Dr. Stefan Frank 2619 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2619 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

In dem kleinen Tierheim "Tatzennest" in Grünwald brennt die Luft. Polizei und Tierschutz haben mehr als dreißig Möpse von einem skrupellosen Vermehrer gerettet - überwiegend Welpen, die unter schlimmen, unhygienischen Zuständen gehalten wurden.
Alina Aulhofer und ihr Team arbeiten bis weit über den Rand der Erschöpfung hinaus, aber es fehlt an allem: Futter, Reinigungsmittel und Schutzausrüstung. Die junge Frau weiß kaum, wo ihr der Kopf steht, da bietet ihr neuer Nachbar unverhofft seine Hilfe an. Luca Hartinger und Alina hatten keinen guten Start. In dieser Nacht jedoch steht er mit einem Friedensangebot vor ihr. Alina zweifelt zuerst an seinen Motiven, nimmt seine Hilfe dann aber gern an.
Als der Sommer voranschreitet, wachsen sie immer mehr zusammen und verlieben sich ineinander. Seine innigen Küsse verzaubern Alina. Sie öffnet Luca ihr Leben und ihr Herz. Das Problem ist nur: Luca hat ein Geheimnis. Alina spürt, dass da etwas ist, das er ihr nicht erzählt. Er verschwindet mehrmals in der Woche für einige Stunden. Wohin?


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Inhalt

Cover

Was ich dir nicht sagen konnte

Vorschau

Impressum

Was ich dir nicht sagen konnte

Arztroman um ein Paar, das an der Wahrheit zu zerbrechen droht

In dem kleinen Tierheim »Tatzennest« in Grünwald brennt die Luft. Polizei und Tierschutz haben mehr als dreißig Möpse von einem skrupellosen Vermehrer gerettet – überwiegend Welpen, die unter schlimmen, unhygienischen Zuständen ge‍h‍a‍l‍ten wurden.

Alina Aulhofer und ihr Team arbeiten bis weit über den Rand der Erschöpfung hinaus, aber es fehlt an allem: Futter, Reinigungsmittel und Schutzausrüstung. Die junge Frau weiß kaum, wo ihr der Kopf steht, da bietet ihr neuer Nachbar unverhofft seine Hilfe an. Luca Hartinger und Alina hatten keinen guten Start. In dieser Nacht jedoch steht er mit einem Friedensangebot vor ihr. Alina zweifelt zuerst an seinen Mo‍t‍i‍v‍en, nimmt seine Hilfe dann aber gern an.

Als der Sommer voranschreitet, wachsen sie immer mehr zusammen und verlieben sich ineinander. Seine innigen Küsse verzaubern Alina. Sie öffnet Luca ihr Leben und ihr Herz. Das Problem ist nur: Luca hat ein Geheimnis. Alina spürt, dass da etwas ist, das er ihr nicht erzählt. Er verschwindet mehrmals in der Woche für einige Stunden. Wohin?

Dichter Nebel zog von der Isar herauf. Er schlang sich um die Beine des Paares, das sich Hand in Hand einen Weg durch das Gestrüpp bahnte, und stieg empor zum Wald, wo er die dicht stehenden Tannen in einen Schleier hüllte. Wie dürre Finger geisterten die Schwaden durch die Dunkelheit.

»Autsch!« Leni blieb stehen und befreite ihren Rock von einem Dorn, an dem sie hängen geblieben war. Er war spitz genug, um durch den Stoff zu dringen und ihre Haut zu ritzen.

»Hast du dir wehgetan?« Sascha hielt inne und sah sie erschrocken an.

»Geht schon. Mir ist das hier nur nicht geheuer. Dieser Nebel ...«

»Der macht unseren Abstecher doch gerade romantisch. Findest du nicht?«

Leni ließ ein zweifelndes Schnaufen hören. »Warum verrätst du mir nicht endlich, wo wir eigentlich hinwollen?«

»Weil es dann keine Überraschung mehr wäre.« Sascha zwinkerte ihr zu.

