Nachfolger gesucht - Stefanie Valentin - E-Book

Nachfolger gesucht E-Book

Stefanie Valentin

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Beschreibung

Mit viel Herz und Verstand geht die Heimat-Heidi zur Sache, denn sie ist eine schöne Wirtin voller Tatendrang, die ihren Gästen und Mitmenschen jederzeit hilfreich zur Seite steht. Unterstützt, wenn auch nicht unbedingt immer in ihrem Sinne, wird Heidi dabei von ihrer nicht ganz volljährigen Tochter Steffi, einem feschen Mädel mit losem Mundwerk, und ihrer Mutter Luise, die keineswegs gewillt ist, kürzerzutreten und Heidi mit der Leitung des Bergerhofs alleinzulassen. Für schwungvollen, heiteren Familienzündstoff ist also bei aller Herzenswärme unserer Titelheldin jederzeit gesorgt! »Du, der Dr. Gerler hat die Anzeige nun schon zum dritten Mal in der Zeitung…!« Luise saß am großen Tisch in der Küche und blätterte in der Wochenendausgabe der regionalen Tageszeitung. »Daß sich da niemand meldet«, erwiderte Heidi. »Der Dr. Gerler hat doch eine ausgezeichnete Landpraxis. Die Leut der ganzen Gegend gehen zu ihm.« »Vielleicht ist's ja grad' das, was einem möglichen Nachfolger davon abhält, sich um seine Praxis zu bemühen.« »Wie soll ich das denn verstehen?« Heidi sah ihre Schwiegermutter fragend an. »Einmal zu viel Arbeit«, antwortete diese. »Und in der Stadt können die jungen Leut' mehr verdienen. Sie teilen sich den Nacht- und Wochenenddienst öfter und sind nur alle Schaltjahr mal dran, sich ein Wochenend' um die Patienten bemühen zu müssen.« Heidi nickte. »Das ist allerdings wahr. Der Dr. Berger war immer für alle und auch zu jederzeit da.« »So was wird's wohl heut' nimmer geben«

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Heimat-Heidi – 36 –

Nachfolger gesucht

Stefanie Valentin

»Du, der Dr. Gerler hat die Anzeige nun schon zum dritten Mal in der Zeitung…!« Luise saß am großen Tisch in der Küche und blätterte in der Wochenendausgabe der regionalen Tageszeitung.

»Daß sich da niemand meldet«, erwiderte Heidi. »Der Dr. Gerler hat doch eine ausgezeichnete Landpraxis. Die Leut der ganzen Gegend gehen zu ihm.«

»Vielleicht ist’s ja grad’ das, was einem möglichen Nachfolger davon abhält, sich um seine Praxis zu bemühen.«

»Wie soll ich das denn verstehen?« Heidi sah ihre Schwiegermutter fragend an.

»Einmal zu viel Arbeit«, antwortete diese. »Und in der Stadt können die jungen Leut’ mehr verdienen. Sie teilen sich den Nacht- und Wochenenddienst öfter und sind nur alle Schaltjahr mal dran, sich ein Wochenend’ um die Patienten bemühen zu müssen.«

Heidi nickte. »Das ist allerdings wahr. Der Dr. Berger war immer für alle und auch zu jederzeit da.«

»So was wird’s wohl heut’ nimmer geben«, erwiderte Luise. »Auch wenn tatsächlich ein Nachfolger für die Praxis gefunden werden wird, so wird der bestimmt net so hilfsbereit sein wie unser alter Doktor.«

»So alt ist er doch noch gar net«, sagte Heidi.

