Notärztin Andrea Bergen 1434 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1434 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

Tief am Horizont geht die Sonne über dem glitzernden Meer unter. Und da küsst Johannes seine Evelyn im rotgoldenen Licht. Ihre Lippen sind sanft und weich, sie schmecken ganz leicht nach Meersalz und Honig - nach Glück. Er zieht sie noch enger an sich und hält sie fest. Nie wieder will Johannes diese bezaubernde Frau loslassen! Bald nach seiner Rückkehr in Köln wird er Evelyn wiedersehen und mit ihr und seiner kleinen Tochter Mia in ein neues Leben starten ...
Am nächsten Morgen schon tritt Johannes mit Mia die Rückreise an, im eigenen Wagen. Und dann, auf dem Autobahnring kurz vor dem Ziel, geschieht das Unfassbare: In einem Moment des Entsetzens, in dem sein Fuß ihm nicht gehorcht, rast Johannes mit seinem Auto ungebremst in ein Stauende! Tragischer hätte der wunderschöne Urlaub in Südfrankreich nicht enden können ...


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Inhalt

Cover

Um Mitternacht sind wir zu Hause

Vorschau

Impressum

Um Mitternacht sind wir zu Hause

Der Horrorunfall ereignete sich kurz vor Mitternacht auf dem Autobahnring! Vermutlich war der Fahrer völlig übermüdet, denn er war mit seiner kleinen Tochter auf der Rückreise aus Südfrankreich und seit Stunden unterwegs.

Für mich ist es immer noch ein Wunder, dass dem Kind fast nicht geschehen ist – doch Johannes Herter hat multiple Verletzungen.

Im Elisabeth-Krankenhaus konnten wir ihn zum Glück stabilisieren, aber bei den Untersuchungen haben die Kollegen noch etwas viel Schwerwiegenderes festgestellt: Johannes leidet an einem Hirntumor – und noch ist unklar, ob wir ihn behandeln können!

Die Situation ist ein Albtraum. Was soll jetzt bloß aus der kleinen Mia werden? Mit der Hilfe der Mutter können wir übrigens nicht rechnen. Denn die hat ihre Familie vor über einem Jahr im Stich gelassen ...

Das Meer glitzerte im Sonnenlicht. Kinderlachen klang durch das Rauschen der Wellen. Der Wind trug den rauen, wilden Duft von Salzwasser mit sich.

Mias blonde Haare waren zerzaust, ihre Augen funkelten lebhaft. Ihr Lächeln reichte von einem Ohr bis zum anderen, als sie hinter der Frisbee-Scheibe herjagte. Vergnügt jauchzte sie, als die Wellen ihre nackten Füße umspülten.

Schon ewig hatte Johannes Herter seine kleine Tochter nicht mehr so ausgelassen gesehen. Vermutlich schon ein ganzes Jahr nicht mehr – seit Sarah aus ihrer beider Leben verschwunden war, sich von ihm getrennt und Mia und ihn einfach zurückgelassen hatte.

Bei dem Gedanken breitete sich wie üblich ein bitterer Geschmack in seinem Mund aus, den er jetzt aber eilig herunterschluckte. Es war nicht der richtige Moment, um sich den Kopf über seine treulose Ex-Frau zu zerbrechen! Jetzt wollte er den herrlichen Strandtag mit Mia genießen.

»Wirf die Frisbee-Scheibe zurück, Schätzchen!«, rief er seiner Tochter fröhlich zu und winkte mit beiden Armen – dann musste er einen Hechtsprung machen, um das Spielgerät zu fangen, das auf ihn zusegelte.

»Papa, ich will nie mehr nach Hause. Können wir für immer hierbleiben?«, seufzte Mia selig.

Er musste lachen. »Das wäre schön. Aber ich fürchte, mein Chef wird mir nicht für immer Urlaub gewähren. Und was ist mit deinen Freunden aus der Grundschule? Die würdest du bestimmt vermissen.«

Sie überlegte kurz, dann nickte sie eifrig. »Aber ein bisschen bleiben wir noch, oder, Papa?«

»Ja, natürlich. Und wir werden jeden Tag davon genießen«, sagte er gut gelaunt. »Und jetzt komm, lass uns noch ein bisschen spielen.«

Der Urlaub in Südfrankreich war die beste Idee gewesen. Mit dem Auto waren sie an die Küste gefahren, um hier zwei traumhafte Wochen zu verbringen.

