Chefarzt Dr. Holl 1821 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1821 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Mit Engelszungen hat Chefarzt Dr. Holl schon auf Vanessa Mehring eingeredet, doch die junge Mutter ist unbelehrbar. Obwohl ihre fünfjährige Tochter Marie an einem gefährlichen Nephroblastom leidet, weigert Vanessa sich, der lebensrettenden Chemotherapie und der anschließenden Operation zuzustimmen! Mit starren Augen und äußerlich völlig unbewegt, hat Vanessa die eindringlichen Worte des Chefarztes an sich abprallen lassen ...
Doch Stefan Holl ist fest entschlossen, alles Menschenmögliche zu tun, um die Tochter seines Mitarbeiters Dr. Roman Mehring zu retten, der der starren Haltung seiner Frau ebenso fassungslos gegenübersteht.

Was ist nur los mit Vanessa Mehring? Als Dr. Holl eines Abends im Hause Mehring einem mysteriösen Mann begegnet, der sich als "Professor Sumantra" ausgibt, ist er aufs Höchste alarmiert! Kann es sein, dass Vanessa unter dem Einfluss eines skrupellosen Sektenführers steht und längst jeden Bezug zur Realität verloren hat?

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Seitenzahl: 121

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Inhalt

Cover

Impressum

Vanessas Irrweg

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: indira’s work/shutterstock

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5499-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Vanessas Irrweg

Trieb Dr. Mehring seine Frau in eine Sekte?

Von Katrin Kastell

Mit Engelszungen hat Chefarzt Dr. Holl schon auf Vanessa Mehring eingeredet, doch die junge Mutter ist unbelehrbar. Obwohl ihre fünfjährige Tochter Marie an einem gefährlichen Nephroblastom leidet, weigert Vanessa sich, der lebensrettenden Chemotherapie und der anschließenden Operation zuzustimmen! Mit starren Augen und äußerlich völlig unbewegt, hat Vanessa die eindringlichen Worte des Chefarztes an sich abprallen lassen …

Doch Stefan Holl ist fest entschlossen, alles Menschenmögliche zu tun, um die Tochter seines Mitarbeiters Dr. Roman Mehring zu retten, der der starren Haltung seiner Frau ebenso fassungslos gegenübersteht.

Was ist nur los mit Vanessa Mehring? Als Dr. Holl eines Abends im Hause Mehring einem mysteriösen Mann begegnet, der sich als „Professor Sumantra“ ausgibt, ist er aufs Höchste alarmiert! Kann es sein, dass Vanessa unter dem Einfluss eines skrupellosen Sektenführers steht und längst jeden Bezug zur Realität verloren hat?

Marie verzog erst das Gesicht, dann fing sie an zu weinen.

„Aber was ist denn los, mein Schatz?“ Vanessa Mehring hatte ihrer kleinen Tochter vorgelesen und wollte gerade das Licht ausschalten. Sie legte das Buch zur Seite und nahm das Kind zärtlich in den Arm.

„Ich hab so dolles Bauchweh.“

„Dann bekommst du jetzt noch ein Zäpfchen, und dann ist alles wieder gut. Na, dreh dich mal um.“ Mit geübten Griffen führte die besorgte Mutter kurz darauf das Medikament ein. „Und jetzt wird geschlafen.“

Doch Maries Arme hielten die Mutter fest umklammert.

„Geh nicht weg, Mama!“, jammerte sie.

„Aber ich bleibe doch immer bei dir, das weißt du doch. Wir lassen die Tür auf. Dann kannst du jederzeit nach mir rufen.“

„Bitte auch das Licht anlassen!“

„Ganz wie du willst, mein Schatz.“ Vanessa strich über die braunen Locken ihres geliebten Kindes.

„Wann kommt Papa wieder?“, fragte Marie.

