Erstes Opfer (Ein Layla-Caine-Thriller – Band 1) - Ava Strong - kostenlos E-Book

Erstes Opfer (Ein Layla-Caine-Thriller – Band 1) E-Book

Ava Strong

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Beschreibung

"Ein packender Pageturner, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt!"– Leserstimme zu "Not Like Us"⭐⭐⭐⭐⭐ Layla Caine, einst gefeierte Schauspielerin, ist heute eine unschätzbare Profilerin für das LAPD. Mit ihrem durchdringenden Blick für menschliche Abgründe und ihrem intimen Wissen über die Hollywoodszene ist sie eine Ausnahmeerscheinung. Doch als ein gerissener Mörder Los Angeles in Atem hält, findet sich Layla in einem perfiden Katz-und-Maus-Spiel wieder, bei dem der Killer ihr stets einen Schritt voraus zu sein scheint ... In einer makabren Huldigung an Laylas frühere Filmerfolge fordert der Mörder seine Opfer. Um ihn zu überführen, muss Layla tief in ihre Vergangenheit eintauchen. Jeder Tatort gleicht einer unheimlich perfekten Inszenierung – und Layla weiß, dass sie den Fall lösen muss, bevor der letzte Vorhang fällt. "Die Geschichte steckt voller Wendungen, aber es ist das völlig unerwartete Ende, das dieses Buch zu einem der fesselndsten macht, die ich seit Jahren gelesen habe."– Leserstimme zu "Not Like Us"⭐⭐⭐⭐⭐ ERSTES OPFER ist der Auftakt einer mit Spannung erwarteten neuen Reihe der Bestsellerautorin Ava Strong, deren Erfolgsroman "NOT LIKE US" (als kostenloser Download erhältlich) über 1.000 Fünf-Sterne-Bewertungen und Rezensionen erhalten hat. Dieser Krimi ist der Beginn einer fesselnden Mystery-Reihe mit der überzeugenden und vielschichtigen Protagonistin Layla Caine. Er bietet atemlose Action, Hochspannung und überraschende Wendungen, die Sie bis tief in die Nacht wach halten werden. Fans von Mary Burton, Kendra Elliot und Lisa Regan werden begeistert sein. Weitere Bände der Reihe sind bereits in Vorbereitung! "Absolut fesselnd, ich konnte nicht aufhören zu lesen ... Viele Wendungen und ein völlig unerwartetes Ende. Ich kann es kaum erwarten, den nächsten Teil dieser Reihe in die Hände zu bekommen!"– Leserstimme zu "Not Like Us"⭐⭐⭐⭐⭐ "Eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle ... Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, bis ich es verschlungen hatte!"– Leserstimme zu "Not Like Us"⭐⭐⭐⭐⭐ "Hervorragende Lektüre mit äußerst lebensechten Charakteren, die einen emotional packen ... Konnte es einfach nicht weglegen!"– Leserstimme zu "The Death Code"⭐⭐⭐⭐⭐ "Ein erstklassiger Krimi, gespickt mit Wendungen und Überraschungen und einem verblüffenden Ende, das Lust auf den nächsten Band macht! Bravo!"– Leserstimme zu "The Death Code"⭐⭐⭐⭐⭐ "Absolut lesenswert. Ich bin schon ganz gespannt, was der nächste Band bringt!"– Leserstimme zu "The Death Code"⭐⭐⭐⭐⭐ "Ich konnte die Geschichte einfach nicht mehr aus der Hand legen! Kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen!"– Leserstimme zu "His Other Wife"⭐⭐⭐⭐⭐ "Die rasante Handlung, der Aufbau der Geschichte und die Charakterzeichnung haben mich wirklich begeistert ... Ich wollte das Buch nicht weglegen und das Ende war eine absolute Überraschung."– Leserstimme zu "His Other Wife"⭐⭐⭐⭐⭐ "Die Figuren sind außerordentlich gut entwickelt ... Die Handlung steckt voller Wendungen, die mich bis zum Schluss im Ungewissen ließen. Eine meisterhaft geschriebene Geschichte."– Leserstimme zu "His Other Wife"⭐⭐⭐⭐⭐ "Eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe ... Das Ende war perfekt und überraschend. Ava Strong ist eine herausragende Autorin."– Leserstimme zu "His Other Wife"⭐⭐⭐⭐⭐ "Meine Güte, was für ein Nervenkitzel ... Oft dachte ich, ich hätte den Täter durchschaut – nur um jedes Mal eines Besseren belehrt zu werden. Das Ende hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Ich bin begeistert, dass dies der Auftakt einer Reihe ist.

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Seitenzahl: 277

Veröffentlichungsjahr: 2025

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ERSTES OPFER

EIN LAYLA-CAINE-THRILLER – BAND 1

Ava Strong

Ava Strong ist Autorin zahlreicher Kriminalromanreihen, darunter REMI LAURENT (sechs Bände), ILSE BECK (sieben Bände), STELLA FALL (sechs Bände), DAKOTA STEELE (sechs Bände), LILY DAWN (fünf Bände), MEGAN YORK (fünf Bände), SOFIA BLAKE (fünf Bände), AMY RUSH (sieben Bände), ELLE KEEN (fünf Bände), LEXI COLE (fünf Bände) und LAYLA CAINE (fünf Bände). Viele dieser Reihen sind noch nicht abgeschlossen oder veröffentlicht.

Als leidenschaftliche Leserin und lebenslange Liebhaberin von Krimis und Thrillern freut sich Ava über Nachrichten von ihren Lesern. Besuchen Sie www.avastrongauthor.com für weitere Informationen und um in Kontakt zu bleiben.

