Chefarzt Dr. Holl 1822 - Katrin Kastell - E-Book

Chefarzt Dr. Holl 1822 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Beruflich könnte es für Dr. Markus Preußer kaum besser laufen. Dr. Holl und seine Kollegen schätzen den zuverlässigen, kompetenten Chirurgen sehr.
Markus’ Liebesleben hingegen ist die reinste Katastrophe. Glaubte er gerade noch, in der quirligen Leonie die Frau fürs Leben gefunden zu haben, so kommt es schon nach kurzer Zeit immer häufiger zu heftigen Streitereien zwischen ihnen. Die nächtelangen Auseinandersetzungen zerren an Markus’ Nerven und an seinen Kräften.

Müde und erschöpft tritt er seinen Dienst an, und obwohl er merkt, dass er fast im Stehen einschläft und sich nicht konzentrieren kann, setzt er kurz darauf bei einer äußerst riskanten Operation den ersten Schnitt ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Wenn ein Arzt sich irrt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/wavebreakmedia

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5500-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wenn ein Arzt sich irrt

Völlig übermüdet tritt der Chirurg an den OP-Tisch

Von Katrin Kastell

Beruflich könnte es für Dr. Markus Preußer kaum besser laufen. Dr. Holl und seine Kollegen schätzen den zuverlässigen, kompetenten Chirurgen sehr.

Markus’ Liebesleben hingegen ist die reinste Katastrophe. Glaubte er gerade noch, in der quirligen Leonie die Frau fürs Leben gefunden zu haben, so kommt es schon nach kurzer Zeit immer häufiger zu heftigen Streitereien zwischen ihnen. Die nächtelangen Auseinandersetzungen zerren an Markus’ Nerven und an seinen Kräften.

Müde und erschöpft tritt er seinen Dienst an, und obwohl er merkt, dass er fast im Stehen einschläft und sich nicht konzentrieren kann, setzt er kurz darauf bei einer äußerst riskanten Operation den ersten Schnitt …

„Und natürlich war er feige und hat den Wünschen seiner Frau nachgegeben – wie immer! Meine Wünsche zählen überhaupt nichts bei ihm“, klagte Dr. Tina Bruckner niedergeschlagen.

Man sah ihr an, dass sie viel geweint haben musste, und aus jedem ihrer Worte klang heraus, wie aufgebracht sie war.

„Er hat mir versprochen, dass er meinen Geburtstag dieses Jahr mit mir feiert. Dreiunddreißig – eine Schnapszahl –, das wollte er sich nicht entgehen lassen. Wir haben doch noch nie einen Geburtstag zusammen gefeiert … Er hatte es mir versprochen.“

In der Chirurgischen Abteilung der Berling-Klinik in München herrschte gerade Ruhe. Es war kurz nach Mitternacht an einem Sonntagabend. Die Notaufnahme hatte keinen Patienten angemeldet, und für die beiden Bereitschaftsärzte wäre es eine gute Gelegenheit gewesen, sich ein wenig hinzulegen.

„Tina, er ist nun einmal verheiratet. Du wusstest das, als du dich auf eine Affäre mit ihm eingelassen hast“, wiederholte Dr. Markus Preußer, was er in den letzten drei Jahren oft gesagt hatte, um sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, wenn der Kummer gar zu groß wurde.

„Ja! Schon gut! Ich bin schuld. Meine Erwartungen sind überzogen, und ich sollte mich von ihm trennen, wenn ich nicht mit den Brosamen zufrieden bin, die er mir hin und wieder zuwirft. Das hast du mir jetzt wirklich oft genug vorgebetet. Kannst du nicht einfach einmal Anteil nehmen?“, warf die Assistenzärztin der Chirurgie ihrem Kollegen und bestem Freund seit den Studienjahren verärgert vor.

Er zuckte die Schultern und schwieg. Schönreden konnte er nicht, was er sah. Tina war dabei, sich vor Liebeskummer kaputt zu machen.

„Es war doch mein Geburtstag! Ich habe ein fünfgängiges Menü gekocht und alles für einen romantischen Abend vorbereitet. Ich habe mir sogar ein neues Kleid gekauft, weil an diesem Abend alles perfekt sein sollte. Und dann lässt er mich über eine Stunde warten, bevor er mich irgendwann nach einundzwanzig Uhr anruft und mir sagt, dass er leider doch nicht kommen kann.“

Sie schnaubte abfällig. Irgendwann war ihr Katzenjammer in Wut umgeschlagen, und damit ging es ihr schon besser.

