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DIE MARINE DER WEIMARER REPUBLIK Die Reichsmarine war der Name der deutschen Marine während der Weimarer Republik und in den ersten beiden Jahren des Nationalsozialismus. Sie war der Marinezweig der Reichswehr und bestand von 1919 bis 1935. Im Jahr 1935 wurde sie in Kriegsmarine umbenannt. Dies war eine Änderung, die von Adolf Hitler gefordert wurde. Viele der administrativen und organisatorischen Grundsätze der Reichsmarine wurden dann in die Organisation der Kriegsmarine übernommen. Die Bestimmungen des Versailler Vertrags beschränkten die deutsche Nachkriegsmarine auf 15.000 Mann und keine U-Boote, während die Flotte auf sechs Vor-Dreadnought-Schlachtschiffe, sechs leichte Kreuzer, zwölf Zerstörer und zwölf Torpedoboote begrenzt war. Ersatz für die veralteten Schlachtschiffe war auf eine maximale Größe von 10.000 Tonnen beschränkt. In diesem Buch wird die Geschichte der Reichsmarine detailliert dargestellt. Die einzelnen Schiffstypen werden ebenfalls vorgestellt. Ergänzt wird das Buch um umfangreiches Bildmaterial und die technischen Erläuterungen. Umfang 151 Seiten
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Die Marine der Weimarer Republik
IMPRESSUM:
Dirk Hennings
c/o IP-Management #4887
Ludwig-Erhard-Str. 1820459 Hamburg
Auf Grund des Gesetzes, das die Nationalversammlung am 16. April 1919 billigte, hieß die deutsche Marine Vorläufige Reichsmarine. Sie war nach Beendigung des Ersten Weltkrieges aus der Kaiserlichen Marine des Deutschen Kaiserreichs hervorgegangen. Zu den Aufgaben der Reichsmarine gehörten Küstensicherung, Fischereischutz, Minenräumen, Seepolizei und Unterstützung der Handelsschifffahrt. 1919 ging die Führung der Marine vom bis dahin bestehenden Reichsmarineamt auf die neue Admiralität über. Die Flagge der vorläufigen Reichsmarine war identisch mit der Flagge der Kaiserlichen Marine. Die kurze Periode der Vorläufigen Reichsmarine war bestimmt von einer Anzahl wichtiger Ereignisse und Entwicklungen der deutschen Geschichte, an denen sie direkt oder indirekt beteiligt war.
Der Kieler Matrosen- und Arbeiteraufstand begann – nach ausgedehnten Befehlsverweigerungen in der Flotte vor Wilhelmshaven – am 3. November 1918 in Kiel, dabei schloss sich die Kieler Arbeiterschaft dem Aufstand an. Auslösendes Moment war der kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs gegen den Willen der Regierung erlassene Flottenbefehl vom 24. Oktober 1918. Die Marineführung wollte einen Vorstoß auf Streitkräfte und Verkehr in der Themsemündung und an der Küste Flanderns unternehmen. Die zivilen Opfer hätten dazu geführt, dass der amerikanische Präsident Wilson die demokratisch legitimierte Regierung als Verhandlungspartner abgelehnt hätte. Außerdem sollte die britische Marine zu einer Entscheidungsschlacht herausgelockt werden. Ausgedehnte Befehlsverweigerungen auf verschiedenen Schiffen der vor Wilhelmshaven zusammengezogenen Hochseeflotte verhinderten die Absichten der Marineführung. Das III. Geschwader wurde nach Kiel zurückbeordert. Die Kieler Arbeiterschaft plante seit einiger Zeit einen größeren Streik für einen schnellen Friedensabschluss. Matrosen und Arbeiter verbündeten sich. Es kam zu einem allgemeinen Aufstand. Von Kiel aus wurde der Impuls zur Ausbreitung der Unruhen gegeben, die dann zur reichsweiten Novemberrevolution, zum Ende der Monarchie in Deutschland und in der Folge zur Errichtung der Weimarer Republik führten.
