Ein folgenschwerer Abend - Ismail Kadare - E-Book

Ein folgenschwerer Abend E-Book

Ismail Kadare

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Beschreibung

›Ein folgenschwerer Abend‹, dessen tatsächlicher Ablauf unklar bleibt – Ismail Kadares Roman ist voller Mysterien. Albanien, 1943. Die Deutschen marschieren in das Land ein. In Gjirokastra richtet der große Doktor Gurameto ein Gastmahl für den deutschen Divisionskommandanten Fritz von Schwabe aus, das die ganze Stadt in Aufregung versetzt. Über den Abend wird es mysteriöse Gerüchte geben, die zur Folge haben, dass die albanischen Kommunisten den Arzt der Kollaboration verdächtigen. Einige Jahre nach der kommunistischen Machtergreifung in Albanien finden sich der große und der kleine Gurameto gemeinsam in einer Gefängniszelle wieder. Mit grausamer Folter versuchen albanische, ostdeutsche und russische Agenten, aus dem großen Gurameto ein Geständnis herauszupressen. Doch was sich bei dem geheimnisvollen Abendessen tatsächlich abgespielt hat, bleibt im Dunkeln. War womöglich ein Toter bewirtet worden? ›Ein folgenschwerer Abend‹ ist ein fesselnd legendenreicher Roman über eine albanische Stadt im Klima des beginnenden Kalten Krieges.

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Seitenzahl: 237

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Ismail Kadare

Ein folgenschwerer Abend

Roman

 

Aus dem Albanischen von Joachim Röhm

 

Über dieses Buch

 

 

Zwei Doktoren gibt es in Gjirokastra. Sie sind nicht verwandt und tragen doch den gleichen Namen. Die Rivalität zwischen kleinem und großem Gurameto dient den Bewohnern als Spiegel der politischen Weltlage. Die italienische Besatzung 1939 scheint den kleinen Gurameto zu bevorzugen, der deutsche Einmarsch 1943 spielt dem großen in die Hände. Einige Jahre später finden sich beide gemeinsam in einer Gefängniszelle wieder. Unter grausamer Folter wird versucht, aus dem großen Gurameto ein Geständnis herauszupressen. Doch was sich bei dem geheimnisvollen Gastmahl am Abend des deutschen Einmarschs tatsächlich abgespielt hat, bleibt im Dunkeln.

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Biografie

 

 

Ismail Kadare, Albaniens berühmtester Autor, wurde 1936 im südalbanischen Gjirokastra geboren. Er studierte Literaturwissenschaften in Tirana und Moskau. Seine Werke wurden in vierzig Sprachen übersetzt, er gilt seit Jahren als Anwärter auf den Literaturnobelpreis. 2005 erhielt Kadare den Man Booker International Prize. 2015 wurde er mit dem Jerusalem Prize ausgezeichnet. Er ist Mitglied der französischen Ehrenlegion und lebt heute in Tirana und Paris.

Inhalt

ERSTES KAPITEL

ZWEITES KAPITEL

DRITTES KAPITEL

VIERTES KAPITEL

FÜNFTES KAPITEL

SECHSTES KAPITEL

SIEBTES KAPITEL

Eine andere Ordnung

Zweiter Tag. Sonnenaufgang.

Tag minus zwei

Im Lauf von Tagen und Monaten

Im Gang der Jahreszeiten

Der fünfhundertste Tag. Das Spukbild der Deutschfreundlichkeit

ACHTES KAPITEL

Immer noch Neue Ordnung

Die Stadt gegen ihre Damen

Damenleid

Der Tag 2000

Zeit danach. Der dreitausendste Tag

Der Tag 3033

Tag 3042

NEUNTES KAPITEL

ZEHNTES KAPITEL

ELFTES KAPITEL

ZWÖLFTES KAPITEL

DREIZEHNTES KAPITEL

Im Eilschritt durch die albanische Geschichte

Nachwort des Übersetzers

Im Zoom: Der Zweite Weltkrieg in Albanien

Glossar

Ausspracheregeln des Albanischen, soweit sie vom Deutschen abweichen:

ERSTES KAPITEL

Niemals hatte es in der Beziehung zwischen dem großen und dem kleinen Doktor Gurameto auch nur das kleinste Anzeichen von Mißgunst gegeben. Obschon sie den gleichen Familiennamen trugen, waren sie nicht miteinander verwandt, und ohne die Heilkunst hätten sich ihre Schicksale vermutlich niemals berührt, jedenfalls wäre ihnen das von beiden nicht gewollte Rangverhältnis, wie es sich in den Beinamen »der große« und »der kleine« ausdrückte, erspart geblieben.

Doch es sah nun einmal danach aus, als habe eine im Verborgenen waltende Hand die zwei bekanntesten Chirurgen der Stadt untrennbar miteinander verbunden und ihr Verhältnis zudem mit einer solchen inneren Harmonie ausgestattet, daß alles genau so sein zu müssen schien, wie es schon seit langer Zeit war.