Luise lachte. »Du bist gut. Meinst du, ein Landarzt müßt’ so alt sein wie seine ältesten Patienten?«

»Ja, Herrschaftseiten«, murmelte Heidi, »wie alt ist er denn, der Doktor?«

»Er hat doch einen Sohn, den Gernot«, antwortete Luise. »Wenn ich mich recht erinner’, dann ist der ein Jahr jünger als du.«

Heidi stutzte, dann nickte sie. »Das ist wahr, da hab’ ich gar net dran gedacht. Wenn der Gernot etwa so alt ist wie ich, dann mußt sein Vater…!«

»Ich kann dir ziemlich genau sagen wie alt er ist«, fiel Luise ihrer Schwiegertochter ins Wort, »nämlich fünf-, oder sechsundsiebzig. Und damit ist er in meiner Altersklasse. Ich kenn’ ihn gut, auch als er noch ein Bub war und später studiert hat, er war immer ein fescher Bursch.«

»Oje…!« Heidi atmete tief durch. »Und jetzt will er seine Praxis aufgeben und hat sein Leben hinter sich.«

»Also, jetzt ist’s aber gut«, protestierte Luise. »Ich bin, glaub’ ich, noch ein Jahr oder gar zwei älter als der Doktor, und ich muß hier die ganze Küche obhuten. Bei mir redet keiner von Ruhestand und mein Leben, liebe Schwiegertochter, ist noch lange net zu Ende, nur daß du dir da keine falschen Vorstellungen zueigen machst.«

Heidi lächelte, ging zu Luise, nahm sie in die Arme und drückte sie an sich.

»Ich hab’ dir lange nicht mehr gesagt, daß du die beste aller Schwiegermütter bist«, sagte sie.

»Ich schließe mich an…!« Heidis Tochter Steffi war hinzugekommen. Sie strahlte Luise an. »Du bist auch die beste aller Großmütter.«

»Da schau her«, erwiderte Luise. »Seit wann das denn? Vor ein paar Tagen hast noch gesagt, daß…!«

»Das nehm’ ich mit dem Ausdruck größten Bedauerns zurück«, erwiderte Steffi.

»Was stimmt dich so fröhlich?« Heidi musterte ihre Tochter sehr aufmerksam. »Ist das Abitur abgeblasen worden und man hat sich entschlossen, dieses Jahr allen Bewerbern und Bewerberinnen das Reifezeugnis ohne Prüfungen zu geben?«

»Daß du immer so übel von mir denkst.« Steffi lachte. »Aber auch das bringt mich nicht mehr in Aufruhr.«

Jetzt machte sich ihre Mutter ernsthafte Sorgen. »Was ist los?« fragte sie und sah Steffi ernsthaft an.

»Das ist los«, erwiderte die und gab ihrer Mutter einen Brief und einige lose Blätter.

Heidi las und als sie eine Weile nichts sagte, fragte Luise: »Was ist denn nun?«

»Deine Enkelin hat einmal in einer Mathearbeit eine zwei, ihr Mathelehrer, der Bernd Huber lobt die Steffi ausdrücklich. Und das da ist die Zulassung zum Abi. Ja, Kind…!«

»Ihr dürftet ruhig ein bisserl mehr Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten haben«, erwiderte Steffi, die den Moment sehr genoß, das sah man ihr deutlich an.

Sie nahm ihrer Mutter die Papiere wieder ab und sagte: »Ich leg’ dir beides zur Unterschrift oben ins Wohnzimmer auf den Tisch.« Dann grinste sie. »Auch das hat bald ein Ende.«

»Was hat bald ein Ende?«

»Daß du für mich unterschreiben mußt.«

»Wieso?«

Luise nickte. »Das würd’ mich jetzt auch mal interessieren.«

»Ich werde bald achtzehn«, antwortete Steffi, wobei sie übers ganze Gesicht lachte. »Und dann darf ich alles, was ich will.«

Luise lächelte Heidi einen Moment an, dann schüttelte sie den Kopf.

»Das kommt gar nicht in Frage«, sagte sie. »Ich bin deine Großmutter und wie du eben selbst gesagt hast, die beste der Welt, und wenn man schon mal das Glück hat, eine solche Supergroßmutter zu haben, dann fragt man sie um Rat.«

Steffi lachte. Küßte zuerst ihrer Großmutter auf die Wange, dann ihrer Mutter, schließlich ging sie zur Tür. Dort blieb sie noch mal kurz stehen.

