Dr. Stefan Frank 2626 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2626 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Mit klopfendem Herzen sitzt Sabrina Felsenstein im Sprechzimmer von Dr. Stefan Frank. Seit einigen Wochen schon kämpft sie mit beunruhigenden Krankheitssymptomen, die ihr zunehmend große Angst machen.
Die Fünfundvierzigjährige ist fassungslos, als Dr. Frank ihr seine Diagnose mitteilt: Wechseljahre! So früh hat sie damit nicht gerechnet. Eigentlich müsste ihr ein Stein vom Herzen fallen, sie ist schließlich nicht schwer krank! Trotzdem ist diese Diagnose für sie ein herber Schlag. Unzählige Gedanken rattern durch ihren Kopf: Nun gehört sie also bald zum alten Eisen. Ihr Äußeres wird an Strahlkraft verlieren, ihre Freizeitaktivitäten werden abnehmen, und ihr lang gehegter Kinderwunsch wird nun für immer und ewig unerfüllt bleiben.
Statt diese Sorgen mit ihrem Mann zu besprechen, zieht sich Sabrina mehr und mehr von ihm zurück - bis ihre Ehe in eine tiefe Krise gerät ...


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Inhalt

Cover

Wechseljahre

Vorschau

Impressum

Wechseljahre

Warum ihre Ehe in eine Krise gerät

Mit klopfendem Herzen sitzt Sabrina Felsenstein im Sprechzimmer von Dr. Stefan Frank. Seit einigen Wochen schon kämpft sie mit beunruhigenden Krankheitssymptomen, die ihr zunehmend große Angst machen.

Die Fünfundvierzigjährige ist fassungslos, als Dr. Frank ihr seine Diagnose mitteilt: Wechseljahre! So früh hat sie damit nicht gerechnet. Eigentlich müsste ihr ein Stein vom Herzen fallen, sie ist schließlich nicht schwer krank! Trotzdem ist diese Diagnose für sie ein herber Schlag. Unzählige Gedanken rattern durch ihren Kopf: Nun gehört sie also bald zum alten Eisen. Ihr Äußeres wird an Strahlkraft verlieren, ihre Freizeitaktivitäten werden abnehmen, und ihr lang gehegter Kinderwunsch wird nun für immer und ewig unerfüllt bleiben.

Statt diese Sorgen mit ihrem Mann zu besprechen, zieht sich Sabrina mehr und mehr von ihm zurück – bis ihre Ehe in eine tiefe Krise gerät ...

»Nur noch einen kleinen Augenblick Geduld, Frau Felsenstein. Ick verspreche Ihnen, der Doktor holt Sie wirklich gleich rein.«

Schwester Martha, die langjährige Sprechstundenhilfe in Dr. Stefan Franks Praxis, die neben ihrer kernigen Berliner Schnauze über ein Herz genau am richtigen Fleck verfügte, musste der Patientin Sabrina Felsenstein nun schon zum dritten Mal beruhigend zusprechen.

Für gewöhnlich war Sabrina nicht so ungeduldig, schon gar nicht hier, bei ihrem Hausarzt und Freund, von dem sie schließlich wusste, dass er sich für jeden Patienten und jede Patientin die nötige Zeit nahm. Heute aber saß sie wie auf heißen Kohlen und konnte es nicht abwarten, endlich an die Reihe zu kommen.

Sabrina wollte es sich nicht eingestehen, aber sie konnte es ebenso wenig leugnen: Sie hatte Angst.

Ihr ganzes Leben lang war sie immer eine kerngesunde Frau gewesen. Wenn man von Routineuntersuchungen und Vorsorgeterminen absah, hatte sie nie einen Arzt nötig gehabt, und auch damals, vor zehn Jahren, während ihrer größten Krise, hatte sich bei ihr kein gesundheitliches Problem gezeigt.

Jetzt aber fühlte sie sich auf einmal krank, ohne dass sie genau hätte sagen können, was sie eigentlich quälte. Sie fühlte sich rastlos und zugleich todmüde, ihr wurde aus heiterem Himmel so heiß, dass ihr der Schweiß in Strömen am Körper herunterlief, und im nächsten Augenblick überfiel sie ein Schüttelfrost, der ihre Glieder zum Schlottern brachte.

