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Sie hat ihm das Leben gerettet. Kann er jetzt auch ihres retten?
Theo Buchanan widmet sein Leben der Verbrechensbekämpfung. Doch im Gegensatz zu seinem Bruder Nick, der als FBI-Agent tätig ist, verbringt er als Anwalt die meiste Zeit am Schreibtisch - bis er Dr. Michelle Renard zu Hilfe kommt, einer schönen und brillanten Chirurgin, die ihm kürzlich das Leben gerettet hat. Michelles Klinik wurde verwüstet, und die Ermittlungen bringen einen tödlichen Ring von Kriminellen ans Licht, die ihre Geheimhaltung um jeden Preis wahren wollen. Sie nennen sich selbst den Sowing Club und setzen alles daran, Michelle, die verhängnisvolle Beweise gegen sie hat, zum Schweigen zu bringen ...
Spannung pur - die prickelnde Romantic Suspense Reihe um die Familie Buchanan und ihre Freunde von New York Times Bestsellerautorin Julie Garwood:
Band 1: Zum Sterben schön
Band 2: Gnade
Band 3: Ein mörderisches Geschäft
Band 4: Mord nach Liste
Band 5: Sanft sollst du brennen
Band 6: Schattentanz
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Seitenzahl: 632
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Grußwort des Verlags
Über dieses Buch
Titel
Widmung
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Über die Autorin
Weitere Titel der Autorin
Impressum
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Theo Buchanan widmet sein Leben der Verbrechensbekämpfung. Doch im Gegensatz zu seinem Bruder Nick, der als FBI-Agent tätig ist, verbringt er als Anwalt die meiste Zeit am Schreibtisch – bis er Dr. Michelle Renard zu Hilfe kommt, einer schönen und brillanten Chirurgin, die ihm kürzlich das Leben gerettet hat. Michelles Klinik wurde verwüstet, und die Ermittlungen bringen einen tödlichen Ring von Kriminellen ans Licht, die ihre Geheimhaltung um jeden Preis wahren wollen. Sie nennen sich selbst den Sowing Club und setzen alles daran, Michelle, die verhängnisvolle Beweise gegen sie hat, zum Schweigen zu bringen ...
Julie Garwood
Gnade
Aus dem amerikanischen Englisch von Ursula Walther
Für meine Schwester Mary Colette (Cookie) Benson – für deinen Humor und deine Herzlichkeit
Ich hatte Ambitionen – eine Sünde,durch die Engel gefallen sind.Ich stieg Schritt für Schritt, o Gott,hinunter in die Hölle.
W. H. Davies, Ehrgeiz
Das Mädchen konnte perfekt mit dem Messer umgehen. Die Kleine war ein echtes Naturtalent, Gott der Allmächtige hatte ihr diese Gabe gegeben. Zumindest behauptete das ihr Vater Big Daddy Jake Renard, als sie im zarten Alter von fünfeinhalb ihre erste Forelle mit der Präzision und dem Geschick eines Profis ausnahm. Ihr Vater war sehr stolz, hob sie hoch, setzte sie sich auf die Schultern – die mageren kleinen Knie drückten sich rechts und links an sein Gesicht – und trug sie hinunter zu seiner Lieblingskneipe, dem Schwan. Er setzte die Kleine auf die Theke, und seine Freunde scharten sich neugierig um die beiden. Sie wollten zusehen, wie das Kind einen weiteren Fisch ausnahm, den Jake in der Gesäßtasche seines abgetragenen Overalls mitgebracht hatte. Milo Müllen war dermaßen beeindruckt, dass er anbot, die Kleine für fünfzig Dollar bar auf die Hand zu kaufen. Er behauptete großspurig, er würde mit ihr innerhalb einer Woche das Dreifache verdienen, wenn er sie an die Fischer vermietete, die in den Hütten am Bayou lebten.
Big Daddy Jake wusste, dass Milo ihm auf diese Weise schmeicheln wollte, und nahm ihm das Gerede nicht übel. Zumal Milo ihm ein Bier spendierte und einen netten Trinkspruch auf seine talentierte Tochter ausbrachte.
Jake hatte drei Kinder. Remy, das älteste, und John Paul, das ein Jahr jüngere, waren noch nicht einmal Teenager, aber Jake erkannte schon jetzt, dass sie eines Tages größer sein würden als er. Die Jungs waren Rabauken. Beide waren schlau und gerissen, und ständig führten sie irgendetwas im Schilde. Jake war stolz auf seine Jungs, aber die kleine Michelle war sein Augenstern. Bei ihrer Geburt war ihre Mutter um ein Haar gestorben. Aber es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, Michelle dafür verantwortlich zu machen. Seine wunderbare Ellie hatte bei der letzten Presswehe einen Schlaganfall erlitten, und nachdem ihre Tochter von der Hebamme rasch gewaschen und in saubere Decken gewickelt worden war, wurde Ellie sofort auf eine Trage gehoben und ins Krankenhaus nach St. Claire gebracht. Eine Woche später, als die Ärzte feststellten, dass sie nie mehr aufwachen würde, transportierte man sie mit einem Krankenwagen in eine staatliche Einrichtung. Ellies behandelnder Arzt nannte dieses schreckliche Haus Pflegeheim, aber Big Daddy brauchte nur einen Blick auf das strenge graue Steingebäude und den zweieinhalb Meter hohen Eisenzaun zu werfen, um zu wissen, dass der Arzt log. Das war kein Heim, es war die Vorstufe zur Hölle, ein Bereich auf Erden, in dem arme verlorene Seelen Buße taten, bis Gott beschloss, sie zu sich in den Himmel zu holen.
Als Jake seine Frau zum ersten Mal besuchte, brach er in Tränen aus, aber danach weinte er nie mehr. Das änderte schließlich nichts an Ellies Zustand, und das machte auch das grässliche Haus, in dem sie nun lag, nicht weniger finster.
Auf beiden Seiten des langen Korridors reihte sich Tür an Tür, durch die man in die Krankenzimmer mit hellgrünen Wänden, grauem Linoleumboden und wackeligen alten Betten gelangte, die jedes Mal quietschten, wenn man die Seitengitter hoch- oder hinunterschob. Ellie war in einem großen, quadratischen Raum untergebracht, zusammen mit elf anderen Patienten, von denen nur wenige wach waren. Die meisten von ihnen lagen im Koma. Der Raum war so klein, dass Jake nicht einmal einen Stuhl neben Ellies Bett stellen konnte, um sich ein Weilchen zu ihr zu setzen und mit ihr zu sprechen.
Jake hätte sich noch schlechter gefühlt, wenn seiner Frau bewusst gewesen wäre, wo sie sich befand, aber ihr Gehirn hielt sie in tiefem Schlaf gefangen. Was sie nicht wusste, konnte sie nicht aufregen, entschied er, und dieser Gedanke gab ihm seinen Seelenfrieden zurück.
Jeden Sonntagnachmittag, sobald er sein Mittagsschläfchen beendet und seine lähmende Traurigkeit abgeschüttelt hatte, besuchte er Ellie zusammen mit Michelle. Sie standen dann Hand in Hand am Fußende von Ellies Bett und schauten sie meist zehn bis fünfzehn Minuten lang an. Danach gingen sie wieder. Manchmal pflückte Michelle ein paar Blumen, band sie mit einem Bindfaden zu einem Strauß zusammen und machte eine hübsche Schleife darum. Diese Sträußchen legte sie auf das Kopfkissen ihrer Mutter, damit sie den süßen Duft riechen konnte. Ein paar Mal flocht sie einen Kranz aus Gänseblümchen und legte ihn Ellie auf den Kopf. Ihr Daddy sagte stets, dass ihre Mutter mit dieser Krone so schön aussah wie eine Prinzessin.
Jake Renards Schicksal wendete sich einige Jahre später, und zwar als er sechzigtausend Dollar bei einer privaten Lotterie gewann. Da dieses Glücksspiel nicht legal war und die Behörden noch keinen Wind davon bekommen hatten, brauchte Jake den Gewinn auch nicht zu versteuern. Er überlegte, ob er das Geld dazu verwenden sollte, seine Frau in ein komfortableres Heim verlegen zu lassen, aber in seinem Innern hörte er Ellies Stimme, die ihn schalt, weil er so unvernünftig war und das Geld für etwas derart Unnützes verschleudern wollte. Deshalb beschloss Jake, mit einem Teil des Geldes den Schwan zu kaufen. Er wollte, dass seine Jungs eine Zukunft hatten. Sobald sie erwachsen waren, sollten sie die Kneipe weiterführen. Sie sollten nicht ihr Leben lang irgendwelchen Weibern nachjagen, sondern mussten in der Lage sein, Frau und Kinder zu ernähren. Den Rest des Gewinns legte Jake für sein Alter beiseite.
Wenn Michelle nicht in der Schule war, nahm er sie überall mit hin. Jake fand, dass sie eigentlich gar keine Ausbildung brauchte, aber der Staat war da anderer Ansicht. Beim Angeln saß sie stets neben ihm und vertrieb sich die Zeit, indem sie wie ein Wasserfall plapperte oder ihm etwas vorlas. Ständig musste er mit ihr in die Bibliothek gehen, um Bücher auszuleihen. Während Jake täglich sein Nachmittagsschläfchen hielt, deckte Michelle den Tisch, und ihre Brüder bereiteten das Abendessen zu, das die Familie stets schon am späten Nachmittag einnahm. Michelle war inzwischen eine richtige kleine Hausfrau. Sie hielt die Wohnung in Ordnung – keine leichte Aufgabe, da ihr Vater und ihre Brüder ziemlich nachlässig waren –, und in den Sommermonaten machte sie die Räume besonders hübsch, indem sie überall Blumensträuße in Marmeladengläsern aufstellte.