Ihnen beiden tat die gemeinsame Zeit gut. Eine Auszeit war genau das Richtige. Dass Sarah vor etwa einem Jahr fortgegangen war und Mann und Tochter im Stich gelassen hatte, um mit einem anderen Mann ein neues Leben zu beginnen, war für Johannes und Mia ein harter Schlag gewesen.

»Ich ertrage dieses Familienleben nicht länger!«, hatte sie theatralisch verkündet. »Ich habe einen anderen Mann kennengelernt, Johannes. Einen Mann, der mir das Leben bieten wird, das ich verdient habe. Ein Leben in Saus und Braus, ganz ohne diese lästigen Pflichten, die mir hier den Atem rauben. Tut mir leid, aber so ist es nun einmal.«

Und schon hatte sie ihre Koffer gepackt. Wie betäubt hatte Johannes mit angesehen, wie ein roter Ferrari vorfuhr, in den seine Frau stieg, ohne sich noch einmal zu ihm umzudrehen – oder zu der verstörten Mia, die seine Hand hielt und gar nicht begriff, was los war und warum ihre Mama einfach fortging. Wenig später hatte Sarah ihn endgültig vor vollendete Tatsachen gestellt: Sie wollte die Scheidung und gab ihm überhaupt nicht die Chance, um die Ehe zu kämpfen.

Aber diese schlimmen Erinnerungen verblassten im strahlenden, gleißenden Licht der Sonne.

Tief und genussvoll atmete Johannes die Meeresluft ein und lauschte dem Kreischen der Möwen, die sich vom Wind über den Himmel tragen ließen. Endlich fiel ein wenig von der Last von ihm ab, die er Tag für Tag mit sich herumschleppte. Dass er in letzter Zeit gesundheitlich ein wenig angeschlagen war, war dabei nur die Spitze des Eisbergs.

Kürzlich hatte er Geld von einer verstorbenen Großtante geerbt. Wie konnte er das Geld besser einsetzen als in Form von Familienzeit mit Mia? Das Mädchen litt genug darunter, dass die eigene Mutter so schlagartig verschwunden war und nichts mehr von ihr wissen wollte. Ein wenig Spaß und Familienzeit mit ihrem Papa kam da gerade recht.

»Papa! Papa, du musst laufen!« Das Kind quietschte vor Vergnügen und warf die Frisbee-Scheibe.

Er rannte los, doch plötzlich verweigerte sein rechter Fuß ihm den Dienst, fühlte sich auf einmal kribbelig und taub an und wollte sich überhaupt nicht bewegen. Wie ein starrer Klotz hing er an Johannes' Bein.

Johannes strauchelte, ruderte mit den Armen und landete weich im Sand. Er keuchte auf – nicht vor Schmerz, sondern mehr aus Überraschung. Es war nicht das erste Mal, dass sich sein Fuß so taub anfühlte, in letzter Zeit war das ein paar Mal vorgekommen, aber noch nie war es so stark gewesen.

»Papi!«, jauchzte Mia, die glaubte, er hätte sich absichtlich in den sonnenwarmen Sand fallen lassen, und warf sich vergnügt über ihn. Lachend begann er, sie einzubuddeln.

Ja, dieser Urlaub war wahrlich genau das, was sie beide im Moment brauchten.

***

Nachdenklich blickte Evelyn Lörmann über das Meer. Unter ihren nackten Fußsohlen spürte sie den Sand, der vom sonnigen Tag noch ganz warm war, auch wenn jetzt allmählich der Abend hereinbrach.

Sie bückte sich nach einer weißen Muschel und ließ dabei Sand zwischen den Fingern hindurchrieseln. Langsam spazierte sie dann weiter und genoss die Abendstimmung. Die Sonne sank immer tiefer und tauchte das Meer in ein sattes rötliches Licht.