Sie hatte häufig Kopfschmerzen, worunter sie nie zuvor gelitten hatte, und beim Joggen mit ihren beiden Freundinnen, denen sie sonst meist davonrannte, geriet sie auf einmal außer Atem. Hinzu kamen andere Symptome, die ihr einen wirklichen Schrecken einjagten: Blutungen. Ohne ersichtlichen Grund. Ihr Herz hatte zu rasen begonnen, als sie diese zum ersten Mal entdeckt hatte.

War sie, die immer gesunde Sabrina, jetzt auf einmal schwerkrank? Todkrank womöglich?

Ihre Mutter war sechsundvierzig Jahre alt gewesen, als sie an Eierstockkrebs viel zu früh gestorben war. Nur ein Jahr älter als Sabrina heute.

Trotz des großen Kummers, der einen tiefen Einschnitt bedeutet hatte, hatte Sabrina ihr Leben immer geliebt. Seit geraumer Zeit hatte sie in ihrem Innern jedoch ein Gefühl der Unzufriedenheit bemerkt. Immer häufiger fragte sie sich: Soll das schon alles gewesen sein? Muss denn nicht noch etwas kommen?

Ihre Ehe mit Christian war seit bald zwanzig Jahren mehr als nur glücklich. Sie hatten sich ein wunderschönes altes Haus am Rand von Grünwald gekauft und es gemeinsam restauriert, und der herrliche Blumengarten war ihr ganzer Stolz. Die Nachbarschaft war zu einem Freundeskreis zusammengewachsen, der oft und gern zusammen feierte, und sowohl Sabrina als auch Christian liebten ihre Berufe.

Christian war als Eisenbahningenieur für den »Eurostar« tätig, und Sabrina ging in ihrer Arbeit als Sonderschullehrerin auf. Auch wenn die Einrichtung, an der sie tätig war, inzwischen »Förderschule« genannt wurde, waren dort noch immer die Kinder untergebracht, die Fürsorge und Engagement am meisten brauchten und die in der modernen, erfolgsorientierten Gesellschaft so oft vergessen wurden.

Kinder, die dem Leistungsdruck des normalen Schulsystems aus unterschiedlichsten Gründen nicht gewachsen waren und an den Anforderungen verzweifelten.

Sabrina, die Kinder über alles liebte, hatte sich diesen jungen Menschen mit Haut und Haar verschrieben. Sie waren ihr Lebensinhalt, ihre Aufgabe, der Sinn ihres Daseins, und aus ihrem glücklichen Zusammenleben mit Christian und ihren Freunden und Verwandten schöpfte sie die Kraft daraus.

Dieses System hatte jahrelang hervorragend funktioniert. Auf einmal aber tat es das nicht mehr. So schwer es Sabrina auch fiel, das zu begreifen: Es war ihr plötzlich nicht mehr genug.

Oft hatten sie und Christian sich in Erinnerung gerufen, wie gut es ihnen ging, weil sie einander hatten, weil es in ihrem Leben keine Sorgen um Geld gab, während andere Menschen um ihre Stellung und sogar das Dach über ihrem Kopf fürchten mussten. Wie konnte sie mit allem, was das Leben ihr geschenkt hatte, nicht zufrieden sein?

Ich bin es nun einmal nicht, durchfuhr es sie beinahe trotzig. Ich will mehr. Ich will nicht krank sein und sterben, denn ich habe doch noch gar nicht richtig gelebt.

Auch diese morbiden Gedanken waren Sabrina neu. Sie kannte sich sonst doch als Optimistin, wie sie im Buche stand. In der Vergangenheit hatte sie nie über Tod und Vergänglichkeit nachgedacht.

Ja, sie hatte schon sehr früh und in einer Phase ihres Lebens, in der sie sich höchst verletzlich gefühlt hatte, ihre Mutter verloren und sehr lange darunter gelitten. Dann aber hatte sie sich mit der ihr eigenen Lebenskraft an den Haaren aus dem Sumpf ihrer Trauer wieder hervorgezogen, und kurz darauf war Christian in ihr Leben getreten.

Auch mit ihm hatte sie einen herben Schicksalsschlag verkraften müssen, doch gemeinsam hatten sie ihn gemeistert und waren nie auf den Gedanken gekommen, aufzugeben. Sie hatten ihr Leben genossen – der Tod hatte in ihren Gedanken keine Rolle gespielt.

