Die Prophezeiung erfüllt sich - Roland Heller - E-Book

Die Prophezeiung erfüllt sich E-Book

Roland Heller

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Beschreibung

GONDAR – die Götter der UrzeitBand 10Fantasy von Roland HellerDer Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.Vor zwanzig Jahren prophezeite der Seher Barrak den Untergang der Stadt Mo durch die Mächtigen. Die Mächtigen, die von den Menschen als Götter bezeichnet als solche einst verehrt wurden, ehe der Glaube an ihre Übermacht verloren ging, haben nun den Feldzug gegen Mo begonnen. Ihr Werkzeug der Rache ist Gondar, ein junger Gott, der über unheimliche Kräfte verfügt. In einem ersten Feldzug befreien die Mächtigen das Land Borea, die Geburtsstätte von Gondar. Danach folgt Cerzha, der Hafenstadt von Mo. Nun strebt das Heer auf Mo zu, die gleichnamige Hauptstadt des Reiches von Mykos.Auch unter den Göttern herrscht keine Einigkeit. Soas vertritt das Prinzip der Ordnung, Grettir das Prinzip des Chaos. Beide Weltanschauungen ringen um die Vorherrschaft. Der Krieg gegen die Menschen soll auch diese Frage der Götter entscheiden: setzt sich die Ordnung oder das Chaos durch?Roland Hellers zehnbändige Saga – mit diesem Roman findet nach einem fulminanten Höhepunkt die Reihe einen würdigen Abschluss.

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Seitenzahl: 125

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Roland Heller

Die Prophezeiung erfüllt sich

Die Götter der Urzeit #10

Vesta80331 München

Die Prophezeiung erfüllt sich

GONDAR – die Götter der Urzeit

Band 10

Fantasy von Roland Heller

 

Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.

 

Vor zwanzig Jahren prophezeite der Seher Barrak den Untergang der Stadt Mo durch die Mächtigen. Die Mächtigen, die von den Menschen als Götter bezeichnet und als solche einst verehrt wurden, ehe der Glaube an ihre Übermacht verloren ging, haben nun den Feldzug gegen Mo begonnen. Ihr Werkzeug der Rache ist Gondar, ein junger Gott, der über unheimliche Kräfte verfügt. In einem ersten Feldzug befreien die Mächtigen das Land Borea, die Geburtsstätte von Gondar. Danach folgt Cerzha, der Hafenstadt von Mo. Nun strebt das Heer auf Mo zu, die gleichnamige Hauptstadt des Reiches von Mykos.

Auch unter den Göttern herrscht keine Einigkeit. Soas vertritt das Prinzip der Ordnung, Grettir das Prinzip des Chaos. Beide Weltanschauungen ringen um die Vorherrschaft. Der Krieg gegen die Menschen soll auch diese Frage der Götter entscheiden: setzt sich die Ordnung oder das Chaos durch?

Roland Hellers zehnbändige Saga – mit diesem Roman findet nach einem fulminanten Höhepunkt die Reihe einen würdigen Abschluss.

 

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© Roman by Author/ Titelbild: Stefan Keller mit Steve Mayer, 2018

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

Personenregister:

Soas, Fellahrd, Isis, Algoli: Sie sind die Mächtigen, die von den Menschen einst als Götter verehrt wurden.

Gondar: Der junge Gott ist das Werkzeug der Rache.

Grettir: Er ist der Herr des Chaos'.

Ellinor, Orac und Ordnung: Sie sind Geschöpfe Grettirs

Mykos: Herrscher von Mo

Revrend: Hauptmann der Stadtwache vob Mo

Barrak: Er hat als Seher den Untergang von Mo prophezeit

Komet: ein Gnom

Ursan: Wolfsmensch

Venner: Sie ist die Königin der Amazonen

Andra: eine Amazone – sie hat Macht über die Pespen

Aurona: Amazonenführerin

Muran: Hauptmann von Mo

Hurdon: Er ist ein Körperwechsler

Novad: Er führt die Kämpfer von Arathen nach Mo

Kapitel 1: Die Nordfront

Komet musterte beim ersten Licht des Morgens die Stadtmauer, die sich wie eine riesige Wand vor ihm erhob. In den ersten Sonnenstrahlen des Morgens mochten die Soldaten noch nicht so aufmerksam sein und verhielten sich weniger vorsichtig, vielleicht weil sie knapp vor der Ablöse standen oder erst ihren Dienst angetreten hatten. Die Sonnenstrahlen trafen auf die Waffenspitzen und reflektierten das Licht. Anhand der Lichtblitze konnte er die Anzahl der Verteidiger schätzen.

