Golden Boy - Jona Dreyer - E-Book

Golden Boy E-Book

Jona Dreyer

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Beschreibung

»Um jemanden kämpfen, an dem einem wirklich liegt – das ist doch das, worum es im Leben geht, oder nicht?«Jordan Fletcher, seit Jahren besser bekannt als der erfolgreiche Pornodarsteller Grayson Steele, passiert etwas für ihn völlig Ungewöhnliches: Er verliebt sich Hals über Kopf in seinen Kollegen, den jungen Newcomer Austin X. Um ihn näher kennenzulernen, bietet er ihm an, ihn zu coachen. Der schüchterne Austin X, der im richtigen Leben Noah heißt, fühlt sich zu Jordan hingezogen, aber es gibt da ein Problem: Noahs besitzergreifender und manipulativer Lebensgefährte und Manager Glenn, der es gar nicht gern sieht, wenn ihm jemand seinen »Goldschatz« abspenstig machen will und der notfalls auch nicht vor sehr drastischen Mitteln zurückschreckt... Ist Jordans Liebe groß genug, um den Kampf um Noahs Herz zu gewinnen, oder siegt am Ende Glenn, der Meister der Manipulation?

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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GOLDEN BOYGay Romance

© Urheberrecht 2016 Jona Dreyer

Alle Rechte vorbehalten

Text: Jona DreyerLektorat: Johanna TemmeCoverdesign: Jona DreyerBilder: canva.com und istockphoto.com

Impressum:Tschoek &Tschoek GbRAlexander-Lincke-Straße 2c08412 Werdau

Kurzbeschreibung:

»Um jemanden kämpfen, an dem einem wirklich etwas liegt – das ist doch das, worum es im Leben geht, oder nicht?«

Jordan Fletcher, seit Jahren besser bekannt als der erfolgreiche Pornodarsteller Grayson Steele, passiert etwas für ihn völlig Ungewöhnliches: Er verliebt sich Hals über Kopf in seinen Kollegen, den jungen Newcomer Austin X.Um ihn näher kennenzulernen, bietet er ihm an, ihn zu coachen.

Der schüchterne Austin X, der im richtigen Leben Noah heißt, fühlt sich zu Jordan hingezogen, aber es gibt da ein Problem: Noahs besitzergreifender Lebensgefährte und Manager Glenn, der es gar nicht gern sieht, wenn ihm jemand seinen »Goldschatz« abspenstig machen will und notfalls auch nicht vor sehr drastischen Mitteln zurückschreckt...

Ist Jordans Liebe groß genug, um den Kampf um Noahs Herz zu gewinnen, oder siegt am Ende Glenn, der Meister der Manipulation?

Über die Autorin

»Fantasie ist wie ein Buffet. Man muss sich nicht entscheiden – man kann von allem nehmen, was einem schmeckt.«

Getreu diesem Motto ist Jona Dreyer in vielen Bereichen von Drama über Fantasy bis Humor zu Hause. Alle ihre Geschichten haben jedoch eine Gemeinsamkeit: Die Hauptfiguren sind schwul, bi, pan oder trans. Das macht sie zu einer der vielseitigsten Autorinnen des queeren Genres.

Prolog

Jordan

Ich bin ein friedlicher Mensch. Ich mag laue Sommerabende, Wein, Spaghetti Carbonara und guten Sex. Ich stehe nicht auf handgreifliche Konflikte und halte Gewalt eigentlich für die denkbar schlechteste Art und Weise, ein Problem zu lösen.

Trotzdem bin ich gerade drauf und dran, jemanden umzubringen. Denn dieser jemand hat ihm wehgetan.

Ihm, der zufällig der süßeste und verdammt nochmal unschuldigste Mensch ist, den ich kenne. Er hat ihn verletzt. Seelisch und körperlich. Immer und immer wieder. Er hat ihn benutzt wie eine Kuh, die man melken kann und als die Kuh keine goldene Milch mehr geben wollte, hat er begonnen, sie zu schlachten.

Ich werde nicht zulassen, dass er sein Werk zu Ende führt. Dass er einen kostbaren Menschen zu einem Häufchen Elend prügelt, das ihm gehorcht. Ich bin kein Freund von Gewalt. Aber keine Macht auf dieser Welt wird mich davon abhalten, zu tun, was ich tun muss.

Es ist früher Abend. Die Muni, wie wir in San Francisco unsere Stadtbahn nennen, ist vollgestopft mit Menschen, die von der Arbeit nach Hause fahren wollen. Ich bin mittendrin und kralle meine Hände um die Haltestange, bis meine Knöchel weiß hervortreten. Niemand von all diesen Menschen mit ihren Aktenkoffern, Handtaschen und McDonald’s-Tüten ahnt etwas von dem kalten Zorn, der in mir lodert. Sie sind zu beschäftigt mit sich selbst, starren auf ihre Smartphones und Tablets, haben In-Ear-Kopfhörer in den Ohren und blenden ihre Umwelt aus. Sind nur auf sich fixiert, haben keinen Blick für andere.

Jeder denkt nur noch an sich. Aber ich denke nur noch an dich, mein Süßer.

Eine Hand stupst mich an der Schulter an. Erschrocken drehe ich mich um und schaue in das freundlich lächelnde Gesicht eines bärigen Hünen.

»Grayson Steele?«, fragt er.

Ich nicke. Normalerweise stört es mich nicht, wenn ich erkannt werde, aber jetzt ist irgendwie nicht der passende Zeitpunkt. Gerade noch habe ich mich innerlich über die Menschen aufgeregt, die nur noch sich selbst wahrnehmen, aber nun ärgere ich mich, dass einer doch ein wenig aufmerksamer ist als all die anderen.

»Oh, wie toll! Ich habe dich gleich erkannt, trotz ...« Sein Blick wandert an mir auf und ab, als wolle er sagen: Trotz, dass du etwas anhast.

Ich schenke ihm ein gequältes Grinsen und antworte nichts.

»Darf ich ein Foto mit dir machen?«, fragt er eifrig. »Ein Selfie? Für Twitter und Facebook?«

»Klar.«

Wir ernten ein paar kurze, desinteressierte Blicke, als der Bär sich neben mir positioniert, sein Smartphone in die Höhe hält und ein Foto von uns schießt. »Schade, dass wir in der Muni sind«, bemerkt er mit einem zerknirschten Lächeln.

Ich ziehe eine Braue in die Höhe. Was glaubt er, was ich außerhalb der Muni mit ihm gemacht hätte? Mal eben meinen Schwanz ausgepackt und ihm eine Gratisnummer gegönnt? Was denken diese Leute eigentlich von Menschen wie mir?

Menschen wie ich. Das sind Pornodarsteller und Escorts. Wir verdienen unser Geld mit Sex. Ich zahle meine Miete von dem Geld, das ich dafür bekomme, dass ich andere Männer ficke. Es ist mein Job. Vielleicht kein normaler Job wie jeder andere auch, aber eben die Art und Weise, mit der ich mein Konto fülle. Und es füllt sich gut. Vor allem, weil ich kaum Zeit habe, das ganze Geld auszugeben.

Natürlich sollen die Leute nicht daran denken, dass es nur ein Job ist, wenn sie meine Filme anschauen und sich dazu einen runterholen. Das würde ja die ganze Stimmung kaputtmachen. Aber manchmal wünschte ich, sie würden daran denken, wenn sie mich im realen Leben treffen. Denn erschreckend viele glauben anscheinend, ich bin wirklich dauergeil und rammle mit großer Freude und ganz umsonst jeden durch, der freundlich fragt. Aber Grayson Steele existiert nur am Filmset. Ich bin Jordan Fletcher. Und für Jordan gibt es nur noch den Einen.

Die Muni hält. »Ich muss hier raus«, erkläre ich dem Bären und dränge mich durch die verschwitzten Feierabendkörper.

»War nett, dich kennenzulernen!«, ruft er mir hinterher.

»Ganz meinerseits!«, rufe ich über die Schulter zurück. Es ist nicht so ganz die Wahrheit.

