Dr. Stefan Frank 2627 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2627 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

In das Leben der Physiotherapeutin Vanessa Berger schleicht sich eine tückische Erkrankung: Sie leidet unter undefinierbaren Schmerzen. Anfangs ist es nur ein steifer Nacken. Sie schiebt es auf den Stress und behilft sich mit Ibuprofen, aber ihre Beschwerden werden schlimmer. Weder Medikamente noch Massagen zeigen noch Wirkung. Die Schmerzen scheinen zu "wandern", wenn es nicht der Nacken ist, tun ihr Finger oder die Schultern weh. Vanessa findet nachts keine Ruhe mehr. Sie ist unkonzentriert, weiß nicht mehr, wie sie ihre Arbeit meistern soll. Als Therapeutin muss sie fit sein, aber an manchen Tagen kann sie nicht mal mehr einen Kaffeebecher halten. Verzweifelt sucht sie Hilfe bei Dr. Frank. Der überweist sie nach einer ergebnislosen Untersuchung zu weiteren Fachärzten, und Vanessas Ärzte-Odyssee beginnt ...


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Inhalt

Cover

Hauptsymptom: Schmerz

Vorschau

Impressum

Hauptsymptom: Schmerz

Arztroman um eine seltene Diagnose

In das Leben der Physiotherapeutin Vanessa Berger schleicht sich eine tückische Erkrankung: Sie leidet unter undefinierbaren Schmerzen. Anfangs ist es nur ein steifer Nacken. Sie schiebt es auf den Stress und behilft sich mit Ibuprofen, aber ihre Beschwerden werden schlimmer. Weder Medikamente noch Massagen zeigen noch Wirkung. Die Schmerzen scheinen zu »wandern«, wenn es nicht der Nacken ist, tun ihr Finger oder die Schultern weh. Vanessa findet nachts keine Ruhe mehr. Sie ist unkonzentriert, weiß nicht mehr, wie sie ihre Arbeit meistern soll. Als Therapeutin muss sie fit sein, aber an manchen Tagen kann sie nicht mal mehr einen Kaffeebecher halten. Verzweifelt sucht sie Hilfe bei Dr. Frank. Der überweist sie nach einer ergebnislosen Untersuchung zu weiteren Fachärzten, und Vanessas Ärzte-Odyssee beginnt ...

»Mein verflixter Rücken schon wieder.« Ida Ambacher rutschte auf der Therapieliege herum und seufzte verhalten. »Ich weiß gar nicht, wie ich liegen soll.«

»Sie haben es gleich geschafft.« Vanessa strich über die gesamte Rückenlänge ihrer Patientin und brachte die Behandlung zu Ende. »Möchten Sie wieder etwas von der Wärmesalbe haben?«

»Bitte. Die brennt wie Drachenfeuer, aber sie hilft auch.«

Vanessa streifte sich ein Paar Einmalhandschuhe über, verteilte einen Klecks Salbe auf ihrer Handfläche und rieb sie in die Haut ihrer Patientin ein. Diese seufzte wieder, diesmal vor Behagen, als die Wärmewirkung einsetzte.

Vor dem Fenster wirbelte der Sturm buntes Herbstlaub vorüber. Dicke Regentropfen zerplatzten an den Scheiben. Und die alten Lindenbäume im Garten neigten sich ächzend unter den Naturgewalten. Ein Wetter zum Daheimbleiben war es. Am besten kuschelte man sich bei heißem Tee und einem schönen Buch in eine Decke ein. Genau das hatte Vanessa auch vor, sobald ihre letzte Patientin für diesen Tag versorgt war. Keinen Fuß mochte sie dann noch vor die Tür setzen.