Am Abend begleitete Michelle Big Daddy immer zu seiner Spätschicht im Schwan. Manchmal rollte sich das kleine Mädchen wie eine Katze in einer Ecke zusammen und schlief ein. Jake trug sie dann in den Lagerraum hinter der Bar und legte sie auf das Bett, das er dort für sie aufgestellt hatte. Er genoss jede Minute, die er mit seiner Tochter zusammen sein konnte, denn er war fest davon überzeugt, dass sie mit achtzehn wie alle anderen Mädchen in der Gemeinde ein Kind erwarten und kurz darauf heiraten würde.
Es war keineswegs so, dass er seiner Tochter nichts anderes zutraute. Aber in der Gegend von Bowen, Louisiana, heirateten alle Mädchen jung, und Jake war einfach Realist. Er glaubte nicht, dass sich seine Tochter in diesem Punkt von den anderen Mädchen unterschied. Für sie und die Jungs gab es nicht viel mehr zu tun, als miteinander zu flirten, und es war schlichtweg unvermeidlich, dass die Mädchen schließlich schwanger wurden.
Jake besaß ein etwa tausend Quadratmeter großes Grundstück. Nachdem er und Ellie geheiratet hatten, baute er darauf ein Haus mit zwei Zimmern und einer Küche. Jedes Mal, wenn sich die Familie vergrößerte, hatte er einen Raum hinzugefügt. Und als die Jungs alt genug waren, um ihm zu helfen, stockte er auf und baute ein Dachzimmer für Michelle, damit sie ihre Privatsphäre hatte. Die Familie lebte mitten im Sumpf am Ende des gewundenen Feldweges, der Mercy Road genannt wurde. Überall standen Bäume, einige waren schon an die hundert Jahre alt. Im Garten gab es zwei Trauerweiden, deren Äste beinahe vollständig mit Flechten bewachsen waren, die wie gehäkelte Schals bis auf den Boden hingen. Wenn der Nebel vom Bayou herüberwaberte und der Wind auffrischte und leise zu heulen begann, sahen die Flechten im Mondlicht wie unheimliche Gespenster aus. In diesen Nächten schlich Michelle aus ihrem Zimmer hinunter und schlüpfte zu Remy oder John Paul ins Bett.
Wenn man zügig ging, dauerte der Fußmarsch vom Haus bis zur Nachbarstadt St. Claire zwanzig Minuten. Dort gab es breite asphaltierte Straßen, aber der Ort war nicht annähernd so ansehnlich wie Bowen. Er war jedoch auch bei Weitem nicht so arm. Jakes Nachbarn waren an die Armut gewöhnt. Sie taten ihr Bestes, um ihren Lebensunterhalt mit Fischen zu bestreiten, und an den Mittwochabenden gaben sie einen Dollar für die Lotterie aus, in der Hoffnung, dass sie eines Tages auch solch einen dicken Gewinn einheimsen würden wie Jake Renard.
Als Michelle in die dritte Klasse der Horatio-Hebert-Grundschule kam, nahm das Leben der Renards eine weitere erstaunliche Wende. Michelle bekam eine neue Lehrerin, Miss Jennifer Perine. In der vierten Woche des neuen Schuljahrs führte Miss Perine einige Tests durch, und als die Resultate feststanden, gab sie Michelle eine Nachricht für ihren Vater mit, in der sie ihn eindringlich bat, zur Elternsprechstunde in die Schule zu kommen.
Jake hatte noch nie zuvor mit einer Lehrerin oder einem Lehrer gesprochen. Er vermutete, dass seine Tochter in Schwierigkeiten war – vielleicht hatte sie sich ja mit einem Mitschüler geprügelt. Wenn man sie zu sehr reizte, vermochte sie äußerst aufbrausend zu sein, und ihre Brüder hatten ihr beigebracht, wie sie sich selbst verteidigen konnte. Sie war ziemlich klein für ihr Alter, und Remy und John Paul befürchteten, dass sie eine leichte Beute für die Raufbolde der Klasse war. Daher sorgten sie dafür, dass sich ihre Schwester wehren konnte – wenn auch mit unfairen Mitteln.
Jake erwartete also, dass er die Lehrerin besänftigen musste. Er zog seinen guten Sonntagsanzug an, spritzte sich ein wenig Aqua Velva ins Gesicht, das er nur bei besonderen Gelegenheiten benutzte, und ging die anderthalb Meilen zu Fuß zur Schule.
Miss Perine war eine Nervensäge, genau wie Jake vermutet hatte, aber sie war außerdem hübsch, und damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. Er wurde sofort argwöhnisch. Warum gab sich eine junge, attraktive, alleinstehende Frau in einem kleinen Nest wie Bowen mit fremden Kindern ab? Mit ihren Vorzügen konnte sie doch überall einen Job bekommen. Und weshalb war sie wohl noch nicht verheiratet? Sie sah aus wie Mitte zwanzig, und in dem Alter galt eine ledige Frau in dieser Gegend als alte Jungfer.
Miss Perine versicherte ihm, dass sie keinerlei Beschwerden vorzubringen habe. Ganz im Gegenteil, sie wollte ihm sagen, dass Michelle ein außergewöhnliches Kind sei. Jake straffte den Rücken. Er glaubte, sie wolle mit ihrer Bemerkung andeuten, dass seine Tochter nicht ganz richtig im Kopf war. Sämtliche Leute im Ort bezeichneten Buddy Dupond als außergewöhnliches Kind und nannten ihn auch noch so, nachdem er das Haus seiner Eltern in Brand gesteckt und die Polizei ihn in ein Irrenhaus gesperrt hatte. Dabei wollte Buddy niemandem schaden und schon gar niemanden umbringen. Er war einfach fasziniert von Feuer. Er hatte über zwölf Brände gelegt – allesamt im Sumpf, wo sie keinen großen Schaden anrichteten. Er erklärte seiner Mum, dass er das Feuer geradezu liebte. Er mochte den scharfen Geruch, das orangefarbene, gelbe und rote Glühen in der Dunkelheit und am meisten das Knistern und Knacken – genau wie knusprige Cornflakes. Der Arzt, der Buddy untersuchte, musste ihn selbstverständlich für außergewöhnlich halten. Und er gab ihm einen tollen Namen: Pyromane.
Es stellte sich jedoch heraus, dass Miss Perine Jakes kleine Tochter keineswegs beleidigen wollte, und sobald Jake das begriff, entspannte er sich merklich. Nachdem Miss Perine die Resultate des ersten Tests vorlagen, hatte sie einige Experten gebeten, Michelle genauer zu prüfen. Jake hatte keinen blassen Schimmer von einem IQ oder davon, wie jene Experten die Intelligenz einer Achtjährigen messen konnten, aber er verkündete der Lehrerin stolz, dass es ihn kein bisschen überrasche, dass seine Michelle schlau wie ein Fuchs war.
Es sei wichtig, dass er dem Kind die notwendige Förderung zukommen lasse, erklärte Miss Perine. Sie erzählte Jake, dass Michelle schon jetzt Literatur für Erwachsene las und dass sie zwei Schuljahre überspringen und ab dem nächsten Montag in ihre neue Klasse wechseln würde. Ob ihm aufgefallen sei, dass Michelle eine besondere Begabung für Naturwissenschaften und Mathematik besaß? Jake schloss aus all dem gebildeten Gerede, dass sein kleines Mädchen ein Genie war.
Miss Perine sagte, sie hielte sich selbst für eine gute Lehrerin, aber dennoch sei sie nicht in der Lage, Michelle die Ausbildung zu geben, die sie brauchte. Sie wollte, dass das kleine Mädchen eine Privatschule besuchte, in der sie ihre Talente entfalten und wo sie ihre Lernkurve selbst bestimmen konnte – was immer das auch bedeuten mochte.
Jake stand auf und überragte die Lehrerin dabei um einiges. Er schüttelte ihr die Hand und bedankte sich für die Komplimente, die sie Michelle gemacht hatte. Dennoch, fügte er hinzu, habe er keineswegs die Absicht, seine Tochter wegzuschicken. Sie war trotz allem ein kleines Mädchen und noch viel zu jung, um die Familie zu verlassen.
Miss Perine überredete ihn, ihr noch ein wenig länger zuzuhören. Sie bot ihm ein Glas Limonade an und bat ihn, wieder Platz zu nehmen. Da sie sich extra die Mühe gemacht hatte, Erfrischungen bereitzuhalten – auf dem Tisch stand auch ein Teller mit Plätzchen –, blieb Jake keine andere Wahl, als sich erneut hinzusetzen und weiter zuzuhören. Die Lehrerin redete ohne Punkt und Komma und legte ihm all die Vorteile dar, die seine Tochter in einer guten Schule hätte. Jake wollte Michelle doch sicherlich nicht all jener Möglichkeiten berauben, die eine solche Ausbildung für sie eröffnen würde! Miss Perine holte einen rosafarbenen Ordner aus der Schublade ihres Schreibtischs und reichte Jake eine glänzende, reich bebilderte Broschüre, damit er sich selbst ansehen konnte, wie prachtvoll diese Schule eingerichtet war. Michelle würde es dort gefallen, versprach sie ihm. Gewiss, sie müsse fleißig lernen, aber sie habe auf jeden Fall auch genügend Freizeit.
