Eine bezaubernde Braut - Julie Garwood - E-Book

Eine bezaubernde Braut E-Book

Julie Garwood

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Beschreibung

Eine starke Frau, ein rauer Schotte und eine leidenschaftliche Liebe.

England im 12. Jahrhundert: Voll Entsetzen muss die fünfjährige Gillian mit ansehen, wie ihr geliebter Vater von dem korrupten Baron Alford ermordet wird - angeblich wegen Hochverrats.

Ein Jahrzehnt später begegnet Gillian dem skrupellosen Baron erneut. Er droht, ihren Onkel Morgan, bei dem sie aufgewachsen ist, zu töten, wenn sie nicht tut, was er von ihr verlangt. Sie soll für ihn nach Schottland reisen und ihm nicht nur ihre damals geflohene Schwester Christen bringen, sondern auch eine wertvolle Schatulle, die mit Christen verschwunden ist.

Voller Angst macht sich Gillian auf die gefährliche Reise und trifft unvermittelt auf einen der mächtigsten Clanführer - den attraktiven Brodick Buchanan. Zwischen dem ungehobelten Schotten und der schönen Engländerin entbrennt eine prickelnde Leidenschaft. Doch Gillian muss sich auf ihr wichtigstes Ziel konzentrieren. Denn mit der Gerissenheit und dem Mut der verwegenen Schotten hat Gillian endlich, was sie braucht, um ihre Heimat, ihre Familie und den Ruf ihres Vaters zurückzuerobern.

Wie bereits in Geliebter Barbar entführt die New-York-Times-Bestsellerautorin Julie Garwood ihre Leserinnen und Leser erneut ins mittelalterliche Schottland. Im Original erschien der Roman unter dem Titel Ransom.

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Seitenzahl: 787

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Widmung

Prolog

ENGLAND, UNTER DER HERRSCHAFT VON KÖNIG RICHARD I.

1

SCHOTTLAND, VIERZEHN JAHRE SPÄTER

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ENGLAND, UNTER DER HERRSCHAFT VON KÖNIG JOHN

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Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

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Über dieses Buch

England im 12. Jahrhundert: Voll Entsetzen muss die fünfjährige Gillian mit ansehen, wie ihr geliebter Vater von dem korrupten Baron Alford ermordet wird – angeblich wegen Hochverrats.

Ein Jahrzehnt später begegnet Gillian dem skrupellosen Baron erneut. Er droht, ihren Onkel Morgan, bei dem sie aufgewachsen ist, zu töten, wenn sie nicht tut, was er von ihr verlangt. Sie soll für ihn nach Schottland reisen und ihm nicht nur ihre damals geflohene Schwester Christen bringen, sondern auch eine wertvolle Schatulle, die mit Christen verschwunden ist.

Voller Angst macht sich Gillian auf die gefährliche Reise und trifft unvermittelt auf einen der mächtigsten Clanführer – den attraktiven Brodick Buchanan. Zwischen dem ungehobelten Schotten und der schönen Engländerin entbrennt eine prickelnde Leidenschaft. Doch Gillian muss sich auf ihr wichtigstes Ziel konzentrieren. Denn mit der Gerissenheit und dem Mut der verwegenen Schotten hat Gillian endlich, was sie braucht, um ihre Heimat, ihre Familie und den Ruf ihres Vaters zurückzuerobern.

Julie Garwood

Eine bezaubernde Braut

Aus dem amerikanischen Englisch von Elke Iheukumere

Für Bryan Michael Garwood,einen außergewöhnlichen Geschäftsmannund promovierten Rechtsanwalt

Mit deinem scharfen Verstand,deiner leidenschaftlichen Seeleund deinem mitleidsvollen Herzengibt es niemanden, der sich dir in den Weg stellen kann.

Seit du deine würdige Laufbahn begonnen hast,gilt:»Recht ist eine Maschine, die, wenn ihr jemandden Anfangsschub gegeben hat,von alleine rollt.«(Galsworthy, Justice II)

Schieb weiter, Bryan!

Prolog

ENGLAND,UNTER DER HERRSCHAFT VON KÖNIG RICHARD I.

Die schlimmen Dinge geschehen immer in der Nacht.

In den dunklen Stunden der Nacht starb Gillians Mutter, als sie sich abmühte, ein neues Leben in die Welt zu setzen. Eine junge, gedankenlose Dienerin, die sich wünschte, die Erste zu sein, die diese traurige Nachricht überbrachte, weckte die beiden kleinen Mädchen und erzählte ihnen, dass ihre liebe Mama tot war. Zwei Nächte später wurden sie noch einmal wachgerüttelt, nur um zu hören, dass ihr kleiner Bruder, Ranulf, der zu Ehren ihres Vaters so getauft worden war, ebenfalls gestorben war. Sein zarter Körper hatte die Anstrengung nicht überlebt, zwei Monate zu früh geboren worden zu sein. Gillian fürchtete sich vor der Dunkelheit. Sie wartete, bis die Dienerin ihr Schlafzimmer wieder verlassen hatte, dann rutschte sie auf dem Bauch aus dem großen Bett auf den kalten Steinboden. Mit nackten Füßen lief sie zu dem verbotenen Gang, einem geheimen Flur, der zum Zimmer ihrer Schwester führte und auch zu der steilen Treppe, die zu den Tunneln unter den Küchen führte. Sie zwängte sich hinter den Schrank, den Papa vor die schmale Tür in der Wand gestellt hatte, um seine Töchter davon abzuhalten, durch den Gang hin und her zu laufen. Wieder und wieder hatte er sie gewarnt, dass dieser Gang ein Geheimnis war, und dass er um der Liebe Gottes willen nur unter den außergewöhnlichsten Umständen genutzt werden durfte, ganz sicher nicht für ein Spiel. Sogar seine treuesten Diener wussten nichts von den Gängen, die aus dreien der Schlafzimmer führten, und er war entschlossen, es bei dieser Tatsache zu belassen. Darüber hinaus war er sehr besorgt, dass seine Töchter die steile Treppe hinunterfallen und sich ihre zarten kleinen Hälse brechen könnten. Oft drohte er ihnen damit, ihnen den Po zu versohlen, wenn er sie einmal dabei erwischte, dass sie den geheimen Gang benutzten. Es war gefährlich, und es war verboten.

Aber in dieser grauenvollen Nacht des Verlustes und des Kummers war es Gillian egal, ob sie Schwierigkeiten bekommen würde. Sie hatte Angst, und wann immer sie Angst hatte, lief sie zu ihrer älteren Schwester Christen, bei der sie Trost suchte. Es gelang Gillian, die Tür einen Spaltbreit zu öffnen, dann rief sie nach Christen und wartete darauf, dass diese sie holen kam. Ihre Schwester griff durch den Türspalt, packte Gillians Hand und zog sie in ihr Zimmer. Dann half sie ihr, in ihr Bett zu klettern. Unter den dicken Decken klammerten sich die beiden kleinen Mädchen aneinander und weinten, während die gequälten Schreie ihres Papas durch die Räume hallten. Sie konnten ihn hören, wie er wieder und wieder den Namen ihrer Mama rief. Der Tod war in ihr friedliches Heim eingedrungen und hatte es mit Leid überschüttet.

Der Familie wurde nicht erlaubt, sich zu erholen, denn die Monster der Finsternis waren noch nicht mit ihnen fertig. Inmitten der dunkelsten Nacht drangen die Feinde in ihr Haus, und Gillians Familie wurde zerstört.

Papa weckte Gillian auf, als er in ihr Zimmer stürmte, mit Christen auf seinem Arm. Seine treuen Soldaten William – Gillians Liebling, weil er ihr mit Honig gesüßte Naschereien zusteckte, wenn ihr Papa es nicht sah –, Lawrence, Tom und Spencer folgten ihm. Sie alle hatten einen grimmigen Gesichtsausdruck. Gillian setzte sich in ihrem Bett auf und rieb sich mit dem Handrücken die Augen, als ihr Vater Christen an Lawrence weiterreichte und zu ihr eilte. Er stellte die brennende Kerze auf die Anrichte neben ihrem Bett. Dann setzte er sich neben sie und strich ihr mit zitternden Händen das Haar aus dem Gesicht.

Ihr Vater sah schrecklich traurig aus, und Gillian glaubte, den Grund dafür zu kennen.

»Ist Mama wieder gestorben, Papa?«, fragte sie bekümmert.

»Um der Liebe ... nein, Gillian«, antwortete er, und seine Stimme klang erschöpft.

»Ist sie dann wieder zurückgekommen?«

»Ach, mein süßes Lämmchen, wir haben doch schon so oft darüber gesprochen. Deine Mama wird nie wieder nach Hause kommen. Die Toten können nicht zurückkommen. Sie ist jetzt im Himmel. Versuche bitte, das zu verstehen.«

»Jawohl, Papa«, flüsterte sie.

Sie hörte schwache Schreie, die von unten zu kommen schienen, und dann sah sie, dass ihr Vater sein Kettenhemd trug.

»Wirst du jetzt in den Kampf ziehen, um der Liebe Gottes willen, Papa?«

»Ja«, antwortete er. »Aber zuerst muss ich dich und deine Schwester in Sicherheit bringen.«

Er griff nach den Kleidern, die Gillians Zofe Liese für den nächsten Morgen bereitgelegt hatte und kleidete seine Tochter hastig an. William trat vor, kniete sich vor Gillian und zog ihr die Schuhe an.