Ich sprinte an fluchenden und drängelnden Menschen vorbei. Noch ist es hell und warm, wie es sich für einen spätsommerlichen Abend gehört. Einige Passanten rufen mir Verwünschungen nach, weil ich sie fast umrenne. Aber ich habe es eilig, verdammt nochmal eilig. Jede Sekunde, die ich nicht bei ihm bin, ist eine zu viel.

Sein Wohnblock scheint Äonen entfernt. Ich würde gerade meine Seele für ein Fahrrad verkaufen. Hätte ich doch lieber mein Auto nehmen sollen? Nein, damit würde ich jetzt immer noch im Feierabendverkehr feststecken, so viel ist sicher. Mit der Muni war ich schneller. Mein Herz pocht und mein Atem rasselt rau in meiner Kehle. Egal. Ich treibe mich weiter an, lasse nicht zu, dass mein Tempo sich reduziert. Ich will zu ihm, ich will ihn halten und ihm sagen, dass alles aufhört, dass alles gut wird. Aber zuvor werde ich den Anderen in Stücke hacken.

Der Block kommt in Sicht. Er unterscheidet sich nicht wirklich von den anderen, die ihn umgeben, und ich war bislang auch nur wenige Male hier, aber ich weiß, dass ich hier richtig bin. Ich folge der Fährte meines Geliebten wie ein Wolf.

Eine ältere Dame, schwer bepackt mit Einkaufstüten, erklimmt gerade die Treppe zur Eingangstür. Ich schließe zu ihr auf.

»Kann ich Ihnen helfen, Ma’am?«, frage ich freundlich. Die Oma ist die Gelegenheit, ohne Hindernis in das Haus zu kommen.

»Oh!« Sie dreht sich zu mir um und wirft mir ein strahlendes Lächeln zu. »Sehr gern, junger Mann!« Sie errötet ein wenig. Ich grinse. Ich hoffe, sie ist nicht immer so vertrauensselig, ich könnte schließlich auch jemand sein, der ihr die Bude ausräumen will.

Ich nehme der alten Dame die schweren Beutel ab und frage mich, ob sie wohl Zementblöcke eingekauft hat. Artig bringe ich ihr die Einkäufe bis zu ihrem Apartment, dann verabschiede ich mich. »Ich besuche noch jemanden in der 24.«

»Oh, die beiden hübschen Herren?«, erkundigt sie sich. »Sind Sie mit ihnen befreundet?«

Ich nicke, auch wenn ich eigentlich nur mit einem der beiden befreundet bin.

»Dann will ich Sie nicht länger aufhalten. Ich danke Ihnen sehr, man trifft so hilfsbereite junge Menschen ja immer seltener.«

»Keine Ursache, Ma’am. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.« Und danke, dass Sie mich ins Haus gelassen haben.

Ich wende mich ab und erklimme die Treppe ins 2. Stockwerk. Nur noch ein Stück den Gang hinunter, dann lacht mir die Wohnungstür mit der Nummer 24 entgegen. Hier bin ich richtig. Ich klingle und warte.

Bitte sei zu Hause, mein Süßer, bitte. Mach auf und alles wird gut.

Ich höre Geräusche aus dem Inneren des Apartments. Schritte. Zitternd atme ich durch. Bitte, lieber Gott, mach, dass er mir nicht die Tür vor der Nase zuschlägt.

Angespannt lausche ich dem Klacken der Türklinke. Die Tür öffnet sich einen Spalt. Das Gesicht, nach dem ich mich so verzweifelt gesehnt habe, schaut hervor. Für einen Moment muss ich die Augen schließen, weil ich den Anblick nicht ertrage.

Was hat er mit dir gemacht, mein süßes Herz, was hat er dir angetan?

Die schönen Gesichtszüge sind grotesk entstellt. Die weichen, zum Küssen gemachten Lippen sind aufgeplatzt, an der hübschen Nase klebt getrocknetes Blut. Ein Auge ist dunkelblau verquollen. Das andere blickt mich weit aufgerissen an. Ich sehe Angst darin. Namenlosen Schrecken.

»Jordan«, murmelt er wie in Trance.

»Noah«, flüstere ich zurück.

Die rissigen Lippen formen stumme Worte, während er seine Hände um das Türblatt verkrampft: Geh. Schnell. Geh!

»Noah«, sage ich noch einmal und komme einen Schritt näher. »Bitte lass mich rein. Ich werde dir helfen.«

Er steht starr wie eine Statue. Nur das Zittern seiner Kiefermuskeln verrät, dass er ein echter Mensch ist. Hinter ihm taucht ein Schatten auf. Eine wohlbekannte, verhasste Silhouette. Der Grund, warum ich hier bin, schießt mir wieder durch den Kopf: Diesen Kerl in Stücke reißen. Meine Fäuste ballen sich an meinen Seiten, bis alles Blut daraus weicht.

Ich sehe sein kaltes Lächeln aufblitzen, während er seinen Arm besitzergreifend um Noahs Brust schlingt.

»Grayson Steele«, erklingt die hohntriefende Stimme. »War meine Botschaft nicht deutlich genug? Nun denn. Komm herein. Ich gebe dir gern eine anschauliche Demonstration, live und in Farbe. Danach sollte dir ein für alle mal klar sein, dass man sich nicht an fremdem Besitz vergreift.«

Kapitel 1

Noah

»Hast du auch alles dabei, mein Goldjunge?«

»Ich denke schon.« Trotzdem öffne ich vorsichtshalber noch einmal meinen Rucksack und schaue hinein. Haargel, Deo, Wechselsachen und eine kleine Flasche Poppers. Alles da.

»Bist du aufgeregt?«

»Ja.«

Glenn, mein Freund, der am Steuer sitzt, wirft mir einen kurzen Blick zu. »Musst du nicht sein. Du hast doch schon ein wenig Kamera-Erfahrung.«

»Ich weiß nicht.« Ich ziehe die Schultern hoch. Irgendwie friere ich heute. »Vor der Kamera mit mir selbst zu spielen, während du mich filmst, oder Sex zu haben, während eine Webcam mitläuft, ist ja irgendwie doch etwas anderes, als einen richtigen Porno mit Profis zu drehen.«

Glenn zwingt sich ein kleines, aufmunterndes Lächeln ab. »Du machst das schon.« In seiner Stimme schwingt deutlich eine gewisse Erwartungshaltung mit.

Ich bin sehr aufgeregt und versuche, mich auf den bevorstehenden Dreh zu konzentrieren. Es könnte mein Senkrechtstart ins Pornobusiness werden, denn der Regisseur, Ron Loyes, ist ein bekannter Name in der Branche und mein Filmpartner wird kein Geringerer sein als Grayson Steele – die derzeitige Gay-Porno-Ikone schlechthin. Natürlich erwartet Glenn jetzt auch, dass ich liefere, nachdem er diesen unglaublichen Deal für mich eingefädelt hat.

Eine neue Welle von Schüttelfrost durchwandert meinen Körper. Das muss die Aufregung sein, denn der kalifornische Frühling ist heute zu mild, um wirklich zu frieren.

»Denk daran, dass es deine große Chance ist«, ruft mir Glenn noch einmal in Erinnerung, während er in eine Seitenstraße abbiegt. »So eine Chance gibt es kein zweites Mal. Du bist hübsch und hast Talent, Goldschatz. Mach was daraus.«

Ich betrachte Glenns Hände auf dem Lenkrad, die stets sorgfältig manikürten Finger, die das weiche Leder umfassen. Glenn ist ein Perfektionist und er erwartet das auch von allen, die ihn umgeben. Ich seufze. Ich bin ein kleiner Chaot und es fällt mir oft schwer, seinen hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Aber ich gebe mir Mühe.

»Ich werde mein Bestes geben«, versichere ich ihm.

»Hmm«, brummt er. »Du solltest nicht so verkrampft sein wie gestern.«

»Ich habe Poppers mit.«

Bei dem Gedanken an gestern sticht mir ein fieser, kleiner Schmerz in den Hintern. OGlenn, wenn ich heute nicht verkrampft sein soll, hättest du meinen Arsch gestern in Ruhe lassen sollen, denke ich mit einem biestigen Gesichtsausdruck, spreche es aber natürlich nicht aus. Das würde er mir sehr übelnehmen.