Auf diese Weise hatte er bereits herausgefunden, dass es Abschnitte gab, die kaum verteidigt wurden, und andere, die so stark besetzt waren, dass er sich fragte, wie die Verteidiger sich in dem Getümmel, das auf der Mauer herrschen musste, bewegen konnten.

Er machte sich seine Gedanken darüber, weshalb manche Stellen so schwach besetzt waren, dass sie direkt zu einem Angriff einluden.

Komet war ein Gnom.

Er war einer der Waldmenschen aus der Armee von Isis.

Als die Sonne höher stieg, dauerte es nicht lange, bis die Temperaturen ebenfalls stiegen. Der Großteil der Wachsoldaten flüchtete in den Schatten und legte vermutlich die Waffen an der Mauer ab, wo sie sie im Ernstfall rasch ergreifen konnten, überlegte Komet. Seine Spähertätigkeit vor der Mauer konnte er damit einstellen. Jetzt galt es, irgendwie in die Stadt zu gelangen.

Der Zuzug in die Stadt war in den letzten Tagen immer spärlicher geworden. Es hatte sich herumgesprochen, dass ein Feind anrückte, um die Stadt zu vernichten. Wer sein Leben bewahren wollte, suchte also nicht unbedingt Zuflucht in der Stadt. Für Komet stellte sich dies als bedauerlich heraus, denn nun konnte er sich nicht in der Menge der Bauern, die ihre Waren in der Stadt absetzen wollten, verstecken.

Ein spärlich anzusehender Strom von Wagen rollte Richtung Stadt. Fünf Stück waren es. Begleitet wurden sie von vielleicht zehn bis zwölf Bauern, welche die Wagen zu Fuß flankierten und ihre Waren in Rucksäcken auf dem Rücken mitführten.

Für Komet gab es so gut wie keine Chance, sich diesem Zug anzuschließen. Zwischen all diesen Menschen musste er auffallen und das Interesse der Wachen sofort auf sich ziehen. Gerade das musste er aber vermeiden.

Aber vielleicht konnte er sich unter einem der Wagen verstecken.

Wenn nur so wenige Menschen in die Stadt wollten, gab es zwei Möglichkeiten, überlegte Komet. Entweder sie wurden sehr genau kontrolliert – oder überhaupt nicht. Fünf Wagen und insgesamt zwanzig Menschen – zu Fuß und auf den Fuhrwerken - stellten eine überschaubare Menge dar – und absolut keine Gefahr, die etwa die Stadt hätte erobern können.

Er musste sich schnell entscheiden, bevor die Wagen an ihm vorbei waren und er nur mehr das Nachsehen hatte.

Er beschloss, das Risiko auf sich zu nehmen.

Seine Kalkulation ging auf.

Die Wachsoldaten scherzten sogar mit den Bauern. Drei junge Mägde gab es in diesem Tross. Die Aufmerksamkeit der Soldaten galt hauptsächlich ihnen, wobei sich diese Aufmerksamkeit nicht nur auf die Augen beschränkte und zwei der Wachen sogar mit ihren Händen kräftig zulangten. Die Mägde wehrten sich nur halbherzig. Offensichtlich waren sie Situationen wie diese in ihrem jungen Leben bereits gewohnt.

Auf jedem Fall gelang es Komet, sich unbemerkt in die Stadt zu schleichen. Eine Äußerung, die er während der Durchsuchung vernahm, interessierte ihn natürlich besonders.

Ein Soldat warnte die Bauern, den neu errichteten Häusern vor dem Tor nicht zu nahe zu kommen.

Weshalb, erläuterte er nicht.

Das Misstrauen von Komet war aber geweckt.

In der Stadt hielt er sich anfangs im Schatten. Man musste ihn nicht gleich entdecken, zumal es in Mo hauptsächlich Menschen geben dürfte.

Der Markt, dem die Bauern zustrebten, befand sich unweit des Tores – offensichtlich war nie daran gedacht gewesen, die Bauern weiter in die Stadt hineinzulassen.

Der Markt war bereits zu dieser frühen Morgenstunde recht belebt. Komet entdeckte neben den Menschen weder Zwerge noch Gnome.

Also hielt er sich besser im Hintergrund.

Zwei weitere Stunden schlich er durch die Stadt und gewann eine Reihe von Eindrücken, vor allem die Kenntnis von mehreren Fallen, welche die Verteidiger der Stadt für die Angreifer vorbereitet hatten.

