Jessica Bannister 40 - Mystery-Serie - Janet Farell - E-Book

Jessica Bannister 40 - Mystery-Serie E-Book

Janet Farell

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Beschreibung

Die Burg der Schwäne - das ist ein finsteres Gemäuer auf einer kleinen Insel inmitten eines riesigen Sees. Hierher führt die Spur von Jim Brodie, der seit gut zwei Wochen verschwunden ist und nichts mehr von sich hören lässt.

Susan Marriott, Jims Freundin, und Jessica Bannister folgen dieser Spur. Denn beide ahnen, dass Jim in großer Gefahr sein muss, wenn er nicht mal mehr Kontakt mit ihnen aufnimmt.

Doch die Burg der Schwäne wird beherrscht von einem grauenhaften Mann, der ein teuflisches Spiel mit ihnen spielen will. Bald schon müssen Susan und Jessica in den finsteren Gewölben unter der Burg gegeneinander antreten, und die Burg der Schwäne droht ihnen zum Verhängnis zu werden ...

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EPUB

Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Hauptpersonen

Die Burg der Schwäne

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Sofia Zhuravetc; mRGB; InnaVar / shutterstock

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5729-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Die Hauptpersonen:

Jessica Bannister

Sie ist Reporterin beim London City Observer und auf mysteriöse Fälle spezialisiert. Sie hat übersinnliche Fähigkeiten, kann in Visionen und Träumen in die Vergangenheit reisen und die Zukunft voraussehen. So sah sie als Zwölfjährige auch den Tod ihrer Eltern voraus. Sie wuchs danach bei ihrer Großtante Beverly Gormic auf, bei der sie noch heute lebt.

Jim Brodie

Er ist Fotograf beim London City Observer. Als Jessica ihren Job bei der Zeitung antritt, steht er ihr sogleich mit Rat und Tat zur Seite, und es entwickelt sich schon bald eine enge Freundschaft zwischen den beiden. Wenn Jessica an einem Auftrag arbeitet, ist er fast immer als Fotograf an ihrer Seite.

Beverley Gormic

»Tante Bell« ist Jessicas Großtante. Nach dem Tod von Jessicas Eltern hat sie ihre Nichte bei sich aufgenommen und großgezogen. Jessica hat auch heute noch ein sehr enges Verhältnis zu ihrer Ziehmutter. Beverly weiß über Jessicas übersinnliche Fähigkeiten Bescheid, sie selbst befasst sich intensiv mit Spiritismus und Okkultismus.

Martin T. Stone

Der Chefredakteur des London City Observer

Die Burg der Schwäne

von Janet Farell

Sorgfältig verstaute Jim Brodie seinen Fotoapparat in der wasserdichten Tasche. Seine Taschenlampe ließ er ausgeschaltet, weil er nicht riskieren wollte, durch ihren Lichtschein entdeckt zu werden.

Aufmerksam betrachtete Jim noch einmal seine Umgebung. Der See lag als glitzernde schwarze Fläche vor ihm. Auf der Insel in seiner Mitte ragte die Silhouette der Burg Breeding Rock in den Nachthimmel. Nur das winzige helle Rechteck eines beleuchteten Fensters verriet, dass das mächtige Gebäude bewohnt war.

Es war sehr still in dieser Nacht. Nur manchmal war ein leises Plätschern zu hören, wenn ein Fisch bei seiner Jagd nach Insekten die Wasseroberfläche durchstieß. Eine Eule saß auf dem Ast eines Baums am Waldrand und beobachtete neugierig den Mann am Seeufer.

Siebenmal habe ich versucht, mit dir einen Termin auszumachen,dachte Jim.Und immer wieder hast du irgendwelche fadenscheinigen Ausflüchte gefunden. Aber ich werde schon herausfinden, was du auf deiner Burg zu verbergen hast.

Denn dass auf Breeding Rock etwas nicht stimmte, das war nur allzu klar …

Jim setzte sich seine Tasche auf die Schulter, dann ging er entschlossen zum Wasser.

Er zögerte einen Augenblick. Schließlich stieg er mit einem Fuß vorsichtig über die kleine Uferböschung.

Augenblicklich füllte sich sein Turnschuh mit Wasser und versank tief im morastigen Seeboden.

