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Als ihr Freund und Chef sich für eine andere Frau entscheidet, geht Sarah sofort und hocherhobenen Hauptes, steht damit aber vor dem Nichts. Und dann erbt sie eine große, vollgestopfte Altbauwohnung und mit dieser Wohnung auch einen etwas beängstigenden Untermieter. Während Sarah mit ihrem habgierigen Ex, der Erbschaft, merkwürdigen bis abstrusen Jobs und diesem Untermieter kämpft, fragt sie sich zusehends: Wer ist die "Sexbestie vom Prinzenpark" und was hat Waldmann, der Untermieter, mit diesem Fall zu tun? Leider beginnt dieser ihr auch immer besser zu gefallen... Als sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln, begibt Sarah sich in große Gefahr...
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Seitenzahl: 623
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Alles frei erfunden!
Imprint Die Erbschaft. Kriminalroman
Elisa Scheer published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Mein Leben war genauso, wie es sein sollte, überlegte ich zufrieden, als ich die Buchungsunterlagen zusammenheftete und in dem entsprechenden Ordner ablegte. Schon halb fünf, und heute Abend würde ich für Christian und mich Tagliatelle alla boscaiola kochen. Mein Schreibtisch war perfekt aufgeräumt, alle Zahlungen veranlasst, alle Rechnungen im Ausgabekorb – Christians Steuerberaterbüro lief richtig gut, und das schon nach vier Jahren!
Allmählich musste er gut genug verdienen, um mir ein etwas höheres Gehalt zu zahlen, fand ich. Immer, wenn ich auf den bescheidenen Lohn hingewiesen hatte, hatte er mich mit dem Hinweis vertröstet, dass das Büro ja schließlich unsere gemeinsame Zukunft darstellte. Und damit hatte er eigentlich Recht, fand ich, als ich den Ordner wieder ins Regal stellte und befriedigt die Reihe sorgfältig beschrifteter Rückenschilder musterte.
Gemeinsam arbeiteten wir für den wirtschaftlichen Erfolg, gemeinsam würden wir ihn auch haben. Und die gemeinsame Arbeit war auch ideal für die Zukunft, ich konnte mir richtig gut vorstellen, wie ich in einigen Jahren hier vor dem Computer saß, während unser Baby mir von seiner Wippe aus zusah und vergnügt vor sich hin brabbelte.
Christian schaute aus seinem noblen Büro. Wie gut er aussah, auch nach einem langen Arbeitstag! Die glänzenden braunen Haare waren immer noch akkurat gescheitelt, das cremefarbene Hemd wirkte überhaupt nicht verknittert, die in verschiedenen dezenten Naturtönen gemusterte Krawatte (ein Geschenk von mir zum letzten Geburtstag, Christian war der einzige Mann, der sich wirklich freute, wenn man ihm Krawatten schenkte), der elegante hellbraune Anzug... Seine blauen Augen zwinkerten. „Liegt noch was an, Schatz?“
„Nein, wir sind für heute fertig. Eigentlich könnten wir nach Hause gehen und uns einen schönen Abend machen.“
„Liebend gerne, Schatz, aber ich hab noch einen Termin, ich muss einen neuen Klienten besuchen.“
Mist! Aber in letzter Zeit war er eifrig hinterher, neue Klienten zu gewinnen, und das kam unserem Büro ja nur zugute, also konnte ich ihm kaum böse sein.
„Schade. Was glaubst du denn, wann du nach Hause kommst – ich meine nur wegen des Essens? Es gibt dein Lieblingsessen, und das wird vom Warmhalten nicht besser“, erklärte ich schnell, um nicht nervend zu wirken.
Er lächelte nachsichtig und überlegte. „Gegen acht, schätze ich. Es sollte nicht allzu lange dauern.“ Sein Gesicht wurde ernst, fast feierlich. „Ich muss ohnehin mit dir über etwas Wichtiges sprechen.“
Ich unterdrückte den Drang, zu fragen, worüber – schließlich konnte ich es mir schon denken! So gut, wie alles in letzter Zeit gelaufen war, wollte er mir sicher entweder das Gehalt erhöhen oder – und das wäre natürlich das Allertollste – fragen, ob ich ihn heiraten würde. Zeit war es, wir waren seit fünf Jahren zusammen, und ich wurde auch nicht mehr jünger, jetzt war ich immerhin schon dreißig.
Ich lächelte ihn voller Liebe an. „Darauf freue ich mich schon.“
Er lächelte nicht, sondern musterte mich überlegend. Süß, wie feierlich er gestimmt war.
„Also, dann gehe ich jetzt und kaufe noch ein bisschen ein, okay?“
„Einverstanden. Nimm die Post mit!“
Klar doch. Ich stand in der Post fast eine halbe Stunde lang an, bis ich die Briefe los war, dann holte ich unsere eigene Post aus dem Postfach und steckte sie achtlos ein. Was nun? Einige Einkäufe, leider auch Getränke, und dummerweise hatte Christian den Wagen, er musste ja schließlich vor dem Klienten einen soliden Eindruck machen. Zwei Autos wären Blödsinn gewesen, sagte Christian immer, und er hatte auch vollkommen Recht – in der Stadt fand man ja für eins schon nie einen Parkplatz! Außerdem verdiente ich nicht genug, um mir einen Wagen leisten zu können. Ja, wenn er mir jetzt mehr Gehalt zahlen würde! Im Moment verdiente eine Kassiererin bei Aldi noch mehr, und davon ging noch mein Anteil an den Nebenkosten der Wohnung und an der Haushaltsführung ab. Wenn ich im Monat hundert Euro sparen konnte, war das schon viel, denn Christian liebte es ja auch, wenn ich gut gekleidet war. In Jeans und T-Shirt durfte ich nicht im Büro sitzen, er schätzte Kostüme oder Röcke mit eleganten Blusen oder Twinsets, und das Zeug war nicht billig, wenn es gut aussehen sollte. Immerhin hatte ich mir in den letzten vier Jahren dadurch eine recht vorzeigbare, wenn auch bescheidene Garderobe angeschafft, sogar ein Abendkleid besaß ich, goldbrauner Samt, ganz schlicht geschnitten, wunderschön. Darauf hatte ich lange gespart!
Das glänzend dunkelgraue Cocktailkleid, das im Schrank direkt daneben hing, hatte Christian mir zum letzten Geburtstag geschenkt. Ein traumhaftes Stück – und dazu hatte ich zu Weihnachten eine passende Silberkette mit perfekt geschliffenen Zirkonias bekommen. Sah fast aus wie Weißgold mit Diamanten, und es gab dem Kleid den letzten Kick. Da wir immer häufiger von Klienten eingeladen wurden, war so etwas auch notwendig. Wenn ich wieder etwas zusammengekratzt hatte, musste ich mir passende Schuhe (dunkelgrauer Seidenrips, sie standen bei Shoe´s im Fenster und kosteten ein Schweinegeld) und ein Abendtäschchen kaufen.
Dieser Wasserkasten war gemein schwer! Ich stellte ihn an der Ecke ab und massierte meine tauben Finger, bevor ich ihn wieder aufnahm und weiterschleppte. Gut, dass wir einen Lift im Haus hatten! Wie immer bewunderte ich die zauberhafte Fassade unseres Hauses – dass Christian damals diese Altbauwohnung aufgetan hatte, war wirklich ein Glücksfall gewesen. Das Haus war komplett in Zartgrün mit Jugendstilranken in Dunkelgrün, Creme und Gold gehalten, der mit schmiedeeisernem Gehäuse geschmückte Aufzug sah zwar sehr authentisch aus, verfügte aber über modernste Technik, und das elegant geschwungene Treppenhaus erfreute mich jeden Tag.
Und die Wohnung erst! Ich schloss die schwere Holztür auf und trug die Wasserkiste in die Abstellkammer, die ich erst am Wochenende perfekt aufgeräumt hatte. Zwei Flaschen kamen in den Kühlschrank.
Sechs Uhr, ich hatte noch reichlich Zeit, bis ich mit dem Essen anfangen musste. Zuerst kickte ich mir die Schuhe von den Füßen und lief einmal durch die Wohnung – Kontrollgang, das brauchte ich täglich.
Die Küche: Groß, hell, mit einer futuristischen Küchenzeile in Edelstahl (man putzte dauernd Fingerabdrücke weg, aber sie sah toll aus) und einer ebenso futuristischen Essecke in Alu und Birke, dazu die Vorratskammer mit den wohl gefüllten Regalen. Das war ja das Schöne an solchen hochherrschaftlichen Wohnungen – es gab jede Menge Nebengelasse und Stauraum, wir hatten zwei Kammern, einen Ankleideraum und insgesamt drei Bäder, abgesehen von Schlafzimmer, Gästezimmer, Wohnzimmer, Esszimmer und Christians Arbeitszimmer. Wirklich perfekt! Eines Tages würden wir aus dem Gästezimmer ein Kinderzimmer machen, da war ich mir sicher.
Das Wohnzimmer mit den schweren dunklen Möbeln, die Christian von seinen Großeltern geerbt hatte, sah ungemein repräsentativ aus, schließlich luden wir auch ab und zu Klienten ein. Ach nein, Christian wollte ja, dass ich von Mandanten sprach! Das Esszimmer, in denen den Mandanten exzellentes Essen vorgesetzt wurde (ich kochte ziemlich gut), passte genau dazu, ein ausziehbarer Tisch in dunklem, sanft schimmerndem Holz mit – bei Bedarf – zwölf Stühlen, dazu zwei Vitrinen, die zwar modern waren, aber genau dazu passten und mit Christians Nymphenburger und meinem Villeroy & Boch gefüllt waren, das ich Stück für Stück erworben hatte, als ich noch studierte und mit manchen Nebenjobs recht gut verdiente. Dazu goldgelbe Samtvorhänge und zwei Stahlstiche, die dem Raum einen Hauch von Tradition verliehen. Einfach perfekt!