Der große Doktor Gurameto übertraf den kleinen nicht nur im Alter, sondern auch an Autorität. Außerdem hatte er in Deutschland studiert, das, wie niemand bestreiten konnte, größer und bedeutender war als Italien, wo der kleine Doktor Gurameto die Universität absolviert hatte. Man wartete schon sehr lange vergeblich auf Äußerungen der Rivalität zwischen den Ärzten, doch konnte dies nichts an der allgemeinen Überzeugung ändern, daß sie, wenngleich sorgfältig unter der Oberfläche gehalten, existierte und eines Tages als massivste medizinische Nebenbuhlerschaft in der Geschichte der Stadt viel Aufsehen erregen würde.

Die Zeit bis dahin vertrieb man sich damit, bei jeglichem nennenswerten Ereignis darüber zu spekulieren, was die beiden Mediziner damit zu tun hatten und wie sich die Rangordnung zwischen ihnen dadurch veränderte. Das lag vermutlich daran, daß sich die Leute bei Berufen wie dem ärztlichen schwer damit tun, zweien seiner Vertreter die gleiche Anerkennung zu schenken, weshalb sie froh sind, wenn das Unentschieden irgendwann beendet wird und eine der Parteien die Führung übernimmt. Jedenfalls war bisher bei allen entsprechenden Gelegenheiten die Tendenz dahin gegangen, den großen Doktor Gurameto zum Sieger zu erklären, obwohl das Wort etwas überspitzt klang, genauso wie die Bezeichnung Verlierer für seinen Kollegen.

Als vier Jahre zuvor geschehen war, was die einen als Vereinigung Albaniens mit Italien bezeichneten, die anderen als seine Eroberung durch dieses, schien dieses Ereignis extra erfunden worden zu sein, um den Gleichstand zwischen den Ärzten aufzuheben, sprich, den kleinen Doktor Gurameto im Vergleich mit dem großen radikal auf- oder noch weiter abzuwerten. Es ging lange hin und her. Schien der kleine Gurameto heute noch rettungslos auf der Verliererstraße, so sah es am nächsten Tag schon wieder ganz anders aus. Er selbst ließ sich nie etwas anmerken, während von der Miene des großen Doktors ein verhaltener Ärger abzulesen war, der ihn indessen noch imposanter erscheinen ließ und zudem alle möglichen Deutungsversuche provozierte, bis hin zur Sottise eines humoristischen Blättchens, das darin eine Fernprojektion von Adolf Hitlers Verstimmung sehen wollte, weil sein Freund Benito Mussolini in Albanien gelandet war, ohne ihn vorher zu fragen.

Aus der wochenlangen Konfusion ging der große Doktor Gurameto schließlich mit gestärkter Autorität hervor, was einem Teil der Leute paradox erschien, dem anderen dagegen logisch, weil trotz der italienischen Präsenz in Albanien und den Reibereien zwischen Duce und Führer im Bündnis weiterhin Deutschland dominierte, ohne das sich das Italien des kleinen Dr. Gurameto wie ein hilfloses Waisenkind vorkommen mußte.

*

Genau dieser Zustand stellte sich wenig später ein. Bereits im Herbst des nämlichen Jahres, nach seiner plötzlichen Kapitulation, kam Italien der große Verbündete abhanden. Daß Allianzen gelegentlich zu Bruch gingen, war nichts Neues, doch Italien erwischte es besonders schlimm. Nicht bloß, daß all das Unglück über ihm zusammenbrach, der große deutsche Bruder ließ auch jedes Mitleid vermissen und benahm sich sogar immer rücksichtsloser. Das eben noch befreundete Land wurde der Fahnenflucht bezichtigt, beleidigt, gedemütigt, und weil damit der Zorn immer noch nicht abreagiert war, erhielt die Wehrmacht Befehl, die Waffengefährten von gestern wie Deserteure auf der Stelle zu erschießen.

Die Ereignisse entwickelten sich mit so atemberaubender Geschwindigkeit, daß selbst die mit einer großzügigen und vielschichtigen Weltsicht gewappnete Stadt Gjirokastra aus der Bahn geworfen schien.

So groß war die Bestürzung, daß das, was passierte, erstmals nicht zur Statusbestimmung der Doctores Gurameto herangezogen wurde. Dabei hätte man diese gewissermaßen aus heiterem Himmel heraus entstandene Gelegenheit eigentlich nicht auslassen dürfen: Italien lag auf den Knien, die deutsche Armee rückte aus dem südlich gelegenen Griechenland heran, um das Vakuum in Albanien zu füllen, der große und der kleine Doktor Gurameto befanden sich weiterhin dort, wo sie hingehörten, also mitten in der Stadt.