Copyright © 2024 bei Ava Strong. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne ausdrückliche Genehmigung der Autorin in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln reproduziert, verbreitet oder übertragen werden. Eine Speicherung in Datenbanken oder Abfragesystemen ist ebenfalls untersagt, es sei denn, dies ist nach dem US-amerikanischen Copyright Act von 1976 zulässig. Dieses E-Book ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch lizenziert und darf nicht weiterverkauft oder an Dritte weitergegeben werden. Sollten Sie dieses Buch weitergeben wollen, erwerben Sie bitte für jeden Empfänger ein zusätzliches Exemplar. Falls Sie dieses Buch lesen, ohne es gekauft zu haben oder es nicht ausschließlich für Ihren eigenen Gebrauch erworben wurde, geben Sie es bitte zurück und kaufen Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit der Autorin respektieren.

PROLOG

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

EPILOG

PROLOG

Emilia Stance stand im Mittelpunkt ihrer einsamen Wohnung, ein Scheinwerferlicht warf ihren Schatten auf den glänzenden Parkettboden. Mit zitternden Händen umklammerte sie ein Stück Papier, die durchgestrichenen Zeilen ihrer Dankesrede zeugten von unzähligen Überarbeitungen. Ihre mit violettem Lidschatten geschminkten Augen huschten über die Worte, während ihre Lippen stumme Sätze formten.

„Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen”, begann sie mit einem kontrollierten Zittern in der Stimme, „ich stehe heute nicht als Einzelperson vor Ihnen, sondern als Vertreterin ...” Sie brach ab, eine Schweißperle rann ihre Wange hinab. Emilia straffte die Schultern, der Stoff ihres Abendkleides raschelte leise, als sie ihr Gewicht verlagerte.

Die Preisverleihung fand zwar erst in einigen Nächten statt, doch alle Augen würden auf sie gerichtet sein. Sie hatte jahrelang im Verborgenen für diesen Tag trainiert, unzählige Stunden am Set verbracht. Und jetzt? Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht, und sie nickte entschlossen. Dies war ihr Moment. Endlich konnte sie die Bühne beherrschen.

„Von den zahllosen Akteuren in unserer Branche, die oft übersehen werden ...”, fuhr sie fort und blickte in einen Raum voller unsichtbarer Zuschauer, ihre Stimme gewann mit jedem Wort an Überzeugungskraft.

Plötzlich durchbrach ein leises Schaben den ruhigen Rhythmus ihrer Rede. Emilia erstarrte, das Papier in ihrer Hand raschelte in der angespannten Stille. Langsam drehte sie sich um und blickte über ihre Schulter. Ihre Wohnung erstreckte sich vor ihr - ein Bild aus kargem Weiß und schlichtem Grau, unterbrochen von kräftigen Farbtupfern ihrer eklektischen Kunstsammlung. Ihre Augen glitten über jedes Stück, auf der Suche nach einer Anomalie in ihrem akribisch arrangierten Heiligtum.

Am anderen Ende des Raumes drang schwaches Licht aus einer geschlossenen Tür, die zum Arbeitszimmer führte. Emilias Puls beschleunigte sich, Adrenalin schoss durch ihre Adern wie ein reißender Fluss. Im Arbeitszimmer bewahrte sie all ihre Auszeichnungen auf: ihre hart erkämpften Trophäen für vergangene Siege über Obskurität und Mittelmäßigkeit. Dort sollte kein Licht brennen. Sie war den ganzen Abend nicht dort gewesen.

Sie ließ von ihrer Ansprache ab und schlich leise durch den Raum. Der Teppich unter ihren Füßen dämpfte ihre Schritte, als sie sich der verdächtigen Tür näherte. Das Licht darunter flackerte unregelmäßig.

Warum war das Licht an? War jemand dort? Und wie? Und warum? Sollte sie die Polizei rufen? Und dann - was? Einfach hier warten, bis die Polizei eintrifft, um ein Licht auszuschalten, das sie vergessen hatte einzuschalten?

Emilia schluckte und versuchte, ihre plötzlich trockene Kehle zu befeuchten. Unsicherheit und Angst stiegen in ihr auf, als sie sich gegen die kühle Wand neben der Tür presste und ihr Herz wie eine Stammestrommel gegen ihre Rippen pochte. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.

Solche Empfindungen hatte sie in letzter Zeit oft gehabt. Ein stiller Teil ihres Verstandes schrie sie an, sie solle aufhören, sich lächerlich zu machen. Die Angst war ein Überbleibsel ihrer wiederkehrenden Rolle in der letzten Krimiserie ... Sie hatte ihren Kopf mit Recherchen über die schrecklichsten Taten gefüllt, die ein Mensch gegen einen anderen begehen konnte. Es war nicht gut für die Seele, hatte sie beschlossen. Aber es war ein gut bezahlter Job, und er brachte Anerkennung mit sich.

Aber es war auch mit Angst verbunden. Nichts Greifbares. Nur Angst.

Emilia holte ein paar Mal tief Luft. Sie stieß die Tür langsam auf und spähte hinein.

Leere.

Das Zimmer war leer. Aber die Tür zur Terrasse stand offen, und der Luftzug ließ einen Vorhang flattern.

Erneut stockte ihr der Atem, und sie warf einen Blick auf den flatternden Vorhang, der zum Balkon führte, und runzelte die Stirn.

Sie hatte die Tür doch nicht offen gelassen, oder?

Emilia schüttelte den Kopf und eilte auf hohen Absätzen zum Eingang. Eine späte Nachtkühle wehte herein und trug den erdigen Geruch von regengetränktem Asphalt und das ferne Rauschen des Nachtlebens von Los Angeles mit sich.

Sie streckte die Hand aus und streifte mit den Fingern den kalten Messingknauf, bevor sie die Tür mit einem lauten Klicken zuschob. Die Geräusche der Nachtluft verstummten und der Raum fühlte sich plötzlich still und ruhig an.

Sie hatte ein ungutes Gefühl in der Magengrube, wie eine Filmrolle, die außer Kontrolle geriet, und ließ ihren Blick hastig durch den Raum schweifen, während sich die Spannung in ihrem Körper wie eine Schnur zusammenzog.

