Blaues Blut gegen starke Muskeln - Stefanie Valentin - E-Book

Blaues Blut gegen starke Muskeln E-Book

Stefanie Valentin

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Beschreibung

Mit viel Herz und Verstand geht die Heimat-Heidi zur Sache, denn sie ist eine schöne Wirtin voller Tatendrang, die ihren Gästen und Mitmenschen jederzeit hilfreich zur Seite steht. Unterstützt, wenn auch nicht unbedingt immer in ihrem Sinne, wird Heidi dabei von ihrer nicht ganz volljährigen Tochter Steffi, einem feschen Mädel mit losem Mundwerk, und ihrer Mutter Luise, die keineswegs gewillt ist, kürzerzutreten und Heidi mit der Leitung des Bergerhofs alleinzulassen. Für schwungvollen, heiteren Familienzündstoff ist also bei aller Herzenswärme unserer Titelheldin jederzeit gesorgt! »Du, drinnen in der Gaststub' hockt der Basti«, sagte Heidi zu Luise, als sie in die Küche kam. »Er ist Holzknecht und arbeitet auf dem Laubacher-Hof beim alten Maximilian.« »Und…?« Luise sah ihre Schwiegertochter fragend an. »Was meinst«, erwiderte die, »soll ich ihn fragen, ob er bei uns weiterarbeitet, wenn er bei den Laubacherschen fertig ist?« »Was soll er denn bei uns tun?« »Da gleich überm Gasthaus gehört der Bestand durchforstet, und drüben am Rabenkopf könnten gut und gern zwanzig oder auch dreißig Lärchen geschlagen werden.« »Hast denn jemand, der sie kaufen will?« »Aber geh«, erwiderte Heidi, »hast wirklich vergessen, daß der Vorderegger-Franz schon seit Jahren fragt? Er will sich doch einen lärchenen Fußboden machen lassen.« »Müssen denn unbedingt weg, die Lärchen?« fragte Luise. »Du weißt doch, daß ich mich nur schwer von so alten Sachen trennen kann. Und die Bäum' sind mir halt besonders ans Herz gewachsen.« »Ich weiß«, antwortete Heidi, »mir ja auch, aber unsere Bestände sind eh schon überaltert. Da hilft's nix, wenn wir noch länger warten.

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Heimat-Heidi – 48 –

Blaues Blut gegen starke Muskeln

Zwei Bewerber um Johannes Herz

Stefanie Valentin

»Du, drinnen in der Gaststub’ hockt der Basti«, sagte Heidi zu Luise, als sie in die Küche kam. »Er ist Holzknecht und arbeitet auf dem Laubacher-Hof beim alten Maximilian.«

»Und…?« Luise sah ihre Schwiegertochter fragend an.

»Was meinst«, erwiderte die, »soll ich ihn fragen, ob er bei uns weiterarbeitet, wenn er bei den Laubacherschen fertig ist?«

»Was soll er denn bei uns tun?«

»Da gleich überm Gasthaus gehört der Bestand durchforstet, und drüben am Rabenkopf könnten gut und gern zwanzig oder auch dreißig Lärchen geschlagen werden.«

»Hast denn jemand, der sie kaufen will?«

»Aber geh«, erwiderte Heidi, »hast wirklich vergessen, daß der Vorderegger-Franz schon seit Jahren fragt? Er will sich doch einen lärchenen Fußboden machen lassen.«

»Müssen denn unbedingt weg, die Lärchen?« fragte Luise. »Du weißt doch, daß ich mich nur schwer von so alten Sachen trennen kann. Und die Bäum’ sind mir halt besonders ans Herz gewachsen.«

»Ich weiß«, antwortete Heidi, »mir ja auch, aber unsere Bestände sind eh schon überaltert. Da hilft’s nix, wenn wir noch länger warten. Außerdem werden überalterte Bestände viel eher von irgendwelchen Schädlingen befallen, und wenn du die erst mal drinnen hast, dann kannst dir gratulieren.«