Allmählich wurde es ruhiger am Strand. Viele Familien, die hier tagsüber ausgelassen herumgetobt hatten, befanden sich wohl bereits auf dem Weg zum Abendessen. Aber noch immer waren so einige Leute hier, die sich ein letztes Mal in die Fluten stürzten, Ball spielten oder die letzten Sonnenstrahlen nutzten, um sich am Strand zu räkeln.

Ganz tief atmete Evelyn ein und aus. Langsam kehrte in ihrem Kopf Ruhe ein. Das war so etwas wie eine neue Erfahrung für sie, etwas ganz Ungewohntes – etwas, was sie aus ihrem Alltag kaum kannte.

Als Neurologin, die im Krankenhaus arbeitete, hatte sie zu Hause in Deutschland immer eine Menge zu tun. Wenn sie nicht arbeitete, bildete sie sich meistens fort. Ihr stressiger Alltag ließ ihr kaum Zeit für ein nennenswertes Privatleben.

Ihre Freundin Andrea Bergen, die als Notärztin ebenfalls am Elisabeth-Krankenhaus angestellt war, hatte Evelyn förmlich nötigen müssen, den lange überfälligen Urlaub endlich in Anspruch zu nehmen und tatsächlich wegzufahren, statt sich zu Hause in Fachliteratur zu vergraben.

Und nun war sie hier, in Südfrankreich, und fand es noch viel herrlicher, als sie sich hätte träumen lassen. Sie schloss die Augen, breitete die Arme aus und drehte sich selbstvergessen um die eigene Achse. Wie paradiesisch das Leben doch sein konnte!

Erschrocken schnappte sie nach Luft, als sie plötzlich gegen etwas Warmes prallte: ein Körper! Da war sonnenwarme Haut auf ihren nackten Armen. Ein atemberaubender Duft stieg ihr in die Nase, eine Mischung aus Sonnencreme, Meerwasser, Aftershave und einer anderen Nuance, die sie nicht genau zuordnen konnte.

Sie war gegen jemanden gestolpert, weil sie überhaupt nicht auf ihre Umgebung geachtet hatte. Sie riss die Augen auf, stammelte eine Entschuldigung und verschluckte sich an ihren Worten, als sie in ein attraktives, gebräuntes Gesicht blickte.

»Mein Gott, das tut mir so leid«, brachte sie hervor. »Ich war ... Ich habe ... Ich war abgelenkt.«

Verstand er überhaupt, was sie sagte? Evelyn biss sich auf die Unterlippe. Immerhin befanden sie sich hier in Frankreich. Möglicherweise war er Franzose – oder ein Urlauber aus irgendeinem anderen Land. Hier am Strand war ein wilder Mix aus unterschiedlichsten Sprachen zu hören: neben Deutsch und Französisch auch Englisch, Niederländisch, Italienisch – das waren zumindest die, die Evelyn bisher identifiziert hatte.

Hektisch kramte sie in ihrem Kopf nach den paar französischen Satzbrocken, die noch aus der Schulzeit hängen geblieben waren und die sie vor dem Urlaub wiederzubeleben versucht hatte.

Aber da funkelten seine blauen Augen auch schon amüsiert. Und wie blau die waren! Wie gebannt starrte Evelyn in den tiefen, klaren Meeresfarbton.

»Das ist mir aufgefallen«, sagte er gut gelaunt. Seine angenehm tiefe Stimme zauberte einen prickelnden Schauder über ihren Rücken. »Aber jetzt schauen Sie nicht so erschrocken, es ist ja nichts passiert. Alles noch dran, nichts gebrochen.«

Ihre Verlegenheit machte sich in einem Lachen Luft.

»Das wäre ja noch schöner, wenn ich Sie dermaßen umgerannt hätte, dass Sie sich Knochen gebrochen hätten. Das hätte ich mir nie verziehen.«

Er stimmte in ihr Gelächter mit ein. »Na, hören Sie, als würden Sie das schaffen. Sie sind ja eine richtig zierliche Elfe.«

»Papa! Wer ist denn die Frau?«, fragte ein helles Stimmchen. Ein Mädchen mit weizenblonden Haaren und Sommersprossen war neben dem Mann aufgetaucht und musterte Evelyn jetzt neugierig und ohne jede Scheu.