Schon lange gefiel ihm die hübsche Bedienung aus dem Isar-Café. Leni verdiente sich dort ihr Englisch-Studium, und er kam jeden Tag vorbei, um sich bei ihr einen Kaffee zu holen und ein Lächeln von ihr zu erhaschen. Sein mageres Taschengeld reichte kaum für diese Ausgabe, und so hatte er sich an diesem Morgen endlich überwunden und sie um eine Verabredung gebeten.

Und Leni hatte tatsächlich zugestimmt!

Er wollte ihr etwas Besonderes bieten, deshalb war er mit ihr zum Stadtrand geradelt und hatte sie bei der Hand genommen, um ihr den Platz zu zeigen, den er vor Kurzem zufällig entdeckt hatte. Ein lauschiges Versteck, in dem sie völlig ungestört sein würden. Er hatte Kerzen, ein Picknick und eine Decke in seinem Rucksack. Was er jedoch nicht bedacht hatte, waren die Kapriolen, die das Wetter manchmal schlug. Anstelle der erhofften milden Sommernacht zeigte sich dieser Abend düster und neblig. Das machte ihm einen gewaltigen Strich durch die Pläne.

Sascha unterdrückte ein Seufzen und hoffte, Leni würde sich davon nicht abschrecken lassen. Ein wenig unheimlich war es hier oben schon. Zumal sie ein ganzes Stück entfernt von jeder menschlichen Behausung waren.

Ein Schauer rieselte ihm zwischen den Schulterblättern hinab. Sascha schluckte, ehe er sich energisch straffte.

Das fehlte noch, dass er sich aus Furcht von seinem eigenen Plan abbringen ließ!

Er fasste Lenis Hand fester und strebte mit ihr weiter hügelauf. Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen tanzten in der Dunkelheit. Bei jedem Schritt zeichneten sich runde Steine und Brombeergestrüpp vor ihnen im Gras ab. Sie mussten sich durch dichtes Grün kämpfen und waren tüchtig außer Atem, als vor ihnen plötzlich ein wuchtiges, dunkles Gebäude auftauchte. Unscharf zeichneten sich die hohen Giebel, Türmchen und Erker im Nebel ab. Efeu rankte sich daran empor, überwucherte Fenster und Türöffnungen. Nebelschwaden waberten um die uralten Mauern herum, dass es schien, als wäre es lebendig.

Ein Gitterzaun versperrte ihnen den weiteren Weg.

Leni blieb abrupt stehen und schnappte nach Luft. »W-was ist denn das?!«

»Es war früher einmal ein Krankenhaus. Bis zum Krieg, glaube ich. Dann diente es einige Jahre als Lazarett und später als Ferienlager. Inzwischen steht es seit vielen Jahren leer. Kaum jemand erinnert sich noch daran, dass es hier oben steht.«

»Und was machen wir hier?«

»Wir sehen es uns an. Komm!«

»Warte!« Leni entzog ihm ihre Hand. »Das wäre Einbruch. Das dürfen wir nicht.«

»Wo kein Richter, da kein Henker«, wiegelte Sascha ab und hoffte, sie würde nicht merken, dass seine Ohren vor Aufregung glühten. Er wollte ihr einen unvergesslichen Abend bereiten, aber wenn sie jetzt nicht mitkam, war die ganze Verabredung verdorben. Dann würde es gewiss keine zweite geben.

»Ich weiß nicht, Sascha ...« Unschlüssig blickte sie zwischen dem verlassenen Haus und ihm hin und her.

»Niemand wird uns erwischen. Hier kommt nie einer hoch.«

»Da bin ich nicht so sicher. Guck doch! Das Gras da vorn! Dort hat sich eine Spur eingegraben.« Leni deutete auf den Pfad, der zum Tor führte. »Es sieht so aus, als würde dort immer wieder jemand laufen.«

»Bestimmt sind das Tiere. Hasen vielleicht. Sie schlüpfen durch das Gitter.«

»Meinst du wirklich?«

»Na klar«, versicherte Sascha mit mehr Optimismus, als er empfand. Eine leise Stimme flüsterte ihm zu: Was, wenn doch jemand hier raufkommt? Aber dann schüttelte er den Kopf. Unsinn. Das Gelände war abgeriegelt. Am Zaun war ein schweres Schloss festgemacht und überall warnten Schilder vor dem Betreten.