Luise atmete tief durch. Ihr Sohn Peter war mit Heidi verheiratet gewesen und vor etwa zehn Jahren beim Holzschlägern tödlich verunglückt. Peter hatte per Testament den Bergerhof und alles andere seiner Frau Heidi vererbt, was Luise, ohne je einen Ton dagegen gesagt zu haben, akzeptiert hatte. Daß Heidi alle weiterreichenden Entscheidungen mit Luise besprach, stand auf einem anderen Blatt und zeugte davon, wie gut sich die beiden Bergerhof-Frauen verstanden. »Dann sag dem Basti, er soll mal her zu mir in die Küche kommen«, erwiderte Luise, »ich bin mir net ganz sicher, aber ich mein’ schon, daß ich ihn kenn’.«

»Groß ist er, dunkelblonde Haar’ hat er, fesch ist er und meistens hat er ein Lachen im Gesicht«, beschrieb Heidi den in der alten Gaststube sitzenden Holzknecht. »Vielleicht schaust ihn dir erst mal an, bevor ich ihn in die Küch’ bestell’.«

Luise wischte sich die Hände ab und nickte. »Das ist wahr. Ich werd’ mir den Herrn Holzknecht mal in aller Ruh’ anschauen. Wie alt ist er denn?«

»Ein junger ist’s«, antwortete Heidi, »net älter als fünfundzwanzig, allerhöchstens.«

»Und wo kommt er her?«

Heidi zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es net. Er ist jetzt drei Wochen drüben auf dem Laubacher-Hof. Mit dem Edi vom Rabenkopf arbeitet er Bestand um Bestand durch. Ich mein’, der Bastian wär’ drüben mal beim Grafen Steining in Diensten gewesen.«

»Aha«, Luise nickte, »das werden wir gleich wissen. Ist sonst noch wer in der alten Gaststub’?«

»Oje«, antwortete Heidi, »die ist vollbesetzt. Die beiden Brunner-Brüder sind da, der alte Werkl, jede Menge Hausgäst’, ach ja, und der Karli vom Ferrer-Hof ist auch noch da.«

»Da schau her, der Karli«, sagte Luise, »das ist aber eher selten.«

Heidi schüttelte den Kopf. »Gar net mal. In letzter Zeit kommt der Karli öfter.«

»Na ja«, sagte Luise, »dann werd’ ich mal hinübergehen. Mit wem sitzt der Basti denn beisammen?«

»Mit den Brunner-Brüdern«, antwortete Heidi. »Mit denen hat er schon mal gearbeitet, das hab’ ich jedenfalls herausgehört.«

Als Luise die alte Gaststube betrat, wurde sie allenthalben gegrüßt, und die beiden Brunner-Brüder steckten gleich die Köpfe zusammen.

»Na, ihr drei«, begrüßte Luise die drei Burschen, »euch zwei«, sie sah die Brunner-Brüder an, »kenn ich ja, aber dich…?«

»Das ist der Basti«, sagte der jüngere der beiden Brunner-Brüder, »er ist selbständiger Holzknecht wie wir auch.«

»Aha«, Luise nickte, »dann bist du der, der grad’ auf dem Laubacher-Hof arbeitet?«

»Genau der bin ich«, antwortete der junge Bursche. Dann grinste er. »Und du bist die Luise?«

Die Seniorchefin des Bergerhofs nickte. »So ist es.«

Basti grinste noch immer. »Dann hab’ ich schon von dir gehört.«

»Du hast von mir gehört?« Luise tat erstaunt.

Bastians Grinsen wurde noch breiter. »Wer hat von dir noch net gehört?«

»Also, das ist jetzt gelungen«, erwiderte Luise, »da ist der Bursch mal grad ein bisserl über die zwanzig und schon führt er das große Wort in der Gaststube.«

Die beiden Brunner-Brüder amüsierten sich köstlich.