Nun aber kreisten Sabrinas Gedanken Tag und Nacht darum. Schon deshalb war es die richtige Entscheidung gewesen, einen Termin bei Dr. Stefan Frank auszumachen. Er war ihr Hausarzt, solange sie denken konnte, und in ihrer großen Krise hatte er ihr und Christian zur Seite gestanden und war zu einem Freund geworden.

Mit Alexandra, der großen Liebe, die Stefan Frank relativ spät im Leben noch einmal gefunden hatte, verstanden Sabrina und Christian sich ebenfalls gut. Die beiden Paare gingen häufig zusammen essen, ins Kino oder ins Theater. Jetzt aber hatten sie sich schon seit einer ganzen Weile nicht gesehen.

Vielleicht ist es das, überlegte Sabrina. Christian und ich sind zu träge geworden, wir unternehmen nicht mehr genug. Nach der Arbeit sind wir meistens erschöpft, setzen uns vor den Fernseher oder gehen höchstens gelegentlich zum Italiener an der Ecke. Und am Wochenende werkeln wir im Garten herum und trinken abends vielleicht ein Glas Wein oder Bier mit den Nachbarn, aber das ist auch schon alles.

Vor allem Christian war meist zu müde von der Arbeitswoche. Wenn Sabrina eine Unternehmung vorschlug, die ihnen früher gemeinsam Spaß gemacht hatte, sagte er meistens: »Warum gehst du nicht mit Christine oder Barbara, mein Schatz? Ich würde mich dieses Wochenende lieber ein bisschen erholen.«

Leider aber ging es dabei nicht um ein einziges, sondern inzwischen wirklich um jedes Wochenende!

Ihr Leben brauchte endlich wieder Schwung, vielleicht würde sie dann die trüben Gedanken vergessen! Gerade begann süß und unwiederbringlich ein weiterer Sommer, der Himmel war so strahlend blau, wie er nur in München, der »nördlichsten Stadt Italiens« sein konnte, und die Straßen mit ihren Cafés und Biergärten erwachten wie aus einem Winterschlaf zu quirligem Leben.

Sabrina wollte sich in diesen Strudel hineinstürzen und wieder Freude an allem spüren. Erst einmal musste sie jedoch durch Stefan Frank abklären lassen, was gesundheitlich mit ihr nicht stimmte.

Bestimmt war es etwas Harmloses, versuchte sie sich zu beruhigen. Ein Vitaminmangel, ein fehlendes Mineral oder etwas Ähnliches, gegen das Stefan Frank, dem sie vollkommen vertraute, etwas verschreiben konnte. Im Handumdrehen würde sie wieder ganz die Alte sein und das Projekt »Wiederbelebung« zusammen mit Christian in Angriff nehmen können.

»Frau Felsenstein?« Aus dem Sprechzimmer kam die unbezahlbare Schwester Martha zurück in den behaglich eingerichteten Warteraum gewatschelt. »Der Doktor wäre dann jetzt für Sie bereit. Und keine Angst. Wird schon so schlimm nicht sein.«

Dankbar stand Sabrina auf und ging hinüber ins Zimmer des Arztes. Den scharfen Augen der lebenserfahrenen Berlinerin war ihre Nervosität also nicht entgangen. Es wurde wirklich höchste Zeit, dass herausgefunden wurde, was ihr fehlte. So konnte sie unmöglich weitermachen.

»Hallo, Sabrina«, begrüßte Stefan Frank sie fröhlich. »Wie schön, dich zu sehen. Ich hoffe, dir und Christian geht es gut und es ist nichts allzu Unangenehmes, das dich heute zu mir treibt?«

Obwohl sie ihn schon so lange kannte, überraschte sie es jedes Mal aufs Neue, wie gut der Arzt aussah. Mit seinen markanten Zügen, dem dunklen, an den Schläfen silbern melierten Haar und der schlanken, aber kräftigen Statur war er eindeutig ein Mann, bei dem eine Frau schwach werden konnte.

Für Sabrina kam so etwas natürlich nicht infrage. Schließlich war sie glücklich verheiratet, und Christian war selbst ein gut aussehender Mann, auch wenn er mit den Jahren um die Taille herum ein wenig angesetzt hatte. Eine Geschlechtsgenossin, die bei Stefan Frank alle guten Vorsätze vergaß, konnte sie jedoch durchaus verstehen.