Ich breitete ein Tischtuch aus – weißes Leinen, sorgfältig gebügelt – und deckte zwei von meinen Tellern, dazu Untersetzer (Silber, natürlich), Sektgläser, Wassergläser, Besteck und den silbernen Brotkorb. Wenn Christian mit mir etwas Wichtiges besprechen wollte, schien mir Sekt angebracht, und eine Flasche lag ohnehin noch im Kühlschrank. Ich holte gleich noch den Sektkühler aus der Anrichte, in der wir Besteck und Tischwäsche aufbewahrten, und platzierte ihn auf einen Untersetzer – sollte er einen feuchten Ring auf dem Tisch hinterlassen, würde das Christian wirklich schmerzen. Er war tatsächlich der einzige Mann, den ich kannte, der Sinn für Ästhetik hatte und eine schöne Wohnung zu schätzen wusste.
Als ich vor vier Jahren zu ihm gezogen war, musste ich ihm deshalb aus vollem Herzen Recht geben, als er fand, meine paar IKEA-Möbel passten nicht zu seiner Einrichtung. Gut, aus den Bücherregalen konnte man eine Kellereinrichtung basteln, dafür taugten die wackligen Dinger gerade noch, das Bett verkaufte ich, und die beiden feuerroten Plastikklappstühle schenkte ich damals Cora für ihren Balkon, dort passten sie zu den Geranien. Natürlich hatte ich auch sonst einiges von meinem Besitz loswerden müssen, etwa meine kleine Sammlung maßstabsgetreuer Oldtimer. Wo hätte ich so etwas denn hinstellen sollen?
Meine Kleider hingen und lagen im Schrankabteil ganz links, ich hatte ja nicht so viel wie Christian, meine wirklich wesentlichen Bücher standen im Wohnzimmer in einem Regalfach ganz oben. Unwesentliches holte ich mir aus der Bibliothek, im Moment hatte ich allerdings keine Zeit dazu. Einiges, was ich nicht wegwerfen wollte, etwa Erinnerungen an die Kindheit, hatte ich in eine Kiste gepackt und bei Cora im Keller untergestellt, denn Christian fand es albern, solche Dinge aus Sentimentalität aufzubewahren, und wollte in unserem Keller nur Dinge dulden, die man auch wirklich brauchte. Damit hatte er natürlich Recht, aber meine Kindheitssouvenirs waren ein Teil von mir, und den konnte ich nicht einfach auf verschiedene Mülltonnen verteilen. Dann hätte ich ja auch mein Leben neu schreiben müssen! Ich kontrollierte das Schlafzimmer. Perfekt, das Bett hatte ich heute Morgen, während Christian noch beim Frühstück saß, frisch bezogen, mit der schönsten Bettwäsche: grauer Baumwollsatin mit einem Mäandermuster in Anthrazit, Weiß und Silber rundherum. Beide Nachttische waren sauber und schimmerten rötlichbraun, nur je ein silberner Rahmen stand auf beiden Seiten in gefälligem Winkel – auf Christians Seite ein Bild von mir, auf meiner ein Bild von ihm, auf dem er ganz besonders edel aussah, fast schon adelig. Ich glaubte, adelig wäre er tatsächlich recht gerne gewesen.
Ich rückte die Rahmen noch etwas überzeugender zurecht, befreite dann den Anzug, den ich aus der Reinigung geholt hatte, von seiner Plastikhülle und dem schauerlichen Drahtkleiderbügel; ich hatte vor einem Jahr traditionelle Holzbügel satt gekauft – für Sakkos waren sie einfach das Beste. Wie teuer solche richtig guten Holzbügel waren, hatte ich vorher auch nicht gewusst. Als der Anzug im Schrank hing, so auf Lücke, dass er nicht verdrückt werden konnte, und die Tür zum Ankleidezimmer wieder geschlossen war, schleppte ich den Wäschekorb in die Küche, klappte das Bügelbrett auf, füllte das Bügeleisen und machte mich zufrieden summend über Christians Hemden und T-Shirts her. Da musste man aufpassen, seine T-Shirts waren meist aus Wildseide und durften nicht zu heiß gebügelt werden. Die Hemden dagegen waren nicht bügelleicht, denn richtige Baumwollhemden sahen einfach besser aus.
Kurz nach sieben hatte ich alles fertig und in Christians Schränken verräumt, das Eisen kühlte auf dem Fensterbrett ab und ich begann damit, Mischpilze zu putzen. Mittendrin klingelte das Telefon im Arbeitszimmer.
„Bei Lichting?“ Der Festnetzanschluss wurde fast nur von Klienten genutzt, also hatte Christian mich gebeten, mich so zu melden. Tatsächlich, ein Kli – äh – ein Mandant. Ich notierte, was er zu sagen hatte, versprach Christians Rückruf und wünschte einen guten Abend. Der Zettel mit dem Gesprächsbericht landete auf seinem Schreibtisch, und ich kehrte in die Küche zurück. Da fiel mir ein, dass ich eigentlich auch noch einen Brief schreiben wollte. Später! Wenn ich kochte, war in der Küche kein Platz für meinen Laptop, und an Christians großen PC wollte ich nicht gehen, ich wusste, das hatte er nicht so gerne.
Ach herrje, ich hatte ja die Post abgeholt, die musste ich ihm noch auf den Schreibtisch legen! Ich fischte den Stapel aus der Handtasche und sah ihn flüchtig durch. Büro – Büro – Büro – Christian privat (ah, seine Mutter!) – Büro – Büro – Rechnung – Rechnung – Büro – einer für mich, von einem Anwalt. Was hatte mir ein Anwalt denn zu schreiben? Ich kriegte doch sonst höchstens Briefe von einer ganz weit entfernten Cousine, die von den Heldentaten ihrer Kinder berichtete? – Büro – Büro – Christian, von seinem Bruder. Ich stapelte die Briefe nach Büro und privat sortiert auf und stopfte den Anwaltsbrief in die Handtasche zurück. Eine neue Tasche brauchte ich bei Gelegenheit auch einmal, bei dieser hier war der der Henkel schon reichlich abgeschabt.
In der Küche überlegte ich, ob ich den Brief gleich lesen sollte, aber ein Blick auf die Uhr überzeugte mich, dass ich lieber mit der Pilzsauce weitermachen sollte. Sobald das Nudelwasser aufgesetzt war und die Pilzsauce leicht vor sich hinköchelte, hackte ich Zwiebeln für den Tomatensalat, den Christian so gerne aß. Ich wischte mir noch die Tränen aus den Augen, als mein Handy klingelte.
„Ulitz?“
„Hi Sarah, ich bin´s. Wie geht´s?“
„Ach, Cora. Prima geht´s mir, wie immer. Ich koche gerade. Was liegt an?“
„Nichts Besonderes. Ich sehe nur einem öden Abend entgegen, weil mein Liebster heute wieder mal seiner Mama das Händchen halten muss. Das Herz, du verstehst.“
„Hat die Alte eigentlich wirklich was am Herzen?“
„Ach wo! Sogar Freddy sagt, dass sie nur so tut, wenn er sich nicht so benimmt, wie sie das gerne hätte. Aber Schiss kriegt er eben doch, wenn sie herumröchelt und in einen Sessel plumpst. Sie guckt sich immer um, bevor sie einen Schwächeanfall kriegt, das hab ich schon beobachtet. Diese alte Hexe!"
Cora war arm dran mit Freddy, der der einzige Sohn einer angeblich kränklichen Witwe war und sich nicht recht traute, seiner Mutter zu sagen, dass sie mit dem Blödsinn aufhören sollte. Die Alte torpedierte jede zweite Verabredung, aber Freddy war ansonsten ein netter Kerl, deshalb blieb Cora mit ihm zusammen. Das Gröbste hatte sie mir vor zwei Wochen halb kichernd, halb wütend erzählt – die beiden schliefen gerade miteinander, und kurz vor dem Orgasmus klingelte Freddys Handy. Guter Sohn, der er war, ging er dran, ohne aus dem Rhythmus zu kommen, und erklärte seiner Mutter keuchend und stöhnend, wo ihre Herztropfen standen. Sie regte sich fürchterlich über die Geräusche auf, die aus ihrem Telefonhörer drangen, und beharrte so lange darauf, dass Freddy es offenbar auch am Herzen hatte, bis ihm der Kragen platzte: „Mensch, Mama, hast du mich adoptiert oder was? Wir bumsen gerade und du störst uns. Ciao!“
Cora musste so lachen, dass sie von ihm herunterrutschte, aber ihren Erzählungen zufolge wurde es doch noch eine rauschende Nacht. „Und was machst du heute Abend?“, fragte ich nur und versuchte, nicht an diese Szene zu denken, um nicht lachen zu müssen.
