieser amerikanische Lyriker glaubt dann, die Wiener Frauen wären alle tragische Schmetterlinge und dabei wird nur einfach nichts geredet, ganz untragisch und eine Tragödie erst danach oder immer schon

und dieser Autofahrer hätte auch warten können, jetzt habe ich eine Ausrede über die Straße zu gehen und muss dann wieder zu laufen anfangen und die ganze Mühe von vorne und es sind jetzt 17 Minuten und ich könnte auch umdrehen, ich werde sowieso langsamer und dann sind es fast 40 Minuten, aber so richtig heiß ist mir noch nicht und dann ist das Gesicht noch nicht so super entwässert und ich schaue bei der Claudia total aufgeschwemmt aus und sie fragt wieder, was mit mir los ist und schaut so, als wäre ich auf der schiefen Bahn und nicht mehr vertrauenswürdig, ich glaube, es ist ihr sehr wichtig, dass die ganze Redaktion so aussieht, wie sie, sie möchte eine richtige Tussenriege und alle sollen so sein, wie die ideale Leserin, 30, attraktiv, unabhängig und gut verdienend, aber dann müsste sie auch etwas zahlen, aber sie findet ja immer genug Mäuschen, die schon vom Mitmachen zufrieden sind, und für das Magazin, da soll keine Redakteurin gescheiter sein als die Leserinnen, und der kleinste gemeinsame Nenner ist da ohnehin nur die Vuitton-Tasche und wie die anderen das machen, das würde ich sehr gerne wissen, zahlt denen auch allen der Papa noch etwas zur Miete, die Fixen werden auch nicht so viel bekommen, aber die Tanja und die Mia sagen ja nichts darüber, wenn wir noch zusammenwohnten, dann wäre das kein Problem, und dann hätte ich mir auch den Gerhard erspart, der hätte nicht passieren können, in der Josefstädter Straße, das hätten die Tanja und die Mia nicht erlaubt, da wollten wir nur schöne Männer in der Dusche sehen und ich hätte da nicht wegziehen sollen, da gäbe es immer irgendjemanden, mit dem ich alles besprechen könnte, und dann wäre ich nicht in diese komischen Geschichten gerutscht und das ist ja dann auch nicht erwachsener, irgendwie, und sie haben mir das ja auch nicht verziehen und das ist das Verdächtige daran, wenn sie wirklich meine Freundinnen wären, dann würden sie meinen Schritt respektieren und dann auch nicht in den Redaktionskonferenzen gegen meine Projekte reden, die Mia wird gegen eine Aufklärungsserie sein, sie wird sagen, dass das altmodisch ist, dabei wäre ein Oswalt Kolle revisited wirklich wichtig, in dem Institut da, von dem Kinsey-Report, da kommt ja auch heraus, dass die Sexualpraktiken auf hearsay beruhen, nach wie vor, niemand kennt sich wirklich aus und ist ohne Vorurteile, ich weiß ja auch nicht so genau, wie ein Penis funktioniert, nur einen Schwanz muss man halt zur Kenntnis nehmen, der ist ja ziemlich sichtbar und die Männer sollen sich um sich selber kümmern, aber so eine Kochbuchgeschichte mit Anleitungen und Fragen, was einem Spaß macht, aber alles ausgesprochen und nicht so drüber geredet und dann die Geschichte, die die Ingrid erzählt hat, von der Tochter ihrer Freundin, die von ihr und ihrem zweiten Mann weg zu ihrem leiblichen Vater gezogen ist und jetzt mit ihm zusammenlebt, ist das eine Möglichkeit, holen die zwei jetzt ihre Beziehung einfach nach und weil sie jetzt erwachsen ist, kommt die Sexualität dazu, ist das wirklich falsch, ich könnte es mir mit dem Papa nicht vorstellen, oder will ich es mir nicht vorstellen oder ich darf es mir halt nicht vorstellen, obwohl, so schwierig kann es nicht sein, es könnte vom Essen ausgehen, die Mama sagt, ›Dein Vater, der kann ja nichts anderes als nur essen.