»Na wunderbar«, murmelte Jim. »Natürlich ist die Brühe auch noch eiskalt. Aber für die Story lohnt es sich schon, einen Schnupfen zu riskieren.«

Langsam watete er tiefer in den See hinein. Es dauerte nicht lange, und das Wasser reichte ihm bis zur Brust. Angestrengt hielt Jim die Fototasche mit ausgestreckten Armen über den Kopf.

Es ist tiefer, als ich dachte, überlegte er. Ich habe zwar beinahe schon die Hälfte geschafft, aber ich werde wohl um ein paar Schwimmstöße nicht herumkommen.

Wie um seine Befürchtungen zu bestätigen, verloren seine Füße augenblicklich den Halt.

Jim sackte unter die Wasseroberfläche, tauchte aber sofort wieder prustend auf. Mit seinem rechten Arm paddelte er mühsam vorwärts, während seine linke Hand die Tasche umklammert hielt.

In diesem Moment bemerkte Jim eine Bewegung neben sich im Wasser.

Erschrocken sah er sich um.

Ein dunkler Schatten war unbemerkt herangekommen und näherte sich ihm rasch.

Jim wischte sich das Wasser aus den Augen.

Man hat mich entdeckt!, schoss es ihm durch den Kopf. Irgendwie sind sie in der Burg auf mich aufmerksam geworden, und nun kommen sie, um mich zu schnappen. Obwohl … für ein Boot ist dieses Ding eigentlich zu klein.

Langsam schälte sich die Gestalt eines Schwans neben ihm aus der Dunkelheit.

Der Vogel kam direkt auf ihn zu.

»Jetzt hast du mir aber einen ganz schönen Schrecken eingejagt«, sagte Jim erleichtert. »Ich habe schon geglaubt, sie hätten mich erwischt …«

Das Tier schwamm an Jim heran. Dann beugte es seinen Hals bis dicht über die Wasseroberfläche. Der Schnabel öffnete sich ein Stück, und der Schwan ließ ein bedrohliches Zischen hören.

»Nun mach aber mal halblang«, sagte Jim erstaunt. »Wie wär’s mit einer Abmachung? Ich tu dir nichts, und dafür lässt du mich jetzt auch in Frieden, okay?«

Der Kopf des Vogels schoss nach vorn, versetzte Jim einen schmerzhaften Schnabelhieb auf die Stirn.

»Bist du verrückt geworden?«, rief Jim wütend. »Mach, dass du fortkommst!«

Er schlug unbeholfen mit seiner freien Hand nach dem Tier.

Der Schwan zog sich nur wenige Meter zurück. Dann legte er den Kopf nach hinten. Ein durchdringender Laut drang aus seiner Kehle.

Sein Ruf wurde fast augenblicklich beantwortet. Von allen Seiten schallte der Schrei als zigfaches Echo zurück. Von überall her kamen Schwäne herangeschwommen. Andere stürzten aus der Luft auf Jim herab und ließen sich dicht neben ihm ins Wasser gleiten.

Fassungslos starrte Jim die Tiere an. Der Angriff der Schwäne kam ohne weitere Vorwarnung. Gleichzeitig stürzten sich die gewaltigen Vögel gemeinsam auf Jim.

»Hört auf! Lasst mich in Frieden!«

Jim wehrte sich verzweifelt, konnte aber gegen die Übermacht der Tiere nichts ausrichten.

Er sah nur noch Gefieder und wild schlagende weiße Schwingen. Schnäbel bissen nach ihm und rissen an seiner Kleidung.

Jim begann aus mehreren Wunden zu bluten.

Er ließ seine Fototasche los, um sich besser verteidigen zu können. Aber auch das nützte ihm nur wenig.

Er schlug wild um sich. Doch er konnte nicht verhindern, dass sich immer mehr Schwäne über ihn drängten und ihn unter die Wasseroberfläche drückten.

Voller Panik rang Jim nach Atem.

Die Finger seiner rechten Hand krallten sich in ein Büschel weißer Federn – dann spürte er, wie er langsam das Bewusstsein verlor …

***

»Guten Tag. Sie haben den Anschluss von Jim Brodie gewählt. Leider bin ich momentan nicht zu Hause, aber Sie haben die Möglichkeit, mir nach dem Signalton …«

Wieder meldete sich nur Jims Stimme vom Anrufbeantworter am anderen Ende der Leitung.