Doch nun war der Zeitpunkt verpaßt. Unter Seufzen die Häupter wiegend, gelangten die Menschen schließlich zu der philosophischen Einsicht, daß nichts besser geeignet war, die Dramatik der Ereignisse zu bescheinigen, als dieses Versäumnis.

Je gründlicher sie über die Angelegenheit nachdachten, desto komplizierter erschien sie ihnen. Geradezu mysteriös. Italien hatte kapituliert, das war allgemein bekannt, doch wie sah es nun mit dem Status von Albanien aus? War es in die Kapitulation von Italien eingeschlossen, oder galt es dies erst noch zu klären? Man bemühte sich angestrengt, Licht ins Dunkel zu bringen, ohne irgendwie erfolgreich zu sein.

Manche stellten die Frage ganz direkt: Albanien war immerhin einer von drei Bestandteilen des eben zusammengebrochenen Imperiums gewesen. Bedeutete dies, daß es nun ebenfalls den deutschen Zorn abbekam, und sei es auch nur ein Drittel davon?

Das war nicht leicht zu klären. Welches Donnerwetter auf Italien niederging, sah auch der Dümmste, aber was auf die anderen beiden Teile zukam, Abessinien und Albanien, war schwer abzusehen. Einige meinten, die Neger in Afrika würden wie üblich am meisten Dresche beziehen, das sei bloß natürlich, während andere einwandten, bei den armen Schwarzen könne man unmöglich irgendwelchen Ärger abladen, weil es ihnen ohnehin schon mehr als dreckig gehe. Es blieb als Prügelknabe also nur Albanien übrig. Außerdem stand die deutsche Armee kaum noch vierzig Meilen entfernt, und wahrscheinlich tropfte ihr bereits das Maul wie dem Wolf beim Anblick eines zarten Lämmleins.

Die Stadt war in tiefer Mutlosigkeit versunken, als allen Befürchtungen unerwartet ein Ende gesetzt wurde. Eines Morgens warfen zwei unidentifizierte Flugzeuge Tausende von Flugblättern über der Stadt ab. In zwei Sprachen, Albanisch und Deutsch, wurde alles genau erklärt. Deutschland hatte keineswegs die Absicht, Albanien zu besetzen, sondern erstrebte nur den Durchzug. Es kam als Freund, ohne jede böse Absicht, ja, es befreite das arme Land sogar von der verhaßten italienischen Okkupation. Gab ihm seine geschändete Unabhängigkeit zurück. Selbstverständlich akzeptierte es die Zusammenführung aller ethnischen Albaner in einem einzigen Staat, dessen Grenzen somit auch Kosova und die Çamëria einschließen würden. Und so fort.

Die Leute trauten ihren Augen nicht. Das war eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Aber immerhin, da stand es, schwarz auf weiß, und nicht nur in einer, sondern sogar in zwei Sprachen.

Das eingehende Studium der Flugschrift befreite die Stadt ungeachtet der üblichen Unkenrufe der Skeptiker (Wie wollen die da oben wissen, was hier unten vorgeht? Mit »denen da oben« waren einmal die deutsche Führungsspitze, einmal die Flugblätter abwerfenden Piloten gemeint) erst einmal von der größten Angst.

Leidlich beruhigt, fingen die Leute an, Meinungen über die Flugblätter zu äußern, und zwar wie immer geteilte. Einige waren sehr angetan von dieser Methode der freundlichen Unterrichtung, die sich wohltuend abhob von dem fast schon zur Regel gewordenen schlechten Benehmen: Da fiel ein Riesenstaat nach Banditenart mitten in der Nacht über einen her, verletzte schamlos fremde Grenzen und behauptete am nächsten Morgen auch noch dreist, er sei angegriffen worden. Diese Voranmeldung im hellen Tageslicht war dagegen eine absolut saubere Sache. Nobel, wirklich, als ob sie einem ihre Visitenkarte überreichten. Und sogar zweisprachig.

Ach, ihr Einfaltspinsel, ereiferten sich die anderen. Gerade die Sache mit der Visitenkarte ist die größte Beleidigung, die man einem Land antun kann. Vor allem, wenn es um eine heldenmütige Nation wie die unsere geht. Hallo, albanischer Staat, morgen früh um zehn bin ich da, halte dich zu meinem Empfang bereit und hör nicht auf das, was man über mich verbreitet, schau einfach hinweg über die paar Kanonen und Panzer, die ich mitbringe, schließlich bin ich der gute Deutsche, der euch mit Blumen und Kultur beschenkt. Seid ihr wirklich so bescheuert, diesen Quatsch zu glauben?

Trotzdem, es ist besser, sie werfen mit Visitenkarten als mit Bomben, verteidigte sich die erste Gruppe.