»Wir können da nicht reingehen«, murmelte Leni und zupfte an seinem Ärmel. »Guck doch! Da auf dem Schild steht, dass das Grundstück videoüberwacht wird.«

»Früher vielleicht mal, aber wer sollte jetzt noch etwas überwachen? Hier gibt es doch nichts mehr zu holen. Das Haus steht schon ewig lange leer. Die Schilder wurden bloß noch nicht abgebaut, glaub mir. Hier sind keine Kameras.«

»Und wenn doch? Vielleicht wurden sie irgendwo versteckt.«

»Ach wo. Die Schilder stehen nur noch zur Abschreckung hier.«

»Also, wenn das der Plan ist, funktioniert er. Zumindest bei mir.« Leni machte einen Schritt zurück.

»Keine Sorge, wir sind hier absolut sicher. Ich habe eine Lücke im Zaun entdeckt, als ich mit den Hunden eine Runde gedreht habe. Filou war mir ausgerissen. Er hat mich direkt zu dem Durchschlupf geführt.«

»Also warst du schon drin?«

»Noch nicht.« Sascha trat näher zu Leni. »Ich hab mir gedacht, es ist aufregender, wenn wir es zusammen erkunden.«

Leni blickte sich unsicher um. »Mir ist das nicht geheuer.«

»Das liegt nur am Nebel, aber wenn man es recht bedenkt, passt der sogar sehr gut. Er sorgt für die richtige Stimmung. Ehrlich, dir kann nichts passieren. Wir erleben nur ein kleines Abenteuer. Ich wette, so eine Verabredung hattest du noch nie, oder?« Sascha griente.

Leni lachte leise. »Da hast du allerdings recht.«

»Also?«

»Na schön. Sehen wir uns um, aber sobald der Hund von Baskerville aufkreuzt, bin ich hier weg, okay?«

»Einverstanden.« Sascha nahm ihre Hand und spürte ein warmes Kribbeln unter seiner Haut. Leni war hier, bei ihm. Er war ein verdammt glücklicher Mann.

Sie mussten den Kopf einziehen, um sich durch den Spalt zu quetschen. Sascha hielt den Drahtzaun zur Seite und ließ Leni zuerst durchschlüpfen, ehe er ihr folgte. Sein Rucksack verfing sich in dem Sechseckgeflecht. Sascha unterdrückte ein missmutiges Schnaufen. Er ließ sich auf die Knie nieder, drehte sich um und befreite den Stoff von dem Draht, ehe er weiterkroch und sich auf der anderen Seite wieder aufrichtete.

Leni war inzwischen ein paar Schritte auf das ehemalige Krankenhaus zugelaufen und blickte nun an den efeuumrankten Mauern hoch.

»Sieh nur! Die Fenster im Dachgeschoss sind vergittert. Wie unheimlich! Ich frage mich, warum. Dort oben bricht doch gewiss niemand ein.«

Sascha zog die Schultern hoch. Darauf wusste er auch keine Antwort.

Leni zuckte plötzlich zusammen und drehte sich zu ihm um. Ihr Gesicht war mit einem Mal auffallend bleich.

»Hast du das auch gehört?«

»Gehört? Nö. Was denn?«

»Das war ein Geräusch. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, aber da war definitiv etwas.«

»Bestimmt nur der Wind, der in all dem Grün raschelt.«

»Nein, das war nicht nur der Wind.« Sie fuhr herum und hob den Kopf. »Das war noch etwas anderes.«

»Ich höre nix ...« Er hatte kaum ausgesprochen, als doch etwas zu ihm durchdrang. Ein hohes Fiepen oder Wimmern! Schlagartig wurden seine Knie butterweich.

Lenis Neugier schien ihre Furcht zu überdecken, denn sie stapfte zielstrebig zu einem der dunklen Fenster im Erdgeschoss und spähte hindurch.