„Fernsehen und alte Fotos einkleben“, murrte Cora. „Und du?“
„Mal sehen. Christian müsste bald kommen. Er wollte mit mir über etwas Wichtiges sprechen...“
„Ist es das, was ich denke?“
„Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es sehr. Aber gratuliere mir lieber noch nicht,
vielleicht erhöht er mir nur das Gehalt. Das wäre auch schon ganz nett, von dem, was er mir zahlt, kann ich das Auftreten kaum finanzieren, das er von mir erwartet. Ich ruf dich auf jeden Fall an, sobald ich etwas Genaueres weiß. Du bist ja zu Hause!“
„Ja, notgedrungen. Na, dann wünsche ich dir, dass Christian genau das sagt, was du dir so wünschst.“
Ich mischte den Tomatensalat durch und grinste still über Cora. Was hatten wir früher für Spaß gehabt, als wir noch zusammen die Uni unsicher machten! BWL war reichlich öde, aber ich fand ewig nicht dem Absprung in ein anderes Fach. Cora hatte nach acht Semestern und mehreren vergeblichen Anläufen, was die Mathescheine betraf, das Handtuch geworfen und war auf Mediadesign umgestiegen. Jetzt verdiente sie ziemlich gut in einer Agentur, die professionelle Webseiten erstellte und verwaltete. Ich hatte es weiter versucht – bei mir waren die Mathescheine nicht das Problem, eher die juristische Seite, die mir genau genommen völlig egal war. Im elften Semester hatte ich Christian kennen gelernt, und er hatte mir geraten, das Studium hinzuschmeißen und lieber Buchhaltung zu lernen. Das hatte mir tatsächlich mehr Spaß gemacht, und als er dann sein Steuerberatungsbüro eröffnete, konnte ich gleich bei ihm einsteigen.
Anfangs hatten wir beide etwas Angst – was, wenn keiner kam? Aber die Leute kamen! In Scharen, mittlerweile. Kein Wunder, wenn man bedachte, wie undurchsichtig das Steuerrecht geworden war; Leute, die irgendetwas absetzen wollten oder Steuersparmodelle suchten, kamen damit alleine nicht mehr zurecht, und Christian war wirklich ausgefuchst, seine Klienten/Mandanten machten einen ganz netten Reibach. In absehbarer Zeit mussten das Büro und die Wohnung abgezahlt sein, dann konnten wir uns auch einmal etwas gönnen. Einen Teil meiner bescheidenen Ersparnisse hatte ich mit Christian in einen geschlossenen Immobilienfonds investiert; in einigen Jahren musste sich das richtig lohnen. Und wie viel Steuern man da sparte! Gut, bei mir machte das nicht so furchtbar viel aus, da ich recht wenig an den Staat abzuführen hatte, aber bei Christian kamen schon erkleckliche Summen zusammen.
Ach ja! Er war so gescheit, so stilvoll – und auch ein guter Liebhaber. In letzter Zeit waren wir freilich nicht mehr so oft dazu gekommen, uns zu lieben, weil der Arme derartig im Stress war und oft einschlief, sobald er im Bett lag, aber ich wusste noch, wie zärtlich er sein konnte, wie sanft und wie rücksichtsvoll.
Mit Kindern wollten wir uns noch Zeit lassen, aber ich hoffte, dass auch Christian allmählich Interesse an dieser Frage bekam. Auch Männer mussten es doch reizvoll finden, sich zu reproduzieren? Mit einem kleinen Jungen samstags Fußball zu gucken oder gar zu spielen? Ihm etwas später zu erklären, mit welchen Tricks man sein Gesamteinkommen auf Null drückte? Ich grinste. Ja, das musste ihm gefallen! Fußball eher nicht, das war ihm zu proletenhaft. Christian spielte Tennis und hatte vor kurzem mit Golf angefangen. Golf hätte mich auch gereizt, es sah so geruhsam aus, aber Christian hatte mir erklärt, dass er Golf spielte, um dabei Kontakte zu seinen Mandanten zu pflegen, unter Männern. Dabei musste er seine Freundin/Sekretärin nicht mitschleppen, und zwei Aufnahmegebühren wären auch ganz schön teuer gekommen. Vielleicht später mal! Ich sah mich schon lässig abschlagen und dabei mit einer anderen Mutter plaudern, deren Kinder auf das gleiche feine Gymnasium gingen wie unsere. Wir könnten Pläne schmieden, ob unsere Söhne nach Harvard gehen und unsere Töchter debütieren sollten – oder umgekehrt, fügte ich im Stillen hinzu, entsetzt über meinen unemanzipierten Denkansatz.
Natürlich, in Christians Welt hatten die Männer das Geld und die Frauen den teuren Geschmack. Schade, dass es immer noch so wenige Frauen mit ordentlich Geld und/oder hohen Einkünften gab – mehr Mandantinnen würden Christian sicher zeigen, dass mit den Frauen in Zukunft zu rechnen war!
Ich kippte die Nudeln in das sprudelnde Wasser und drehte die Hitze zurück. Ein wenig aufbrezeln sollte ich mich auch noch, wenigstens den Zwiebelsaft von den Fingern waschen, bevor ich mir damit noch in die Augen fuhr!
Unser großes Bad neben dem Schlafzimmer sah aus wie aus dem Katalog. Es war lindgrün gekachelt, alle Armaturen aus Messing, die Abschlusskante in Dunkelgrün und Gold, fast wie an der Hausfassade, und überall hingen dicke hell- und dunkelgrüne Handtücher mit schmalen Goldkanten. Auf der gekachelten Ablage standen Christians Kosmetika, die farblich gut hierher passten. Meinen eigenen Kram hatte ich freiwillig im verspiegelten Schrank versteckt – es gab einfach nichts, das mir gut tat und farblich passende Flaschen aufwies. Rosa Gesichtswasser andererseits oder eine silberne Puderdose hätten das Ambiente ruiniert.
Ich warf einen Blick in den Spiegel und wischte mechanisch einen Spritzer weg. Etwas müde sah ich aus und erhitzt. Ich fuhr mir mit einem tonicgetränkten Wattebausch über das Gesicht und puderte mich dann frisch. Ja, jetzt ging es wieder. Keinen Lippenstift, Christian fand rote Lippen ordinär, und mein Mund war auch wirklich groß genug. Dafür war die Nase etwas zu klein. Aber die großen, goldbraunen Augen gefielen mir selbst nicht schlecht. Für die paar Sommersprossen auf der Nase war ich nachgerade zu alt, aber leider verschwanden sie nicht so einfach wie der Babyspeck. Ich bürstete einmal durch meine schulterlangen mittelbraunen Haare und zupfte dann sorgfältig die Haare aus der Bürste. Christian liebte es nicht, wenn Haarbürsten so verspeckt aussahen. Ich spülte Haare und Wattebausch in der Toilette weg, tupfte mir etwas Parfum auf den Hals (viel war nicht mehr in der Flasche) und drehte mich prüfend vor dem Spiegel. In Ordnung, ja. Bei Gelegenheit sollte ich wieder einmal einige Reis-und-Obsttage einlegen, ich fand mich etwas pummelig. Christian stand aber nicht auf dürre Frauen, versicherte er mir immer, „aber auf Moppel natürlich auch nicht. Du bist genau richtig, Sarah, bleib so!“
Das hatte ich auch vor. Mutti wäre sicher stolz auf mich, überlegte ich, als ich die Nudeln abgoss und sie in eine Pfanne kippte, um sie ganz leicht anzurösten, wie Christian es liebte. Bald wäre ich ordentlich verheiratet, und wenn ich dann ein Kind – oder mehrere – kriegte, müsste ich mich nicht alleine durchschlagen.
Mutti hatte es fertig gebracht, im zweiten Semester schwanger zu werden und dann herauszufinden, dass der Kommilitone, der ihr dazu verholfen hatte, einen falschen Namen angegeben hatte und nie mehr auftauchte. Mein unbekannter Erzeuger war also ein echtes Schwein! Mutti hatte das Studium notgedrungen abgebrochen – Anfang 1971 war man an der Uni in puncto Kinderkrippen und Babys in der Vorlesung noch nicht so liberal – und sich einen Job gesucht, um sich und mich zu ernähren. Ihr Vater hatte ihr einen langen Vortrag zum Thema Wie man sich bettet, so liegt man gehalten und alle weitere Unterstützung abgelehnt. Die Möglichkeit, ihn zu verklagen, hatte sie gar nicht in Betracht gezogen, außerdem hatte sie ja dann einen Job und damit keinen Bedarf mehr an Zuschüssen. Toll waren ihre Jobs nie gewesen, einfache Büroarbeiten, aber es reichte für uns beide und eine kleine Wohnung, eineinhalb Zimmer (ich bewohnte das halbe und war schnell darin geübt, zu kochen und Muttis vernünftige kleine Tochter zu sein). Eigentlich hatten wir es sehr gemütlich, und viele meiner Mitschülerinnen hatten genauso wie ich kein Geld, um mit ins Skilager zu fahren oder an der Studienfahrt teilzunehmen. Und ich war auch nicht die einzige, die neben der Schule im Supermarkt Regale auffüllte oder Briefe sortierte. Nach der Pubertät hatte ich nie mehr nach meinem Vater gefragt, und der Rabenopa war hoffentlich seit Jahren tot und schmorte in der Hölle – eine Zwanzigjährige mit einem Baby sich selbst zu überlassen! Ich wusste nicht einmal, wie er geheißen hatte, denn ich hatte immer den Verdacht gehabt, dass er Mutti gezwungen hatte, ihren Namen zu ändern, damit er nicht mit seiner verkommenen Tochter in Verbindung gebracht werden konnte.
