Dr. Stefan Frank 2614 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2614 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Die Sportwissenschaftler Florian und Markus haben während des Studiums zusammen mit drei anderen Kommilitonen eine kleine Firma aufgebaut, die spezielle Sportlernahrung entwickelt und vertreibt. Inzwischen haben sie ihr Studium beendet und arbeiten alle hauptberuflich in dem Startup, das so gut läuft, dass eigentlich eine größere Investition fällig wäre. Um das fehlende Geld aufzutreiben, haben sie sich bei einer Fernsehshow angemeldet, die jungen Gründern hilft. Bald schon steht die TV-Aufzeichnung an. Ein wichtiger Termin für die fünf Freunde!
Doch leider geht es Lukas in letzter Zeit nicht sehr gut, er ist häufig schlapp und hat neuerdings auch starke Darmprobleme, verträgt teilweise sogar die eigenen entwickelten Sportler-Nahrungsmittel nicht mehr. Das ist natürlich keine gute Werbung. Die Freunde werden deshalb zunehmend ungehalten, denn sie fürchten eine Verschlechterung des Firmenimages, sollte sich das herumsprechen.
Am Tag der TV-Aufzeichnung passiert das Unvorstellbare: Florian vermasselt mit seinen wie aus dem Nichts auftretenden Beschwerden den Auftritt. Die große Chance ist vertan. Aber zumindest lässt er sich danach von Markus überzeugen, endlich zum Arzt zu gehen. Die jungen Männer sind enttäuscht. Doch keiner von ihnen ahnt, welch schlimme Diagnose ihren Freund Florian erwartet ...


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Inhalt

Cover

Beste Freunde

Vorschau

Impressum

Beste Freunde

Als es hart auf hart kommt, steht Markus als Einziger zu ihm

Die Sportwissenschaftler Florian und Markus haben während des Studiums zusammen mit drei anderen Kommilitonen eine kleine Firma aufgebaut, die spezielle Sportlernahrung entwickelt und vertreibt. Inzwischen haben sie ihr Studium beendet und arbeiten alle hauptberuflich in dem Startup, das so gut läuft, dass eigentlich eine größere Investition fällig wäre. Um das fehlende Geld aufzutreiben, haben sie sich bei einer Fernsehshow angemeldet, die jungen Gründern hilft. Bald schon steht die TV-Aufzeichnung an. Ein wichtiger Termin für die fünf Freunde!

Doch leider geht es Lukas in letzter Zeit nicht sehr gut, er ist häufig schlapp und hat neuerdings auch starke Darmprobleme, verträgt teilweise sogar die eigenen entwickelten Sportler-Nahrungsmittel nicht mehr. Das ist natürlich keine gute Werbung. Die Freunde werden deshalb zunehmend ungehalten, denn sie fürchten eine Verschlechterung des Firmenimages, sollte sich das herumsprechen.

Am Tag der TV-Aufzeichnung passiert das Unvorstellbare: Florian vermasselt mit seinen wie aus dem Nichts auftretenden Beschwerden den Auftritt. Die große Chance ist vertan. Aber zumindest lässt er sich danach von Markus überzeugen, endlich zum Arzt zu gehen. Die jungen Männer sind enttäuscht. Doch keiner von ihnen ahnt, welch schlimme Diagnose ihren Freund Florian erwartet ...

»Also, was ist denn jetzt?«, fragte Tim, legte beide Ellenbogen auf den Tisch und lehnte sich nach vorn, wobei an seinen Oberarmen der Bizeps hervortrat. »Das ist eine Riesenchance! Die müssen wir doch nutzen!«

»Klar müssen wir das. Sagt ja auch keiner was dagegen.« Florian holte tief Luft und sah Tim an. »Ich bin nur nicht ganz deiner Meinung, was die Ausführung betrifft. Ich finde, wir sollten unseren Auftritt ruhig ein bisschen hipper gestalten. Mensch, wir sind Sportler und keine lahmen Enten!«

Sie waren nicht nur Sportler, sondern sogar Sportwissenschaftler, die nebenher noch ein erfolgreiches Startup aufgebaut hatten. So erfolgreich sogar, dass ihnen ihre Produkte nur so aus den Händen gerissen wurden, oder besser, aus den Händen gerissen worden wären. Denn das war die Crux an der Sache: Sie hatten zwar viele Ideen, aber nicht die Möglichkeit, ihre Produktion zu steigern.

