Dr. Stefan Frank 2625 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2625 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

An einem verregneten Oktobermorgen kuscheln Stefan Frank und seine Freundin Alexandra noch mit Kaffee im Bett und unterhalten sich darüber, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn sie sich früher getroffen und Kinder miteinander gehabt hätten. Sie malen sich ihre Vergangenheit in den schönsten Farben aus, als sie plötzlich Babygeschrei hören. Zuerst denken sie an einen Irrtum, müssen dann aber feststellen, dass tatsächlich ein Babykorb vor der Tür der Villa steht.
Dr. Frank kümmert sich sofort um den Säugling und untersucht ihn. Alexandra läuft hinaus auf die Straße, um vielleicht noch eine Spur der Eltern zu finden. Doch es ist niemand zu sehen. Offenbar wurde der kleine Junge - Alexandra tauft ihn auf den Namen Henry - ausgesetzt. Stefan hat inzwischen mit dem Jugendamt telefoniert. Da das Baby leicht unterkühlt ist, einigt man sich darauf, dass der süße Bub vorerst in der Waldner-Klinik unterkommen soll. Die Hoffnung bleibt, dass die Mutter in einer Kurzschlussreaktion gehandelt hat und sich doch noch meldet. Als Alexa in die Praxis zurückkehrt, erkennt sie plötzlich die Babydecke wieder und hat eine erste Spur ...


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Inhalt

Cover

Große Angst um Henry

Vorschau

Impressum

Große Angst um Henry

Dr. Frank und sein zuckersüßer Sorgenpatient

An einem verregneten Oktobermorgen kuscheln Stefan Frank und seine Freundin Alexandra noch mit Kaffee im Bett und unterhalten sich darüber, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn sie sich früher getroffen und Kinder miteinander gehabt hätten. Sie malen sich ihre Vergangenheit in den schönsten Farben aus, als sie plötzlich Babygeschrei hören. Zuerst denken sie an einen Irrtum, müssen dann aber feststellen, dass tatsächlich ein Babykorb vor der Tür der Villa steht.

Dr. Frank kümmert sich sofort um den Säugling und untersucht ihn. Alexandra läuft hinaus auf die Straße, um vielleicht noch eine Spur der Eltern zu finden. Doch es ist niemand zu sehen. Offenbar wurde der kleine Junge – Alexandra tauft ihn auf den Namen Henry – ausgesetzt. Stefan hat inzwischen mit dem Jugendamt telefoniert. Da das Baby leicht unterkühlt ist, einigt man sich darauf, dass der süße Bub vorerst in der Waldner-Klinik unterkommen soll. Die Hoffnung bleibt, dass die Mutter in einer Kurzschlussreaktion gehandelt hat und sich doch noch meldet. Als Alexa in die Praxis zurückkehrt, erkennt sie plötzlich die Babydecke wieder und hat eine erste Spur ...

»Ich kann nicht mehr!« Schweißgebadet lehnte die werdende Mutter im Bett. »Lass mich endlich pressen. Bitte, bitte!«

Caroline setzte sich auf die Bettkante und untersuchte ihre Nichte.

»Der Muttermund ist noch nicht so weit. Komm, ich lass dir eine Badewanne ein. Das lindert die Krämpfe.«

»Aber ich kann nicht mehr«, rief Melanie und schlug mit der Faust auf die Matratze ein.

Obwohl Caroline Schiller selbst mit den Nerven am Ende war, brachte sie ihre Nichte mit gutem Zureden ins Bad. Ihre Hoffnung erfüllte sich. Melanie fühlte sich besser. Eine halbe Stunde später hatte sie genug Energie für den letzten Kraftakt der Geburt gesammelt. Caroline führte sie zurück ins Schlafzimmer und half ihr ins Bett.

»Komm endlich raus!«, befahl Melanie ihrem Kind.

»Der Muttermund ist komplett eröffnet, und die Fruchtblase ist auch schon geplatzt.« Caroline atmete tief durch.

»Das habe ich gar nicht gemerkt.«

»Wahrscheinlich ist es in der Badewanne passiert.«

Als Arzthelferin in einem Geburtshaus wusste Caroline Schiller, was die Hebammen taten, wenn ein kleiner Erdenbürger auf die Welt drängte. Aber was, wenn es zu einer Komplikation kommen sollte? Schnell schob sie diesen Gedanken weg.