Jetzt könnte ich Mutti alles zurückgeben, was sie für mich getan hatte, dachte ich traurig und wendete vorsichtig die Nudeln in der Pfanne, aber sie war vor sechs Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen – ein Auto war in der Rubensstraße ins Schleudern geraten, auf den Bürgersteig geraten und hatte Mutti, die dort nach einem Geburtstagsgeschenk für mich gesucht hatte, erfasst. Sie war sofort tot gewesen, erst vierundvierzig Jahre alt. Um die Beerdigung zu bezahlen, hatte ich fast alles verkaufen müssen, was wir besessen hatten, und danach ein unmöbliertes Zimmerchen bezogen. Und ein Jahr darauf war Christian gekommen und hatte mich in ein Leben ohne Aldi-Sonderangebote und wacklige Baumarktmöbel entführt. Sicher, ich musste immer noch sparen, um von meinem kleinen Gehalt alles das zu finanzieren, was Christian von mir erwartete, aber es ging mir doch nun deutlich besser als vorher. Schon dafür liebte ich ihn – aber nicht nur dafür.
Jetzt konnte er aber langsam kommen, die Sauce wurde nicht besser, wenn sie noch länger vor sich hinblubberte! Ich füllte den Sektkühler mit Eiswürfeln und stellte ihn wieder auf den Esstisch, trug das Parmesanschälchen mit dem italienischen Silberlöffelchen, das Christian mir vor einigen Jahren geschenkt hatte, ins Esszimmer und sah nervös auf die Uhr. Zehn nach acht! Wo blieb er denn? Die meisten Mandanten waren doch nicht gar so zeitraubend? Andererseits war das vielleicht jemand, der wieder andere Kunden anschleppte und uns so noch richtig reich machte! Also rührte ich weiter in der Pfanne herum und achtete darauf, dass die Pilzsauce nicht ansetzte.
Christian kam um zwanzig nach acht und sah müde aus. Seine Haare waren zerzaust und er hatte leichte Schatten unter den Augen – nicht die Verfassung, um auf das Essen hinzuweisen! Ich küsste ihn zärtlich und schlug ihm vor, in zehn Minuten zu essen, damit er sich noch frisch machen konnte. Er nickte abwesend und verschwand im Schlafzimmer. Ich öffnete schon mal die Sektflasche und stellte Wasser bereit, dann mischte ich den Salat noch einmal durch, füllte Nudeln und Sauce in vorgewärmte Schüsseln und trug sie ins Esszimmer. In der Küche konnte ich noch schnell die Spülmaschine füllen, bis ich die Schlafzimmertür klappen hörte.
Christian wirkte wieder etwas munterer und setzte sich nach einem billigenden Blick in die Schüsseln. Ich tat ihm auf. Er griff nach der Sektflasche und sah mich fragend an. „Gibt es etwas zu feiern?“
Doofe Frage! Aber sollte ich jetzt sagen, was ich mir von ihm erhoffte? Nein! „Ach, mir war einfach so danach. Immerhin geht es doch ordentlich voran im Büro, oder? Hast du einen gewinnbringenden Mandanten eingefangen?“
„Was? Ach so, ja. Kann man sagen.“
Er streute sich Parmesan über seinen Teller und aß mit gutem Appetit. Ich rührte auf meinem Teller herum und beobachtete ihn. Der Typ, der einen Verlobungsring ins Sektglas fallen ließ, war er wirklich nicht, aber allmählich konnte er doch damit herausrücken, was er mit mir besprechen wollte!
Nein, er aß und erklärte mir, was morgen und nächste Woche im Büro alles zu erledigen war. Außerdem überlegte er, ob er zu Ostern kleine Geschenke an die Mandanten verschicken sollte, mit einer entsprechenden Grußkarte, wie es Hotels zu tun pflegten. Aber was sollte man schicken? Etwas Süßes? Sekt? Wein? Silberne Kugelschreiber? Sein Ton war ganz unbefangen, aber mir schien, dass sein Blick immer noch etwas nervös war - hatte er Angst vor seinem ersten Antrag? Aber er wusste doch, dass ich Ja sagen würde!
Ich diskutierte die Geschenkefrage mit ihm, war aber leicht abgelenkt, weil ich immer noch auf seine Eröffnung wartete. Kugelschreiber fand er zu teuer, schließlich entschied er sich für bemalte Holzeier, die machten was her, waren transportunempfindlich und kosteten wenig. Mir gefiel die Idee nicht besonders, aber das letzte Wort hatte schließlich er.
„Bei Kunst und Dekor müsste es welche geben, schau morgen nach der Arbeit dort mal vorbei, ja? Und schau, dass du Mengenrabatt bekommst, etwa hundert Stück sollten wir schon nehmen.“ Er warf mir einen nervösen Blick zu.
„Ist gut“, murmelte ich und sah zu, wie er sich die restlichen Nudeln auf den Teller lud und auch die Saucenschüssel auskratzte. Mittendrin hielt er inne. „Oh, entschuldige – wolltest du noch etwas davon?“
Ich schüttelte den Kopf. Appetit hatte ich heute wirklich nicht, dazu war ich viel zu gespannt.
Er aß weiter und lobte zwischendurch meine Kochkunst. Schließlich platzte mir der Kragen. „Ich denke, du wolltest etwas Wichtiges mit mir besprechen?“
„Ja, aber nicht beim Essen!“
Ich schob den Teller weg. „Ich bin fertig.“
Er warf mir einen milde tadelnden Blick zu. „Ich nicht. Man hebt die Tafel erst auf, wenn alle aufgegessen haben.“ Ach ja, Das große Buch der feinen Lebensart. Schließlich hatte er seinen Teller leer geputzt und tupfte sich genießerisch seufzend den Mund mit der Serviette ab. So, jetzt hatte ich keine Lust mehr, wenn er es so spannend machte, verdarb er mir die ganze Vorfreude! Ich stellte die Teller zusammen und räumte alles ab, dann sortierte ich es in die Spülmaschine, schaltete sie ein und wischte die Arbeitsflächen sauber.
Im Esszimmer fehlten der Sektkühler und Christians Glas, als ich zurückkam. Ich trug, allmählich leicht angesäuert, mein volles Glas in die Küche und kippte den Inhalt ins Spülbecken. Zu feiern gab es ja wohl doch nichts! Dass sich Christian mit seinem Glas ins Wohnzimmer verzog und an meins nicht dachte, fand ich heute schon etwas gedankenlos. Dabei machte er das doch immer so – warum ärgerte es mich heute? Ich faltete die Tischdecke zusammen, nachdem ich sie auf Flecken kontrolliert hatte, und legte sie samt Servietten in die Schublade zurück, bevor ich die Holzplatte polierte und die beiden silbernen Kerzenleuchter in die Mitte stellte.
So, keine Spur mehr von profaner Nahrungsaufnahme! Christian saß auf dem Sofa und sah mir entgegen. „Wo warst du so lange?“
„Ich habe aufgeräumt, wie immer. Du magst es doch nicht, wenn das Esszimmer nicht gleich wieder in Ordnung gebracht wird!“
„Stimmt, ja.“ Er senkte den Kopf und trank einen Schluck Sekt, dann sah er wieder auf. „Setz dich doch bitte, ich muss mit dir reden.“ Das klang ja, als hätte ich etwas angestellt! Ich verschränkte die Hände im Schoß und sah ihn abwartend an. Er schwieg, dann räusperte er sich und warf mir einen gequälten Blick zu. „Du weißt doch ohnehin, was ich dir sagen will!“
„Nein, tut mir Leid. Woher denn? Hat es etwas mit dem Büro zu tun?“ Gehaltserhöhung, hoffte ich im Stillen. Wenigstens das! „Nein – oder, ja, auch, Denke ich. Also, kurz und gut, warum noch weiter darum herumreden – ich habe jemanden kennen gelernt.“
„Ja?“ Er lernte dauernd jemanden kennen, neue Mandanten, Leute aus dem Golfclub, auch Leute mit Vorschlägen, wie er sein Büro optimieren könnte. Warum war das jetzt so dramatisch? „Eine Frau“, präzisierte er, etwas ungeduldig, wie mir schien. „Erzähl“, bat ich, immer noch etwas ratlos. Dann eben eine Mandantin, warum nicht?