Plötzlich hörte sie es - ein subtiles Geräusch, kaum wahrnehmbar durch das Klopfen ihres Herzens: das Knarren von Dielen, das Atmen. Ihre Augen blickten wild umher, auf der Suche nach der Quelle, die unsichtbar in den Schatten lauerte. Dann hörte sie eine Stimme - ein leises, heiseres Flüstern von irgendwo hinter ihr, das ihr einen Schauer über den Rücken jagte.

„Ruhm ist so eine wankelmütige Dame, nicht wahr? In einem Moment hebt sie dich in den Himmel und im nächsten ...”

Der Schrecken war unmittelbar und unermesslich und drückte ihr die Luft aus den Lungen.

Emilia drehte sich mit weit aufgerissenen Augen um, als die Gestalt aus der Dunkelheit des Korridors auftauchte. Seine Augen funkelten bedrohlich unter der Hutkrempe, seine Gesichtszüge waren von Schatten umhüllt. Er sprach in demselben unheimlichen Flüsterton weiter, die Worte fielen wie schwere Tropfen in die kühle Stille.

„Du bist in deinem Elfenbeinturm eingesperrt, und niemand hört deine Schreie”, sagte er mit einem bedrohlichen Grinsen, als er näher kam. Emilia wich zurück. Ihr Atem ging stoßweise.

Die Gestalt materialisierte sich aus dem Nichts, nahm menschliche Form an, wo eben noch Schatten getanzt hatten. Emilias erster Instinkt war, zu erstarren. Ihre geübte Gelassenheit löste sich in pure Wachsamkeit auf. Die Erscheinung tauchte lautlos auf, eine dunkle Masse, die das umliegende Licht zu verschlucken schien.

Sie wollte sprechen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Die Worte blieben ihr im Hals stecken.

Ein Scherz.

Ein geschmackloser Scherz.

Das musste es sein.

Sie stolperte rückwärts, verhedderte sich in den hohen Absätzen, die sie unbedingt für ihre Rede hatte tragen wollen. Ihr Puls hämmerte in den Ohren, ein rhythmischer Trommelschlag, der den Raum mit seinem Takt erfüllte. Das Papier knisterte zwischen ihren Fingern, unverhältnismäßig laut in der Stille.

Ohne den Blick von der Gestalt abzuwenden, wich Emilia zurück, die Füße geräuschlos auf dem Boden. Der Abstand zwischen ihnen blieb konstant, als wäre die Präsenz der Erscheinung im Raum selbst verwurzelt, ein Anker in der Dunkelheit.

Er kam immer näher.

Sie warf einen verzweifelten Blick zur Eingangstür, wirbelte herum und rannte los, ein Schrei entfuhr ihr. Endlich löste sich ihre Stimme, als der Griff des Schreckens ihre Kehle freigab.

Sie rüttelte am Türgriff.

Verriegelt.

Die Tür war verschlossen. Ihre Finger tasteten nach der Kette. Sie hakte sie aus. Erneut versuchte sie, die Tür zu öffnen.

Schon früher waren Stalker in ihre Wohnung eingedrungen, auf der Jagd nach einem Foto oder ihren fünf Minuten Ruhm. Einer war sogar eines Nachts von einem ihrer Gäste hereingelassen worden. Deshalb hatte ihre Wohnungstür keinen einfachen Riegel. Sie war beidseitig mit einem Schlüssel verschlossen. Sie und nur sie allein hatte die volle Kontrolle darüber, wer durch diese Tür ein- und ausging.

Die Schlösser waren sicher. Safe.

Emilia rüttelte am Griff und stemmte sich mit einem kurzen, verzweifelten Stöhnen gegen die Tür.

Verschlossen. Eingesperrt. Ihre Hände verkrampften sich und griffen instinktiv nach Taschen und Geldbörse, die sie nicht bei sich hatte. Die Schlüssel. Wo hatte sie sie gelassen? Wo waren die verdammten Schlüssel!

Panik schoss wie Eiswasser durch ihre Adern, als ihr die Wahrheit dämmerte: Sie war eingeschlossen. Mit dem Eindringling. Das Gewicht ihrer eigenen Sicherheitsvorkehrungen, das sie einst beruhigt hatte, erdrückte sie nun mit grausamer Ironie. Sie hämmerte mit der Faust gegen die Tür, das Geräusch hallte laut durch die enge Wohnung.

Der metallische Geschmack der Angst lag bitter auf ihrer Zunge. Ihre Schreie hallten durch die höhlenartige Wohnung, prallten von den hohen Decken und den polierten Steinarbeitsflächen ab. Doch es war, als wäre sie in Glas eingeschlossen - ihre Hilferufe blieben in der Enge des Raumes gefangen. Die Gestalt hinter ihr bewegte sich mit bedächtiger Langsamkeit und schien ihre Schreie zu genießen.

„Die Leinwandgöttin wird zur Jungfrau in Nöten”, kommentierte die kalte Stimme hinter ihr. Es klang seltsam, als würde er Zeilen aus einem Drehbuch ablesen.

Emilia wirbelte herum, presste sich mit dem Rücken gegen die Tür, ihr Atem ging stoßweise. Die Gestalt stand nun unter dem Kronleuchter, in ein unheimliches Licht getaucht, das seine bedrohliche Aura nicht vertrieb.

Seine behandschuhten Hände hingen entspannt an der Seite, doch das sporadische Zucken seiner Finger verriet eine unverkennbare Bedrohung. Seine Augen waren unter der Krempe seines Hutes verborgen, während er seinen wahnsinnigen Monolog fortsetzte.

„Der Ruhm hat dich in diesen goldenen Käfig gesperrt”, sagte er und deutete mit ausgestrecktem Arm auf Emilias luxuriöse Umgebung. „Aber was nützt all dieser Prunk, wenn er dir nicht das Leben retten kann?”

Emilia spürte, wie ihr bei seinen Worten die Galle hochkam. War er wahnsinnig? Er sprach wie ein Verrückter, wie ein irrer, selbstgefälliger Mörder aus einem ihrer Krimis.

Als hätte er ihre Verzweiflung gespürt, gluckste er, ein leiser Laut, der den Raum mit seinem täuschend heiteren Unterton erfüllte.

