Heidi befragt ihr Herz - Stefanie Valentin - E-Book

Heidi befragt ihr Herz E-Book

Stefanie Valentin

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Beschreibung

Mit viel Herz und Verstand geht die Heimat-Heidi zur Sache, denn sie ist eine schöne Wirtin voller Tatendrang, die ihren Gästen und Mitmenschen jederzeit hilfreich zur Seite steht. Unterstützt, wenn auch nicht unbedingt immer in ihrem Sinne, wird Heidi dabei von ihrer nicht ganz volljährigen Tochter Steffi, einem feschen Mädel mit losem Mundwerk, und ihrer Mutter Luise, die keineswegs gewillt ist, kürzerzutreten und Heidi mit der Leitung des Bergerhofs alleinzulassen. Für schwungvollen, heiteren Familienzündstoff ist also bei aller Herzenswärme unserer Titelheldin jederzeit gesorgt! »Wann soll eigentlich dieser Mensch vom Stuttgarter Verlag kommen?« Die Bergerhof-Heidi sah ihre Schwiegermutter fragend an. Seit dem Besuch eines Verlegers, der sich für Luises Kräuterwissen interessiert hatte, stand der Besuch eines seiner Mitarbeiter ins Haus, der Luises jahrelange Aufzeichnungen sichten und dann entscheiden wollte, ob der Verlag Luise bitten würde, die Unterlagen zu einem Manuskript zusammenzufassen. Die Seniorchefin des Bergerhofs wischte sich die Hände ab und ging zum großen Tisch, der hinten gleich neben dem überdimensional großen Herd stand, zog eine Schublade heraus, um einen Briefumschlag herauszunehmen. »Ich glaub', morgen kommt er«, sagte sie, noch bevor sie den Brief mit der Anmeldung herausgezogen hatte. Heidi erwiderte nichts, wartete vielmehr auf Luises Bestätigung. Die setzte ein wenig umständlich ihre Lesebrille auf und überflog dann den Text. Plötzlich runzelte sie die Stirn und sah zuerst auf den Kalender, dann auf die Uhr. »Bei allen Heiligen«, murmelte sie dann, »das darf doch gar net wahr sein.« »Was darf net wahr sein?« Heidi sah ihre Schwiegermutter fragend an. »Der Verlagsmensch kommt schon heut'«, antwortete Luise, »in etwa einer Stund' müßt' er da sein.« »Heute kommt er?« Heidi war genauso überrascht wie Luise. Und auch sie vergewisserte sich mit einem Blick auf den Kalender, nachdem sie den Brieftext kurz überflogen hatte. »Weißt denn du schon, wo du ihn unterbringen wirst?« fragte Luise, die plötzlich wie aufgedreht wirkte und offensichtlich mehrere Sachen gleichzeitig erledigen wollte.

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Leseprobe: Jerry wünscht sich einen großen Bruder

Dr. Lutz Brachmann blickte den blassen stillen Jungen, der neben ihm im Wagen saß, besorgt an. »Wir sind in Sophienlust, Christoph«, sagte er behutsam. »Es wird dir hier gefallen. Alle werden dich liebhaben, und du wirst sie auch liebgewinnen.« »Ich werde nie mehr jemanden liebhaben«, erwiderte der Junge trotzig. »Mir werden ja doch alle weggenommen, die ich liebhabe.« Aller Schmerz um ein unbegreifliches Geschick lag in diesen Worten, so dass Lutz Brachmann tröstend über den dichten Haarschopf strich. Doch Christoph Wendland zuckte zurück. »Nun steigt aber endlich aus«, sagte da eine frische Jungenstimme. »Wir warten schon lange.« »Das ist Dominik, Christoph. Ich habe dir von ihm erzählt«, äußerte Dr. Brachmann eindringlich. »Er wird dein Freund sein.« »Ich will keinen Freund«

Heimat-Heidi – 17 –

Heidi befragt ihr Herz

Irgendwann muss man sich entscheiden

Stefanie Valentin

»Wann soll eigentlich dieser Mensch vom Stuttgarter Verlag kommen?« Die Bergerhof-Heidi sah ihre Schwiegermutter fragend an.