‹ und dann stelle ich mir den Papa vor, wie er am Tisch sitzt und so mit den Knien hin und her wackelt unter dem Tisch, weil er nervös ist und ein schlechtes Gewissen hat, und er tut mir Leid, aber die 2 haben eine klassische Nichtbeziehung, die haben nie über sich geredet und es ist ein Wunder, dass sie die Scheidung geschafft haben, sie könnten immer noch in der Richard-Wagner-Straße in Graz sitzen und sie sagt, ›Dein Vater, der kann ja nichts anderes als nur essen.‹ und er wackelt nervös mit den Knien und isst und war dieser Satz nur eine Aussage über seine Potenz oder war sie auf das Essen neidig und hat deswegen jede Lust am Essen verloren, das Essen ihr vorgezogen oder am Essen die Potenz ausgelebt, aber eigentlich ist sein Essen der Pakt mit seiner Mutter und da hat die Mama nie dazwischen können, da sagt er heute noch nichts und hält zur Oma, und dann hat er der mehr gehört als irgendjemandem anderen und ich verstehe die Mama ja auch, man möchte, dass sie alles tun für einen, und alles hinter sich lassen, als hätte es nichts je gegeben, nichts anderes und kann es selber nicht, aber mit dem Vater dann, diese Tochter, die hat ja 17 Jahre mit ihrer Mutter gelebt und der zweite Mann von der Mutter, der hat sie fast von Anfang an mitaufgezogen, und dann ist er wahrscheinlich der richtigere Vater und die Inzestschranke gegen ihn und der leibliche Vater ist nur ein Mann und würde man dann ›Papa‹ sagen, im Bett, oder den Vornamen, müsste ich ›Franz‹ flüstern und das könnte ich nicht und mit ›Papa‹ ginge gar nichts und dann ist es ja nur diese Bezeichnung, die uns trennt, aber der Papa, das wäre auch zu viel für ihn, er kommt ja schon mit seinen Freundinnen nicht zurecht und man muss mit ihnen reden, damit sie ihn verstehen und dann schreit die Mama, ich wäre seine Zuhälterin, aber sie versteht das nicht, sie kann das nicht verstehen, Sex ist noch etwas sehr Wichtiges für sie, aber es gibt überhaupt so einzelne wichtige Sachen für sie und von denen kommt sie nicht weg, wie vom täglichen Haarewaschzwang, aber was soll sie auch machen, wenn die Zeiten so waren und wir tragen jetzt ja auch wieder diese spitzen Schuhe und die sind noch viel spitzer als die in den 60ern und der hallux valgus wird bald operiert werden müssen, obwohl, auch dagegen ist das Laufen gut, wahrscheinlich jedenfalls und noch tut der Ballen ja nicht weh und dann muss man halt operieren, und es ist ja ohnehin die Frage, was das linke Knie meint, wenn es nach 5 Minuten Laufen so zwickt und dann wieder aufhört, ich sollte zu einem Sportarzt gehen, oder einem personal trainer und meinen Laufstil bearbeiten, wahrscheinlich habe ich einen superfalschen Laufstil und ruiniere mir die Gelenke, die Hüfte krächzt ja auch schon, wenn ich lange gesessen bin und jetzt drehe ich um, es sind 20 Minuten, das muss reichen, mehr schaffe ich nicht, es ist zu langweilig, vielleicht doch zu zweit, aber mit der Mia, da war das Laufen nur ein einziges Geschnatter, da bin ich nie in meinen Rhythmus gekommen und es ist immer dieses Problem mit dem Publikum, einerseits geht alles besser, wenn die Welt einem zuschaut und andererseits gehen viele Dinge gar nicht, das ist immer das Gleiche wie die vorgezogenen Vorhänge, und ich sollte doch einen Pulsmesser nehmen, dann wüsste ich wenigstens, dass dieses langsame Schleppen jetzt wirklich gesund ist, es ist eine