*

In den letzten Tagen erschien Mykos immer öfter auf der Stadtmauer und warf einen Blick auf das weite Land, als wollte er sich selbst davon überzeugen, dass seine Wachen auch nichts übersahen.

Revrend, der Führer der Wachgarde, begleitete wie üblich seinen König.

Je öfter Mykos auf der Stadtmauer erschien, um so unbehaglicher fühlte sich Revrend, da er unwillkürlich annehmen musste, dass er überwacht wurde, weil Mykos mit seiner Leistung nicht mehr zufrieden war. Dabei hatte er alles Menschenmögliche unternommen, um die Sicherheit der Stadt zu gewährleisten. Die Mauern waren an allen empfindlichen Punkten verstärkt worden. Und er hatte zahlreiche Fallen eingebaut, welche eine Einnahme nicht so leicht machten. Allerdings – und das gestand er sich ein: Er kämpfte gegen Götter. Da mochten seine menschlichen Fähigkeiten nicht genügen.

Mykos zog sich nach einem kurzen Rundgang, bei dem er sich überzeugt hatte, dass die Feinde ihren Belagerungsring um die Stadt noch nicht geschlossen hatten, in seinen Turm zurück, den er besonders befestigen hatte lassen und den ein doppelter Kordon von Wachen umgab. Im obersten Stockwerk dieses Turms hatte er seine Befehlsstelle errichtet. Ein Modell der Stadt und der Umgebung war auf einem Tisch aufgebaut. Wie Spielzeugfiguren muteten die feindlichen und eigenen Armeen an, die möglichst ortsgetreu aufgebaut worden waren. Bunte Steine standen für jeweils eine Armee, wobei die Größe der Steine die Stärke anzeigte.

Mykos und Revrend traten hinzu.

„Sie ziehen ihre Armeen immer enger um die Stadt“, murrte Mykos.

„Sie lassen sich Zeit“, schränkte Revrend ein.

„Wieso greifen sie nicht endlich an?“

„Es stehen noch nicht alle feindlichen Kräfte vor der Stadt. Gewaltige Armeen marschieren noch auf Mo zu.“

Mykos sah zu, wie Revrend zwei weitere Spielsteine im Süden der Stadt platzierte. Jeder dieser Steine stand stellvertretend für eine Armee. Schon längst konnte man nicht mehr von einem ausgeglichenen Kräfteverhältnis sprechen.

„Der Hauptangriff erfolgt aus dem Süden“, sagte Mykos. „Dort konzentriert sich mehr als die Hälfte der Streiter der Götter.“

„Vielleicht wollen sie uns gerade dies glauben machen“, wandte Revrend ein. „Wir sollen unsere Kräfte ebenfalls im Süden konzentrieren – und dann greifen sie aus dem Norden an.“

„Hast du keine Spione ausgesandt?“

„Natürlich. Ich habe es versucht. Aber diese verfluchten Hexen, die zu ihnen übergelaufen sind, enttarnen sie alle. Wir hätten sie in unserer Armee ...“

„Höre ich da eine Kritik?“, unterbrach Mykos in scharfem Ton.

„Nein, nein“, beeilte sich Revrend zu versichern. „Nur manchmal ist es nicht schlecht, sich der gleichen Kräfte wie der Feind zu bedienen.“

Mykos ging um das Modell herum, dann deutete er auf das Gebiet nördlich der Stadt.

„Welche Armeen lagern hier?“, erkundigte er sich.

„Die Amazonen. Sie sind einen guten Tagesritt von der Stadt entfernt.“

„Keine Zauberer, keine Götter dort?“, fragte Mykos.

Revrend schüttelte den Kopf. „Die Kriegerinnen verlassen sich auf ihre Körperkraft.“

„Dann greifen wir im Norden an!“, bestimmte Mykos.

„Wir sollten uns auf das Verteidigen beschränken“, wandte Revrend ein. „Wir müssten zahlreiche Krieger von den Mauern abziehen, wenn wir jetzt einen Angriff starten.“

„Der Feind wartet noch ab, bis er alle Krieger hier versammelt hat. Du hast es selber gesagt. Sollen wir warten, bis er seine volle Stärke erreicht hat? Nein!“ Mykos deutete auf das angezeigte Heerlager der Amazonen. „Hier starten wir einen Überraschungsangriff“, bestimmte er.

„Wir sind fast einen Tag unterwegs, bis wir dort sind“, wandte Revrend ein.