Eine dritte Partei, bestehend aus jenen, denen Anstand und Ordnung über alles gingen, bewegte etwas anderes. Es war eine Art Luxussorge, die daherkam wie ein fetter, hochmütiger und ziemlich schamloser Kater: Gut, Deutschland hat seine Absichten benannt, aber wie soll Albanien darauf reagieren?

Diese Frage kam nicht gut an. Anstatt Gott sei Dank zu sagen, daß sie uns nicht in Fetzen gerissen haben wie Griechenland, sollen wir herummeckern? Es folgten ein paar volkstümliche Redewendungen, zu denen natürlich auch der Spruch gehörte, es sei besser, ein lebendiger Hund zu sein, denn ein toter Löwe.

Die Besonnenen rieten zum Abwarten. Dabei wiesen sie ein Pamphlet vor, das am Morgen vor den Haustüren zu finden gewesen war. Es war nicht himmlischen Ursprungs, nur in einer einzigen Sprache abgefaßt und hatte auch nicht das vornehme Aussehen der Flugblätter, dafür widersprach es diesen in allen Punkten. Es rief zum Kampf auf, dies sei das einzige Mittel. Die Deutschen wurden als Eindringlinge angeprangert, als schändliche Besatzer, noch schändlicher sogar als die Italiener. Man reagierte erst ungläubig, begann sich dann aber Gedanken zu machen. Offenbar war Albanien geteilter Meinung, doch das beeindruckte Gjirokastra wenig. Die Stadt war sich schon oft klüger vorgekommen als das Land, so auch diesmal. Als erste größere Ortschaft, die Berührung mit den Deutschen hatte, war man schließlich gezwungen, sich ernsthafter als andere mit ihnen zu beschäftigen.

ZWEITES KAPITEL

Für den zügellosen Hochmut dieser Stadt gab es verschiedene Erklärungen. Die freundlichste hatte mit ihrer Einsamkeit zu tun. Weil die Verfechter merkten, daß sie damit nicht weit kamen, ergänzten sie rasch, das Wort »einsam« bedürfe in diesem Fall einer weiteren Verdeutlichung: Die umgebenden Landstriche unterhielten allenfalls kühle Beziehungen zu der Stadt, weil sie ihnen fremd, wenn nicht gar feindselig erschien. In ihrem Rücken erstreckte sich nach Norden eine langgezogene Bergkette voller Füchse und Wölfe, an den schroffen Hängen die Weiler der Labëria, die nicht weniger abweisend wirkten. Gegenüber, im Osten, auf der anderen Seite des Flusses, lehnten sich die Dörfer der Lunxhëria an die Hänge, fremd auch sie, doch aus dem umgekehrten Grund, nämlich wegen ihrer sanften Anmut. Nach Süden hin reihten sich auf beiden Seiten des Tales die Siedlungen der griechischen Minderheit, die, obgleich verachtet, das seelische Gleichgewicht der Stadt genauso beeinträchtigten wie die übrigen Nachbarn, vielleicht sogar noch mehr. Diese Gemütsstörung war von tückischer Natur, sie machte sich mehr im Schlaf als bei hellem Tageslicht bemerkbar, nur selten mit Grund und oft völlig ohne einen solchen. Die Stadtbewohner, deren Güter von griechischen Landwirten als Hintersassen bewirtschaftet wurden, ließen sich dadurch zu einem verzerrten Bild nicht nur von den Griechen, sondern vom Griechentum überhaupt verleiten, Staat, Politik und sogar die Sprache eingeschlossen.

Fürwahr ein heikles Mosaik, doch dem nicht genug: mittendrin, nämlich zwischen Stadt und Minderheitengebiet, lag auch noch die Ortschaft Lazarat. Ein halsstarrigeres und hitzköpfigeres Dorf als dieses konnte man sich gar nicht vorstellen. Da sich kein vernünftiger Grund für seinen Groll auf Gjirokastra erkennen ließ, hatten sich die Chronisten angewöhnt, die Sache herunterzuspielen, zumal diese Feindseligkeit von der Stadt aufgefangen und vollständig absorbiert wurde, sich also nicht gegen Albanien richten konnte.

Angeblich brachten in dunklen Nächten schon die Lichter der Stadt, obgleich nur bläßlich in der Ferne flimmernd, das Blut der Lazaraten so in Wallung, daß sie ihre Gewehre darauf abfeuerten.

Die oberflächlicheren unter den Chronisten sahen in den hohen Häusern, in deren obersten Etagen man die Damen vermutete, einen Grund zur Mißgunst. Das verlieh der herrschenden Zwietracht etwas Schicksalhaftes, und zwar auf Dauer, weil schließlich die hohen Häuser so wenig ihren Korpus stutzen wie die Damen sich in gewöhnliche Frauen verwandeln konnten.