Jake wollte das Beste für seine Tochter, und deshalb lauschte er aufmerksam jedem Wort, das Miss Perine zu sagen hatte. Während sie wie alte Freunde miteinander plauderten, tranken sie Limonade und knabberten die süßen Erdnusskekse. Aber es kränkte Jake zutiefst, dass Miss Perine ihm vorschlug, eine staatliche Beihilfe für das Schulgeld oder sogar ein Stipendium zu beantragen, das er nicht zurückzuzahlen brauchte. Jake musste sich ins Gedächtnis rufen, dass die Frau noch nicht lange in Bowen lebte und es nicht besser wusste. Es war bestimmt nicht ihre Absicht, ihn zu verletzen. Sie versuchte lediglich, ihm zu helfen. Aber eben weil sie neu in der Gemeinde war, hatte sie auch keine Ahnung, wie wichtig es hierzulande war, dass sich ein Mann seine Selbstachtung bewahrte. Wenn man einen Mann seines Stolzes beraubte, konnte man ihm genauso gut ein Messer ins Herz stoßen.
Jake knirschte mit den Zähnen, dann erklärte er höflich, dass er nicht vorhabe, zum Sozialfall zu werden oder jemanden die Ausbildung seiner Tochter bezahlen zu lassen.
Von manchen im Ort wurde er aufgrund seines Lotteriegewinns als wohlhabend angesehen, aber das konnte die Lehrerin nicht wissen. Die Leute redeten mit Fremden natürlich nicht über ihre illegalen Glücksspiele. Dennoch störte es Jake sehr, dass Miss Perine anscheinend voreilige Schlüsse zog und eine Familie nach ihrer Kleidung und ihrem Wohnort beurteilte. Falls sich Jake entschließen sollte, seine Tochter auf diese vornehme Schule zu schicken, würde er sein Altersruhegeld antasten, um die Gebühren zu bezahlen, und wenn dieses Geld aufgebraucht war, dann konnten seine Söhne immer noch einen zusätzlichen Job annehmen, damit sie gemeinsam für die Ausgaben aufkamen.
Doch bevor ich irgendwelche Entscheidungen treffe, dachte er, muss ich die Angelegenheit mit Ellie besprechen. Er hatte sich die ganzen Jahre über in entscheidenden Fragen mit seiner Frau beraten. Er war davon überzeugt, dass es ihr wichtig war, in die Familienangelegenheiten einbezogen zu werden, und dass sie ihm auf geradezu magische Art bei wichtigen Entschlüssen zur Seite stand.
Er musste natürlich auch mit Michelle sprechen. Sie hatte schließlich ein Wörtchen mitzureden, wenn es um ihre Zukunft ging.
Am folgenden Samstag nahm er sie mit zum Angeln. Sie saßen nebeneinander auf dem Steg und hängten ihre Angelruten in das trübe Wasser.
»Die Fische beißen heute nicht, was?«, bemerkte er. Währenddessen überlegte er, wie er geschickt das Thema Schulwechsel anschneiden konnte.
»Natürlich nicht, Daddy! Ich weiß gar nicht, warum wir um diese Tageszeit angeln gehen. Du sagst immer, dass der frühe Morgen die beste Zeit ist, um Fische zu fangen. Wieso wolltest du denn erst so spät losgehen? Es ist schon bald vier Uhr!«
»Ich weiß, wie spät es ist, du Schlaumeier! Ich wollte dich von deinen Brüdern loseisen und etwas mit dir besprechen ... etwas Wichtiges.«
»Und wieso schießt du dann nicht einfach los?«, fragte sie.
»Sei nicht so frech zu deinem Vater!«
»Ich bin nicht frech, ehrlich nicht.« Sie legte drei Finger auf ihr Herz.
Sie ist wirklich ein niedliches Ding, dachte Jake, als sie mit ihren großen blauen Augen zu ihm aufschaute. Ihr Pony musste dringend geschnitten werden, die Strähnen blieben bereits an ihren Wimpern hängen. Wahrscheinlich würde er nach dem Abendessen mal wieder die Schere herauskramen müssen.
»Diese Miss Perine ist wirklich eine nette Lady. Und hübsch ist sie auch.«
Michelle wandte sich von ihm ab und starrte ins Wasser. »Ich weiß nicht recht. Sie riecht gut, aber sie lächelt fast nie.«
»Kindern etwas beizubringen, ist eine ernste Sache«, erklärte er. »Wahrscheinlich lächelt sie deshalb nicht so oft. Kommst du denn mit ihr zurecht?«
»Ich glaub schon.«
»Wir haben neulich sehr nett über dich geplaudert.«
»Und darüber willst du jetzt mit mir reden, stimmt's? Ich wusste es!«
»Jetzt halt den Schnabel und hör mir zu! Miss Perine hält dich für ein außergewöhnliches Kind.«
Michelle riss die Augen auf und schüttelte den Kopf. »Ich mache kein Feuer, Daddy, wirklich nicht!«
»Das weiß ich doch«, erwiderte er. »Miss Perine meint auch nicht, dass du so außergewöhnlich bist wie Buddy Dupond. Sie glaubt, dass du sehr klug bist.«
»Ich mag sie nicht.«
Erneut drehte Michelle das Gesicht weg. Jake stieß sie leicht mit dem Ellbogen an, damit sie ihn wieder anschaute. »Wie kommt's, dass du sie nicht leiden kannst? Lässt sie dich zu viel arbeiten? Stellt sie zu große Anforderungen an dich?«
»Ich weiß nicht, was du meinst, Daddy.«
»Ist die Schule zu schwer für dich, musst du zu viel lernen?«
Sie kicherte, als hätte er einen Witz gemacht. »O nein! Es ist babyleicht! Manchmal ist mir total langweilig, weil ich so schnell mit den Aufgaben fertig bin und sitzen bleiben muss, bis sich Miss Perine irgendetwas für mich ausdenkt. Manche Kinder lernen gerade erst lesen, aber das konnte ich ja schon, als ich noch ganz klein war. Weißt du noch?«
Er lächelte. »Ich erinnere mich, wie du angefangen hast, Zeitung zu lesen, während ich mich morgens rasierte. Du hast es dir selbst beigebracht.«
»Nein, das stimmt nicht. Du hast mir gesagt, wie die Buchstaben heißen.«
»Aber du hast sie fast ganz allein zu Wörtern zusammengesetzt. Du hast es sehr schnell kapiert und bist über die Zeilen gehuscht wie ein Fisch ...«
»... im Wasser«, beendete Michelle den Satz.
»Ganz recht, Schätzchen. Und jetzt sag mir, warum du Miss Perine nicht magst! Weil du ihr gehorchen musst?«
»Nein.«
»Warum dann?«
»Sie will mich wegschicken«, platzte sie heraus. Tränen schossen ihr in die Augen, und ihre Stimme zitterte. »Das stimmt doch, oder, Daddy? Sie hat mir gesagt, dass sie dich dazu bringen will, mich auf eine andere Schule zu geben, in der ich keinen Menschen kenne.«
»Also, du solltest wissen, dass niemand deinen Daddy zu irgendetwas bringen kann, was er nicht will. Aber diese Miss Perine ... na ja, sie hat mich zum Nachdenken gebracht.«
»Sie ist eine Wichtigtuerin. Achte am besten gar nicht auf sie!«
Jake schüttelte den Kopf. Seine Tochter hatte ihn gerade mit seinem Lieblingssatz abgefertigt, den er oft bezüglich ihrer Brüder von sich gab.
»Deine Lehrerin sagt, du hast einen sehr hohen IQ.«
»Dafür kann ich nichts.«
»Es ist doch nicht schlimm, wenn man schlau ist. Aber Miss Perine ist der Meinung, dass wir uns überlegen sollten, wie du die bestmögliche Ausbildung bekommst. Sie glaubt, dass aus dir mal etwas Besonderes wird. Ich habe mir vorher nie Gedanken darüber gemacht, aber ich nehme an, es ist nicht in Stein gemeißelt, dass du heiratest und wie der Blitz Kinder kriegst. Vielleicht haben wir uns in unserer Familie immer zu niedrige Ziele gesteckt.«
»Kann sein, Daddy.«
Er merkte an ihrem Ton, dass sie bestrebt war, ihn versöhnlich zu stimmen.
»Aber ich will nicht, dass sich etwas ändert«, fügte sie hinzu.
»Das verstehe ich«, sagte er. »Aber deine Mama würde sich wünschen, dass wir das Richtige tun.«
»Ist Mama klug?«
»O ja! Klar ist sie das.«
»Aber sie hat geheiratet und wie der Blitz Kinder gekriegt.«
Himmel, dieses Kind war wirklich gewitzt! Warum musste ihn erst eine neue Lehrerin darauf aufmerksam machen?