»Nach Ihrer Behandlung habe ich immer das Gefühl, mein Rücken wäre gut durchgelüftet«, schwärmte Frau Ambacher. »Sie haben heilende Hände, Vanessa.«

»Ich freue mich sehr, wenn Ihnen die Massagen helfen.« Vanessa richtete sich auf und zog die Handschuhe aus. »Wir sind fertig für heute.«

»Haben Sie vielen Dank.«

Ida Ambacher stemmte sich von der Liege und griff nach ihrer Bluse. Darüber zog sie einen mangofarbenen Pullover und eine Regenjacke. Ihre Bewegungen waren ein wenig steif und verrieten, dass ihre Bandscheibe ihr Beschwerden bereitete. Ihr Orthopäde hatte ihr eine Operation nahegelegt, aber dazu konnte sie sich noch nicht durchringen. So hatte er ihr Massagen und Behandlungen mit Reizstrom zur Schmerzlinderung verordnet. Für diese kam sie mehrmals in der Woche in Vanessas Praxis. Sie wohnte mit ihren drei Katzen gleich nebenan, was sehr praktisch war, weil es Tage gab, an denen sie keine weiten Wege bewältigen konnte. Vanessa tat alles, um die Beschwerden ihrer Patientin zu lindern.

»Ich hoffe, ich bin in einem Monat fit genug, um die Kreuzfahrt mit meiner Tochter anzutreten«, meinte diese. »Sie freut sich schon auf diese Reise. Ich bin mir nur gar nicht so sicher, ob das wirklich eine gute Idee ist. In meinem Alter soll ich zum ersten Mal mit so einem Ozeanriesen reisen?«

»Warum nicht? Das wird bestimmt wunderbar. Wohin führt Ihre Fahrt Sie denn?«

»Wir reisen durch das Mittelmeer und legen unter anderem in Marseille und Palma de Mallorca an. So weit weg von daheim war ich noch nie.«

»Sie werden sicher viele schöne neue Eindrücke von dieser Reise mit nach Hause nehmen. Passen Sie nur vor den Partylöwen an Bord auf. Oder sollten die sich besser vor Ihnen in Acht nehmen?« Vanessa zwinkerte ihrer Patientin zu.

Die Mittsechzigerin lachte. »Das erzähle ich Ihnen, wenn ich wieder da bin.«

»Darauf freue ich mich jetzt schon.«

»Nun muss ich mich nur noch mit dem Gedanken anfreunden, meine Katzen für die Zeit in einer Tierpension unterzubringen. Wohl ist mir nicht dabei, die drei aus ihrem gewohnten Zuhause zu reißen, aber meine Tochter sagt, die Pension wäre sehr gut. Dort sind sie wohl gut aufgehoben.«

Vanessa hörte das sorgenvolle Beben in der Stimme ihrer Nachbarin und bot impulsiv an: »Ich kann auf die drei aufpassen, wenn Sie möchten.«

»Wirklich? Das würden Sie für mich tun?«

»Sehr gern sogar. Ich liebe Katzen. Mit der Praxis fehlt mir leider die Zeit für eine eigene Katze, aber für zwei Wochen übernehme ich die Betreuung liebend gern.«

»Oh, sie sind ein Engel. Ich bin froh, wenn die drei in ihren vertrauten vier Wänden bleiben könnten. Meinen Enkel kann ich leider nicht darum bitten. Er ist allergisch und muss schon niesen, wenn er das Wort Katze nur ausspricht.«

»Dann übernehme ich das wirklich gern.«

»Damit nehmen Sie mir eine große Sorge ab. Sie können mit dem Ersatzschlüssel jederzeit in mein Haus gelangen. Er liegt unter der Keramikschildkröte auf dem Fensterbrett.«

»Das werde ich mir merken. Ich freue mich, dass Sie mir die drei anvertrauen wollen.«

Vanessa mochte die Katzen ihrer Nachbarin von Herzen gern. Sie waren nicht nur zuckersüß und verspielt, sondern hatten jede auch ihre eigene Persönlichkeit. Cleo war die Anführerin, die gern ihren Kopf durchsetzte. Mimi war so schüchtern, dass sie sich oft versteckte und stundenlang nicht sehen ließ. Und die dreifarbige Lilly war ein Frechdachs, wie er im Buche stand.