Seit dem Besuch eines Verlegers, der sich für Luises Kräuterwissen interessiert hatte, stand der Besuch eines seiner Mitarbeiter ins Haus, der Luises jahrelange Aufzeichnungen sichten und dann entscheiden wollte, ob der Verlag Luise bitten würde, die Unterlagen zu einem Manuskript zusammenzufassen.

Die Seniorchefin des Bergerhofs wischte sich die Hände ab und ging zum großen Tisch, der hinten gleich neben dem überdimensional großen Herd stand, zog eine Schublade heraus, um einen Briefumschlag herauszunehmen.

»Ich glaub’, morgen kommt er«, sagte sie, noch bevor sie den Brief mit der Anmeldung herausgezogen hatte.

Heidi erwiderte nichts, wartete vielmehr auf Luises Bestätigung.

Die setzte ein wenig umständlich ihre Lesebrille auf und überflog dann den Text. Plötzlich runzelte sie die Stirn und sah zuerst auf den Kalender, dann auf die Uhr.

»Bei allen Heiligen«, murmelte sie dann, »das darf doch gar net wahr sein.«

»Was darf net wahr sein?« Heidi sah ihre Schwiegermutter fragend an.

»Der Verlagsmensch kommt schon heut’«, antwortete Luise, »in etwa einer Stund’ müßt’ er da sein.«

»Heute kommt er?«

Heidi war genauso überrascht wie Luise.

Und auch sie vergewisserte sich mit einem Blick auf den Kalender, nachdem sie den Brieftext kurz überflogen hatte.

»Weißt denn du schon, wo du ihn unterbringen wirst?« fragte Luise, die plötzlich wie aufgedreht wirkte und offensichtlich mehrere Sachen gleichzeitig erledigen wollte.

»Ich hab’ gemeint, in einem der Zimmer nach Süden, im neuen Teil«, antwortete Heidi.

»Nicht lieber im Altbau?« fragte Luise. »Der hat doch ungleich mehr Atmosphäre.«

»Also, mir ist’s wurscht«, sagte Heidi, »es ist dein Gast.«

Luise zuckte mit den Schultern. »Mir ist’s auch wurscht. Ich hab’ gemeint, für einen älteren Herrn wär’ ein Zimmer mit Atmosphäre ganz nett.«

»Woher weißt du denn, wie alt er ist?« fragte Heidi.

»Das denk’ ich mir.«

»Und weshalb?«

»Na, wenn ein Verlag einen Fachmann schickt, um wegen eines Buches zu sondieren, dann kann es kein junger Mann sein. Da gehört schließlich Erfahrung zu und so weiter.«

Heidi nickte. »Du könntest recht haben. Aber mittelalt wär’ ja auch noch möglich.«

»Da schau her«, Luise tat erstaunt, »seit wann interessierst du dich wieder dafür, wie alt ein Mannsbild ist?«

Heidi lachte. »Tu ich das? Hab’ ich gar net bemerkt, aber gut, daß du mich darauf aufmerksam gemacht hast.«

»Ach du liebe Güte, das kann ja heiter werden«, murmelte Luise, die auf den lockeren Ton ihrer Schwiegertochter einging.

Heidi war mit Luises Sohn Peter verheiratet gewesen, bis der beim Holzschlägern vor etwa neun Jahren tödlich verunglückt war. Die beiden Frauen vertrugen sich sehr gut, es gab keinerlei Kompetenzgerangel, weil Luise ohne Wenn und Aber akzeptierte, daß ihr Sohn Peter seine Frau Heidi in seinem Testament als Alleinerbin eingesetzt hatte.

»Wenn er fesch und gescheit ist«, sagte Heidi lachend, »dann laß’ ich’s drauf ankommen.«

»Ich kenn’ dich ja net wieder«, sagte Luise, die nicht wußte, ob ihre Schwiegertochter sie wieder einmal auf den Arm nahm, was sie gern schon mal tat.

»Vielleicht sollt’ ich wirklich mehr aus meinem Leben machen«, erwiderte Heidi.