»Wenn du willst, kannst du bei der nächsten Wehe pressen.«

Melanie tat, wie ihr geheißen. Die nächste Welle rollte heran. Die junge Frau schloss die Augen und presste mit aller Kraft.

»Es tut so weh!«, heulte sie zwischendurch auf.

»Gut so. Du machst das toll. Das war auch das Köpfchen.« Um ein Haar wäre Caroline in Tränen ausgebrochen. »Nur noch einmal, dann ist das Baby da.«

Die Worte ihrer Tante kamen aus weiter Ferne. Wie in Trance sammelte Melanie die verbliebenen Kräfte zusammen. Ein letzter Druck, ein Flutschen, dann war es endlich vollbracht. Der zornige Schrei bewies es. Schweißgebadet sank Melanie zurück in die Kissen.

Caroline fühlte sich, als hätte sie selbst dieses kleine Wunder zur Welt gebracht.

»Es ist ein kleiner Junge«, schluchzte sie auf. Mit weichen Tüchern säuberte sie die zarte Babyhaut.

Melanie wandte den Kopf ab.

»Das ist mir egal. Ich will ihn nicht sehen.«

Bis zuletzt hatte Caroline darauf gehofft, ihre Nichte würde es sich doch noch anders überlegen. Die Minuten nach der Geburt, wenn der Körper randvoll mit Endorphinen war, brachten sie vielleicht zur Besinnung. Doch ihre große Hoffnung schien sich nicht zu erfüllen.

»Willst du ihn nicht wenigstens mal halten? Ich habe noch nie so ein süßes Kind gesehen.«

»Sei still!« Melanies Stimme überschlug sich. »Es geht nicht und damit basta.« Eine einsame Träne rann über ihre Wange. Ärgerlich wischte sie sie weg. »Wir machen es genauso wie besprochen.«

Caroline presste die Lippen aufeinander und konzentrierte sich auf das, was jetzt zu tun war. Sie zählte Zehen und Fingerchen, hörte das Baby ab und prüfte die Reflexe. Zum Schluss holte sie die Babywaage, die sie extra besorgte hatte, wog und maß den Kleinen.

»Es scheint alles in Ordnung zu sein.«

»Umso besser.«

Während sie den Buben anzog, seufzte Caroline.

»Ich würde dich ja gerne selbst behalten.«

»Wie stellst du dir das vor?«, fragte Melanie mit einem Anflug von Sarkasmus. »Die Leute hätten eine Schwangerschaft bei dir bemerkt. Und an den Klapperstorch glauben sie nicht mehr.«

»Ich weiß.« Caro schnupperte an dem Baby-Köpfchen.

Der Duft eines Neugeborenen war einzigartig. Nur mit Mühe konnte sie sich losreißen. Sie legte den Kleinen in einen Tragekorb. Zuerst einmal musste sie sich um die Mutter kümmern. Alles andere kam später.

***

»Kann ich Ihnen helfen?«

Wenn Dr. Alexandra Schubert Kleider für sich selbst einkaufte, konnte sie diese Frage nicht leiden. Sie zog es vor, unbeobachtet durch die Gänge ihrer Lieblingsläden zu schlendern und in aller Ruhe nach dem Traumkleid oder der neuen Lieblingshose zu suchen. Diesmal kaufte sie aber nicht für sich ein.

»Das wäre wunderbar.« Erleichtert lächelnd drehte sie sich um und musterte die Frau, an deren Revers ein Schildchen mit dem Namen »Angela« befestigt war. »Ich bin auf der Suche nach einem Geschenk für ein Neugeborenes.«

»Was ist es denn?«

Alexa runzelte die Stirn.

»Na, ein Baby.«

Angela lachte laut heraus.

»Ich meinte, ob es ein Junge oder ein kleines Mädchen ist.«

»Ach so! Es ist ein Mädchen. Entschuldigen Sie bitte, normalerweise bin ich nicht so schwer von Begriff.« Alexa lachte mit der Verkäuferin. »Aber diese Kulisse hier überfordert mich ein bisschen.« Sie sah sich in dem kunterbunten Laden um, der seinem Namen »Salto Mortale« alle Ehre machte.