Ihr Papa hatte sie noch nie zuvor angekleidet, und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. »Papa, ich muss doch zuerst mein Nachthemd ausziehen, ehe ich mich anziehe, und Liese muss mir das Haar bürsten.«

»Wegen solcher Dinge machen wir uns in dieser Nacht keine Gedanken.«

»Papa, ist es dunkel draußen?«

Er hörte die Furcht in ihrer Stimme und versuchte, sie zu beruhigen. »Fackeln werden euch den Weg erhellen, und du wirst nicht allein sein.«

»Kommst du mit Christen und mir mit?«

Ihre Schwester beantwortete diese Frage. »Nein, Gillian«, rief sie von der anderen Seite des Zimmers. »Weil Papa hierbleiben und den Kampf für die Liebe Gottes kämpfen muss«, erklärte sie und wiederholte so die so oft benutzte Redewendung ihres Vaters. »Ist das nicht so, Papa?«

Lawrence ermahnte Christen, leise zu sein. »Wir wollen nicht, dass jemand weiß, dass ihr weggeht«, erklärte er flüsternd. »Kannst du jetzt ganz leise sein?«

Christen nickte eifrig. »Das kann ich«, flüsterte sie zurück. »Ich kann schrecklich leise sein, wenn ich das sein muss, und wenn ich ...«

Lawrence legte ihr eine Hand auf den Mund. »Psst, goldenes Mädchen.«

William hob Gillian auf seinen Arm und trug sie den dunklen Flur entlang zum Zimmer ihres Vaters. Spencer und Tom führten die kleine Gruppe an, sie hielten hell brennende Kerzen, um den Flur zu erhellen. Riesige Schatten tanzten an den Steinwänden, das einzige Geräusch war das laute Klappern der Stiefel auf dem Steinboden. Gillian bekam Angst, sie schlang die Arme um den Hals des Soldaten und schob ihren Kopf unter sein Kinn.

»Ich mag die Schatten nicht«, wimmerte sie.

»Sie werden dir nichts tun«, beruhigte er sie.

»Ich will zu meiner Mama, William.«

»Das weiß ich doch, Honigbär.«

Der lustige Spitzname brachte sie stets zum Lachen, und plötzlich hatte sie auch keine Angst mehr. Sie sah ihren Papa, der an ihr vorbeilief, um sie in sein Zimmer zu führen, und sie wollte seinen Namen rufen. Doch William legte ihr einen Finger auf die Lippen und erinnerte sie daran, ganz leise zu sein.

Sobald sie alle in dem Schlafzimmer waren, begannen Tom und Spencer, einen niedrigen Schrank an der Wand zu verschieben, damit sie die Geheimtür öffnen konnten. Die rostigen Scharniere knarrten und quietschten wie ein wütender Eber, dessen Mund gewaltsam geöffnet wird.

Lawrence und William mussten die beiden kleinen Mädchen auf den Boden stellen, um ihre Fackeln zu tränken und anzuzünden. Im selben Moment, als sie ihnen den Rücken zudrehten, liefen sowohl Christen als auch Gillian zu ihrem Vater, der vor einer Kiste am Fuß des Bettes kniete und etwas in seinen Sachen suchte. Sie standen zu beiden Seiten von ihm und stellten sich auf Zehenspitzen, die Hände legten sie auf den Rand der Kiste, um hineinsehen zu können.

»Was suchst du, Papa?«, fragte Christen.

»Das hier«, antwortete er und hob eine glänzende, mit Juwelen besetzte Schatulle hoch.

»Die ist aber schön, Papa«, sagte Christen. »Darf ich sie haben?«

»Darf ich sie auch haben?«, meldete sich Gillian ebenfalls.

»Nein«, antwortete er. »Die Schatulle gehört Prinz John, und ich habe die Absicht, dafür zu sorgen, dass er sie zurückbekommt.«

Er wandte sich an Christen, fasste nach ihrem Arm und zog sie unerbittlich fest zu sich, während sie sich aus seinem Griff zu winden versuchte.

»Du tust mir weh, Papa.«

»Das tut mir leid, Liebling«, sagte er und lockerte sofort seinen Griff. »Ich wollte dir nicht wehtun, aber du musst jetzt ganz genau aufpassen, was ich dir sagen werde. Kannst du das, Christen?«

»Ja, Papa, ich kann aufpassen.«

»Das ist gut«, lobte er sie. »Ich möchte, dass du diese Schatulle mit dir nimmst, wenn du gehst. Lawrence wird dich beschützen, und er wird dich an einen sicheren Ort bringen, weit weg von hier, und er wird dir dabei helfen, diesen gefährlichen Schatz zu verstecken, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist und ich dich holen kann, um diese Schatulle zu Prinz John zu bringen. Du darfst niemandem von diesem Schatz etwas erzählen, Christen.«

Gillian lief um ihren Vater herum und trat neben Christen. »Darf sie mir davon erzählen, Papa?«

Ihr Vater beachtete sie nicht, sondern wartete darauf, dass Christen ihm antworten würde.

»Ich werde es niemandem verraten«, versprach sie ihm.

»Ich werde es auch niemandem verraten«, erklärte Gillian heftig und nickte, um ihren Worten vehement Bedeutung zu verleihen.

Ihr Vater schenkte seiner jüngeren Tochter noch immer keine Aufmerksamkeit, denn momentan war er damit beschäftigt, Christen die Dringlichkeit dessen deutlich zu machen, was er ihr sagte. »Niemand darf je wissen, dass du diese Schatulle besitzt, Kind. Und jetzt pass auf, was ich tue«, befahl er ihr. »Ich werde das Kistchen in diese Tunika wickeln.«

»Damit niemand es sieht?«, fragte Christen.

»Das ist richtig«, nickte er. »Damit niemand es sieht.«

»Aber ich habe die Schatulle doch schon gesehen, Papa«, platzte Gillian heraus.

»Ich weiß, dass du sie gesehen hast«, stimmte er ihr zu. Dann blickte er zu Lawrence hoch. »Sie ist zu jung ... ich verlange viel zu viel von ihr. Lieber Gott, wie kann ich meine Babys nur gehen lassen?«

Lawrence trat einen Schritt vor. »Ich werde Christen mit meinem Leben schützen, und ich werde dafür sorgen, dass niemand die Schatulle sieht.«

William beeilte sich, ebenfalls seine Treue zu versichern. »Lady Gillian wird kein Leid geschehen«, schwor er. »Ich gebe Euch mein Wort, Baron Ranulf. Mein Leben werde ich geben, um sie in Sicherheit zu bringen.«

Die Aufrichtigkeit seiner Worte tröstete den Baron, und er nickte, um die beiden Soldaten wissen zu lassen, dass sein Vertrauen in sie vollkommen war.

Gillian zupfte am Ellbogen ihres Vaters, um endlich seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie wollte nicht leer ausgehen. Als ihr Papa die hübsche Schatulle in eine seiner Tuniken einwickelte und sie dann Christen reichte, legte Gillian voller Erwartung die Hände zusammen, denn sie nahm an, da ihre Schwester ein Geschenk bekommen hatte, würde auch sie eines bekommen. Selbst wenn Christen die Erstgeborene und drei Jahre älter war als Gillian, so hatte ihr Vater doch noch nie die eine der anderen vorgezogen.

Es fiel ihr schwer, geduldig zu sein, doch Gillian versuchte es. Sie sah zu, wie ihr Vater Christen in seine Arme nahm, ihr einen Kuss auf die Stirn gab und sie dann fest drückte. »Vergiss deinen Papa nicht«, flüsterte er. »Vergiss mich nicht.«

Als Nächstes streckte er Gillian die Hände entgegen. Sie warf sich in seine Arme und küsste ihn auf seine stoppeligen Wangen. »Papa, hast du nicht auch ein hübsches Kästchen für mich?«

»Nein, meine Süße. Du wirst jetzt mit William gehen. Nimm seine Hand ...«

»Aber Papa, ich muss auch so eine Schachtel haben. Hast du nicht noch eine, die ich tragen kann?«

»Die Schatulle ist kein Geschenk, Gillian.«

»Aber Papa ...«

»Ich liebe dich«, sagte er und drängte die Tränen zurück, als er sie fest gegen das kalte Kettenhemd seiner Rüstung drückte. »Gott behüte dich.«

»Du zerquetscht mich, Papa. Darf ich die Schachtel später auch einmal halten? Bitte, Papa.«

Ector, der oberste Vogt ihres Vaters, kam ins Zimmer gelaufen. Sein Rufen erschreckte Christen, und sie ließ den Schatz fallen. Die Schatulle rollte aus der Tunika auf den Boden und klirrte auf die Steine. Im Licht der Fackelflammen erwachten die Rubine, Saphire und Smaragde, mit denen das Kistchen besetzt war, zum Leben, sie glänzten und glitzerten so hell wie funkelnde Sterne.

Ector blieb schlagartig stehen, wie geblendet von der leuchtenden Schönheit, die ihm vor die Füße gepurzelt war.

»Was gibt es, Ector?«, fragte ihr Vater.