„Ich hab dir doch gesagt, dass er viel zu tun hat. Er ist Arzt und hilft anderen Menschen beim Gesundwerden.“

„Hat er mich denn nicht mehr lieb, Mama?“

„Ganz sicher hat er das. Und ich habe dich noch viel mehr lieb. Und ich lasse dich niemals allein, versprochen.“

„Wo ist der Bogo?“

Vanessa schaute unter die Decke, doch dann sah sie den Plüschhund, einen Cockerspaniel, auf dem Teppichboden liegen. Sie hob ihn auf und legte ihn in Maries Arm.

„Da ist er. Er war nur runtergefallen.“

„Hoffentlich hat er sich nicht wehgetan!“ Marie drückte das Stofftier an sich.

„Du musst ihn ganz festhalten“, schlug Vanessa ihrer Tochter vor und sah zufrieden, dass Marie endlich müde wurde. Zwar versuchte sie noch einige Male, die Lider wieder zu heben, doch es fiel ihr immer schwerer.

Eine Weile lauschte sie noch den tiefen Atemzügen und verließ dann leise das Kinderzimmer. Die kleine Nachttischlampe ließ sie brennen. Wenn Marie im Dunkeln erwachte, bekam sie oft Angst und fing dann an zu weinen.

Vanessa hielt es für besser, wenn Roman überhaupt nicht mehr kam. Seine Besuche machten das Kind nur traurig. Auch der große Meister sprach sich immer wieder gegen solche Kontakte aus.

Aber Roman bestand nun mal darauf, seine Tochter zu sehen. Und rechtlich gab es wohl keine Handhabe, dem Vater das Besuchsrecht zu entziehen.

Vanessa seufzte. Das Leben war zurzeit nicht leicht für sie.

Im Wohnraum brannten noch die Kerzen, die sie vorhin schon angezündet hatte. Ein Räucherkegel aus Amber verbreitete den Duft der Liebe.

Vanessa ließ sich fallen in eine Welt, die nur ihr gehörte. Eine Welt, zu der ihr der große Meister Zutritt verschafft hatte. Ein Fingerzeig, für den sie ihm ewig dankbar war.

Aber noch war sie nur seine Schülerin auf dem Weg zur Erleuchtung. Und es war fraglich, ob sie jemals so diszipliniert sein würde, dieses Ziel zu erreichen.

Im Hintergrund spielte Meditationsmusik. Vanessa ließ sich im Lotussitz auf dem Schafwollteppich nieder, begann mit der Innenschau und verschwand vorübergehend aus der Wirklichkeit. Dabei benutzte sie die Technik, die Meister Sumantra sie gelehrt hatte.

Eine halbe Stunde später beendete Vanessa ihre Meditation, ließ die Kerzen aber brennen und rief den großen Meister an.

„Ich habe schon auf deinen Anruf gewartet“, hörte sie die sonore Stimme, die sie umhüllte wie ein weiches Tuch. „Wie geht es Marie?“

„Ich habe ihr ein Zäpfchen gegeben. Sie war noch etwas durcheinander vom letzten Besuch meines Mannes. Aber jetzt schläft sie.“

„Euer Leben, deins und Maries, wird bald wieder frei sein von allen Störungen. Du musst nur täglich daran arbeiten, deinen Energieradius zu erweitern, dann kann niemand dir etwas anhaben.“

Er schwieg. Vanessa lauschte seinen regelmäßigen Atemzügen mit geschlossenen Augen. Atmen war so wichtig für das seelische Wohlbefinden. Jeden Morgen nach dem Erwachen konzentrierte sie sich erst mal eine Viertelstunde lang nur auf dieses regelmäßige Ein und Aus und spürte der Energie nach, die sie dabei empfand.

„Ich schließe dich ein in mein Mantra“, meldete sich seine Stimme zurück. „Spürst du es?“

„Ich spüre es, großer Meister.“

„Sei stark in deinem Universum! Morgen erwarte ich dich zur Gemeinschaftsmeditation. Bitte sei pünktlich!“

„Ja, großer Meister“, erwiderte sie beschämt.

Sumantra hatte allen Grund, sie zurechtzuweisen, denn letztes Mal war sie zehn Minuten zu spät gekommen wegen der unpünktlichen Nachbarin, die auf Marie aufpassen sollte.