Deshalb mussten sie derzeit viele Anfragen negativ beantworten, außerdem fehlten ihnen die Vertriebswege.

Tim, Florian, Markus, Ansgar und Elias waren fünf Freunde, die sich während ihrer Studienzeit kennengelernt und kurz darauf eine fantastische Idee entwickelt hatten: Wie wäre es, den Bedarf an gesunden und gleichzeitig gehaltvollen Nahrungsmitteln für Sportler so zu bedienen, dass man für jede Sportart gleich fertige Gerichte oder Mischungen anbot?

Verschiedene Müslis zum Beispiel. Die mussten für Ausdauer- und Langstreckenläufer natürlich anders zusammengesetzt sein als für Sportler, denen ein kurzzeitiger Kraftakt gleich die ganze Energie abforderte, Gewichtheber zum Beispiel oder Kurzstreckenläufer. Sprinter hatten dabei wieder einen anderen Bedarf als beispielsweise Kugelstoßer oder Stabhochspringer.

Es war eine ziemlich gute Idee, die Florian da vor drei Jahren eingefallen war, und die auch seinen besten Freund Markus sofort begeistert hatte. Und so hatten die beiden in ihrer WG-Küche angefangen zu experimentieren.

Ihre selbstgemachten Kreationen hatten sie zuerst einmal an Kommilitonen verteilt. Die hatten so begeistert reagiert, dass Florian und Markus ihre Produktion schnell erhöhen konnten. Wenig später waren auch Tim, Ansgar und Elias in die Gruppe eingestiegen, und bald hatte die halbe Fakultät von ihren Mischungen geschwärmt. Immer mehr Kommilitonen waren bereit gewesen, mit einem Abo auch regelmäßige Sendungen zu erhalten und dafür natürlich angemessen zu bezahlen.

Deshalb hatten die fünf Sportler nach nur einem Jahr ein eigenständiges Gewerbe angemeldet: die Sportlerfrühstück Factory. Inzwischen belieferten sie Interessenten in ganz Bayern und hatten auch einige schon Kunden außerhalb der Landesgrenze. Einige Abonnenten kamen aus Norddeutschland, und für zwei Leute – ehemalige Studienkollegen, die jetzt im Ausland lebten – schickten sie die Pakete sogar schon nach Italien und Österreich.

Aber genau das war auch das Problem: Mittlerweile kamen sie mit der Produktion nicht mehr hinterher, und das Verpacken und Versenden nahm ebenfalls einen großen Teil ihrer Zeit- und Geldressourcen in Anspruch. Man hätte bessere Maschinen und die entsprechenden Räume gebraucht, Hallen statt Hinterhofgaragen.

Also hatten sie vor einigen Monaten eine Grundsatzentscheidung getroffen: Sie wollten den Sprung ins ganz große Business wagen. Einstimmig hatten sie beschlossen, das Unternehmen so auszubauen, dass es in Zukunft auch eine Chance gegen starke Konkurrenten hatte. Vielleicht konnte es die Sportlerfrühstück Factory ja bis zu einer richtig großen Marke schaffen?

Das Problem war nur: Es fehlte das Geld.

Und genau an dieser Stelle war Florian auf die Idee mit der Show gekommen. Es gab doch im Fernsehen dieses Format Firmenretter, wo sich junge Unternehmer mit ihrer Idee bewerben und um finanziellen Beistand bitten konnten. Wenn es klappte, bekamen sie Starthilfe für ihre Firma, Unterstützung beim Aufbau von ordentlichen Vertriebswegen und beim Organisieren von Werbekampagnen.

Natürlich wollten die Geldgeber dafür zu einem gewissen Prozentsatz in das Unternehmen einsteigen; das war der saure Apfel, in den man beißen musste. Aber die Möglichkeit, durch die Marketingerfahrungen dieser Unternehmer und deren Connections selbst Marktführer werden zu können, war es allemal wert.

Die Juroren der Show mussten erst mal Feuer fangen. Dafür musste man sie mit einer sehr guten Vorstellung und natürlich mit einer exzellenten Geschäftsidee überzeugen, sonst ging die Bewerbung, egal wie gut die Idee war, in die Hose. Außerdem wurde der Auftritt der Jungunternehmer aufgezeichnet und zur besten Sendezeit im Fernsehen ausgestrahlt; man konnte dabei also nicht die Chance der Unterstützung in den Sand setzen, sondern sich gleichzeitig auch noch landesweit blamieren. Deshalb musste so ein Auftritt gut vorbereitet werden.