In der Absicht, seinem Baron die dringende Botschaft von Bryant zu übermitteln, schien der bewaffnete Kommandant Ector kaum zu bemerken, was er tat, als er sich bückte, die Schatulle aufhob und sie Lawrence reichte. Sein Blick kehrte zu seinem Herrn zurück. »Mylord Bryant hat mir befohlen, Euch zu sagen, dass der junge Alford der Rote und seine Soldaten bis in den inneren Schlosshof vorgedrungen sind.«

»Hat man Baron Alford gesehen?« William war mit dieser Frage herausgeplatzt. »Oder versteckt er sich noch immer vor uns?«

Ector sah den Soldaten an. »Das weiß ich nicht«, gestand er, ehe er sich wieder dem Baron zuwandte. »Bryant hat mich gebeten, Euch zu sagen, dass Eure Männer nach Euch rufen, Mylord.«

»Ich werde sofort zu ihnen gehen«, erklärte der Baron und stand auf. Er bedeutete Ector, das Zimmer zu verlassen, dann folgte er ihm. An der Tür blieb er noch einmal stehen, um ein letztes Mal seine wunderhübschen Töchter anzusehen: Christen, mit ihren goldenen Locken und den Wangen eines Cherubs, und die kleine Gillian, mit den strahlend grünen Augen ihrer Mutter und ihrer blassen Haut. Beide sahen aus, als würden sie im nächsten Augenblick in Tränen ausbrechen.

»Geht jetzt, und Gott behüte euch«, befahl der Baron mit rauer Stimme.

Damit war er verschwunden. Die Soldaten liefen zu dem geheimen Gang. Tom ging vor, um die Tür am Ende des Tunnels aufzuschließen und sicherzugehen, dass der Feind noch nicht in die Tunnel eingedrungen war. Lawrence nahm Christen an die Hand und führte sie in den dunklen Korridor, der von seiner Fackel erhellt wurde. Gillian war gleich hinter ihrer Schwester, sie klammerte sich an Williams Hand. Spencer folgte ihnen, dann griff er durch die Öffnung und zog den Schrank wieder vor, ehe er die Tür schloss.

»Papa hat mir gar nicht gesagt, dass er eine Geheimtür hat«, flüsterte Gillian Christen zu.

»Mir hat er es auch nicht gesagt«, flüsterte ihre Schwester zurück. »Vielleicht hat er das vergessen.«

Gillian zog an Williams Hand. »Christen und ich haben eine geheime Tür, aber sie ist in unseren Schlafzimmern. Wir dürfen niemandem etwas davon verraten, denn es ist ein Geheimnis. Papa hat gesagt, er wird uns den Popo versohlen, wenn wir es jemandem erzählen. Wusstest du, dass es ein Geheimnis ist, William?« Der Soldat antwortete ihr nicht, doch sie ließ sich durch sein Schweigen nicht erschüttern. »Weißt du, wohin unser Gang geht? Papa sagt, wenn wir aus unserem Tunnel herauskommen, können wir die Fische in ihrem Weiher sehen. Gehen wir jetzt dorthin?«

»Nein«, antwortete William. »Dieser Tunnel führt uns unter die Weinkeller. Wir sind gleich an den Stufen, und ich möchte, dass du jetzt ganz leise bist.«

Gillian betrachtete mit besorgtem Blick die Schatten, die ihr an der Wand entlang folgten. Sie drängte sich näher an William und wandte dann ihre Aufmerksamkeit ihrer Schwester zu. Christen presste die Schatulle mit den Juwelen gegen ihre Brust, doch ein Ende der Tunika hing an ihrem Ellbogen hinunter, und Gillian konnte der Versuchung nicht widerstehen, danach zu greifen.

»Ich darf die Schatulle jetzt auch einmal halten. Papa hat das gesagt.«

Christen wurde wütend. »Nein, das hat er nicht gesagt«, quietschte sie. Sie drehte sich zu Lawrence, damit Gillian die Schatulle nicht erreichen konnte, dann petzte sie. »Lawrence, Gillian hat gelogen. Papa hat gesagt, dass ich die Schatulle haben soll und nicht sie.«

Gillian war entschlossen. »Aber ich darf sie auch einmal halten«, erklärte sie ihrer Schwester und zupfte noch einmal an dem Zipfel der Tunika. Sie ließ aber los, weil sie glaubte, hinter sich ein Geräusch gehört zu haben. Sie wandte sich um. Die Treppe hinter ihr war stockdunkel, und sie konnte nichts erkennen. Doch sie war sicher, dass in den Schatten Gespenster lauerten, die darauf warteten, sie zu packen, vielleicht sogar ein feuriger Drache. Verängstigt umklammerte sie die Hand des Soldaten und drängte sich an seine Seite.

»Mir gefällt es hier nicht«, rief sie. »Trag mich, William.«

Gerade in dem Augenblick, als der Soldat sich bückte, um sie auf seinen freien Arm zu nehmen, löste sich ein Schatten von der Wand und sprang auf sie zu. Gillian schrie erschrocken auf, stolperte und fiel gegen Christen.

Ihre Schwester schrie: »Nein, es gehört mir« und wandte sich zu Gillian um, als der Schatten sich auf William warf. Der Schlag traf William in die Knie und warf ihn gegen Lawrence. Die Stufen waren glatt vor Feuchtigkeit, die von den Wänden tropfte, und die Männer waren viel zu nahe am Rand der Treppe, um sich halten zu können. Sie fielen gemeinsam mit den beiden Mädchen kopfüber in das schwarze Loch. Funken flogen um sie herum, als die Fackeln wie Feuerbälle vor ihnen die Treppe hinuntersprangen.

William versuchte verzweifelt, das Kind mit seinem Körper zu schützen, während sie zusammen die unebenen Steinstufen hinunterstürzten, doch es gelang ihm nur unvollkommen. Gillian knallte mit dem Kinn auf die Steine auf.

Benommen von dem Schlag rappelte sie sich langsam auf und sah sich um. Blut floss über ihr Kleid, und als sie das Blut an ihren Händen sah, begann sie zu schreien. Ihre Schwester lag neben ihr auf dem Boden, mit dem Gesicht nach unten, und rührte sich nicht.

»Christen, hilf mir«, schluchzte Gillian. »Wach auf. Mir gefällt es hier nicht. Wach auf.«

William kam auf die Beine, er nahm das hysterische Kind auf seinen Arm und lief durch den Tunnel. »Sei still, Kind, sei still«, flüsterte er ständig.

Lawrence folgte ihnen, mit Christen auf seinem Arm. Blut floss aus einer Wunde an ihrer Stirn.

»Lawrence, du und Tom nehmt Christen mit zum Bach. Spencer und ich treffen euch dort«, befahl William.

»Komm jetzt sofort mit uns«, bat Lawrence, während Gillian noch immer schrie.

»Dem Kind geht es schlecht. Die Wunde muss genäht werden«, wehrte William ab. »Geh jetzt. Wir werden euch schon einholen. Gott schütze euch«, fügte er noch hinzu und lief weiter.

»Christen«, kreischte Gillian. »Christen, verlass mich nicht.«

Als sie in der Nähe der Tür waren, legte William eine Hand auf Gillians Mund und bat sie inständig, leise zu sein. Er und Spencer brachten sie in die Hütte des Gerbers am Rande des äußeren Schlosshofes, damit Maude, die Frau des Gerbers, die Wunde nähen konnte. Die Unterseite von Gillians Kinn war hässlich aufgerissen.

Beide Soldaten hielten das Kind fest, während Maude ihre Arbeit verrichtete. Der Kampf rückte bedrohlich näher, und der Lärm war so ohrenbetäubend, dass sie schreien mussten, um sich miteinander zu verständigen.

»Beende deine Wundversorgung an dem Kind«, drängte William. »Wir müssen sie in Sicherheit bringen, ehe es zu spät ist. Beeile dich!« Hastig lief er nach draußen, um Wache zu stehen.

Maude machte einen Knoten in den Faden, dann schnitt sie die beiden Enden ab. So schnell sie konnte wickelte sie einen dicken Verband um Gillians Hals und Kinn.

Spencer hob das kleine Mädchen auf den Arm und folgte William nach draußen. Der Feind hatte die mit Stroh gedeckten Hütten mit feurigen Pfeilen in Brand geschossen, und in dem hellen Licht des Feuers liefen die drei zu dem Hügel, auf dem ihre Pferde warteten.

Sie hatten die Hälfte des Weges bereits hinter sich, als ein Trupp Soldaten über den Hügel geschwärmt kam. Andere Feinde schnitten ihnen am Fuß des Hügels den Weg ab. Eine Flucht war unmöglich, aber die beiden tapferen Soldaten standen unverbrüchlich zu ihrer Pflicht. Gillian hatten sie auf den Boden hinter sich gesetzt, um sie mit ihren Körpern zu schützen. Rücken an Rücken, mit erhobenen Schwertern stürzten sie sich in ihre letzte Schlacht. Die beiden Soldaten starben so, wie sie gelebt hatten: Mit Ehre und Mut verteidigten sie die Unschuldigen.

Einer von Alfords Kommandanten, der das Kind erkannt hatte, trug es zurück in die große Halle. Liese, Gillians Zofe, entdeckte sie, als der Soldat mit der Kleinen die Halle betrat. Sie löste sich aus der Gruppe der Bediensteten, die sich in einer Ecke unter den wachsamen Augen des Feindes zusammendrängten. Sie flehte den Soldaten an, sich um das kleine Mädchen kümmern zu dürfen. Glücklicherweise sah der Kommandant Gillian als eine Last an und war froh, sie loszuwerden. Er befahl Liese, Gillian nach oben zu bringen, dann lief er hinaus, um sich erneut ins Kampfgetümmel zu stürzen.