»Mehr?« fragte Luise. »Gibt dir denn der Bergerhof, mit allem was dazugehört, net das, was du brauchst?«

»Mehr ist vielleicht net richtig ausgedrückt gewesen«, antwortete Heidi, »aber irgendwas fehlt mir manchmal.«

»Du meinst, ein Mann fehlt dir…«

Heidi zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich eben net.«

Luise lachte kurz auf. »Probier’s halt mal aus. Wenn dir tatsächlich ein Mann fehlen sollt’, dann ist dem ja abzuhelfen.«

»Ausprobieren«, Heidi schüttelte den Kopf, »wie sich das anhört. Man kann doch keinen Mann ausprobieren.«

»Oje«, erwiderte Luise, »da bist aber altmodisch. Schau dir die heutigen Madeln an, die probieren allweil Männer aus. Heut’ gehen s’ mit dem, dann, wenn’s mit dem net geklappt hat, haben s’ schon den nächsten.«

»Also, so wie du das sagst«, erwiderte Heidi, »so ist’s ganz sicher net.«

»Na, aber so ähnlich«, sagte Luise. »Wenn ich allein an die Streiter-Hanni denk’…«

»Also jetzt wirst unsachlich«, entgegnete Heidi, »daß du die Hanni net stellvertretend für alle anderen Madeln anführen kannst, das müßtest auch du wissen.«

»Ja, aber heut’ sind die Madeln anders als früher«, versuchte Luise ihren Standpunkt zu vertreten.

Da lachte die Heidi. »Du bist vielleicht ein Herzerl. Natürlich sind die Madeln heut’ anders als früher. Es wär’ ja auch noch schöner, wenn sie’s net wären. Denn dann hätt’ sich die Welt auch net verändert, und wenn die sich net geändert hätt’ und sich net weiterhin laufend ändern würd’, dann würden wir noch auf den Bäumen hocken.«

Da winkte die Luise ab. »Ist ja schon recht, Frau Wirtin. Jetzt hast es mir wieder mal gegeben.«

Heidi schmunzelte. Dann sah sie auf die Uhr.«

Du wirst deinen Gast leider alleine empfangen müssen, ich muß jetzt nach Vorderstein zur Gemeindeverwaltung. Wenn er in der Zeit kommen sollt’, der Verlagsmensch, dann frag’ ihn halt, wo er wohnen will, ob ihm alten oder im neuen Teil.«

Luise nickte. »Ich werd’ ihm die Zimmer zeigen. Hoffentlich bleibt er net so lang’. Wenn ich mir’s recht überleg’, dann bin ich gar net mal sicher, ob ich einer Veröffentlichung meiner Aufzeichnungen zustimmen soll.«

»Jetzt wart’s doch erst mal ab«, erwiderte Heidi. »Vielleicht hat der Herr ja ganz andere Vorstellungen von dem Stoff, als er in deinen Aufzeichnungen findet.«

»Das wär’ vielleicht am besten. Wer weiß schon, was daraus wird«, murmelte Luise, die plötzlich gar nicht mehr kämpferisch wirkte.

»Also wenn du so redest«, sagte Heidi, »dann kommst mir vor wie eine alte Frau.«

Luise lachte unfroh auf. »Du bist gut. Ich bin eine alte Frau.«

»Ein Schmarrn bist«, entgegnete Heidi. »Du bist in deinen Gedanken und Gefühlen jünger als manche Fünfzigjährige.«

»Im Ernst?«

»Ja«, Heidi nickte, »ganz im Ernst. Aber dann darfst net die alte Oma spielen, die zu nix mehr Lust hat. Das stimmt erstens net und zweitens nimmst dir dann selbst den Charme.«

»Also darauf kommt’s bei mir nimmer an«, brummelte Luise, »den Charme brauchst du, wenn du dir vielleicht doch überlegst, den einen oder anderen Mann auszuprobieren.«

*

»Also, Wehling, schauen S’ zu, daß Sie was draus machen.« Ägidius Schaufer lächelte seinen Verlagslektor freundlich an. »Die Bergerhof-Luise ist eine sehr patente, aber auch sehr willensstarke Frau. Sie wird Ihnen möglicherweise nichts von ihren Aufzeichnungen geben wollen. Es liegt dann an Ihnen, die Unterlagen sozusagen aus ihr herauszukitzeln.«

»Daß Kräuter und sonstige Dinge der Natur nicht gerade mein Spezialgebiet sind«, erwiderte Albert Wehling, »das wissen Sie aber schon?«

Schaufer nickte. »Natürlich weiß ich das. Aber Sie sind mein Mann mit dem meisten Charme. Und der ist in dem Fall mehr gefragt als Fachwissen. Wie gesagt, die Berger-Luise ist eine starke Persönlichkeit und erfordert kluges Vorgehen.«

»Ich werde mein Möglichstes geben«, antwortete der fesche Lektor.