Glenn kam gestern schlechtgelaunt von der Arbeit nach Hause. Irgendein Deal ist geplatzt, was die Firma, für die er arbeitet, eine Menge Geld kosten wird. Man macht Glenn wohl dafür verantwortlich.

Schon an der Art, wie er seine Jacke auszog, kaum, dass er unser Apartment betreten hatte, konnte ich erkennen, wie wütend er war.

»Hallo Glenn«, begrüßte ich ihn vorsichtig. Wenn er so drauf ist, bin ich immer auf der Hut. »Ich habe Roastbeef gemacht. Es ist gleich fertig.« Ich hatte die Hoffnung, dass ein leckeres Abendessen seine Laune vielleicht etwas heben würde, aber diese Hoffnung war vergebens.

»Nein. Ich will kein Roastbeef.« Schwer atmend stand er neben der Garderobe und grub seine Finger in das gerade ausgezogene Sakko. Seine wie schwarze Kohlen glühenden Augen wanderten an meinem Körper auf und ab. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Ich wusste genau, was das zu bedeuten hatte.

»Willst du wirklich nicht erst etwas essen?«, fragte ich dennoch zaghaft.

»Ich sagte nein!« Er runzelte die Stirn und winkte mir auffordernd zu. »Komm her, Noah.«

Zaghaft ging ich auf ihn zu. Das Signal des Backofens ertönte. Das Roastbeef war fertig. Ich zögerte einen Moment und überlegte, ob ich erst in die Küche gehen und das Fleisch aus dem Ofen nehmen sollte. Glenn entging das nicht.

»Komm her habe ich gesagt!« Seine Stimme duldete keinen Widerspruch. Ich setzte meinen Weg zu ihm fort und blieb vor ihm stehen.

»Glenn ...« Vorsichtig legte ich meine Hände auf seine Schultern und massierte die verspannten Muskeln. »Sei nicht so wütend. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber – lass uns ... uns einen schönen Abend machen, ja?«

»O ja, Noah. Genau das habe ich vor. Genau das.«

Seine Hand glitt in meinen Nacken, packte mich, riss mich an sich. Hart presste er seinen Mund auf meinen und drängte seine Zunge zwischen meine Zähne, bevor ich überhaupt Luft holen und mich auf den Kuss einlassen konnte. »Noah«, knurrte er an meinem Mund und drängte mich zurück bis zur Couch, »Goldschatz.«

Mit einem Ruck drehte er mich herum und schubste mich bäuchlings auf das Sofa. Grob zerrte er an meiner Hose, bis sie mir nur noch in den Kniekehlen hing. Ich hörte das Ratschen eines Reißverschlusses.

»Glenn?« Ich warf einen Blick über die Schulter und beobachtete, wie Glenn seinen harten Schwanz auspackte und ihn zwischen meinen Pobacken in Position brachte. »Glenn, bitte nicht ohne alles!«

Ich hasste es, wenn er das tat – mich einfach nahm, ohne Gleitgel, ohne Vorbereitung. Ich versuchte, mich hochzuhieven, um zu der Schublade hinüberzugehen, in der wir eine Tube Gleitgel aufbewahren, aber Glenn packte mich bei den Haaren und drückte mich gnadenlos auf die Couch zurück.

»Strapaziere heute meine Geduld nicht, Goldjunge«, knurrte er warnend, sammelte Spucke in seinem Mund und ließ sie zwischen meine Pobacken tropfen. Ich wandte mich ab und vergrub mein Gesicht in den Sofapolstern.

Es tat weh, als er in mich eindrang, es brannte und ich fühlte mich einreißen. Ich konnte mir nur mühsam einen Fluch verbeißen, als ich darüber nachdachte, dass ich schließlich am nächsten Tag einen Porno drehen sollte und ein wunder Hintern die denkbar schlechteste Voraussetzung dafür ist. Ich war und bin immer noch wütend, dass Glenn darauf keine Rücksicht genommen hat, wo er doch so viel Wert darauf legt, dass ich heute eine gute Performance abliefere. Doch wie immer habe ich meinen Ärger hinuntergeschluckt. Er nahm mich hart und rücksichtslos. Aber danach war seine Laune deutlich besser.

Ich hasse es, wenn er mich so behandelt wie gestern. Er ist nicht immer so, er kann auch zärtlich sein und sich um mich sorgen. Glenn war abgesehen von meinen Großeltern der erste und einzige Mensch, der sich überhaupt näher für mich interessiert hat und der an mich glaubt. Dafür bin ich ihm dankbar. Und deshalb verzeihe ich ihm, wenn er manchmal nicht so gut drauf ist. Es hat ja jeder Mensch hin und wieder einen schlechten Tag.

»Da wären wir.« Er parkt das Auto vor einem Gebäude, das sich nicht wirklich von den anderen in der Umgebung unterscheidet. Nur, dass sich darin ein ganz gewisses Filmstudio verbirgt.

Wir steigen aus und gehen hinein. Das Treppenhaus wirkt kalt und steril. Mich fröstelt es schon wieder und die Aufregung lässt meine Handflächen feucht werden. Diskret wische ich sie an meiner Jeans ab.

»Oh, hi!« Ein Assistent kommt uns entgegen. Er trägt einen grauen Strickpullover und eine Brille und sieht aus wie jemand, den man eher in einem Computerladen vermuten würde. »Du bist dann Austin, richtig?«

Ich nicke. Da ich natürlich nicht unter meinem richtigen Namen auftreten möchte, habe ich mir den Künstlernamen Austin X gegeben.

»Folgt mir.« Er macht eine winkende Handbewegung und führt uns durch eine Tür.

Staunend sehe ich mich um. Das Set ist bereits aufgebaut. Künstliche Wände wurden angebracht, die die Umgebung wie einen Keller aussehen lassen. Mittendrin steht eine Bank und in der Ecke hängt eine Sling-Matte. Ich schlucke bei dem plötzlichen Gedanken, dass ich es bin, der nachher auf dieser Matte liegen wird. Überall stehen Kameras und Stühle und Kabel liegen herum. Die Tür zu einem Nebenraum ist offen, von dort schimmert Tageslicht in das ansonsten fensterlose Studio. Ich spüre meine Ohren heiß werden.

»Guten Morgen«, begrüßt uns ein älterer, untersetzter Mann mit Stirnglatze. Er klingt schroff und ungeduldig.

»Hi«, gebe ich zaghaft zurück, »ich bin Austin X.«

»Ron Loyes«, antwortet der Mann und zieht eine Braue in die Höhe, während er Glenn mustert, der hinter mir steht. »Und Sie?«

»Glenn Creighton. Austins Manager.«

Manager?! Erstaunt drehe ich mich um. Mein Freund schaut mich mit strenger Miene an und ich begreife, dass er das ernst meint. Er scheint ja große Hoffnungen in meine Karriere zu setzen, wenn er glaubt, dass ich ein Management nötig habe. Ich hoffe, ich versage heute nicht auf ganzer Linie.

»Der Dreh beginnt in einer halben Stunde«, teilt Ron mit und mustert mich skeptisch. »Zieh dich um und mach dich mit den anderen bekannt.« Er weist auf die Tür zum Nebenzimmer.

Ich laufe los und Glenn will mir folgen, aber Ron hält ihn zurück. »Sie nicht. Nur die Darsteller.«

Glenn gibt ein missmutiges Brummen von sich, verzieht sich dann aber zurück in den Hintergrund. Mir wird mulmig. Ich habe Angst, ohne ihn dort hineinzugehen und ganz allein auf den Mann zu treffen, mit dem ich nachher vor der Kamera Sex haben werde.

Ich atme durch. Ich muss dringend an meiner Schüchternheit arbeiten, wenn ich es zu etwas bringen will. Zaghaft strecke ich meinen Kopf zur Tür hinein. Dort steht tatsächlich er an einem Tisch, groß, dunkelhaarig, ganz normal in Jeans und einem gerippten Shirt, das seinen muskulösen Oberkörper betont, und trinkt eine Tasse Kaffee, während er mit einem Assistenten plaudert.

Grayson Steele. Der Grayson Steele.