Die Stimme der Gestalt glitt durch die Schatten, ein kühles Flüstern, das Emilia direkt ins Herz traf. „Ruhm”, sagte sie, „eine unverdiente Krone für die wenigen Glücklichen”.

Emilias Puls hämmerte in ihren Ohren. Der Raum schrumpfte um sie herum, jedes Ticken der Uhr markierte einen Herzschlag. Sie schluckte schwer, das Geräusch war ohrenbetäubend in der stillen Wohnung, und sie öffnete den Mund in einem leisen Anlauf, bevor sie ihre Stimme fand.

„Wer bist du?”

„Ein Beobachter”, lautete die Antwort, jede Silbe triefte vor Hohn.

Ihre Augen huschten von einer Ecke zur anderen, die glatten Linien ihrer Designermöbel wurden zu bedrohlichen Hindernissen. Emilias Atem ging flach, jede Nervenfaser schrie nach Aktion. Die raumhohen Fenster ließen Mondlicht herein, boten aber keinen Ausweg - sie waren versiegelt, weit über dem Boden.

„Lass mich in Ruhe.” Ihre Haltung wurde fester, wie eine Statue, die sich gegen einen unsichtbaren Sturm stemmt.

„Allein?”, spottete die Gestalt. „Ist es nicht das, was du am meisten fürchtest?”

Er sprach weiter in diesem seltsamen Rhythmus ... wie ein schlechter Schauspieler, der ein ebenso schlechtes Drehbuch abliest.

Emilia wich aus und bewegte sich auf die Küche zu, ihre Augen suchten nach allem, was als Waffe dienen könnte: schweres Besteck, ein Feuerlöscher, der glitzernde Metallrand eines neuen, teuren Toasters. Ihre Gedanken rasten, ihre Muskeln spannten sich an, als sie durch die offene Tür zwischen den Zimmern schlich, der Mann folgte ihr in gemächlichem Tempo.

„Gerechtigkeit”, zischte die Gestalt. „Sie ereilt jeden.”

Ihre Hand tastete über die kalte Marmorplatte, die Finger huschten suchend darüber, verzweifelt nach irgendetwas greifend, um sich zu verteidigen. Der Mann trat näher. Der Abstand zwischen ihnen schien sich mit beängstigender Geschwindigkeit zu verringern, die Luft um Emilia wurde dick vor Angst und schnürte ihr die Kehle zu. Sie konnte seinen Atem riechen, abgestanden und beißend.

„Nein”, flüsterte sie mit bebender Stimme, als ihre zitternden Finger endlich etwas ertasteten.

Ohne hinzusehen, schwang Emilia das Messer nach vorne. Die Klinge blitzte im Küchenlicht auf. Doch der Eindringling lachte nur, ein Geräusch, das wie höhnischer Applaus durch den Raum hallte.

Ihre Finger umklammerten den Griff des schmalen Messers fester, die Knöchel traten weiß hervor. Sie ignorierte seine Worte, stattdessen verhärtete sich der Ausdruck in ihren Augen. Sie waren weit aufgerissen und wild, reflektierten das sanfte Deckenlicht ebenso wie den Stahl der schlanken Klinge.

„Verschwinde!”, schrie Emilia, Hände und Stimme zitternd.

Doch er kam nur näher.

Die Gestalt streckte ihre behandschuhte Hand nach ihr aus. Seine Bewegungen waren bedächtig - quälend langsam - jede Sekunde dehnte sich endlos.

Mit einem scharfen, animalischen Laut stürzte sich Emilia auf ihn - beide Hände krampfhaft um das Messer geklammert - und stach zu.

Es traf seine Brust ...

Die Klinge brach.

Entsetzen.

Ein Requisitenmesser. Es gehörte ihr nicht ... hatte er es ihr untergeschoben? Ein lächerliches Plastik-Theatermesser.

Der Mann grinste und stieß sie mit beiden Armen in einer plötzlichen, heftigen Bewegung zu Boden.

Mit einem Grinsen auf den Lippen und einem gespenstischen Schattengesicht unter der Hutkrempe stand er über ihr und blickte auf sie herab.

KAPITEL EINS

Das Klirren von Metall hallte durch die Sporthalle des LAPD, als Layla Caine den letzten Satz Kreuzheben beendete. Schweiß glitzerte auf ihrer porzellanweißen Haut und bildete einen starken Kontrast zu dem matten Schwarz der Gewichte, die sie mit präziser Kontrolle anhob. Jede Wiederholung forderte ihren durchtrainierten Körper heraus.

Ihr goldblondes Haar, zu einem straffen Pferdeschwanz zurückgebunden, schwang im Rhythmus ihrer Anstrengung. Sie ließ die Hantel fallen; sie schlug mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden auf und ließ ihn vibrieren.

Layla richtete sich auf, ihre Brust hob und senkte sich, als sie wieder zu Atem kam. Sie griff nach dem Handtuch, das auf dem nahegelegenen Regal lag, und der raue Stoff kratzte über ihre Haut, als sie sich den Schweiß von der Stirn wischte. Ihr herzförmiges Gesicht, normalerweise lebhaft und strahlend, wurde zu einer Maske der Entschlossenheit. Das kleine Muttermal oberhalb ihrer Lippe betonte die Strenge ihres Ausdrucks.

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass die Trainingseinheit vorbei war. Layla stemmte die Hände in die Hüften und drückte ihre Finger in das feste Fleisch, während sie einen Moment innehielt, um das Brennen in ihren Gliedern zu genießen - ein deutliches Zeichen für überschrittene Grenzen und Fortschritt.

„Gute Arbeit, Caine”, rief eine Stimme von der anderen Seite der Halle. Sie blickte hinüber.

Es war Don. Ein Kollege, der sie mehr als einmal um ein Date gebeten hatte und der scheinbar immer zur gleichen Zeit wie sie im Fitnessstudio war.

Layla nickte kurz zur Bestätigung.