„Wenn du das wirklich willst? Sie heißt Charlotte von Rütensberger, ist sechsundzwanzig Jahre alt, Betriebswirtin, gerade fertig geworden. Ich möchte, dass sie meine Partnerin wird – im Büro und auch sonst.“
„Auch sonst?“, echote ich dumpf. Das Gespräch lief offensichtlich nicht ganz so wie ich es mir heute ausgemalt hatte. „Ja, auch sonst. Sarah, es tut mir Leid, aber ich habe mich in Charlotte verliebt, schon vor Wochen. Ich kann nichts dagegen tun.“
„Warum?“, flüsterte ich. Er liebte eine andere? Das war doch nur ein böser Traum, oder? Wir waren schon so lange so glücklich zusammen. „Warum? Ich weiß nicht, warum. Es ist eben so. ich hab mich wirklich dagegen gewehrt. Du musst das doch gemerkt haben?“
„Nein, woran denn?“
„Die vielen Mandantenbesuche, und wie nervös ich die ganze Zeit war.“
„Ich habe dir geglaubt, wenn du berufliche Gründe vorgeschoben hast. Hast du deshalb seit Wochen nicht mehr mit mir geschlafen?“
„Ja... ich konnte doch nicht mit euch beiden! Eigentlich wollte ich dich, wenn du schon nicht von selbst darauf kommst - “
„Das heißt, ich bin ein unsensibler Trampel, der es nicht einmal merkt, wenn der Macker sich nach einer anderen verzehrt? Eine Empfindsamere und Verständnisvollere hätte schon längst freiwillig das Feld geräumt?“
„Nein! Verdreh mir doch nicht das Wort im Mund! Ich wollte dich langsam darauf vorbereiten, aber jetzt ist etwas eingetreten, was das nicht weiter angezeigt sein lässt.“
„Was denn?“, fragte ich mechanisch und ließ meinen Blick durch das elegante Wohnzimmer schweifen, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. „Charlotte erwartet ein Kind. Sie hat es mir heute gesagt.“
„Von dir?“
„Natürlich von mir!“
„So natürlich finde ich das nicht“, widersprach ich mit tauben Lippen, „ich dachte, du wolltest so bald noch keine Kinder? Mit mir wolltest du jedenfalls keine. Aber mit ihr?“
„Jetzt noch nicht, aber nun ist es eben passiert.“
„Sie hat also die besseren Gene? Ist es, weil sie jünger ist? Oder aus einer feineren Familie? Oder weil sie ihr Studium abgeschlossen hat? Vielleicht sieht sie auch besser aus?“
„Nein! Doch – ich weiß es nicht. Es ist alles zusammen und noch vieles andere. Sie ist so stilvoll, sie ist die Frau, die zu mir passt. Ich werde sie so bald wie möglich heiraten. Ach, Sarah, es tut mir Leid, aber - “
„Du musst nichts mehr sagen“, unterbrach ich ihn, ganz benommen vor Zorn, stand auf und sah auf die Uhr. „Gib mir nur eine Stunde Zeit, ja? Du kannst sie ja schon mal anrufen.“
„Bitte? Sarah, ich verstehe dich nicht! Wo gehst du hin?“
Ich schritt rasch in die Abstellkammer, wo ich in der Ecke hinter Christians elegantem Kofferset meine drei ineinander gerollten Reisetaschen entdeckte, in einer steckt sogar noch ein muffiges Necessaire. Ich fegte im Badezimmer meine sämtlichen Kosmetika in das Necessaire – außer dem Parfumrest, der war Christians Weihnachtsgeschenk gewesen - und zerrte den Morgenmantel so heftig vom Haken, dass die seidene Schlaufe mit einem hässlichen Geräusch riss. Ein kontrollierender Blick – nein, keine Spuren. Doch! Ich nahm mein Handtuch und warf es in die Schmutzwäsche, nachdem ich einiges von meiner Wäsche dort wieder herausgefischt hatte. Das Bad konnte die stilvolle Charlotte schon mal benutzen, ohne an die proletarische Vergangenheit erinnert zu werden.
Weiter, ins Schlafzimmer. Reisetasche auf! Ein Fach Unterwäsche, fünf Blusen, drei Kostüme, alles wanderte verknüllt in die Reisetasche, darauf einige Jacken und Pullover, Röcke, obendrauf die vier Paar Schuhe, die Stiefel und das zusammengerollte Samtabendkleid. Ein Kostüm ließ ich hängen, das hatte Christian mir geschenkt. Zerstreut kontrollierte ich die Schublade auf meiner – ehemals meiner – Bettseite. Immerhin, meine Nagelfeile und meine Pinzette.
„Du wirst alles verknittern. Reagierst du jetzt nicht ein bisschen überzogen?“
„Dann verknittert es eben. Irgendwo gibt es schon eine Gelegenheit, das Zeug wieder aufzuhängen. Das geht dich ja nun nichts mehr an. Und was heißt hier überzogen? Wie sollte ich denn sonst reagieren? Ich räume das Feld, um der stilvollen Charlotte nicht im Weg zu sein. Ruf sie schon an und sag ihr, in einer halben Stunde kann sie kommen, dann sind alle Spuren von mir beseitigt. Das Bett ist ohnehin frisch bezogen, ihr könnt euch gleich austoben.“
Ich zog das graue Cocktailkleid vom Bügel, überlegte kurz und ließ es verächtlich auf den Boden des Kleiderschranks fallen, dann ging ich zu dem ledernen Schmuckkästchen und wühlte darin herum, bis ich das Aquamarinherz gefunden hatte, das Mutti mir zum Abitur geschenkt hatte. Ich ließ es an der goldenen Kette zwischen meine Schminksachen gleiten und stellte das Kästchen ansonsten wieder beiseite, danach zog ich im Vorbeigehen mein Foto aus Christians Silberrahmen und stopfte es achtlos zwischen die Klamotten.
„So geht es doch kaputt“, zeterte Christian.
Ich fuhr herum. „Na und? Das werfe ich doch sowieso weg. Ich weiß, wie ich aussehe, die stilvolle Charlotte will es bestimmt gar nicht wissen, und du brauchst ja wohl kaum eine Erinnerung an fünf vergeudete Jahre!“
„Die waren doch nicht vergeudet!“, protestierte er matt und dackelte hinter mir her ins Wohnzimmer.
„Ach nein? Na gut, irgendwie musstest du dir beim Warten auf die Richtige ja die Zeit vertreiben, was?“
„So war es doch gar nicht! Sarah, warum bist du so bösartig?“
„Ich hab´s nicht so gerne, wenn ich nach fünf Jahren schlagartig durch ein komfortableres Modell ersetzt werde. Da wird man eben etwas ungehalten. Ich bin ja gleich aus deinem Leben verschwunden, beruhige dich wieder.“
Ich räumte meine Bücher in die nächste Reisetasche und fischte drei CDs, die eindeutig mir gehörten und immer schon gehört hatten, aus dem eleganten Chromgestell. Dann zog ich mein Fotoalbum aus dem Regal. Christian hielt es fest. „Da sind auch Bilder von mir drin!“
Ich nahm es ihm aus der Hand und legte es auf den Tisch, dann riss ich sorgfältig die Seiten mit seinen Fotos hinten heraus und reichte sie ihm. „Die Erinnerungen an meine stillose Kindheit werde ich ja wohl behalten dürfen.“
Das Album fiel in die Reisetasche. Gehörte mir hier sonst noch etwas? Nein, alles war Christians oder gehörte uns zusammen, es hatte keinen Zweck, es auseinander zu reißen. In der Küche schnappte ich mir meinen Laptop und schob ihn in die dritte Reisetasche. Ach ja, meine paar Disketten und CDs! Und den Ordner mit meinen persönlichen Papieren. Da war auch mein lächerliches Sparbuch drin. Die Lebensmittel hatte ich zwar bezahlt, aber deshalb konnte ich sie ja kaum alle mitnehmen. Na gut, die Schokolade.
„Warum nimmst du die denn mit?“
„Weil ich sie heute gekauft habe“, antwortete ich mechanisch und ließ die drei Tafeln in meine Reisetasche fallen.
„Soviel Schokolade ist nicht gut für dich.“
„Sag bloß? Charlotte hat wohl eine elegante, adelig schmale Figur, ja? Abgesehen vom Babybauch natürlich. Geh mir aus dem Weg.“
Keine Tasche war richtig voll – dass ich so wenig besaß, hätte ich auch nicht gedacht. Den Blick nach innen gerichtet, stand ich im Hausflur. Hatte ich noch etwas vergessen? Was gab es hier noch? Etwas Schrott im Keller, den konnte er ja wohl selbst in den Müll werfen. Christian folgte mir aus der Küche. „Sarah, was soll das denn? Ich hab doch mit keinem Wort gesagt, dass du so Knall auf Fall gehen sollst!“
„Nein, stimmt. Und was hast du dir so gedacht? Soll ich ins Gästezimmer ziehen und für das junge Glück den Haushalt machen? Und die Buchführung? Die Billys im Keller kannst du behalten. Ach ja – und die Sache mit den Holzeiern kann die stilvolle Charlotte selbst erledigen.“
„Was soll das heißen?“
„Ich fasse deine Eröffnung nicht nur privat als fristlose Kündigung auf. Oder hast du gedacht, ich mache morgen wie immer die Buchhaltung und rede dich jetzt mit Sie an? Christian, du bist wirklich ein Idiot, du kannst doch nicht alles haben. Die stilvolle Charlotte hat sicher auch keine Lust, deinen Exbetthasen im Vorzimmer sitzen zu haben.“
„Du warst nicht mein Betthase!“
„Nein, so wild was das alles nicht, du hast Recht. Eher die Haushälterin und die Mindestlohnangestellte. Aber was du an meinem Gehalt gespart hast, kannst du jetzt ja verwenden, um Charlotte ein stilvolles Leben zu bieten. Vielleicht passt ihr sogar das Cocktailkleid, wenn sie erstmal deinem stilvollen Erben das Leben geschenkt hat.“
Ich stellte die Reisetaschen ab, zog meinen Mantel an, hängte mir den Schal lose um den Hals und zog meinen Schlüsselbund aus der Handtasche. Als ich den schweren Ring aufgehakt hatte, löste ich einige Schlüssel ab. „Hier – Schreibtisch im Büro – Bürotür – Wohnung – Keller. Schick meine Lohnsteuerkarte und sonstige Unterlagen an Coras Adresse, sie wird es mir zukommen lassen.“
Christian blinzelte etwas dümmlich auf die losen Schlüssel in seiner Hand. Ich nahm meine Taschen auf und öffnete die Wohnungstür. Mit der freien Hand riss ich die Visitenkarte von dem hochglanzpolierten Messingschild und wandte mich noch einmal um. „Sollte Post kommen, was ich nicht glaube, dann schick sie bitte auch an Cora. Leb wohl.“
„Sarah, warte! Können wir uns nicht im Guten trennen?“ Er stand in der offenen Wohnungstür, ich war schon einige Stufen tiefer. „Hast du das im Ernst geglaubt? Ich finde, ich habe sehr verständnisvoll reagiert, widerspruchslos mache ich Platz, weil du etwas Besseres gefunden hast. Aber damit ist mein Stil wirklich erschöpft. Mit so etwas wie dir ist man einfach nicht befreundet.“ Damit polterte ich die Stufen hinunter, ziemlich laut, aber warum sollte ich noch auf die Nachbarn Rücksicht nehmen? Im Erdgeschoss ging prompt eine Tür auf.