Kapitel 2

Jordan

Ich bin gerade in ein Gespräch mit unserem Kameraassistenten Corey vertieft, als – ich kann es nicht anders sagen – das bezauberndste Geschöpf, das ich je gesehen habe, seinen Kopf zur Tür hereinstreckt.

Mitten im Satz halte ich inne und starre ihn an. Riesige, knallgrüne Augen blicken mir entgegen, umrahmt von einer etwas zu langen, dunkelbraunen Ponyfrisur. Ich erkenne ein paar vereinzelte, freche Sommersprossen auf der entzückenden Nase, während diese Erscheinung mich mit vollen, weichen, leicht geöffneten Lippen anschaut.

Himmelherrgott, wer ist das?!

»Hi«, sagt er leise. »Ich bin ... Austin.« Seine Stimme ist sanft und leise, ein wenig heiser und überraschend tief. Mein Schwanz springt auf wie von einem laut rasselnden Wecker aus dem Bett geworfen.

Moment mal, Stopp, nochmal – Austin?

»Austin – X? Wir drehen nachher zusammen?«, frage ich im Plauderton und versuche, möglichst cool zu klingen. Warum bin ich auf einmal so aufgeregt wie eine Jungfrau vor der Hochzeitsnacht?

»Ja«, antwortet er und senkt schüchtern seinen Blick, während er endlich das Zimmer betritt.

Mir fällt fast die Kaffeetasse aus der Hand. Erde an Jordan, bitte kommen, mayday! Ich starre wie ein Bekloppter auf diese hinreißenden Lippen. Wenn wir nachher zusammen drehen, dann bedeutet das, dass mein Schwanz zwischen diesen Lippen verschwinden wird. Und nicht nur dort. Und am Ende darf ich meine Ladung vielleicht auf dieses hübsche Gesicht spritzen, wenn es dem Regisseur in den Kram passt. Halleluja Jordan, heute ist dein Glückstag!

Austin tritt von einem Fuß auf den anderen, als müsse er mal Pipi.

»Alles klar bei dir?«, frage ich vorsichtig. »Das Klo ist da drüben. Ich bin übrigens Grayson.«

»Klo?« Die ohnehin schon riesigen Augen werden noch größer. Mein Herz hüpft lachend im Kreis. Der Süße räuspert sich. »Grayson Steele ... es ist mir eine Ehre ... ich meine, ich freue mich sehr, dich kennenzulernen. Du bist eines meiner großen Vorbilder.«

»Achso?« Ich setze meine Kaffeetasse ab und schleiche mich an ihn heran. Betont lässig lehne ich mich gegen die Tischkante. Nur nichts anmerken lassen. Ich bin in der Branche nicht nur für meine Sonderausstattung in der Hose, sondern auch für meine Professionalität berühmt. Deshalb bin ich gerade selbst ein wenig schockiert, was sich in den letzten ungefähr sechzig Sekunden in mir abgespielt hat.

»Ich finde ja immer, Vorbilder sollten eher Leute wie Gandhi sein oder Mutter Teresa«, fasele ich. »Keiner, der sich beim Ficken filmen lässt.«

Er zieht die Schultern hoch und schenkt mir ein amüsiertes Lächeln mit seinen geraden, weißen Perlenzähnen. Ich kann es kaum erwarten, dass der Dreh endlich losgeht. Normalerweise arbeite ich nicht allzu gern für Ron Loyes, weil mir dessen herrische Art so auf den Sack geht, aber heute preise ich den Tag, an dem ich für diese Szene zugesagt habe.

»Ist das dein erster Dreh?«, frage ich die Leckerbissen auf zwei Beinen und unterziehe ihn so unauffällig wie möglich einer Musterung. Er ist etwas kleiner und schmaler als ich, aber seine Formen sind unter einem weiten Kapuzenpullover und einer viel zu sackigen Jeans verborgen. Ausgetretene Chucks runden das Bild nicht gerade zu seinem Vorteil ab. Umso besser, dass er sich nachher gleich auszieht.

»Ja«, antwortet er und schaut schüchtern zu Boden. »Bisher habe ich nur Amateurfilme gemacht und Webcam.«

»Für deinen ersten Dreh bist du an einen Albtraum von einem Regisseur geraten«, erkläre ich grinsend und nutze die Gelegenheit, um ihm auf die Schultern zu klopfen. Allein diese Berührung lässt meinen Schwanz vor Freude zucken. Das ist nicht mehr normal. »Aber keine Angst«, fahre ich fort, als ich bemerke, dass mein Kommentar ihm einen ziemlichen Schrecken eingejagt hat, »das wird schon.«

Unschlüssig steht er da und spielt nervös mit seinen Fingern. Armer Kerl.

»Willst du vielleicht noch einen Kaffee trinken?«, erkundige ich mich. »Oder eine rauchen?«

»Nein, danke.« Wieder dieses Lächeln. Es bringt mich regelrecht aus der Fassung. Aber dann bemerke ich, wie er immer wieder unruhige Blicke über die Schulter ins Studio wirft. Das Set scheint ihm wirklich Angst zu machen.

»Okay, ihr zwei«, mischt sich Corey ein, der uns die ganze Zeit beobachtet hat, »ihr solltet euch langsam umziehen und dann habt ihr noch ein paar Minuten Zeit, euch miteinander bekanntzumachen. Ich hole euch dann.«

Corey drängt sich an Austin vorbei und schließt die Tür hinter sich. Gut so. Jetzt hat der Süße wenigstens keinen Grund mehr, laufend über seine Schultern zu sehen.

»Willst du noch duschen?«, frage ich beiläufig. Vielleicht besteht die Möglichkeit, dass wir uns dort schon mal ein wenig aufwärmen, obwohl ich eigentlich vorhin zu Hause bereits geduscht habe.

»Danke, ich bin frisch geduscht«, gibt er zur Auskunft und schaut mich freundlich an. Ich könnte schmelzen.

»Okay. Dann lass uns mal die Garderobe wechseln.« Ich zwinkere ihm zu. Garderobe ist eine nette Bezeichnung dafür, dass wir so gut wie nichts tragen werden. »Du kannst deine Sachen hier im Regal verstauen.«

»Gut.«

Während ich mich betont langsam ausziehe, um mich von meiner Schokoladenseite zu präsentieren, beobachte ich Austin und bin enttäuscht, dass er gar nicht hinsieht, sondern sich mit stur auf das Regal gerichtetem Blick aus seinen Klamotten schält. Für einen, der in zehn Minuten einen Sexfilm drehen will, ist er wirklich verdammt schüchtern.

Schließlich steht er nackt vor mir und blinzelt mich an. »Wo sind denn die ... die Kostüme?«

»Da drüben«, antworte ich abwesend und weise auf einen Punkt hinter ihm. Ich kann nicht aufhören, ihn anzustarren. Dieser Schlabberpulli hat mehr verborgen, als ich vermutet hatte.

Mir lacht nicht die Hühnerbrust eines typischen Twink entgegen, sondern ein schmaler, trainierter, wohldefinierter Körper. Keine aufgepumpten Muskelberge, sondern schlanke Eleganz. Unter seinen festen, glattrasierten Brustmuskeln zeichnen sich leicht die Rippen ab, sein Bauch ist absolut flach und seine Hüftknochen schreien förmlich danach, von mir angeknabbert zu werden – geschweige denn von dem, was so appetitlich zwischen seinen sehnigen Schenkeln hängt. Ich habe im Laufe meiner Karriere mit den heißesten Typen im Business geschlafen, aber der hier hat etwas an sich, was mich gerade einfach völlig vom Hocker haut. Das erste Mal habe ich das Bedürfnis, mit einem Filmpartner erst einmal in Ruhe in ein Café zu gehen, bevor ich mich mit ihm vor die Kamera stelle.

Als er sich umdreht und zu dem Regal läuft, in dem unsere Sachen für den Dreh bereitliegen, werden meine Befürchtungen bestätigt: Er sieht von hinten genau so lecker aus wie von vorn. Meinen Schwanz zwischen diesen himmlischen Pobacken zu versenken wird der Himmel auf Erden sein. Ich wünschte nur, ich könnte diesen Himmel erst einmal in Ruhe auskosten, bevor eine Kamera mitläuft.