»Geben S’ ein bisserl mehr, Wehling«, erwiderte Ägidius Schaufer, »das könnt’ dann möglicherweise reichen, ansonsten wird sie Ihnen das Leben schwer machen.«

»Also, so schlimm, wie Sie es schildern, kann’s nicht werden«, entgegnete Albert Wehling. »Und so ein Drachen wird diese Luise auch nicht sein.«

Schaufer hob beide Arme. »Du liebe Zeit, Wehling. Luise Berger ist doch kein Drachen, ganz im Gegenteil.«

»Aber Sie haben sie doch so beschrieben«, sagte Albert.

»Also dann haben S’ nicht recht zugehört. Luise Berger ist charmant, hat viel Verstand und Herz, aber sie ist halt eigenwillig. Wenn ihr was nicht paßt, dann kann das unter Umständen alles gefährden.«

»Wieso sind S’ eigentlich so erpicht darauf, dieses Kräuterbuch herauszubringen?« wollte Albert Wehling daraufhin wissen. »Der Markt ist mit Kräuterbüchern vollgestopft, da müssen wir nicht auch noch eines herausbringen.«

»Lieber Wehling, diese Aufzeichnungen sind was ganz anderes«, antwortete sein Verlagschef. »Luise Berger redet nicht nur von Almkräutern, sie werden tatsächlich auf Almen gesammelt und verarbeitet.«

»Und wer macht das?«

»Der Haber-Gustl. Er ist Senn auf der Klainer-Alm und so was wie Luise Bergers ganz spezieller Spezl.«

»Aha.«

»Nix aha«, widersprach Schaufer. »Dieser Gustl und die Luise kennen sich seit Ewigkeiten und haben nie was miteinander gehabt. Schließen S’ nicht immer von sich auf andere, Wehling.«

Albert Wehling sah betreten unter sich.

»Was ist eigentlich aus Frau Tosnet geworden?« fragte Schaufer. »Sie waren doch mal mit ihr zusammen, oder irre ich mich?«

Albert Wehling schien der Themenwechsel nicht zu gefallen, denn plötzlich lagen einige Falten auf seiner Stirn; er schien erst gar nicht antworten zu wollen. Aber da war er bei Ägidius Schaufer an der falschen Adresse.

»Wann haben Sie Frau Tosnet denn zum letzten Mal gesehen?« Ägidius Schaufer sah seinen Lektor fragend an.

»Vorgestern abend«, antwortete der wie aus der Pistole geschossen, »und Ulrike hat mir aufgetragen, daß ich Sie von ihr grüßen soll.«

»Soso, hat sie das?« Schaufers Stimme klang erstaunt.

»Ja, und sie läßt fragen, ob Sie keinen Job für sie hätten«, antwortete Albert.

»Sie hat keinen Job?« Man sah dem Verlagsleiter an, wie erstaunt er war. »Das versteh’ ich jetzt aber nicht. Sie hat doch den Kopf voller Ideen gehabt. Wieso hat solch ein Mädel keinen Job? Wollte sie nicht zu Joolers nach Ulm?«

Albert Wehling nickte. »Ja, das wollte sie.«

»Was hat da nicht geklappt?«

»Sie hat Ärger mit dem Chef­lektor bekommen.«

»Ach?« Ägidius Schaufer beugte sich interessiert vor. »Mit Frank Aullner? Wie denn das?«

»Aullner wollte was von Ulrike«, antwortete Albert, »aber er stieß bei ihr auf wenig Gegenliebe.«

»Wollte was von ihr?« fragte Schaufer. »Ist er ihr etwa an die Wäsche gegangen?«

»So ähnlich«, antwortete Albert. »Das heißt, er hat es versucht.«

»Und?«

»Ulrike hat ihm auf die Finger gehauen.«

Ägisius Schaufer schüttelte den Kopf.