»Ihr seid beide super«, sagte sie, dann schlugen die beiden Flügel der Schwingtür hinter ihr zusammen.

»Was sagt der Mensch dazu?« Heidi sah Luise kopfschüttelnd an.

»Das kann ich dir sagen«, antwortete die, »unser Madl wird langsam erwachsen.«

*

»Was ist jetzt?« Gernot Gerler sah seinen Kollegen an. »Kommst du nun mit, oder kommst du nicht mit?«

»Ins Allgäu?« Dr. Hans Egner wiegelte den Kopf.

»Wieso nicht?« fragte Gernot Gerler. »Es ist echt schön dort. Wir könnten mal auf eine Almhütte steigen und uns so richtig treiben lassen. Kennst du das gerühmte Café ›Mozart‹ schon? Das absolute In-Café im ganzen Süden?«

Hans Egner winkte lachend ab. »Jetzt hör auf. Wenn’s so schön da ist, warum übernimmst du denn die Praxis deines Vaters nicht?«

»Das liegt nicht an der Gegend«, antwortete Gernot Gerler, »es liegt an der Arbeit. Ich bin Pathologe und man würde sich wundern in Hinterjoch und Umgebung, wenn sich bei ihnen wer niederläßt, der eigentlich nur mehr mit Toten zu tun hat.«

Hans Egner lachte. »Das ist allerdings wahr.«

»Außerdem könntest du dir ja mal anhören, was mein Vater zu sagen hat«, fuhr Gernot Gerler fort. »Wenn ich es richtig sehe, hast du dich durchaus noch nicht entschieden, welche Fachrichtung du einschlagen willst. Du bist mal grad’ dreiunddreißig, bei dir würde eine Praxisübernahme auch Sinn machen. Ich gehe mit Riesenschritten auf die Fünfzig zu, da müßten sich die Leut’ bald wieder einen Arzt suchen.«

»Logisch wollt’ ich auch mal Landarzt werden, wie fast alle anderen Medizinstudenten auch«, erwiderte Hans Egner. »Aber das hat sich dann schon während der ersten Semester des Studiums gelegt.«

»Meinst du, ein Urologe an einer Klinik hätt’ ein schöneres Leben?« Dr. Gernot Gerler wiegelte seinen Kopf.

»Also gut«, sagte Hans, »daß du Ruhe gibst, ich fahre mit. Aber ich möcht’ nicht zu Haus’ bei euch wohnen, sondern in einem Gasthaus und länger als drei Tage bleib’ ich auch nicht. Ich werd’ also mit dem eigenen Wagen fahren, da du ja länger bleiben möchtest.«

Gernot Gerler nickte. »So ist es. Ich möcht’ eine Woche bleiben, was sich auch für dich ohne weiteres einrichten ließe.«

»Drei Tage«, erwiderte Hans, »keinen Tag länger.«

Dr. Hans Egner war dreiunddreißig Jahre alt, hatte in München und Erlangen Medizin

studiert, und arbeitete nun in jener Münchner Klinik, in der Gernot Gerler als Pathologe tätig war.

Die beiden hatten sich ein wenig angefreundet, unternahmen auch schon mal was außerhalb des Klinikbetriebes miteinander und vor vier Wochen hatte Gernot seinem Kollegen das erste Mal vorgeschlagen, mal mit ins Allgäu zu fahren.

»Und was soll ich da?« hatte Hans wissen wollen.