Als er sich wieder umdreht, fällt sein Blick auf meine steil aufgerichtete Latte. Er keucht kurz erschrocken auf und widmet sich dann sofort dem Jockstrap und den Boots, die er anziehen soll. Meinetwegen könnte er den Jockstrap weglassen, denn es ist die reinste Verschwendung, auch nur einen Quadratzentimeter dieses Körpers in irgendetwas zu verpacken, aber das Drehbuch sieht es so vor – genau wie die bescheuerte Hausmeisterkluft, in die ich mich gleich werfen muss.

Verunsichert schaut Mr. Süß-und-unschuldig an sich herunter.

»Du bist sehr sexy«, merke ich an und er errötet bis unter die Haarwurzeln.

»Danke«, flüstert er, »du auch.«

»Wir werden schon unseren Spaß haben. Wie ist das – brauchst du ein bisschen Vorbereitung?«

»Vorbereitung?«, fragt er und runzelt seine jugendlich glatte Stirn. Ich frage mich, wie alt er wohl sein mag, denn irgendwie sieht er aus wie frisch von der High School.

»Ja, ein bisschen Vorspiel, damit du dich entspannen kannst. Wenn du willst, dann... kann ich dich ein bisschen heißmachen, bevor es losgeht.«

Er reißt die Augen auf. Ich sehe, wie sich sein Atem beschleunigt. »Ich... ich glaube nicht, dass der Regisseur dafür noch Zeit eingeplant hat.«

Ich winke ab. »Wenn ich Ron um eine halbe Stunde bitte, wird er zwar schimpfen und fluchen, aber er wird sie mir gewähren. Wir haben schon einige Male zusammengearbeitet. Er kennt mich.«

Für einen Moment scheint Austin meinen Vorschlag zu erwägen. Bitte sag ja, denke ich, ich will ein paar Minuten ganz ungestört mit dir verbringen.

»Danke für dein Angebot, Grayson«, sagt er schließlich mit seiner sanften, heiseren Stimme. »Ich... bin eigentlich recht schnell. Ich brauche nicht viel Vorlauf.«

»Wie du meinst.« Ich kann meine Enttäuschung kaum verbergen. Und gleichzeitig muss ich zugeben, dass ich reichlich irritiert bin. Ich bin es gewohnt, zu kriegen, wen ich möchte. Keiner lehnt ein paar dampfend heiße Momente mit Grayson Steele ab, und ausgerechnet er hier, nach dem ich mich so verzehre, sagt »Nein danke« und möchte wirklich nur für ein paar bezahlte Szenen mit mir in Aktion treten? Irgendwie ist heute verkehrte Welt.

Mit nicht mehr ganz so guter Laune wie noch gerade eben hülle ich mich in den hässlichen grauen Overall, den ich laut Drehbuch zum Glück recht schnell wieder ausziehen werde.

Corey klopft an. »Auf geht’s, Jungs.«

Austin folgt mir hinaus ins Studio. Der Dreh beginnt gleich. Zeit, die albernen Gedanken zu beenden und wieder professionell zu werden.

µ µ

Austins süßen Arsch zu ficken ist leider nicht halb so ein himmlischer Genuss, wie ich es mir vorgestellt hatte. Um ehrlich zu sein: Es ist ein einziger Krampf. Austin ist ein einziger Krampf. Er ist so eng und unentspannt, dass mir inzwischen der Schwanz wehtut. Die Hände meines Filmpartners verkrampfen sich um die Halterungen der Slingmatte, bis die Knöchel weiß hervortreten. Und Ron schreit ständig »Cut!«, weil ihm Austins gequälter Gesichtsausdruck nicht gefällt, was die ohnehin kaum vorhandene Geduld unseres Regisseurs auf homöopathische Mengen schrumpfen lässt.

Ich habe ihm den blöden Jockstrap ausgezogen. Wir haben gefühlt schon literweise Gleitgel verbraucht, aber es wird nicht besser. Austin öffnet sich nicht richtig für mich. Warum hat er nicht einfach mein Angebot angenommen, ihn vorher ein wenig aufzuheizen? Dass er keine lange Vorlaufzeit braucht, war ja wohl offensichtlich eine dreiste Lüge. Bin ich ihm wirklich so unsympathisch, dass er sich in meiner Nähe einfach nicht entspannen kann?

»Cut!«, ertönt wieder einmal Rons Stimme. An der bedenklich dunkelroten Färbung seines Gesichts ist deutlich zu erkennen, dass er kurz vor einem Tobsuchtsanfall steht.

»Mehr Leidenschaft in den Blick, Austin, zum hundertsten Male!«, poltert er. »Die Leute wollen Lust sehen! Aber du schaust, als hättest du Verstopfung!«

»Tut mir leid«, murmelt er und kaut nervös auf seiner sinnlichen Unterlippe.

»Spar’ dir deine Entschuldigungen und streng dich besser an! Fünf Minuten Pause. Und nachher wirfst du dir eine halbe Viagra ein, Junge, damit wenigstens dein Schwanz steif wird.« Ron stürmt mit geballten Fäusten aus dem Studio. Der Dreh zieht sich seit Stunden hin, eigentlich sollten wir längst fertig sein.

Ich ziehe mich aus Austin heraus, rolle das Kondom ab und wische mir müde mit dem Handrücken über das Gesicht. Einen Porno zu drehen ist vor allem eins: Schwerstarbeit. Vermutlich war sich Austin darüber wie so viele Neulinge nicht im Klaren.

Ohne mir einen weiteren Blick zuzuwerfen, klettert er aus der Slingmatte und stakst auf wackeligen Beinen hinüber zu dem finsteren Typen, der sich die ganze Zeit in einer dunklen Ecke verborgen hält und sein Begleiter zu sein scheint. Ich beobachte die beiden, während sie sich unterhalten. Ich kann das Gesicht des Mannes im Zwielicht zwar nicht richtig erkennen, aber ich meine, zu sehen, dass er wütend ist. Er runzelt seine Stirn und redet mit gedämpfter Stimme auf seinen Schützling ein, der wie ein getadelter Schuljunge auf seine Füße blickt, die Schultern hängen lässt und nickt. Dann geht Austin hinüber in den Aufenthaltsraum. Aus einem Impuls heraus beschließe ich, ihm zu folgen.

Als ich den Raum betrete, stellt er gerade seinen Rucksack zurück ins Regal und verschwindet mit einem kleinen Gegenstand in der Hand auf die Toilette. Ich frage mich, was er vorhat. Nach einem kurzen Zögern gehe ich hinterher.

»Austin?«, rufe ich und schließe die Tür hinter mir.

»Ja?«, antwortet er aus einer Toilettenkabine, deren Tür offensteht.

Ich trete heran und spähe hinein. Er sitzt auf dem geschlossenen Deckel und hält eine kleine Flasche in der Hand. Eindeutig Poppers.

»Hey, was machst du da?«

Schüchtern blickt er auf und schenkt mir ein kleines, trauriges Lächeln, während er das Fläschchen mit der anderen Hand zu verbergen versucht.

»Zu spät, ich hab’s schon gesehen. Meinst du wirklich, du brauchst das Zeug?«

Er nickt und schluckt hörbar.

