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Arianes BüroNotDienst wird angefordert, um ausgerechnet den Sanitärgroßhandel ihres extrem spießigen Onkels ablage- und organisationstechnisch auf Vordermann zu bringen. Unordnung, wirre Strukturen, Verlogenheit und Selbsttäuschung dort spotten jeder Beschreibung, und Ariane wundert sich schon gar nicht mehr, als Onkel Albert tot aufgefunden wird. Aber natürlich kann sie als Ordnungsfanatikerin einen Mord nicht dulden, also hilft sie fleißig bei den Ermittlungen, was dem eleganten, aber zickigen Staatsanwalt Dr. Schade das eine oder andere Grinsen entlockt. Und dabei bleibt es nicht...
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Seitenzahl: 487
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Alles frei erfunden!
Sämtliche Namensgleichheiten und sonstige Übereinstimmungen mit real existierenden Personen, Firmen u. ä. sind purer Zufall.
Imprint
Eine ordentliche Fassade. Kriminalroman
Elisa Scheer
published by: epubli GmbH, Berlin
„Es sind noch zwei Anfragen reingekommen“, meldete Holger, der mit Blättern wedelnd eintrat, „gerade eben. Ich weiß, ihr wollt nach Hause, aber...“
„Schon okay, gib her. Und dann kannst du für heute Schluss machen“, gab sich Lilli großzügig.
„Oh, herzlichen Dank. Ist ja auch erst – was, erst halb sieben?“
„Raus, sonst finde ich dir noch was zu tun“, drohte Lilli, und Holger floh kichernd.
„Was Gescheites?“, fragte Ariane, die gerade ihre Dateien Stück für Stück schloss; man sollte den Bildschirm eben nicht so voll packen, dass man den Überblick völlig verlor.
„Na, geht so. Einmal brauchen die bei Gärtner & Kögelsteiner eine Überarbeitung der Buchhaltung...“
„Andreas“, schlug Ariane sofort vor. „Als Buchhaltungsnachhilfelehrer ist er einfach unschlagbar. Wie lange?“
„Steht nicht da. Muss er nach dem ersten Tag eben schätzen. Ja, Andreas ist okay, mit dem Kram bei Frickel ist er doch durch?“
„Hat sich noch nicht gemeldet, müsste er aber sein. Der Auftrag ist nur bis heute gelaufen.“
„Und das zweite ist eine Reorganisation der Ablage bei – ich fass es nicht! Bei einem Sanitätswarengroßhandel.“
Ariane beschlich eine dumpfe Vorahnung, aber sie beherrschte sich noch und fragte nur: „Name? Sanitätswaren sind Stützstrümpfe und Angorawäsche und Gehhilfen und so.“ Lilli linste sie über ihre bescheuerte Halbbrille überheblich an. „Stell dir vor, das wusste ich auch schon. Ich fand´s nur lustig, dass es so was überhaupt noch gibt. Der Name – Moment... dieser Holger, was für eine Sauklaue! ach, ja – Kornreuther heißt das, glaube ich.“
„Na toll“, sagte Ariane und lehnte sich geschlagen zurück. „Hab ich´s doch gewusst. Das ist bloß mein mieser, geiziger, frömmlerischer Onkel mit seinen blöden Angoraknieschonern. Bei dem müssen wir aufpassen, der will nachher garantiert nicht zahlen.“
„Dein Onkel, ja?“ Lilli grinste fies. „Und Ablage und Reorganisation... das ist doch quasi dein Hobby, nicht?“
„So arg auch wieder nicht“, grummelte Ariane.
„Trotzdem, du bist gerade prädestiniert für diesen Job. Hier steht... ab Montag. Du kannst deinen Onkel ja am Wochenende schonend vorbereiten.“
„Um Gottes Willen, bloß nicht! Dann fällt ihm bloß ein, wie er uns austricksen kann. Nein, den muss man überraschen. Sag mal, wer hat denn überhaupt angerufen, war das wirklich der grässliche Onkel Albert? Kann ich mir irgendwie gar nicht vorstellen.“
„Hier steht schon A. Kornreuther, aber da ist noch was dahinter gekritzelt... nein, dieser Holger! Er ist ja süß als Telefonfräulein, aber seine Schrift... wie ein kleines g schaut das aus.“
„Ach so, wahrscheinlich junior, dann ist das Albert, der Sohn. Dann ist es einfach. Ich nehme am Montag einen Vertrag mit, wasserdicht natürlich, und lasse ihn das Albertle unterschreiben. Der will uns ja offensichtlich haben. Und dann ist Onkel Albert ausgeschaltet.“
Lilli nickte zufrieden, dann setzte sie sich kerzengerade hin und schob ihre Brille tiefer. „Der heißt genau wie sein Vater?“ Ariane nickte ernst.
„Gott, wie blöde! Ist denen sonst nichts eingefallen?“
„Familientradition. Die anderen heißen Karlheinz, Sabine und Petra.“
„Vier Kinder? Warum denn das?“
Ariane zuckte die Schultern. „Um seine staatsbürgerliche Pflicht zu erfüllen? Vier Kinder sind wahrscheinlich die volkswirtschaftliche Idealzahl, und außerdem ist die Frau so beschäftigt und macht keine Dummheiten. Dazu neigen Frauen nämlich, weißt du?“
„Ach herrje – so einer? Na, gut, dass du hingehst, eine andere müsste ihn dann wegen Diskriminierung verklagen, wenn er so einen Müll verzapft.“
„Herzlichen Dank. Stockkatholisch ist er übrigens auch noch und Sex ist absolut pfui, wenn er nicht der Kinderzeugung innerhalb einer christlichen Ehe gilt. Was glaubst du denn, warum wir jahrelang vor jedem Besuch dieser Mischpoke überlegt haben, wo wir die dezenten Schockeffekte einbauen? Christina hat sich mit siebzehn mal in eine total durchsichtige Bluse ohne was drunter geworfen. Klein-Albert hatte die totalen Stielaugen, aber der Alte... Kinn hoch und Christina behandelt, als ginge sie draußen an der Neuen Landstraße ihrem Gewerbe nach. Bis Mama sauer wurde und gesagt hat, wenn er nicht höflich zu ihrer Tochter ist, schmeißt sie ihn raus.“
Lilli kicherte fasziniert. „Und, war er dann höflich?“
„Naja, notdürftig. Er findet uns sowieso alle furchtbar. Und Mama ist an allem schuld.“
„Kunststück, wenn er so fromm ist. Für solche Scheißfundis sind Frauen doch die Wurzel allen Übels, schließlich hat Eva die Erbsünde in die Welt gebracht.“
„Manchmal kommt die Klosterschülerin bei dir noch durch. Ich versteh das sowieso nicht, sonst machen die Männer doch auch nie, was man ihnen sagt, und da hält sie ihm irgendein Obst hin und sagt Beiß mal rein, und er tut´s sofort? Nicht Ich hätte aber lieber ein Bier, nicht Ist der überhaupt gewaschen, nicht Ich mag jetzt nichts Süßes oder Mach deine blöden Diäten alleine, nein, lammfromm Mund auf, Augen zu. Und dann ist´s er mal wieder nicht gewesen.“
„Aber das ist doch typisch – das Es-nicht-gewesen-sein.“
„Ja, das schon...“ Ariane versank in Brüten. Michael war ja auch nicht viel anders...
„Los jetzt, mir reicht´s. Wochenende! Am Montag um acht bist du in dieser Bettschüsselklitsche – die haben doch auch Bettschüsseln, oder?“
„Bestimmt. Soll ich dir eine mitbringen?“
* * *
Es war fast acht, bis Ariane, mit den nötigen Einkäufen für das Wochenende beladen, die knarzenden Holztreppen zu der großen unordentlichen Wohnung in der Katharinenstraße hinaufstieg.
Endlich Feierabend, endlich Freitag, endlich Wochenende, nötig war´s. Bis Donnerstag hatte sie versucht, drei mittelalterlichen und begriffsstutzigen Damen klar zu machen, wie man einen virtuellen Aktenplan einhält und wie man Dateien so benennt, dass man sie auch wieder findet. Ein ganzer Tag ging alleine schon dafür drauf, ihnen beizubringen, wie man im Windows-Explorer Ordner einrichtete und befüllte.
Sie stellte die Tüten ab und schloss auf. „Michael? Ich bin da-a!“
Keine Reaktion. Na, vielleicht hatte er die Lust aufs Warten verloren und war auf ein Bier in den Wilden Kaiser gegangen.
Sie verräumte die Einkäufe und sah sich um, müde und hungrig, und versuchte sich an das Glücksgefühl zu erinnern, das sie empfunden hatte, als sie diese Wohnung 1998 ergattert hatte: Fünf Zimmer Altbau in Uninähe, toll! Die würde sie nie wieder hergeben, vor allem bei den recht bescheidenen tausend Mark Miete damals. Mittlerweile kostete sie 700 € kalt, was immer noch günstig wirkte.
Wenn man natürlich die Wahrheit kannte – dass die Ölöfen ziemlich stanken und dafür recht wenig heizten, wenn man nicht direkt daneben stand, dass das heiße Wasser immer knapp war, dass man keine Spülmaschine anschließen durfte, weil sonst der Kollaps der Leitungen drohte, und dass die alten und verkratzten Parkettböden bei jedem Schritt quietschten und knarrten... damals hatte es geheißen, die Bude würde bald saniert werden, aber der Besitzer wollte das Haus wohl noch aufbrauchen, jedenfalls war bis jetzt nichts geschehen außer der Montage einer Briefkastenanlage in der Hofeinfahrt. Wohl auf Betreiben der Post, deren Briefträger keine Lust hatten, so viele Treppen zu steigen.