Schande, wie langsam ich bin und alle überholen mich, alle, ich bin die langsamste Läuferin in der Praterhauptallee, kein mittelalterliches Pummelchen, das ich überholen würde, alle ziehen an mir vorbei und na gut, die laufen vielleicht noch nicht 20 Minuten, aber ich sollte schon noch schneller sein, die sind alle nicht so jung, die sind alle auch so um die 30, alle sagen, ich wirke so sportlich und dabei bin ich es überhaupt nicht und die Claudia wird wieder sagen, ›Ich will dich nur in Hosenanzügen sehen, Issi, nur in Hosenanzügen, mit deinem sportlich-eleganten Auftreten, bist du absolut der business-Typ.‹ und soll ich nun den Blumarine-Rock anziehen oder den Hosenanzug, mit dem Rock glaubt sie vielleicht, ich habe ohnehin genug Geld und brauche keinen Auftrag und den Hosenanzug hat sie schon hundertmal gesehen und jedes Mal sagt sie das Gleiche, macht sie sich lustig oder vergisst sie wirklich jedes Mal, was sie so sagt, ist sie überlastet oder richtig sarkastisch, obwohl, sie will ja lieb sein, sie weiß gar nicht, wie sarkastisch sie ist, es ist beneidenswert, wie sie dann doch alle Machos werden, wenn sie nicht mehr sehen müssen, wie sie sich verhalten, weil sie nur noch anschaffen, aber so ein Frauenmagazin, das geht ja nicht zugrunde an so etwas, das ist ja wahrscheinlich auch nicht anders als die Phantasie von Papa Hefner, dass alle immer ficken wollen und die Claudia, die glaubt eben, jede Frau will eine halb aufgeklärte Tusse sein und deshalb ist sie auch eine und das Modell ist ja doch entweder Joan Collins oder diese Blonde aus Dynasty, oder Denver Clan, die Claudia will die Blonde sein, obwohl sie brünett ist und ist passive aggressive, da finde ich das Biest dann doch lustiger, obwohl ich mich an nichts mehr erinnern kann, haben die nicht immer vor loderndem Kaminfeuer auf Fellen, und Sex war immer das Ornament zu den Nullen auf den Konten und jetzt gehe ich, jetzt darf ich eine Minute gehen und dann musst du wieder laufen, meine Liebe und es ist gleichgültig, was die Rentnerehepaare sich über dich denken, dieses dauernde Auf-die-Uhr-Schauen kannst du lassen, jeder, der läuft, macht das auch dauernd, als Signal nun schon sehr lange gelaufen zu sein, das Pensum abgespult zu haben, sportlich versiert, und jetzt wird wieder gelaufen, meine Liebe, auf, auf, sonst hat das gar keinen Sinn und außerdem musst du zurück, sonst kommst du zum Termin mit der Claudia nicht zurecht und dann ist Feuer auf dem Dach, dann gibt es nur noch den Papa für den Mietzuschuss und der hat ja auch nicht so viel mehr, der hat über seine Jahresabrechnung geweint, nichts mehr hinterlassen kann er mir, nur mehr 50% des Vermögens und keine Aussicht, dass sich die Dinge verbessern und hoffentlich verkauft er die Aktien jetzt nicht, aber wenn er es nicht aussitzen kann oder wenn ihn die Nicole doch um den Finger wickelt mit den blöden Ratschlägen von ihrem Bruder, dann ist womöglich alles weg und ich habe nur mehr meine Wohnung in Graz und die bringt ja auch nicht so viel und dann muss ich das Auto aufgeben und das kann ich mir nicht vorstellen, dann kann ich auch nicht mehr in den Prater fahren, zum Laufen, dann beginnt ein ganz anderes Leben, ohne Auto, aber Schluss, nur gute Gedanken denken, nicht an diesen Geldscheiß, das bringt die Atmung durcheinander und gerade ist es so gut gegangen, das ist der beste Teil, dieses Trotten, dieses gleichmäßige Vor-sich-hin-Trotten und