Er wirkte tatsächlich wie ein Zirkuszelt. Auf den mit bunten Kinderkleidern gefüllten Regalen tummelten sich Clowns, Pferde und Löwen aus Stoff. Unter der gelb und blau bemalten Decke turnten Plüschäffchen an einem Trapez.

»Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen ein paar Sachen«, machte Angela einen Vorschlag und winkte Alexandra mit sich an die Ladentheke. »Soll es ein Kleidungsstück sein? Oder lieber etwas Praktisches wie eine Babydecke, Fläschchen und Schnuller, eine Wippe?«

»Ich hatte an einen Strampler gedacht.«

Angela wackelte mit dem Finger vor Alexas Nase hin und her.

»So was tragen Babys heutzutage nicht mehr.« Sie griff in das Regal hinter sich.

Fasziniert betrachtete Alexa die winzig kleinen Hosenanzüge, mit witzigen Sprüchen bedruckte Bodys und Kleidchen mit angenähten Hosen.

»Diese Sächelchen sind alle so süß, da kann ich mich gar nicht entscheiden«, seufzte sie.

»Ich hätte nichts dagegen, wenn Sie alles kaufen«, erwiderte Angela augenzwinkernd. »Aber natürlich dürfen Sie sich gerne noch Zeit lassen.«

Ihre Augen flogen hinüber zur Kasse, wo drei Kunden darauf warteten, bezahlen zu können.

»Gehen Sie nur, ich komme schon zurecht«, versprach Alexa und entschied sich schließlich für einen Mini-Overall in Taupe, bedruckt mit beigen und anthrazitfarbenen Blümchen.

Mit ihrem Geschenk stellte sie sich in der Schlange an. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie die Frau, die vor ihr wartete.

»Frau Schiller! Das ist ja ein Zufall!«

Caroline Schiller drehte sich um.

»Ach, hallo Frau Doktor Schubert«, begrüßte sie ihre Augenärztin.

Im Laufe der Jahre war Alexandra Schubert mit den verschiedensten Menschen in Kontakt gekommen. Manche vergaß sie schnell wieder, andere blieben ihr im Gedächtnis. Zu dieser Kategorie zählte Caroline Schiller. Ihre sympathische, offene Art ließ sie aus der Menge hervorstechen. Oder waren es die lustigen Grübchen, die auf ihren Wangen tanzten, wenn sie lachte, was sie oft tat. Jedenfalls schätzte sie den freundschaftlichen Ton, den sie miteinander pflegten. Wäre Caroline nicht ihre Patientin, wären sie längst Freundinnen.

»Kaufen Sie auch ein Geschenk?«, suchte Alexandra deshalb unbedarft das Gespräch. »Diese Babydecke ist ja wunderschön.«

Wie ertappt blickte Caroline hinab auf die Decke im Schottenkaro, die über ihrem Arm hing.

»Oh, finden Sie?«

»Und ob. Vielleicht sollte ich die auch nehmen statt des Overalls. Was meinen Sie?«

»Ich weiß nicht.«

»Eine meiner Freundinnen ist zum zweiten Mal Mutter geworden.«

»Dann hat sie vermutlich schon eine Babydecke.«

Alexandras Freude über das überraschende Wiedersehen bekam einen deutlichen Dämpfer. Was war nur los mit Frau Schiller? So wortkarg war sie doch sonst nicht. Darüber dachte sie noch nach, als Caroline an der Reihe war. Die Verkäuferin tippte den Betrag in die Kasse ein, Caroline Schiller bezahlte. Sie griff nach der Papiertüte, verabschiedete sich flüchtig und verließ das Geschäft, als hätte sie gerade einen Diebstahl begangen.

Merkwürdig!

»Sind Sie fündig geworden?«, erkundige sich Verkäuferin Angela.

»Wie bitte? Was?« Alexandra wandte den Blick von der Tür ab und musste sich kurz besinnen. »Oh ja, natürlich. Ich nehme diesen Overall.«

»Eine gute Wahl. Flanell aus Bio-Baumwolle, gerade richtig für die kommende, kühle Zeit.« Die Tasten der Kasse klapperten unter den Fingern der Verkäuferin.