Hatte sie eigentlich auch nicht, aber immerhin hielt es fit.
Superlage, wirklich. Direkt hinter der Uni. Sie sah aus dem Fenster auf die Katharinenstraße: Unrettbar zugeparkt, zwischen den Autos schmutzige Schneereste, auf dem Bürgersteig Massen von Erstsemestern, die das Semesterende feiern wollten und lautstark überlegten, wo sie jetzt erstmal einen draufmachen wollten. Jedenfalls sahen die Milchgesichter alle nach Erstsemestern aus. War sie damals auch so jung gewesen? Und so unbedarft?
In der Katharinenstraße gab es nur Copyshops, Schreibwarenläden, die sich am Geschmack von Zwanzigjährigen orientierten, Jeansläden voller schundiger Sonderangebote und alternative Lebensmittelklitschen, aus denen es immer ein bisschen streng roch. Ja, und dann den Naturschuster, dessen Schuhe Riesenfüße machten, den Laden, wo man sein Briefpapier selber schöpfen konnte (Ariane zog E-Mails vor, die gingen schneller), einen immer von der Pleite bedrohten Naturkosmetikladen und die Mitfahrzentrale. Eigentlich reizte das Angebot sie gar nicht mehr. Komisch, wie man sich veränderte...
Sie seufzte und ging sich ein Brot gegen den ärgsten Hunger machen. Kauend sah sie sich dann weiter um. Man müsste mal wieder gründlich putzen. Und ungefähr neunzig Prozent des ganzen Schamotts in den Ecken wegschmeißen, vor allem Michaels alte Zeitungen...
Nein, die wollte er ja immer noch, wenn ich mal Zeit habe, durchsehen, ob etwas Wichtiges drinstand. Als ob nicht auch das Wichtige längst überholt wäre – das meiste stammte ja noch aus dem letzten Jahr!
Keine Lust. Nicht am Freitagabend. Gott, und in den Waschsalon musste sie auch noch: Sie hatte nur noch zwei vorzeigbare Blusen im Schrank, und gerade in Onkelchens Saftladen musste sie kompetent und korrekt auftreten, sonst nahm sie da gar keiner ernst. Es ging schließlich nicht nur darum, die herumliegenden Zettel abzulegen, sondern den Leuten ein individuell auf sie zugeschnittenes Ablagesystem zu basteln, mit Aktenplan, Entsprechungen im Firmennetz und gegebenenfalls Schulung der Mitarbeiter.
Also graues Kostüm und blassgelbe Bluse, korrekt, aber staubresistent. Die blassgelbe Bluse war nicht im Schrank, ergo in der Wäsche. Aber am Freitagabend im Waschsalon sitzen? Diese Scheißwohnung, dachte sie nicht zum ersten Mal – das 98er Glücksgefühl war ganz weit weg: Keine Waschmaschine in der Wohnung erlaubt und auch keine im Keller.
Wenigstens konnte sie die Wäsche sortieren. Verflixt, Michael hatte schon wieder seine T-Shirts und Shorts dazu geworfen. Konnte der sich nicht mal selbst um seine Klamotten kümmern?
Sie sortierte drei Reisetaschen voller Blusen, Strümpfe, T-Shirts und Wäsche nach Farben und stopfte dann seufzend Michaels Kram dazu, damit die Taschen wenigstens voll wurden; dann stellte sie sie in den Flur.
Himmel, bald neun, wo steckte der Kerl eigentlich? Wenn sie jetzt in den Waschsalon ging, hieß es nachher bloß wieder Jetzt hab ich mir extra den Abend freigehalten, wo ich doch einen Superauftrag hätte haben können, und du? Kommst total spät aus der Arbeit und gehst dann waschen – am Wochenende!
Blieb sie aber hier, kam er nicht heim. Oder total spät. Ich hab gedacht, du bist eh nicht da... Wo war denn sein Terminplaner? Auf dem Esstisch. Es stand nichts drin, aber das musste gar nichts heißen, er war in dieser Hinsicht (wie in anderer auch) nicht der Konsequenteste.
Ein schönes heißes Bad?
Nein, danach hatte sie bloß keine Lust mehr, sich wieder anzuziehen und die Wäsche doch noch...
Unsinn, die Wäsche würde sie morgen ganz früh machen. Um sieben war keine Sau im Waschsalon, aber er war ja rund um die Uhr geöffnet.
Schließgeräusche und heftiges Rütteln an der Tür zeigten ihr, dass Michael nach den fünf Jahren, die er jetzt bei ihr wohnte, immer noch nicht mit dem maroden Schloss zurechtkam. Sie öffnete die Tür.
„Oh, du bist schon da?“ Meinte er das jetzt ironisch? Lieber nicht nachfragen, das führte nur zu end- und sinnlosen Debatten darüber, wer hier wen verarschte. „Ja, bin ich. Und du? Heute keine Veranstaltung?“
„Doch, ich muss auch gleich wieder weg. Ich wollte bloß das schwarze Sakko holen, du weißt doch, das coole mit der Glitzerkante am Revers. Das heute ist so eine Art Discoparty. Geht um zehn los, in der alten Maschinenhalle. Komm halt mit! Du musst auch mal wieder unter die Leute.“
Sollte sie wohl wirklich. Alleine schon, um an der Beziehung zu arbeiten. Aber wenn sie auf etwas absolut keine Lust hatte...
„Schon gut“, sagte Michael etwas verkniffen, „ich sehe schon, Madame ist von der Arbeit gestresst und mag außerdem keine Discomusik. Hoffentlich ändert sich das, wenn du die Kohle kriegst.“
„Welche Kohle?“, fragte Ariane verblüfft.
„Mensch, Jani! Morgen ist doch dieser Event beim Notar, oder? Dann erfährst du, wie viel Kohle du von dieser Tante Dingsda kriegst.“
„Tante Hilde“, korrigierte Ariane automatisch und starrte Michael an. „Mensch! Danke, Michael, das hätte ich echt total vergessen. Um halb neun, oder? ich schau gleich nach. Sorry, du, aber dann muss ich jetzt doch noch waschen gehen, morgen früh schaff ich´s nicht vorher, und danach geht es im Waschsalon zu wie im Ausverkauf.“
„Dann nimm meine Wollpullis mit, die haben es nötig.“
Ariane seufzte. „Meinetwegen. Sei nicht sauer wegen der Discoparty, ja? Wenn ich mal mehr Zeit habe, gehe ich mit. Viel Spaß wünsche ich dir.“
„Schon gut.“ Er verschwand in „seinem“ Zimmer, wo er Kabel, Musik, Abendoutfits und einen großen Teil seiner Sammlung alter Radios aufbewahrte.
Ariane ging ins Schlafzimmer, stopfte die vier Wollpullover, die noch in der Wäschetonne steckten, in eine große Plastiktüte, packte die Flasche Superwollfeinpflege dazu (viel war nicht mehr drin) und schleifte auch diese Tüte zur Tür. Jetzt musste sie wirklich zum Waschsalon fahren, schleppen konnte sie vier Taschen keinesfalls, vor allem nicht, weil die Pullis ja nass zurückgeschafft werden mussten. Okay, noch den Korb.
Michael schoss aus seinem Zimmer, fein angetan mit dem straßbesetzten Blazer. Stand ihm gut, stellte sie anerkennend fest, er passte zu den engen grauen Samthosen, dem weißen Hemd, den nachtschwarzen Haaren, die ihm künstlerisch in die Stirn zu fallen pflegten, und dem sorgfältig gezüchteten Dreitagebart. Und natürlich zu seinen babyblauen Augen, die so engelhaft dreinblicken konnten, dass man ihm sofort glaubte, die Cornflakes-Schachtel sei schon leer gewesen.
Er küsste sie flüchtig und kratzte dabei ganz schön. „Ciao, Süße. Viel Spaß!“
Weg war er. Viel Spaß – beim Waschen seiner blöden Wollpullis? Er machte so was nie, er hoffte wohl, dass die Heinzelmännchen alles, was er in die Trommel stopfte, irgendwie sauber und gegebenenfalls gebügelt in seinen Schrank zurückzauberten. Ariane schulterte alle vier Taschen, ergriff mit der anderen Hand Wäschekorb, Schlüssel und die Kleingeldbox und machte sich auf den Weg nach unten.
* * *
Langeweile pur. Die Wollpullis turnten langsam auf einem Bett von feinporigem Schaum (welchen Wortschatz man durch die Werbung gewinnen konnte!) in der Maschine herum, und der Rest steckte zum größten Teil im Trockner. Sie hatte die herumliegenden – zum großen Teil unvollständigen - Zeitschriften studiert und wusste jetzt alles über das Brutverhalten diverser Thronfolger und Abartige Sexspiele in der Garage, die Zeckengefahr im nächsten Sommer und das Schicksal diverser gestörter Weiber, die mit dem Nachbarn, Schwager, verheirateten Kollegen oder Nachhilfelehrer der Kinder geschlafen hatten und es nun bitter bereuen mussten. Und mit ihrem Gejammer ein ganzes Magazin füllten.
Sie sah auf die Uhr. Halb elf... eine halbe Stunde etwa noch, dann musste der Krempel fertig sein. Schnell heim und dann vielleicht doch noch rasch auf einen Sprung in die Maschinenhalle? Wenn sie das paillettenbesetzte T-Shirt anzog, ging sie bestimmt als Discoqueen durch. Und die Haare offen.