Ich ließ den Telefonhörer zurück auf den Apparat fallen.

Ich hatte Jim innerhalb der letzten Tage bereits mehrmals eine Nachricht aufs Band gesprochen, aber er hatte mich nicht zurückgerufen.

An sich war es nichts Außergewöhnliches, dass ich ihn nicht zuhause erreichen konnte. Seit Jim mit Susan Marriott befreundet war, verbrachte er viel Zeit mit ihr zusammen.

Aber dass er mir auch in der Redaktion des London City Observer nicht mehr über den Weg lief, war schon sehr seltsam.

Jim arbeitete als Fotograf beim Observer, ich war hier als Journalistin tätig. Wir beide waren etwa im gleichen Alter, beide Mitte Zwanzig, und hatten schon so manches Abenteuer gemeinsam bestanden. Meist waren das Geschichten, die mit dem Übersinnlichen zu tun hatten und bei einem solchen Abenteuer hatte Jim auch Susan Marriott kennengelernt.

Wir hatten sie und ihre Schwester aus den Klauen der Wächter der blauen Flamme befreit, Jim hatte ihr das Leben gerettet, und sofort hatte es zwischen den beiden gefunkt, sie waren ein Liebespaar geworden.[1]

Nun war Jim verschwunden. Und mit jedem Tag, an dem ich nichts von ihm hörte, wuchs meine Sorge um ihn.

Natürlich hatte ich mich auch schon bei meinen Kollegen nach Jim erkundigt – aber niemand konnte mir sagen, wohin er verschwunden war.

Jim hatte mir gegenüber mehrmals eine große Sache erwähnt, an der er gerade arbeite, aber jede weitergehende Frage hatte er nur mit einem geheimnisvollen Grinsen beantwortet.

Letztendlich fiel mir nur noch eine einzige Person bei unserer Zeitung ein, die vielleicht etwas über den Verbleib von Jim wusste: Martin T. Stone, der Chefredakteur.

Ich versuchte gar nicht erst, über seine Sekretärin einen Termin bei ihm auszumachen, sondern klopfte während ihrer Mittagspause persönlich an Stones Bürotür.

»Ja?«, hörte ich eine mürrische Stimme drinnen rufen.

Ich hatte also recht gehabt: Der Chefredakteur verbrachte wieder mal seine Pause hinter dem Schreibtisch.

Vorsichtig öffnete ich die Tür.

»Mister Stone, hätten Sie vielleicht einen Augenblick Zeit für mich?«

Er sah von seinen vor ihm ausgebreiteten Unterlagen auf.

»Ach, Sie sind’s, Jessica …« Damit senkte er den Blick wieder auf seine Papiere. »Kommen Sie herein. Um was geht es?«

Ich schlüpfte in das Büro und setzte mich auf einen der Stühle, die seinem Schreibtisch gegenüberstanden.

»Ich möchte Sie bestimmt nicht lange stören«, beteuerte ich. »Ich habe lediglich eine Frage an Sie.«

Martin T. Stone sah mich wieder an, hob erwartungsvoll die Augenbrauen.

»Ich habe nun schon seit beinahe zwei Wochen von Jim weder etwas gehört, noch ihn gesehen«, fuhr ich fort. »Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Können Sie mir sagen, wo er steckt?«

»Da bin ich überfragt.« Mr. Stone schüttelte den Kopf. »Auch ich habe seine frechen Sprüche seit vierzehn Tagen nicht mehr zu hören bekommen … Was allerdings nicht heißen soll, dass ich sie sonderlich vermisse.«

»Langsam fange ich an, mir um Jim Sorgen zu machen«, klagte ich. »Ich hatte gehofft, Sie wüssten Bescheid über die Story, an der er gerade arbeitete.«

»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Jessica.«

»Jim hat mir gegenüber mehrmals eine große Sache erwähnt, hinter der er her sei. Ich dachte, Sie hätten ihn darauf angesetzt.«

»Ich habe mit dieser Angelegenheit nichts zu tun.« Martin T. Stone hob abwehrend die Hände. »Hat er Ihnen gegenüber denn nicht noch ein paar weitere Andeutungen gemacht?«