»Herrje, ist das dreckig!« Sie wischte mit einem Papiertaschentuch ein Guckloch frei, leuchtete dann mit ihrer Taschenlampe hinein und spähte durch die Scheibe. In der nächsten Sekunde ging ein Ruck durch sie, als wäre sie auf eine Glasscherbe getreten. »O mein Gott!«, wisperte sie.

Saschas Magen vollführte einen Salto mortale. »Was? Was ist los?«

Anstelle einer Erwiderung trat Leni vom Fenster weg und deutete matt auf das Guckloch. Was, um alles in der Welt, hatte sie da drinnen gesehen?

Dummerweise fielen ihm ausgerechnet jetzt all die Horrorfilme ein, die er sich in den vergangenen Jahren angesehen hatte. Oft waren Geschichten von Paaren dabei, die sich verirrten oder ein Gelände betraten, das verboten war, und denen dann irgendetwas Schlimmes zustieß. Warum hatte er sich das Zeug bloß angesehen? Und warum hatte er Leni hier raufgebracht?

Sein Mund wurde trocken.

Er beugte sich vor und leuchtete durch das Guckloch ins Innere der verlassenen Klinik. Hinter sich hörte er Leni stöhnen. Im nächsten Augenblick drehte sich ihm der Magen um. Seine Augen weiteten sich, traten schmerzhaft aus den Höhlen.

Das ... oh ... das war noch viel schlimmer, als er befürchtet hatte!

***

»Zefixmaledei! Nun komm schon raus, du Lauser!« Alina Aulhofer beugte sich tiefer über ihren Schützling und wühlte behutsam in seinem weichen Fell.

Hinter ihr knirschten Schritte auf dem mit Kies bestreuten Weg, der durch den Garten des Tierheims führte. Alina war jedoch so konzentriert, dass sie nicht gleich hochblickte, sondern ihre Suche fortsetzte. Sie saß auf der Bank neben dem Hintereingang, direkt unter der ausladenden Weide, die ihre grünen Zweige über ihr ausbreitete wie schützende Arme. Die Lampe an der gelben Hauswand spendete bei schönem Wetter genügend Licht, um den Hof zu erhellen – an diesem Abend wurde der größte Teil des Lichts jedoch von den Nebelschwaden geschluckt.

»Ja, sag einmal: Mit wem kämpfst du denn da?« Die rauchige Stimme gehörte Bartl. Der Mittsechziger arbeitete seit vielen Jahren im Tierheim »Tatzennest« und war das »Mädchen für alles«. Er half beim Saubermachen, hielt die Installationen instand, reparierte und hatte immer offene Arme, wenn ein Tier in Not zu versorgen war. Er war aus dem Team nicht wegzudenken. Man sah ihn nie anders als in blaue Arbeitshosen, ein aufgekrempeltes Hemd und Gummistiefel gekleidet. Sein Markenzeichen waren sein weißer Kinnbart und buschige weiße Augenbrauen, die freundlich auf und ab tanzen oder sich warnend zusammenziehen konnten. Der Geruch von Pfeifentabak begleitete ihn wie sein Schatten. Bartl war ein wenig kurzsichtig, mochte aber keine Brille aufsetzen, deshalb waren seine Augen meist ein wenig zusammengekniffen. So auch jetzt.

»Charly hat sich eine Zecke eingefangen.« Alina hob den Kopf und strich durch das weiche Fell des dicken, orangefarbenen Katers auf ihrem Schoß. »Das Biest hatte sich festgebissen.«

»Brauchst du Hilfe?«

»Danke dir, aber ich hab es schon geschafft. Von einer Zecke lasse ich mich doch nicht kleinkriegen. Das wäre ja noch schöner.« Alina kraulte den Kater. Der rollte sich auf den Rücken, präsentierte ihr seinen Bauch und winkelte die Pfoten an.

Sie sollte schön weiterkraulen!