Außerdem kannte sie die Türsteher sowieso, alles Kollegen von Michael. Die ließen sie so durch. Sie wollte ja auch nicht lange bleiben, nur ein bisschen good will zeigen.
Nächste Woche hätte sie den blödesten Job seit langem. Onkel Albert nahm sie eh nicht ernst, und von neuzeitlichem Büromanagement hielt er auch nichts, wie er an Mamas Geburtstag bei diesem missglückten Essen voller unterschwelliger Feindseligkeiten deutlich gemacht hatte. Er hielt auch nichts von Lehrern, wie er Daniel wortreich klar gemacht hatte: eine faule, unfähige Bande, nur auf dreizehn Wochen Ferien und einen Halbtagsjob aus, während er selbst, zum Beispiel...
Daniel hatte schläfrig gegrinst. „Geschenkt, Onkelchen. Nur kein Neid!“
Ariane, die wusste, wie viel Daniel schuftete, war entrüstet gewesen, aber Daniel hatte ihr zugeflüstert: „Glaubst du, ich will mich mit dem alten Sack streiten? Mir doch egal, was er denkt, der ist sowieso informationsresistent.“
Auch wieder wahr. Jedenfalls hielt er nichts von Büroorganisation, denn wenn alle richtig Ordnung hielten, wie er zum Beispiel es seinerzeit noch gelernt hatte, beim Bund, der den verweichlichten jungen Kerlen von heute auch nichts schaden würde, dann wäre alles in schönster Ordnung. Quatsch du nur, hatte Ariane gedacht und ihre Aggressionen an ihrer Rindsroulade bürgerlich ausgelassen.
Und jetzt zwang sie das Schicksal, für den alten Sack zu arbeiten. Na, ein wasserdichter Auftrag und er konnte da nicht mehr raus. Mit Geld konnte man ihn immer unter Druck setzen.
Und morgen... die Testamentseröffnung. Die Beerdigung war am Dienstag gewesen, naturgemäß eine trübselige Angelegenheit, schwarz gekleidete Gestalten in heftigem Schneeregen auf dem Parkfriedhof.
Ach, Tante Hilde, dachte Ariane. Danke für die Gummibärchen früher und den Blödsinn, den wir bei dir und Onkel Werner machen durften, draußen in Unterthanning, als Onkel Werner noch lebte und ihr diesen verwunschenen Garten hattet, mit Froschteich und Rosenkugeln, mit dem uralten Bocciaspiel und diesem komischen Gerät, mit dem man klebrige Luftballons selbst machen konnte, die dann selbstständig davon schwebten. Herrliche Nachmittage fielen ihr ein.
Dann war Onkel Werner gestorben, viel zu jung noch, an einem Herzinfarkt, und Tante Hilde hatte sich prompt auch ein Herzleiden zugelegt. Damals war sie fünfzehn gewesen, überlegte Ariane, also war das... 1989 gewesen. Knapp vor der Maueröffnung. Genau, und dann hatte Hilde gefunden, das Haus sei ihr zu mühsam zu pflegen, mit ihrem Herzen. Sie hatte es verkauft und war mit den Lieblingsmöbeln und allem alten Spielzeug in die Stadt gezogen: „Wisst ihr, Kinder, da hab ich doch kurze Wege und nah zum Arzt...“
Mönchberg – nicht gerade Innenstadt, aber ganz nett. Und dort hatte sie ihren Sammeltrieb dann exzessiv ausgelebt. Bücher, Moccatassen, Pappschachteln (die musste sie aber geschenkt kriegen, selbst kaufen galt für sie sie nicht), Schmuck, Silberbestecke (die sie zum Teil von anderer Verwandtschaft wieder erbte), Bilder von diversen Prominenten wie Königin Silvia, Blumenvasen und aus unerfindlichen Gründen alle Ausgaben ihrer Fernsehzeitung. Wollte sie kontrollieren, wie oft mancher Kram wiederholt wurde?
Außerdem hatte sie nie ein Kleidungsstück weggeworfen, wenn man von Strümpfen voller Laufmaschen absah: „Kindchen, das kommt doch alles wieder in Mode, wart´s nur ab!“
Am Ende hatte sie etwas desorganisiert, aber vergnügt in dieser vollgepropften Wohnung gesessen und sich gefreut, wenn jemand zu Besuch kam, vorzugsweise Daniel oder Ariane selbst, denn Christina arbeitete ja in Köln und schaffte es nur selten nach Bayern.
Tante Hilde und ihr trockener Humor... Daniel hatte sie immer als Zeitzeugin für die Wiederaufbaujahre nutzen wollen, aber aus den frühen Fünfzigern konnte sie sich nur noch an Hüpfkästchen und ihren ersten Petticoat erinnern.
Und dann war sie tatsächlich an dem Herzleiden, über das alle immer nur faule Witze gerissen hatten, gestorben, vor zehn Tagen. Der feuchtkalte Winter war wohl zu viel für sie gewesen. Fünfundsechzig, das war doch kein Alter! Noch gut zu Fuß, energisch (wenn sie nicht gerade die Hand aufs Herz gepresst hielt) und fleißig am Sammeln: „Kann man alles mal brauchen, mein Kind!“
Ariane seufzte und merkte, dass die Maschine mit Michaels Pullovern mit einem Ächzen zum Stillstand gekommen war. Sie schaltete auf Schonschleudern, bevor ihr die Dinger nachher den Kofferraum voll tropften, und machte sich daran, ihre eigenen Klamotten stückweise aus dem Trockner zu holen und noch warm zu falten. Manchmal konnte man sich dann ja das Bügeln schenken...
Bis sie damit durch war, hatte die Maschine auch die Pullover geschleudert. Sie packte sie in den Korb, schulterte vorsichtig die Taschen (immerhin war der Inhalt jetzt gefaltet und sollte es auch bleiben) und schleppte alles zum Auto.
Als sie zu Hause die Pullover sorgfältig in Handtücher rollte und auslegte und alles andere verräumte, bis auf die Blusen, die sie morgen früh noch bügeln musste, ärgerte sie sich wieder über Michael, der ihr diese Klumpen, die durchdringend nach nassem Hund rochen, aufs Auge gedrückt hatte, während er durch die Discoparty in der Maschinenhalle tobte.
Das war ungerecht, tadelte sie sich selbst, während sie Manschetten zurechtzupfte und Stapel verräumte, schließlich war das sein Job. Er tobte im Auftrag von EventMachine da herum und hatte ein Auge darauf, dass alles klappte. Das konnte sie ihm nicht vorwerfen.
Oder war sie neidisch, weil er sein Hobby, nämlich das Partymachen, zum Beruf gemacht hatte?
Nein, sie würde das hassen, überlegte sie. Immer die Angst, etwas könnte schief gehen, immer das Rumärgern mit Lieferanten, DJs, Hallenvermietern, dem Ordnungsamt und den abstrusen Wünschen der Kunden, immer die Suche nach neuen, noch nie da gewesenen Eventideen, weil die Leute so süchtig nach Abwechslung waren.
Unterhalte mich, Baby!
Hauptsache fun. Eigentlich saublöd.
Nein, er arbeitete hart in dieser durchgeknallten Branche, und deshalb würde sie sich jetzt auch in den bescheuerten Glitzerfummel werfen und ihn auf ein Stündchen besuchen. Bis zum Notar morgen würde sie schon wieder fit und gebügelt dastehen.
Gesagt, getan. Sie streifte sich das knallrote Paillettenteil über, löste ihre Haare, bürstete sie und drehte sie um den Finger, bis sie wie eine schwarze Wolke um ihr Gesicht standen, machte sich das Gesicht neu (sogar mit Glitzerpuder) und packte Handy, etwas Geld und einen Ausweis in ein rotes Minitäschchen. Die schwarze Hose ging ja wohl noch, und die Stiefel? Da hatte sie sowieso keine Auswahl, und es war eindeutig Stiefelwetter.
* * *
Vor der Maschinenhalle gab es ungefähr tausend Parkplätze, und Ariane ergatterte den letzten freien, jedenfalls kam es ihr so vor. Super, die Sache schien ein Erfolg zu sein!
Die Türsteher nickten ihr freundlich zu, einer sagte sogar Hi, Jani, als sie ihren Stempel umsonst bekam und in die dunkle, nur von zuckenden Stroboskop-Blitzen erhellte Halle eintauchte. Lärm, das war die vorherrschende Empfindung. Ohrenbetäubender Lärm – und nicht die Musik, die ihr gefiel. Zu Michaels Ekel hörte sie am liebsten Bach und Latino-Pop.
Wo konnte Michael sein? Wenn sie sich schon als versöhnliche Geste herquälte, obwohl sie wirklich müde war, dann sollte er es wenigstens sehen und dankbar würdigen! An der Bar, vielleicht.
An der Bar ging es zu, als sei noch Happy Hour; Ariane verspürte plötzlich Durst, schlängelte sich durch das Gewühl der trinkenden und baggernden Massen, nickte dem nächsten Barkeeper zu, den sie ebenfalls flüchtig kannte, und orderte einen Fruit´s Dream – Alkohol hätte ihr jetzt den Rest gegeben. Sie nahm einen großen Schluck (lecker!) und wedelte geistesabwesend den Rauch ihres Nachbarn beiseite.