Gillian schien benommen zu sein. Liese packte sie und lief die Treppe hinauf, über den Balkon zum Zimmer des Kindes, um es aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Entsetzt beobachtete sie, wie unten die schwere Eichentür zur großen Halle aufflog und mordlüsterne Soldaten hineinpolterten. Besinnungslos vor Macht schwangen sie ihre Äxte und Schwerter gegen alle Wehrlosen. Die unbewaffneten Männer und Frauen hoben flehentlich die Hände, doch gegen den Blutrausch des Feindes kamen sie nicht an. Ein Unschuldiger nach dem anderen wurde abgeschlachtet. Gelähmt vor Grauen fiel Liese auf die Knie, schloss die Augen und presste die Hände vor die Ohren, damit sie das Massaker an ihren Freunden und ihrer Familie weder hören noch sehen konnte.

Gillian stand bewegungslos neben Liese. Doch als sie sah, wie ihr Vater in die Halle gezerrt wurde, lief sie zum Gitter des Balkons und kniete sich auf den Boden. »Papa«, flüsterte sie sehnsüchtig. Und dann sah sie, wie ein Mann mit einem goldenen Umhang sein Schwert über ihren Vater hielt. »Papa«, schrie sie entsetzt.

Das waren die letzten Worte, die sie sprach. Von diesem Augenblick an zog sich Gillian in eine Welt des Schweigens zurück.

Zwei Wochen später rief der Mann, der die Kontrolle über den Besitz ihres Vaters übernommen hatte, Baron Alford der Rote von Lockmiere, sie zu sich, um zu entscheiden, was er mit ihr anfangen sollte. Ohne ein einziges Wort zu sprechen ließ Gillian ihn trotzdem wissen, wie es in ihren Gedanken und in ihrem Herzen aussah.

Liese hielt Gillians Hand, als sie mit ihr in die große Halle kam, um dem Verbrecher gegenüberzutreten, der den Vater des Kindes ermordet hatte. Alford, der kaum alt genug war, um als Mann zu gelten, war ein böser, machthungriger Dämon, und Liese war kein Dummkopf. Sie wusste, dass er mit einem Fingerschnippen ihrer beider Tod befehlen konnte.

Gillian riss sich von Lieses Hand los, als sie den Saal betreten hatten, und lief alleine weiter. Sie blieb stehen, als sie den großen Tisch erreichte, an dem Alford und seine Begleiter dinierten. Ohne die geringste Regung in ihrem Gesicht, mit den Händen zu beiden Seiten des Körpers, stand sie bewegungslos da und starrte den Baron mit leerem Blick an.

Er hatte das Bein eines Fasans in einer Hand und ein Stück Schwarzbrot in der anderen. Kleine Fleischstücke und Fett baumelten in den zotteligen, schütteren Barthaaren an seinem Kinn. Er ignorierte das Kind einige Minuten lang, während er sich seinem restlichen Essen widmete. Nachdem er die Knochen über die Schultern geworfen hatte, wandte er sich Gillian endlich zu.

»Wie alt bist du, Gillian?« Alford wartete ungeduldig, ehe er es noch einmal versuchte. »Ich habe dir eine Frage gestellt«, knurrte er und versuchte, seinen rasch wachsenden Zorn unter Kontrolle zu halten.

»Sie kann nicht älter sein als vier«, bot einer seiner Freunde an. »Ich würde wetten, sie ist schon über fünf«, schlug sein Begleiter vor. »Sie ist klein, aber sie könnte auch schon sechs Jahre alt sein.«

Alford hob die Hand und gebot ihnen zu schweigen, während er das kleine Mädchen eindringlich ansah. »Es ist eine einfache Frage. Antworte mir, und wenn du schon einmal dabei bist, kannst du mir auch gleich sagen, was ich mit dir anfangen soll. Der Beichtvater meines Vaters glaubt, dass du nicht sprechen kannst, weil der Teufel deine Seele in Besitz genommen hat. Er bittet um das Recht, den Dämon aus deinem Körper zu zwingen, und dabei würde er recht unangenehme Methoden anwenden. Möchtest du, dass ich dir genau erkläre, was er mit dir anfangen würde?«, fragte er. »Ich habe die Macht, ihm zu befehlen, das zu tun. Und jetzt beantworte meine Fragen und beeil dich damit. Sag mir, wie alt du bist«, befahl er ihr mit schneidender Stimme.

Schweigen war ihre Antwort. Eisiges Schweigen. Alford sah, dass seine Drohungen sie nicht beeindruckten. Er dachte, dass sie vielleicht zu dumm war, um ihn zu verstehen. Immerhin war sie die Tochter ihres Vaters, und was war der für ein naiver Einfaltspinsel gewesen, zu glauben, dass Alford sein Freund war!

»Vielleicht antwortet sie dir nicht, weil sie nicht weiß, wie alt sie ist«, überlegte sein Freund. »Fang lieber mit den wichtigen Fragen an«, drängte er ihn. »Frag sie nach der Schatulle.«

Alford nickte zustimmend. »Also, Gillian«, begann er, und sein Ton war so sauer wie Essig. »Dein Vater hat Prinz John eine sehr wertvolle Schatulle gestohlen, und ich habe die Absicht, sie ihm wieder zurückzugeben. Es sind hübsche Juwelen auf der Oberfläche und den Seiten der Schatulle. Wenn du sie gesehen hättest, würdest du dich sicher daran erinnern«, fügte er hinzu. »Hast du oder hat deine Schwester diesen Schatz gesehen? Antworte mir«, befahl er, und seine Stimme wurde vor Zorn schrill. »Hast du gesehen, wo dein Vater diese Schatulle versteckt hat? Hast du das gesehen?«

Sie zeigte kein Anzeichen dafür, dass sie überhaupt ein Wort von dem, was er gesagt hatte, gehört hatte. Sie sah ihn lediglich unverwandt an. Der Baron stieß einen verärgerten Seufzer aus. Dann entschied er sich, so lange zurückzustarren, bis sie eingeschüchtert war.

In nur einem Atemzug änderte sich der Gesichtsausdruck des Kindes von Gleichgültigkeit zu Verachtung. Hell loderte der Hass in ihren Augen. Das machte ihn nervös, die Haare in seinem Nacken sträubten sich, und eine Gänsehaut überzog seine Arme. Es war unchristlich für ein Kind in einem so zarten Alter, eine solche Eindringlichkeit zu zeigen.

Sie ängstigte ihn. Wütend über seine eigenartige Reaktion auf das Mädchen, das wenig mehr als ein Baby war, besann sich Alford wieder seiner bewährten Grausamkeit. »Du bist ein kränklich aussehendes Kind mit dieser blassen Haut und dem tristen braunen Haar. Deine Schwester war die Hübschere von euch beiden, nicht wahr? Sag mir, Gillian, warst du eifersüchtig auf sie? Hast du sie deshalb die Treppe hinuntergestoßen? Die Frau, die dein Kinn genäht hat, hat mir gesagt, dass du und Christen die Treppe hinuntergefallen seid. Und einer der Soldaten, der bei euch war, hat der Frau erzählt, dass du deine Schwester gestoßen hast. Christen ist tot, das weißt du sicher, und es ist alles dein Fehler.« Er beugte sich vor und zeigte mit einem langen, knochigen Finger auf ihr Gesicht. »Du wirst den Rest deines Lebens mit dieser schwarzen Stunde leben müssen, wie kurz dieses Leben auch immer sein mag. Ich habe mich entschieden, dich ans Ende der Welt zu schicken«, fügte er gehässig hinzu. »In den unwirtlichen, kalten Norden von England, wo du bei den Heiden leben wirst, bis der Tag kommt, an dem ich dich wieder brauchen werde. Und jetzt geh mir aus den Augen. Du verursachst mir eine Gänsehaut.«

Zitternd vor Angst fragte Liese: »Mylord, darf ich das Kind nach Norden begleiten, um mich um es zu kümmern?«

Alford wandte seine Aufmerksamkeit der Dienerin zu, die in der Nähe des Eingangs stehen geblieben war. Er zuckte zusammen beim Anblick ihres vernarbten Gesichts. »Eine Hexe, die sich um eine andere Hexe kümmert?«, spottete er. »Mir ist es gleichgültig, ob du gehst oder bleibst. Tu, was du willst, aber schaff sie hier heraus, damit meine Freunde und ich nicht eine Sekunde länger unter ihrem üblen Blick leiden müssen.«

Als Alford hörte, wie seine eigene Stimme zitterte, wurde er noch wütender. Er griff nach einer hölzernen Schale, die auf dem Tisch stand, und warf damit nach dem Kind. Die Schale segelte an Gillians Kopf vorbei und verfehlte sie nur um ein Haar. Gillian zuckte weder zusammen, noch flatterten ihre Augenlider. Sie blieb unbeweglich stehen, nur ihre grünen Augen blitzten vor Hass.

Sah sie ihm bis in seine Seele? Bei dem Gedanken lief Alford ein Schauer über den Rücken.

»Raus«, brüllte er. »Schafft sie hier weg.«

Liese lief vor, um Gillian zu packen, dann rannte sie mit ihr aus dem Saal.