»Frag die Luise«, empfahl der eine, wobei er Basti ansah, »wie es damals war, als sie uns beim Kirchenwirt ausgelöst hat.«

»Und?« Bastian sah die Seniorwirtin des Bergerhofs amüsiert an. »Wie war’s mit der Auslösung beim Kirchenwirt?«

»Daß die beiden danach fragen, zeigt im Grund genommen, wes Geistes Kind sie sind«, erwiderte Luise.

»Willst es net erzählen?« fragte Basti.

»Warum sollt’ ich’s net erzählen?« erwiderte Luise. »Nicht ich hab’ mich blamiert, sondern die beiden.«

»Jetzt red net lang«, forderte der Ältere der Brunner-Brüder, »sondern erzähl schon.«

»Also«, begann Luise, »es mag fünf Jahr’ her sein, da haben die beiden Schönen«, sie zeigte mit einer Kopfbewegung in Richtung der beiden Brüder, »bei uns Holz geschlägert. Das haben’s in Abwechslung getan mit Saufen. Tagsüber Holzschlägern, abends Saufen. Ich hab’ mich grün und blau geärgert.«

»Weiter mußt erzählen…!«

»Ja, logisch muß ich weiter erzählen«, brummte Luise. »Also, die beiden haben ziemlich geschluckt, und mit der Arbeit ist’s immer weniger geworden.«

Die beiden Brunners grinsten sich an, sie schienen sich köstlich zu amüsieren.

»Da ruft eines Abends der Kirchenwirt aus Vorderstein an«, fuhr Luise fort, »und sagt, daß unsere beiden Holzknecht’ dahocken würden und total rauschig wären. Und gezahlt hätten s’ auch noch net.«

Toni Brunner nickte. »Ja, weil wir alles versoffen hatten.«

»Ich hab’ versprochen zu kommen«, fuhr Luise fort, »hab ’ mich in meinen Wagen gesetzt und bin nach Vorderstein gefahren.«

»Was wir dir nie vergessen werden«, sagte Franz Brunner.

»Die beiden sind dagesessen wie die Grafen.« Luise lächelte. »Gegrinst haben s’ ein bisserl dumm, aber ausschauen sollen hat’s von ihrer Seite aus, als wenn sie übergescheit wären.«

»Waren wir ja auch…!«

»Jedenfalls hab’ ich die beiden dann beim Kirchenwirt auslösen wollen«, sagte Luise, »was nix anderes heißt, als daß ich drei Tag’ lang seine Küche hab’ führen müssen, das hat er mit mir nämlich ausgehandelt, der schlaue Hund.«

»Du hast wegen den beiden Typen dem Vordersteiner Kirchenwirt die Küche führen müssen?« Basti starrte Luise irritiert an.

Die nickte. »Das hab’ ich und ich hab’ selten was so bereut wie das.«

»Net wegen uns hast es bereut«, bemerkte Toni Brunner, »sag auch, warum…!«

»Weil ich noch nie eine solche Küche gesehen hatte«, antwortete Luise. »Klein, verraucht, mit nix drinnen, und dann sollt’ ich da kochen…!«

»Und was hast gemacht?« fragte Basti.

»Ich hab’ dem Kirchenwirt erklärt, daß ich in der Küche keinem Fuchs den Balg abziehen würd’«, erwiderte Luise, »und hab’ aufgezählt, was ihm alles fehlt.«

»Und…?«

»Heut’ ist die Küche gut eingerichtet, und der Kirchenwirt kann genauso gut Gäst versorgen wie wir auch…!«

*

»Hallo, Großvater…!«

»Grüß dich, mein Mädchen.« Maximilian Laubacher lächelte seine Enkelin wohlwollend an.

»Ich wollt’ heut’ mal ausgehen«, sagte seine Enkelin Johanna, »hast was dagegen?«

Maximilian Laubacher war trotz seiner achtundsiebzig Jahre immer noch ein kerniger Mann. Er war um die einsachtzig groß, hatte schlohweißes, aber noch immer volles Haupthaar, trug einen ebenso weißen Bart, und alle, die mit ihm zu tun hatten, waren von seiner Vitalität überrascht.