Ich hocke mich vor ihn hin, lege eine Hand auf sein Knie und bin erfreut, dass er nicht zusammenzuckt, sondern sich sogar ein wenig entspannt. »Du hast es dir einfacher vorgestellt, nicht wahr?«

Er nickt wieder. »Ja, ehrlich gesagt schon.«

Ich seufze. »Den Fehler machen viele und sind dann total geschockt nach ihrem ersten Dreh. Lass dir eines von einem Mann mit Erfahrung in der Branche gesagt sein: mit Sex hat das hier nicht viel zu tun. Es ist Arbeit. Immer, wenn es gerade anfängt, ein bisschen geil zu werden, ruft irgendjemand ›Cut!‹ und du musst wieder irgendetwas anderes machen.«

Er schnaubt leise. »Das hört sich nicht nach viel Spaß an.«

»Es gibt durchaus Drehs, die Spaß machen«, beschwichtige ich, weil ich ihn ja nicht gleich völlig desillusionieren will. »Aber eben nicht immer und überall.«

»Verstehe.«

Mir fällt etwas ein, was ich ihn gerne noch fragen wollte. »Ist Austin dein richtiger Name?«

»Nein ...« Er zögert und sieht mir einen Moment in die Augen, um dann offenbar zu beschließen, dass ich vertrauenswürdig bin. »Austin X ist nur mein Künstlername. Eigentlich heiße ich Noah. Noah Borson.«

»Noah. Das ist ein echt schöner Name. Ich heiße Jordan Fletcher.«

Er lächelt, diesmal nicht traurig, sondern so erfreut, dass die Handvoll Sommersprossen auf seiner Nase förmlich zu tanzen beginnt. »Hallo Jordan.«

»Hallo Noah.« Ich drücke aufmunternd sein Knie. »Wie alt bist du?«

»Zweiundzwanzig.«

So jung, schießt es mir durch den Kopf, so unschuldig. Andererseits – genau in dem Alter habe ich vor vierzehn Jahren meine Karriere begonnen.

»Und du hast gedacht, du kommst hier her, hast ein bisschen Sex, während eine Kamera mitläuft und das war es. Nicht wahr?«

»Nicht ganz«, entgegnet er, »aber so, wie es jetzt wirklich ist, habe ich es mir auch nicht vorgestellt.« Nervös dreht er das Fläschchen in seinen Händen. Ich sehe ein, dass es für heute wohl das Beste ist, wenn er ein paar Züge davon nimmt.

»Okay. Hör zu, wir müssen das ja hier heute irgendwie zu einem Ende bringen und ich wäre dankbar, wenn dieses Ende sich nicht noch weitere vier Stunden hinauszögert. Also halte dir dein Poppers unter die Nase, Noah, und dann lass mich dir ein wenig helfen, so dass du nicht auch noch Viagra schlucken musst. In Ordnung?«

Einen Augenblick zögert er noch. Dann nickt er. »In Ordnung.«

Ich beuge mich über seinen Schoß. Noah schraubt das Fläschchen auf.

µ µ

»Die fünf Minuten sind längst um!«, donnert Ron, als wir von der Toilette zurück ins Studio kommen.

»Das mag sein, Ron«, gebe ich nonchalant zurück, »dafür sparen wir uns eine Viagra und No ... Austin ist jetzt viel entspannter.« Mit einem triumphalen Blick weise ich auf Noahs strammstehenden Schwanz, der noch feucht von meinem Speichel glänzt.

Ich habe uns eine nette, kleine Aufwärmrunde gegönnt. Während er die entspannenden Dämpfe aus dem Poppersfläschchen inhaliert hat, habe ich all die schönen Schätze in seinem Schoß mit meiner Zunge erforscht – und mit großer Befriedigung festgestellt, dass Noahs Körper sehr wohl sehr empfänglich auf meine Berührungen reagieren kann.

Der Gedanke an den Geschmack seines jungen, harten Glieds in meinem Mund und an die Rosette, die unter den Berührungen meiner Zungenspitze gezuckt hat, sorgt dafür, dass auch ich keine Viagra brauchen werde. Noah ist eben doch eine sinnliche Freude. Man muss ihn nur richtig behandeln.

»Dein Wort in Gottes Ohr, Grayson«, murrt Ron, »ich verliere mit dem Kleinen hier nämlich langsam die Geduld.«

»Vielleicht ist genau das das Problem, Ron.«

Ich führe Noah zu der mit schwarzem Leder bezogenen Bank und drücke seinen Oberkörper sanft nach unten. Ich bemerke, wie er die ganze Zeit vermeidet, seinen finsteren Begleiter anzusehen.

»Entspann dich«, flüstere ich ihm zu und lasse meine Hand über seine Wirbelsäule gleiten, bis hoch in den Nacken, und massiere sanft die verspannten Muskeln. Ich spüre, wie er locker lässt und mir seinen süßen Hintern entgegenstreckt. Langsam gehe ich in die Hocke und gönne mir einen Augenblick, um einfach nur die grandiose Aussicht zu genießen. Ich kann es kaum erwarten, ihn zu entern. Aber ich kann es gerade auch nicht lassen, mich an ihm gütlich zu tun und so versenke ich meine Zunge noch einmal zwischen seinen Pobacken. Er beginnt fast augenblicklich, seine Hüften rhythmisch zu bewegen.

»Kamera drauf!«, höre ich Ron kommandieren und merke sofort, wie Noah sich wieder anspannt.

Beruhigend streichle ich ihm über den Rücken und massiere mit meinen Daumen kleine Zirkel über seine Flanken, während meine Zunge seine empfindliche, enge Öffnung umkreist. Corey rückt mir mit der Kamera auf die Pelle, aber ich ignoriere ihn. Ich kann das. Ich hoffe, Noah kann es auch.

Als er kleine, keuchende Laute von sich gibt, dehne ich ihn vorsichtig mit meinen Fingern. Corey filmt meine forschenden Finger in Noahs Po, während Ron gleichzeitig höchstpersönlich Noahs Gesicht filmt, das wohl endlich den gewünschten Ausdruck angenommen hat.

Langsam erhebe ich mich. Irgendjemand reicht mir ein frisches Kondom, ich ziehe es über und bringe meinen Schwanz zwischen Noahs Pobacken in Position. Vorsichtig dringe ich in ihn ein, schiebe mich Zentimeter für Zentimeter vor. Noahs Körper gibt nach und nimmt mich in sich auf. Ich beuge mich über ihn und küsse seinen Nacken. »So ist es gut, Noah«, flüstere ich in sein Ohr. »Die anderen sind gar nicht da. Ich werde deinem süßen Arsch jetzt einen ordentlichen Fick geben. Konzentriere dich nur auf mich. Okay?«

Er nickt kaum merklich. Ich beginne, mich in ihm zu bewegen. Corey geht hinter uns in die Hocke und filmt uns von schräg unten.

»Etwas schneller, Grayson«, weist Ron an.

Ich steigere mein Tempo so weit, wie ich noch das Gefühl habe, dass Noah sich damit wohlfühlt. Er keucht und sein ganzer Körper ist gespannt wie eine Bogensehne, aber er verkrampft sich nicht mehr. Gute Vorbereitung ist eben doch die halbe Miete. Meine Hände gleiten an seinen Seiten entlang, ich fühle die Ansätze seiner Rippen unter meinen Fingern und schließlich die zu harten Knöpfen erigierten Nippel. Ich spiele daran herum und kneife sie ein wenig, was Noahs herrlichem Mund einen so sinnlichen Laut entlockt, dass ich aufpassen muss, nicht sofort abzuspritzen. Ich beuge mich wieder herab zu seinem Ohr.

»Na Süßer, gefällt dir das? Ist doch gar nicht mehr so übel, oder?«

Er hebt seine geschlossenen Lider nur so weit, dass schmale Schlitze seiner Iriden zu sehen sind. Unvermittelt hebt er einen Arm nach hinten, schlingt ihn um meinen Nacken, zieht mich zu sich herunter und presst seinen Mund auf meinen. Mit einem überraschten Laut öffne ich meine Lippen und taste mich mit meiner Zunge vor. Wir haben uns während des ganzen Drehs nicht ein einziges Mal geküsst und jetzt bin ich ziemlich überrascht über seinen unerwarteten Vorstoß. Ich schätze, wenn ich das als Antwort auf meine Frage werten kann, ist das ein klares Ja.

Ich vergrabe meine Nase in seinen Haaren und küsse seinen Hinterkopf, während ich ihn ficke. Er riecht unglaublich gut. Ob ich ihn fragen sollte, ob er nachher noch mit mir essen geht? Ich würde ihn zu gern näher kennenlernen. Plötzlich habe ich das Gefühl, dass mich Blicke wie Pfeilspitzen durchbohren. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und entdecke den finsteren Gesellen, der uns mit einem nicht zu deutenden Gesichtsausdruck beobachtet.