»Das ist nur deshalb passiert, weil ich ihr begegnet bin und sie umgehauen habe.«
»Weil du unwiderstehlich warst, stimmt's?«
»Genau.«
»Vielleicht solltest du mit Mama reden, bevor du dich entscheidest. Sie weiß bestimmt, was wir tun sollen.«
Jake zuckte zusammen. »Weißt du etwa, dass ich verschiedene Dinge gern mit deiner Mutter bespreche?«
»Hmm.«
»Woher?«
Michelle lächelte ihn an, ihre Augen blitzten. »Weil du manchmal laut vor dich hin redest. Aber das ist okay, Daddy. Ich unterhalte mich auch gern mit Mama – über alles Mögliche.«
»Na gut, morgen, wenn wir deine Mama besuchen, werden wir beide diese Sache mit ihr besprechen.«
Michelle planschte mit den Füßen im Wasser. »Sie wird sagen, dass ich bei dir, Remy und John Paul bleiben soll.«
»Jetzt hör mal ...«
»Daddy, erzähl mir, wie du Mama kennengelernt hast. Ich weiß, du hast mir die Geschichte schon hundertmal erzählt, aber ich höre sie so gern.«
Michelle wollte ihn offensichtlich vom Thema abbringen. »Wir sprechen im Augenblick nicht über deine Mama und mich. Wir reden über dich. Ich möchte dir jetzt eine wichtige Frage stellen. Leg deine Angel weg und hör zu!«
Michelle tat wie geheißen, faltete die Hände im Schoß und wartete. Sie ist eine echte kleine Lady, dachte Jake. Obwohl sie mit drei schwerfälligen Mauleseln zusammenlebt.
»Wenn du alles erreichen könntest, alles, was es auf der Welt gibt, was würdest du dann am liebsten sein?«
Michelle legte die Fingerspitzen so zusammen, dass ihre Hände ein steiles Dach bildeten. Jake zupfte an ihrem Pony, um ihre Aufmerksamkeit zu wecken. »Du brauchst dich nicht vor deinem Dad zu schämen. Du kannst es mir ruhig sagen.«
»Ich schäme mich nicht.«
»Doch, dein Haar ist schon ganz rot, genau wie deine Sommersprossen.«
Sie kicherte. »Meine Haare waren schon immer rot, und meine Sommersprossen können die Farbe gar nicht ändern.«
»Willst du es mir nun sagen oder nicht?«
»Du musst mir versprechen, dass du nicht lachst.«
»Bestimmt nicht.«
»Remy und John Paul würden auf jeden Fall lachen.«
»Deine Brüder sind manchmal Idioten. Sie lachen über alles und jeden, aber du weißt hoffentlich, dass sie dich lieben, und sie würden hart dafür arbeiten, dass du immer das bekommst, was du dir wünschst.«
»Ich weiß«, sagte sie.
»Also, was willst du werden? Du weißt es schon, oder?«
»Ja«, gab sie zu. Sie sah ihm direkt in die Augen, um sicherzugehen, dass er nicht lachte. Dann flüsterte sie: »Ich werde mal Ärztin.«
Er verbarg seine Überraschung und sagte kein Wort.
»Und warum willst du Ärztin werden?«, fragte er schließlich. Die Idee gefiel ihm.
»Weil ich dann vielleicht ... Dinge reparieren könnte. Ich habe lange darüber nachgedacht – seit ich klein war.«
»Du bist immer noch klein!«, sagte er. »Und Ärzte reparieren Menschen, keine Dinge. Sie heilen.«
»Das weiß ich, Daddy«, erwiderte Michelle mit einer Autorität, die ihn zum Lächeln brachte.
»Und hast du schon jemanden im Kopf, den du heilen möchtest?«
Big Daddy legte den Arm um die Schultern seiner Tochter und zog sie an sich. Er kannte die Antwort bereits, aber er wollte, dass sie es aussprach.
Sie schob sich den Pony aus den Augen und nickte bedächtig. »Ich dachte, ich könnte vielleicht Mamas Kopf reparieren. Dann kann sie wieder zu uns nach Hause kommen.«
Der erste Mord war eine Tat der Barmherzigkeit.
Sie starb einen sehr langsamen Tod. Jeden Tag verlor sie mehr an Würde, jeden Tag wurde ein weiteres Stück ihres einst prachtvollen Körpers von der Krankheit zerstört. Arme Catherine! Noch vor sieben Jahren war sie eine wunderschöne Braut mit einer vollendeten Figur gewesen, die die Männer lüstern und die Frauen neidisch machte, aber jetzt war sie dick und aufgeschwemmt, und ihre frühere Alabasterhaut sah fleckig und bleich aus.
Manchmal erkannte ihr Mann John sie gar nicht mehr wieder. Er erinnerte sich daran, wie sie einmal ausgeschaut hatte, und dann sah er mit erschreckender Klarheit, was aus ihr geworden war. Diese wunderbaren, funkelnden grünen Augen, die ihn bei der ersten Begegnung gefangen genommen hatten, waren jetzt glasig und milchig von den vielen Schmerzmitteln.
Die Krankheit verlief schleichend, und für John gab es keinen einzigen Moment der Erleichterung.
Er fürchtete sich regelrecht davor, abends nach Hause zu kommen. Er machte immer in der Royal Street Halt, um zwei Pfund Godiva-Pralinen zu kaufen. Es war ein Ritual, das er vor Monaten eingeführt hatte, um Catherine zu zeigen, dass er sie trotz ihres Aussehens noch immer liebte. Er hätte sich die Schokolade natürlich täglich ins Haus liefern lassen können, aber wenn er sie selbst besorgte, konnte er den Zeitpunkt, an dem er ihr wieder gegenübertreten musste, ein wenig hinauszögern. Am nächsten Morgen lag die beinahe völlig leere goldene Schachtel für gewöhnlich in der großen Porzellandose, die neben dem breiten Himmelbett bereitstand und für den Abfall vorgesehen war. John tat so, als bemerke er nicht, dass Catherine die Süßigkeiten in sich hineingestopft hatte, und sie tat ebenfalls so, als sei nichts passiert.
John schimpfte nicht mehr wegen ihrer Gefräßigkeit. Die Pralinen machten sie glücklich, und in ihrem düsteren, tragischen Leben gab es nicht mehr viel, worüber sie sich freuen konnte.
Nachdem er an manchen Abenden die Pralinen gekauft hatte, kehrte er in sein Büro zurück und arbeitete, bis ihn die Müdigkeit übermannte und er somit gezwungen war, nach Hause zu gehen. Wenn er sein BMW-Cabrio durch St. Charles zum Garden District von New Orleans steuerte, fing er unweigerlich an zu zittern, als litte er unter Unterkühlung. Aber er fühlte sich nicht wirklich körperlich schlecht, bis zu dem Moment, da er die in Schwarz und Weiß gehaltene Diele seines Hauses betrat. Er hielt die Pralinenschachtel in der Hand, stellte seinen Aktenkoffer auf den kleinen Tisch und blieb eine Weile lang vor dem goldgerahmten Spiegel stehen, um tief durchzuatmen. Diese Übung hatte ihn zwar noch nie beruhigt, aber er folgte Abend für Abend dieser Gewohnheit. Seine schweren Atemzüge verschmolzen mit dem Ticken der alten Uhr, die neben dem Spiegel an der Wand hing. Dieses Tick-Tack-Tick-Tack erinnerte ihn an den Zeitzünder einer Bombe. Eine Bombe, die in seinem Kopf steckte und kurz davor war zu explodieren.
Er schalt sich selbst einen Feigling und zwang sich, die Stufen hinaufzugehen. Während er langsam die geschwungene Treppe erklomm, verspannten sich seine Schultern, und sein Magen knotete sich zusammen. Seine Beine fühlten sich an, als wären sie einzementiert. Sobald er das Ende des langen Flurs erreichte, standen ihm die Schweißperlen auf der Stirn, und seine Haut war feucht und kalt.
Er wischte sich die Stirn mit dem Taschentuch ab, setzte ein künstliches Lächeln auf und öffnete die Tür. Dabei wappnete er sich nach Kräften gegen den ekligen Gestank, der ihm entgegenschlug. Der schwere Vanilleduft des Luftverbesserers, den die Mädchen im Raum versprühten, machte alles nur noch schlimmer. Manchmal war es so arg, dass er unter dem Vorwand, noch etwas erledigen zu müssen, wieder aus dem Zimmer floh, bevor Catherine hören konnte, wie er würgte. Er gab sich die größte Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie groß sein Abscheu war.
An anderen Abenden blieb sein Magen standhaft. Während er sich vorbeugte und Catherine einen Kuss auf die Stirn gab, schloss er jedes Mal die Augen, dann zog er sich zurück und redete hektisch drauflos. Er blieb neben dem Laufband stehen, das er ein Jahr nach der Hochzeit für sie gekauft hatte. Er konnte sich nicht daran erinnern, ob sie es jemals benutzt hatte. Ein Stethoskop und zwei vollkommen identische weite Morgenmäntel aus Seide mit dezentem Blumenmuster hingen jetzt über den Griffen. Und auf dem breiten schwarzen Vinylband lag eine dicke Staubschicht. Die Dienstmädchen schienen nie daran zu denken, es sauber zu machen. Manchmal, wenn John es nicht ertragen konnte, Catherine anzuschauen, drehte er sich um und schaute aus den palladinischen Fensterbögen auf den sanft beleuchteten englischen Garten hinter dem Haus, der wie alle anderen kleinen Gärten in diesem Viertel mit einem schmiedeeisernen Zaun eingefasst war.