Nur-auf-den-Boden-Schauen, man sieht ja nichts von Landschaften, beim Joggen, ich jedenfalls nicht, die Mama findet das ja so dumm am Laufen, dass man nur den Boden sieht, aber besser kein verstauchter Knöchel und das richtige Tempo, Landschaften, das geht nur beim Autofahren, wenn man nicht zu schnell fährt, über den Wechsel, nach Graz, zu jeder Jahreszeit, das ist Landschaft oder vom Brenner nach Italien hinunter, die Berge hinauf und sich hinunterfallen lassen und der Verkehr darf nicht zu dicht sein, wenn einem die Kerle so hinten aufsitzen, sogar auf der rechten Spur, dann ist es nichts mit dem Sehen, und das ist doch der Sinn von dem Laufen, dieses Nur-in-sich-Gefühl, das ist besser als jede Meditation, ich bin zu abendländisch, zu unruhig, ich bin mit mir am besten in dieser Bewegung und außerdem könnte ich davonlaufen, ein Stück könnte ich davonlaufen, wenn es notwendig sein sollte, ich fühle mich nicht so bewegungslos und festgefroren, wenn ich laufen war, und ein gutes Gewissen habe ich auch und wenn ich mir noch abgewöhnen könnte, gleich nachher wieder zu essen, dann wäre das Ergebnis auch besser, aber ich esse dann wiederum aus gutem Gewissen, weil ich es mir leisten kann, und warum habe ich dann in der Nacht diese Schoko-Maple-Walnut-Orgie gemacht, ein gutes Gewissen hatte ich da nicht, ganz sicher nicht, ich bin zufrieden, wenn ich, es ist mein Recht, mich zu befriedigen, mein sehr gutes Recht, aber ein gutes Gewissen, das haben sie nur im Cosmopolitan, aber da triumphieren sie auch über die Männer, mit ihren Dildos, die sind da kastrativer, da sind wir europäischen Frauen, da sind wir nicht so hämisch oder sind wir unterdrückter oder vergesslich, wie in allem anderen auch, aber wahrscheinlich ist es nur ein Ausweichen, ein feiges Ausweichen ins Private, Problemvermeidung und da hatte die Mama es leichter, da war alles ganz klar und die mussten ein Doppelleben führen, wenn sie eines haben wollten, ein Leben, überhaupt und dafür waren sie bitter und wenn man die Jungen anschaut, die die frisch von der Wirtschaftsuni kommen und dann überhaupt nur über Mode schreiben wollen, aber wahrscheinlich ist wirklich alles nur eine Generationenfrage und laufe ich jetzt hier als Ally-McBeal-Klon herum und sehne mich nach dem richtigen Mann, und so ein Serienkosmos, das wäre schön, immer nur diese 10 Personen, die sich das Publikum merken kann und nur 3 Handlungsebenen oder überhaupt nur 2 und alle immer bereit zu reden, immer diese wunderbaren Beziehungsgespräche und alle gut aussehend und am Abend immer alle in dieser einen Bar und sogar auf der Straße niemand anderer, ich habe in New York noch nie jemanden Bekannten auf der Straße getroffen und Boston wird nicht anders sein,

und es wird nicht gegangen, meine Liebe, nicht aufhören, weiterlaufen, wenigstens bis zu Autobahnbrücke wird gelaufen, dann kannst du nachher richtig zufrieden sein, und nach dem Termin bei der Claudia kannst du dir dann etwas kochen oder beim Italiener bei der Hauptpost Spaghetti essen, obwohl ein Karottensalat zu Hause, das wäre besser, und die Karotten, morgen, dann sind sie sicher nichts mehr, ich sollte vorsichtiger einkaufen, vorsichtiger, viel vorsichtiger, warum habe ich noch immer nicht gelernt, vorsichtiger zu sein, geplanter zu leben, ich falle immer nur von einem Gefühl ins andere und handle danach und es ist nicht Spontaneität, die anderen glauben das immer, es sind immer Wünsche, und dann sind sie