»Versteht ihr, was ich meine?«, fragte Florian in die Runde und sah die Freunde einen nach dem anderen an. Sein attraktives Gesicht mit den dunklen Augen und den kurzgeschnittenen schwarzen Haaren strahlte vor Begeisterung.

Die anderen nickten. »Klar! Das muss dynamisch rüberkommen. Verstehen wir.«

»Eben! Da reicht es nicht aus, wenn wir einfach ein paar Nährwerttabellen vorlesen. Das ist langweilig, das reißt keinen vom Hocker. Wir brauchen eine Performance, die uns selbst so richtig jung und dynamisch aussehen lässt.«

»Genau«, stimmte Markus zu.

Er war Florians bester Freund, ein blonder Strubbelkopf mit leuchtend blauen Augen, einem freundlichen Gesicht, und genauso sportlich wie alle anderen hier. Allerdings war er etwas kleiner als seine Freunde. In der Runde galt er deshalb als das Küken, obwohl die anderen auch alle erst fünfundzwanzig Jahre waren.

Da war vierundzwanzig eigentlich kein so großer Unterschied. Aber die anderen waren die direkten ehemaligen Studienkollegen von Florian, während Markus einen Jahrgang unter ihnen gewesen war. Trotzdem war die Idee mit der Sportlernahrung ursprünglich von ihm gekommen, und Florian und er hatten sie erstmalig in ihrer Zweier-WG in Grünwald umgesetzt.

»Wie wäre es denn, wenn wir nacheinander in den Raum kommen, dann stellen wir jeder ein Produkt vor und essen davon – während die Juroren gleichzeitig eine Probe serviert kriegen – und dann führen wir die entsprechende Sportart vor, als hätten wir plötzlich Bärenkräfte«, schlug Markus vor. »Danach erklären wir natürlich, dass wir die Produkte schon seit längerer Zeit konsumieren und deshalb jeden Tag superdynamisch aus dem Bett springen.«

Alle lachten.

»Keine schlechte Idee«, meinte Florian. »Wer würde denn welches Produkt vorstellen wollen? Und sämtliche Sportarten lassen sich im Studio natürlich nicht vorführen, da müssen wir schon gut auswählen.«

»Stimmt. Wir könnten ja allgemein darauf hinweisen, dass entweder die Kraft oder die Ausdauer besonders gefördert werden, und dann macht die erste Gruppe – zwei Leute, würde ich sagen – nach ihrer Vorstellung ohne Pause Liegestütze am Rand, während die zweite Gruppe die nächsten Produkte erklärt und gleichzeitig irgendwelche schweren Geräte anhebt. Was meint ihr?«

»Gute Idee«, warf Elias ein, der bis jetzt noch gar nichts gesagt hatte. »Was mich betrifft, ich würde mich gern in die zweite Gruppe einreihen. Die ganze Zeit an der Seite Liegestütze machen ... nee, das überlasse ich lieber euch.«

»Gut, dann gehe ich in die Liegestützfraktion«, erwiderte Florian. »Und ich promote die Gemüsechips, die sind nämlich richtig lecker. Oder wollte die wer anderes vorstellen?«

»Nein, kannst du gern machen«, entgegnete Tim großmütig. »Dann nehme ich die Energiedrinks und geh damit in die zweite Gruppe.«

»Okay, und ich mit den Müslis in die erste«, bot Ansgar an.

»Und du?«, wandten sich alle gleichzeitig zu Markus um.

»Ähm ...«, sagte der.

Beide Gruppen hatten plötzlich schon je zwei Mitglieder, das war eigentlich genug. Es wäre nicht klug gewesen, eine Gruppe mehr zu bewerben als die andere, womöglich zogen die Juroren und die Leute vor dem Fernseher dann die falschen Schlüsse und glaubten, die Produkte der einen Gruppe seien besser als die der anderen.

»Du könntest die Verteilung der Tabletts an die Juroren und das Erklären übernehmen«, schlug Florian vor.