„Und vergiss niemals: Der Geist macht uns frei – auch wenn der Körper noch so krank ist.“

Vanessa unterbrach den Kontakt. Immer, wenn sie mit Professor Sumantra sprach, fühlte sie sich ruhig, ausgeglichen und aufgehoben. Er war ihr Meister, Therapeut, Vater, Bruder und Freund zugleich. Ihm vertraute sie. Ihm legte sie ihr Innerstes offen, ohne Angst zu empfinden, denn sie wusste, dass er sie niemals verletzten würde.

Sie machte sich einen Jasmintee und aß noch einen kleinen Fruchtsalat. Anschließend vertiefte sie sich in die Schriften Sumantras. Der Meister wünschte nicht, dass seine Schüler andere Werke lasen als die seinigen, denn die anderen stifteten seiner Meinung nach nur Verwirrung. Seine Schüler seien noch nicht gefestigt genug, um sich auch anderer Literatur zu widmen.

Vanessa befolgte seine Ratschläge gern. Endlich gab es wieder jemanden, der ihr sagte, was sie tun und lassen sollte!

Damals, als Roman weggegangen war, um in Kalifornien mit einem berühmten Chirurgen zu arbeiten, war sie vollkommen hilflos gewesen. Ursprünglich hatten sie geplant, dass sie ihm mit Marie folgte, um die Familie zusammenzuhalten, aber dann war Vanessa Sumantra begegnet. Seine Ruhe und seine Weisheit halfen ihr, die Trennung von ihrem Mann zu überwinden.

In mehr als einem Jahr entstand eine tiefe Kluft zwischen ihr und Roman. Und als er vor Kurzem zurückkehrte, stellte sie gelassen fest, dass sie ihn nicht mehr liebte.

Sie ließ die Broschüre sinken und strich sich mit einer anmutigen Bewegung das Haar aus der Stirn. Ihre Augen hatten das Grün eines stillen Waldsees. Langsam ließ sie die Lider sinken. Sie sah Romans Gesicht vor sich. Im Gegensatz zu ihr hatte er sich während der Zeit ihrer Trennung nicht verändert.

Ein einziges Mal war er für zwei Tage zurück nach Rosenheim gekommen, aber auch nur, weil ein wichtiges Ärztesymposium in Paris stattfand und er von dort einen Abstecher nach Hause machen konnte.

Was war das für ein Mann, was für ein Familienvater, der Frau und Tochter sich selbst überließ, um sich nur noch um seine berufliche Karriere zu kümmern? Vanessa gab sich einen Ruck und stand auf. Roman war einst ihre große Liebe gewesen. Heute berührte sie das alles nicht mehr.

Heute gab es einen anderen Mann, in dessen Hände sie ihr Leben legen konnte, ohne befürchten zu müssen, von ihm verletzt zu werden. Man musste die Dinge nur mal so sehen: Wenn Roman nicht gegangen wäre, hätte sie Professor Sumantra niemals kennengelernt. Also hat jeder Abschied auch sein Gutes. Weil man sich erst trennen muss, um neu zu beginnen. Nur wer das Alte loslassen kann, wird von etwas Neuem erfüllt.

***

Seit seine Frau ihn gedrängt hatte, sich eine eigene Wohnung zu suchen, lebte Dr. Roman Mehring, ein hochspezialisierter Chirurg, im möblierten Apartment der Lassows. Rechtsanwalt Dr. Axel Lassow, der Mann von Dr. Holls Schwester Beatrix, wollte noch nicht mal Miete dafür haben, aber das lehnte Roman ab. Schließlich war ein akzeptabler Mietzins vereinbart worden.

Vorerst ließ sich Roman auf diese verlängerte räumliche Trennung ein, obwohl eigentlich geplant gewesen war, nach seiner Rückkehr aus Amerika das Familienleben wieder aufzunehmen. Aber vielleicht hatte Vanessa recht, wenn sie sagte, dass es nicht so ginge, wie er sich das vorstellte. Weil er nämlich selbst verantwortlich sei für den breiten Graben zwischen ihnen, der während seiner viel zu langen Abwesenheit entstanden war.