gar nicht wichtig, und ich fühle mich so, ungeordnet, nicht unordentlich, ich fühle mich ungeordnet und jetzt gerade nicht, jetzt fühle ich mich fromm, fromm und richtig und ich wollte, ich könnte so weiterlaufen und alles wäre klar, wohin und wie das dann aussieht, und ich bin nervös, weil man bei der Claudia nie weiß und dann noch die Mia und die Tanja, und diese Tochter/Vater-story, da könnte man eine große Geschichte draus machen, mit Zitaten aus dem Buch von der Christine Angot und darüber, was für Erfolge solche Geschichten immer sind, warum das alle kaufen wollen, warum alle wissen wollen, ganz genau wissen müssen, wie das nun war, wenn der Vater die Tochter, das ist doch interessant und das ist auch nicht vordergründig feministisch, das ist nur voyeuristisch, und es wäre ja eine Erfolgsstory mit einer Anklage, und würde das ausgleichen, irgendwie, und ich wüsste es ja auch selber gern, wieso das immer noch gekauft wird und wahrscheinlich hat es auch nur damit zu tun, dass niemand es genau weiß, genau weiß, wie es geht, wie man es richtig macht und dann lesen alle diese Stellen und hoffen, sie lernen etwas, deshalb hat der Houellebecq solche Verkaufszahlen, weil er genau beschreibt, wie das ist, mit Huren zu schlafen und dann jeder auch hingehen könnte und schon wüsste, wie das geht, und was er fühlen muss, wie es sich anfühlen muss, wie es sein muss, das ist es doch auch, was die Katrin meint, was sie nicht kennt, das gibt es nicht, den erzwungenen Orgasmus gibt es für sie nicht, den hat sie nicht, deshalb ist jede Beschreibung davon falsch und das ist dann schon alles, was Emanzipation kann, das Eigene der Beschreibung vorziehen, aber eigentlich ist es ja nur das Gegenteil, wenn die Beschreibung als Regel gilt und die meisten Leute sind halt unsicher und nehmen die Beschreibung und nicht sich selbst als Regel, aber ich bin ja auch nur skeptisch und würde gern selbst etwas herausfinden, aber trau mich nicht und dann kommt man auch nicht weiter und isst Maple Walnut mit Schlagobers und wenigstens keine Schokoladesauce drüber, wenn ich die im Eiskasten stehen habe, dann ist es aus, und es riecht nach Thymian, hier riecht es nach Thymian und was kann das sein, das kommt von der Müllverbrennungsanlage da hinten, da an der Autobahn zum Flughafen, aber was kann nach dem Verbrennen nach Thymian riechen, und so stark, vergiften die einen, und da muss ich gehen, diesen Geruch so tief einatmen, da laufe ich erst wieder, wenn der Geruch nicht mehr, wenn der weg ist, das ist ja grauenhaft, aber das ist wie die Geschichte mit den Amseln, wenn es in der Früh noch so still ist und der Straßenlärm noch nicht, das ist, das ist eine Stille, eine aktive Stille ist das, das ist wie ein Schlag, diese Stille, ein Schlag, in den man hineinfallen kann und niemand redet darüber, was da passiert ist, mit dieser Seuche und ob das je wieder gut wird und Vogelgezwitscher, aber das interessiert schon überhaupt niemanden, es gibt nur noch die Arbeitslosenzahlen als Argument, Amseln, und es interessiert auch wieder nur Frauen, kein Mann hat überhaupt verstanden, was ich meine, hören die das nicht, ist das wirklich so einfach, man hört etwas nicht und deswegen kann es einem auch nicht fehlen und dann kann einem nichts fehlen und dann ist man unverwundbar, hoffentlich, aber ein bisschen muss man das lernen, sonst ist das nicht auszuhalten, und wenn die Claudia die Themen ablehnt, dann darf ich