»Warum solltest denn net ausgehen?« erwiderte er, »wo willst denn hin?«

»Das weiß ich noch net«, antwortete Johanna.

»Dann willst also mit wem ausgehen«, erwiderte ihr Großvater.

Johanna zögerte einen winzigen Moment, dann nickte sie.

»Und mit wem willst ausgehen, das heißt, wenn man fragen darf?« Maximilian Laubachers wasserhelle Augen lächelten seine Enkelin liebevoll an.

»Die Laura aus Fischen kennst doch«, antwortete Johanna, »sie kommt mit und die Heike, das ist ihre Cousine aus Immenstadt.«

»Aha, dann gibt’s also einen Madel-Ausgang…!« Maximilian Laubacher lächelte. »Ihr habt’s doch was vor, oder?«

Johanna lachte. »Eben hast gar nix wissen wollen, und plötzlich kannst gar net genug kriegen.«

»Ihr wollt’s die Burschen ein bisserl nervös machen, oder?« Maximilian sah seine Enkelin aufmerksam an.

Die wand sich ein wenig, doch dann nickte sie. »Ja, du hast es geraten. Wir wollen einige Burschen ein bisserl aufmischen.«

»Habts wen Bestimmten im Sinn?«

Johanna schüttelte den Kopf. »Nein, einfach so. Ich kenn’ ja kaum wen.«

»Na, na«, erwiderte ihr Großvater, »du kennst schon genug. Und daß sich jeder Bursch nach dir umschaut, ist dir garantiert net verborgen geblieben, oder?«

Johanna lachte. »Also, davon weiß ich nix.«

Ihr Großvater lachte mit. »Kruzitürken, daß du aber auch so ein hübsches Madel sein mußt.«

»Wieso? Gönnst mir das am End net?« fragte Johanna.

»Doch, dir schon«, erwiderte Maximilian Laubacher, »mir aber net. Ich reg’ mich doch viel zuviel auf, wenn ich weiß, daß du mit dem oder dem aus bist.«

»Aus in dem Sinn, in dem du’s meinst«, entgegnete seine Enkelin, »war ich noch mit keinem Burschen aus.«

Ihr Großvater lachte wieder kurz auf. »Das wird sich ganz rasch ändern, da bin ich mir sicher. Irgendwer hat eh gestern für dich angerufen. Als ich gesagt hab’, daß du net da wärst, hat derjenige welcher einfach und ohne zu sagen, wer er ist, aufgelegt. Auf eine gescheite Kinderstub’ läßt das net grad’ schließen. Hast du eine Ahnung, wer’s gewesen ist?«

Johanna dachte einen Moment nach, dann schüttelte sie den Kopf.

»Derjenige hat eine ein bisserl näselnde Stimme gehabt«, fuhr ihr Großvater fort, »es hat sich angehört, als langweile ihn alles total.«

»Aha…!«

»Dann weißt du, wer’s war?«

Johanna schüttelte diesmal rascher den Kopf. »Nein…!«

Johanna war ein ausnehmend hübsches Mädchen mit kastanienbraunen Augen, dunklen Haaren und einem sehr hübschen Gesicht. Sie war schlank gewachsen, groß, hatte die stolze Haltung ihres Großvaters, dem die Leute im Oberallgäu mit allergrößtem Respekt begegneten.

Johanna war zweiundzwanzig Jahre alt, hatte nach dem Abitur eine kaufmännische Lehre absolviert und besuchte nun die Verwaltungsakademie in Kempten.

»Du wirst mal einiges erben, mein Madel«, hatte ihr Großvater gesagt, »und da du zumindest wissen solltest, was es bedeutet, dieses Erbe zu verwalten, sollst wissen, wie es geht.«

Der Laubacher-Hof war neben dem Besitz der Grafen Steining der größte der Gegend, umfaßte siebenhundert Hektar allerbesten Wirtschaftswald, drei verpachtete Almen, dazu gehörten Hausweiden und Talwiesen, so daß insgesamt annähernd tausend Hektar Land zum Laubacher-Hof gehörten.