Sobald die beiden draußen in Sicherheit waren, drückte sie das kleine Mädchen an ihre Brust und flüsterte: »Jetzt ist alles vorbei, und wir werden diesen entsetzlichen Ort verlassen und nie wieder zurückschauen. Du wirst den Mörder deines Vaters niemals wiedersehen müssen, und ich brauche meinen Ehemann, Ector, nie wieder zu sehen. Wir beide werden zusammen ein neues Leben beginnen, und wenn Gott will, werden wir Frieden und Freude finden.«

Liese war entschlossen abzureisen, ehe Baron Alford seine Meinung ändern konnte. Die Erlaubnis, Dunhanshire zu verlassen, befreite sie, denn es bedeutete, dass sie auch Ector zurücklassen konnte. Ihr Ehemann war während des Angriffs auf das Schloss irrsinnig geworden. Nachdem er das Abschlachten der meisten Soldaten und der Diener im Haushalt miterlebt hatte und nur knapp mit dem eigenen Leben davongekommen war, hatte er durchgedreht und war so verrückt geworden wie ein tollwütiger Fuchs. Er streifte während der Tage durch die Hügel von Dunhanshire mit einem schmutzigen Tornister, der gefüllt war mit Steinen und Klumpen von Schmutz, die er seine Schätze nannte. In jeder Nacht machte er sich sein Lager in der südöstlichen Ecke der Ställe, wo man ihn allein ließ, damit er seine Albträume wenigstens ungestört durchleiden konnte. Seine Augen hatten einen glasigen, abwesenden Blick, und er murmelte ständig vor sich hin, dass er einmal ein reicher Mann werden würde, so reich wie König Richard selbst. Dann wieder schrie er Obszönitäten, weil es ihm zu lange dauerte, bis er seinen verdienten Lohn bekam. Selbst die Untreuen und ihr Anführer Alford, die jetzt, im Namen des abwesenden Königs, Dunhanshire für sich selbst beanspruchten, waren abergläubisch genug, um Ector gewähren zu lassen. Solange der wahnsinnige Mann sie in Ruhe ließ, ignorierten sie ihn. Einige der jüngeren Soldaten, so hatte man beobachtet, sanken auf die Knie und bekreuzigten sich, wenn Ector vorüberschlurfte. Das heilige Ritual war eine Art Talisman, um die Möglichkeit abzuwehren, von der Krankheit des Verrückten angesteckt zu werden. Sie wagten es nicht, ihn umzubringen, denn sie glaubten fest daran, dass die Dämonen, die Ectors Verstand in ihren Fängen hatten, auf sie übergehen und ihre Gedanken und Taten kontrollieren würden.

Liese hatte das Gefühl, dass Gott ihr einen Dispens von ihren Eheschwüren erteilt hatte. In den sieben Jahren, in denen sie mit Ector als Mann und Frau gelebt hatte, hatte Ector ihr niemals auch nur einen Anflug von Zuneigung gezeigt oder ihr ein freundliches Wort gegönnt. Er glaubte, dass es sein Vorrecht als ihr Ehemann war, sie zu schlagen, damit sie sich ihm unterwarf, um sich so einen Platz im Himmel zu sichern. Diese vermeintliche Pflicht erfüllte er mit freudigem Eifer. Er war ein harter, böser Mann, der als Kind von seinen ihn abgöttisch liebenden Eltern verhätschelt und verwöhnt worden war. Ector war der Meinung, dass er alles haben konnte, was er wollte. Er war davon überzeugt, dass er eigentlich ein Leben in Muße führen sollte, und jeder seiner Gedanken wurde von Geiz beherrscht. Drei Monate bevor Gillians Vater umgebracht wurde, hatte man Ector den begehrten Posten als oberster Vogt gegeben, weil er begabt war im Umgang mit Zahlen. Seitdem hatte er Zugang zu den riesigen Summen Geldes, die er als Pacht von den Bauern einzog, und er wusste genau, wie reich der Baron war. Habsucht schlich sich in sein Herz, und mit ihr kam die Bitterkeit, so scharf wie Galle, weil ihm nicht das gegeben worden war, was er als sein Anrecht betrachtete.

Ector war gleichzeitig ein Feigling. Während des Angriffs hatte Liese beobachtet, wie ihr Mann sich Gerta griff, die Köchin des Haushalts und Lieses beste Freundin, und sie als Schutzschild gegen die Pfeile benutzte, die im Schlosshof auf sie alle einprasselten. Als Gerta tot war, hatte Ector ihren Körper über den seinen gezogen und so getan, als sei er tot.

Die Schande war unaussprechlich, und Liese konnte ihrem Mann nur noch mit Abscheu begegnen. Sie wusste, dass sie sich in Gefahr befand, ihre eigene Seele zu verlieren, denn eine Kreatur Gottes so sehr zu verachten, wie sie Ector verachtete, war ganz sicher eine Sünde. Sie dankte Gott, dass er ihr eine zweite Chance gab, ihre Schuld abzutragen.

Sie sorgte sich darum, dass Ector der Gedanke kommen könnte, ihnen zu folgen. An dem Tag, an dem sie und Gillian abreisen sollten, nahm Liese das Kind mit in den Stall, um sich von Ector zu verabschieden. Sie umklammerte die Hand des kleinen Mädchens und marschierte in den Stall, wo ihr Mann sich eine Art Höhle geschaffen hatte. Sie entdeckte seinen mit Dung und Blut befleckten Tornister an einem Haken in der Ecke und rümpfte angeekelt die Nase. Er roch so schauderhaft wie der Mann, der vor ihr auf und ab tigerte.

Als sie ihn anrief, zuckte er zusammen, dann hechtete er zu seinem Tornister und versteckte ihn hinter seinem Rücken. Seine Augen huschten aufgeregt hin und her, während er sich hinhockte.

»Du alter Dummkopf«, schalt sie. »Niemand wird dir deinen Tornister stehlen. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich Dunhanshire zusammen mit Lady Gillian verlassen werde und dass ich dich Gott sei Dank niemals wiedersehen werde. Verstehst du, was ich dir sage? Hör auf, vor dich hin zu brabbeln, und sieh mich an. Ich möchte nicht, dass du hinter mir herkommst. Hast du das kapiert?«

Ector stieß ein leises Kichern aus. Gillian drängte sich näher an Liese und klammerte sich an ihren Rock. Die Frau beruhigte das Kind sofort. »Lass dir von ihm keine Angst machen«, flüsterte sie. »Ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas antut.« Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit mit Abscheu erneut ihrem Ehemann zu.

»Ich meine, was ich sage, Ector. Wage es nicht, mir zu folgen. Ich möchte dich niemals wiedersehen. Soweit es mich betrifft, bist du tot und begraben.«

Er schien ihr gar keine Aufmerksamkeit zu schenken. »Ich werde schon sehr bald meinen Lohn bekommen ... es wird alles mir gehören ... das Lösegeld eines Königs«, prahlte er heiser und schnaufte. »So, wie ich es verdiene ... sein Königreich als Lösegeld. Es wird mir gehören ... es wird alles mir gehören ...«

Liese drehte Gillians Kopf so, dass diese sie ansehen musste. »Erinnere dich an diesen Moment, Kind. Das ist es, was Feigheit aus einem Mann macht.«

Liese sah nie mehr zurück.

Baron Alford weigerte sich, die beiden von seinen Soldaten nach Norden begleiten zu lassen. Es belustigte ihn, dass diese Hexen zu Fuß gehen mussten. Die jungen Brüder Hathaway kümmerten sich jedoch um die beiden. Waldo und Henry, Pächter aus dem Nordwesten, nahmen ihre Pferde, mit deren Hilfe sie normalerweise das Land pflügten, und ihren Wagen, um sie zu begleiten. Beide Männer waren schwer bewaffnet, denn zahllose Räuber warteten nur darauf, ahnungslose Reisende zu überfallen.

Glücklicherweise verlief ihre Reise ohne Zwischenfälle, und Liese und Gillian wurden beide im Haushalt des Barons Morgan Chapman herzlich willkommen geheißen. Der Baron war Gillians angeheirateter Onkel. Ungeachtet dessen, dass er im Königreich einen guten Ruf besaß, betrachtete man ihn doch als Außenstehenden, und er wurde nur sehr selten an den Hof eingeladen. In seinen Adern floss das Blut der Highlander, und das machte ihn für die herrschende Kaste suspekt.

Zusätzlich war er Furcht einflößend anzusehen, denn er maß über einen Meter fünfundachtzig, hatte zerzaustes schwarzes Haar und ein ständig grimmig verzogenes Gesicht. Alford sah diese Abschiebung als Strafe für Gillian an, doch ihr Exil am Ende der Welt erwies sich für sie als Segen. Zwar wirkte ihr Onkel nach außen hin mürrisch und unnahbar, doch er besaß das Herz eines Heiligen. Er war ein sanfter, liebevoller Mann, dem ein einziger Blick auf die totenblasse Gillian genügte, um zu sehen, dass sie verwandte Seelen besaßen. Er raunzte Liese an, dass er sein friedliches Leben nicht von einem Kind stören lassen wolle, doch straften seine ruppigen Worte selbst sofort Lügen, indem er all seine Zeit aufwendete, Gillian zu heilen. Er liebte sie wie ein Vater und machte es sich zu seiner Aufgabe, sie wieder zum Sprechen zu bringen. Morgan wollte das Kind lachen hören, doch sorgte er sich, dass seine Hoffnungen nicht erfüllt werden würden.