„Na, so alleine hier?“, schloss sie aus seinen Mundbewegungen. Sie schüttelte energisch den Kopf und nahm den nächsten Schluck. Er legte ihr eine Hand aufs Knie und drückte sanft. Resigniert stellte sie ihr Glas ab und winkte seinen Kopf näher zu sich heran. „Ich würd´s lassen“, raunte sie ihm dann ins Ohr, „mein Freund ist hier irgendwo, und der tickt leider verflixt leicht aus. Beim nächsten Mal kommt er sicher nicht mehr mit Bewährung davon, und das möchte ich natürlich nicht.“
Die Hand wurde ruckartig zurückgezogen, der Kopf wandte sich zur anderen Seite. Ariane kehrte zu ihrem Glas zurück und versuchte, nicht zu grinsen. Der alte Spruch funktionierte doch immer wieder!
Aber hier war Michael (der kein bisschen zum Austicken neigte, allerdings hatte sie ihm auch noch nie Anlass dazu gegeben) nicht zu finden. Also trank sie aus, schob das Glas über die Theke und rutschte vom Barhocker. Hm – beim DJ vielleicht? Sie kämpfte sich durch das Gewühl am Rande der Tanzfläche. Kurz bevor sie vorne ankam, erstarb die Musik.
„Kurze Pause, Freunde! Trinkt was, damit ihr für die nächsten Runden fit seid!“, kam es aus den Lautsprechern, und DJ TecBoy, bürgerlich Stefan Deixlbrunner, machte Anstalten, vom Podest der Anlage herabzuklettern. Ariane kam gerade noch rechtzeitig an. „Hi, Stefan, hast du Michael gesehen?“
Er grinste. „Musst wohl Interesse heucheln, was? Vorhin war er dahinten irgendwo.“ Er wies in Richtung der Toiletten.
„Danke. Hier kann man sich ja tot suchen.“ Ariane wandte sich ab.
„He, wart mal“, rief Stefan hinter ihr her. Sie drehte sich um. „Ja?“
„Äh – ach nichts.“ Leise fügte er noch hinzu: „O shit.“
Ariane schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich wollte er fragen, ob sie ihm was zu trinken holen konnte, und dann war ihm doch eingefallen, dass sie ein volles Glas niemals unversehrt hierher brächte. Ja, shit, musste er schon selber gehen! Sie wühlte sich in Richtung Toiletten durch. Was Michael da wohl trieb? Gucken, ob auch nichts verstopft war? Das konnte er zu Hause doch auch nicht?
Naja, ein Eventmanager musste auch Mädchen für alles sein und notfalls auch mal ein Klo putzen. Oder für den Barkeeper einspringen, für den DJ oder eine Schlägerei am Eingang beenden. Das Schlimmste war wohl, wenn man den Notarzt rufen musste, weil sich jemand auf dem Klo den Goldenen Schuss – o Gott, deshalb würde er sich dort doch wohl nicht herumdrücken?
Sie eilte an der Mädelsschlange vorbei, was ihr ein paar Anrauzer eintrug. „Ich will nicht da rein, ich suche bloß jemanden“, beschwichtigte sie die Empörung notdürftig und drückte sich zwischen Zigaretten- und Kondomautomaten vorbei, bis sie in den Vorraum schauen konnte. Keine Aufregung, kein Drogenopfer, kein Michael. Bei den Jungs? Da konnte sie nicht mal reinschauen, aber man sah den Kerlen, die da herauskamen an, dass sie nur friedlich gepinkelt (und sich hinterher garantiert nicht die Hände gewaschen) hatten. Blanke Erleichterung auf den Gesichtern, keinerlei Aufgeregtheit. Nein, hier war er nicht. Putzkammerl? Bei den Klos gab es doch immer ein Putzkammerl, und es war auch offen.
Verdächtige Geräusche... Ariane grinste und wollte sich schon unauffällig zurückziehen: Wer war sie, andere Leute beim Poppen zu stören? Sie konnte sich zwar ein erotischeres Ambiente vorstellen, aber bitte! Als sie den ersten Schritt rückwärts machte, sagte der Mann drinnen mit erstickter Stimme: „Oh ja, Süße. Mach das nochmal – ohh!“
Ariane erstarrte. Die Stimme kannte sie. Und diese spezielle Ersticktheit in der Stimme, kurz bevor er kam, die kannte sie auch. Nur zu gut sogar!
Theoretisch konnte es natürlich noch jemanden geben, der genauso sprach. Sie beugte sich vor und stieß die Tür mit einem Finger lautlos etwas weiter auf:
Michael, die elegante graue Hose samt Shorts um die Waden baumelnd, über eine rothaarige Frau gebeugt, der er es gerade von hinten besorgte. Sie bewunderte einen Moment lang unwillkürlich seinen süßen weißen Hintern, bis ihr bewusst wurde, was sie da sah. Sie stieß die Tür noch etwas weiter auf – sollten andere das ruhig auch sehen! – und verzog sich dann eilig.
Als sie schon fast wieder an der Bar war, hörte sie lautes Kichern aus dem Klobereich. Guckten die Mädels aus der Schlange jetzt alle den beiden beim Vögeln zu? Geschah ihm recht, diesem Schwein. Er hatte doch geschworen, das damals mit dieser Susi sei ein einmaliger Ausrutscher gewesen (Es hatte gar nichts zu bedeuten, ich liebe doch nur dich! Blabla...) – und jetzt schon wieder? Wer weiß, wie oft er hier herumvögelte, während sie zu Hause seine Wäsche wusch!
Unverschämtheit.
Am liebsten hätte sie zu Hause seine Pullover genommen und sie wieder in den Waschsalon getragen. Und dann den extragründlichen Kochwaschgang! Nein, sollte doch diese rothaarige Schlampe seine Klamotten waschen. Überhaupt, wozu brauchte sie denn so einen Idioten?
„Schon genug?“, fragte der Türsteher, als sie nach draußen rannte.
„Mehr als genug!“ schnappte sie.
„Hast du Michael gesehen?“
„Und wie. Er mich aber wohl nicht“, blaffte sie ihn an. „Sorry, du kannst ja nichts dafür.“
„Oops“, machte der Türsteher und grinste auf eine Art, die er wohl für tröstend hielt. „Denk dir nichts, so was hat -“
„- nichts zu bedeuten, ich weiß. Ihr seid doch alle gleich, ihr blöden Kerle. Ciao!“
Wutentbrannt marschierte sie zu ihrem Auto, warf sich hinein, knallte die Tür und schoss mit aufheulendem Motor vom Parkplatz. Auf der Straße beruhigte sie sich wieder etwas – dass sie jetzt noch einen Unfall baute, wo doch Michael alleine an allem schuld war, kam gar nicht in Frage!
Warum machte er so was? War sie ihm etwa nicht genug? Sicher, sie war manchmal müde, sie hatte auch manchmal abends Termine – aber er doch auch! Es war ja weiß Gott nicht so, dass er der totale Sexmaniac war und sie die Ehefrau mit Dauermigräne.
Brauchte er bloß mal die Abwechslung? Aber mit so einer? Einer, die sich im Putzkammerl, so richtig zwischen Tür und Angel, ficken ließ? Und – Ariane schloss eine Sekunde die Augen, weil sie sowieso an einer roten Ampel stand – das Bild hatte sich ihr regelrecht in die Netzhaut gebrannt: mit einem gewaltigen, schwabbeligen weißen Arsch. Fand er so was denn schön? Schöner als sie, die schlank, gepflegt und straff war? Und vor dieser Position nun auch noch nie zurückgeschreckt war, obwohl sie Michael beim Sex eigentlich lieber ansah...
Stattdessen dieses hässliche, fette Weibsbild. Und er mit heruntergelassenen Hosen...
Konnte die was, was sie nicht konnte? Ja, verdammt, warum sagte er denn nichts? Baby, wie wär´s, wenn wir mal... was wusste sie denn, worauf er im Geheimen abfuhr! Vielleicht ja auf die Gefahr, erwischt zu werden – da hätte sie wohl nicht mitgemacht, das wäre ihr im Zweifelsfall zu peinlich.
Hinter ihr hupte es ungeduldig; sie schreckte hoch und fuhr hastig über die Kreuzung.
Dieser Arsch! Dem würde sie was erzählen! Es war ja nicht das erste Mal, also musste er wirklich nicht um eine zweite Chance betteln. Eher um die dritte, vierte... wer wusste denn, wie oft sie ihn bloß nicht erwischt hatte!
Und vorgestern hatten sie sich so böse gestritten – ob das ein Grund war? Nur weil sie angedeutet hatte, dass ihr das studentenmäßige Leben langsam auf die Nerven ging, dass sie diese Bohème-Wohnung satt hatte und außerdem langsam an die Familiengründung denken wollte. Dieses Entsetzen in seinem Blick!
„D-du willst – was?“
„Langsam mal an Kinder denken“, hatte sie wiederholt, verblüfft über die Reaktion. Hatte sie beim ersten Mal gesagt, sie wollte einen Weltraumspaziergang machen, veganisch leben oder es mal mit dem Lesbentum probieren? Warum guckte er so panisch?
„K-kinder? Jetzt schon? Jani, du spinnst!“
„Wieso? Ich werde zweiunddreißig, ich bin im besten Alter dafür. Und so ein Küken bist du auch nicht mehr, beim nächsten Geburtstag gehst du schon stramm auf die Vierzig zu.“
Er hatte verletzt dreingesehen. „So fühle ich mich aber nicht! Und so sehe ich auch nicht aus. Kinder... wie so ein braver Papi... nein, danke. In zehn Jahren vielleicht.“
„Dann aber nicht mehr mit mir“, hatte sie scharf geantwortet.