Der Fernseher dröhnte. Er war vierundzwanzig Stunden lang entweder auf einen Sender mit Talkshows oder auf einen Homeshopping-Kanal eingestellt. Catherine kam es nie in den Sinn, den Ton leiser zu drehen, wenn sich John mit ihr unterhielt, und er hatte mittlerweile den Punkt erreicht, an dem es ihm gelang, die lauten Stimmen zu ignorieren. Er wunderte sich dennoch oft über Catherine. Wie konnte sie sich bloß Stunde um Stunde um Stunde dieses Gefasel anhören? Es hatte eine Zeit gegeben – bevor die Krankheit die Herrschaft über ihr Leben und ihre Persönlichkeit übernahm –, in der sie als Intellektuelle galt, die jeden Gesprächspartner mit einer ihrer unglaublich schlagfertigen Antworten mundtot machen konnte. John erinnerte sich daran, wie sehr sie es geliebt hatte, über Politik zu diskutieren – man brauchte ihr nur einen überzeugten Konservativen an ihren makellos gedeckten Tisch zu setzen und erlebte garantiert ein regelrechtes Feuerwerk an Argumenten –, aber jetzt hatte sie nur noch ein Gesprächsthema und eine Sorge: ihr Verdauungssystem. Und natürlich das Essen. Sie war immer sehr erpicht darauf, über die nächste Mahlzeit zu reden.
John dachte oft an ihren Hochzeitstag vor sieben Jahren zurück und rief sich ins Gedächtnis, wie leidenschaftlich er Catherine begehrt hatte. Heute fürchtete er sich davor, mit ihr im selben Zimmer zu sein. Er schlief mittlerweile im Gästezimmer. Seine seelische Qual brannte wie Säure in seinem Magen, sie schien ihn bei lebendigem Leibe aufzufressen.
Bevor man Catherine in ihr Bett verbannt hatte, hatte sie die Suite in blassgrünen Farbtönen und mit italienischen Renaissance-Möbeln eingerichtet. Zudem standen Gipsköpfe der beiden von ihr favorisierten römischen Dichter im Raum – Ovid und Vergil. Die Büsten thronten auf weißen Podesten und flankierten das Erkerfenster. Nachdem die junge Innenarchitektin ihr Werk vollendet hatte, war John von dem Raum so begeistert gewesen, dass er ihr den Auftrag erteilt hatte, sein Büro umzugestalten. Aber jetzt hasste er dieses Schlafzimmer, denn es repräsentierte inzwischen all das, was ihm im Leben fehlte.
Sosehr er sich auch bemühte, er konnte den hartnäckigen Erinnerungen nicht entkommen. Vor zwei Wochen war er mit einem seiner Partner in einem gut besuchten neuen Bistro in Bienville zum Lunch verabredet gewesen, aber sobald er das Lokal betrat und die blassgrünen Wände erblickte, drehte sich ihm der Magen um, und er bekam kaum noch Luft. Die Sonne schien ihm ins Gesicht, und das half ihm, sich ein wenig zu beruhigen. Er begriff schließlich, dass er unter regelrechten Angstattacken litt. Manchmal war er davon überzeugt, den Verstand zu verlieren.
Glücklicherweise unterstützten ihn seine drei engsten Freunde nach Leibeskräften. Er traf sich mit ihnen jeden Freitagnachmittag zu einem Drink, um sich zu entspannen. Er lebte geradezu für diese Freitage, an denen er sich alles von der Seele reden konnte. Die drei hörten ihm zu und boten ihm Trost und Mitgefühl.
Es war eine weitere Ironie des Schicksals, dass er derjenige war, der mit seinen Freunden trank, während Catherine in der Einsamkeit immer mehr verfiel. Wenn einer von ihnen beiden für vergangene Sünden bestraft wurde, warum sie und nicht er? Catherine war immer die Aufrechte, moralisch Überlegene gewesen. Sie hatte in ihrem ganzen Leben nie ein Gesetz gebrochen, nicht ein einziges Mal einen Strafzettel für falsches Parken bekommen, und sie wäre wie vom Donner gerührt, wenn sie wüsste, was John und seine Freunde alles verbrochen hatten.
Sie nannten sich selbst den Sowing Club – sie säten aus in der Hoffnung auf reiche Ernte. Cameron war mit vierunddreißig der Älteste. Dallas und John waren beide dreiunddreißig, und Preston, der wegen seines guten Aussehens auch Pretty Boy genannt wurde, war mit zweiunddreißig Jahren das Nesthäkchen. Die vier hatten dieselbe Privatschule besucht, und obwohl sie in verschiedenen Klassen waren, schlossen sie rasch Freundschaft, da sie viele Gemeinsamkeiten besaßen. Sie hatten dieselben Ziele und Ambitionen, zudem teilten sie denselben exklusiven Geschmack, und es machte ihnen nichts aus, gegen Gesetze zu verstoßen, um zu bekommen, was sie wollten. Sie schlugen schon in der Highschool einen kriminellen Weg ein, und zwar als sie herausfanden, wie leicht es war, kleinere Diebstähle zu begehen und ungeschoren davonzukommen. Doch sie entdeckten bald, dass solche Taten nicht sehr lukrativ waren. Ihr erstes großes Verbrechen verübten sie in ihrer College-Zeit aus purem Jux. Sie raubten einen Juwelierladen in einer Nachbarstadt aus und verschacherten die wertvollen Schmuckstücke wie Profis an einen Hehler. Doch John, der analytische Geist der Gruppe, entschied, dass die Risiken eines solchen Streichs im Vergleich dazu, was sie dafür bekamen, einfach zu groß waren. Selbst die durchdachtesten Coups konnten aufgrund eines dummen Zufalls schiefgehen, und deshalb verlegten sie sich auf anspruchsvollere Verbrechen und nutzten ihre Bildung, um wichtige Verbindungen zu schmieden.
Ihren ersten wirklichen Profit hatten sie dem Internet zu verdanken. Mithilfe ihrer teuren Laptops kauften sie wertlose Aktien unter falschem Namen, überschwemmten die Chatrooms mit erfundenen Zahlen und Gerüchten, und als der Wert der Papiere in die Höhe schoss, verkauften sie, bevor die Börsenaufsicht ihnen auf die Schliche kommen konnte. Der Gewinn bei dieser kleinen Transaktion belief sich auf mehr als fünftausend Prozent.
Jeder Dollar, den sie stahlen oder durch ihre illegalen Geschäfte erwirtschafteten, wurde auf das Konto des Sowing Clubs auf den Cayman Islands eingezahlt. Als die vier ihr Studium beendeten und ihre ersten Jobs in New Orleans antraten, befanden sich bereits über vier Millionen Dollar auf ihrem Konto. Und das regte ihre Gier nur noch mehr an.
Während eines ihrer Treffen sagte Cameron, dass ein Psychiater – sollte sie jemals einer untersuchen – ihnen garantiert attestieren würde, dass sie alle Soziopathen waren. John war da anderer Ansicht. Ein Soziopath berücksichtigte schließlich niemals die Bedürfnisse oder Wünsche anderer. Aber sie hatten sich dem Club verpflichtet und ferner ihrer Abmachung, ihr Ziel im Auge zu behalten, nämlich bis zum vierzigsten Geburtstag des Ältesten ihrer Gruppe achtzig Millionen zu hamstern. Als Cameron seinen dreißigsten Geburtstag feierte, hatten sie bereits die Hälfte zusammen.
Nichts und niemand konnte sie aufhalten. Im Lauf der Jahre hatte sich das Band ihrer Freundschaft noch verstärkt, und jeder von ihnen würde alles, buchstäblich alles tun, um die anderen zu schützen.
Jeder der vier brachte seine eigenen Talente in den Club ein, aber John galt als der führende Kopf, und Cameron, Preston und Dallas war bewusst, dass sie es ohne ihn nie so weit gebracht hätten. Sie konnten es sich nicht leisten, ihn zu verlieren, und sie waren deshalb über seinen derzeitigen Gemütszustand sehr beunruhigt.
Sie kannten seine Probleme, aber sie wussten nicht, wie sie ihm helfen konnten. Deshalb hörten sie ihm einfach zu, wenn er ihnen sein Herz ausschüttete. Die Sprache kam jedes Mal unweigerlich auf seine geliebte Frau. John erzählte ihnen eingehend von den neuesten schrecklichen Entwicklungen. Keiner von ihnen hatte Catherine aufgrund ihrer Krankheit in den letzten Jahren zu Gesicht bekommen. Catherine hatte es so gewollt, nicht die drei. Sie wollte, dass die Freunde sie so in Erinnerung behielten, wie sie früher gewesen war. Sie wusste es zu verhindern, dass sie sie in ihrem jetzigen Zustand sahen. Natürlich ließen die drei ihr Geschenke und Grußkarten zukommen. Obwohl sie aufrichtiges Mitgefühl für Catherine empfanden, machten sie sich jedoch mehr Sorgen um John. Er war wie ein Bruder für sie. Sie alle waren der Meinung, dass Catherine ohnehin verloren war, John hingegen kam dieser Gedanke nicht. Und sie erkannten, was er nicht wahrhaben wollte, nämlich dass er unweigerlich auf eine Katastrophe zusteuerte. Sie wussten, dass er Schwierigkeiten hatte, sich auf die Arbeit zu konzentrieren – eine gefährliche Tendenz, wenn man bedachte, welchen verantwortungsvollen Beruf er ausübte –, und zudem trank er zu viel.