Auch Liese machte es sich zur Pflicht, Gillian zu helfen, die Tragödie zu verarbeiten, die ihre Familie ausgelöscht hatte. Nach vielen Monaten, in denen sie ihr unentwegt geduldig zugeredet und versucht hatte, sie zu trösten, stand ihre Zofe wegen ihres Misserfolges kurz vor der Verzweiflung. Sie schlief zusammen mit dem kleinen Mädchen in einem Zimmer, damit sie es beruhigen und trösten konnte, wenn Gillians Albträume sie schreiend aufweckten.

Stücke der Erinnerung an diese entsetzliche Nacht, in der ihr Vater gestorben war, hatten sich tief in den Verstand des Kindes eingegraben. Wegen ihrer zarten Jugend fiel es ihr schwer, die Wahrheit von der Einbildung zu trennen, doch sie erinnerte sich daran, dass sie sich mit ihrer Schwester um das juwelenbesetzte Kästchen gestritten und versucht hatte, es Christen aus der Hand zu nehmen, um es auch einmal zu halten. Und sie wusste auch, dass sie danach die Treppe hinuntergefallen waren, die zu den Tunneln unter dem Schloss führte. Die gezackte Narbe unter ihrem Kinn war der Beweis dafür, dass sie das alles nicht nur geträumt hatte. Sie erinnerte sich daran, dass Christen geschrien hatte. Sie erinnerte sich auch noch an das Blut. In verschwommenen, verwirrten Bildern sah sie sowohl sich als auch Christen voller Blut. Die Albträume, die sie in den dunklen Stunden der Nacht heimsuchten, waren immer die gleichen. Gesichtslose Monster mit roten, glühenden Augen und langen, peitschenähnlichen Schwänzen verfolgten sie und Christen durch einen dunklen Tunnel, doch in diesen beängstigenden Träumen war nie sie es gewesen, die ihre Schwester umgebracht hatte. Es waren die Monster gewesen.

Es war in einer dieser Nächte, während eines heftigen Gewitters, als Gillian endlich sprach. Liese weckte sie auf, weil sie sich schreiend gegen irgendetwas wehrte, und wie immer, wickelte sie sie auch diesmal in eine der weichen, karierten schottischen Decken ihres Onkels und trug sie durch das Zimmer, um sich mit ihr ans Feuer zu setzen.

Die untersetzte Frau nahm das Kind in ihre Arme und tröstete es. »Es ist nicht richtig, dass du dich so quälst, Gillian. Du sagst den ganzen Tag über kein Wort, und dann heulst du in der Nacht wie ein einsamer Wolf. Ist es, weil du den ganzen Schmerz in dir verschließt und ihn nicht rauslässt? Ist das der Grund dafür, mein kleiner Engel? Sprich mit mir, Kind. Erzähl mir, was dein Herz so bedrückt.«

Liese erwartete keine Antwort, und beinahe hätte sie das kleine Mädchen vor lauter Schreck fallen gelassen, als sie sein Flüstern hörte.

»Was hast du gesagt?«, fragte sie, ein wenig lauter, als sie es beabsichtigt hatte.

»Ich wollte Christen nicht umbringen. Das habe ich nicht gewollt.«

Liese brach in Tränen aus. »Oh, Gillian, du hast Christen nicht umgebracht. Das habe ich dir doch immer wieder erzählt. Ich habe gehört, was Baron Alford zu dir gesagt hat, aber er lügt. Warum willst du das denn nicht glauben? Baron Alford ist nur grausam zu dir.«

»Sie ist tot.«

»Nein, sie ist nicht tot.«

Gillian blickte zu Liese auf und versuchte, von ihrem Gesichtsausdruck abzulesen, ob sie ihr die Wahrheit sagte. Sie wünschte sich verzweifelt, ihr glauben zu können.

»Christen lebt«, versicherte ihr Liese noch einmal und nickte bekräftigend. »Hör mir zu. Ganz gleich, wie schrecklich die Wahrheit auch sein wird, ich würde dich niemals, niemals anlügen.«

»Ich erinnere mich an das Blut.«

»In deinen Albträumen?«

Gillian nickte. »Ich habe Christen die Stufen hinuntergestoßen. Papa hat meine Hand gehalten, aber dann hat er mich losgelassen. Ector war auch da.«

»Du hast das alles durcheinandergebracht. Weder dein Vater noch Ector waren dabei.«

Gillian legte den Kopf auf Lieses Schulter. »Ector ist verrückt.«

»Aye, das ist er«, stimmte ihr Liese zu.

»Warst du auch in dem Tunnel mit mir?«, wollte Gillian wissen. »Nein, aber ich weiß, was passiert ist. Während Maude deine Wunde genäht hat, hat einer der Soldaten, der zusammen mit dir in dem Tunnel war, es ihr erzählt. Du und deine Schwester, ihr wurdet aufgeweckt und in das Zimmer deines Vaters gebracht.«

»William hat mich getragen.«

»Ja.«

»Es war dunkel draußen.«

Liese fühlte, wie ein Schauer durch Gillians Körper lief, und nahm sie fester in den Arm. »Ja, es war mitten in der Nacht, und Alford und seine Soldaten hatten bereits die inneren Mauern des Schlosses überwunden.«

»Ich erinnere mich daran, dass die Wand in Papas Zimmer sich geöffnet hat.«

»Die geheime Tür führte zu der Treppe hinunter in den Tunnel. Es waren vier Soldaten bei deinem Vater, vier Männer, denen er dein Wohlergehen anvertraut hat. Du kennst sie, Gillian. Tom war dort und Spencer und Lawrence und William. Spencer war derjenige, der Maude erzählt hat, was geschehen ist. Sie haben euch in den geheimen Gang geführt und Fackeln bei sich getragen, um den Weg zu erhellen.«

»Ich darf aber niemals etwas von der Geheimtür erzählen.«

Liese lächelte. »Ich weiß, dass es in deinem Schlafzimmer auch eine solche Tür gibt.«

»Woher weißt du das? Hat vielleicht Christen dir das verraten?«

»Nein, das hat sie nicht«, antwortete Liese. »Ich habe dich jeden Abend in dein Bett gebracht, doch an fast jedem Morgen habe ich dich in Christens Zimmer gefunden. Also habe ich angenommen, dass es einen Verbindungsgang zwischen euren Zimmern gab, denn ich wusste, dass du dunkle Orte meidest, und der Flur vor euren Schlafzimmern war sehr dunkel. Also musstest du einen anderen Weg entdeckt haben.«

»Wirst du mir den Popo versohlen, weil ich es verraten habe?«

»Oh, um Himmels willen, nein, Schätzchen. Ich würde dich niemals schlagen.«

»Papa hat mich auch niemals geschlagen, aber er hat immer gedroht, er würde es tun. Er hat nur Spaß mit mir gemacht, nicht wahr?«

»Natürlich«, antwortete Liese.

»Hat Papa meine Hand gehalten?«

»Nein, er ist nicht mit euch in dem Gang gewesen. Es wäre nicht ehrenhaft, wenn er vor dem Kampf geflohen wäre, und dein Vater war ein ehrenwerter Mann. Er ist bei seinen Soldaten geblieben.«

»Ich habe Christen die Treppe hinuntergestoßen, und sie hatte Blut an sich. Sie hat nicht geweint. Ich habe sie umgebracht.« Liese seufzte. »Ich weiß, dass du noch viel zu jung bist, um das zu verstehen, aber ich möchte, dass du es trotzdem versuchst. Christen ist die Treppe hinuntergefallen und du auch. Spencer hat Maude erzählt, dass er glaubte, William wäre ausgerutscht und dann gegen Lawrence gestoßen. Der Steinboden war glitschig, aber William hat darauf bestanden, dass jemand ihn von hinten gestoßen hat.«

»Vielleicht war ich es, die ihn gestoßen hat«, sprach Gillian ihre Gedanken laut aus.