Die Stadt, die sich im Lauf der Zeit an alles gewöhnt hatte, erwartete von niemand Höflichkeit oder Entgegenkommen. Andere Städte hätten angesichts der allgemeinen Feindseligkeit wahrscheinlich versucht, durch geschickte Bündnisse die sie umzingelnden Parteien gegeneinander auszuspielen, im gegebenen Fall zum Beispiel die Labëria gegen die griechische Minderheit oder Lazarat gegen die Lunxhëria. Doch diese Stadt war entweder weniger klug oder viel klüger als tunlich, was letzten Endes auf dasselbe herauskam.

Nicht nur, daß sie sich jedes Werben um Wohlwollen schenkte, nein, sie pflegte des Nachts auch noch bedrohlich ihr Gefängnis zu beleuchten, das sich an der höchsten Stelle der Burg befand, die wiederum den höchsten Punkt der Stadt darstellte. Diese aufreizende Illumination, die Reisende an die Akropolis in Athen denken ließ, allerdings mit einem etwas faden Gefühl im Mund, bedeutete eine klare Botschaft an die Umgebung: Seht euch vor, sonst werdet ihr hier alle verfaulen, Laben oder Griechen, Lazaraten oder Lunxhioten, unterschiedslos und ohne Erbarmen.

Wie eine leere Drohung wirkte das nicht, wenn man an die dreihundert Hofrichter dachte, die, nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches arbeitslos geworden, in ihre Heimatstadt zurückgekehrt waren.

Eine solche Repatriierung hätte jede sanfte Stadt ein gutes Stück härter gemacht, und für Gjirokastra galt das natürlich doppelt oder dreifach. Wenn selbst die Lunxhëria keine Milde in ihr zu wecken vermag, dann darf man das von anderen schon gar nicht erwarten, hieß es allenthalben. Deren Dörfer reihten sich Gjirokastra gegenüber auf der anderen Seite des Flusses, mit lichtdurchfluteten Kirchen, deren Glockenklang an Ostern herüberwehte, mit frischen Quellen und ungemein anmutigen Frauen. Die Stadt mochte wie ein blinder Steinbruch wirken, aber sie nahm alles wahr. Regelmäßig verschwanden in den Dörfern der Lunxhëria Mädchen und junge Frauen. Man suchte überall nach ihnen, an den brausenden Wildbächen, in den schroffen Bergspalten, in den Almhütten der Hirten, bis endlich nach langer Zeit ein seidenartig raschelndes Tuscheln die Oberhand gewann, das besagte, sie seien in den hohen Häusern der Stadt gelandet.

Daß die Stadt Frauen raubte, war nie sicher festgestellt worden. So, wie sich nicht feststellen ließ, ob die Mädchen und jungen Frauen tatsächlich entführt wurden oder aus eigenem Willen schmetterlingsgleich vor den mächtigen Haustoren herumflatterten, bis sie schließlich hineingesogen wurden, um niemals wieder herauszukommen. Was sich drinnen abspielte, war gänzlich unbekannt. Ob sie traurig oder glücklich waren, konnte man nur mutmaßen, so wie es Spekulation blieb, ob sie sich, wie erträumt, wirklich in Damen verwandelten oder ob dies ein Wunschtraum blieb.

Das war die Situation, kurz bevor die Deutschen kamen. Die alte Überzeugung, Albanien finde im Angesicht der Gefahr stets zu sich selbst und begrabe den Zwist im Innern, bestätigte sich nicht.

Es gab zwei Lager. Die Kommunisten plädierten, wie zu erwarten gewesen war, mit Feuereifer für den Kampf. Gegen diesen waren auch die Nationalen nicht grundsätzlich, jedoch gefielen ihnen weder das Feuer noch der Eifer. Das Feurige, meinten sie, passe eher zu Rußland als zu Albanien. Ferner waren sie dagegen, sich mit blindem Elan in den Streit zu stürzen, ohne vorher den Nutzen genau zu prüfen. Die Deutschen, gut, waren Eroberer, aber das rote Rußland machte auch keinen besseren Eindruck. Zudem brachte Deutschland Kosova und die Çamëria in den Handel ein, während die Russen außer Kolchosen nichts zu bieten hatten. Man durfte annehmen, daß die Formulierung »ethnische Vereinigung« in den deutschen Flugblättern den Kommunisten keineswegs behagte, worauf wahrscheinlich auch ihr ungebremster Kampfeswille zurückzuführen war. Schließlich hatten sie ein paar serbische Anführer, für die der Begriff »ethnische Vereinigung der Albaner« schlimmer war als Gift.

Die Meinungsbildung befand sich in stetiger Entwicklung. In den Cafés bediente man sich einer deutlicheren Sprache, als sie unter den Damen üblich war. Schau zu, daß du rasch wieder weg bist, Herr Deutscher, du hast es versprochen. Reizt du mich nicht, reize ich dich auch nicht. Achtung! Daß du aus Griechenland und Serbien Hackfleisch gemacht hast, geht mich nichts an. Aber her mit Kosova und der Çamëria! Jawoll!