»Klingt jetzt nicht so spannend.« Markus verzog das Gesicht. »Leute, die Idee mit der dynamischen Performance kam von mir, nur, um euch dran zu erinnern. Ich finde, da habe ich eine bessere Rolle verdient.«

»Stimmt«, antwortete Florian grinsend. »Aber leider hast du eben bei der Verteilung zu lange gewartet. Wie war das noch? Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.«

Dabei zwinkerte er seinem Freund zu. Aber Markus lachte nicht mit. Denn auch wenn Florian das lustig gemeint hatte, witzig war das nicht.

Was die anderen in der Runde nämlich nicht wussten: Vor drei Monaten hatte Florian ihn schon mal ausgebootet und ihm die Freundin weggeschnappt. Na gut, Freundin jetzt nicht direkt, Mona und er waren erst einmal nur Bekannte gewesen. Aber Florian hatte durchaus gewusst, dass Markus mehr an Mona interessiert gewesen war, als er damals gezeigt hatte. Er war nur nicht so der Draufgängertyp, hielt sich in solchen Situationen erst einmal bedeckt und drängte sich ganz allgemein nicht gern in den Mittelpunkt.

Das Ganze wäre auch nicht so schlimm gewesen, wenn sich nicht ausgerechnet Florian so unfair verhalten hätte. Denn eigentlich waren sie von Kindesbeinen an beste Freunde, hatten ihre gesamte Kindheit und Jugend im gleichen bayrischen Dorf verbracht und kannten einander deshalb fast besser als sich selbst.

Hätte Florian da nicht mal zurückstehen können, zumal er wusste, dass Markus die ganze Sache mit den Frauen nicht so leicht fiel?

Aber nein, Florian hatte unbedingt zeigen müssen, dass er, wenn es drauf ankam, der coolere, bessere, hippere von ihnen beiden war. Wieso, verdammt noch mal, war ihm das eigentlich so wichtig? Wenn man von diesem seltsamen Konkurrenzgebaren nämlich absah, war Florian der beste Freund der Welt.

Manchmal war es wirklich seltsam.

»Also gut«, sagte Markus schließlich. »Ich mach euch den Clown. Aber dann lasst mich wenigstens anderweitig ein bisschen glänzen, okay? Gebt mir irgendetwas mit, womit ich nicht ganz langweilig rüberkomme.«

»Okay«, stimmten die anderen vier zu.

***

In der Arztpraxis in der Gartenstraße neigte sich ein anstrengender Arbeitstag dem Ende zu.

Die Patienten waren alle schon weg, nur Herr Breuer, ein älterer, etwas fülliger Herr befand sich noch im Sprechzimmer und führte mit Dr. Stefan Frank ein langes Gespräch. Es ging um seine Werte. Dr. Frank hatte ihm vor etwa sechs Wochen mitteilen müssen, dass sich bei ihm die ersten Anzeichen von Diabetes sichtbar machten.

Sprechstundenhilfe Martha Giesecke, die draußen darauf lauerte, dass auch dieser letzte Patient endlich die Praxis verließ, damit sie das Behandlungszimmer aufräumen konnte, fragte sich, was die beiden so lange zu bereden hatten. Eigentlich lagen die Dinge doch klar auf der Hand: Ab jetzt musste Herr Breuer mit Süßigkeiten sehr vorsichtig sein oder zumindest Ersatzmittel zum Süßen zu wählen, das galt vor allem für versteckten Zucker.

Das waren natürlich keine schöne Aussichten für einen älteren Herrn. Martha verhagelte es schon beim bloßen Gedanken, keine Süßigkeiten, keinen Kuchen, kein Eis, keine Pralinen mehr essen zu dürfen, die Laune. Sogar Obst hatte ja Fruchtzucker. Zum Glück hatte sie selbst keine Probleme mit Diabetes, ihre Werte waren allesamt in Ordnung oder zumindest zufriedenstellend.

Marie-Luise Flanitzer, Marthas jüngere Kollegin, war heute schon etwas früher gegangen, weil sie neuerdings einen Yogakurs besuchte. Offensichtlich hatte sie vor Kurzem den Beschluss gefasst, gesünder zu leben, deshalb brachte sie sich seit einiger Zeit auch immer Salate mit. Solche Ideen kamen Martha hin und wieder natürlich auch, aber insgesamt war die resolute Sprechstundenhilfe mit ihrer Lebensführung ganz zufrieden.