»Du bist viel zu klein, als dass ein erwachsener Mann deinetwegen die Balance verlieren würde. Du hast gar nicht genügend Kraft.«

»Aber vielleicht ...«

»Du bist nicht dafür verantwortlich«, erklärte Liese entschlossen. »Es ist ein Wunder, dass keiner von euch dabei umgekommen ist. Deine Wunde musste allerdings genäht werden, und deshalb haben Spencer und William dich zu Maude gebracht. William hat draußen vor der Hütte Wache gestanden, bis der Kampf der Hütte zu nahe kam. Maude hat gesagt, er hätte verzweifelt versucht, dich in Sicherheit zu bringen, doch als Maude fertig war mit der Versorgung deiner Wunde, hatten Baron Alford und seine Soldaten den Hof bereits umstellt, und eine Flucht wurde unmöglich. Man hat euch gefangen genommen und zurück ins Schloss gebracht.«

»Ist Christen auch gefangen genommen worden?«

»Nein, sie wurde weggebracht, ehe man den Tunnel entdeckte.«

»Und wo ist Christen jetzt?«

»Das weiß ich nicht«, gestand Liese. »Aber eventuell kann dein Onkel Morgan es dir sagen. Morgen kannst du zu ihm gehen und ihn fragen. Er liebt dich wie eine Tochter, Gillian, und ich weiß, dass er dir helfen wird, deine Schwester zu finden. Ich bin sicher, dass sie dich auch vermisst.«

»Vielleicht hat sie sich verirrt.«

»Nein, sie hat sich nicht verirrt.«

»Aber wenn sie sich verirrt hat, wird sie schreckliche Angst haben.«

»Kind, sie hat sich nicht verirrt. Sie ist irgendwo in Sicherheit vor Baron Alford. Glaubst du mir jetzt? Glaubst du in deinem Herzen, dass deine Schwester lebt?«

Gillian nickte. Sie begann, eine von Lieses langen Locken um ihren Finger zu drehen. »Ich glaube dir«, flüsterte sie und gähnte. »Wann wird Papa kommen und mich nach Hause bringen?«

Lieses Augen füllten sich wieder mit Tränen. »Ach, Liebling, dein Papa kann dich nicht holen kommen. Er ist tot. Alford hat ihn umgebracht.«

»Er hat meinem Papa ein Messer in den Bauch gestoßen.«

»Lieber Gott, hast du das etwa gesehen?«

»Papa hat nicht geweint.«

»Oh, mein armer Engel ...«

»Vielleicht kann Maude Papas Wunde nähen, und dann kann er kommen und mich nach Hause bringen.«

»Nein, er kann dich nicht holen. Er ist tot, und die Toten können nicht wieder lebendig werden.«

Gillian ließ Lieses Haar wieder los und schloss die Augen. »Ist Papa im Himmel bei Mama?«

»Das ist er ganz sicher.«

»Ich möchte auch in den Himmel.«

»Für dich ist die Zeit noch nicht gekommen, in den Himmel zu gehen. Du hast noch ein langes Leben vor dir, Gillian. Danach kannst du in den Himmel gehen.«

Gillian presste die Augen zusammen, doch sie weinte nicht. »Papa ist in dieser Nacht gestorben.«

»Ja, das ist er.«

Es verging eine lange Weile, ehe Gillian wieder sprach. Ganz leise flüsterte sie: »Schlimme Dinge geschehen in der Nacht.«

1

SCHOTTLAND, VIERZEHN JAHRE SPÄTER

Das Schicksal des gesamten MacPherson-Clans lag in den Händen des Gutsherrn Laird Ramsey Sinclair. Nach der Geburt von Alan Doyle und dem friedlichen Dahinscheiden von Walter Flanders gab es genau neunhundertzweiundzwanzig MacPhersons, und die große Mehrheit dieser stolzen Männer und Frauen brauchten und wünschten sich verzweifelt den Schutz Ramseys.

Den MacPhersons ging es schlecht. Ihr Anführer, ein alter Mann namens Lochlan mit ausdruckslosen Augen und einem bösartigen Temperament, war im letzten Jahr gestorben, noch dazu von seiner eigenen Hand, was Gott ihm vergeben möge. Seine Clanmitglieder waren von der feigen Tat ihres Lairds erschüttert und abgestoßen gewesen und konnten noch immer nicht offen darüber reden. Keiner der jüngeren Männer hatte nachdrücklich sein Recht beansprucht, den Clan zu führen; in Wahrheit wollten wohl die meisten von ihnen gar nicht in Lochlans Fußstapfen treten, weil sie glaubten, dass er diese Position verunglimpft hatte, als er sich selbst tötete. Er musste verrückt gewesen sein, folgerten sie, denn ein vernünftiger Mann würde niemals eine solche Sünde begehen. Er wusste doch, dass er die Ewigkeit im Höllenfeuer verbringen musste, weil er Gott auf diese Weise beleidigt hatte.

Die beiden Ältesten, die sich bereit erklärt hatten, den MacPhersons-Clan vorübergehend zu führen, Brisbane Andrews und Otis MacPherson, waren alt und erschöpft von dem mehr als zwanzig Jahre andauernden Kampf mit den landhungrigen Clans im Osten, Süden und Westen ihres Landes. Die Kämpfe waren zehnmal heftiger geworden nach dem Tod ihres Lairds, denn ihre Feinde kannten ihre Verletzlichkeit wegen des Mangels an Führung. Verzweifelte Zeiten erforderten kluge Maßnahmen, deshalb hatten Brisbane und Otis, mit Zustimmung ihres Clans, sich entschlossen, während der jährlichen Frühjahrsfeierlichkeiten mit Laird Ramsey Sinclair zu sprechen. Der gesellschaftliche Anlass schien die ideale Gelegenheit zu sein, ihre Bitte anzubringen, da es ein ungeschriebenes Gesetz war, dass alle Clans in den beiden Wochen der Wettkämpfe ihre Feindseligkeiten vergaßen und sich freundschaftlich wie eine Familie begegneten. Es waren Tage, in denen alte Bekanntschaften erneuert und vergessener Groll wieder zum Leben erweckt wurde. Doch was am wichtigsten war: In diesen Wochen wurden Eheverträge besiegelt. Väter von heiratsfähigen Töchtern verbrachten die meiste Zeit damit, ihre Kinder vor ungewollten Freiern zu schützen, während sie gleichzeitig versuchten, um die bestmögliche Verbindung zu feilschen. Fast alle Männer fanden, dass diese beiden Wochen eine höchst belebende Unterhaltung waren.

Weil das Land der Sinclairs in der südlichen Ecke an das der MacPhersons grenzte, nahm Ramsey an, dass die beiden Anführer der MacPhersons mit ihm über ein mögliches Bündnis sprechen wollten. Doch es stellte sich heraus, dass die beiden alten Männer noch viel mehr wollten. Sie hatten an eine Verbindung gedacht – an eine Ehe, sozusagen – zwischen den beiden Clans. Dazu waren sie sogar bereit, ihren Namen aufzugeben und Sinclairs zu werden, wenn der Laird ihnen sein ehrliches Wort geben würde, dass jeder MacPherson so behandelt werden würde, als sei er als Sinclair geboren worden. Sie wollten Gleichheit für all die neunhundertzweiundzwanzig Mitglieder ihres Clans.

Ramsey Sinclairs Zelt hatte das Ausmaß einer geräumigen Hütte. Es war groß genug, um die Versammlung aufzunehmen. In der Mitte des Zeltes stand ein kleiner runder Tisch mit vier Stühlen, einige Matten zum Schlafen lagen verstreut auf dem Boden. Ramseys militärischer Anführer Gideon und zwei weitere erfahrene Kämpfer der Sinclairs, Anthony und Faudron, waren anwesend. Michael Sinclair, Ramseys jüngerer Bruder, zappelte unruhig in einer Ecke herum und wartete darauf, dass er wieder hinausdurfte, um sich die Feierlichkeiten anzusehen. Das Kind war bereits einmal ermahnt worden, weil es die Besprechung unterbrochen hatte. Jetzt senkte es verlegen den Kopf.

Brisbane Andrews, ein mürrischer alter Mann mit einem stechenden Blick und rauer Stimme, trat vor, um zu erklären, warum die MacPhersons eine Vereinigung wollten.

»Wir haben junge, gesunde Soldaten, doch sie sind schlecht ausgebildet, und sie können ihre Frauen und Kinder nicht gegen die Angreifer verteidigen. Wir brauchen Eure Stärke, um die Feinde zurückzuhalten, damit wir ein friedliches Leben führen können.«

Otis MacPherson, der in den Highlands eine Legende war wegen der bemerkenswerten, höchst gepriesenen Heldentaten in seiner Jugend, setzte sich auf den Stuhl, den Ramsey ihm anbot, verschränkte die knotigen Hände auf seinen Knien und deutete mit dem Kopf in Michaels Richtung. »Laird, vielleicht wäre es besser, wenn Ihr der Bitte Eures Bruders lauschen und ihm erlauben würdet zu gehen, ehe wir mit unserer Diskussion fortfahren. Kinder verraten oft ungewollt Geheimnisse, und ich möchte nicht, dass jemand von dieser ... Verschmelzung ... erfährt, ehe Ihr sie akzeptiert oder abgelehnt habt.«

Ramsey stimmte ihm zu und wandte sich an seinen Bruder. »Was möchtest du tun, Michael?«

Der Junge war zutiefst eingeschüchtert in der Nähe seines älteren Bruders, denn er kannte ihn kaum. Er hatte ihn erst wenige Male in seinem Leben gesehen. Ramsey hatte als traditioneller Abgesandter auf dem Besitz der Maitlands gelebt. Nach den obligatorischen Jahren der Ausbildung zu einem fähigen Kämpfer war er erst in sein Heim zurückgekehrt, als sein Vater ihn auf dem Totenbett zu sich gerufen hatte. Die Brüder waren einander beinahe fremd, doch Ramsey, der sich im Umgang mit Kindern unbeholfen fühlte, war entschlossen, dieses so bald wie möglich zu ändern.

»Ich möchte mit meinem neuen Freund zum Fischen gehen«, stotterte Michael, der den Kopf noch immer gesenkt hielt. »Wenn Ihr damit einverstanden seid, Laird.«

»Sieh mich an, wenn du mit mir redest«, befahl ihm Ramsey.

Michael gehorchte sofort. Er wiederholte seine Frage und fügte diesmal noch das Wörtchen »bitte« hinzu.