»Wer ist der Typ?«, flüstere ich in Noahs Ohr, während ich in ihn stoße. »Dein Bodyguard oder sowas? Er nervt mich irgendwie.«

Noah lacht leise und beißt sich auf die Unterlippe. Ich kann nicht widerstehen, beuge mich hinab und sauge daran, bevor er überhaupt antworten kann.

»Mehr Tempo, Grayson«, befiehlt Ron, »das muss schneller sein, härter, roher!«

Ich lege noch einen Zahn zu. Noah verkrampft sich sofort und verzieht schmerzhaft das Gesicht, woraufhin ich sofort wieder langsamer werde.

»Nicht wieder lahm werden, Grayson. Mehr! Ich will, dass du ihn richtig in diese Bank fickst!«

»Mehr geht nicht, Ron, es tut ihm weh! Er verkrampft sofort!«

»Das muss er aushalten«, mischt sich plötzlich eine fremde Stimme ein. Erschrocken blicke ich auf. Der finstere Typ steht neben uns und schaut mit einer Miene auf uns herab, die mich augenblicklich zum Frösteln bringt. »Er kann das. Nehmen Sie darauf keine Rücksicht, Grayson.«

Noah erstarrt unter mir. Ich schlinge einen Arm um seine Taille und streichle mit meinem Daumen beruhigend seinen Bauch. Wenn es eines gibt, was ich nicht will, dann, dass Ron und dieser Typ meine ganze schöne Vorarbeit an Noah wieder kaputtmachen. Sein Atem zittert. Ich küsse die Spitze seiner Ohrmuschel. »Alles gut, Süßer. Ich tue nichts, was du nicht willst, okay?«

»Tu es bitte«, flüstert er. »Nimm mich hart. Richtig hart. So, wie Mr. Loyes es sagt.«

Ich stutze. Er schließt die Augen und ich habe das Gefühl, er beamt sich innerlich ganz weit weg. Wenn nicht dieser herrliche, feste und zugleich samtweiche Körper unter mir wäre, würde mein Schwanz wahrscheinlich gerade in sich zusammenfallen.

»Los jetzt, Grayson.«

Ich fange wieder an, mich zu bewegen und steigere stetig meine Geschwindigkeit. Die angenehme Enge in Noahs Hintern wird zu einer krampfhaften Umschließung. Mein Schwanz feuert. Ich ignoriere es und mache weiter. Noah gibt Laute von sich, die die Zuschauer später als Lust missdeuten werden, aber ich weiß, dass er Schmerzen hat. Schweiß rinnt seine Schläfen hinab.

»Härter, Grayson, härter!« Ron klingt extrem ungeduldig. Noah gibt Schreie von sich, die nie und nimmer etwas mit Lust zu tun haben. Ich fühle mich absolut beschissen.

»Er hat Schmerzen, Ron, verdammt!«, belle ich den Regisseur an.

»Das ist mir scheißegal, Grayson. Wie sein Begleiter schon sagte: Das muss er aushalten. Er wird dafür bezahlt!«

Normalerweise sehe ich das auch so. Es ist sein Job, da muss er durch, so wie ich auch weiter ficken muss, obwohl mein Schwanz sich inzwischen wie eine offene Wunde anfühlt. Aber heute könnte ich heulen. Nicht meinetwegen. Sondern wegen Noah.

»Cut!«

Endlich! Mit einem Wutschrei ziehe ich mich Noah heraus. Jegliche Spannung weicht schlagartig aus seinen Muskeln und er hängt auf der Bank wie ein nasser Sack. Nur sein schneller, flacher Atem verrät, dass er noch lebt.

»Cumshot«, weist Ron an. Ich ziehe mein Kondom ab. »Austin, du kniest dich auf den Boden vor Grayson und bläst ihm einen. Grayson, du kommst auf sein Gesicht.«

Für einen Augenblick frage ich mich, ob Noah den Regisseur womöglich gar nicht gehört hat, denn er bleibt wie tot auf der Bank liegen. Aber dann rappelt er sich auf, wankt zu mir herüber und kniet sich vor mich hin. Aus einem Impuls heraus bringe ich seine völlig derangierten Haare in Ordnung. Er wirft mir einen Blick aus seinen großen, grünen Augen zu, den man beinahe als dankbar bezeichnen könnte.

Seine feingliedrige Hand umfasst meinen Schwanz und beginnt, ihn zu reiben. Die Überreizung ist kaum zu ertragen. Ich ziehe scharf die Luft zwischen meinen Zähnen ein. Noah bemerkt mein Unbehagen und lockert seinen Griff, bevor er meine Eichel zwischen seine sinnlichen Lippen führt. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag, wir haben schon einige Szenen davon im Kasten.

So verkrampft, wie der Junge auch ist, wenn ich ihn vor der Kamera ficke – aber er weiß, wie man einen Schwanz bläst. Er gibt sich die größte Mühe, aber dafür, dass ich völlig überreizt bin, kann er nichts. Jedenfalls nicht er allein. Ich wünschte, ich bekäme irgendein andermal die Gelegenheit, mit ihm allein zu sein, ohne Kamera – und mich dann von ihm nach allen Regeln der Kunst mit dem Mund befriedigen zu lassen.

Ich beobachte ihn, während er versucht, mich zum Höhepunkt zu bringen. Die vollen Lippen, die grünen Augen, die zu mir aufschauen. Er ist wunderschön, schießt es mir durch den Kopf. So wunderschön. Mein Herz schlägt schneller. Aber ich komme einfach nicht.

»Grayson, warum dauert das heute so lang?«, hakt Ron ungeduldig nach.

»Ich bin überreizt«, knurre ich. »Ich habe mehrere Stunden lang mit tausend Unterbrechungen einen viel zu engen Arsch gefickt und jetzt schreit mein Schwanz eher nach einer kalten Dusche als nach noch mehr Stimulation.« Ich werfe Noah einen entschuldigenden Blick zu, weil ich nicht will, dass er sich jetzt Vorwürfe macht.

»Konzentriere dich und mach das, wofür du bezahlt wirst, Grayson!«, herrscht Ron mich an.

»Herrgott nochmal, Ron Loyes, ich komme mir gerade nicht vor wie ein Mensch, sondern wie eine verdammte Fickmaschine!«

»Genau das bist du!« Ron hebt die Hände und wirft mir einen regelrecht irritierten Blick zu, als habe ich ihm gerade erklärt, dass Wasser nass ist, obwohl das jeder weiß. »Genau dafür wirst du hier bezahlt, Grayson Steele – um eine verdammte Fickmaschine zu sein. Du bist seit mehr als zehn Jahren eine Fickmaschine, aber heute frage ich mich ernsthaft, wo deine vielgerühmte Professionalität abgeblieben ist. Du ignorierst Regieanweisungen, du ziehst dein eigenes Ding durch, und wenn du liefern sollst, versagst du plötzlich. Was ist los mit dir? Bist du abgehoben? Oder ist die Luft raus?«

Ich verenge meine Augen und beiße mir auf die Zunge, um ihm nicht eine wütende Antwort entgegenzuschreien. Das ist nicht meine Art und ich will es auch nicht zu meiner Art werden lassen. In diesem Moment hasse ich meinen Job mit all der Leidenschaft, die ich früher für seine Erfüllung aufgebracht habe.

Ron hat nicht unrecht: Die Luft ist raus. Ich bin müde. Nicht nur heute. Ich bin jetzt sechsunddreißig Jahre alt, seit mehr als einer Dekade in der Sexbranche tätig und wache jeden Morgen mit mehr Zweifeln daran auf, ob das alles noch das Richtige für mich ist. Ich habe noch Träume. Ich wäre irgendwann gern einmal ein richtiger Schauspieler, ohne Sex, sondern mit ernsthaften Rollen. Aber wenn ich meine Karriere in der Pornobranche aufgebe, müsste ich noch einmal ganz neu anfangen. Ob ich das kann, weiß ich nicht. Ich fürchte, eher nicht.