mir das nicht anmerken lassen, ich muss es fertig bringen, mir nichts anmerken zu lassen, es ist lächerlich, diese gepresste Stimme, ich finde schon etwas, vielleicht interessieren sich die in der feature-Redaktion für die Vater/Tochter-Geschichte, wenn ich Interviews mit der Tochter von der Freundin von der Ingrid machen könnte und Zitate aus dem Angot-Buch, das wäre doch auch etwas fürs Radio, obwohl, ob die jetzt noch solche Themen machen, die machen ja auch nur noch Kirchenfunk, das wäre denen da auch zu feministisch, obwohl es natürlich wieder ein reines Männerthema ist, und hoffentlich treffe ich die Tanja nicht, aber die ist noch zu Hause, die sollte noch in Vorarlberg sein, und sonst muss ich sie gleich fragen, wie es ihrer Mutter geht, wie sie die Chemo überstanden hat, dann wird nur mehr darüber geredet, und die Mama, die geht ja auch nicht zur Kontrolle, die gehen alle nicht zur Kontrolle, obwohl die Mutter von der Tanja, die Tanja sagt, sie war und es wäre ja bei einer Kontrolle gefunden worden, und das geht sicher gut, die Ingrid, der merkt man nichts mehr an, die sitzt ganz lustig da, die ist eigentlich viel lustiger als vorher, und die Haare sind wieder, aber sie sind dünner, dünner sind sie schon, sagt sie und der Karl, am Naschmarkt, so eine Bemerkung, und niemand hat es verstanden, ich gehe da nicht mehr hin, man kann auch woanders frühstücken am Samstagvormittag, man muss nicht in den Naschmarkt-Pavillon gehen und sich sagen lassen, mit der Haube sähe man aus wie nach einer Chemotherapie, nur die Mia hat nicht mitgelacht, aber sie schaut immer so entschuldigend, sie schaut immer so ach du lieber Himmel, der kann nicht anders und ist das nicht traurig, aber die Mia ist überhaupt anders geworden, in diesem Jahr, seit ich nicht mehr da wohne, die Mia ist, ein bisschen fremd ist sie geworden und laufen, Frau Somner, laufen, unter der Autobahn durch, da ist besonders weicher Boden, da ist Sandboden und wenn schon gehen, dann wenn Asphalt kommt, und die Luft ist hier auch nicht schlechter, der Wind verbläst die Abgase, hoffentlich, unter der Autobahn durchjoggen, das ist ja sowieso pervers, aber man merkt sie nicht, irgendwie sind die Bäume wichtiger, die Kastanien fangen das alles ab, die Geräusche und den Blick und weiter, meine Liebe, weiter, jetzt ist es nur noch 1 Kilometer, das schaffst du noch, noch einmal überwinden und dann ist es gut und das laufe ich jetzt doch auf der Straße, das ist richtig eine Befreiung, dieses Eisschneelaufen, das geht ja richtig schnell jetzt, dagegen, der Tanja sage ich, dass die weiterverhandeln wollen, die von Endemol, die Tanja würde nie verstehen, wie ich das vertan habe, die Tanja muss nur wissen, dass ich die im Dom-Hotel getroffen habe, in Köln, und dass wir uns gut verstanden haben, die Frau Mittermaier und der Herr Karsten, die Tanja wird nie verstehen, dass man mit jemandem nicht zusammenarbeiten kann, und sie hält mich ohnehin für einen Versager, und ich bin eine Versagerin, ich kann nicht einmal ein Gespräch führen, in dem ein Projekt weiterentwickelt werden soll und was stört mich denn so, an den Vorschlägen von denen, es war ja klar, dass ein Fernsehskript trottelig sein wird, und wahrscheinlich habe ich mir damit eine wirkliche Chance vertan, die reden nicht mehr mit mir, das ist doch logisch, sich lustig machen, sich über Leute lustig machen, die haben das Gefühl, dass ich mich lustig über sie mache und das