Sein Blick war wieder etwas beschränkt geworden. „Wieso nicht?“
„Himmel, dann bin ich zweiundvierzig! Das ist zu alt! Mag ja sein, dass du bis achtzig warten willst, aber ich kann das nicht.“
„Heißt das, du suchst dir einen anderen – dafür?“
„Vielleicht“, hatte sie gedroht.
„Ach komm, Jani, was soll denn das plötzliche Rumgespieße“, hatte er zu schmeicheln versucht. „Das bist doch gar nicht du! Schau, jetzt wo diese Tante von dir den Löffel abgegeben hat, erbst du doch bestimmt was, dann können wir mal so richtig in die Südsee – oder um die ganze Welt... und hier ist es doch toll. Du willst doch nicht wirklich ein Reihenhaus am Arsch der Welt und ein paar Schratzen dazu? Wie deine Eltern womöglich?“
„Sag ja nichts gegen meine Eltern!“, hatte sie ihn angefahren. „Die sind die liebsten Eltern auf der Welt. Und dass sie dich nicht besonders mögen, macht sie mir momentan nur noch sympathischer!“
Daraufhin war er türenknallend verschwunden.
Wahrscheinlich hatte er sich da auch an irgendeiner Schlampe in irgendeiner Partyhalle abreagiert, überlegte sie, als sie in den Hinterhof einbog, und sie hatte es bloß nicht gemerkt, weil sie zu beleidigt und zu wütend gewesen war, um ihm nachzufahren. Ja, wo kamen wir denn da hin!
Sie parkte und blieb einfach im Auto sitzen. Was sollte sie jetzt tun? Ihn rausschmeißen?
Einen Moment lang stellte sie sich das vor – wie in diesen Werbefilmchen, er steht auf der Straße, und sie schleudert seine Habseligkeiten aus dem Fenster.
Nein, das konnte sie nicht machen. Er wohnte seit fünf Jahren hier, sie würde mit dem Schleudern ja niemals fertig. Und für den ganz großen Krach, der dann perfekt mit „Raus!!“, endete, hatte sie nicht die Nerven. Sie hatte noch nie mit jemandem so richtig mit allen Schikanen Schluss gemacht, wurde ihr klar. Sie hatte sich immer diskret abgeseilt, nicht mehr zurückgerufen, kaum noch Zeit gehabt, sich mürrisch gegeben - aber stets die offene Aussprache gescheut.
Ziemlich feige.
Aber wer konnte schon gegen seine Natur? Außerdem konnte sie sich schon vorstellen, wie Michael argumentieren würde. Erstens hatte das – wie bekannt – gar nichts zu bedeuten, es war bloß Sex (bloß Sex, haha!), zweitens war sowieso sie schuld, weil sie plötzlich so rumspießte und nie Zeit für ihn hatte und drittens hatte sie verdammt noch mal gesagt, sie würde nicht kommen. Wenn sie ihm dann trotzdem nachspionierte, was sie ja wohl selbst schuld, wenn sie etwas sah, was sie nicht sehen wollte! Ihm zu erklären, dass es nicht um das Sehen ging, sondern um seine Treulosigkeit, würde sie restlos überfordern. Er würde sich dumm stellen, und sie würde immer gereizter werden und unverzeihliche Dinge sagen, die ihr dann beim nächsten Ärger wieder aufs Butterbrot geschmiert würden.
Nein, so funktionierte das nicht. Am besten ging sie ihm aus dem Weg. Vielleicht hatte ihm ja der Türsteher schon einen Tipp gegeben, und er war sehr froh, wenn er nichts erklären musste?
Und in ein paar Tagen, wenn die Wut sich etwas abgekühlt hatte, konnte sie immer noch weiter sehen. Aber schlafen würde sie nicht mehr mit ihm! Nachgerade konnte sie noch dankbar sein, dass er immer Kondome benutzt hatte. Das machte er zwar nur, damit er auf keinen Fall plötzlich mit Nachwuchs festgenagelt wurde (auch nicht von ihr), aber so konnte sie sich wenigstens nichts von dem holen, was seine Schlampen so hatten.
Obwohl, was konnte der rothaarige Fettarsch eigentlich dafür? Die wusste ja vielleicht gar nicht, dass der coole Eventmanager (wahrscheinlich hatte er sich mal wieder als Veranstalter aufgespielt, als Mann von Einfluss) schon eine Freundin hatte. Und wenn man so gebückt dastand, sah jeder Hintern dick aus...
Aber Cellulite hatte sie doch gehabt, und nicht zu knapp!
Das brachte sie auch nicht weiter. Jedenfalls würde sie in ihrem Zimmer schlafen, dann konnte sich Michael sowieso schon denken, dass sie sauer war.
Sie stieg aus und ging hinauf. Oben raffte sie als erstes ihr Bettzeug zusammen und warf es auf das Ausziehsofa in ihrem Arbeitszimmer, dann holte sie die Blusen, die noch im Schlafzimmer trockneten, und hängte sie an die Türklinke. Bügelbrett, Bügeleisen, Nachtlektüre folgten.
Das Arbeitszimmer sah ziemlich schrecklich aus, unordentlich, staubig, voller Krempel, der sortiert, abgelegt oder entsorgt werden musste.
Ja, und morgen würde sie nur für sich Frühstück machen! Sie musste ja sowieso um halb neun in der Fuggergasse sein, und Michael kam bestimmt nicht vor drei nach Hause, um acht schlief der noch süß und selig. Alpträume hatte er verdient! Also konnte sie zurück sein, bevor er aufstand, und dann einfach den Service einstellen...
Sie kehrte ins Schlafzimmer zurück, wickelte die feuchten Pullover aus den Handtüchern und hängte sie auf Bügeln an den Schlafzimmerschrank. Schön... bis morgen hatten sie Minikleidlänge und ausgebeulte Schultern. Geschah ihm recht! Die Handtücher hängte sie deutlich liebevoller zum Trocknen auf.
Viertel nach zwölf... Sie holte sich die nötigen Klamotten für morgen ebenfalls ins Arbeitszimmer und machte dann das Bett – so, dass man erkannte, dass sie hier noch öfter zu nächtigen gedachte.
Mein Schmollwinkel, dachte sie spöttisch, hoffentlich glaubt Michael nicht, ich überlasse ihm die anderen Zimmer.
Sollte sie noch den Fernseher hierher holen? Zu viel Stress, entschied sie dann und ging sich abschminken.
Sie wachte tatsächlich schon um halb sieben auf und geisterte lautlos durch die Wohnung. Im Schlafzimmer hing ein braunes, haariges Bein aus dem Bett. Aha, der große Stecher erholte sich! Sie duschte so leise wie möglich, bügelte dann ihre Blusen und hängte sie so auf, dass sie nicht wieder verknitterten, zog sich an und betrachtete schließlich zweifelnd ihre Regale und Schränke im Arbeitszimmer. Feuer legen wäre wohl das Einfachste...
Vielleicht verhalf ihr ein Kaffee zu besseren Ideen?
Mit dem Becher und einem Käsebrot kehrte sie in ihr Zimmer zurück. Was war das überhaupt alles für ein Kram?
Steuererklärungszeug, Durchschläge der Berichte ihrer Aufträge (dafür hatte sie doch mal einen Ordner anlegen wollen?), persönlicher Kram, Depotauszüge, Kontoauszüge, Briefwechsel mit der Krankenversicherung, die Rechnung wegen des TÜV, die Antwort der Hausverwaltung auf ihre Anfrage, wann die Balkongeländer denn nun gestrichen würden: Das sei gar nicht vorgesehen. Außerdem jede Menge Werbekrempel und anderer Abfall. Prospekte, Kataloge, Bücher, Notizen...
Peinlich – sie war der große Ablagefreak, der jedes Büro in eine Oase perfekter Übersichtlichkeit verwandeln konnte, und bei ihr sah es so aus? Wie bei Komikern, die zu Hause nur schlechte Laune hatten. Und wenn man im Fernsehen sah, wie manche glamourösen Popstars zu Hause herumliefen...
Halb acht... um acht musste sie gehen, das lohnte sich nicht mehr. Aber danach würde sie einen gemütlichen Tag damit verbringen, dieses Zimmer aufzuräumen. Das Wetter war ja entsprechend – Schneeregen, schon wieder!
Und nur für sich selbst kochen. Sollte Michael doch fragen, was sie hatte, dann würde sie ihm den immer noch gut sichtbaren Stempel auf ihrem Handrücken zeigen.
Sie beschränkte sich darauf, ihren Vorrat an Ordnern und Rückenschildern zu überprüfen und den Drucker an ihren Laptop zu hängen, dann legte sie sich noch ein paar Müllsäcke und den großen Klappkorb neben den Schreibtisch (ein hässliches Ding, noch aus ihrer Schulzeit, viel zu klein, Kiefernholz mit blauen Kanten, wahrscheinlich von IKEA). Rasch guckte sie in die Schubladen: o Gott! Am besten holte sie sich gleich eine ganze Rolle Mülltüten.
Was brauchte sie beim Notar? Einen Ausweis, etwas zu schreiben, vielleicht, ihr Handy? Geld... Sie warf alles in ihre Umhängetasche und sah wieder auf die Uhr. Viertel vor.
Make-up, Parfum, Haarspange. Gut, so konnte sie gehen. Und Michael konnte ihr gestohlen bleiben!