Evelyn musste schmunzeln. »Ich bin Evelyn. Und wie heißt du?«

»Mia«, stellte sich das Kind selbstbewusst vor. »Und mein Papa, der heißt Johannes.«

»Sehr erfreut.« Johannes' Händedruck war warm und fest. Evelyn konnte gar nicht anders, als zu bemerken, wie gut der Mann aussah. Das blonde Haar hatte Mia wohl von ihm, lässig fielen ihm die sonnengebleichten Wellen ins Gesicht.

Nur eine kleine Zufallsbegegnung, schoss es ihr durch den Kopf. Nur für einen Moment hatte das Schicksal sie beide zueinander geführt, sie wortwörtlich kollidieren lassen. Und gleich würde jeder von ihnen wieder seines Weges gehen, vermutlich würden sie einander nie wiedersehen. Nur ein flüchtiger Moment im Alltag.

Zu ihrer Überraschung gefiel ihr dieser Gedanke überhaupt nicht. Sie hatte sich nie für romantisch gehalten, empfand sich sogar als recht rational. Der Beruf war das Wichtigste in ihrem Leben, darüber hinaus war nicht viel Platz für andere Dinge.

Und doch hatte sie plötzlich das Gefühl, diese Begegnung sei irgendwie bedeutsam. Sie wollte nicht, dass dieser gut aussehende Fremde mit den leuchtend blauen Augen einfach so wieder aus ihrem Leben verschwand, ohne Spuren darin zu hinterlassen.

»Evelyn, hätten Sie Lust, ein bisschen mit uns Frisbee zu spielen?«, schlug er in dem Moment vor, als hätte er ihre Gedanken gelesen – und als dächte er ganz ähnlich. Als wünschte auch er sich, sie noch einen Moment länger in seinem Leben festhalten zu können, bevor sich ihre Wege trennten.

»Nichts lieber als das«, erwiderte sie aus ganzem Herzen. Und schon liefen sie ausgelassen über den Sand, jagten lachend hinter der Frisbee-Scheibe her, planschten im knietiefen Wasser. Glitzernde Salzwassertropfen spritzten hoch und benetzten Evelyns Haut.

Wann war sie zuletzt so fröhlich gewesen? Das fragte sie sich benommen. Ihr Beruf als Neurologin war wichtig, er lag ihr am Herzen, und sie liebte es, für ihre Patienten da zu sein – aber wie oft blieb sie selbst dabei auf der Strecke? Es gab Momente, da raubte der Stress ihr den Atem, und ihr Herz fühlte sich an, als würde es mit einer Metallklammer zusammengedrückt und ganz klein und eng werden. Jetzt schlug es frei und ungehindert. Und als sie nun zu dem schlanken, blonden Mann schaute, in den sie förmlich hineingelaufen war, pochte es noch ein wenig schneller.

Nach einer Weile war die Sonne so weit untergegangen, dass es keinen Sinn hatte, weiter am Strand zu spielen. Erschöpft und lächelnd packten sie ihre Sachen zusammen. Als Evelyn gerade überlegte, ob sie ein weiteres Treffen vorschlagen sollte, zupfte Mia an Johannes' T-Shirt und flüsterte ihm etwas ins Ohr, als er sich zu ihr herunterbeugte. Er hörte seiner Tochter zu, dann schmunzelte er.