Das Haus mit Garten beanspruchte Vanessa für sich mit dem Argument, Marie solle nicht aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen werden. Roman stimmte zu, obwohl die Immobilie mit einem großen Grundstück am Stadtrand von Rosenheim ihm allein gehörte. Es war das Erbe seiner Eltern.

Er sehnte sich so sehr danach, Frau und Tochter wieder näherzukommen! Er wollte alles wiedergutmachen, musste Vanessa aber Zeit lassen. Auch Roman fand, dass Marie selbstverständlich in dem Haus aufwachsen sollte, das auch ihr Geburtshaus war. Außerdem ging sie dort in eine Kita, in der sie sich laut Vanessa sehr wohlfühlte.

Vor zwei Tagen hatte er in der Berling-Klinik seinen Vertrag mit Chefarzt Dr. Holl unterschrieben. Dabei wurde ihm die Option eingeräumt, in ungefähr acht bis zehn Monaten eine Wohnung im Ärztehaus zu beziehen. Aber bis dahin war seine Familie hoffentlich wieder vereint. Wenn er wieder mit Vanessa und Marie zusammenleben konnte, nahm er dafür gern die tägliche Fahrt nach München und zurück in Kauf.

Eigentlich hätte er zufrieden sein können. Da sein verstorbener Bruder Gunnar der beste Freund von Dr. Axel Lassow gewesen war, übertrug der Anwalt jetzt seine Freundschaft auf den jüngeren Roman. Axel hatte ihn überdies auf die vakante Stelle als chirurgischer Oberarzt in der Berling-Klinik aufmerksam gemacht.

Dr. Holl und Dr. Roman Mehring waren sich schnell einig gewesen. Roman konnte sich mit dem Beginn der nächsten Woche kopfüber in die Arbeit stürzen. Seine Berufsaussichten waren glänzend.

Eine bleiche Novembersonne hüllte den Englischen Garten in ein diffuses Licht. Roman marschierte mit weit ausholenden Schritten am Chinesischen Turm vorbei, ohne einen Blick darauf zu werfen.

Erst, als sich vor ihm auf dem breiten Parkweg zwei kleine Buben mit ihrem Hund tummelten, begleitet von einem lächelnden Elternpaar, ging er etwas langsamer. Wehmütig dachte Roman an seine Tochter Marie, die er jetzt gern bei sich gehabt hätte, doch Vanessa sagte, das Kind sei krank. Auf seine Frage, was ihr fehle, hatte sie nur lapidar „Bauchschmerzen halt“ geantwortet.

Instinktiv spürte er, dass Vanessa sich weitere Ausreden überlegen würde, um ihn von Marie fernzuhalten. War das ihre Art, ihm einiges für sein langes Wegbleiben heimzuzahlen? Liebte er sie noch? Liebe sie ihn noch?

Ja, vielleicht hätte er seine Karriere nicht an die erste Stelle setzen dürfen. Aber der Ruf aus den USA war einfach zu verlockend gewesen. Und Vanessa hatte ja auch nachkommen wollen. Sie hatten sogar schon Freunde gefunden, die für die Zeit ihrer Abwesenheit das Haus in Rosenheim hüteten.

Auch die tollen Verdienstmöglichkeiten waren ein Grund für seine Entscheidung gewesen. Dann aber überlegte sich Vanessa alles anders. Sie könne mit dem Kind nicht nach Amerika kommen. Allein die unüberwindlichen Sprachbarrieren!

Warum hatten sich Vanessa und er trotzdem so sehr auseinandergelebt? Frau und Kind hatte es während seiner Abwesenheit an nichts gefehlt. Jeden Monat war ein großer Betrag bei Vanessa eingetroffen.