»Ich hoffe nur, mein Rücken ist bis zur Abreise halbwegs fit.« Frau Ambacher schloss ihre Regenjacke. »Der Doktor ermahnt mich immer, ich soll täglich meine Übungen absolvieren. Aber das sagt sich so leicht. Er muss sich ja nicht mit meinen alten Knochen herumplagen.«

»Wir haben noch beinahe einen ganzen Monat. In der Zeit können wir allerhand erreichen.«

»Das wäre schön.« Frau Ambacher reichte ihr die Hand. »Würden Sie nachher zu mir kommen? Dann kann ich Ihnen schon einmal zeigen, was meine Katzen täglich brauchen und wo das Futter steht. Ich weiß, das hat noch Zeit, aber ich wäre beruhigt, wenn es schon erledigt wäre.«

»Natürlich. Ich räume hier noch auf, dann komme ich rüber.«

»Wunderbar. Ich erwarte Sie.«

Frau Ambacher zog ihren Regenschirm aus der Tasche, nickte Vanessa zu und machte sich auf den Heimweg. Eine Windböe riss ihr fast die Tür aus der Hand. Mit einem hörbaren Atemzug trat sie in das stürmische Regenwetter und verließ die Praxis.

Vanessa schaltete ihren Computer aus und wischte den Fußboden. Dabei spürte sie wieder das unliebsame Ziehen in ihren Fingern. Wie ein Muskelkater, nur hartnäckiger. Seit Wochen verfolgten die Schmerzen sie nun schon. Manchmal zogen sie von den Händen sogar bis in ihre Schultern hinauf. Als Physiotherapeutin half sie täglich zahlreichen Patienten, aber sich selbst konnte sie nicht behandeln.

Und so nahm sie nun, was ihr am besten half: einen Becher Kaffee und zwei Schmerztabletten. Sie spülte die Tabletten gerade hinunter, als ihr Telefon klingelte. Flink stellte sie den Mopp zur Seite und griff nach dem Telefon. Fast wäre ihre der Hörer entglitten, so weh taten ihr die Finger.

»Praxis für Physiotherapie Grünwald, Vanessa Berger hier.«

»Hallo Schwesterherz!« Die fröhliche Stimme gehörte Verena, ihrem Zwilling, von allen Reni genannt. »Ich rufe an, weil die Schneiderin den Termin für die Anprobe für dein Brautjungfern-Dirndl um eine Stunde vorgezogen hat. Passt dir das auch?«

»Ja, das bekomme ich hin, aber könnte sie das Kleid nicht auch ohne mich fertigstellen? Sie hat doch meine Maße.«

»Das geht auf keinen Fall. Man muss ein Kleid probieren. Nur so sieht man, wo es noch kneift oder Falten schlägt.«

»Ich würde mir lieber einen Zahn ziehen lassen, als stundenlang Modell zu stehen.«

»So schlimm wird es schon nicht werden. Und das Dirndl steht dir wirklich großartig. Du, wie wäre es, wenn ich dich als Entschädigung heute Abend zum Essen einlade? Wir könnten uns in der Pizzeria treffen.«

»Das holen wir ein anderes Mal nach, ja? Heute bin ich hundemüde und möchte nur noch auf die Couch«, bedauerte Vanessa. »Außerdem habe ich keinen Hunger.«

»Hast du etwa schon gegessen? Lass mich raten: Ibuprofen und Kaffee?«

»Woher weißt du denn das?«

»Weil das seit Wochen deine Grundnahrungsmittel sind.«

»Nun übertreibst du aber.« Vanessa lachte unsicher.

»Hab ich richtig geraten oder nicht?«

»Ja, aber ...« Sie stockte. »Es sind die Schmerzen, weißt du? Ich werde sie einfach nicht los. Manchmal lassen sie nach, aber dann fühlt es sich wieder so an, als würde mir ein Dolch durch die Hand getrieben.«

»Das hört sich schlimm an. Geh endlich zum Arzt und lass dich untersuchen.«

»Diese Zeit kann ich mir sparen. Was sollte er denn auch feststellen? Dass ich zu viel arbeite und mir Ruhe gönnen sollte? Das weiß ich schon, aber so einfach ist das nicht. Ich habe Termine, die ich einhalten muss, sonst gehe ich mit der Praxis unter.« Vanessa schluckte, denn das durfte auf keinen Fall geschehen. Sie war stolz auf das, was sie erreicht hate: eine gut gehende Praxis für Physiotherapie in Grünwald. Diesen Erfolg wollte sie nicht aufs Spiel setzen.