„Dann müssen wir sie näher heranlocken. Denk dir etwas aus.“

Mykos versank einen Augenblick in Schweigen. Er dachte nach. „Es wäre schön, wenn wir die Nordfront loswürden. Wenn wir die Amazonen besiegen und die Götter keine weitere Armee nach Norden verschieben, ist der Norden frei von Feinden. Das verschafft uns eine Rückzugsmöglichkeit.“

„Die Götter werden nicht so dumm sein, diese Lücke zu übersehen.“

„Versuchen müssen wir es!“

Mykos winkte mit der rechten Hand Richtung Tür. Für Revrend war es das deutliche Zeichen, dass er jetzt Mykos allein zu lassen hatte.

Gedankenverloren verließ er den Turm und kehrte in die Unterkünfte der Offiziere zurück.

Das, was Mykos vorhatte, grenzte in ihrer Situation nahezu an Selbstmord. Es war Wahnsinn, die Stadt von auch nur hundert Soldaten zu entblößen. Mit weniger Mann die Amazonen anzugreifen, war ebenso ein Todeskommando.

Revrend besprach den Wunsch des Königs mit mehreren Offizieren und schließlich einigten sie sich auf einen Kompromiss.

*

Spitzer kehrte in seinen eigenen Körper zurück.

Auch diesmal lähmte ihn ein Schock, doch im Gegensatz zum letzten Mal empfand er ihn diesmal nicht als Katastrophe. Nachdem die Anfangspanik überwunden war, zwang er sich zum klaren Überlegen. Bis er die Herrschaft über seine Muskeln zurück erhielt, konnte er ohnehin nicht viel anderes anfangen.

Der Bote war tatsächlich von den Göttern gekommen, das wusste er jetzt. Und er ahnte, dass sowohl die Lade wie auch das Ei entwendet worden waren.

Er verfluchte Leon. Ihm gab Spitzer die Schuld. Hätte er, wie versprochen, dem Tempel bereits errichtet, wäre das ganze Chaos ausgeblieben. Wenn ein Gott Hilfe benötigte, war er der Letzte, der diese Hilfe verweigerte.

Diese Einsicht kam ihm allerdings zu spät. Aber da war er nicht allein.

Nachdem auch Leon in seinen Körper zurückgekehrt war, haderte auch er mit dem Schicksal.

Schließlich aber raffte er sich auf und unternahm erneut den Weg in den Palast zu Spitzer. Vielleicht besaß der König diesmal ein Einsehen und empfing ihn.

In der Tat wurde Leon anstandslos vorgelassen.

„Die Götterboten haben beide Kleinodien mitgenommen!“, stellte er als Tatsache fest. „Was gedenkst du nun zu tun, König.“

„Die Götter ziehen in den Krieg“, sagte Spitzer. „Da gehört es sich, dass die Menschen an ihrer Seite ebenfalls in den Krieg ziehen. Ich werde meinen Bruder Novad und seine Krieger nach Mo ziehen lassen.“

„Sie werden zu spät kommen“, meinte Leon.

„Das ist in diesem Fall nicht zu ändern, da sie uns erst so spät über ihre Pläne informiert haben. Und es ist bei Gott nicht das schlimmste Drama, wenn es keine Feindberührung gibt. Was hier zählt, ist allein der gute Wille. Verstehst du das?“

Leon nickte eifrig. „Du willst dir dir Götter gefügig machen.“

„Sprich nicht von Gefügig. So versessen bin ich nicht, dass ich mir das zutraue. Es genügt mir, wenn sie mir wohlgesonnen sind.“

„Verzeih, ich habe vielleicht das falsche Wort verwendet“, machte Leon einen Rückzieher.

„In der Tat, das hast du. Ich habe Gondar einen Tempel versprochen, und den soll er auch bekommen. Das bedeutet für dich, dass du dich jetzt unverzüglich daran machst, den Tempel erbauen zu lassen. Deine Schatztruhe ist gefüllt, wie ich annehme. Wenn sie die Kleinodien zurückbringen, müssen die Götter einen geeigneten Ort für sie vorfinden.“

Erst jetzt bemerkte Spitzer den Falken, der am Fensterbrett saß und interessiert zu ihnen herüberblickte. Im ersten Moment wollte er ihn verscheuchen, doch dann bekam er plötzlich eine Ahnung, dass es mit diesem Falken etwas Bestimmtes auf sich haben konnte.

Diese Erkenntnis traf ihn im ersten Moment wie einen Schock, doch dann fing er sich. Wer es mit Göttern zu hatte, musste mit allem Möglichen rechnen. Dazu gehörte auch, dass man mit Tieren reden konnte.

„Du verstehst meine Worte?“, fragte er deshalb direkt an den Falken gewandt.