Dann besann sie sich und setzte ein schnelles Millionen-Dollar-Lächeln auf, das sie nur einen Cent kostete.

Sie erinnerte sich an das alte Filmzitat: “Du sagst lustige Sachen, Smiley, aber ich glaube nicht, dass du lächelst.”

Das Zitat blitzte in ihrem Kopf auf, als wäre es aus einem riesigen Reservoir von Kinoerinnerungen hervorgeholt worden, nur um ebenso schnell wieder zu verschwinden.

Don machte sich auf den Weg zu ihr und hob eine Hand. Aber sie tat so, als wäre sie mit sich selbst beschäftigt und hätte es nicht bemerkt. Sie griff nach ihrer Wasserflasche, die sich eiskalt anfühlte, und nahm einen großen Schluck. Die Kälte breitete sich von ihrer Kehle bis in ihr Innerstes aus, eine willkommene Erfrischung.

Damals, als sie noch beim Film arbeitete, hatte sie ihren Körper genauso diszipliniert gepflegt.

Sie beendete das Trinken mit einem scharfen Ausatmen, wobei ein paar Tropfen aus ihrem Mundwinkel austraten und sich einen Weg über ihr Kinn bahnten.

Sie spürte, dass einige der anderen Fitnessstudio-Besucher sie beobachteten.

Die Männer beobachteten sie gern. Die 1,80 m große blonde Ex-Filmschauspielerin mit dem Aussehen eines Filmstars ... Sie war an die Aufmerksamkeit gewöhnt. Und sie nutzte die Aufmerksamkeit oft. In ihrem neuen Beruf, den sie seit fünf Jahren ausübte, konnte jeder kleine Vorteil eine zufällige Begegnung in eine echte Spur verwandeln.

Don hatte immer noch die Hand erhoben und versuchte unbeholfen, sich so zu positionieren, um besser gesehen zu werden, aber Layla hob ihre eigene Hand ans Ohr und tat so, als hätte sie einen Ohrstöpsel drin.

Sie warf die Wasserflasche zurück in ihre Tasche und packte den Rest ihrer Ausrüstung zusammen. Der kühle Stoff ihrer Trainingskleidung klebte an ihrer feuchten Haut, als sie durch den Raum ging. Mit einem flüchtigen Nicken verabschiedete sie sich von den anderen vertrauten Gesichtern, die an den umliegenden Geräten trainierten.

Don sah ihr nach, als sie ging, mit einem vertrauten verzweifelten Blick, den Layla zu ignorieren gelernt hatte. Nichts an Don interessierte sie, aber sie wusste, dass der Mann nach ihrer Aufmerksamkeit lechzte, und sie hatte nicht die Absicht, sich zu einer weiteren unangenehmen Date-Einladung hinreißen zu lassen, die vage als belangloses Gespräch über sein Wochenende getarnt war.

Layla verließ das Gebäude und eilte dann die Treppe hinauf. Sie wohnte über der Turnhalle, und in gewisser Weise passte das besser zu ihrer Persönlichkeit als irgendein anderer Ort, an dem sie je gewohnt hatte.

Die Fassade des Gebäudes war unscheinbar und fügte sich nahtlos in das Stadtbild ein, was ihr ebenfalls gefiel. Nach Jahren im Rampenlicht war es angenehm, einen Ort zu haben, der sie in den Hintergrund treten ließ, einen Ort, der sich durch seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Aufrechterhalten von Schein fast getarnt anfühlte.

Oben auf der Treppe tippte Layla mit einer flinken Fingerbewegung den Sicherheitscode ein, wartete einen Herzschlag lang auf das schrullige Summen des elektronischen Schlosses und schob die schwere Tür auf.

Drinnen war die Luft kühl, ein krasser Gegensatz zu der anhaltenden Hitze in der Turnhalle, und Layla stieß einen zufriedenen Seufzer aus, als sie die Schwelle ihrer Wohnungstür überschritt und in die ruhige Ordnung ihres Wohnraums eintrat. Die Wände waren stumme Zeugen ihres früheren Ruhms, geschmückt mit Rahmen, die die Triumphe eines anderen Lebens zeigten. Glas spiegelte ihr Bild wider, eine Unzahl von Auszeichnungen hielt Momente fest, die in der Zeit eingefroren waren - eine goldene Statuette für die beste Newcomerin, eine Kristalltafel mit ihrem Namen für eine herausragende Leistung.

Jede Auszeichnung wurde sorgfältig abgestaubt, ihre Oberflächen waren frei von Fingerabdrücken. Sie waren jetzt Relikte, Erinnerungen am Rande ihrer gegenwärtigen Existenz. Laylas Blick glitt über sie hinweg, ihr Spiegelbild reflektierte sich im Glas.

In ihren Augen lag kein Stolz, nur Anerkennung - ein Nicken für den Weg, der sie hierher geführt hatte. Sie wandte sich ab, das Glitzern der Trophäen verblasste, als sie tiefer in den Raum ging. Ihre Vergangenheit war ein Fundament, aber es war nicht der Ort, an dem sie verweilen wollte.

Layla streifte ihre Jacke ab und legte sie sorgsam über die Rückenlehne eines Stuhls.

Inmitten ihres Wohnzimmers stehend, umhüllte sie eine Stille, während ihr Blick auf der kahlen weißen Wand ruhte. Die späte Nachmittagssonne fiel durch das Fenster und warf lange Schatten über den Parkettboden bis zu ihren Füßen. Sie atmete tief ein, die Luft war erfüllt vom Duft der Zitronenpolitur.

Ihr Blick wanderte zu einem gerahmten Plakat ihrer Paraderolle, die einen kometenhaften Aufstieg verheißen hatte. Layla erinnerte sich an die Scheinwerfer, die Bewunderung, das berauschende Rauschen des Applauses. Doch unter all dem lauerte auch eine Erinnerung, scharf und ungebeten. Eine Nacht voller Schrecken, ein Moment, in dem die Fassade bröckelte. Es war die Nacht, die das Rampenlicht auslöschte und sie in den Schatten der Unterwelt drängte.