Die Novemberrevolution 1918, ausgelöst durch den Kieler Matrosenaufstand der Hochseeflotte, und die Internierung der Hochseeflotte in Scapa Flow führte zum inneren Zusammenbruch der deutschen Seestreitkräfte. Linke, häufig kommunistische Mannschaften und konservativ-monarchistische Offiziersgruppen rotteten sich gleichermaßen als Freischaren zusammen. Die kommunistischen Matrosen bildeten die Volksmarinedivision, die konservativen Kräfte mehrere Verbände, darunter die Marinebrigaden Ehrhardt und Loewenfeld, die anfangs vorwiegend aus Berufssoldaten bestanden. Beide Seiten beteiligten sich an blutigen Kämpfen und Gewalttaten. Die Volksmarinedivision wurde im März 1919 aufgelöst, die Marinebrigaden erst nach dem Kapp-Putsch im März 1920, an deren Zustandekommen sie wesentlich beteiligt waren. Einer der Auslöser war der Befehl des Reichswehrministers Gustav Noske, die Marinebrigaden aufzulösen. Die Brigade Ehrhardt unterstützte den Kapp-Putsch und besetzte Berlin. Der Chef der Admiralität, Vizeadmiral von Trotha erklärte, die Marine stehe der neuen Regierung zur Verfügung. Damit hatte er die Vorläufige Reichsmarine außerhalb der Verfassung gestellt. In den kommenden Jahren sah sie sich von rechts dem Vorwurf des Matrosenaufstands und der Novemberrevolution ausgesetzt, von liberaler und linker Seite dem des Verfassungsbruchs.
Die Selbstversenkung der Kaiserlichen Hochseeflotte in Scapa Flow fand am 21. Juni 1919 im britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow statt, in dem die ehemalige kaiserliche Flotte als Folge des Waffenstillstands am Ende des Ersten Weltkriegs interniert worden war. Da die deutsche Regierung kurz davor stand, den Vertrag von Versailles zu unterzeichnen, der in Artikel 184 die Auslieferung aller Kriegsschiffe in Scapa Flow vorsah, initiierte Konteradmiral Ludwig von Reuter die organisierte Selbstversenkung.
Ort der Internierung: Scapa Flow
Der Scapa Flow ist eine Art Bucht, die sich aus der Lage der im südlichen Teil der schottischen Inselgruppe der Orkneys gelegenen Inseln Mainland, Burray, South Ronaldsay, Flotta und Hoy ergibt. Da diese Bucht gut geschützt liegt, wurde sie in der Geschichte öfter als Naturhafen benutzt. Schon die Norweger versammelten hier im 13. Jahrhundert ihre Schiffe und gaben ihr den Namen „Skalpafloi“. Auch zu Napoleons Zeiten spielte dieser Hafen eine wesentliche Rolle. Die Briten versammelten dort ihre Schiffe vor Fahrten in das Baltikum. Die britische Marine richtete hier sowohl im Ersten Weltkrieg als auch im Zweiten Weltkrieg den Hauptstützpunkt ihrer Flotte ein. In beiden Weltkriegen gelang es deutschen U-Booten, in die Bucht einzudringen.
Der Ankerplatz der deutschen Flotte in Scapa Flow befand sich in dem Bring Deeps genannten Teil der Bucht, der etwa zwischen der Insel Hoy und den kleineren Inseln Graemsay und Cava liegt.
Die Überführung
Nach dem Ende der Kampfhandlungen sollte die deutsche Hochseeflotte gemäß den Waffenstillstandsbestimmungen interniert werden. Die Ausführungsbestimmungen zum § 23 der Waffenstillstandsbestimmungen sahen vor, dass sich die deutschen Hochseestreitkräfte innerhalb von sieben Tagen in abgerüstetem Zustand nach einem britischen Hafen zu begeben hätten. Eine Internierung in einem neutralen Land wurde damit hinfällig. Die Durchführung erwies sich als äußerst schwierig, denn die deutschen Kriegsschiffe waren weitgehend in der Hand der Soldatenräte.