Die beiden Buben vor ihm tobten lachend mit ihrem Hund herum. Sie riefen ihn Bennie. Marie wollte auch schon immer einen Hund, aber Vanessa war strikt dagegen und hatte ihm verboten, Marie deswegen Flausen in den Kopf zu setzen.

Ja, alles war seine Schuld. Diese Vorwürfe wiederholte sie gebetsmühlenartig. Und Roman glaubte schon selbst daran. Er hatte versagt – als Ehemann und als Vater.

Vanessa war ihm fremd geworden. Er kannte sie nicht mehr. Ihre schönen grünen Augen schauten ihn zwar an, aber ihr Blick drückte außer einer erschreckenden Leere nichts aus. Zunächst dachte er, sie habe jemanden kennengelernt, doch das stritt sie vehement ab. Sie hatte sich verändert. Alle Versuche, wieder zueinanderzufinden, brachten nichts. Noch nichts. Hoffnung hatte er immer noch.

Nein, das waren keine guten Vorzeichen für eine gemeinsame Zukunft, aber er wünschte sich von ganzem Herzen, dass Vanessa sich besinnen und in einen Neuanfang einwilligen würde. Er musste ihr nur etwas Zeit lassen. Schließlich würde doch wieder alles ins Lot kommen.

Er nahm sich vor, nicht mehr so oft aus der Haut zu fahren, wenn er sich über sie ärgerte. Wie eingeschlossen kam sie ihm vor. Und immer wieder prallte er an der harten, aber unsichtbaren Kapsel ab, die sie umgab. Ob er die jemals durchbrechen würde?

Später fuhr er noch ins Zentrum und schaute sich die Schaufensterauslagen an. In einem Kaufhaus kaufte er eine Puppe für Marie. Er wollte sie ihr gleich morgen schicken und nicht erst beim nächsten Besuch mitbringen.

***

Beatrix Lassow, Stefan Holls Schwester, plante für den Abend ein Essen mit ihrem Bruder und seiner Familie. Und auch Roman war dazu eingeladen.

Gegen achtzehn Uhr trafen Stefan, Julia und die vier Kinder ein. Es gab sofort ein großes Hallo unter den Cousins und Cousinen. Stefan Lassow, Dr. Holls Patensohn, war im gleichen Alter wie die Zwillinge Daniela und Marc, während Michaela altersmäßig zum fünfzehnjährigen Chris Holl passte. Juju, das jüngste Holl-Kind, war der Sonnenschein des gesamten Clans – und sich dieser Sonderstellung auch durchaus bewusst.

Noch vor Beginn des Essens ordnete Stefans temperamentvolle Schwester an, dass alle sich duzten, was die fröhliche Runde auch gleich akzeptierte. Besonders die zwanzigjährige Daniela freute sich über diesen Vorschlag.

Schon auf den ersten Blick fand sie Papas neuen Kollegen ungeheuer anziehend. Die Sitzordnung am langen Esstisch war längst aufgehoben. Und so gelang es Dani, sich den freien Platz neben ihm zu erobern und ihn in ein Gespräch zu verwickeln.

Sie erzählte von ihrem Biologie-Studium und dass sie auch eine Weile überlegt habe, wie Zwillingsbruder Marc Medizin zu studieren.

Roman genoss das Zusammensein mit den unkomplizierten Menschen. Für eine Weile konnte er seine prekäre Familiensituation vergessen. Dani Holl war eine selbstbewusste Gesprächspartnerin. Sie gefiel ihm.

Doch dann brachte sie ihm ungewollt seine Lage in Erinnerung.

„Wann holst du deine Familie nach München?“ Von ihrem Papa hatte sie gehört, dass Frau und Kind des neuen Kollegen noch in Rosenheim lebten. „Die Fahrerei ist doch sicher lästig.“

„Vorerst wohne ich ja bei Beatrix und Axel, fahre also nicht jeden Tag nach Rosenheim.“

„Hast du ein Bild von deiner Tochter?“, erkundigte sich Dani.

„Nein, leider nicht. Aber das nächste Mal werde ich eins mitbringen.“

„Arbeitet deine Frau auch?“