John betrank sich auch an diesem Freitagabend fürchterlich. Preston hatte ihn und die anderen in sein neues Penthouse eingeladen, um ihre letzte gelungene Aktion zu feiern. Sie saßen am Esstisch auf den gepolsterten Stühlen und genossen den Blick auf den Mississippi. Es war schon spät, fast Mitternacht, und sie sahen draußen in der tiefschwarzen Dunkelheit die funkelnden Lichter der Schiffe. Alle paar Minuten erklang das klägliche Heulen eines Nebelhorns.
Das Geräusch machte John offenbar melancholisch. »Wie lange sind wir schon Freunde?«, lallte er. »Kann sich jemand erinnern?«
»Ungefähr eine Million Jahre«, erwiderte Cameron und griff nach der Chivas-Flasche.
Dallas schnaubte vor Lachen. »Mensch, es kommt einem wirklich so lange vor.«
»Seit der Highschool«, sagte Preston, »als wir den Sowing Club gegründet haben.« Er wandte sich an John. »Du hast mir eine Höllenangst eingejagt. Du warst immer so weltgewandt und selbstsicher. Du warst gebildeter und klüger als die Lehrer.«
»Und was dachtest du über mich?«, wollte Cameron wissen.
»Dass du nervös bist«, antwortete Preston. »Du warst immer so ... zappelig. Weißt du, was ich meine? Und du bist es immer noch«, setzte er hinzu.
Dallas nickte. »Du warst immer der Vorsichtigste von uns.«
»Der Bedenkenträger«, führte Preston aus. »Während Dallas und ich immer eher ...«
»... wagemutig waren«, fuhr Dallas fort. »Ich hätte mich niemals mit einem von euch angefreundet, wenn John uns nicht zusammengebracht hätte.«
»Ich habe das in euch erkannt, was euch noch gar nicht bewusst war«, schaltete sich John mit schwerer Zunge ein. »Talent und Gier.«
»Salute!«, rief Cameron und erhob sein Glas, um den anderen grinsend zuzuprosten.
»Ich glaube, ich war gerade sechzehn, als wir den Club gegründet haben«, sagte Dallas.
»Du warst noch Jungfrau, stimmt's?«, fragte Cameron.
»Himmel, nein! Ich habe meine Unschuld mit neun verloren.«
Sie lachten über diese Übertreibung.
»Okay«, räumte Dallas schließlich ein. »Vielleicht war ich doch ein bisschen älter.«
»Mann, wir waren damals kleine, beschissene Angeber, was? Wir haben uns für besonders clever gehalten mit unserem Geheimclub«, sagte Preston.
»Wir waren clever«, betonte Cameron. »Und wir hatten Glück. Ist euch eigentlich klar, welche Risiken wir eingegangen sind?«
»Wann immer wir Lust hatten, uns zu betrinken, haben wir ein Club-Meeting einberufen«, sagte Dallas. »Wir können froh sein, dass wir keine Alkoholiker geworden sind.«
»Wer sagt denn, dass wir es nicht längst sind?«, gab Cameron zurück und lachte wieder.
John hielt sein Glas in die Höhe. »Auf den Club und den passablen Profit, den wir gerade dank Prestons wunderbarer Insider-Information eingestrichen haben!«
»Salute«, sagte Cameron und stieß mit den anderen an. »Ich begreife immer noch nicht, wie du an diese Information gekommen bist.«
»Was meinst du eigentlich?«, entgegnete Preston. »Ich habe sie betrunken gemacht, ihr das Gehirn aus dem Schädel gevögelt, und als sie sozusagen bewusstlos war, hab ich mir die Dateien in ihrem Rechner angesehen. Und das alles mitten in der Nacht.«
»Du hast sie gebumst?«, rief Cameron ungläubig.
»Gebumst? Wer benutzt denn heute noch dieses Wort?«, erkundigte sich Preston scheinbar entsetzt.
»Ich möchte mal wissen, wie du einen hochgekriegt hast. Ich hab die Frau gesehen. Sie ist ein echtes Brechmittel«, behauptete Dallas.
»Hey, ich habe getan, was ich tun musste. Ich habe einfach an die achthunderttausend gėdacht, die wir abkassieren konnten, und ich ...«
»Was?«, hakte Cameron nach.
»Ich habe die Augen zugemacht. Allerdings glaube ich nicht, dass ich das noch mal schaffe. Das muss dann wohl oder übel einer von euch übernehmen. Es war ziemlich ... lausig«, gestand Preston grinsend.
Cameron leerte sein Glas und griff nach der Flasche. »Wirklich traurig! Aber das ist dein Job, solange die Frauen nach diesen schwellenden Muskeln und dem Filmstar-Gesicht verrückt sind.«
»In fünf Jahren haben wir fürs Leben ausgesorgt. Wir können wegziehen oder einfach abhauen, wenn es nötig sein sollte. Und dann tun wir nur noch das, was wir wollen. Denkt immer an unser Ziel!«, mahnte Dallas.
John schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich noch fünf Jahre durchhalte. Nein, ich weiß, dass ich es nicht schaffe.«
»Hey, du musst dich zusammenreißen!«, sagte Cameron. »Wir haben zu viel zu verlieren, wenn du jetzt aussteigst. Hast du gehört? Du bist das Superhirn in diesem Verein. Wir anderen sind nur die ...«
Ihm fiel das richtige Wort nicht ein. Preston schlug vor: »Mitverschwörer?«
»Genau das«, bestätigte Dallas. »Aber wir haben alle unseren Teil geleistet. John ist nicht der Einzige mit Köpfchen. Schließlich habe ich Monk aufgetan, schon vergessen?«
»Um Gottes willen, dies ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für Selbstbeweihräucherung«, murrte Preston. »Du brauchst uns nicht zu erzählen, wie viel du leistest, Dallas. Wir alle wissen, wie fleißig du bist. Im Grunde genommen tust du doch nichts anderes als arbeiten. Du hast nichts außer deinem Job und dem Sowing Club. Wann hattest du das letzte Mal einen freien Tag, und wann warst du das letzte Mal shoppen? Ich schätze, das ist eine halbe Ewigkeit her. Du trägst jeden Tag dasselbe schwarze oder dunkelblaue Zeug. Du bringst deinen Lunch immer noch in einer braunen Tüte mit ins Büro, und ich wette, du nimmst die Tüte am Abend mit nach Hause, um sie am nächsten Tag noch einmal zu verwenden. Und da ich schon mal dabei bin – hast du eigentlich jemals eine Runde spendiert?«
»Willst du damit sagen, dass ich ein Geizkragen bin?«, fragte Dallas aufbrausend.
Bevor Preston antworten konnte, warf Cameron ein: »Hört auf, ihr zwei! Es spielt doch keine Rolle, wer von uns der Gerissenste ist oder wer am meisten arbeitet. Wir alle haben uns strafbar gemacht. Habt ihr eine Ahnung, wie viele Jahre sie uns aufbrummen, wenn jemand dahinterkommt, was wir uns alles geleistet haben?«
»Kein Mensch wird jemals etwas herausfinden.« John wurde ärgerlich. »Sie wüssten gar nicht, wo sie suchen sollten. Dafür habe ich schon gesorgt. Es gibt keine Unterlagen bis auf die Dateien, die ich zu Hause im Computer gespeichert habe und zu denen kein Mensch außer mir Zugang hat. Es gibt sonst nichts Schriftliches, keinerlei Korrespondenz, keine Telefonate, die zurückverfolgt werden können. Selbst wenn die Polizei oder das SEC neugierig werden sollte, finden sie nicht den kleinsten Beweis, mit dem sie uns festnageln könnten. Wir sind absolut sauber.«
»Monk könnte die Polizei auf unsere Spur führen.« Cameron hatte dem Kurier beziehungsweise dem »Gehilfen«, wie John ihn nannte, nie getraut, aber sie brauchten einen verlässlichen Mann, und Monk schien dafür wie geschaffen zu sein. Er war genauso habgierig und korrupt wie sie, und wenn er nicht tat, was sie von ihm verlangten, hatte er einiges zu verlieren.
»Er arbeitet lange genug für uns, du kannst ruhig Vertrauen zu ihm haben, Cameron«, sagte Preston. »Außerdem, wenn er bei der Polizei singt, fällt er tiefer als wir.«
»Ganz recht«, murmelte John. »Hört mal, ich weiß, dass wir ausgemacht haben, nicht aufzuhören, bis Cameron vierzig ist, aber ich halte nicht mehr lange durch. Manchmal denke ich, mein Gehirn ... ach, zum Teufel, ich weiß auch nicht!«
Er stand auf und ging zum Fenster, verschränkte die Hände auf dem Rücken und starrte auf die Lichter. »Habe ich euch eigentlich schon mal erzählt, wie ich Catherine kennengelernt habe? Es war in einer Galerie für zeitgenössische Kunst. Wir wollten beide dasselbe Bild kaufen, und bei dem hitzigen Streit habe ich mich in sie verliebt. Mann, zwischen uns haben vielleicht die Funken gesprüht! Man konnte es wahrscheinlich sehen. All die Jahre über hat sich das nicht geändert. Und jetzt stirbt sie, und ich kann, verdammt noch mal, nichts dagegen tun!«
Cameron wechselte vielsagende Blicke mit Preston und Dallas, und als beide nickten, sagte er: »Wir wissen, wie sehr du Catherine liebst.«
»Aber mach sie nicht zur Heiligen, John! Sie ist nicht perfekt«, sagte Dallas.