»Mein Vater sucht einen Nachfolger«, hatte Gernot geantwortet, »und du wärst der absolut geeignete Mann.«

Hans Egner hatte gelacht. »Du bist vielleicht gut. Ich und Landarzt. Ich bin zwar auf dem Land großgeworden, komm’ im Grund genommen aber aus der Stadt und da möcht’ ich auch leben.«

»Wenn du das Landleben nicht kennst«, hatte Gernot erwidert, »vor allem das im Allgäu nicht, dann kannst du nicht mitreden. Wenn du dagewesen bist und du sagst das immer noch, dann ist es in Ordnung. Aber zuerst fährst du mit.«

Damals hatte Hans Egner das Ansinnen seines Kollegen noch weit von sich gewiesen. Nun hatte er zugestimmt und sie verabredeten sich für den frühen Nachmittag.

»Aber laß uns mit einem Wagen fahren«, schlug Gernot Gerler vor, »es ist unterwegs kurzweiliger und wenn du nach drei Tagen zurückfahren möchtest, dann fahre ich mit, ohne auch nur den geringsten Versuch zu unternehmen, dich umzustimmen.«

Einen kleinen Moment zögerte Hans Egner noch, dann nickte er. »Also gut, wir fahren in einem Wagen. Aber ich hole dich ab. Nicht, daß du nachher dein Wagenmonopol nutzt und ich muß eine Woche im Allgäu hocken.«

*

»Gundi?« Dr. Franz Gerler saß am Schreibtisch in seiner Ordination und sah zur Tür.

»Ja?« Gundi Lachner, seine langjährige Praxishilfe, schaute zur Tür hinein.

»Heut’ kommt der Gernot für ein paar Tage«, antwortete Dr. Gerler. »Kommt heut’ auch noch wer der Praxis wegen?«

Gundi Lachner nahm den Terminplan zur Hand, dann nickte sie. »Ja, der junge Mann aus Stuttgart«, antwortete sie, »er war schon mal da.«

»Der mit der randlosen Brille?«

»Ja, genau der.«

»Wann will er da sein?«

»Um sechs heut’ am Spätnachmittag«, antwortete Gundi.«

»Sag den Termin ab«, erwiderte der Chef. »Er kommt eh nicht in Frage. Sag ihm ab. Schreib ihm ein paar Zeilen, er ist einfach nicht geeignet für eine Landpraxis.«

»Aber den meisten anderen haben wir auch schon abgesagt.« Gundi sah besorgt drein.

»Ich weiß«, antwortete Dr. Gerler, »aber mit denen geht es net. Was will ich mit einem Arzt da für die Leut’, wenn der mir gleich beim ersten Treffen deutlich macht, daß er keine Wochenenddienste machen will. Daß er die Praxis net jeden Tag öffnen will stand für ihn auch fest. Zuallererst hat er nach einem Golfplatz in der Nähe gefragt, das setzt allem die Krone auf.«

Gundi lachte. »Ja, der war schon ein bisserl komisch. Aber, daß trotz der vielen Nachfragen keiner dabei ist, der passen sollt’? Das kann ich mir einfach net vorstellen.«

»Ich hab’s mir auch net vorstellen können«, murmelte der alte Landarzt. »Ich hab’, als wir die ersten Reaktionen auf die erste Anzeige bekamen, gemeint, man würd’ uns die Praxis aus den Händen reißen. Aber, nachdem die ersten Herren Kollegen da waren, und zuallererst nach den Einkaufsmöglichkeiten fragten, bevor sie eine Frage nach der Arbeit stellten, da hab’ ich zu zweifeln begonnen. Und bis heut’ sind die Zweifel net erloschen.«

»Na ja«, sagte Gundi, »vielleicht überlegt sich’s der Gernot ja doch noch.«

Da winkte Dr. Gerler ab. »Schmarrn. Der Gernot ist Pathologe und er beschäftigt sich net mit praktischer Medizin. Das kannst vollkommen vergessen.«

»Hat er Ihnen net mal was von einem Kollegen erzählt?« Gundi sah den alten Landarzt fragend an.