»Nein. Er tat sehr geheimnisvoll.«

»Könnte es nicht sein, dass er so sehr mit seinen Recherchen beschäftigt ist, dass er gar nicht daran denkt, sich wieder mal zu melden? Sie wissen, dass Jim nicht gerade der zuverlässigste Zeitgenosse auf diesem Planeten ist.«

»Sie haben recht, Jim ist wirklich manchmal etwas chaotisch«, erwiderte ich. »Aber es ist trotzdem nicht seine Art, einfach spurlos zu verschwinden. Normalerweise gibt er in regelmäßigen Abständen Lebenszeichen von sich. Und wenn es dabei auch nur darum geht, ein bisschen anzugeben.«

Martin T. Stone legte die Stirn in Falten.

»Gibt es niemanden, bei dem Sie sich ebenfalls nach Jim erkundigen könnten?«, fragte er.

»Ich könnte es höchstens noch bei seiner Freundin versuchen«, meinte ich. »Susan Marriott. Vielleicht weiß sie etwas mehr.«

»Tun Sie das, Jessica.« Stone nickte. »Und sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas herausgefunden haben. Ich hatte hier in der letzten Zeit ziemlich viel um die Ohren. In der ganzen Hektik ist mir Jims Verschwinden gar nicht besonders aufgefallen. Aber ich möchte gern wissen, was der Bursche treibt. Schließlich arbeitet er für mich.«

»Ich werde Sie auf dem Laufenden halten«, versprach ich. »Bitte benachrichtigen Sie mich, falls sich Jim bei Ihnen melden sollte.«

Ich erhob mich von dem Stuhl und wollte das Büro verlassen.

»Jessica …«

Martin T. Stones Stimme ließ mich an der Tür innehalten. Ich wandte mich noch einmal um.

»Mister Stone?«

»Ich möchte mich bei Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit bedanken.« Mr. Stone lächelte mir freundlich zu. »Kollegen wie Sie können wir beim Observer gar nicht genug haben.«

Das unerwartete Lob aus dem Mund des sonst so übellaunigen Chefredakteurs ließ mich für einen Augenblick sprachlos dastehen.

Noch bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte, verdüsterte sich Mr. Stones Miene wieder.

»Nun sehen Sie zu, dass Sie wieder an Ihre Arbeit kommen.« Stone wandte sich erneut seinen Unterlagen zu. »Ich habe hier noch eine Menge zu tun. Da kann ich keine weitere Störung brauchen!«

»Selbstverständlich. Entschuldigen Sie bitte.«

Eilig verschwand ich aus dem Raum und zog leise die Tür hinter mir zu.

***

Schon nach einem einzigen Klingelzeichen wurde der Hörer am anderen Ende der Leitung abgenommen.

»Jim?«, fragte eine Frauenstimme hoffnungsvoll.

»Nein«, antwortete ich leise. »Hier spricht Jessica. Bist du es, Susan?«

»Ach … Hallo, Jessica.« Susan konnte eine gewisse Enttäuschung in ihrer Stimme nicht unterdrücken. »Wie geht es dir?«

»Eigentlich ganz gut«, erwiderte ich. »Ich mache mir nur ein wenig Sorgen um Jim, weil ich so lange nichts mehr von ihm gehört habe. Kannst du mir vielleicht sagen, wo er sich versteckt hält?«

»Ich weiß es doch auch nicht«, antwortete Susan verzweifelt. »Eigentlich hätte er sich schon längst wieder bei mir melden müssen. Ich sitze hier jeden Tag stundenlang neben dem Telefon – aber nichts passiert!«

»Hat er dir denn nicht gesagt, wann er wieder zurückkommen wollte?«

»Das ist es ja gerade, was mir solche Angst macht. Er wollte bereits letzten Donnerstag wieder hier in London sein.«

»Und er hat dir nicht Bescheid gegeben, dass sich seine Rückkehr verzögern wird?«, fragte ich erstaunt.

»Nein, er hat sich nicht mehr bei mir gemeldet.« Susan klang, als würde sie gleich anfangen zu weinen.