Der Regisseur ... er hatte sie seine Muse genannt. Er hatte sie alles Mögliche genannt.

Sie hatte ihn umsorgt ... ihn geliebt wie den Vater, den sie nie gehabt hatte.

Sie schob die Gedanken beiseite.

Das Klingeln ihres Handys durchbrach die Stille mit nervtötender Schärfe, und Layla griff danach, bevor ein zweites Läuten sie noch mehr aus der Fassung bringen konnte. Sie wollte den Anruf gerade wegdrücken, als sie den Namen auf dem Display sah und überrascht die Augenbrauen hochzog.

„Kapitän”, meldete sich Layla.

„Was weißt du über die Nightingale Awards?” In Captain Torres' Worten lag keine Einleitung, keine verschwendete Zeit oder Atem. Die Frau war die Effizienz in Person, und Layla blinzelte verwirrt, ihr Verstand brauchte einen Moment, um die Frage zu verarbeiten, bevor sie antwortete.

„Oh ... ähm, eine neue Preisverleihung. Sie gewinnt gerade an Bedeutung. Ich glaube, sie findet diese Woche statt ... Viele Indie-Filme ...” Layla verstummte, ihre wirre Erklärung wurde von der Frage unterbrochen, warum ihr Kapitän sie wegen der Nightingale Awards anrief.

Sie warf einen Blick auf die Wanduhr.

Es war fast Abend. Eigentlich sollte sie Feierabend haben, aber jetzt bekam sie einen Anruf von Captain Torres persönlich. Was war hier los?

Sie stellte sich den strengen Gesichtsausdruck und die oft gerunzelte Stirn des Kapitäns vor. Sie war eine kleine Frau. Fast einen Kopf kleiner als Layla, kaum über einsechzig, und dennoch flößte sie ihr Respekt ein. Nicht durch autoritäre Strenge, sondern durch ihren Charakter. Captain Torres hatte Layla mehr als einmal den Rücken gestärkt, und die beiden hatten so etwas wie eine stille Übereinkunft.

Ein Großteil des LAPD stand Laylas psychologischer Ausbildung und ihrer Verhaltensexpertise skeptisch gegenüber. Sie hielten es für Hokuspokus oder übertriebene Gerüchte über den ehemaligen Filmstar und nicht für echte Fähigkeiten oder eine Ausbildung, die im Einsatz von Nutzen sein könnte. Viele gingen sogar so weit, Layla Caine in die Truppe zu holen, als würde man einen Jahrmarktswahrsager oder einen Fernsehstar zu einem Einsatz mitnehmen. Es war Captain Torres, die die Kluft überbrückt hatte.

Von Torres konnte man erwarten, dass sie gleich zur Sache kam.

„Layla, wir haben einen neuen Fall. Ich möchte, dass du ihn übernimmst. Du kennst dich mit Nightingale aus, zumindest mit dieser Art von Preisverleihungen, und ich glaube, du kanntest auch das Opfer.”

„Oh?” Layla runzelte die Stirn, fühlte sich überrumpelt und überlegte einen Moment lang, wie sie antworten sollte. „Wer ist es?”

„Emilia Stance”.

Der Name traf Layla wie ein Schlag in die Magengrube. Die Luft wich aus ihren Lungen. Sie kannte Emilia - kannte sie von früher, aus den Tagen im Rampenlicht. Eine Seelenverwandte, eine echte Freundin in der Welt der aufgesetzten Lächeln und überlebensgroßen Persönlichkeiten. Emilia, mit ihrem ansteckenden Lachen und ihren herzzerreißenden Monologen, die selbst die härtesten Regisseure zu Tränen rühren konnten.

Plötzlich fühlte sich der Raum beengend an, ihre gemeinsame Geschichte drängte sich um Layla. Erinnerungen wurden wach - Nächte, in denen sie ihre Texte probten, bis sie heiser waren, Geständnisse bei einer Tasse starkem Kaffee, Emilias unermüdliche Streiche, die es irgendwie immer schafften, die Stimmung aufzuhellen.

„Layla?”

Sie blinzelte und kehrte in die Gegenwart zurück, als ihr bewusst wurde, dass Torres aufgehört hatte zu sprechen. „Entschuldigung. Ich bin noch da. Ich wollte nur ... Was ist passiert?”

„Ermordet”, fuhr Torres fort, wobei das Wort die Stille in der Wohnung durchschnitt.

„Erzähl mir alles.”

Torres' Stimme klang sachlich und distanziert. „Leiche heute Nachmittag gefunden, aber der Gerichtsmediziner geht davon aus, dass sie letzte Nacht getötet wurde. West Hollywood. Anzeichen eines Kampfes.”

„Wo wurde sie gefunden?”

„In ihrer Wohnung.”

„Anzeichen für einen Einbruch?”

„Gewaltsam. Die Terrassentür wurde eingeschlagen. Das Schloss an der Haustür wurde manipuliert.”

Layla atmete aus. Emilia, die immer so voller Leben und Energie gewesen war, war jetzt einfach  ... fort. Und schlimmer noch, sie war ein Opfer - reduziert auf Aktennotizen und einen Tatort.

Layla betrachtete ein gerahmtes Foto von einer Premierenfeier. Sie und Emilia strahlten Seite an Seite, ahnungslos, welches Unheil die Zukunft für sie bereithielt. Der Kontrast zwischen diesem Schnappschuss und Torres' Bericht war erschütternd.

„Gibt es schon Spuren oder Verdächtige?”, fragte Layla mit fester Stimme und unterdrückte ihre Gefühle.

„Noch nicht”, erwiderte Torres. „Wir sind dran.”

Für einen Moment herrschte Stille. Layla wusste, was Torres von ihr wollte: ihre einzigartige Perspektive, ihre in Hollywood geschärften und durch hartes Training verfeinerten Fähigkeiten.