Anstelle einer Antwort kam der Greifvogel in den Raum geflogen und ließ sich in Augenhöhe vor Spitzer auf einer Vase nieder.

„Das ist der Bote der Götter?“, rief Leon.

„Das ist der Körperwechsler“, vermutete Spitzer. „Die Boten der Götter sind längst davon. Ist meine Annahme korrekt?“, wandte er sich wieder an den Vogel.

Der nickte. Langsam und deutlich hob und senkte sich der Kopf, bis die Augen wieder direkt in Spitzers Gesicht blickten.

Dieses letzten Beweises hätte es eigentlich nicht mehr bedurft, dennoch breitete sich in Spitzer ein Gefühl der Erleichterung aus.

„Ich stelle ein Heer auf. Wenn du morgen in der Früh zurückkehrst, kannst du es zu den Göttern führen.“

*

Ursan hatte mit den ihm verbliebenen Kämpfern der Wolfsmenschen unweit der Amazonen ein Lager bezogen.

Die Wolfsmenschen hatten sich dem Wunsch Ellinors widersetzt, erneut den Weg in den Südosten der Stadt zurückzulegen, um sich sich dort mit den Geschöpfen Grettirs zu vereinigen. Ellinor fügte sich anstandslos diesem Wunsch. Zwei Fakten erleichterten ihr diese Entscheidung. Zum einen hatte sich Ursan bereit erklärt, sich dem Heer der Amazonen unter Venner und Aurona anzuschließen, zum anderen hatte der unnötige Kampf zwischen den Wolfsmenschen und den Amazonen die Zahl der kampffähigen Krieger der Wolfsmenschen so dezimiert, dass die Verbliebenen höchstens noch als Hilfstruppe eingesetzt werden konnten.

Ellinor erschien Venner einerseits zwar unheimlich, doch ihre Andersartigkeit wog andererseits soviel wie ein Beweisstück, dass sie nicht aus dem Lager der Menschen stammen konnte, sondern ein Geschöpf der Götter war.

Seither beobachtete Ursan ständig die Vorgänge im Lager der Amazonen. Dort herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Die Amazonen behielten die Umgebung ständig unter Beobachtung.

Ursan und die Seinen hatten sich bereits darauf eingestellt, einen ruhigen Tag und eine ebensolche Nacht in dem Lager verbringen zu können, ruhig deshalb, weil die Amazonen ihr Lager scharf bewachen ließen und dieser Schutz sich auch auf die Wolfsmenschen ausdehnte, als Aurona persönlich in das Lager geritten kam.

„Sammle deine Kämpfer, Wolfsmann!“, sagte Aurona. „Der Krieg hat endgültig begonnen.“

Sie hielt es anscheinend nicht für notwendig, eine formelle Begrüßung oder eine Anredeformel zu verwenden, sie erklärte weiter: „Eine Truppe Soldaten aus Mo befindet sich im Anmarsch auf unser Lager.“

Mit der Hand deutete sie die Richtung an, aus der die Soldaten kommen mussten. „Ihr seid zu Fuß. Also mach dich auf den Weg. Meine Reiterinnen folgen dir demnächst. Sie sind schneller und werden dich rechtzeitig einholen.“

„Wie weit?“, wollte Ursan wissen.

„Wenn du schnell gehst, triffst du in drei Stunden auf sie. Die Menschen halten euch für leichte Beute. Sie werden stets leichtsinnig, wenn sie glauben, leichtes Spiel zu haben. Bevor sie auf deine Krieger treffen, sind wir zur Stelle. Du wirst nicht zu kämpfen brauchen.“

„Du brauchst uns als Köder?“

„Das hast du richtig erkannt, Wolfsmann. Aber keine Angst, wir halten unser Wort.“

„Die Frauen?“ Ursan deutete auf das Lager.

„Sie können hierbleiben. Hier sind sie in Sicherheit.“

Ursan versorgte sich und seine Männer noch mit Proviant, dann machten sie sich gleich auf den Weg. Essen konnten sie während des Marsches.

*

Muran hieß der Hauptmann von Mo, der im Auftrag Revrends die Amazonen aus ihrem Lager locken sollte. Ihm behagte dieser Sonderauftrag von Mykos ebenso wenig, aber was sollte er dagegen unternehmen? Nichts. Hauptmänner gab es in der Armee von Mykos wie Sand am Meer. Jeder, der auch nur zehn Soldaten unter sich hatte, nannte sich bereits Hauptmann. Da galt seine Meinung überhaupt nichts.