*

Von allen Befürchtungen trat die schlimmste ein. Auf der Landstraße vor der Stadt wurde die deutsche Vorhut unter Feuer genommen. Es gab weder Kampf noch eine Vereinbarung, sondern bloß einen gewöhnlichen Hinterhalt.

Die drei Kradfahrer der Vorhut machten erschreckt kehrt und verschwanden dort, wo sie hergekommen waren. Auch die Angreifer waren wie vom Erdboden verschluckt.

Im Nu war die Neuigkeit in den beiden Kaffeehäusern der Stadt angekommen. Und genauso schnell waren die Gäste weg, wie immer in solchen Fällen, weil sie im Fall der Fälle lieber nicht außerhalb ihrer Häuser angetroffen werden wollten. Beim Abschied gab es noch heftige Wortwechsel, die einen verfluchten die Kommunisten, die wie üblich erst provoziert und dann Fersengeld gegeben hatten, und die anderen hetzten gegen jene, die dem Wolf am liebsten geradewegs in den Arsch kriechen wollten.

Noch ehe die massiven Haustore ins Schloß gefallen waren, hatte sich bereits herumgesprochen, daß die Stadt für ihr treuloses Verhalten bestraft werden sollte.

Nicht der Umstand, sondern die Art der vorgesehenen Repressalie machte alle sprachlos. Die Stadt sollte, das war wirklich ungewöhnlich, in die Luft gesprengt werden. Eine schreckliche Vorstellung, aber die erste Reaktion der Leute hatte erstaunlicherweise mehr mit Scham zu tun.

Sie brauchten eine Weile, um das zu verarbeiten. Die steinernen Häuser, die Grundbücher, die dreihundert Hofrichter, die geräumigen Zimmer der Damen und mit ihnen die Damen selbst nebst ihren seidenen Nachtgewändern, kleinen Geheimnissen und Armbändern, deren Perlen wie Hagelkörner herabregnen würden, alles sollte in die Luft gesprengt werden.

Die Vorstellung war so unerträglich, daß die Leute lieber bei ihren alten Streitereien Zuflucht suchten. Da seht ihr, was die Kommunisten angerichtet haben! Ha, ha, ihr habt uns das eingebrockt, weil ihr unbedingt Kosova und die Çamëria haben wolltet. Und, was ist jetzt mit euren ständigen Kampfparolen? Ja, ja, so hättet ihr das gerne, wir sollen kämpfen, und ihr schaut gemütlich zu? Ach, laß doch diese Sprüche! Wir wollten noch nie kämpfen, ihr habt danach geschrien, aber das waren ja offensichtlich nur hohle Phrasen! Wer hindert dich denn daran, in die Berge zu gehen? Tu, was du willst, laß dich umbringen, aber mach nicht die anderen dafür verantwortlich! Daß würde euch so passen, daß wir für euch die Kastanien aus dem Feuer holen …

So ging es hin und her, bis sie des Streitens müde wurden und sich wieder der ungeklärten Frage zuwandten, wer auf die Deutschen geschossen hatte. Ein tiefes Schweigen trat ein, das nicht weniger erschöpfend war, so daß sie ganz von alleine wieder auf die Art der Bestrafung zu sprechen kamen, also das In-die-Luft-Sprengen. Ganz schrecklich, wirklich, aber viel schlimmer war, was aus Scham nicht ausgesprochen wurde. Strafaktionen gegen Städte hatte es schon immer gegeben, und zwar so oft, daß man beim Auflisten den Eindruck gewinnen konnte, dies sei von Anfang an die Unsitte Nr. 1 auf der Welt gewesen. Städte wurden zerniert, vom Wasser abgeschnitten, ausgehungert, mit Kanonen beschossen, ihre Tore wurden aufgerammt, ihre Mauern geschleift, man legte sie in Schutt und Asche, ebnete alles ein, ging mit dem Pflug darüber und streute dann noch Salz auf die Stelle, damit nie mehr auch nur ein einziger Grashalm darauf wachse. So gingen Städte unter, in Verzweiflung, aber mannhaft, während dieses … dieses In-dieLuft-Sprengen, also, das war schon, na ja …

Schließlich begriff man den Grund für die allgemein empfundene Scham. Dies alles wirkte so absonderlich, ja abartig, weil die verhängte Strafe irgendwie … weibisch war. Eine Weiberstrafe, oder habe ich mich da verhört? fragte, wer neu am Tisch Platz nahm. So leicht einem diese Idee einging, so schwer war sie logisch zu begründen. Umherzuhüpfen, in die Luft zu springen, sich zu schütteln und herumzutanzen, das paßte irgendwie eher zu Frauen. Mit einem Wort, dieser Stadt, die so stolz darauf war, ein männliches Leben geführt zu haben, schien es bestimmt zu sein, sich auf Weiberart von dieser Welt zu verabschieden.