Sie war natürlich eine Viertelstunde zu früh vor dem Haus, in dem der Notar seine Kanzlei hatte, aber an so etwas war sie schon gewöhnt. In ihrem bisherigen Leben hatte sie sicher schon einen Monat damit verbracht, dumm herumzustehen, bis sie anstandshalber klingeln konnte.
Immerhin gab es im Nebenhaus einen Frauenbuchladen, und sie studierte das Schaufenster gründlich: Warum Männer so seltsam sind, Das fehlerhafte Chromosom, Starke Frauen... Sollte sie am Montag nach der Arbeit mal hier vorbeischauen?
Die schlossen um halb sieben – na, dann eben nicht. Selbst schuld, gute Kundin verprellt. Starke Frauen gab es anderswo sicher auch – eine Krimianthologie. Sollte sie Michael etwas Unbekömmliches ins Essen rühren? Nein, warum sich noch die Finger schmutzig machen?
Ah, dort kamen Papa und Mama mit Christina. Ihretwegen war der Termin auf Samstag gelegt worden, sie konnte am Freitag keinen Urlaub bekommen und hatte erst gestern Abend die letzte Maschine genommen. Sie und Ariane umarmten sich.
„Schön, dass man dich mal wieder sieht. Schaust toll aus“, lobte Ariane und bewunderte die winzigen, kurz geschnittenen Löckchen rund um Christinas freches Bubengesicht. Christina grinste. „Du aber auch. Ganz die toughe Geschäftsfrau. Diese Löckchen sind schon eine Pest, was? Wenn ich sie wachsen lasse, sagen wieder alle Einstein zu mir, und dann denke ich an Onkel Albert und mir wird schlecht.“
„Boah“, schüttelte sich Ariane, „weißt du was? Ich arbeite ab Montag bei ihm, aber ich glaube, er hat gar keine Ahnung davon.“
„Wie das?“, wollte ihr Vater wissen und drückte sie kurz.
„Das Albertle hat jemanden angefordert, um das Chaos zu bändigen. Na, und wer ist bei BND die Ablagespezialistin? Bingo. Schöne Scheiße. Aber er kann mich mal, egal, wie er sich aufführt, er muss den Auftrag bezahlen und wir berechnen ihm wirklich gnadenlos jedes Extra.“
Mama schüttelte den Kopf. „Manchmal glaube ich ja, den Albert haben meine Eltern irgendwo gefunden. Wie kann ich mit so was verwandt sein?“
„Ja“, sagte Christina, „aber wie kannst du mit dem alten Nazi verwandt sein und seinem supergehorsamen Frauchen? Vielleicht haben sie dich gefunden und du hast in echt viel coolere Eltern.“
Mama lachte. „Davon habe ich als Teenie immer geträumt, wenn sie wieder alle so richtig zum Kotzen waren. Kommt, es ist fast halb, gehen wir rauf. Daniel wird´s ja auch ohne uns finden.“
Daniel kam um die Ecke getrabt, als Ariane gerade die schwere Holztür aufdrückte. „Sorry, verpennt...“
„Sieht man“, spottete Christina. „Ist das da eigentlich ein Hemd – oder dein Schlafanzugoberteil?“
„Wenn du wüsstest, welche süße Maus mich gestern besucht hat, würdest du nicht nach Schlafanzügen fragen“, antwortete Daniel halblaut, als sie die düstere Treppe hinaufstiegen.
„Aha, kriegen wir endlich eine Schwägerin?“
„Erst wenn ich zwei Schwager habe.“
„Kannst du lange drauf warten“, versprach Christina. „Hier muss es sein. Heiraten ist nur was für Männer.“
„Genau!“, sekundierte Ariane.
Daniel schüttelte den Kopf. „Frauen und Mathematik... wie soll das denn gehen? Oder schweben euch lauter Schwulenehen vor?“
„Warum nicht?“, fragte Christina. „Dann wären die Kerle doch sehr schön aufgeräumt.“
„Manche Frauen, die mit gesunden Bedürfnissen, hätten da vielleicht was dagegen.“
„Jetzt hört mal mit dem Blödsinn auf“, mahnte Papa und läutete.
Ariane und Christina sahen sich an und kicherten albern.
„Was macht dein Eventtraumprinz?“, fragte Christina leise.
„Was wohl? Nervt rum“, gab Ariane ebenso leise zurück, denn da kam schon Dr. Schreyvogel und bat sie herein.
Das Testament, erst ein halbes Jahr alt, war recht ausführlich, weil Tante Hilde sorgfältig begründet hatte, warum wer was erbte. Dass sie nicht gerade arm gewesen war, hatten sie ja gewusst, Werner war ein kleiner Krösus gewesen. Aber zumindest Ariane hatte gedacht, Tante Hilde wohne in dieser relativ bescheidenen Wohnung in Mönchberg, weil ihre Ressourcen – nun ja, erschöpft waren. Drei Zimmer nach dieser Riesenvilla, das hatte doch sehr nach Abstieg ausgesehen.
Grober Irrtum.
Jeder bekam rund 200.000 €, und Ariane bekam statt dessen die Wohnung samt Inventar, „weil meine Nichte Ariane als einzige noch kein endgültiges Zuhause gefunden hat und wahrscheinlich auch als einzige Spaß daran haben dürfte, meine gemütliche Höhle zu entrümpeln und umzugestalten. Die anderen sind in dieser Hinsicht ja bereits versorgt und dürften mit Barem besser bedient sein. Meiner treuen Zugehfrau Frau Schöbl vermache ich 2000 € und die Standuhr im Wohnzimmer, die sie immer so bewundert hat. Den Teewagen aus Messing soll Frau Tremmel nebenan bekommen, die mich immer so um ihn beneidet hat. Ich hoffe, Ariane wird diese Vermächtnisse getreulich erfüllen.“
„Aber gerne!“, sagte Ariane spontan, und alles lachte. Teewagen wie Standuhr waren abgrundtief scheußlich, wie übrigens die meisten Möbel in dieser Wohnung.
Wahnsinn, eine Eigentumswohnung, offensichtlich abbezahlt und noch ziemlich neu. Guter Gedanke.
Süß von Tante Hilde. Und es stimmte – ihr würde so etwas Spaß machen, und die Wohnung kam genau in dem Moment um die Ecke, als ihr das Altbauchaos an der Uni auf die Nerven zu gehen begann.
Eigentlich eine schöne Aufgabe...
„Ich werde mich um alles kümmern, um den Erbschein und auch um die Schätzung des Inventars, wegen der eventuell anfallenden Steuern. Leider hält der Staat ja bei solchen Gelegenheiten immer recht deutlich die Hand auf...“
Daniel schnaufte, verkniff sich aber jede Gemeinwohlphrase.
„Frau Löffelholz...“
„Ja?“ Drei Gesichter wandten sich ihm wieder zu.
„Ariane Löffelholz“, betonte er, „ich werde mich mit Ihnen in Verbindung setzen, wann Sie sich die Wohnung ansehen können. Da ich auch Testamentsvollstrecker bin, muss ich zunächst alle Unterlagen sichten und einen Vermögensstatus erstellen. Das verstehen Sie doch?“
„Natürlich. Lassen Sie sich ruhig Zeit. Unglaublich – eine Wohnung...!“
„Und so nette Sümmchen – gute Tante Hilde“, fügte Daniel hinzu. „In zwei Jahren ist mein Wohnungskredit fällig, dann kann ich ihn schön tilgen und es bleibt noch ordentlich was übrig. Auch nach Steuern.“
„Und ich kann mir in Köln was Hübsches suchen“, sagte Christina. „Da sind die Preise nämlich etwas happiger als hier.“
„Und wir, Schatz?“, fragte Mama und drückte Papas Hand.
„Wir renovieren mal, jetzt wo wir alle Kinder endlich los sind, und kaufen uns das Wohnzimmer, das wir immer schon haben wollten. Und dann verreisen wir ordentlich. Und den Rest -“
„- den Rest sparen wir fürs Alter“, bestimmte Mama.
„Michael würde jetzt sagen, Spieß nicht rum, Mensch – aber du hast natürlich ganz Recht“, rutschte es Ariane heraus.
„Aha“, machte ihre Mutter prompt, „entzaubert er sich doch so langsam? Früher hast du nie geduldet, dass wir sein göttliches Wort in Frage stellen.“
„Das ist nicht wahr, so hirnlos war ich doch nie!“, protestierte Ariane sofort.
Es entspann sich ein gut gelaunter Streit, den sie im nahe gelegenen Café Fugger fortsetzten – mit Kuchen, Kaffee und pro Nase einem Gläschen Prosecco.
„Auf Hilde“, sagte der Vater schließlich und hob sein Glas, „sie war mir immer eine gute Schwester. Dass sie so jung gestorben ist... wenn wir gewusst hätten, dass sie´s wirklich am Herzen hat...“ Er trank.
„Dafür können wir aber doch nichts“, protestierte Daniel sofort und leerte sein Glas. „Sie hat´s doch gewusst und sich gekümmert, und es ist ja nicht so, dass wir ihr bei einem Herzanfall die Hilfe verweigert hätten oder so.“
„Nein, ich glaube, euer Vater meint, wir hätten nicht so viel darüber gewitzelt, wenn wir es gewusst hätten“, begütigte seine Mutter. „Ich finde jedenfalls, Hilde war eine liebe Person, und dass sie jetzt so toll für uns gesorgt hat, ist doch auch sehr nett. Prost!“ Sie hob ebenfalls ihr Glas.