»Vanessa ...« Ihre Schwester klang plötzlich besorgt. »In den vergangenen Jahren hast du zehn Stunden am Tag gearbeitet. Manchmal sogar mehr. Das hat sich ausgezahlt, aber es hat auch an dir gezehrt. Du solltest mehr an dich denken.«

»Alles zu seiner Zeit. Im Moment läuft es so gut, das will ich nicht gefährden.«

»Sag mal: Wann warst du das letzte Mal aus?«

»Das ist schon eine Weile her«, gab sie widerstrebend zu.

»Und deine letzte Beziehung ist schon gar nicht mehr wahr. Ich bin so glücklich mit Marcus. Dasselbe wünsche ich dir auch. Du solltest dich endlich wieder verabreden.«

»So einfach ist das nicht. Ich wüsste nicht mal, mit wem.«

»Was ist mit diesem charmanten Mann, den ich neulich bei dir gesehen habe?«

»Der Pizzabote?«

»Nein, kein Bote. Ich glaube, sein Name war Lukas.«

»Oh, du meinst ...« Vanessa stockte. »Wir sind nur Kollegen.«

»Wirklich? Er schien hin und weg von dir zu sein. Hat er dich nicht sogar ins Kino eingeladen? Aber du hast Nein gesagt. Was verflixt schade war.«

»Ich habe Nein gesagt, weil wir Kollegen sind. Damit ist er tabu für mich.«

»Das verstehe ich nicht. Es ist ja nicht so, dass ihr in derselben Praxis arbeiten würdet. Wenn es nicht funktioniert, ist es schade, aber du solltest es probieren. Was hast du zu verlieren?«

»Meinen Ruf in der Branche.«

»Du willst doch nur mit ihm ausgehen. Ich wüsste keinen Grund, warum das an deinem Ruf kratzen sollte. Versuch es. Oder willst du dich in zwanzig Jahren fragen, was hätte sein können? Wenn du allein und ausgebrannt bist?«

Vanessa schwieg sekundenlang.

»Ich werde es mir überlegen«, sagte sie dann leise. Es stimmte ja, sie sehnte sich nach einer Beziehung, einem Partner, mit dem sie über alles reden konnte. Der sich mit ihr freute, wenn etwas gut lief, und der sie einfach in den Arm nahm, wenn alles schiefging ...

»Du bist viel zu oft alleine«, fand ihre Schwester.

»Nun, das zumindest wird sich bald ändern. Meine Nachbarin verreist und vertraut mir ihre Katzen an.«

»Um der armen Tierchen willen, hoffe ich, dass sie aus Plüsch sind.«

»Viel Vertrauen in meine Fähigkeiten als Catsitter scheinst du nicht zu haben.«

»Vergiss nicht, dass ich dabei war, als du Lottchen baden wolltest und versehentlich ertränkt hast.«

»Lottchen war ein Hamster und ich war gerade vier.« Vanessa seufzte. »Ich wollte dem armen Tier etwas Gutes tun.«

»Hm-m«, machte ihre Schwester vielsagend.

»Die Katzen meiner Nachbarin sind etwas ganz anderes.«

»Hast du schon einmal eine Katze versorgt?«

»Bisher nicht, aber das schaffe ich schon. Sie brauchen nur jemanden, der ihren Futternapf füllt und sie krault.« Vanessa zuckte mit den Schultern. »Wie schwer kann das schon sein?«

***

Es war bereits dunkel, als Vanessa ihre Praxis abschloss und zu ihrer Nachbarin hinüberlief. Noch immer regnete es in Strömen, und der Sturm stülpte ihren Regenschirm immer wieder um, sodass sie es schließlich aufgab, ihn zuklappte und die Kapuze tiefer ins Gesicht zog.

Vom Haus ihrer Nachbarin drang sanfter Lichtschein herüber.