„Frau Ulitz? Ist etwas passiert?“
„Aber nein, Frau Öttinger“, lächelte ich die zierliche alte Dame an, „ich ziehe nur aus. Herr Lichting hat mir heute gesagt, dass er heiraten wird – aber nicht mich.“
Sie schnaufte empört. „Jammerschade, Sie waren eine so reizende Nachbarin.“
„Ach“, tröstete ich sie, „das wird die Neue sicher auch werden. Sie ist noch jung und lebhaft. Und ich glaube, sie hört gerne Rockmusik“, flüsterte ich Frau Öttinger ins Ohr, die darauf ein ganz finsteres Gesicht zog. „Wehe! Das ist ein ruhiges Haus!“
„Ein Kind kriegt sie auch“, setzte ich noch eins drauf, „stellen Sie sich nur das Geschrei vor! Leben Sie wohl, Frau Öttinger.“ Zufrieden riss ich am Briefkasten und am Klingelschild meine Karten ab. Eine Nachbarin würde der stilvollen Charlotte jedenfalls keinen freundlichen Empfang bereiten! Draußen nieselte es, und den Schirm hatte ich natürlich oben vergessen. Na, dann war er eben weg, sollte Christian ihn doch wegschmeißen! Ich sah mich einen Moment lang unschlüssig um, dann nahm ich meine Taschen wieder auf und wandte mich mit steifer Oberlippe und hoch erhobenem Kopf nach rechts.
Cora öffnete sofort, als ich bei ihr Sturm klingelte. „Sarah? Was ist passiert?“
„Kann ich vorübergehend bei dir wohnen?“
„Klar, im Gästezimmer. Aber komm doch erstmal rein und erzähl, was passiert ist. Hast du dich mit Christian gezankt? Ich dachte, dazu ist eure Beziehung zu friedlich?“
Ich stellte meine Taschen ab und ließ mich im Wohnzimmer aufs Sofa fallen. „Beziehung? Ich kann fünf Jahre meines Lebens streichen! Es ist aus.“
„Ach komm, man wirft doch fünf Jahre nicht einfach so weg. Was hat er denn angestellt?“
„Eine andere geschwängert, und die will er heiraten.“
„Scheiße!“ Cora sah mich entsetzt an, dann stand sie wieder auf und holte zwei Gläser und eine Flasche. „Ich hatte bei der Kälte an Tee mit Rum gedacht, aber ich glaube, Rum ohne Tee passt jetzt besser. Hier, trink!“
Ich kippte den Rum auf ex und keuchte, als sich die Hitze in mir ausbreitete. „Danke, jetzt geht´s mir besser!“
Cora schenkte sofort nach. „Komm, jetzt leg alle Einzelheiten auf den Tisch!“
„Sie ist jünger als ich, fertige Betriebswirtin, aus guter Familie, stilvoll – und sie hat er immerzu gebumst, wenn er angeblich Mandanten angeworben hat. Von ihr will er ein Kind, von mir wollte er keins, wahrscheinlich war ihm meine Herkunft zu windig. Sicher hat sie auch die Superbeziehungen für sein Büro, die beiden werden zusammenarbeiten.“
Ich begann zu heulen und kippte gleich das nächste Glas Rum. „Er wollte doch heute mit mir reden, und ich blöde Kuh dachte, er sagt, dass wir jetzt heiraten können. Oder ein Baby haben. Oder dass er mir wenigstens ab jetzt ein anständiges Gehalt zahlen kann! Und dann sagt er, er hat was Besseres gefunden. Jetzt hab ich alles verloren.“
„Na, alles?“, sagte Cora, die mich wohl trösten wollte.
„Sicher alles!“ Ich schenkte mir selbst noch einmal nach. „Ich hab keinen Mann mehr, kein Dach über dem Kopf und keinen Job mehr. Geld hab ich auch nicht, keinen Uniabschluss, kein gar nichts. Ich kann mich doch gleich unter eine Brücke verziehen, sobald ich eine Pappkiste gefunden habe. Die drei Taschen sind alles, was ich besitze!“ Ich schluchzte wieder los. „Sarah, das kann doch gar nicht sein“
„Doch! Ich hab alles eingepackt, sogar die Schmutzwäsche, ich wollte doch keine Spuren hinterlassen. Lange genug habe ich seine Wohnung mit meiner stillosen Gegenwart entweiht.“ Ich schluchzte auf. „Jetzt wird mir das erst klar – es war immer seine Wohnung, nie unsere. Nichts war von mir, weil mein Kram nicht zu seinen eleganten Möbeln passte.“
„Ich fand ihn ja immer schon etwas seltsam“, sagte Cora langsam, „aber dass er so diktatorisch war? Warum hast du nie protestiert?“
„Er hatte immer überzeugende Argumente. Seine Möbel sind wirklich edel, die hat er ja geerbt. Und sein Geschmack ist besser als meiner. Und ich hatte ja ohnehin wenig Zeug, da reichte eine Schranktür und im Wohnzimmer ein verstecktes Regalfach. Was hätte ich sonst noch haben sollen? Meine Kindheit steckt in der Kiste in deinem Keller, in seinem wurde sie ja nicht geduldet.“
„Ja, habt ihr denn nichts gemeinsam angeschafft?“
„Doch“, murrte ich und warf ihr einen verschwommenen Blick zu. Dieser Rum zog ziemlich rein! „Aber das wollte ich jetzt auch nicht mehr haben, ich hab ihm nur mein Foto weggenommen, das braucht er jetzt ja nicht mehr. Soll er die stilvolle Charlotte in den Rahmen klemmen.“
Cora stand auf. „Komm, jetzt richten wir dich ordentlich im Gästezimmer ein. Du musst ja auch mal deine Sachen wieder aufhängen, oder? Beim nächsten Job brauchst du deine Kostüme vielleicht wieder – oder hast du die auch dort gelassen?“
„Nur das blaue, das er mir mal geschenkt hat, und den grauen Cocktailfetzen. Und den Schmuck natürlich. Gehörte mir ja alles nicht, war sozusagen Dienstkleidung. Dieses verlogene Schwein, er hat schon seit Wochen mit ihr rumgemacht, und mich schickt er seine Sachen aus der Reinigung holen!“
„Komm jetzt mit. Du hast ja Recht, aber du bist ganz schön besoffen.“
„Bin ich nicht. Soll ich meinen Kram wirklich auspacken? Stört es dich nicht, wenn meine Sachen herumliegen?“
„Ich bin nicht so bescheuert wie dein verflossener Ästhetikpapst. Breite dich nur aus. Jetzt komm schon!“
Während Cora mir das Gästebett bezog und die Kissen liebevoll zurechtklopfte, hängte ich meine zerdrückten Kostüme, Röcke und Blusen in den schmalen IKEA-Schrank, legte die Wäsche daneben, reihte die Schuhe ordentlich auf und stellte meine Bücher und den einzigen Ordner in ein weiteres Fach. Der Laptop kam auf das kleine Tischchen, der Morgenmantel über die Stuhllehne, die Schmutzwäsche auf den Schrankboden. Morgen würde ich Cora fragen, ob ich ihre Waschmaschine benutzen durfte. Ich stellte meinen Kulturbeutel auf den Schrank und faltete die Reisetaschen zusammen, bevor ich sie auch im Schrank verstaute. „Fertig!“
Cora wandte sich von der Nachttischlampe ab, deren Funktionstüchtigkeit sie gerade getestet hatte. „Unglaublich – da hab ich ja mehr Kram dabei, wenn ich übers Wochenende verreise. Wieso hast du so wenige Klamotten?“
Ich zuckte die Achseln und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Cora folgte mir und sperrte den Rum mit energischen Bewegungen in ein Fach in der Schrankwand. „Jetzt kriegst du Tee ohne Rum und etwas zu essen!“
„So spät noch? Dann kann ich nicht schlafen.“
„Quatsch. Du hast hübsch einen sitzen, darauf kannst du allemal pennen. Aber du hast garantiert nicht viel zu Abend gegessen, stimmt´s? Oder hat er mit seinem geschmacklosen Geständnis gewartet, bis ihr mit dem Essen fertig wart?“
„Er hat sogar gewartet, bis ich hinterher aufgeräumt hatte. Aber ich war so nervös, weil ich immerzu dachte, er fragt mich, ob ich ihn heiraten will, also hab ich wirklich fast nichts gegessen.“
„Diese Schweinebacke! Du bleibst jetzt bitte ganz ruhig hier sitzen und schließt die Augen, ich hole Tee und etwas zu essen.“ Gehorsam lehnte ich den Kopf zurück und schloss die Augen. Coras Sofas entstammten vielleicht keiner eleganten Periode der Kunstgeschichte und waren auch keine Designerstücke, aber sie waren saubequem. Hm...