»Menschenskind – das war jetzt aber gefühllos«, brummte Preston.
»Ist schon gut. Ich weiß selbst, dass Catherine nicht vollkommen ist. Sie hat ihre Macken, genau wie wir alle«, sagte John. »Sie macht sich eben Sorgen, dass sie einmal ohne irgendetwas dastehen könnte. Deshalb hat sie alles doppelt. Sie hat zwei Fernseher, die völlig identisch sind. Sie stehen nebeneinander auf einem Tisch vor ihrem Bett. Einer von ihnen ist Tag und Nacht eingeschaltet, aber weil Catherine Angst hat, dass er kaputtgehen könnte, braucht sie einen zweiten als möglichen Ersatz. Sie bestellt auch alles, was sie sich aus einem Laden oder einem Katalog liefern lässt, zweimal. Sie kauft immer alles zweimal, aber was ist daran so schlimm?«, fragte er. »Sie tut damit niemandem weh, und sie hat in letzter Zeit so wenig, worüber sie sich freuen kann. Und sie hält es mit mir aus – weil sie mich liebt.« Er senkte den Kopf und flüsterte: »Sie ist mein Leben.«
»Ja, das wissen wir«, stimmte Cameron zu. »Und wir machen uns große Sorgen um dich.«
John wirbelte zu ihnen herum. Sein Gesicht war wutverzerrt. »Ihr seid doch nur besorgt um euch selbst! Ihr befürchtet, dass ich etwas tun könnte, was euch alles vermasselt, stimmt's?«
»Der Gedanke ist uns tatsächlich schon einmal gekommen«, gab Cameron zu.
»John, wir können es uns nicht leisten, dass du durchdrehst«, sagte Preston.
»Ich drehe nicht durch.«
»Ist ja gut«, beschwichtigte Dallas. »Wir machen es am besten folgendermaßen. John wird uns einfach sagen, wenn er Hilfe braucht. Das tust du doch, oder?«
John nickte. »Ja, klar.«
»Und wir werden immer für dich da sein.«
Die Freunde ließen das Thema fallen und verbrachten den Rest des Abends damit, das nächste Projekt zu planen.
Sie trafen sich auch fortan jeden Freitag, verloren aber kein Wort mehr über Johns Gemütsverfassung. Die drei waren ohnehin ratlos, was sie dagegen unternehmen sollten.
Monate vergingen, und Catherine wurde überhaupt nicht mehr erwähnt. Dann brach John zusammen. Er konnte es nicht länger ertragen, Catherine leiden zu sehen, und er gestand seinen Freunden, dass er Geldsorgen hatte – was schlichtweg lächerlich war angesichts der Millionen, die auf dem Konto des Sowing Clubs lagen, Millionen, die sie allerdings in den nächsten fünf Jahren nicht anrühren durften. John erklärte, dass die Krankenversicherung nur einen Bruchteil der Behandlung bezahlte, die seine Frau brauchte, und wenn Catherine weiterhin dahinsiechte, war ihr Treuhandvermögen bald aufgebraucht und er finanziell ruiniert. Es sei denn natürlich, die anderen waren damit einverstanden, dass er sich von dem Konto des Sowing Clubs bediente.
Cameron protestierte. »Ihr wisst alle, wie dringend ich Geld brauche wegen der Scheidung, die mir bevorsteht, aber wenn wir jetzt etwas abheben, ohne das Konto gleich ganz aufzulösen, hinterlassen wir eine Spur, und die Steuerbehörde ...«
John schnitt ihm das Wort ab. »Ich weiß, es ist zu riskant. Ich hätte gar nicht davon anfangen sollen. Mir wird schon was anderes einfallen.«
Am folgenden Freitagnachmittag waren die vier in ihrer Lieblingsbar, im Dooley's, verabredet. Während es draußen donnerte und in Strömen regnete und Jimmy Buffet aus den Lautsprechern von Margaritaville schwärmte, beugte sich John über den Tisch und flüsterte seinen Freunden seinen finsteren Plan zu.
Er wollte sich umbringen und seine Qual beenden.
Seine Freunde waren entsetzt und außer sich. Sie schalten ihn, weil er überhaupt an so etwas dachte, aber sie brauchten nicht lange, um zu begreifen, dass ihr Widerspruch zu nichts führte. Im Gegenteil – sie stürzten John nur noch tiefer ins Elend und in seine Depression. Ihre harschen Worte wichen flehenden Bitten. Was konnten sie bloß tun, um ihm zu helfen? Es musste doch irgendetwas geben.
Aufgebracht redeten sie aufeinander ein, steckten die Köpfe über dem Ecktisch zusammen, um zu beraten, wie sie die verzweifelte Situation ihres Freundes verbessern konnten. Kurz vor Mitternacht, nachdem sie stundenlang debattiert hatten, war einer von ihnen mutig genug, John das vorzuschlagen, was alle dachten. Seine arme Frau stand bereits auf der Schwelle des Todes. Wenn schon jemand sterben musste, dann die bedauernswerte, vom Leid gezeichnete Catherine, und nicht John. Wenn es doch nur so käme ...
Später konnte sich keiner von ihnen mehr erinnern, wer den Vorschlag, Catherine zu töten, als Erster geäußert hatte.
An den darauf folgenden drei Freitagnachmittagen diskutierten sie über die verschiedenen Möglichkeiten. Nachdem sie einmal den Entschluss gefasst hatten, gab es kein Zurück mehr. Die Entscheidung war eindeutig. Keins der Club-Mitglieder hatte Bedenken oder Zweifel.
Die vier Freunde betrachteten sich keineswegs als Unmenschen, und sie gestanden sich auch nicht ein, dass ihre eigentliche Motivation Habgier war. Sie sahen sich als Besserverdienende mit weißen Westen, die schwer arbeiteten und auf Nummer sicher gingen. Sie waren risikobereit und wurden von anderen aufgrund ihrer Macht gefürchtet. Sie waren als echte Draufgänger bekannt – ein sehr schmeichelhaftes Wort, wie sie fanden. Doch trotz ihrer Arroganz und Unverfrorenheit hatte keiner von ihnen den Mut, ihr Vorhaben als das zu bezeichnen, was es letztendlich war: Mord. Und deshalb sprachen sie stets nur von »dem Ereignis«.
Sie hatten wirklich Nerven wie Drahtseile, wenn man bedachte, dass das Dooley's nur einen halben Block vom Polizeirevier entfernt war. Während sie ihr Verbrechen planten, waren sie geradezu von Detectives und Polizisten umzingelt. Ein paar FBI-Agenten gingen ebenfalls oft ins Dooley's, genau wie jene aufstrebenden Anwälte, die hier wichtige Kontakte zu knüpfen hofften. Die Angehörigen der Polizei sowie die Rechtsanwälte der Stadt betrachteten das Dooley's als ihre Kneipe, aber das taten die überarbeiteten und unterbezahlten Medizinalassistenten vom Charity Hospital offensichtlich auch. Die einzelnen Gruppen blieben jedoch meist unter sich.
Die Mitglieder des Sowing Clubs hielten sich abseits und saßen stets in derselben Ecke. Jeder wusste, wer sie waren, und bevor ihr Besäufnis in Gang kam, wurden sie ständig von ihren Kollegen oder anderen Speichelleckern gestört, die sie überschwänglich begrüßten.
O ja, sie hatten wirklich starke Nerven, denn mitten unter New Orleans' Gesetzeshütern redeten sie vollkommen gelassen über einen »Gnadentod«.
Die Diskussion wäre nie so weit gediehen, wenn sie nicht bereits die Verbindung gehabt hätten, die sie brauchten. Monk hatte schon oft für Geld getötet, und er hatte sicher keine Skrupel, dies noch einmal zu tun. Dallas hatte seinerzeit Monks Potenzial und die Vorteile für sie sofort erkannt und ihn vor einer Strafverfolgung durch die Behörden bewahrt. Und Monk wusste, dass er Dallas etwas schuldig war. Er versprach, alles zu tun, solange das Risiko einigermaßen kalkulierbar war und die Bezahlung stimmte. Der Killer war vor allem ein Geschäftsmann.
Die Freunde trafen sich schließlich mit ihm, um die Einzelheiten zu besprechen, und zwar in einem von Monks Stammlokalen, im Frankie's, einem heruntergekommenen Schuppen neben der Interstate 10 auf der anderen Seite von Metairie. In der Bar roch es nach abgestandenem Zigarettenrauch, nach den Erdnussschalen, die die Gäste einfach auf den Holzdielenboden schmissen, und nach verdorbenem Fisch. Monk schwor, dass Frankie die besten gebackenen Shrimps im gesamten Süden machte.
Monk kam zu spät und entschuldigte sich nicht einmal für seine Unpünktlichkeit. Er nahm Platz, faltete die Hände auf dem Tisch und legte unverzüglich seine Bedingungen dar. Dann erst wollte er über die Summe verhandeln, die die vier Freunde ihm anboten. Monk war ein gebildeter Mann, einer der Hauptgründe dafür, warum Dallas ihn vor der Todesspritze bewahrt hatte. Sie brauchten einen gescheiten Helfer, und Monk erfüllte diese Voraussetzung. Er machte zudem einen äußerst distinguierten Eindruck, er war sehr kultiviert und erstaunlich gepflegt, vor allem wenn man bedachte, dass er ein Berufskrimineller war.