„Seine Frau hatte wieder ihre Migräne. Ist das fair? Die Migräne hatte sie doch bestimmt auch schon am Nachmittag, oder? Und warum muss er zu Hause sein, nur weil sie mit Kopfweh im Bett liegt? Was ist das überhaupt für eine dämliche Ausrede? Ich meine, er sagt doch, dass sie nebeneinanderher leben und keinen Anteil mehr aneinander nehmen. Und plötzlich interessiert ihn ihre Migräne? Blödsinn!“

„Was willst du von mir hören? Dass er ein Schwein ist und dich nicht verdient hat? Gerne doch! Er ist ein Schwein, und du vergeudest deine Zeit damit, auf ihn zu warten. Aber Tina, dazu zwingt er dich nicht. Du tust es aus freien Stücken. Was er mit dir macht, ist gemein, aber du lässt es mit dir machen. Entschuldige, aber so sehe ich das!“, blieb Markus Preußer hart.

Seit drei Jahren hörte er sich nun all die Geschichten an, die im Grunde nur eine einzige Botschaft hatten: Tina war entsetzlich unglücklich und einsam in ihrer Beziehung zu Professor Martin Steiner, der ein privates, äußerst kostspieliges und unter Prominenten beliebtes Sanatorium in München leitete. Markus sah, wie seine Freundin litt, und allmählich ging ihm die Geduld aus.

„Ist ja schon gut! Du musst mich nicht auch noch in den Boden rammen! Das hat Martin gestern Abend getan“, beschwerte sie sich, und ihre Augen schimmerten feucht.

„Bloß nicht weinen!“, flehte er und hob in gespielter Panik beide Hände. „Weinende Frauen brechen mein zartes Herz. Sag mir, was ich sagen soll! Ich tue alles, aber setze die ultimative Tränenwaffe nicht gegen mich ein! Frieden!“

„Idiot!“, schimpfte sie, musste aber grinsen.

„Viel besser! Prügeln darfst du mich, nur weinen, das darfst du nicht! Tina, es ist nicht meine Absicht, dir auch noch wehzutun, aber bedauern will und kann ich dich nicht. Du entscheidest über dein Leben, und wenn du es damit verbringen willst, auf einen Mann zu warten, der dir seit Jahren falsche Versprechungen macht, dann musst du das wohl.“

Ernst sah er sie an. Was hätte er dafür gegeben, wenn ihre Gefühle ihm gegolten hätten. Wie gerne hätte er sie auf Händen getragen und alles dafür getan, sie zum Lächeln zu bringen.

Dieser verlogene Professor erzählte ihr das Märchen von der schrecklich unglücklichen Ehe lange genug und sprach immer wieder von Scheidung, ohne die geringsten Anstalten zu machen.

Der Mann benutzte sie nur, aber solange Tina das nicht selbst einsehen wollte, hatte es keinen Sinn, mit ihr darüber zu reden. Es hätte unter Umständen ihre Freundschaft gekostet, wenn er ihr klar und deutlich sagte, was er von dem Mann hielt, in den sie verliebt war.

„Du bist eine tolle Frau. Du bist talentiert, klug, witzig, liebevoll, warmherzig und einfach großartig. Das alles bist du und noch vieles mehr. Ich kann mir keine Frau vorstellen, mit der ich lieber zusammen wäre. Mit dir kann man Pferde stehlen. Du bist eine Frau, mit der man eine Familie gründen und sich etwas aufbauen möchte“, wagte er sich weiter vor, als es zwischen ihnen üblich war.

Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Stuhl herum. Das war es ganz gewiss nicht, was sie von ihm hören wollte.

„Die Welt und das Leben stehen dir offen, und du kannst alles haben, wenn du nur willst. Schau dich um! Greif zu und lass dir nicht mehr wehtun! Aber es liegt nun einmal ganz allein bei dir, was du aus deinem Leben machst“, fügte er mit großer Wärme in der Stimme an, ohne noch deutlicher zu werden.