Nun würden sich die umliegenden Landstriche, auf die man stets herabgeblickt hatte, die Hände reiben. Oder vielleicht sogar ein gewisses Mitgefühl zeigen, zum ersten Mal, jetzt, wo es zu spät war.

An diesem Punkt wurden die Stimmen so matt und mutlos wie die Seelen. Die Männer waren genötigt, die Gesichter abzuwenden, um die Tränen in ihren Augen zu verbergen, während den Frauen (dafür waren sie solche) diese bereits über die Wangen liefen.

*

Was da zusammen mit der Dämmerung herankam, besaß noch keinen Namen. Von »Stille« hätte man sprechen können, wäre es nicht so ungeheuer tief gewesen, daß Stille im Vergleich dazu als Lärm erscheinen mußte.

Weggegangen war, wer weggehen sollte, manche zu den Dörfern der Lunxhëria, andere zum großen Berg, wo die Wölfe und Füchse vermutlich anständiger mit ihnen umgehen würden als die Eindringlinge.

Man wußte, wie sich Panzer anhörten, hielt aber das herandringende Dröhnen und Rasseln für das so furchtsam erwartete In-die-Luft-Sprengen, wenn auch ein neuartiges, eben erst erfundenes, deutsches …

Endlich tauchten die deutschen Panzer auf der Landstraße auf, einer hinter dem anderen, gewissermaßen in Reih und Glied, ordentlich und schwarz. Der erste hielt an der Brücke über den Fluß, zunächst geschah nichts, dann drehte er sich auf der Stelle und richtete sein Kanonenrohr auf die Stadt. Der zweite tat es ihm nach, gleich darauf auch der vierte, der siebte, dann alle anderen, der Reihe nach.

Der Zweck des ganzen trat unvermittelt, klar, tumultfrei ins Bewußtsein, als ob die Panzer mit ihrem rhythmischen Rasseln auch eine neue Art der Weltsicht gebracht hätten. Noch ehe die erste Granate abgefeuert war, hatten die Einwohner die Botschaft und sämtliche Weiterungen begriffen. Die alte Stadt hatte die Vorhut der deutschen Truppen angegriffen. Nach den Regeln des Krieges, für die es keine Rolle spielte, ob eine Stadt altehrwürdig, leicht senil oder völlig verrückt war, bedeutete dies die Anwendung von Repressalien.

Die erste Granate zischte über die Dachfirste, dann die nächste. Die Tortur zog sich lange hin. Während die Geschosse, beginnend bei den Vororten, sich Schritt für Schritt und höchst geordnet dem Stadtzentrum näherten, stammelten die Menschen an ihren Zufluchtsorten Worte, die sie für ihre letzten hielten, hinterließen mündliche Vermächtnisse oder beteten.

Plötzlich hörte die Beschießung auf. Die Neugierigen, die sich als erste aus den Kellern wagten, schauten sich verblüfft um, weil es immer noch eine Stadt gab und nicht bloß Trümmer, wie eigentlich angenommen. Mit der zweiten Neuigkeit tat man sich allerdings schwerer. Was man über den Grund für die Einstellung des Bombardements zu hören bekam, war reichlich undurchsichtig und mysteriös. Auf einem Dach, das nicht sicher lokalisiert werden konnte, hieß es, habe ein Einwohner ein weißes Tuch geschwenkt, also den Deutschen das Zeichen der friedlichen Übergabe gezeigt.

Die Reaktionen waren geteilt. Die Hälfte glaubte es, die anderen gingen von einer Sinnestäuschung aus.

Fest stand jedenfalls, daß die Beschießung aufgehört hatte und die Panzer wieder rasselten, diesmal langsam die Straße zur Stadt herauf.

Inzwischen brach der Abend an, die Tageszeit, in der ungelöste Fragen den Menschen am meisten zusetzen. Wer hatte das weiße Tuch geschwenkt? Eine Antwort darauf zu finden schien ungeheuer schwer. Viel einfacher, geradezu kinderleicht war es dagegen, diejenigen zu identifizieren, die auf die deutsche Vorhut geschossen hatten, schon deshalb, weil sich genügend Leute der Tat rühmen würden, wogegen die Konturen des Menschen mit der weißen Fahne schon jetzt im Dunkel zu verschwimmen begannen.

Tatsächlich machte man ihn nie ausfindig, und auch nicht das Dach, von dem aus das Zeichen gegeben worden war. Irgendwo in dieser Richtung, sagten ziemlich zögernd jene, die trotzdem immer noch standhaft behaupteten, es gesehen zu haben. Die übrigen stellten Mutmaßungen an, aber wenn es darum ging, einen Namen oder wenigstens das Dach zu nennen, zuckte man lieber mit den Schultern, als ob diese Schande, wenn es sich denn um eine solche handelte, nicht von einem Menschen oder einem Dach allein getragen werden könnte.