Die sinkende SMS Bayern
Da die Briten Verhandlungen mit den Räten ablehnten und verlangten, dass die Flotte innerhalb von wenigen Tagen abgerüstet und von Offizieren unter Führung eines Admirals überführt werden müsste, übernahm auf Bitten des Admirals Franz von Hipper schließlich am 18. November 1918 der bisherige Befehlshaber der I. Aufklärungsgruppe, Konteradmiral Ludwig von Reuter, diese Aufgabe. Der Oberste Soldatenrat konnte nur das Setzen eines kleinen roten Wimpels im Vortopp erreichen, der dann auf hoher See bald eingezogen wurde. Ansonsten fuhren die Schiffe wieder unter der deutschen Kriegsflagge. Am 18. November brachen die ersten zwanzig U-Boote nach Harwich auf. Der Überführungsverband mit neun Linienschiffen, fünf Großen Kreuzern, sieben Kleinen Kreuzern und fünfzig Torpedobooten folgte am 19. November. Zwei nicht fahrbereite Schiffe, die König Albert und die Dresden, absolvierten ihren Marsch später, ebenso die zunächst nicht erfasste Baden. Während der Überführung lief das Torpedoboot V 30 auf eine Mine und sank mit zwei Toten.
Als sich der Überführungsverband am Morgen des 21. November dem befohlenen Treffpunkt vor dem Firth of Forth näherte, wurde er hier von der gesamten Grand Fleet, einem amerikanischen Geschwader, einem französischen Panzerkreuzer sowie zahlreichen Flugzeugen und Luftschiffen erwartet. Nach der Untersuchung durch eine britische Kommission ordnete der britische Oberkommandierende Admiral David Beatty an, dass die deutsche Kriegsflagge einzuholen sei und nicht wieder gesetzt werden dürfe. Die Admiralsflagge und Kommandantenwimpel blieben davon unberührt. Erst am 22. November erging der Befehl, dass sich die deutschen Schiffe in vier Staffeln nach Scapa Flow zu begeben hätten: Torpedoboote am 22. November, Große Kreuzer am 24. November, das IV. Geschwader am 25. November und der Rest am 26. November. Am 27. November trafen, von starken britischen Seestreitkräften begleitet, die letzten deutschen Schiffe in der Bucht von Scapa Flow ein.
Selbstversenkung der Hochseeflotte
In Scapa Flow waren die entwaffneten Schiffe nur mit Notbesatzungen besetzt. Deutsche Handelsschiffe wurden nach Scapa Flow dirigiert, um die überflüssig werdenden Mannschaftsteile in die Heimat zu transportieren. Das Personal zur Sicherung und Instandhaltung der Schiffe umfasste danach noch 4500 Mann, was einem Bruchteil der Sollbesatzung entsprach. Konteradmiral Ludwig von Reuter auf SMS Friedrich der Große übergab am 13. Dezember die Führung des Internierungsverbandes an den dienstältesten Kommandanten, Kapitän zur See Dominik auf SMS Bayern und fuhr auf dem Transportdampfer Bremen nach Deutschland, wo er sich in zahlreichen Gesprächen eine Lageübersicht zu verschaffen versuchte. Erst am 25. Januar 1919 kehrte er an Bord von SMS Regensburg nach Scapa Flow zurück. Am 25. März machte er die Emden zu seinem neuen Flaggschiff. Alle wertvollen Ausrüstungsteile, wie etwa nautische Instrumente, waren vor dem Auslaufen in Deutschland entfernt worden. Den Schiffen waren weder Munition noch Waffen zugestanden worden, ferner hatten die Mannschaften sich selbst mit Verpflegung zu versorgen. Zu diesem Zweck waren vier sogenannte Drifter (umgebaute Fischereifahrzeuge) eingesetzt, die im Pendelverkehr Schiff-Land für den Proviantnachschub sorgten. In der Folge entwickelte sich ein reger illegaler Tauschhandel mit der Inselbevölkerung.
Der auf Grund gesetzte Zerstörer G 102
Am 31. Mai 1919, dem dritten Jahrestag der Skagerrakschlacht, wurde auf allen Schiffen die deutsche Kriegsflagge gesetzt, ohne dass die Briten dagegen vorgingen. Mitte Juni 1919 wurden die Besatzungen auf Initiative Reuters nochmals um rund 2200 Mann reduziert. Reuter beabsichtigte mit diesem Schritt, unruhige Besatzungsmitglieder loszuwerden und somit die eigene Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen. Er entschied sich unter dem Eindruck des britischen Verhaltens und beeinflusst vom kritisch scheinenden Verlauf der Verhandlungen in Versailles zur Selbstversenkung der Flotte. Reuter vermutete, dass die deutsche Regierung den Friedensvertrag von Versailles nicht annehmen und deshalb in Kürze wieder der Kriegszustand herrschen werde. Die deutsche Flotte sollte den Briten dann nicht unzerstört in die Hände fallen. Er wies seine Offiziere an, auf sein Signal hin die Selbstversenkung einzuleiten. Ein entsprechender Vorbereitungsbefehl erging am 17. Juni.