„Dem ist nichts hinzuzufügen“, meinte Ariane und starrte in ihren Kaffee. „Wahnsinn, diese Wohnung...“
Christina lachte. „Also, ich weiß ja nicht, wie´s da jetzt ausschaut, aber wenn es noch so ist wie früher, dann hast du viel Spaß vor dir.“
„Weiß ich. Siebenunddreißig Serviettenhalter und die gesammelten Fernsehzeitschriften der letzten zehn Jahre...“
Daniel schnaubte höhnisch und Ariane sah ihn streng an. „Ich bin sicher, du kannst noch ein paar Serviettenhalter vertragen. Ich leg sie dir dann einfach vor die Tür, ja?“
„Untersteh dich!“
„Nee, ernsthaft, Leute, sie hatte doch auch Silber, Schmuck und solche Sachen... wenn ihr davon was haben wollt...“
Mama tätschelte ihr die Hand. „Lieb von dir, Kind, aber ein Satz Silber reicht ja wohl für uns. Freu dich nur an deinem Erbe.“
Ariane verzog das Gesicht.
„Ja, freu dich nur daran“, spottete Christina, „ich schlepp dir von dem Zeug bestimmt nichts weg.“
„Guck doch erst mal“, warb Ariane verzweifelt, aber Christina wehrte lachend ab. „Was willst du mit der Wohnung machen?“, fragte Daniel. „Verkaufen oder behalten?“
„Behalten denke ich“, antwortete Ariane langsam. „Von der Katharinenstraße hab ich nämlich manchmal schon ziemlich die Nase voll. Der Boiler spinnt immer öfter, und kalt duschen ist nicht so mein Ding.“
„Ist Tante Hildes Bad nicht moosgrün gekachelt?“, sinnierte Christina.
„Wenn schon. Kann man ja notfalls ändern, nicht?“
„Und du musst tatsächlich für den unsäglichen Albert arbeiten?“, fragte ihr Vater. Er nannte seinen ungeliebten Schwager immer den unsäglichen Albert.
Ariane seufzte. „Ja, ausgerechnet mich hat es erwischt. Ich glaube, das ist europaweit der einzige Laden, der noch ohne Netz auskommt. Deshalb haben sie wahrscheinlich den Überblick über ihren Papierwust verloren. Das wird noch ein Spaß!“
„Sag mal“, kam Daniel auf das vorige Thema zurück, „wenn du diese Wohnung eventuell behältst... das sind doch nur drei Zimmer?“
„Ja?“, ermunterte ihn Ariane.
„Und jetzt habt ihr fünf. Wird euch das nicht zu eng?“
„Mir nicht“, antwortete sie, „und über Michael ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“
„Oh-oh“, machte Christina, „was hat er jetzt wieder angestellt?“
Ariane zuckte die Achseln. „Er wird nicht erwachsen. Und gestern hat er mich betrogen, aber er weiß nicht, dass ich´s gesehen habe. Noch nicht.“
„Dem Stempel zufolge hat er bei der Arbeit ein Schnäppchen mitgenommen“, spekulierte Daniel.
„Na, ob das so ein Schnäppchen war“, höhnte Ariane, „ich sag euch, soo ein Arsch. Total schwabbelig!“ Sie vollführte mit den Händen einen elefantenmäßigen Kreis in der Luft und staunte dabei über sich selbst. Dass sie so locker darüber sprechen konnte? Musste sie nicht tief betroffen sein und die Kränkung in ihrem Herzen begraben? Und musste sie jetzt dermaßen in Klischees denken? „Tief getroffen klingst du ja nicht“, fand ihre Mutter, und Ariane zuckte die Achseln. „Mir scheint, die Luft ist raus.“
„Manche Beziehungen erreichen eben schnell ihr Verfallsdatum“, steuerte Christina bei. „Leute, wenn ich mir wirklich noch diese Fotos bei euch anschauen soll, müssen wir´s packen. Um drei geht mein Flieger zurück.“
„Was, schon?“, fragte Daniel. „Hast du einen Süßen in Köln?“
„Eher eine kritische Versuchsreihe. Wir müssen die morgen scharf im Auge behalten, Sonntag hin oder her. Also?“
Ariane zahlte für alle, weil sie den Verdacht hatte, dass die Wohnung samt Inhalt mehr wert war als die Fixsummen für die anderen, und die anderen nahmen mit gutmütigem Spott für die Immobilienbesitzerin an.
* * *
Als Ariane nach Hause kam, war es gerade mal elf Uhr durch, und Michael schlief immer noch. Sie zog sich schnell um und nahm sich Putzzeug und den Ghettoblaster aus der Küche mit in ihr Zimmer und ging an die Arbeit. Saugemütlich, fand sie, leise mitsummend und sortierend, was ihr in die Hände fiel. Der Altpapiermüllkorb füllte sich rasend schnell, und sobald sie absehen konnte, was sich an Finanzkram herausschälte, beschriftete sie einen leeren Ordner entsprechend, bastelte ein Registerdeckblatt und heftete ordentlich chronologisch sortiert ein, was sie bis jetzt gefunden hatte.
Ein einziges Regalfach war hoch genug für die Ordner; sie räumte die Bücher heraus, wischte das Fach sauber (dieser Staub überall!) und stellte diesen Ordner schon einmal hinein. Ja, das würde gut aussehen...
Sie arbeitete weiter, und am frühen Nachmittag hatte sie wenigstens das gesamte herumliegende Papier auf einen einzigen Stapel reduziert, der Rest war korrekt abgelegt oder in der Papiertonne versenkt. Beim Wegtragen des Altpapiers hatte sie die Haustür zunehmend lauter ins Schloss krachen lassen, aber Michael hatte sich immer noch nicht gerührt. Tot oder feige?
Eher feige, beschloss sie. Umso besser. Und sie hatte jetzt Hunger!
Als sie sich eine sorgfältig abgemessene Portion Spaghetti kochte, kam Michael doch endlich zu ihr.
„Hi.“ Das kam gähnend heraus, und er schlurfte auch sofort zur (natürlich leeren) Kaffeemaschine. Ariane grinste in sich hinein, denn obwohl es in der Wohnung nicht übermäßig warm war (diese mistigen Ölöfen!), war er nur mit hautengen Jeans bekleidet. Glaubte er, angesichts seines – zugegebenermaßen sexy – Oberkörpers wurde sie vergessen, was sie gestern gesehen hatte? Da musste er aber schon mehr aufbieten!
„Hi“, antwortete sie nur, goss ihre Spaghetti ab und rührte einen halben Esslöffel Pesto darunter. Er setzte die gefüllte Maschine zusammen und präsentierte dabei seinen knackigen Hintern, wie Ariane beim Spaghettischaufeln gleichgültig registrierte. „Hunger hätte ich jetzt auch“, versuchte er es dann.
„Dann mach dir halt was, ist ja genug Zeug da“, antwortete sie. „Ich kann schließlich nicht wissen, wann du aufstehst.“
Brummen. Die Kaffeemaschine antwortete ihm mit einem tiefen Rülpser und begann zu arbeiten. Ariane schluckte den letzten Bissen Spaghetti herunter und stand auf, um den Teller und den Topf zu spülen.
„Du bist heute so komisch“, beklagte sich Michael.
Sag´s nicht!
„Kriegst du deine Tage?“
Doch. Trottel!
„Und wenn schon, deswegen bin ich auch nicht anders als sonst.“
„Finde ich schon.“ Er hob endlich mal den Blick, leicht blutunterlaufen. Sie wedelte ein bisschen mit der linken Hand, als müsste sie mit dem Topfschwamm winken, und es funktionierte: Er sah den Stempel. Etwas blass mittlerweile, aber noch gut erkennbar.
Weniger blass jedenfalls als Michael, der sich ziemlich abrupt entfärbte. „D-du warst gestern in der Halle? Du wolltest doch gar nicht kommen?“
„Ich hab´s mir eben anders überlegt. Ich dachte nämlich, du freust dich.“
„Hätte ich bestimmt auch – aber ich hab dich gar nicht gesehen.“
„Ich dich schon – und ich kann dir versichern, du hättest dich nicht gefreut, wenn ich dich – euch – dabei gestört hätte.“
„Oh.“ Er senkte demütig den Kopf, dann hob er ihn wieder, mit dem aufrichtigsten Blick aller Zeiten. Ariane überlegte, ob sie ihm eine scheuern oder nur fragen sollte, wie lange er diesen Unschuldsblick vor dem Spiegel geübt hatte. Sie ließ beides und wartete auf das Unvermeidliche.
„Es war nicht so, wie es vielleicht ausgesehen hat.“
„Nein, klar. Du hast nur was gesucht, stimmt´s?“
„N-nein, das nun nicht. Ach, ich weiß nicht, wie ich´s erklären soll...“
Ariane wandte sich wieder dem Spülbecken zu. „Dann lass es. Ich glaub dir sowieso nicht.“
„Jani, bitte! Du musst mir doch noch eine Chance geben!“
„Hab ich doch. Die Chance, die du gerade vermasselt hast. Weißt du noch, diese – wie hieß sie gleich? Susi?“
Michael nickte unglücklich.
„Wie hieß denn die gestern? Ich hab ja nur ihren eindrucksvollen Hintern gesehen, aber ich tippe mal auf – Rita. Oder etwas Exotisches aus dem Osten, Sändy mit ä oder so?“
„K-keine Ahnung“, murmelte Michael.