»So ein Genießer.« Bartl schmunzelte. »Der weiß die zarten Hände einer Frau auch zu schätzen. Kater müsste man sein.«

»Dann würden lebende Mäuse auf deinem Speiseplan stehen. Ob das so das Richtige wäre?«

»Ach, mit genügend Bier kann man alles runterspülen.« Sein Grinsen reichte nun von einem Ohr zum anderen. »Brauchst du mich heute noch?«

»Hast du nach der defekten Wärmelampe geschaut?«

»Ja, die Lampe war in Ordnung. Die Steckdose hatte einen Wackelkontakt. Hab mich darum gekümmert. Alles wieder tipptopp.«

»Großartig. Danke dir. Mach ruhig für heute Schluss. Ist ohnehin wieder später geworden.«

»Das macht nichts. Mein Fernseher läuft nicht weg.« Bartl holte die Pfeife aus seiner Hemdentasche, stopfte sie und zündete sie an. »Gute Nacht, Alina. Mach nicht mehr so lange.«

»Dir auch eine gute Nacht. Bis morgen!«

Während sich Bartl in eine Wolke Pfeifenrauch hüllte und auf den Heimweg machte, setzte sie den flauschigen Kater ab. Der schien davon nicht begeistert zu sein, denn er sprang sofort wieder auf ihren Schoß.

»Du bist mir ja einer. Kannst wohl nicht genug kriegen, was?«

Alina streichelte ihn weiter, was ihr ein dankbares Schnurren einbrachte. Sie spürte, wie etwas von der Anspannung des Tages von ihr abfiel.

Seit anderthalb Jahren leitete sie das Tierheim. Eine Arbeit, die nicht nur reichlich Papierkram und Überstunden bedeutete, sondern oft auch traurige Pflichten mit sich brachte. Nicht immer ließ sich ein Tier vermitteln. Allzu oft blieb die Suche nach einem neuen Zuhause vergebens – oder einer ihrer Schützlinge ging über die Regenbogenbrücke. Für den verschmusten Charly standen die Chancen allerdings gut, bald wieder eine Familie und ein eigenes Körbchen zu finden.

Das Tierheim befand sich am Rand von Grünwald. Die Besitzerin, Helene Weiß, hatte es nach dem Tod ihres Mannes gegründet. Ihm hatte ein Hotel gehört, das sie ohne ihn nicht weiterführen mochte. Kinder, die ihm nachfolgen könnten, hatten sie nicht. Und so hatte sie das Hotel verkauft und den Erlös in ihr Herzensprojekt investiert: ein privates Tierheim.

Das »Tatzennest« bestand aus dem Hundehaus 1 und 2, einer Katzen-WG und einer Quarantänestation im Hauptgebäude. Hier hatte Alina auch ihr Büro. Im Anbau waren die Reptilienauffangstation und die Räume für die Kleintiere untergebracht. Im südlichen Teil des Grundstücks fanden sich eine Voliere sowie eine Wiese samt kleinem Stall und Geräteschuppen.

Die Anlage befand sich mitten im Grünen und erinnerte eher an einen Park als an ein Tierheim. Neben Bartl gehörten Tierpflegerin Moni, Tierpfleger Koidl und Sascha, der Praktikant, zum Team. Dazu kamen eine wechselnde Anzahl an Gassigehern, die ihnen unter die Arme griffen. Für Alina waren sie wie eine Familie.

Über ihrer Arbeit blieb ihr Privatleben häufig auf der Strecke, aber sie liebte jeden einzelnen Tag davon.

»Hey! Du bist ja noch da!« Moni kam mit Ole an der Leine durch das Tor – oder besser gesagt, kam der zottelige Hund mit ihr durch das Tor.

Ole zog an der Leine, als wollte er seiner Begleiterin den Arm verlängern. Moni war eine gestandene Mittvierzigerin. Sie hatte drei Töchter großgezogen und verreiste seit ihrer Scheidung so oft es ihr Geldbeutel zuließ. Am liebsten unternahm sie Busreisen und kehrte von jeder mit neuen Abenteuern zurück. Sie liebte es zu flirten und sich zu amüsieren, aber ihr Herz hütete sie eisern. Sie sprach nie über ihre Trennung, aber es musste ein bitterer und schmerzhafter Schnitt gewesen sein.

Ole zog an der Leine, dass Moni beinahe umgerissen wurde.

»War er wieder mit dir spazieren?«, neckte Alina.