Bis er wegen Mordes verhaftet wurde, war Monk bei der Polizei ein unbeschriebenes Blatt gewesen. Nachdem er und Dallas ihre Vereinbarung besiegelt hatten, prahlte er zunächst ein wenig mit seinen vergangenen Taten, zu denen Brandstiftung, Erpressung und Mord gehörten. Die Polizei wusste natürlich nichts von diesem Lebenslauf, aber es gab genügend Beweise, um ihn wegen Mordes dranzukriegen – Beweise, die schließlich auf unerfindliche Weise verloren gingen.
Die anderen drei hatten Monk in Dallas' Apartment kennengelernt, und er machte einen nachhaltigen Eindruck auf sie. Sie hatten einen waschechten Gangster erwartet, aber stattdessen wurde ihnen ein Mann vorgestellt, der fast einer von ihnen hätte sein können – ein Profi mit hohem Niveau. Aber ein Blick in seine Augen genügte, um sein Wesen zu erkennen – sie waren kalt und leblos wie die eines Aals. Wenn es zutraf, dass die Augen der Spiegel der Seele waren, dann hatte Monk seine Seele schon längst an den Teufel verschachert.
Nachdem Monk nun ein Bier bestellt hatte, lehnte er sich zurück und verlangte ungerührt das Doppelte des Honorars, das Dallas ihm angeboten hatte.
»Sie machen wohl Witze!«, sagte Preston. »Das ist Erpressung.«
»Nein, es ist Mord«, konterte Monk. »Mehr Risiko – mehr Geld.«
»Es ist kein ... Mord«, widersprach Cameron. »Es ist ein spezieller Fall.«
»Was ist so speziell daran?«, wollte Monk wissen. »Sie möchten, dass ich Johns Frau umbringe, nicht wahr? Oder habe ich da etwas falsch verstanden?«
»Nein, aber ...«
»Aber was, Cameron? Stört es Sie, dass ich das Kind beim Namen nenne? Ich könnte auch ein anderes Wort für Mord benutzen, wenn Ihnen das lieber ist, aber das ändert nichts daran, dass Sie mich dafür anheuern wollen.« Er zuckte mit den Schultern und fügte hinzu: »Ich will mehr Geld.«
»Wir haben Sie bereits zu einem äußerst reichen Mann gemacht«, stellte John klar.
»Ja, das stimmt.«
»Hör zu, du Arschloch, wir hatten ein Honorar vereinbart!«, schrie Preston und spähte sofort über seine Schulter, um sich zu vergewissern, dass niemand etwas mitbekommen hatte.
»Ja, das hatten wir«, erwiderte Monk. Er war gänzlich unberührt von dem Wutausbruch. »Aber Sie haben mir nicht näher erläutert, was ich für Sie tun soll. Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als ich mit Dallas sprach und erfuhr, worum es eigentlich geht.«
»Was hat Dallas Ihnen erzählt?«, wollte Cameron wissen.
»Dass es ein Problem gibt, das Sie alle ausschalten möchten. Jetzt, da ich weiß, worum es sich handelt, verlange ich das doppelte Honorar. Ich finde, das ist nur verständlich. Das Risiko ist schließlich beträchtlich.«
Diesem Statement folgte Schweigen. Schließlich sagte Cameron: »Also, ich bin pleite. Wie sollen wir so viel Geld auftreiben?«
»Das ist mein Problem, nicht eures«, erklärte John. »Ich lege sogar noch zehntausend drauf, wenn Sie sich einverstanden erklären, dass ich die Zahlung erst leiste, wenn das Testament vollstreckt ist.«
Monk neigte den Kopf zur Seite. »Zusätzliche zehntausend ... Klar, ich kann warten. Ich weiß ja, wo ich Sie finden kann. Reden wir über die Details! Ich weiß bisher nur, wen Sie beseitigen wollen, sagen Sie mir jetzt, wann und wo und wie viel sie leiden soll.«
John war entsetzt. Er räusperte sich und trank einen großen Schluck Bier. Dann flüsterte er: »O Gott, nein! Ich möchte nicht, dass sie leidet. Sie hat bereits mehr als genug gelitten.«
»Sie ist unheilbar krank«, erläuterte Cameron.
John nickte. »Es gibt keine Hoffnung für sie. Ich kann es nicht mehr ertragen zuzusehen, wie sie sich quält. Sie hat ... ständig Schmerzen ... Ich ...« Er konnte nicht weitersprechen.
Rasch schaltete sich Cameron ein: »Als John wirres Zeug redete und ankündigte, dass er sich selbst umbringen will, wussten wir, dass wir etwas unternehmen müssen.«
Da die Kellnerin auf sie zukam, bedeutete Monk ihm, still zu sein. Die Frau stellte für jeden ein weiteres Bier auf den Tisch und kündigte an, gleich wiederzukommen, um die Essensbestellung aufzunehmen.
Sobald sie außer Hörweite war, sagte Monk: »Hören Sie, John, ich wusste nicht, dass Ihre Frau krank ist. Ich fürchte, ich war ein wenig gefühllos. Tut mir leid.«
»Leid genug, um Ihre Forderung zu mindern?«, fragte Preston sofort.
»Nein, so sehr nun auch wieder nicht.«
»Also, machen Sie es nun oder nicht?«, fragte John ungeduldig.
»Eine interessante Sache«, fand Monk. »Ich würde genau genommen ein gutes Werk tun, nicht wahr?«
Er erkundigte sich genau, in welcher Verfassung die unglückliche Patientin war, und wollte auch Näheres über die Situation im Haus erfahren. Während John seine Fragen beantwortete, beugte sich Monk vor und legte die Hände auf den Tisch. Seine Fingernägel waren perfekt manikürt, die Haut glatt und ohne Schwielen. Er starrte nachdenklich vor sich hin, als ginge er die Einzelheiten des Auftrags im Geiste schon mal durch.
Nachdem John den Grundriss des Hauses beschrieben sowie die Alarmanlage und den Tagesablauf des Personals erklärt hatte, wartete er angespannt auf weitere Fragen.
»Die Dienstmädchen gehen also jeden Abend nach Hause. Was ist mit der Haushälterin?«
»Rosa ... Rosa Vincetti, so heißt sie«, sagte John. »Sie bleibt abends bis zehn, nur am Montag nicht, da bin ich für gewöhnlich daheim, und sie kann um sechs gehen.«
»Irgendwelche Freunde oder Verwandten, um die ich mir Gedanken machen muss?«
John schüttelte den Kopf. »Catherine hat den Kontakt zu ihren Freunden schon vor Jahren einschlafen lassen. Sie möchte keinen Besuch. Es ist ihr peinlich ... wegen ihres Aussehens.«
»Was ist mit Verwandten?«
»Es gibt einen Onkel mit Familie, aber sie hat kaum Verbindung zu ihm. Sie sagt, er und sein Anhang seien Abschaum. Der Onkel ruft ungefähr einmal im Monat an. Sie bemüht sich stets, höflich zu sein, aber sie telefoniert nie lange mit ihm. Es ermüdet sie zu sehr.«
»Kommt der Onkel denn schon mal unangekündigt zu Besuch?«
»Nein. Sie hat ihn seit Jahren nicht gesehen. Seinetwegen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
»Dann werde ich das auch nicht tun«, erwiderte Monk.
»Ich will nicht, dass sie leidet! Ich meine, wenn Sie ... ist das möglich?«
»Selbstverständlich«, entgegnete Monk. »Ich bin ein mitfühlender Mensch, kein Monster. Ob Sie's glauben oder nicht, ich habe durchaus Werte und eine unbeugsame Moral«, rühmte er sich selbst, und keiner der vier Freunde wagte zu lachen oder zu widersprechen. Ein Auftragskiller mit Moral? Irrsinnig, aber sie alle nickten zustimmend. Wenn Monk ihnen weisgemacht hätte, dass er übers Wasser laufen könne, hätten sie ebenfalls vorgegeben, ihm zu glauben.
Nachdem Monk also seine Tugenden angepriesen hatte, kam er wieder zum Geschäftlichen. Er erklärte John, dass er nicht viel für Brutalität übrighabe und den Opfern unnötige Schmerzen ersparen wolle. Und obwohl er versprach, bei Catherine äußerst vorsichtig vorzugehen, forderte er John auf, seiner Frau an dem bewussten Abend vorsichtshalber ein wenig mehr ihres Schmerzmittels einzuflößen als üblich. Ansonsten musste alles so laufen wie an jedem anderen Tag. Bevor John ins Bett ging, sollte er wie immer die Alarmanlage einschalten und sich dann in sein Zimmer begeben. Monk versicherte den vier Freunden mit einer Nachdrücklichkeit, die alle geradezu unanständig tröstlich fanden, dass Catherine am Morgen tot sein würde.
Und er hielt Wort. Er tötete Catherine in jener Nacht. Wie er ins Haus und wieder hinaus gelangt war, ohne Alarm auszulösen, war John ein Rätsel. Im Haus gab es Laut- und Bewegungsdetektoren und draußen Videokameras, dennoch hatte der gerissene Monk das Grundstück unbeobachtet und vollkommen lautlos betreten und Johns Frau schnell und effizient von ihrem Leid erlöst.