Alexa reichte ihre Kreditkarte über den Tresen und verließ kurz darauf das Geschäft. Ein kühler Wind fuhr durch die Straßen und trieb bunte Blätter vor sich her. Von Caroline Schiller war keine Spur mehr zu sehen. Ein Klingeln riss Alexandra aus ihren Gedanken.

»Stefan! Wie schön, dass du anrufst.« Die Zweifel in ihrem Gesicht verwandelten sich in ein Strahlen. »Ob ich Lust habe, mit dir Kaffeetrinken zu gehen? Was für eine Frage!« Sie lauschte in den Hörer. »Perfekt. Ich kann in zehn Minuten da sein«, versprach sie, ließ das Handy in die Tasche gleiten und machte sich auf den Weg.

***

Nach tagelangen Regenfällen gelang es der Sonne am nächsten Morgen endlich, die Wolkendecke zu durchbrechen. Ein freundlicher Strahl kitzelte Alexandra an der Nase. Murrend zog sie die Bettdecke hoch und tastete mit der Hand hinüber auf die andere Bettseite.

»Warum scheint die Sonne eigentlich immer dann wieder, wenn ich beschlossen habe, den ganzen Tag mit dir im Bett zu bleiben«, murmelte sie mit geschlossenen Augen.

»Keine Sorge, laut Wetterbericht wird das Glück nicht von langer Dauer sein.«

Erst jetzt bemerkte Alexa den Kaffeeduft, der ihr in die Nase stieg.

»Wie spät ist es?« Sie blinzelte ins erste Licht des jungen Tages.

»Kurz vor sechs.«

»Also mitten in der Nacht.«

Sie rappelte sich hoch. Nachdem sie sich das Kissen in den Rücken gestopft hatte, griff die dankbar nach der Tasse, die Stefan ihr reichte.

»Wenn wir Kinder hätten, wäre jetzt bereits später Vormittag für uns«, lachte er und beugte sich über seine Freundin.

Die nächsten Sekunden gehörten einem ausgiebigen Guten-Morgen-Kuss. Dann kuschelte sich Alexa an ihn und ließ ihre Gedanken fliegen.

»Eigentlich schade, dass wir keine Kinder haben.«

Sie hatte den Allgemeinmediziner und Geburtshelfer mit eigener Praxis erst vor ein paar Monaten kennen- und lieben gelernt. Aber schon jetzt wusste Alexandra, dass er nach all den erlittenen Enttäuschungen und Sorgen die Liebe ihres Lebens war. Ohne Zögern hätte sie ihn auch zum Vater ihrer Kinder gemacht. Doch nun, mit Anfang vierzig, war es zu spät für dieses Abenteuer.

»Ehrlich gesagt bin ich ganz froh.« Stefans Stimme kitzelte an ihrem Ohr. »Eine Tochter, schön und klug wie ihre Mutter ... ich hätte keine ruhige Minute mehr und wüsste gar nicht, wen ich zuerst beschützen sollte.«

»Unser mutiger Sohn würde dich in dieser schwierigen Aufgabe unterstützen.«

Ein Windstoß rüttelte an den Fensterläden. Stefans Prophezeiung erfüllte sich. Er zog die Bettdecke höher.

»Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher. Wenn er nur halb so viele Flausen im Kopf hätte wie ich als Kind, dann hätten wir zwei nichts zu lachen.«

Er wollte Alexa an sich ziehen, doch sie legte die rechte Hand auf seine Brust. Ihre Haselnussaugen blitzten übermütig.

»Sieh mal einer an, diesen Teil deiner Vergangenheit hast du mir bislang verschwiegen. Gibt es da etwas, das ich wissen sollte? Jetzt hast du die Chance für ein Geständnis.«

Stefans Augen wurden schmal.

»Ich war keiner von den Jungs, die Käfern Beine ausgerissen haben, wenn du das meinst. Ganz im Gegenteil.«

»Dann bin ich ja beruhigt.«

»Aber ich habe manchmal Zahnpasta unter Schultürklinken geschmiert und einmal einen Knallfrosch in den Briefkasten des Rektors geworfen«, gestand Stefan zerknirscht, als er plötzlich aufhorchte. »Hörst du das auch?«

Auch Alexandra spitzte die Ohren, entspannte sich aber gleich wieder.