toleriert keiner, und ich habe ja damit angefangen, aber die haben auch nicht den kleinsten Funken Ironie, man hätte gedacht, die wissen, was sie tun, die wissen, was für einen Scheiß sie da, aber die wissen es nicht, die nehmen das ernst, eins zu eins nehmen die das ernst und da habe ich total versagt, das hätte ich sofort begreifen müssen, und das muss man, wahrscheinlich, wahrscheinlich muss man das und denken, man macht den tollsten Hollywood-Film, wenn man für die Sendeleiste ›Heiße Herzen‹ produziert und der eigentliche Affront ist, dass sie dachten, mein treatment könnte in ihre Leiste passen, und ich hätte es machen sollen, das ist nicht verwerflich, Drehbücher für Fernsehfilme, ich hätte ja eine gute Szene hineinschummeln können, das wäre ja vielleicht gegangen, oder eine Figur, die nicht nur ans Heiraten denkt und an die Missionarsstellung, aber na gut, das einzige Glück ist German Wings, oder eigentlich nicht, den Linienflug nach Köln, den hätten die nie bezahlt, dann hätten wir das gemailt und ich hätte länger nachdenken können, ob der Eric auch noch der Assistent vom Gregor sein könnte, nur dann hätte der Eric kein Musiker sein können, sondern hätte auch Physiker sein müssen und dann hätte er für Helene nicht den appeal, Klavierspielen, Konzerte, das ist anders sexy als im Kosmos herumsuchen, die haben da ja nicht einmal Teleskope in diesem Institut, die denken ja nur nach, in der Boltzmanngasse und intrigieren, so wie überall, also das wäre ohnehin nicht gegangen, das funktioniert nicht, wenn der approach so unterschiedlich ist, ich hätte mir die Reise sparen sollen, aber Köln ist immer toll, man kann nirgends so gut einkaufen wie in Köln, in Köln gibt es die besten Schuhgeschäfte, und jetzt noch wenigstens bis zur Eisenbahnbrücke, einfach weiter, es macht nichts, langsam ist ohnehin gesünder, und nicht auf die Uhr schauen, da bleibst du stehen und der Kerl muss an mir vorbei, muss so knapp vorbeilaufen, damit ich ja merke, wie schnell er ist, wie fit, der keucht ja nicht einmal, ich pfeife richtig, beim Ausatmen, aber darum kannst du dich jetzt auch nicht kümmern, die Eisenbahnbrücke und dann nur noch bis zum Auto, obwohl, es wäre schon besser noch ein Stück weiter, wenigstens bis zu Maria im Grün, und zurück zum Lusthaus, dann wären es wenigstens 40 Minuten, und nachher geht es dir richtig gut, und du darfst richtig essen, eine richtig große Nudelportion, mit Weißbrot, oder besser doch nicht und ein Salat wäre besser, bis zur Kirche laufen und einen Salat essen, das wäre das Beste, dann würde der Hosenbund nicht einschneiden und ich würde mich sicherer fühlen, die Claudia, die hat ja da keine Probleme, die hat da nie Probleme, die sieht immer so aus, als wäre sie wieder dünner geworden, sie ist so aktiv dünn, und man muss es ihr immer sagen, vielleicht muss man in so einen Kreislauf kommen, dass einem das immer gesagt wird und dann hat man so viel Belohnung, dass es sich auszahlt, dafür zu leben und dann noch eine blonde Tönung, ich könnte mir gut eine blonde Tönung machen lassen, ich habe keine roten Pigmente, aber ich lebe zu wenig außen, ich muss mehr von außen leben, nicht immer dieses Innen so wichtig nehmen, wie sich das innen anfühlt, na dann ist es halt hungrig, innen, das muss doch zu überspielen sein, ich muss mir einfach denken, dass mich einer sieht, dass mich immer einer beobachtet und dann kann das nicht passieren, eine ganze Packung Spaghetti