Ich schreckte hoch, als Cora zurückkam, mit einer Kanne Tee, aus der die Anhänger von zwei Teebeuteln heraushingen, und außerdem einem Teller mit aufgeschnittenem Baguette und grob gewürfeltem Käse. Ich goss mir einen Becher Tee ein und zerkrümelte ein Stück Baguette, dann musste ich zittrig lachen. „Christian hätte jetzt die Augenbrauen hochgezogen, weil du den Käse nicht ansprechend arrangiert hast, mit Weintrauben auf silberner Platte.“
„Vollidiot“, knurrte Cora und setzte sich.
„Recht hast du“, stimmte ich zu und nahm mir ein Stück Käse. Lecker, er zerging fast auf der Zunge. „Warum hast du so wenig Zeug?“, kam Cora kauend wieder auf ihr altes Thema zurück. „Weil Christian darauf bestanden hat, dass ich nur erste Qualität kaufen durfte. Und bei meinem Gehalt war nur alle halben Jahre ein Outfit drin."
Cora schüttelte den Kopf. „Was hat er dir eigentlich gezahlt?“
„Zuletzt zwölfhundert Euro netto, aber ich war ja auch am Haushalt beteiligt. Dafür sind locker acht-, neunhundert Euro im Monat draufgegangen. Und vom Rest habe ich versucht, einen Standard aufrecht zu erhalten, den ich mir eigentlich nicht leisten konnte. Alles, was ich für das Leben mit Christian nicht brauchte, hab ich verkauft. Ich konnte es ja ohnehin nicht unterbringen, für meinen unschicken Kram war kein Platz in seiner Wohnung.“
Seltsam, dass ich das plötzlich so hart formulieren konnte! Das war die reine Wahrheit, erkannte ich jetzt, und meine fünf Jahre lang gehätschelte Überzeugung, dass Christians Geschmack ohnehin der bessere und sein Lebensstil der erstrebenswerte war, löste sich plötzlich in nichts auf. „Warum hast du dir das eigentlich bieten lassen?“, fragte Cora nun. „Ich hab ihn ja nicht oft gesehen – er mochte mich wohl auch nicht, oder? – aber ich sehe nicht, dass er nun so faszinierend gewesen wäre.“
„Er sieht so edel aus, finde ich“, murmelte ich beschämt über meine eigene Dummheit. „Stimmt, er mag dich nicht. Und dass er mich finanziell überfordert hat, habe ich eben erst richtig verstanden. Komisch, nicht?“
„Saukomisch“, bestätigte Cora trocken. „Zahlst du eigentlich auch was zu den Nebenkosten der Wohnung dazu?“
„Natürlich. Halbe-halbe.“
„Obwohl du nicht einmal ein eigenes Zimmer hattest? Wo hast du deinen Kram aufbewahrt, deine Dokumente, den Laptop und so?“
„In der Küche, warum?“ Cora sprang auf und wühlte auf ihrem Schreibtisch herum. „Bist du eigentlich Aschenputtel oder was?“, schimpfte sie und kehrte mit einem Spiralblock und einem Kugelschreiber zurück auf das Sofa.
„Wir planen jetzt!“
„Was denn planen? Wie ich ihn zurückkriege? Ich will ihn nicht mehr. So wie er sich verhalten hat, ist alles Gefühl für ihn tot.“
„Jaja. Du sollst ihn gar nicht zurückholen, du bist ohne ihn besser dran.“
„Völlig tot!“, unterstrich ich wütend.
„Ich hab´s kapiert, danke. Nein, wir müssen überlegen, wie wir dein Leben wieder in Ordnung bringen. Iss noch was!“ Gehorsam nahm ich noch ein Stück Käse.
„Also“, fing Cora an, den Stift gezückt, „du zahlst Nebenkosten, ja? Einzugsermächtigung oder Dauerauftrag?“
„Dauerauftrag“, gab ich brav Auskunft.
„Gut, der wird morgen als erstes annulliert. Hast du eigentlich jemals was zurückbekommen, wenn die Nebenkostenabrechnung kam?“
„Nein, ich weiß gar nicht, ob wir zuviel bezahlt haben.“
„Ich gehe mal davon aus, dass er dich in der Beziehung über den Tisch gezogen hat. Was für eine Ratte! Als nächstes brauchst du einen neuen Job.“
„Als nächstes brauche ich eine Wohnung“, protestierte ich, „ich kann dir doch nicht ewig zur Last fallen.“
„Sarah, sei nicht so kleinlaut! Du hast noch keine Nacht hier verbracht, und ich hab doch genug Platz!“
„Und wenn Freddy kommt?“
„Du pennst doch nicht in meinem Schlafzimmer! Jetzt lass die Albernheiten, außerdem kannst du dir ohne neuen Job ohnehin keine Wohnung leisten. Job zuerst!“
„Okay, Job zuerst. Wenn mir Christian meine Lohnsteuerkarte zurückgeschickt
hat.“
„Das kann dauern. Hol dir eine zweite Karte im Rathaus, gleich morgen. Und dann schauen wir, was wir für dich finden können. Buchhaltung, übliche PC-Kenntnisse, Führerschein, pumperlgesund und angenehme Umgangsformen. Wir finden schon was für dich.“
„Ich kann ja wieder zu JobTime gehen, wie im Studium.“
„Gute Idee. Meinst du, Christian schreibt dir ein anständiges Zeugnis?“
„Kaum. Ich hab ihn Knall auf Fall sitzen gelassen.“
„Aus gutem Grund. Wenn es ihm auch nur im Geringsten peinlich ist, dass er so ein mieses Schwein ist, dann schreibt er dir ein glänzendes Zeugnis.“
„Ich glaube nicht, dass ihm das peinlich ist. Er hat gefunden, dass ich überzogen reagiert habe, als ich gegangen bin.“
„Arschloch“, murmelte Cora, über den Block gebeugt, „was hättest du denn sonst tun sollen?“
„Eben.“ Coras Verständnis baute mich wieder auf, aber bei dem Gedanken, wieviele Jahre ich für den Reichtum dieses treulosen Mistkerls gearbeitet und ihm ein komfortables Leben verschafft hatte, hätte ich vor Wut irgendwohin treten können. Stattdessen ließ ich meine Tränen wieder laufen.
„Also, erstens Daueraufträge canceln, zweitens neue Lohnsteuerkarte, drittens JobTime. Hast du noch was in Christians Wohnung, was dir gehört? Oder sollen wir uns um einen Anwalt kümmern? Ich meine, du hast jahrelang für Peanuts gearbeitet, im Hinblick auf eine schöne Zukunft – soll er dir nicht eine Abfindung zahlen? Freddy kennt dafür die richtigen Leute, das ist überhaupt kein Problem.“
„Nein, lass das. Und in der Wohnung hab ich auch nichts mehr, glaube ich. Aber mir ist noch was eingefallen – Nachsendeantrag. Kann ich erstmal dich angeben?“
„Klar doch, wen sonst?“
„Danke, Cora. Du bist wirklich meine einzige Rettung. Morgen gehe ich gleich an die Arbeit.“
„Das machen wir zusammen, ich hab morgen sowieso frei, ich muss dringend Überstunden abfeiern. Wir könnten morgen Abend auch ein bisschen in die Kneipe gehen.“
„Keine Lust“, murmelte ich.