»Du willst nur vom Thema ablenken.«

»Nein, wirklich nicht. Ich schwöre!« Stefan hob drei Finger der rechten Hand. »Da ist es wieder.«

Diesmal hörte Alexa es auch.

»Tatsächlich. Da weint ein Baby. Ganz hier in der Nähe.« Sie setzte sich im Bett auf.

»Vielleicht ein Papa, der mit seinem Sprössling spazieren geht, damit die Mama noch schlafen kann«, mutmaßte Stefan. »Ehrlich gesagt bin ich froh, dass mir dieses Schicksal erspart geblieben ist«, scherzte er.

»Wenn das Baby erst da wäre, würdest du darüber gar nicht nachdenken«, tat Alexa ihre Überzeugung kund und schmiegte sich wieder an ihn. Ihre Augen blitzten übermütig. »Vielleicht sollten wir es doch einmal versuchen ...«

»Und was, wenn der Klapperstorch uns schon ein Päckchen vorbeigebracht hat?«, fragte Stefan nach einem langen Kuss. Noch immer hatte das Weinen nicht aufgehört. Er schlug die Bettdecke zurück und stand auf. »Ich sehe nach, was da los ist.«

»Ich komme mit.« Alexas nackte Füße tappten auf dem Holzboden.

Um diese Uhrzeit war in der Praxis noch alles still. Schwester Martha und ihre Kollegin Marie-Luise Flanitzer würden erst in etwas mehr als einer Stunde kommen, um alles für die Sprechstunde vorzubereiten. Dafür wurde das Babygeschrei immer lauter. Was wohl der Grund für dieses jämmerliche Weinen war? Mit klopfendem Herzen öffnete Stefan die Tür. Alexandra lugte über seine Schulter. Für einen Moment hielten beide die Luft an.

»Du hattest recht.« Alexa fand ihre Sprache zuerst wieder. »Der Klapperstorch war da.« Sie kniete neben dem Weidenkorb nieder.

Stefan lief vor zum Gartentor und sah nach links und rechts. Die Straße war leer, nirgendwo war eine Menschenseele zu sehen. Unverrichteter Dinge kehrte er ins Haus zurück und folgte der Stimme seiner Freundin. Sie führte ihn ins Behandlungszimmer. Der Korb stand auf dem Schreibtisch in der Ecke, Alexa wiegte das Kind in den Armen.

»Schschschschschsch, du kleines Würmchen. Nicht weinen, alles wird gut. Das verspreche ich dir«, raunte sie dem Baby zu. Ihr verliebter Blick ruhte auf dem zornigen Gesicht, das sich nach und nach glättete.

Wie angewurzelt blieb Stefan Frank in der Tür stehen und sog diesen Anblick in sich auf. In diesem Moment hätte er viel dafür gegeben, wenn dies sein Kind gewesen wäre, seine kleine Familie. Doch das Schicksal hatte anderes mit ihm vorgehabt. Seufzend riss er sich los und nahm Alexa das Baby ab, brachte es hinüber zum Wickeltisch. Bevor er es entkleidete, schaltete er die Wärmelampe ein.

»Ein junger Mann also.« Er setzte das Stethoskop auf die Ohren und untersuchte den Jungen.

Alexa stand an der Seite ihres Liebsten und ließ das Kind nicht aus den Augen.

»Was hältst du von Henry?«, fragte sie.

»Wie meinst du das?«

»Na, der Kleine braucht doch einen Namen.«

»Hast du schon mal im Korb nachgesehen? Vielleicht gibt es einen Hinweis.«

Alexandra ging hinüber. Sie nahm das dicke Daunenkissen heraus. Mitten in der Bewegung hielt sie inne.

»Was ist?« Stefan bemerkte ihren Schreck. »Hast du was gefunden?«

Mit der Babydecke in der Hand drehte sie sich zu ihm um.

»Diese Decke ...«, stammelte Alexandra so verwirrt, dass Stefan hellhörig wurde.

»Was ist damit?«