»Hallo, Stefan. Leider ist es doch etwas Unangenehmes«, sprudelte sie, ohne nachzudenken, heraus. »Es geht mir nicht gut. Schon seit Wochen nicht. Ich habe so viele merkwürdige Symptome. Am Anfang dachte ich, die würden schon wieder vergehen, aber stattdessen werden sie immer schlimmer. Ich habe Angst, Stefan. Ich habe wirklich Angst.«

»Warum setzt du dich nicht erst einmal und versuchst, dich ein bisschen zu beruhigen«, erwiderte Stefan Frank mit seiner ruhigen Stimme, die allein schon wie Balsam auf ihre aufgepeitschten Nerven wirkte. »Und dann erzählst du mir der Reihe nach, was dir so zusetzt. Ich bin sicher, was immer es auch ist, wir bekommen es wieder in den Griff.«

Seine Ermutigung tat ihr so gut wie lange nichts mehr. Ohne Punkt und Komma schilderte Sabrina dem Arzt die verschiedenen Symptome und verspürte dabei eine gewaltige Welle von Erleichterung, weil sie endlich mit ihren Sorgen nicht mehr alleine war.

Für gewöhnlich erzählte sie Christian alles, was sie bedrückte, und auch ihre zwei besten Freundinnen Christine und Barbara, die in der Nachbarschaft wohnten, hatten immer ein offenes Ohr für sie. Dieses Mal aber hatte sie sich nicht in der Lage gefühlt, mit einem von ihnen zu sprechen.

Weil sie sie nicht beunruhigen wollte? Weil sie Angst hatte, die anderen könnten so besorgt sein wie sie selbst und ihre Sorge damit steigern? Sie wusste es nicht. Sie war nur froh, mit Stefan Frank zu reden, der ihr mit wacher Aufmerksamkeit zuhörte, ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen.

»Und das Schlimmste ist ...«, beendete Sabrina mit zitternder Stimme ihren Bericht. »Ich habe auf einmal Blutungen. Nicht meine Regelblutung, die ja immer ganz regelmäßig war und ganz normal verlief, sondern einfach so, zwischendurch. Meist ist das Blut schmierig und dunkel, und meine Regelblutung ist auf einmal auch viel heftiger. Regelrechte Klumpen gehen ab, und ich komme mit meinen Tampons kaum noch aus.«

Für gewöhnlich wäre es ihr unangenehm gewesen, mit einem Mann über ein solches Thema zu sprechen, aber Stefan Frank war Arzt und Freund zugleich. Mit ihm hatte sie dabei keine Schwierigkeiten.

»Und das mit dem starken Blutverlust geht bereits seit einer Weile?«, hakte er nach.

Sabrina nickte und hörte ihr Herz vor Angst heftig klopfen.

»Seit etwa drei Monaten. Es hat irgendwann im Frühling angefangen. Anfangs habe ich es nicht ernst genommen, schließlich hat jeder mal so etwas, aber es hat einfach nicht mehr aufgehört.«

»Das erklärt deine Blässe, die ich sonst nicht von dir kenne«, sagte Stefan Frank. »Du und Christian, ihr seid doch bei dem herrlichen Wetter sicher wieder jedes Wochenende in eurem paradiesischen Garten, und du müsstest normalerweise bereits deinen beneidenswerten Sommer-Teint haben.«

»Das ist mir auch schon aufgefallen!«, rief Sabrina aufgeregt. »Meine Großmutter hätte gesagt: Du siehst aus wie Braunbier mit Spucke.«

Stefan Frank lächelte. »Genau das hat Schwester Martha vorhin gesagt, als sie dich angemeldet hat: ›Die arme Frau Felsenstein sitzt zitternd auf ihrem Stuhl und sieht aus wie Braunbier mit Spucke.‹«

»Ist es etwas Schlimmes, Stefan?« Ihr Herz hämmerte, als wollte es ihr den Brustkorb zersprengen. »Werde ich wieder gesund?«