Da öffnete sich die Sprechzimmertür, und Marthas Chef trat zusammen mit Herrn Breuer an die Rezeption. Martha griff automatisch zur Tastatur, um die Akte des Patienten aufzurufen, denn bestimmt hatte sie jetzt gleich ein Medikament oder ein Rezept für Teststreifen einzutragen. Aber Dr. Frank brachte seinen Patienten nur zur Tür und schüttelte ihm dort noch lange die Hand

»Det wundert mich jetzt aber«, sagte Martha zu ihrem Chef, als er endlich wieder zurück bei ihr am Tresen war. »Ick war fest davon ausgegangen, det Sie dem Herrn Breuer was verschreiben würden. Sonst hätte ick den Computer doch schon mal runtergefahren, det hätte Zeit gespart.«

»Haben Sie es denn so eilig, liebe Martha?«, fragte Dr. Frank zurück. »Die paar Sekunden, die der Rechner braucht ... Das ist doch kein vorzeitliches Ungetüm mehr, was Sie dort stehen haben. Oder wollten Sie mich auf Ihre unnachahmlich charmante Art eben nur darauf hinweisen, dass das Gerät nun auch schon wieder ein paar Jahre auf dem Buckel hat?«

»Nee, det natürlich nicht, Chef«, versicherte Martha schnell. »Ick hab mich nur gewundert, det Sie den Herrn Breuer so ganz ohne Rezept nach Hause geschickt haben. Det machen Sie doch sonst nicht.«

»Ja, das kam auch für mich überraschend«, antwortete Dr. Frank. »Stellen Sie sich vor, Schwester Martha, seine Werte waren fast alle wieder im grünen Bereich. Ein kleines bisschen hat noch gefehlt, aber wirklich nicht viel. Im Vergleich zum letzten Mal waren sie alle viel besser.«

»Wie jetzt?«, fragte Martha. »Ick denke, der Herr Breuer hat Diabetes?«

»Eben noch nicht!«, antwortete Dr. Frank. »Ich hatte ihm neulich nur gesagt, dass wir die Entwicklung ein bisschen im Auge behalten müssten, denn es könnte sein, dass sich da was zusammenbraut. Und das hat er getan.«

»Was?«

»Die Entwicklung im Auge behalten. Herr Breuer ist tatsächlich einer von den Patienten, wie ich Sie mir wünschen würde. Er hat nach der letzten Konsultation sofort seine Ernährung umgestellt, konsequent auf Süßes verzichtet, und ebenso auf rotes Fleisch und Alkohol. Nicht mal Kaffee hat er morgens mehr getrunken, dafür aber frischgepresste Säfte. Und den Rohkostanteil seiner Nahrung hat er auch erhöht.«

»Na, wenn's schmeckt«, brummt Martha und schüttelte sich innerlich. Nicht mal einen Kaffee am frühen Morgen? Das konnte doch keinen Spaß machen. »Und det hat die Werte dermaßen verändert?«

»Es hat sie deutlich verbessert, ja. Und da die Krankheit bei Herrn Breuer noch nicht ausgebrochen war, konnte er da tatsächlich noch was bewirken. Seine Bauchspeicheldrüse hat es ihm offensichtlich gedankt.« Dr. Frank wiegte nachdenklich den Kopf. »Eigentlich gibt er mir damit den perfekten Grund, mich in Zukunft auch mal wieder ein bisschen mehr um meine Ernährung zu kümmern. Es ist ja eine verkehrte Welt, wenn das ein Arzt erst von einem Patienten lernen muss.«

Dr. Frank zwinkerte Martha zu. Die wollte ihm gerade zustimmen, biss sich aber schnell auf die Zunge. Eventuell kam der Chef dann auf die Idee, auch seine Sprechstundenhilfe von gesünder Ernährung überzeugen zu wollen? Denn da konnte kommen, was wollte: Das Stückchen Kuchen, das Martha sich gern mal im Café gönnte, die Praline, die sie sich zwischenzeitlich in den Mund schob, oder den Kaffee, den sie tagtäglich mit Begeisterung trank – all das würde sie sich nicht verbieten lassen.

Tatsächlich schaute sie der Chef jetzt an, als wolle er gleich etwas in diese Richtung sagen. Schnell griff Martha zu einem Stück Zellstoffpapier, das sie hinter der Theke bereitliegen hatte, und wischte damit über den Tresen.

»Ist aber auch staubig hier«, murmelte sie dabei vor sich hin.