Maximilian Laubacher war mit achtundsiebzig Jahren Chef der Familie, was daran lag, daß sein Sohn, also Johannas Vater, mit seiner Frau und Johannas Bruder tödlich verunglückt war.

Zuerst war der alte Laubacher, wie man den Maximilian in der Gegend nannte, wochenlang nicht ansprechbar gewesen, bis er sich allmählich wieder in seine Rolle fügte.

»Das ist Schicksal, Kind«, hatte er zu Johanna gesagt, »ein überaus hartes Schicksal, aber halt net zu ändern. Da müssen wir durch und gemeinsam werden wir es auch schaffen.«

Das war genau vor zwölf Jahren gewesen, und seitdem versuchte er, Johanna Vater und Mutter gleichzeitig zu sein, vor allem aber war er ihr Freund.

»Dann wünsch’ ich dir viel Spaß heut’ abend beim Burschen-Aufmischen«, sagte Maximilian, »und treibt es net zu bunt. Oft kommt es nämlich ganz anders, als man denkt.«

*

Als Harald von Retting an jenem Tag in die Wohnküche der kleinen Wohnung am Ortsrand von Obersdort kam, war längst keine Frühstückszeit mehr, obwohl sein Frühstück noch auf dem Tisch stand. Er sah sich in der Küche um, zog die Augenbrauen hoch und atmete tief durch.

Harald war letzter Sproß derer von Retting, einer Familie, die Besitz und Einfluß längst verloren hatte, wobei zu bemerken ist, daß sie eigentlich beides nie hatte.

Doch Harald leitete aus dem ›von‹ in seinem Namen allerhand Privilegien ab, die man heute nur durch harte Arbeit erlangen kann, keinesfalls durch ein Prädikat im Namen.

»Daß du immer so spät aufstehen mußt«, sagte seine Mutter, als sie mit einem Arm voller Holz in die Küche kam. »Wieso kann ein gesunder junger Mensch wie du eigentlich nicht arbeiten? Dein Vater hat gearbeitet, dein Großvater hat gearbeitet und…!«

»Vielleicht war das das Problem«, erwiderte Harald.

»Wenn du mir jetzt wieder deine dummen Theorien unseren Stand betreffend darlegen willst, bitt’ ich dich, diesmal darauf zu verzichten«, sagte seine Mutter.

Harald lächelte flüchtig. »Du verstehst das nicht.«

Womit er meinte, daß seine Mutter trotz ihrer adligen Herkunft nicht verstehen konnte, was er sich seit Jahren zusammenreimte, nämlich daß ausschließlich der Adel Privilegien hatte.

Theres von Retting hatte keine Lust, sich auf weiterreichende Diskussionen einzulassen, und wollte wissen, wann Harald gedenke, endlich eine Arbeit anzunehmen.

»Wir leben von meinen paar Mark Rente«, sagte sie, »so kann es nicht weitergehen. Und wenn du nicht endlich einsiehst, daß du zu deinem Lebensunterhalt beizutragen hast, werde ich wahrmachen, was ich dir schon ein paarmal angekündigt habe, ich werde mir eine Putzstelle suchen. Was die Leute sagen, ist mir vollkommen gleich, und wenn sie es in der Zeitung bringen.«

Harald lachte kurz auf. »Eine von Retting und putzen, du solltest nicht solch einen Blödsinn reden.«

»Wir können sonst nicht leben…!« Wie ein Hilfeschrei klang die Aussage seiner Mutter.

Doch Harald tat so, als habe er nicht mitbekommen, was sie gesagt hatte. Er sah auf die Uhr und setzte sich an den Frühstückstisch.

»Ein bisserl Lachsschinken wär’ etwas, was immer da sein sollt’«, bemängelte er bereits nach wenigen Augenblicken, was seine Mutter ihm auf den Tisch gestellt hatte.