»Davon gehe ich mit größter Sicherheit aus.« Stefan lächelte noch immer und nickte ihr ermutigend zu. »Ich nehme an, der Blutverlust hat einen Eisenmangel ausgelöst, der bei Frauen in deinem Alter nicht selten ist. Um sicherzugehen, möchte ich gern ein Blutbild machen. Wenn das Ergebnis meinen Verdacht bestätigt, verschreibe ich dir ein magenfreundliches Eisenpräparat, das gegen Blässe, Müdigkeit und Kopfschmerzen rasch helfen sollte.«

»Aber woher kommen denn diese Blutungen?«, fragte Sabrina verzweifelt. »Ich habe doch mein Leben lang noch nie Probleme mit meiner Periode gehabt.«

»Ich möchte mich dazu nicht genauer äußern, ehe ich die Auswertung des Blutbildes einschließlich eines Hormonspiegels vor mir liegen habe«, erwiderte Stefan Frank. »Ich versichere dir jedoch, soweit ich es nach deiner Schilderung beurteilen kann, ist es nichts Besorgniserregendes, sondern etwas völlig Natürliches.«

»Wirklich, Stefan?« Sabrina glaubte beinahe, den Aufprall des Steines zu hören, der ihr vom Herzen fiel.

»Ganz wirklich.« Er lächelte noch immer. »Bitte beruhige dich, Sabrina. Du bist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht krank, das alles geht vorbei, und mit den Symptomen können wir dir ein wenig helfen. Ich hole jetzt Schwester Martha, damit sie dir ein paar Ampullen Blut abnimmt, und am Freitag sehen wir uns dann zur Besprechung hier wieder, einverstanden? Damit du ohne Sorgen ins Wochenende gehen und es genießen kannst.«

»Du bist ein Engel, Stefan«, entfuhr es Sabrina. »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.«

»Vielleicht treffen wir uns demnächst mal wieder zu viert bei Chez Benoit«, schlug Stefan Frank vor. »Dann geht die erste Runde Getränke auf dich.«

»Das ist eine großartige Idee«, erwiderte Sabrina aus vollem Herzen und wäre ihrem alten Freund am liebsten an Ort und Stelle um den Hals gefallen.

***

Zu den Pflichten, die Stefan Franks geliebter Beruf mit sich brachte, gehörte es, Menschen Wahrheiten zu sagen, die ihr gesamtes Leben verändern konnten.

Manche dieser Wahrheiten waren derart überwältigend und schön, dass sie jede Mühe wert waren und seinen Arbeitsalltag auch nach Jahrzenten der Erfahrung noch immer mit strahlendem Glück erfüllten. So zum Beispiel, wenn er einem Schwerkranken mitteilen konnte, dass er geheilt war und noch viele Jahre Leben vor sich hatte. Oder – dies war das Allerschönste – wenn er einem Menschen eröffnen durfte, dass er ein Kind haben würde.

Leider aber waren nicht all die Wahrheiten, mit denen Stefan seine Patienten konfrontieren musste, derart freudiger Natur. Trotz aller Fortschritte, die Forschung und Wissenschaft im medizinischen Bereich machten, existierten noch immer Krankheiten, für die es keine Heilung gab, und jedes Mal, wenn er einem Menschen so etwas als Ergebnis einer Untersuchung mitteilen musste, tat Stefan das Herz weh und er fühlte sich elend und machtlos.

Die Frau, die jetzt vor ihm saß und darauf wartete, dass er ihr das Ergebnis ihrer Untersuchung erklärte, war nicht einfach nur eine Patientin, sondern inzwischen zugleich eine Freundin für Alexandra und ihn. Vor gut zehn Jahren hatte sie schon einmal hier vor ihm gesessen und auf ein Ergebnis gewartet. Damals war ihr Mann an ihrer Seite gewesen.

Die Bindung zwischen den Eheleuten war stark und stabil gewesen, und Stefan war sicher gewesen, dass die beiden einander helfen würden, den herben Schlag zu verkraften, den er ihnen hatte verabreichen müssen.

Zwar war es, Gott sei Dank, damals nicht um eine tödliche Krankheit gegangen, aber seine Mitteilung hatte dennoch bedeutet, dass sich der Lebenstraum des Paares zerschlug. Mit bemerkenswerter Kraft und großem Lebensmut hatten Christian und Sabrina Felsenstein diese schwere Prüfung gemeistert und waren gestärkt daraus hervorgegangen.