„Ausreden gibt´s nicht“, antwortete Cora streng. „Wie viel Geld hast du?“
Ich überlegte. „Auf dem Konto wahrscheinlich nicht mehr als drei-, vierhundert Euro. Auf dem Sparbuch – naja, ich schätze etwa viertausend. Wie hätte ich mehr sparen können?“
„Warum hat Christian dir nicht gesagt, wie du dein Geld intelligenter investieren kannst? Er wird doch sein Geld nicht auch so dumm angelegt haben, oder?“
„Er hat doch die Wohnung und das Büro, ich glaube nicht, dass in bar so viel da ist. Naja, der Immobilienfonds, da steckt von mir auch ein knapper Tausender drin.“
„Den holen wir zurück, umgehend. Sarah, du musst hart sein, mir scheint, der steckt alles ein, wenn man ihm nicht auf die Finger haut. Schau doch, wie er dich ausgebeutet hat!“
„Anfangs konnte er mir nicht mehr zahlen!“
„Wer seine Angestellten nicht anständig bezahlen kann, muss eben anderswo sparen. Kleinere Wohnung, einfachere Büroeinrichtung, nicht Golf spielen – er spielt doch Golf?“
„Ja, er sagte, da käme man gut mit Mandanten ins Gespräch. Ich hätte es auch gerne gelernt, aber das war zu teuer.“
„Na, typisch. Für dich war wohl alles zu teuer, oder?“ Ich heulte wieder los. „Cora, ich weiß, dass ich eine Idiotin war, reib es mir doch nicht auch noch unter die Nase!“ Cora nahm mich in den Arm. „Das will ich doch gar nicht, Süße. Ich will dir nur zeigen, dass er dich gar nicht verdient hat. Da kannst du leicht einen Besseren finden.“
„Nie wieder! Einmal reingefallen genügt.“
„Na komm, ab und zu braucht man schon ein bisschen Spaß. Aber wehe, wenn du einem Typen auch nur einen Kaffee zahlst! Wetten, Christian war der Typ, der dich zahlen lässt und dann die Rechnung einsteckt, weil er sie von der Steuer absetzen kann?“
„Woher weißt du das?“, schniefte ich verblüfft. „Solche Typen machen das immer. Aber mit der Hälfte der Steuerersparnis kommen sie nicht rüber!“
„Nein, natürlich nicht. Ach, Cora – was hab ich denn bloß falsch gemacht?“
„Du hast gar nichts falsch gemacht, er ist der Arsch, vergiss das nicht. Warum glauben Frauen immer, es liegt an ihnen, wenn eine Beziehung nicht funktioniert? Werden wir schon mit Schuldgefühlen großgezogen? Du wartest jetzt ein bisschen, und dann suchst du dir einen Besseren und passt höllisch auf, dass er dich nicht über den Tisch zieht.“
„So bald nicht, das sag ich dir.“
„Ich hab doch gesagt, du wartest ein bisschen! Sarah, ich glaube, du gehst jetzt am besten ins Bett und schläfst dich richtig aus. Morgen frühstücken wir schön, und dann regeln wir alle Punkte auf der Liste.“ Sie tätschelte mir die Schulter. „Und wenn du Angst hast, mir lästig zu fallen, dann kannst du auch das Gästebad nehmen, das hast du ganz für dich alleine. Da ist auch eine anständige Dusche drin. Wenn du aber lieber ein Schaumbad willst, nimmst du eben das große Bad.“
„Nein, Dusche ist toll, danke. Ich stelle meinen Kram gleich rüber, viel ist es ohnehin nicht. Ach, Cora – damit hätte ich heute Morgen auch nicht gerechnet. Alles hin...“
„Nein, alles aufgedeckt, so musst du das sehen!“
„Wenn du meinst...“ Ich tappte ins Gästezimmer und suchte eins meiner ordentlichen Nachthemden heraus, dann zog ich mich aus, schlüpfte ins Nachthemd und suchte mit meinem Kulturtäschchen unter dem Arm das Gästebad auf. Viel war wirklich nicht auszupacken – Shampoo und Duschbad, Deo, Gesichtswasser, Feuchtigkeitscreme, Kamm und Bürste, Zahnpasta und Zahncreme, Puder und Labello. Make-up hatte Christian als ordinär abgelehnt, genau wie farbigen Lippenstift. Wer fragte eigentlich danach, was er ordinär fand?, fragte ich mich ärgerlich und wischte mit einem Wattebausch über mein Gesicht. Und wenn ich weiterhin so aggressiv meine Zähne putzte, als versuchte ich, Christian mitten durchzusägen, dann brauchte ich schnell wieder eine neue Zahnbürste! Die Borsten standen schon ganz schief. Etwas Creme ins Gesicht, Toilette, Hände waschen und eincremen, zurück ins Gästezimmer. Cora hatte mir ein Buch auf den Nachttisch gelegt, eins von der Sorte, die Christian hasste. Es hieß Der Mann, das entbehrliche Wesen. Ich drehte es um, um die Rückseite zu studieren. Gott sei Dank, ein amüsanter Roman, nicht etwa ein ernsthaftes Sachbuch Marke Wenn Frauen zu sehr lieben. Ich streckte mich im Bett aus - sehr bequem! – und schlug den Schmöker auf. Es fing seltsam vertraut an, eine Frau wurde ziemlich abrupt aus ihrem gesicherten Leben gerissen, weil ihr Lover sich plötzlich als Totalflop entpuppte. Ach was?
Cora klopfte und schaute noch herein. „Sag mal, wenn der werdende Vater anruft – bist du hier oder verschwunden?“ Ich überlegte kurz. „Verschwunden. Aber du bist bereit, mir etwas auszurichten. Geht das?“
„In Ordnung. Schlaf gut!“
„Danke – du auch! Und vielen Dank für das Buch, die Geschichte kommt mir teuflisch bekannt vor.“
Cora lachte. „Deshalb hab ich´s dir hingelegt. Du bist kein Einzelfall, aber das wird dich nicht sehr trösten, fürchte ich. Also, gute Nacht!“ Ich las noch eine Weile und verfolgte, wie die am Boden zerstörte Heldin Rachepläne schmiedete und die ersten Schritte unternahm, um ihn in den Ruin zu treiben. Sollte ich versuchen, Christian zu ruinieren? Konnte ich das überhaupt? Ich löschte das Licht und schlief ein, bevor ich darüber richtig nachgedacht hatte.
Ich wachte auf, weil helles Licht durch das Fenster schien und es durchdringend nach Kaffee duftete. Wenigstens hatte ich nicht von Christian geträumt, sondern erstaunlich gut geschlafen, wenn man die Umstände bedachte. Ich räkelte mich wohlig und setzte mich langsam auf. Äh – Kopfweh. Das waren die drei Gläser purer Rum! Immerhin war mir nicht schlecht, es hämmerte nur in meinem Schädel. Ich erhob mich mühsam und schlurfte Richtung Bad, an der Küche vorbei. „Guten Morgen!“, rief Cora und reichte mir ein Glas, in dem es sprudelte und an der Oberfläche verdächtig seifigen Schaum bildete.
„Was ist das?“, fragte ich misstrauisch. „Grapefruitsaft mit Aspirin-Brause. Sag bloß, das brauchst du nicht?“
„Doch“, gab ich zu und leerte das Glas mit großen Schlucken. „Hab ich sehr lange geschlafen?“
„Ganz normal, es ist noch nicht einmal acht. Dein Exmacker hat jedenfalls noch nicht hinter dir her telefoniert.“
„Er weiß ja gar nicht, wo ich bin“, entschuldigte ich ihn schon wieder – wieso eigentlich?
„Sarah, Dummchen, das ist doch egal! Oder hat er deine Handynummer nicht?“
„Doch“, gab ich wieder zu, „aber das ist nicht an. Nach dem Duschen kann ich ja mal in die Mailbox gucken.“
Das heiße Wasser prasselte köstlich auf mich herunter, und Coras kratzige weiße Frotteehandtücher waren zehnmal so saugfähig wie die superweichgespülten Dinger bei Christian, die hauptsächlich gut aussahen, sich beim Abtrocknen aber schmierig anfühlten. Ich rubbelte mich kräftig ab – so war das Peeling gleich miterledigt! – und kämmte meine nassen Haare durch. Schon besser, und ich bildete mir auch ein, dass das Kopfweh allmählich nachließ. In langem Tweedrock und seidener Bluse erschien ich zum Frühstück. Cora blinzelte. „Ist das nicht leicht übertrieben? Jeans täten es heute wahrscheinlich auch.“
„So was hab ich nicht, Christian mag keine Jeans.“
„Christian! Wer fragt den denn noch? Wir kaufen dir heute eine. Oder leih dir eine von mir, wir haben doch eh die gleiche Größe, oder?“
„Gut, ich kauf mir nachher eine. Mensch, das hab ich seit Jahren nicht mehr gemacht! Und so ein Sweatshirt hätte ich auch gerne, für zu Hause“, gestand ich, über mich selbst überrascht. „Lieber zwei, man muss sie ja auch mal waschen. Übrigens, wenn du was zu waschen hast, die Maschine ist in der Küche.“ Cora schenkte Kaffee ein und schob mir Semmelkorb, Butter und Aufschnitt hin. Ich schmierte mir sorgfältig eine Schinkensemmel und kaute dann nachdenklich darauf herum. „Ich glaube, du siehst das Ganze als Chance für mich, oder?“
„Vielleicht.“ Cora rührte in ihrem Müsli herum. „Ich glaube, in dir steckt viel mehr als die brave Sklavin des eleganten Herrn. Christian sieht sich doch total als Mann von Welt, oder?“
„Stimmt, er hat immer sehr auf meine Manieren geachtet. Dabei bin ich ja auch nicht gerade im Slum groß geworden. Er hat aber gelegentliche Defizite festgestellt und mich dann liebevoll fortgebildet.“
„Unverschämtheit!“
Ich zuckte die Achseln. „Mir ist das gar nicht so aufgefallen. Weißt du, wenn du die Prämisse akzeptierst, dass sein Lebensstil der erstrebenswerte ist, dann wird alles andere völlig logisch und du kommst der Sache nicht mehr aus. Ich glaube, das ist das Allerschlimmste.“
„Was ist das Allerschlimmste?“, fragte Cora, den Mund voller Müsli.
„Dass mein ganzer Lebensplan in nichts zusammengefallen ist, weil die Prämisse eben völlig falsch war! Christian ist nicht der Mann von Welt, an dessen Seite ich ein schönes Leben führen werde, er ist ein ausbeuterischer Korinthenkacker, der mir eine andere, Stilvollere, vorgezogen hat. Und jetzt stehe ich mit völlig leeren Händen da.“ Ich begann auf meine Schinkensemmel zu heulen.
„Und jetzt merke ich erst, wie blöde ich war!“ Ich heulte noch mehr. „Ich hab mich total ausnutzen lassen.“
„Das holen wir alles zurück, versprochen“, sagte Cora finster und begann abzuräumen. Ich machte den matten Versuch, ihr zu helfen, aber sie drückte mich auf meinen Platz zurück. „Check lieber mal deine Mailbox!“
Na gut! Ich rief die Mailbox auf. Sie haben zwei neue Nachrichten. Vielleicht tat es ihm Leid, vielleicht war alles nur ein Irrtum? Erste Nachricht: Neue Klingeltöne verfügbar. Klasse, löschen. Zweite Nachricht: Abitreffen 18. Mai Susi. Wer um Himmels Willen war Susi? Ich durchforstete, kurzfristig von meinem Jammer abgelenkt, mein Gehirn. Susi ... Susi ... ach ja, diese brave kleine Maus in der ersten Reihe. Zehn Jahre Abitur, von mir aus, ich würde da bestimmt nicht hingehen. Und woher hatte die überhaupt meine Nummer? Ich schickte eine Antwort: WO? Sarah