»Dieser Kerl kann’s einfach nicht lassen.«

»Wieso? Hat er das schon mal versucht?«

Albert sah seinen Verlagsleiter fragend an.

»Schon einmal?« Schaufer lachte. »Er hat in der Branche einen geradezu legendären Ruf in dieser Hinsicht. Früher, als er noch jung und ansehnlich war, ging das ja noch. Doch jetzt ist er ein alter, häßlich fetter Kerl, der meint, aufgrund seiner Position junge Mädchen betatschen zu können.«

Albert zuckte mit den Schultern. »Das hilft Ulrike auch nicht weiter. Dadurch ist sie ihren Job losgeworden.«

»Es hilft ihr doch weiter«, sagte Schaufer, »und einen Job hat sie auch schon wieder. Das heißt, wenn sie will.«

»Heißt das etwa…?« Albert Wehling starrte seinen Chef irritiert an.

Der nickte. »Ja, das heißt es. Sie kann sofort bei uns anfangen. Und wenn Sie nicht alleine klarkommen, Wehling, dann könnte sie Sie auch begleiten.« Doch gleich darauf schüttelte Schaufer den Kopf. »Das vergessen Sie sofort wieder. Später vielleicht mal, jetzt nicht. Wann fahren Sie?«

»Morgen.«

»Dann wünsche ich Ihnen alles Gute«, sagte Ägidius Schaufer, stand auf und gab seinem Lektor die Hand. »Und gehen Sie ganz behutsam vor. In Luise Berger lernen Sie eine sehr interessante Frau kennen, eine, wie es sie heute nicht mehr allzuoft gibt.«

»Sie haben mich sehr neugierig gemacht, Chef«, sagte Albert.

»Das dürfen Sie auch sein«, erwiderte Schaufer. »Und berichten Sie mir regelmäßig. Das Handy haben Sie doch mit, oder?«

Albert Wehling nickte. »Ja, na­türlich.«

»Dann grüßen Sie mir die Berger-Luise und ihre wunderschöne Schwiegertochter«, sagte Schaufer zum Schluß, dabei lächelte er. »Die wird Ihnen garantiert gefallen, Wehling, schließlich kenne ich inzwischen Ihren Geschmack.«

»Wenn es die Schwiegertochter ist«, antwortete Albert, »dann wird Luises Sohn was dagegen haben.«

»Der Sohn ist schon vor Jahren tödlich verunglückt«, erwiderte Schaufer, »die Bergerhof-Heidi ist seit damals solo. Und sie ist das Bild von einer Frau.«

Albert Wehling lächelte. »Ich denk’, Sie mögen solche Geschichten nicht, Chef. Und plötzlich preisen Sie mir eine Frau an? Wieso?«

»Weil sie was Besonderes ist, Wehling«, antwortete Schaufer, »eine Frau wie sie ist heute Mangelware.«

Da lachte Albert.

»Wo schicken Sie mich da hin, Chef. Die eine ist laut Ihrer Aussage charmant und eigenwillig, hat viel Herz und Verstand. Dann preisen Sie die Schwiegertochter als superfesch an. Wollen Sie mich loswerden?«

Da lachte Schaufer.

»Schauen S’, daß Sie loskommen. Ich erwarte Ihre Berichte. Das heißt, rufen S’ ab und an mal an.«

*

Albert Wehling war sechsundvierzig Jahre alt, groß gewachsen und dunkelhaarig. Er sah gut aus, hatte seit jeher einen Schlag bei den Frauen, manche waren ihm sogar hinterhergerannt und andere hatten sich ihm einzuschmeicheln versucht.

Albert hatte aber stets mit dem Gefühl und seinem Herzen dabeisein müssen, sonst hätte er nie eine Beziehung zu einer Frau aufbauen können. Allein dieser Umstand hatte zur Folge, daß er keine lange Liste von Eroberungen vorzuweisen hatte.

Die Fahrt ins Allgäu genoß Albert. Er fuhr morgens in Stuttgart los, blieb bis nach Kempten auf der Autobahn, um dann über die Landstraße nach Immenstadt zu fahren. Gegen die Mittagsstunde, ein wenig später als beabsichtigt, bog er ins Grottental ein und nicht viel später betrat er den Bergerhof.