„Schade. Das ist aber schon ein bisschen unhöflich, findest du nicht? Du solltest dich doch vor dem Vögeln wenigstens vorstellen und nach dem Namen fragen. Oder sagst du zu allen einfach Baby?“
„Jani!“, flehte er und vergrub das Gesicht in den Händen. Ariane drehte sich um, die Spülbürste in der Hand, und betrachtete ihn interessiert. Schöne Geste, ganz der verzweifelte Liebhaber.
Oder ganz der Loser, der es selbst vergeigt hatte.
„Es war doch bloß, weil du so gemein zu mir warst!“
„Ach klar. Natürlich ist es meine Schuld, dass ich dich bis zum Anschlag in einer anderen steckend erwische. Hätte ich eigentlich wissen müssen. Was hab ich denn bitte gemacht, außer das ich ab und zu mal abends nicht da bin? Was auf dich übrigens genauso zutrifft!“
„Du nimmst mich nicht ernst!“
„Dafür hast du jetzt ja deine schöne Unbekannte.“
„Jani!!“
Sie probierte den Unschuldsblick nun selbst, und anscheinend gelang er ganz gut, denn Michael guckte ziemlich gequält. „Was denn?“
„Warum bist du so?“
„Weil du fremd gegangen bist, du blöder Wichser! Wär´s dir lieber, ich hätte gleich in der Nacht alle deine Sachen aus dem Fenster geschmissen? Das wäre nämlich die einzige Alternative gewesen.“
„D-du könntest mir natürlich auch verzeihen“, schlug er leise vor, „es hatte doch nichts zu bedeuten.“
„Jaja. Dummer Männerspruch. Nein, verzeihen werde ich dir nicht.“
„Nicht sofort natürlich...“
„Niemals. Vergiss es.“
Michael schlich aus der Küche, jeder Zoll ein geschlagener Mann. Das Herz gebrochen, das Leben ruiniert... Armer Bub.
Blöder Wichser.
Nein, eigentlich eben nicht, dann hätte er ja Fettärschle nicht gebraucht. Ariane grinste vor sich hin und verräumte das abgetrocknete Geschirr. Ach, in diesem Schrank war ja auch das nette blaugelbe Kaffeegeschirr. Das würde sie gleich mal in ihr Zimmer schaffen. Und vielleicht konnte sie in absehbarer Zeit in Tante Hildes Wohnung ziehen und Michael mit der unheizbaren Scheune sitzen lassen. Und mit allem Schotter, den sie nicht mehr haben wollte. Sollte er´s doch in den Wertstoffhof fahren!
Gerechte Strafe.
Sie verräumte das Kaffeeservice in ihrem Regal und machte sich daran, alles aus dem Papierstapel herauszusuchen, was sich auf die Wohnung bezog. Wie sah es denn eigentlich mit den Kündigungsfristen aus?
Gut, stellte sie fest. Sehr gut sogar. Drei Monate, und sie konnte einen Nachmieter benennen (Michael?) oder auch nicht, das hing von seinem Wohlverhalten ab. Aber erst musste sie mal die Wohnung von Tante Hilde sehen, vielleicht dauerte es ja Jahre, bis sie da rein konnte. Oder sie gefiel ihr doch nicht. Heute musste sie das ja auch nicht entscheiden, Hauptsache, Michael fürchtete sich. Lange hielt das Kleinlaute bei ihm ja leider nie an.
Sie sortierte gemütlich weiter und schreckte erst am frühen Abend hoch, weil ihr Magen mal wieder knurrte. Alle Papiere waren sortiert und eingeheftet, die Ordner waren auf das Sauberste beschriftet, und die Bücher standen gerade in den Regalen. Und – das Allerbeste: Aller herumliegende Kram, soweit nicht ohnehin reif für den Müll, war in einer (leider rosenbedruckten) Schachtel untergebracht. Das Regal, sauber ausgewischt, sah richtig wesentlich aus. Der Schrank daneben sollte eigentlich als Archiv für alte Akten dienen, so jedenfalls hatte Ariane es geplant, als sie ihn aus dem Keller ihres Elternhauses entführt hatte. Er war kein schlechtes Stück, ein sauber abgebeizter kleiner Dienstmädchenschrank aus Fichtenholz, glatt gewachst, sanft glänzend und mit polierten Beschlägen. Nur abschließen konnte man ihn nicht, die Schlösser waren bloßer Schmuck.
Was war da eigentlich drin? Sie öffnete vorsichtig die Türen.
Lieber Himmel! Was ihr da alles entgegen polterte – und das war doch zum Teil gar nicht ihr eigener Krempel?
Auf den Schreck brauchte sie erst einmal etwas zu essen! Sie wühlte in der Küchenschublade herum, in der sie die Flyer aufbewahrten, und bestellte sich dann eine Portion scharf gebratene Ente und einmal Wan-Tan. Dann kehrte sie an den Schrank zurück und nahm sich die erste Mülltüte. Ein ältlicher Lautsprecher – Michael. Ein verknautschter Shetlandpullover in graubraun... Michael, solch trübe Farben trug sie nicht. Ein paar vergammelte Szenemagazine vom vorletzten Jahr – Michael. So ging es weiter, höchstens zehn Prozent des Krempels gehörte ihr selbst, und davon war wieder gut die Hälfte reif für die Tonne.
Sie entsorgte erst einmal den Tonnenkram, dann stellte die Michael die drei randvollen Säcke vor die Tür, drückte auf den Summer, nahm ihr Essen entgegen, zahlte und verzog sich damit in ihr Zimmer.
Besteck...
Als sie gerade eine Gabel holte, hörte sie ein Scheppern und einen lauten Fluch aus dem Flur.
„Was ist das denn?“, schimpfte Michael.
Sie kam mit der Gabel aus der Küche. „Der Schotter, den du heimlich in meinen Schrank gestopft hast. Ich benutze dein Zimmer ja auch nicht als Müllkippe!“
„A-aber da war doch noch Platz!“, stotterte er hinter ihr her.
Sie drehte sich in der Tür ihres Zimmers noch einmal um. „Ja? Mag sein – aber das ist mein Platz, verstanden?“ Das Essen schmeckte gleich noch einmal so gut, als sie sich sein dummes Gesicht dazu vorstellte. Zufrieden gabelte sie Ente, Reis, Gemüse und hinterher die Wan-Tans in sich hinein. Leider roch chinesisches Essen hinterher immer so streng... Nun gut, irgendwo war doch noch dieses etwas penetrante Orangenholzöl...
Sie warf die Essensschälchen weg und holte Tuch und Öl, dann ließ sie den leeren Schrank sorgfältig ein, bis ihr von dem betäubenden Duft leicht schwindelig wurde.
Okay, Fenster auf. Boah, war es draußen kalt! Sie öffnete die Zimmertür auch, damit die Mischung aus Orangenduft und eisiger Luft abziehen konnte, und hörte Michael schimpfen.
Grins.
Na gut, Fenster wieder zu. Michael tauchte in ihrer Tür auf, als sie gerade die erste Schreibtischschublade aufzog und den Inhalt stirnrunzelnd musterte.
„Was treibst du da eigentlich? Jetzt kommt Asterix bei den Briten, den magst du doch.“
„Aufräumen. Und den Film hab ich schon x-mal gesehen.“
Er lümmelte sich gegen den Türrahmen. „Hier schaut´s so leer aus. Richtig ungemütlich.“
„Ich mag´s so. Komm ja nicht auf die Idee, hier noch mal deinen Schotter reinzuschmuggeln.“
„Mhm.“ Kurze Pause. „Wie war´s denn jetzt beim Notar?“
„Oh, gut. Ich hab die Wohnung geerbt.“ Sie räumte weiter und warf erst einmal eine Menge unbrauchbarer und eingetrockneter Stifte in den Müll. Tüte siebzehn, vermutlich.
„Die Wohnung?“, echote er ungläubig. „Kein Geld?“
„Die Wohnung. Tante Hilde dachte wohl, ich kann sie brauchen. Die anderen haben das Geld gekriegt.“
„Boah...“ Er schien nachzudenken.
„Soll ich schnell einen AnzeigenExpress holen? Der Kiosk hat noch auf.“
„Wozu?“
„Na, wir brauchen doch einen Entrümpler und einen Makler, oder?“
„Wir?“, fragte Ariane und linste in die Schublade, um herauszufinden, was dahinter zu klemmen schien, „Wir brauchen gar nichts. Und ich wüsste nicht, was ich mit einem Makler sollte.“
„Was? Wir hatten doch gesagt, dass wir mit dem Geld eine Weltreise machen wollten!“
Ariane zog einen verknüllten Briefumschlag hinter der Schublade hervor, richtete sich auf und sah ihn an, so lange, dass er unruhig von einem Fuß auf den anderen zu treten begann. „Was guckst du so?“
„Ich will keine Weltreise machen, und das weißt du. Ich habe ganz andere Ziele. Und mit diesem ewigen wir wäre ich an deiner Stelle im Moment ein bisschen vorsichtiger.“
„Aber wir – naja, also du hast doch eine Wohnung! Hier!“
„Michael, ich bitte dich! Das ist eine Bruchbude! Nicht mal das heiße Wasser geht. Und gehören tut sie mir auch nicht. Gott sei Dank, kann ich da nur sagen.“
„Wirst du jetzt auch noch zur Bausparerin? Sag mal, dieser Nestbautrieb... bist du womöglich schon schwanger?“
„Wie denn?“, spottete Ariane, „Du machst es doch nie ohne. Und ehrlich gesagt – ich glaube, du wärst ein lausiger Vater. Also keine Sorge. War´s das?“