„Bist du sicher, dass du mich dabei haben willst?”, platzte Layla heraus. „Du hast recht, ich kannte Emilia, aber normalerweise ist das Verfahren doch-”

„Es besteht kein Interessenkonflikt - es sei denn, du hättest ihren Tod gewollt”, unterbrach Torres sie ohne zu zögern. „Ich weiß, dass man üblicherweise Leute mit persönlichen Verbindungen von Fällen fernhält, aber Sachkenntnis geht über den Anschein. Du bist die Richtige für diesen Job. Solange du glaubst, dass es kein Problem sein wird. Wenn du meinst, du stehst ihr zu nahe oder weißt etwas, das ich nicht weiß und das den Fall gefährden könnte, vertraue ich auf dein Urteil, Caine. Aber sag Bescheid, wenn ich jemand anderen hinzuziehen soll.”

Eine bedrückende Stille erfüllte den Raum, während Layla die Nachricht verarbeitete. Es war eine Sache, sich in die Gedanken von Fremden zu vertiefen - Kriminellen, deren Taten in Akten und sterilen Fachbegriffen festgehalten waren. Aber in eine Mordermittlung einzusteigen, in die jemand verwickelt war, den sie sehr gut kannte, war etwas ganz anderes.

Die Fragen begannen sich in ihrem Kopf zu überschlagen - Wann war Emilia nach West Hollywood gezogen? Und warum? War sonst noch jemand während des Kampfes anwesend gewesen?

Laylas Griff um das Telefon war eisern, ihre Knöchel weiß. Sie durchquerte den Raum, jeder Schritt ein Takt in einem stummen Klagelied für einen gefallenen Stern. Das Licht, das durch die Jalousien fiel, warf Gittermuster auf ihren Weg.

„Hat sich schon jemand gemeldet?”, fragte Layla tonlos, ihre Gefühle verdrängend.

„Noch nicht. Wir brauchen deine Augen, Layla.”

„Verstanden. Ich werde da sein. Bin schon unterwegs.”

Sie beendete das Gespräch. Im Raum herrschte wieder Stille, doch jetzt hallte die schreckliche Nachricht nach. Emilia, ihre Freundin, war fort.

Layla stieß sich von der Wand ab und machte ein paar ziellose Schritte, bevor sie vor dem großen Spiegel über ihrer antiken Kommode stehen blieb. Ihr Spiegelbild starrte zurück. Das gleiche blonde Haar fiel über ihre Schultern, aber die Veränderung in ihren Augen war unübersehbar. Sie wirkten jetzt stumpf, müde: Schmerz.

Sie wandte sich vom Spiegel ab und ging in ihr Schlafzimmer, streifte ihr schweißdurchtränktes Tanktop und die Leggings ab. Die Tür ihres Kleiderschranks öffnete sich knarrend und gab den Blick auf ordentlich aufgehängte Kleidung frei, Reihen von Kleidern, Anzügen, Blusen und Hosen. Aber keine Kostüme oder Paillettenkleider mehr. Diese Zeiten waren vorbei.

Layla wählte einen schwarzen Hosenanzug, der Torres' Professionalität widerspiegelte, aber Bewegungsfreiheit bot, und zog sich rasch an. Als Nächstes kamen Holster und Waffe an die Reihe; sie glitten mühelos an ihren Platz. Wie lange war es her, dass sie Emilia gesehen hatte? Mindestens ein paar Jahre. War es, seit sie beim LAPD angefangen hatte? Höchstwahrscheinlich. Mit Sicherheit wahrscheinlich. Aber immer noch zu lange.

Der letzte Schliff war ein Hut, eine alte Angewohnheit aus ihrer Zeit als Schauspielerin, als ein Kostümwechsel den Übergang in eine neue Rolle bedeutete. Ein schräg aufgesetzter Filzhut vollendete die Verwandlung.

Ein alberner Hut, entschied sie.

Sie lächelte und nickte. Das würde genau richtig sein.

Ihre Augen wurden hart und sie warf einen letzten Blick in den Spiegel. Layla Caine, die Schauspielerin, die zur Profilerin wurde, war bereit, sich dem zu stellen, was in der düsteren Nacht von Los Angeles auf sie wartete.

KAPITEL ZWEI

Die Abendsonne war bereits hinter dem Horizont versunken, als Laylas Stiefel auf dem polierten Beton des noblen Wohnhauses widerhallten. Sie ließ ihren Blick über die Nummern an den Türen gleiten, während sie zügig den Flur entlang schritt. Dabei rückte sie die Krempe ihres Filzhutes zurecht - ein Schutzschild gegen neugierige Blicke, die den ehemaligen Star, der zur Profilerin geworden war, erkennen könnten.

„Da wären wir”, murmelte sie vor sich hin und blieb vor der Wohnung 307 stehen.

Die Tür stand einen Spalt offen, ein gelbes Absperrband mit der Aufschrift “TATORT” leuchtete ihr entgegen. Layla duckte sich darunter hindurch und betrat den schwach beleuchteten Eingangsbereich. Die Wohnung strahlte Stil aus - moderne Möbel, abstrakte Kunstwerke und eine stimmungsvolle Beleuchtung zeugten von einer Vorliebe für das Erlesene. Doch die Luft war schwer vom Gestank des Todes und beißenden Desinfektionsmitteln.

„Layla?”, ertönte eine schroffe Stimme von rechts.

Ein schlaksiger Kerl in einem anthrazitfarbenen Anzug lehnte an der Wand. Sie drehte sich zu ihrem Partner, Detective Mike Sandoval, um.

Sie schenkte ihm ihr Millionen-Dollar-Lächeln und ging auf ihren Kollegen zu. Er erwiderte das Lächeln nicht, aber sie nahm es nicht persönlich. Sandoval war eher der Typ für grimmige Blicke.

Dennoch war er nicht übel anzuschauen, mit seinem kantigen Kiefer, dem kurzen, salz- und pfefferfarbenen Haar und den Lachfältchen, die seinem müden Gesicht einen gewissen rauen Charme verliehen. Er war etwas über 1,80 m groß, und sie war froh darüber gewesen, als die beiden zum ersten Mal zusammengearbeitet hatten.