Dieses Gefühl war so beherrschend, daß allgemeine Erleichterung eintrat, als endlich jemand mit einer neuen Erklärung aufwartete, die wie ein frischer Windhauch alle Schuldgefühle zerstreute. Dabei war sie verblüffend einfach. Selbst wenn man bis zum Ende aller Tage das Menschenwesen oder Gespenst suchen wollte, das zum Zeichen der Übergabe die weiße Fahne geschwenkt habe, man werde es niemals finden, und zwar aus dem einfachen Grund, daß das Tuch von keiner Menschen- oder Geisterhand zum Wehen gebracht worden sei, sondern vom auffrischenden Septemberwind. Dieser habe sich nämlich, nachdem die Hausbewohner bei ihrer überstürzten Flucht in den Keller ein Fenster hätten offenstehen lassen, einen Spaß daraus gemacht, in den weißen Vorhang zu fahren, ihn aufzublähen und dann vor den Augen der Deutschen drunten im Tal ein paarmal nach draußen flattern zu lassen.

Also durften die Einwohner der Stadt am Ende ganz beruhigt sein, denn das rettende Wehen war weder auf eine Anwandlung von Schwäche noch auf Verrat zurückzuführen, sondern die Hand des Schicksals hatte in Gestalt des Windes getan, was getan werden mußte, und zwar so perfekt, daß der nach draußen geblasene Vorhang vom gleichen Luftzug auch wieder hineinbefördert worden war … Nichts, keine wirkende Hand, kein Fenster, ja noch nicht einmal ein Haus mit weißer Fahne sollte je sicher bezeugt werden.

DRITTES KAPITEL

Es handelte sich noch um den gleichen Tag, auch wenn dies nach der langen Erstarrung schwer zu glauben war. Sogar das Wort selbst hörte sich irgendwie anders an als vorher. Nachmittag. Die zweite Hälfte des Tages, der arglistige nachkommende Teil, der über Hunderte von Jahren hinweg mit seinem Groll gegen die vorausgehende, Vormittag genannte Tageshälfte (vom Morgen ganz zu schweigen) hinter dem Berg gehalten hatte. Nun plötzlich, Mitte September 1943, ließ er ihm freien Lauf.

Trotzdem war man dem Schicksal einigermaßen dankbar dafür, daß es einem andere, fast schon vergessene Heimsuchungen erspart hatte, etwa die Doppelnacht, eine Art kalendarischen Ungeheuers, das sich der menschlichen Vorstellungskraft entzog: ein nichts anderem auch nur irgendwie ähnliches Zeitfragment, aus unbekannten Tiefen des Universums stammend, eventuell eine Verwachsung zweier Nächte, die den zwischen ihnen liegenden Tag erdrosselt hatten, so wie man in den alten Häusern Gjirokastras Frauen erwürgte, die ihrer Ehre verlustig gegangen waren.

Woher der plötzliche Hang zu solchen Absonderlichkeiten kam, ließ sich ermessen, schließlich war den Bewohnern etwas abhanden gekommen, auf das sie stets außerordentlich stolz gewesen waren: die nüchterne Logik des Urteils. Und noch schlimmer: nicht nur das nüchterne, sondern offenbar auch das ganz gewöhnliche Urteilsvermögen hatte sich in Luft aufgelöst.

Immerhin hofften sie, mit dem verbliebenen Rest von Verstand wenigstens ein paar Dinge begreifen zu können. Zum Beispiel wußte man inzwischen, daß das In-die-Luft-Sprengen durch eine Massenerschießung ersetzt werden sollte; welche Unglücklichen der Tod erwartete, war allerdings noch nicht in Erfahrung zu bringen gewesen. Keine Frage, irgendwo wurde über die Forderungen der Deutschen verhandelt, doch fiel es schwer, sich auf die Frage zu konzentrieren, wo man die Gespräche führte und wer mit wem.

Dann war etwas anderes zu hören, etwas, gelinde gesagt, völlig Überraschendes, etwas, das darauf hoffen ließ, was so schlecht begonnen hatte, werde sich vielleicht im letzten Augenblick zum Guten wenden. Es klang wie ein neuartiges Maschinengewehr, das statt Kugelsalven Musik verschoß.

»Was hat das zu bedeuten? Ein Maschinengewehr, das sich wie Richard Strauß anhört?« wunderten sich die Shametasöhne, die in der kommunalen Blaskapelle spielten. Außerdem kamen die Schüsse beziehungsweise die Musik, oder beides zusammen, nicht vom Rathausplatz, sondern vom Haus … des großen Doktor Gurameto!