Der Regen lief ihr in die Augen. Vanessa blinzelte und sah kaum, wohin sie lief. Und so kam es, wie es wohl kommen musste: Ein orangefarbenes Fellknäuel lief ihr geradewegs vor die Füße! Sie wollte noch ausweichen, stolperte und fand sich plötzlich auf den Knien liegend wieder, während ein scharfer Schmerz durch ihre Knie raste. »Autsch! Oh, verflixt ...«

Maunzend schoss das Fellbündel an ihr vorüber und verschwand im Dunkeln. Cleo! Die vierjährige Katze schien das Wetter nicht zu stören.

Vanessa rappelte sich auf und blickte an sich hinunter. Ihre Jeans war durchnässt, aber wenigstens nicht zerrissen. Ihre pochenden Knie jedoch schienen einiges abbekommen zu haben.

»Cleo?«Aus der Dunkelheit kam ein gedämpftes Zischen. O je. Mit der Katzendame hatte sie es sich offenbar verscherzt. Das ging ja gut los!

Vanessa humpelte zur Haustür und presste den Daumen auf die Türklingel.

Aus dem Haus erklang ein Gong, aber niemand kam, um ihr zu öffnen. Merkwürdig. Frau Ambacher musste sie doch erwarten.

Vanessa klingelte noch einmal.

Wieder reagierte niemand darauf.

»Frau Ambacher?« Sie klopfte an die Haustür und rief erneut. »Ich bin es, Vanessa. Wir wollten über Ihre Katzen sprechen.«

Die Physiotherapeutin hob den Kopf und blickte zu den hell erleuchteten Fenstern in der ersten Etage hinauf. Es musste jemand daheim sein.

Warum machte Frau Ambacher ihr denn nicht auf?

Jäh überfiel sie ein mulmiges Gefühl.

»Hallo?« Sie umrundete das Haus. Der feuchte Boden schmatzte unter ihren Sohlen, aber ihr Rufen verhallte ungehört.

Dafür vibrierte plötzlich ihr Handy in der Tasche.

Vanessa zog es hervor. Ein Blick auf das Display ließ ihre Wangen wärmer werden. Der Anrufer war Lukas ...

»Hallo?« Sie verwünschte sich selbst, weil ihre Stimme nicht ganz fest klang.

»Guten Abend, Vanessa.« Seine Stimme war tief und warm wie heiße Schokolade mit einem Hauch Whiskey. »So atemlos? Störe ich dich gerade bei etwas Wichtigem?«

»Ich weiß es nicht genau. Ich stehe gerade vor dem Haus meiner Nachbarin. Sie hat mich gebeten, vorbeizuschauen, und nun macht sie nicht auf.«

»Womöglich schläft sie schon?«

»Das glaube ich nicht. Im Haus brennt noch Licht. Und wie gesagt, sie sollte mich eigentlich erwarten.«

»Du klingst besorgt.«

»Das bin ich auch. Frau Ambacher lebt allein. Was, wenn ihr etwas zugestoßen ist?«

»Kannst du irgendwie ins Haus gelangen?«

»Na ja... Ja, ich weiß, wo der Ersatzschlüssel liegt.«

»Dann solltest du nach dem Rechten sehen. Wenn alles gut ist, wird sie es dir nicht übelnehmen. Und wenn nicht, kannst du für Hilfe sorgen. Bevor du das allerdings tust, sag Ja.«

»Ja? Wozu soll ich Ja sagen?«

»Zu einer Verabredung mit mir. Ich habe ein wunderbares Rezept für ein asiatisches Nudelgericht bekommen und brenne darauf, es auszuprobieren, aber für mich alleine zu kochen macht keinen Spaß. Wie wäre es morgen Abend?«

Vanessa zögerte. Sie wollte ablehnen, aber dann musste sie an die Worte ihrer Schwester denken.

... willst du dich in zwanzig Jahren fragen, was hätte sein können? Wenn du allein und ausgebrannt bist?

Diese Vorstellung von ihrer Zukunft gefiel ihr nicht. Sie hatte sich immer nach Liebe und einer Familie gesehnt. Und so warf sie nun ihre Prinzipien über Bord und erwiderte: »Einverstanden.«

»Wie? Was? Du sagst Ja?« Lukas klang verblüfft.

»Das tue ich.«

»Einfach so? Ohne versteckte Kamera? Ohne Bestechung? Einfach nur Ja?«

»Ja ...«, wiederholte Vanessa und lachte.