„Diese tolle Frau muss sich jetzt dringend im Bereitschaftszimmer ein wenig hinlegen“, erwiderte sie mit leiser Ironie. „Ich habe letzte Nacht mit Heulen verbracht. Anscheinend bin ich eine Masochistin und möchte heulen und schniefen. Seltsame Vorlieben, die ich da hege … Gott sei Dank haben wir heute eine ruhige Nacht!“

„Dann leg dich hin! Ich rufe dich nur, wenn es nicht anders geht“, meinte er freundschaftlich und akzeptierte ihre dezente Zurückweisung, wie er es immer tat. Die Tatsache, dass er seit dem Studium verliebt in sie war, war ein offenes Geheimnis zwischen ihnen.

„Markus, ich habe dich verdammt gern. Ohne dich wäre ich verloren. Du bist ein guter Freund, der einzige, den ich habe und …“

„Hinlegen! Schlafen! Kusch! Kusch! Gute Freunde dürfen den anderen manchmal scheuchen“, trieb er sie freundschaftlich aus dem Ärzteaufenthaltsraum. An diesem Punkt gab es nichts zwischen ihnen zu reden.

Sie ging und drehte sich in der Tür noch einmal nach ihm um. In dieser unverblümten Deutlichkeit sprach er seine Gefühle für sie so gut wie nie aus, und das brachte sie etwas durcheinander. Markus wollte sie unter keinen Umständen verlieren, auch wenn sie ihn leider nur als guten Freund sehen konnte und nicht als mehr.

„Gefühle lassen sich nicht steuern. Sie sind, wie sie sind. Na ja, man muss sie zulassen und irgendwie damit klarkommen. Ich wünschte, ich wäre Martin nie begegnet, aber …“

„… du machst das schon, Tina! Früher oder später gelingt es dir, dich von ihm zu lösen“, machte er ihr Mut und nahm wieder voll und ganz die Rolle des Freundes ein, um sie zu beruhigen.

„Glaubst du das wirklich, oder sagst du es nur, damit ich mich ein wenig besser fühle?“

„Ich bin überzeugt davon!“

Sie lächelten sich an, und leises Bedauern schwang mit. Ob Tina es nun schaffte oder nicht, für Markus bestand wenig Hoffnung, dass ihre Liebe irgendwann ihm gelten würde. Traurig überdachte er die vergangenen Jahre und traf für sich eine Entscheidung.

Tina war eine wunderbare Frau, und er hoffte, dass sie immer seine beste Freundin und Vertraute bleiben würde. Wenn er allerdings in einer Beziehung leben wollte, dann musste er endlich ernsthaft damit beginnen, andere Frauen kennenzulernen und in Betracht zu ziehen.

Es war an der Zeit, diesen aussichtslosen Kampf aufzugeben. Auf seine geduldige Weise tat er nichts anderes als das, was er Tina vorwarf. Er verbrachte sein Leben damit, auf etwas zu warten, was kaum je geschehen würde. Er vergeudete seine Zeit.

Als er später in die Umkleide ging und sich aus dem sterilen Bereich ausschleuste, um sich auch ein wenig hinzulegen, stand er lange vor dem Spiegel und sah sich an. Es war immer leichter, das Schöne und Besondere in einem anderen Menschen zu sehen, als es in sich selbst zu suchen und zu finden. Hatte er Chancen bei Frauen?

Ihm war klar, dass er rein äußerlich ein durchaus attraktiver Mann war. Bisher hatte sein Aussehen ihn nur wenig interessiert. Als Arzt und Chirurg hatte er ein gewisses Ansehen in der Öffentlichkeit. Sein Verdienst war nicht üppig, aber im Vergleich zu vielen anderen recht gut und ausreichend, um eine Familie zu versorgen. Das waren doch alles Pluspunkte, oder?

„Du hast etwas zu bieten, mein Großer!“, teilte er seinem Spiegelbild mit, aber an der skeptischen Miene, die ihm entgegensah, konnte er erkennen, wie wenig Eindruck er auf sich selbst machte.