Ramsey sah die Furcht in den Augen des Kleinen und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sich der Junge daran gewöhnt hatte, ihn als Bruder zu akzeptieren. Das Kind trauerte noch immer um ihren Vater, und Ramsey wusste, dass Michael das Gefühl hatte, verlassen worden zu sein. Der Junge erinnerte sich nicht mehr an seine Mutter – sie war gestorben, als er erst ein Jahr alt war –, doch er hatte ihrem gemeinsamen Vater sehr nahegestanden. Ramsey hoffte, dass mit Zeit und Geduld Michael lernen würde, ihm zu vertrauen, und dass er vielleicht auch wieder lernen würde zu lächeln.

»Du wirst nicht in die Nähe der Wasserfälle gehen, und du wirst vor Sonnenuntergang zurück in dieses Zelt kommen«, bestimmte er.

»Ich werde vor Sonnenuntergang zurück sein«, versprach Michael. »Darf ich jetzt gehen?«

»Ja«, antwortete Ramsey und sah dann voller Missbilligung, wie sein kleiner Bruder über seine eigenen Füße stolperte und in seiner Eile, zu seinem Freund zu kommen, einen Stuhl umwarf. »Michael«, rief er, als sein Bruder aus dem Zelt rennen wollte. »Hast du nicht etwas vergessen?«

Das Kind sah ihn verwirrt an, bis Ramsey mit dem Kopf auf ihre Besucher deutete. Hastig lief Michael zu den beiden Männern, verbeugte sich vor ihnen und platzte heraus: »Darf ich bitte gehen?«

Otis und Brisbane gaben ihre Erlaubnis und lächelten, als sie dem Kind nachblickten, das aus dem Zelt lief.

»Der Junge ist Euch sehr ähnlich, Laird«, meinte Brisbane. »Er ist ein wahres Abbild von Euch. Ich erinnere mich noch an Euch als Jungen. Wenn Gott es will, wird Michael zu einem tapferen Krieger heranwachsen, einem guten Menschenführer.«

»Jawohl«, stimmte Otis ihm zu. »Unter der richtigen Leitung könnte er ein weises Clanoberhaupt werden, doch es ist mir nicht entgangen, dass das Kind seinen Bruder fürchtet. Wie kommt das, Laird?«

Ramsey war nicht beleidigt wegen dieser Frage, denn der alte Mann sprach die Wahrheit und sagte nur das, was er bemerkt hatte. »Ich bin für den Jungen ein Fremder, doch mit der Zeit wird er schon noch lernen, mir zu vertrauen.«

»Und er wird darauf vertrauen, dass Ihr ihn nicht auch noch verlasst?«, fragte Otis.

»Ja«, antwortete Ramsey und staunte, wie aufmerksam der alte Mann war.

»Ich erinnere mich daran, als Euer Vater sich entschied, noch einmal zu heiraten«, meinte Brisbane. »Ich dachte, Alisdair wäre zu alt und zu sehr verwurzelt in seinem kriegerischen Leben, um sich noch einmal eine Frau zu nehmen. Eure Mutter war damals schon über zehn Jahre tot, doch er hat mich eines Besseren belehrt, und er schien sehr zufrieden zu sein mit seinem Dasein. Habt Ihr Glynnes, seine zweite Frau, kennen gelernt?«

»Ich war auf ihrer Hochzeit«, antwortete Ramsey. »Weil sie so viel jünger war als mein Vater, war er sicher, dass er zuerst sterben würde, und ihm lag daran, dass sie gut versorgt war«, erklärte er.

»Und Ihr habt seine Wünsche erfüllt?«, fragte Otis und lächelte.

»Ich bin sein Sohn«, antwortete Ramsey. »Ich hätte alles getan, was er von mir verlangt hätte.«

Otis wandte sich an seinen Freund. »Laird Sinclair würde niemals jemandem, der in Not ist, den Rücken zukehren.«

Ramsey hatte genug Zeit damit verschwendet, über persönliche Dinge zu reden, und führte die Unterhaltung zurück zu ihrem wahren Zweck. »Ihr habt gesagt, dass Ihr meinen Schutz haben wollt, aber könntet Ihr das nicht auch mit einem einfachen Bündnis erreichen?«

»Eure Soldaten würden Tag und Nacht unsere Grenzen bewachen müssen«, meinte Otis. »Und mit der Zeit würden sie dieser Pflicht müde werden. Aber wenn Ihr das Land besitzen würdet ...«

»Ja«, stimmte ihm Brisbane bei. »Wenn die Sinclairs die Besitzer des Landes wären, würdet Ihr das Land um jeden Preis beschützen. Wir haben ...« Er hielt plötzlich inne, denn er war so erstaunt über die Tatsache, dass Ramsey vorgetreten war, um ihnen Wein in ihre leeren Gläser einzuschenken, dass er den Faden verloren hatte. »Ihr seid Laird ... dennoch bedient Ihr uns, als wäret Ihr unser Knappe. Wisst Ihr denn nicht, welche Macht Ihr besitzt?«

Ramsey lächelte über das Erstaunen der beiden Männer. »Ich weiß, dass Ihr in meinem Zelt Gäste seid«, antwortete er. »Und Ihr seid älter als ich. Daher ist es meine Pflicht, mich um Euer Wohlergehen zu kümmern.«

Die Männer fühlten sich von seinen Worten geehrt. »Ihr besitzt das Herz Eures Vaters«, lobte ihn Otis. »Es tut gut zu sehen, dass Alisdair in seinem Sohn weiterlebt.«

Der Laird akzeptierte das Kompliment mit einem Nicken und führte dann die Männer auf das Kernthema zurück. »Ihr sagtet gerade, dass ich das Land um jeden Preis schützen würde, wenn es mir gehörte?«

»Aye«, stimmte Otis ihm zu. »Und wir haben im Gegenzug für diese Vereinigung sehr viel zu bieten. Unser Land ist reich an Bodenschätzen. Unsere Seen sind voller fetter Fische, unsere Erde ist fruchtbar, und unsere Hügel sind voller Schafe.«

»Und deshalb werden wir auch an allen Grenzen ständig angegriffen, von den Campbells, den Hamiltons und den Boswells. Sie alle wollen unser Land haben, unsere Gewässer und unsere Frauen, aber der Rest von uns soll zur Hölle fahren.«

Ramsey zeigte nach außen hin keine Reaktion auf diesen leidenschaftlichen Ausbruch. Er begann, mit gesenktem Kopf und mit hinter dem Rücken verschränkten Händen in dem Zelt auf und ab zu laufen.

»Mit Eurer Erlaubnis, Laird, würde ich gern ein paar Fragen stellen«, bat Gideon.

»Wie Ihr wünscht«, wandte sich Ramsey an seinen Kommandanten.

Gideon wandte sich an Otis. »Wie viele Soldaten zählt Ihr unter den MacPhersons?«

»Beinahe zweihundert«, antwortete dieser. »Aber wie Brisbane bereits erklärte, sind sie nicht anständig ausgebildet.«

»Und es gibt noch etwa einhundert mehr, die in dem Alter sind, wo sie die Ausbildung beginnen sollten«, warf Brisbane ein. »Ihr könntet sie unbesiegbar machen, Laird«, versicherte er. »So unbesiegbar wie die Spartaner von Laird Brodick Buchanan. Aye, das ist möglich, denn sie besitzen bereits den Verstand und die Herzen von Kriegern.«

»Ihr nennt Brodicks Soldaten Spartaner?«, fragte Gideon lächelnd.

»Das tun wir, denn genau das sind sie auch«, antwortete Otis. »Habt Ihr denn nicht von Euren Vätern und Großvätern die Geschichten gehört von den Spartanern der alten Zeiten, so wie wir?«

Gideon nickte. »Die meisten der Geschichten waren sehr übertrieben.«

»Nein, die meisten waren wahr«, antwortete Otis. »Die Geschichten wurden von den heiligen Mönchen niedergeschrieben und ungezählte Male weitererzählt. Sie waren ein barbarischer Stamm«, fügte er mit einem Stirnrunzeln hinzu. »Sündhaft stolz, doch außergewöhnlich tapfer. Man sagt, dass sie lieber durch das Schwert starben, anstatt ein Argument zu verlieren. Meiner Meinung nach waren sie ein störrischer Haufen.«

»Wir möchten nicht, dass unsere Soldaten so rücksichtslos werden wie die Krieger Buchanans«, warf Brisbane schnell ein.

Ramsey lachte. »Aye, Brodicks Soldaten sind wirklich rücksichtslos.« Sein Lächeln verschwand, als er weitersprach. »Das solltet Ihr wissen, meine Herren. Obwohl wir oft in unseren Meinungen nicht übereinstimmen, so zähle ich doch Brodick zu einem meiner engsten Freunde. Er ist für mich wie ein Bruder. Jedoch werde ich an dem, was Ihr über ihn gesagt habt, keinen Anstoß nehmen, denn ich weiß, dass Brodick erfreut darüber wäre, wenn er wüsste, dass ihr ihn als rücksichtslos anseht.«

»Der Mann herrscht mit Leidenschaft«, meinte Otis.

»Ja, das tut er«, stimmte ihm Ramsey bei. »Aber er ist auch übermäßig fair.«

»Ihr wurdet beide von Iain Maitland ausgebildet, nicht wahr?«, wollte Brisbane wissen.

»Ja, das stimmt.«

»Laird Maitland herrscht voller Klugheit über seinen Clan.«