»Evelyn, würden Sie heute Abend vielleicht mit uns beiden essen gehen?«, fragte er. »Wir beide würden uns sehr freuen. Ein Stück die Küste hinunter soll es angeblich ein wunderbares kleines Restaurant geben, das für seine Trüffel-Pasta und seine Bouillabaisse mit ganz frischen Meeresfrüchten bekannt ist.«

»Klingt himmlisch.« Sie lächelte. »Ich würde sehr gern mit euch zu Abend essen.«

***

»So ein Zufall!« Lachend schüttelte Evelyn den Kopf. »Dass wir auch noch aus der gleichen Stadt kommen! Da verreist man so viele Kilometer und läuft dann geradewegs in jemanden, der beinahe so etwas wie ein Nachbar ist.«

Johannes grinste. »Die Welt ist ein Dorf, so ist es nun einmal. Und was machst du dort – zu Hause? Wenn du nicht gerade Urlaub machst und fremde, unschuldige Männer über den Haufen rennst?«

»Unschuldige Männer«, prustete sie. »Ob es so etwas gibt? Das halte ich für ein Gerücht.«

»Warum? Was meinst du?«, fragte Mia mit großen Augen und hielt für den Moment sogar inne, mit den Beinchen ihrer Riesengarnele zu spielen, die ein Teil der Vorspeise war.

Evelyn schmunzelte. »Ach, gar nichts, das war nur so dahingesagt. Also, Johannes, rate doch mal!«

Neugierig sah er sie an. Seine blauen Augen funkelten amüsiert, als er den Blick über ihr Gesicht schweifen ließ, bis sie errötete. »Tierärztin? Anwältin? Künstlerin?«, riet er dann ins Blaue hinein.

»Prinzessin!«, steuerte Mia eifrig bei.

Evelyn lachte herzlich. »Eine künstlerisch begabte Anwältin mit adeliger Abstammung und einem Herz für Tiere? Fast, aber knapp daneben.«

Johannes runzelte die Stirn, jetzt wurde sein Blick ernster und aufmerksamer. »Tierärztin passt davon noch am besten, habe ich das Gefühl. Du hast so etwas Warmes an dir, als läge es dir am Herzen, anderen zu helfen. Möglicherweise tatsächlich etwas Medizinisches? Oder etwas in der Forschung?«

Sie lächelte. »Volltreffer. Ich bin Ärztin. Neurologin, um genau zu sein. Und du?«

»Da kann ich nicht mithalten. So aufregend ist das nicht, was ich mache.« Bedauernd zuckte er mit den Schultern. »Ich bin Anwalt.«

»Das finde ich aber doch ziemlich spannend«, fand Evelyn. »Und du, Mia, was möchtest du einmal werden?«

Die Kleine dachte angestrengt nach. »Kellnerin«, sagte sie dann inbrünstig. »Da freuen sich alle immer, wenn sie mich sehen und ich zu ihnen komme.«

Johannes und Evelyn tauschten einen verdutzten Blick aus, dann mussten sie beide lachen.

»Ganz unrecht hat sie nicht«, meinte Johannes grinsend. »Ich freue mich unheimlich darauf, wenn der Kellner gleich mit dem Essen an unseren Tisch kommt. Evelyn, sollen wir uns eine Flasche Wein teilen?«

Der kühle Weißwein schmeckte hervorragend, ebenso wie die Bouillabaisse, die sich Evelyn schmecken ließ. Genussvoll tauchte sie den Löffel in die würzige Suppe, die aus verschiedenen Fischsorten, Meeresfrüchten und frischen Kräutern bestand.

Herrliche Essensdüfte mischten sich mit dem Geruch des Meeres und der üppig blühenden Blumen, den der laue Sommerwind herbeitrug. Es war ein milder, warmer Sommer. Ein paar Laternen und Lampions schaukelten in der Brise und sorgten für eine gemütliche, stimmungsvolle Beleuchtung. Auf dem karierten Tischtuch standen ein paar tiefrote Blumen in einer kleinen Vase. Der Kellner huschte noch einmal vorbei und zündete die danebenstehende Bienenwachskerze an.

»Es ist hier so wunderschön«, seufzte Evelyn. »Ein richtiges Paradies. Man ist ganz weit weg vom Alltag und allen Pflichten. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so richtig entspannen konnte.«

»Geht mir auch so«, stimmte Johannes zu. »Vor ein paar Tagen, als ich angereist bin, war ich hoffnungslos urlaubsreif und kaputt. Ich dachte, ein bisschen Freizeit und ein bisschen Meer könnten daran nichts ändern. Aber jetzt fühle ich mich schon wie ein neuer Mensch.«