Tina kannte ihn in allen Lebenslagen. Sie hatte miterlebt, wie er während der Prüfungen fast zusammengeklappt war, hatte ihn in heiteren und schlimmen Lebenslagen erlebt. Vor ihr musste er nicht mehr scheinen, als er zu sein glaubte. Niemand kannte ihn besser als sie, und sie wollte ihn nicht. Warum? Was war unzulänglich an ihm? Warum konnte sie ihn nicht lieben?

„Verdammt! Verdammt! Verdammt!“, schimpfte er vor sich hin, weil seine Gedanken die gewohnten Bahnen gehen wollten, anstatt sich neu zu orientieren.

„Das klingt gar nicht gut. Hatten Sie eine schlimme Nacht?“, fragte da eine Stimme, und Markus fuhr erschrocken herum.

„Wo kommen Sie denn her?“, fuhr er Dr. Stefan Holl, den Leiter der Berling-Klinik, in seinem Schreck aggressiv an.

„Ursprünglich aus einem Kreissaal“, antwortete der Gynäkologe gelassen. „Dann mussten wir leider doch in den OP, und es wurde ganz schön dramatisch, aber jetzt sind der neue Erdenbürger und seine Mutter gesund und munter, und ich kann endlich heim und ins Bett. Offiziell fängt mein Dienst in fünf Stunden wieder an.“

Markus wusste nicht, wie er reagieren sollte, und sah seinen Chef verlegen an.

„Entschuldigen Sie, ich dachte, Sie hätten mich bemerkt, sonst hätte ich mich dezenter bemerkbar gemacht“, half ihm Stefan Holl, der große Stücke auf den jungen Chirurgen hielt.

„Ich war tief in Gedanken. Entschuldigen Sie!“ Markus spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. Sein Humor setzte sich durch, und er fand die Situation schon wieder komisch. Hatte sein Chef ihn etwa vor dem Spiegel posieren sehen? So konnte man sich auch bleibend ins Gedächtnis bringen.

„Es war bisher eine ruhige Nacht, und ich habe beschlossen, mich aufs Ohr zu hauen. Wir haben ein Uhr und vielleicht kommt nichts …“, weiter kam er nicht, denn da setzte sein Piper ein und rief ihn an die Arbeit zurück in die Chirurgische Abteilung, die er noch nicht einmal verlassen hatte.

„Tja, das war es mit der Ruhe!“

„Ich hätte gleich im Ärztezimmer bleiben sollen“, kommentierte Markus trocken.

Es war zu einem schweren Autounfall auf der A8 gekommen mit zahlreichen Schwerverletzten. Nicht nur Markus stand bis zum Morgen im OP, sondern auch Tina, Dr. Holl und die Kollegen, die Rufdienst hatten. Man konnte eben nie wissen, wie sich eine Nacht entwickelte.

***

In den kommenden Monaten entdeckte Markus den Casanova in sich. Er verabredete sich mit jeder Frau, die ihm gefiel und die seine Einladung annahm. Hinterher ging er die Abende getreulich mit Tina durch. Sie war seine Agentin in Sachen Liebe, und die beiden hatten großen Spaß.

Für ihre Freundschaft war Markus auf Freiersfüßen ein Gewinn. Es gab keine Spannungen mehr zwischen ihnen. Tina war heilfroh, dass er sich von der fixen Idee gelöst hatte, dass doch noch mehr aus ihrer Freundschaft werden könnte. Sie genoss es, seine abendlichen Verabredungen später mit ihm durchzugehen.

„Und wie war es gestern? Auf einer Skala von eins bis zehn?“, begrüßte sie ihn an einem Sonntagnachmittag. Es war Januar geworden, und draußen schneite es. Sie hatten dienstfrei und sich zum Kaffee bei Tina verabredet. Anschließend wollten sie zusammen zu einem Eishockeyspiel gehen.

Tina hatte die Karten von ihrem Professor als Weihnachtsgeschenk überreicht bekommen und war nahe daran gewesen, sie zu verbrennen. Er war ein Sponsor der Heimmannschaft. Mit Sicherheit hatte er all seine geschäftlichen Weihnachtsgrüße über Stadionkarten abgewickelt. Dass er auch sie mit Karten bedachte, war vielsagend.

Liebloser hätte er seine Geliebte nicht beschenken können. Vor allem, da er sofort klarstellte, dass er selbst mit seiner Frau zu den Spielen ging und in einer Loge saß.