Als große Frau war sie bei dem Gedanken an einen männlichen Partner, der kleiner war als sie, nervös geworden. Alte Gewohnheiten ließen sich nur schwer ablegen, und es fiel ihr schwer, sich nicht vorzustellen, wie sie und ihr Partner aussehen würden, wenn sie gemeinsam einen Raum betraten. Ganz zu schweigen von den vielen kleineren Männern, die sie kannte und die sich von ihr eingeschüchtert oder provoziert fühlten, nur weil sie größer - und stärker - waren als sie selbst.

Zum Glück war beides bei Detective Sandoval kein Thema. Als sie sich wieder ihrem Partner zuwandte, sah Layla seine scharfen Augen, die den Tatort vor ihm mit einer grimmigen Entschlossenheit studierten, die zu seiner kräftigen Statur passte. Mike Sandoval war die Verkörperung eines erfahrenen Detektivs - wettergegerbt, entschlossen und akribisch in seiner Arbeit.

„Guten Abend, Mike”, begrüßte Layla ihn und rückte ihren Filzhut zurecht, während sie näher trat und ihren Blick über den Tatort schweifen ließ.

Sandoval nickte kurz. „Das ist ja ein Ding”, murmelte er und rieb sich die Stirn. Er blickte auf. „So etwas habe ich noch nie gesehen.”

„Der Hut?”

Ein Grunzen.

„Es ist eines meiner Lieblingsstücke.”

„Ich mag die Feder.”

„Danke”, sagte sie und klopfte Mike leicht auf die Schulter. „Sie ist von einem Pfau. Er lebt noch”, fügte sie hastig hinzu, obwohl sie wusste, dass es ihn wahrscheinlich nicht interessieren würde.

Ein weiteres Grunzen.

Er lehnte noch immer an der Wand, während sie sich drehte, zappelte und herumwirbelte. Ihre Finger spielten mit dem silbernen Armreif an ihrem Handgelenk und drehten ihn immer wieder herum.

Sie konnte nie ganz stillstehen. Mit ihren zweiunddreißig Jahren hatte sie gehofft, dass ihre Unruhe mit dem Alter etwas nachlassen würde, aber sie stellte fest, dass sie nur noch zugenommen hatte.

In der Mitte des Raumes lag Emilia regungslos. Zwei dunkle Einstiche verunstalteten die weiße Seide ihrer Bluse, die sich deutlich von der Blässe ihrer Haut abhob. Rot blühte es um die Wunden herum, eine grausame Blume der Endgültigkeit. Laylas Atem ging stoßweise, ein kaum wahrnehmbares Schnappen, das ein Aufflackern von Emotionen verriet.

„Emilia”, murmelte sie. Der Name ging als Flüstern im Summen der forensischen Geräte unter. Layla runzelte die Stirn. Etwas zerrte an den Rändern ihres Gedächtnisses - scharf und eindringlich. Ein Wiedererkennen flackerte auf, ein halb geformter Gedanke, der gerade noch in Reichweite war.

Sandoval beobachtete sie genau und bemerkte die Veränderung in ihrem Verhalten. „Du kanntest sie?”, fragte er mit tiefer, körniger Stimme.

„Ja. Irgendetwas an der Art, wie sie daliegt ...” Layla brach ab, ihre Augen starrten auf die reglose Gestalt. Es juckte sie in den Fingern, ihren Hut zurechtzurücken, um sich vor dem grellen Licht der Deckenbeleuchtung zu schützen. Sie trat näher heran, dann wich sie zurück. Sie war immer so. Die Hände zappelnd, ein Schritt vor, ein Schritt zurück. Als ob sie in einem unberechenbaren Tanz gefangen wäre.

Der Raum hielt den Atem an. Layla kauerte neben Emilia, der Abstand zwischen Leben und Tod betrug nur Zentimeter. Ihre Hand schwebte über der Leiche, vorsichtig, um die Szene nicht zu stören.

„Zwei Stichwunden. Direkte Treffer.” Laylas Worte waren sachlich, distanziert. Aber darunter regte sich etwas Ursprüngliches - tiefe Sehnsucht, Schmerz.

„Messerstiche”, bemerkte Sandoval.

Layla richtete sich auf, ihre Gedanken rasten, während sie den Raum abtastete. Jedes Detail war wichtig - der Winkel der umgefallenen Lampe, das Durcheinander der Kissen, der schwache Duft des Parfums, der in der Luft lag.

„Siehst du etwas?” forderte Sandoval sie auf.

Laylas Blick blieb an der Schlafzimmertür haften, als sie die Schwelle überschritt. Sie näherte sich mit bedächtigem Schritt, ihre Sinne schärften sich. Ihr Blick schweifte über den Raum, nahm jedes Detail wahr. Die zerknitterten Bettbezüge. Eine Nachttischschublade, die leicht angelehnt war. Das sanfte Licht der Straßenlaternen fiel durch die durchsichtigen Vorhänge und warf längliche Schatten auf den Boden.

Die Luft stand still, schwer vom Duft des Lavendels und einem Hauch von etwas anderem – Rauch? Zigarettenqualm? Schwer zu sagen. Layla bewegte sich mit Präzision, ihre behandschuhten Hände tasteten sich am Rande des Chaos entlang, das ein jäh unterbrochenes Leben kennzeichnete: aufgerissene Schubladen, deren Inhalt verstreut war, umgekippte Schmuckkästchen, achtlos verstreute Ketten und Ringe.

Sie ging in die Hocke und richtete ihren Blick von der Weite des Raumes auf die intimeren Details. Ihre Finger streiften eine Lippenstifthülse, die schief auf dem Teppich lag, der Verschluss fehlte. Daneben ein zerknittertes Konzertticket, kaum eine Woche alt. Mit methodischen Bewegungen verstaute Layla die Gegenstände in den Asservatenbeuteln.

„Anzeichen für eine Durchsuchung”, antwortete sie, ohne aufzublicken. „Oder eine inszenierte Unordnung.”