»Was ist mit seinem Bruder?«, fragte ich. »Er studiert doch an der Universität von London.«

»Auch der weiß nicht, wo Jim abgeblieben ist.«

»Keinerlei Hinweise?«

»Nein.« Susan schluchzte verzweifelt auf. »Was soll ich denn jetzt bloß tun, Jessica? Wenn ihm bloß nichts zugestoßen ist.«

»Nun mach dir mal keine unnötigen Sorgen«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Bestimmt findet sich ganz schnell eine einfache Erklärung für sein Verschwinden. Du wirst schon sehen, bald steht er plötzlich bei dir vor der Tür und fragt mit unschuldigem Hundeblick, warum wir alle so einen Wirbel gemacht haben.«

»Ich hoffe, dass du recht hast.«

»Bestimmt. Hat er dir eigentlich verraten, wohin er gehen wollte?«

»Er hat immer ein riesiges Geheimnis darum gemacht. Sobald ich auch nur das Zimmer betreten habe, hat er sofort irgendwelche Unterlagen verschwinden lassen. Ich habe so getan, als würde ich nichts bemerken. Aber ich habe gesehen, wie er Karten von Nordengland gewälzt hat.«

»Das sieht Jim wieder einmal ähnlich«, seufzte ich. »Auf der einen Seite benimmt er sich wie James Bond persönlich, und andererseits macht er eine solche Show um seine Geheimnistuerei, dass man einfach etwas mitbekommen muss.«

»Sei doch froh«, erwiderte Susan. »Dadurch haben wir jetzt wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt.«

»Da hast du auch wieder recht.«

»Trotzdem bin ich immer noch ziemlich ratlos. Hast du einen Vorschlag, was wir unternehmen können, um Jim zu finden? Ich halte es einfach nicht mehr aus, hier noch länger tatenlos rumzusitzen.«

»Hast du eigentlich einen Schlüssel für Jims Wohnung?«, erkundigte ich mich.

»Ja«, antwortete Susan. »Warum fragst du?«

»Ich schlage vor, wir geben Jim bis morgen früh Zeit, ein Lebenszeichen von sich zu geben«, entschied ich. »Wenn bis dahin keiner von uns etwas von ihm gehört hat, gehen wir in sein Apartment und suchen dort nach Hinweisen, wohin er verschwunden sein könnte. Was hältst du von diesem Plan?«

»Ich finde, das hört sich ganz vernünftig an«, sagte Susan. »Auch Jim wäre damit bestimmt einverstanden.«

»Also – abgemacht.« Ich versuchte, so viel Optimismus wie möglich in meine Stimme zu legen. »Ich werde mich morgen früh gegen neun Uhr wieder bei dir melden. Dann werden wir entscheiden, wie wir weiter vorgehen.«

»In Ordnung.« Susan klang erleichtert. »Mir fällt ein richtiger Stein vom Herzen, dass du mir bei der Suche nach Jim helfen wirst. Diese einsame Grübelei hat mich schon beinahe verrückt gemacht.«

»Es wird bestimmt alles gut ausgehen.«

»Das hoffe ich auch. Auf Wiederhören, Jessica.«

»Tschüß.«

Nachdenklich legte ich den Hörer zurück auf den Apparat.

Wenn ich ehrlich war, musste ich zugeben, dass ich nicht einmal die Hälfte der Zuversicht verspürte, die ich während des Telefongesprächs Susan gegenüber versprüht hatte.

Im Gegenteil, das bohrende Gefühl herannahenden Unheils machte sich immer stärker in meiner Magengegend breit.

Jim und ich hatten schon so viele Gefahren gemeinsam überstanden. Oft schon hatten mich meine übersinnlichen Fähigkeiten auf die Spur des Unheimlichen und Unerklärlichen gebracht. Kräfte, die ich von meiner allzu früh verstorbenen Mutter geerbt hatte.

Bislang aber ahnte Jim nichts von meinen Wahrträumen, meinen Visionen und meiner Intuition, die mich immer wieder vor Gefahren warnte.

Und das Gefühl nahenden Unheils, das ich jetzt empfand, entsprang dieser Intuition, das spürte ich. Also befand sich Jim in wirklich großer Gefahr …

***

Am nächsten Morgen fuhr ich sofort zu Susan.

Sie schüttelte bereits den Kopf, als sie mir die Tür öffnete – Jim hatte sich nicht gemeldet.

»Na gut, dann wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben«, meinte ich. »Wir gehen in Jims Wohnung und suchen dort nach Hinweisen.«