mit Butter und Parmesan, oder das Maple Walnut, ich habe überhaupt keine Phantasie von mir von außen, ich kann mich nicht von außen denken und dann kommen so Sachen heraus wie in Köln, ich kann mich nicht dabei sehen und dann kann ich mir auch keinen guten Rat geben, wie ich das machen soll, mit der Frau Mittermaier und dem Herrn Karsten, ich hätte ja auch auf Zeit arbeiten können, einfach lachen und den Augenblick genießen, das ist vielleicht in einer Therapie gut, das ist in einer Gruppe nett, aber da mag es auch niemand, dafür kriegt man auch kein friendship ticket und ich bin nicht weiter gekommen als bis zur Trotzphase und ich kriege halt Lachanfälle statt Wutanfälle, aber das Wegrennen nachher, das ist wie ein 3-Jähriges, die Tanja hat das immer schon gesagt und die waren ja froh, wie ich weggezogen bin, eigentlich waren die froh und die sind komisch zu mir, weil sie selber so froh waren und sich das nicht zugeben dürfen, weil sie dann nicht mehr die idealen Freundinnen sind, aber die Mia hat schon irgendetwas, das sieht man ja, sie verwelkt, irgendwie ist sie angewelkt, und hat die Tanja etwas damit zu tun, sitzt die Tanja auf ihr drauf, wollte die Mia auch weg und die Tanja hat, aber die Mia kann sich das ja auch nicht leisten, eine ordentliche Wohnung, allein zahlen, so eine Wohnung wie in der Josefstädter Straße, so eine kriegt sie nicht mehr und zu zweit ist es da ja sicher,

dieses Paar da, die überholst du noch und du läufst, so lange sie dich sehen können, komm, das machst du noch und es ist ja ganz einfach, jetzt, jetzt musst du nur mehr vor dich hin und das fühlt sich schon beim Laufen gut an, wenn es wieder so funktioniert, dafür musst du nicht rund um das Lusthaus laufen, dafür darfst du gleich nach links und zur Kirche hinauf und dann rund um die Kirche und zurück und das sind noch einmal 5 Minuten und dann ist es wirklich gut, das reicht dann, und natürlich würde es jetzt Spaß machen, gleich noch weiterzulaufen, aber da hinten, hinter der Kirche, da stinkt es nach Scheiße, es stinkt immer, wenn ich da hinkomme und das kann ich heute nicht, das vertrage ich nicht, bis zur Kirche und dann nach Hause und das Allure-Duschgel und die Tür vom Badezimmer offen lassen, damit die ganze Wohnung danach riecht, und ohne die Wohnung, ohne dieses Inselchen, es war schon richtig, ich bin ein Einzelkind, das merkt man eben, ich kann in der Wohnung sitzen und brauche niemanden, nur die Sicherheit, dass es diesen Platz gibt, dass ich mich sicher fühle, geschützt, vor Gerüchen, und dem Dreck vom Schnee auf der Straße, da könnte ich noch eher das Auto aufgeben, das muss funktionieren, mit der Claudia, diese Vorschläge, die sind genau das, was sie braucht, und die treffen einen Nerv, und, man sollte es vielleicht von der Pornoseite her aufziehen und über die Missverständnisse schreiben, die durch die Pornographie kommen, irgendwie so ›Was Ihr Mann falsch macht.‹ oder nein ›Was machen die Pornos falsch und was macht Ihr Mann deshalb falsch.‹ aber wahrscheinlich ist der Zugang über den Oswalt Kolle besser, und hat das dem Ehepaar da geholfen, die sind ja im richtigen Alter, die müssen so um die 60 sein, dann müssen sie das gesehen haben, die Mama meint, alle waren, alle haben sich ins Kino geschlichen und diese Filme gesehen, sie und alle ihre Freundinnen, der Papa kann sich nicht erinnern, und ich muss mir wieder ein paar von diesen Männermagazinen kaufen, ob die auch solche