Die versenkte SMS Hindenburg
Gleich nachdem die Grand Fleet am Vormittag des 21. Juni 1919 Scapa Flow zu einem Manöver in der Nordsee verlassen hatte, erschien die Gelegenheit günstig, und von Reuter gab um 11:00 Uhr den Befehl zur Selbstversenkung: „Paragraph Elf. Bestätigen.“ Die Seeventile der deutschen Schiffe wurden geöffnet, die Verschlüsse anschließend unbrauchbar gemacht, die Türen zwischen den wasserdichten Abteilungen geöffnet und im offenen Zustand verkeilt. Als alle deutschen Matrosen ihre Schiffe fast gleichzeitig mit Rettungsbooten verließen, eröffneten mehrere der in der Bucht verbliebenen Bewachungsschiffe das Feuer auf die Boote. Durch dieses Vorgehen der Briten wurden der Kommandant der SMS Markgraf, Korvettenkapitän Walther Schumann, und acht Matrosen getötet sowie fünf verwundet. Nach den Verlustzahlen, die von Reuter angibt, wurden vier getötet und acht verwundet. Die getöteten Soldaten wurden auf dem Lyness Royal Naval Cemetery auf der Insel Hoy beigesetzt. Die Gräber werden bis heute von der Commonwealth War Graves Commission gepflegt.
Das Wrack der SMS Seydlitz
Als die Briten bemerkten, was wirklich geschah, war es für ein wirkungsvolles Eingreifen zu spät. Als erstes Schiff versank um 12:16 Uhr die SMS Friedrich der Große und als letztes die SMS Hindenburg um 17:00 Uhr. Mit Ausnahme eines Linienschiffes (SMS Baden), dreier Kleiner Kreuzer (SMS Emden, SMS Frankfurt und SMS Nürnberg) und elf Torpedobooten versanken alle deutschen Schiffe. Damit war der Kern der Kaiserlichen Marine zerstört. Mit der Selbstversenkung hatte die Marine in militärfreundlichen Kreisen zwar einen Teil des im Krieg und insbesondere während der Novemberrevolution verlorenen Ansehens zurückgewonnen, jedoch waren harte Konsequenzen zu tragen. Die Alliierten verlangten nicht nur die Übergabe anderer, zum Teil recht moderner Schiffe, die für die neue Reichsmarine den Grundstock hätten bilden sollen, sondern auch 400.000 t Hafenmaterial.
Die Versenkung der Schiffe war ein Bruch der Waffenstillstandsbedingungen, die es verboten, militärische Ausrüstung zu zerstören. Von Reuter wurde deswegen des Vertragsbruches beschuldigt und mit seinen Seeleuten in Kriegsgefangenschaft genommen. 1773 Offiziere und Mannschaften der Rumpfbesatzungen wurden als Gefangene in ein Militärlager in der Nähe von Invergordon überführt. Sie kehrten am 31. Januar 1920 mit einem englischen Dampfer nach Deutschland zurück.
Verbleib der Wracks
Die Wracks der gesunkenen Schiffe wurden von dem Ingenieur und Unternehmer Ernest Cox für 40.000 Pfund von der Admiralität gekauft und zwischen 1923 und 1939 unter seiner Leitung durch sein Unternehmen Cox & Danks größtenteils gehoben, ausgeschlachtet und abgewrackt. Hierbei wurde erhebliche ingenieurtechnische Pionierarbeit geleistet. Mit dem Wrack des Großen Kreuzers SMS Hindenburg im August 1930 gelang ihm die Bergung des bis dahin größten gehobenen Schiffes. Erst 1950 wurde dieser Rekord durch die Bergung der Gneisenau überboten. Nachdem Cox sein Unternehmen an die Metal Industries Inc. verkauft hatte, führten diese noch bis 1946 die Bergung einiger weiterer Wracks durch.
Bergungsarbeiten an der SMS Baden
Sieben Schiffe blieben am Meeresgrund; sie dienen heute als beliebte Ziele für Wracktaucher. Bis vor einigen Jahren wurde gelegentlich hochwertiger Stahl (Low-background steel) aus den Wracks für Strahlenabschirmungszwecke geborgen.