Der nickte. »Ja, das hat er. Aber der junge Mann ist wohl nicht bereit, einmal mitzukommen. Dabei hat Gernot ihn als absolut geeignetsten Kandidaten beschrieben. Der junge Mann wüßt’ es nur nicht.«

»Warum redet er denn nicht noch mal mit ihm?«

»Oje, Gundi, man kann doch keinen Menschen zu was zwingen, wenn eine Sach’ gelingen soll. Nein, nein, wenn, dann muß derjenige welcher schon gern her zu uns kommen. Alles andere kannst total vergessen.«

»Ja, ich weiß«, Gundi nickte. Dann lächelte sie. »Soll ich Ihnen jetzt einen Tee machen?«

»Ist wer im Sprechzimmer?«

Gundi hatte sich vor der Frage gefürchtet. Ob sie wollte oder nicht, sie mußte den Kopf schütteln.

»Nein, es ist keiner da«, sagte sie leise.

Früher waren schon eine Stunde vor Praxisbeginn die beiden Wartezimmer immer voller Patienten gesessen, heute war nur noch ein Wartezimmer in Betrieb und auch da war immer viel Platz. Es hatte schon Sprechstundentage gegeben, da war nicht ein einziger Patient dagewesen.

»Es muß ein Nachfolger her«, murmelte Dr. Gerler. Zu mir haben die Leut’ kein Vertrauen mehr, was ich ja auch verstehen kann. Ich bin sechsundsiebzig und da hat man halt nimmer das Wissen wie die jungen Kollegen. Wenn doch nur ein einziger sich trauen würd’. Ich würd’ ja über alles mit mir reden lassen.«

»Jetzt regen S’ sich mal net auf, Herr Doktor«, erwiderte Gundi, »es kommt alles wieder ins Lot.«

Dann hörte man die Türglocke. »Na sehen S’«, sagte Gundi, »da kommen doch noch Patienten. Warten S’ mal ab, bis nachher, es werden schon noch genug kommen, daß S’ wieder mal länger machen müssen.«

Da lachte Dr. Gerler. »Du bist eine treue Seel’, Gundi. Wenn ich dich net hätt’, dann würd’ ich manches Mal das Handtuch schon geworfen haben.«

»Ist schon recht.« Gundi lächelte, dann verließ sie das Ordinationszimmer.

»Servus, Simmerl«, begrüßte sie den alten Mann, der, auf einen Stock gestützt, dastand und eine Arzneimittelbeschreibung in Händen hielt.

»Das da hätt’ ich gern verschrieben«, sagte der Alte, dessen Hand, die den Stock hielt, stark zitterte.

»Da muß ich erst den Doktor fragen«, erwiderte Gundi, wobei sie laut schreien mußte, denn der Simmerl war schwerhörig.

»Ist heut’ keine Sprechstund’?« wollte der wissen. Er war im Wartezimmer gewesen und hatte dort niemanden angetroffen.

Gundi schüttelte den Kopf. »Nein, heut’ ist keine Sprechstund’.«

»Und warum net?«

»Weil sich verschiedene Kollegen beim Doktor vorstellen kommen. Er wird die Praxis an einen Nachfolger übergeben.«

»Da schau her«, erwiderte der Simmerl. »Wenn er gescheit ist, der Doktor. Die meisten fahren ja schon nach Oberstdorf zum Arzt oder gar nach Kempten. Der Doktor wär’ nimmer zu gebrauchen, sagen s’. Das ist ein Blödsinn. Mir hat er immer geholfen und ich werd’ ihm treu bleiben.«

»Das ist nett, Simmerl«, schrie Gundi, dann nahm sie dem Alten den Beipackzettel der Arznei ab und ging zurück in die Ordination.

Dr. Gerler stand am Fenster und sah hinaus. Gundi hatte ihn schon oft so nachdenklich erlebt. Einmal waren ihm sogar Tränen übers Gesicht gelaufen.

»Der Simmerl ist da, Herr Doktor«, sagte sie. »Er möcht’ das da verschrieben haben.«