Ich versuche, diese negativen Gedanken von mir zu schieben und konzentriere mich auf mein Ziel. Ich will kommen. Ich will meine heiße Ladung auf Noahs süßes Gesicht spritzen. Ich schaue ihn an, er schaut zu mir hoch, sein Pony bedeckt sein linkes Auge. Ich lasse meine Finger in sein Haar gleiten und streiche es zurück. Versuche, Ron und all die anderen auszublenden. Fokussiere mich nur noch auf die vollen Lippen und die spielende Zunge, die mich verwöhnt ... die Erinnerung an den samtigen Körper unter mir, den zuckenden Schwanz, als ich ihm auf der Toilette zu etwas Entspannung verholfen habe.

Noah, geh mit mir essen. Und danach will ich dich daheim in meinem Bett verführen, ganz ungestört. Ich würde dich vom Scheitel bis zur Sohle mit Küssen bedecken. Und wenn wir dann fertig wären, würde ich meine Hand unter dein Kinn legen und dich zwingen, mich anzusehen, um dir zu sagen, wie schön ich dich finde.

Das erhoffte Gefühl stellt sich ein. Es ballt sich kribbelnd und fast schon brennend in meinem Unterleib. Gleich bin ich so weit. Gleich ...

»Fuck yeah, ich komme ...«

Mein Schwanz schnappt aus Noahs warmem, feuchtem Mund. Im gleichen Moment ergießt sich ein großer Schwall meines Samens auf sein Gesicht. Er schließt die Augen. Corey hält die Kamera drauf. Noch ein paar Mal zuckt mein Ständer, bis er den letzten Tropfen verschossen hat. Meine Eichel fühlt sich wund an, meine Eier ziehen schmerzhaft. Ich hatte mir diesen Moment so großartig vorgestellt, aber jetzt bin ich nur erleichtert, dass es vorbei ist.

»Cut!«

Kapitel 3

Noah

Als endlich das »Cut!« ertönt, das den Dreh beendet, schluchze ich vor Erleichterung auf. Ich fühle mich so schrecklich, mein ganzer Körper schmerzt. Die letzten Stunden haben mir alles abgefordert.

Jordan hatte recht mit seiner Einschätzung: Ich habe es mir viel einfacher vorgestellt und stehe jetzt irgendwie unter Schock. Ich konnte mich nicht richtig für ihn öffnen, obwohl ich dachte, dass das kein Problem sein sollte. Ich hatte schon Sex vor einer Kamera. Und ich habe es auch schon mit Männern getan, die ich vorher kaum kannte. Aber in einem Studio und auf Kommando, wo man bis hin zu seinem Gesichtsausdruck auf alles achten muss, ist das irgendwie nicht das gleiche.

Ich rapple mich auf. Meine Knie schmerzen. Jemand reicht mir Kleenextücher und ich säubere mich grob, vor allem in meinem Gesicht, auf das Jordan abgespritzt hat. Wie ein Betrunkener wanke ich hinüber zum Aufenthaltsraum und von dort in die Dusche. Jordan folgt mir wie ein Schatten. Wo Glenn ist, weiß ich nicht, vielleicht auch hinter mir, ich halte nicht nach ihm Ausschau. Ich will ihn jetzt nicht sehen, nicht in diesem Zustand. Ich will erst duschen, mich saubermachen, anziehen – einfach irgendwie wieder ordentlich machen.

Ich frage mich, was Glenn wohl gerade denkt. Er hat uns die ganze Zeit beobachtet, das weiß ich, auch wenn ich versucht habe, ihn auszublenden. Jordan war von ihm genervt. Und als er plötzlich neben uns stand und sagte, dass ich das aushalten muss ... in diesem Moment hatte ich Angst. Er hat nicht gedroht oder irgendetwas dergleichen getan, aber ich wusste einfach, dass es schmerzhafte Konsequenzen geben würde, wenn ich mich weiterhin so zimperlich anstelle. Und was Jordan von mir denkt, nachdem ich selbst einem Vollprofi wie ihm den Dreh so schwergemacht habe, will ich lieber gar nicht wissen.

Mit Tunnelblick steuere ich auf die Dusche zu und drehe die Brause auf. Warmes Wasser prasselt auf meinen Körper und entspannt meine Muskeln. Es tut gut. Ich würde am liebsten für Stunden einfach hier stehenbleiben und mich abspülen, bis ich wieder Noah bin, Noah Borson, zweiundzwanzig Jahre alt, Kunststudent aus Oregon, und nicht mehr Austin X, der Möchtegern-Pornodarsteller.

Die Dusche neben mir geht an. Ich wage einen Seitenblick. Es ist Jordan. Wer auch sonst? Er seift sich ein, shampooniert sein Haar und spült sich gründlich ab. Er will mich von seinem Körper waschen, ganz bestimmt.

Ich schließe meine Augen und halte mein Gesicht in den warmen Wasserstrahl. Plötzlich steht Jordan ganz dicht neben mir.

»Noah?«

Ich erschrecke mich fast zu Tode und springe einen Schritt zurück.

»Hey, keine Angst«, sagt er und lächelt verschmitzt, »der Dreh ist vorbei. Du bist jetzt sicher vor meinem Schwanz.«

Sein Schwanz, o Gott, wenn ich nur daran denke. Ehrlich gesagt hat mich der Mut schon verlassen, als ich dieses Ding das erste Mal live gesehen habe. Er ist groß. Er ist riesig. Ich habe Glenn schon für gut bestückt gehalten, aber Jordan ... sagen wir mal, einige Menschen sind wohl einfach dazu geboren, Pornodarsteller zu werden. Dass ich dazugehöre, daran zweifle ich mittlerweile aber ziemlich.

»Es tut mir leid, Jordan«, sage ich und wie immer bleibt mir in seiner Nähe ein bisschen die Stimme weg.

»Was tut dir leid?«

»Dass ich so verkrampft war und du keinen schönen Dreh mit mir hattest.«

»Ach«, er winkt ab, »jeder hat mal irgendwie angefangen. Soll ich dir was sagen? Mein erster Dreh lief auch ziemlich scheiße.«

»Wirklich?«

»Hm.« Er nickt ernst. »Mir ist laufend das Rohr krepiert. Und verkrampft wie sonst was war ich auch. Nicht gerade vielversprechend, nicht wahr? Ich musste Viagra schlucken. Und wie du vorhin auf dem Klo saßt und Poppers geschnüffelt hast, das hat mich sehr daran erinnert. Ich dachte, mich engagiert nie wieder jemand.«

»Und trotzdem hast du danach eine große Karriere hingelegt.«

»Ganz richtig. Jeder hier weiß, dass nicht immer alles wie am Schnürchen läuft. Man muss sich nur durchbeißen können und darf nicht aufgeben. Aber vor allem muss man es wollen. Und das bringt mich zu der Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge brennt: Willst du das hier überhaupt?«

Ich schlucke und lehne mich gegen die Wand. Was soll ich darauf antworten? Ich weiß doch selbst nicht, ob ich es will. Einerseits ja. Glenn glaubt an mich, er sagt ich sei hübsch und habe Talent, ich solle etwas daraus machen. Ich will sehr gern etwas daraus machen, will der Welt zeigen, dass ich es kann. Außerdem bin ich es Glenn schuldig, es zumindest zu versuchen, nach allem, was er für mich getan hat. Ich kann nicht immer nur nehmen, ich muss auch etwas zurückgeben. Und Sex hat mir immer gefallen, warum also nicht damit mein Glück machen? Andererseits, nach diesem Dreh ...

»Noah?«

Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. Jordan steht noch immer vor mir, lässig mit einer Schulter an die Wand gelehnt. Wasser perlt von seinem durchtrainierten Körper und seinen langen, schwarzen Wimpern.

»Du brauchst ganz schön lang für deine Antwort. Du willst es nicht wirklich, habe ich recht?«

»Doch«, antworte ich so fest wie möglich. »Ich will es.«

Er nickt, aber sein Blick verrät mir, dass er mir kein Wort glaubt. Plötzlich streckt er eine Hand nach mir aus und streichelt mir über eine Schulter. »Du bist gar nicht gekommen, Noah.«

»Nein, das ...« Das ist ein bisschen viel verlangt, denke ich, aber spreche es nicht aus.

»Ich verstehe es absolut. Wäre ich an deiner Stelle wohl auch nicht.

---ENDE DER LESEPROBE---