Im Jahre 1995 wurden die verbliebenen Schiffswracks unter Denkmalschutz gestellt, darüber hinaus dürfen seit 2002 nur noch von den schottischen Behörden autorisierte Tauchbasen Tauchgänge an den Wracks durchführen. Die Vereinigung der orkadischen Schiffs-Charterunternehmer und Tauchschulen hat seit 2004 mehrere Vorstöße unternommen, die Gewässer vor der Insel Hoy, in denen die Wracks liegen, als National Marine Reserve unter Schutz stellen zu lassen (vergleichbar dem Status eines Nationalparks). Diese Vorstöße sind jedoch trotz Wohlwollens der zuständigen schottischen Ministerien mehrfach am entschiedenen Widerstand des Orkney Island Council gescheitert, die dadurch eine Beeinträchtigung des Ölterminals auf Flotta und der Fischereiflotte befürchten.
Urheber:Jappalang
Theo Matejko: Illustration in der Berliner Illustrirten Zeitung zum 15. Jahrestag der Selbstversenkung der Hochseeflotte in Scapa Flow
Nach der Selbstversenkung der Hochseeflotte in Scapa Flow am 21. Juni 1919 befand sich die Vorläufige Reichsmarine in einer schwierigen Situation. Denn als Entschädigung für diese Verluste verlangten die Alliierten die Auslieferung weiterer deutscher Kriegsschiffe, die auf deutscher Seite schon für den Aufbau einer neuen Flotte vorgesehen waren. Der Vertrag von Versailles begrenzte die Größe und Bewaffnung der deutschen Streitkräfte. Danach durfte die Marine 6 Linienschiffe (plus 2 in Reserve), 6 Kreuzer (plus 2 in Reserve), 12 Zerstörer (plus 4 in Reserve), 12 Torpedoboote (plus 4 in Reserve), 38 Minensuchboote, Sperrübungsfahrzeuge ohne Beschränkung, 8 Tender und Bewacher, 8 Fischereischutzboote, 2 Vermessungsschiffe, 6 Peilboote und 1 Segelschulschiff besitzen. Ersetzt werden durften die alten Schiffe erst nach einer Dauer von 20 Jahren (die großen Einheiten) oder 15 Jahren (die kleineren Einheiten). Neubauten und Schiffskäufe im Ausland waren genauso wie der Besitz von U-Booten verboten. Sperrübungsfahrzeuge und unbewaffnete Einheiten unterlagen keiner zahlenmäßigen Beschränkung. Eine ganze Flotte von U-Bootzerstörern, Leichten Minensuchbooten und Flachgehenden Räumbooten überließ die Marine daher in abgerüstetem Zustand dem Reichswasserschutz, von dem sie die Boote später zum Teil wieder zurück erwarb.
Die Personalstärke der Reichsmarine durfte 15.000 Mann nicht überschreiten. Aufgrund der Ereignisse am Ende des Ersten Weltkriegs und in der Revolutionszeit war das Ansehen der Marine auf einen Tiefpunkt gesunken. Die Selbstversenkung der Hochseeflotte hatte allerdings dazu beigetragen, die konservative Öffentlichkeit wenigstens teilweise mit der Marine zu versöhnen. Angesichts der strengen Beschränkungen des Versailler Vertrages für deutsche Streitkräfte kam auch ein gänzlicher Verzicht auf eine eigene Marine – wie vereinzelt diskutiert – nicht in Frage, da sich das Reich damit selber noch weiter geschwächt hätte.
Die Reichskriegsflagge der Weimarer Republik mit dem Eisernen Kreuz, 1921–1933.
Die Aufgaben der Reichsmarine waren zunächst nur in einer Denkschrift der Marineleitung aus dem Jahr 1920 festgelegt und entsprachen denen der Vorläufigen Reichsmarine. Sie waren stark von den Notwendigkeiten der unmittelbaren Nachkriegszeit geprägt. Polizei- und Ordnungsaufgaben standen gegenüber der eigentlichen Verteidigungsaufgabe im Vordergrund. Erst nach einigen Jahren wurde die seeseitige Verteidigung des Reiches wieder stärker betont.