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Ein schreckliches Geheimnis liegt über Cothlon Mansion, eine böse Macht lastet auf den Bewohnern dieses düsteren, unheimlichen Hauses. Jessica Bannister spürt es schon, als sie das Gemäuer zum ersten Mal betritt. Doch was ist es, was die Bewohner so sehr bedrückt und ein glückliches Leben für sie unmöglich macht?
Am meisten leidet darunter die junge Gillian, dieses liebenswerte kleine Mädchen, das Jessica so sehr vertraut und ihr auch sofort ans Herz wächst. Nie würde Jessica es zulassen, dass der Kleinen etwas geschieht, das schwört sie sich.
Gillians Mutter, Florence McNeill, ist vor einiger Zeit ums Leben gekommen. Bei einem Unfall, so sagt man Jessica, doch daran zweifelt die junge Journalistin mehr und mehr. Im Kaminzimmer des alten Hauses hängt ein großes Gemälde, das Florence zeigt. Noch kann Jessica nicht ahnen, dass die Frau auf diesem Bild bald zum Leben erwachen wird, um zur Geisterstunde grausame Rache zu nehmen. Und das Objekt ihrer Rache ist - Gillian!
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Die Hauptpersonen
Das Bild der grausamen Florence
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: DarkBird; caesart / shutterstock
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-6003-5
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Die Hauptpersonen:
Jessica Bannister
Sie ist Reporterin beim London City Observer und auf mysteriöse Fälle spezialisiert. Sie hat übersinnliche Fähigkeiten, kann in Visionen und Träumen in die Vergangenheit reisen und die Zukunft voraussehen. So sah sie als Zwölfjährige auch den Tod ihrer Eltern voraus. Sie wuchs danach bei ihrer Großtante Beverly Gormic auf, bei der sie noch heute lebt.
Jim Brodie
Er ist Fotograf beim London City Observer. Als Jessica ihren Job bei der Zeitung antritt, steht er ihr sogleich mit Rat und Tat zur Seite, und es entwickelt sich schon bald eine enge Freundschaft zwischen den beiden. Wenn Jessica an einem Auftrag arbeitet, ist er fast immer als Fotograf an ihrer Seite.
Beverley Gormic
»Tante Bell« ist Jessicas Großtante. Nach dem Tod von Jessicas Eltern hat sie ihre Nichte bei sich aufgenommen und großgezogen. Jessica hat auch heute noch ein sehr enges Verhältnis zu ihrer Ziehmutter. Beverly weiß über Jessicas übersinnliche Fähigkeiten Bescheid, sie selbst befasst sich intensiv mit Spiritismus und Okkultismus.
Martin T. Stone
Der Chefredakteur des London City Observer
Das Bild der grausamen Florence
von Janet Farell
Müde trat John Polman ans Fenster, um die Vorhänge vorzuziehen. Unten im Flur schlug die alte Standuhr zum zwölften Mal, dann kehrte wieder Stille ein.
Mitternacht.
Wie jeden Abend hatte der alte Butler seinen Rundgang gemacht. Die Bewohner von Cothlon Mansion schliefen, und nun sah Polman nach draußen. Es war eine laue, sternenklare Nacht. Wie eine Scheibe hing der Mond über dem schwarzen Wald jenseits des Sees.
Plötzlich stutzte der Butler. Hatte sich dort bei den zwei Gräbern unter der alten Eiche nicht gerade etwas bewegt? Polman blinzelte. Er war kurzsichtig. Rasch ging er zum Schrank, um seine Brille zu holen.
Da schälte sich ein Schemen aus dem Schatten der Eiche. Als der Butler wieder ans Fenster trat, war die nebelhafte Gestalt längst zum Haus hinübergeschwebt und eingedrungen.
Das Grauen nistete sich in Cothlon Mansion ein …
»Also, wenn du mich fragst, haben wir uns verfahren«, stellte ich fest. »Das ist doch niemals der richtige Weg.«
Meine Laune war nicht gerade die beste.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Jim und spielte den Unwissenden. »Ich habe alles im Griff, Jessi. Du musst nur positiv denken.«
Ich seufzte gequält.
»Tu ich ja, lieber Kollege! Aber meine Wirbelsäule sieht das bei diesem Geholpere völlig anders. Wo willst du eigentlich hin?«
»Nach London. Wohin denn sonst?«
»Hast du denn nicht eben das Schild gesehen? Und ist dir schon mal aufgefallen, dass wir nicht nach Süden Richtung Blackburn, sondern nach Westen fahren?«
Jim Brodie zeigte sich wie immer unbeirrt. Was hätte ich auch anderes erwarten können?
Seit wir beide zusammen für den London City Observer, einer großen englischen Boulevard-Zeitung, arbeiteten, fragte ich mich, wann Jim endlich erwachsen werden würde.
Wer ihn näher kannte, konnte schwer glauben, dass dieser blonde, schlaksige, meist in schmuddeligen Jeans herumlaufende Bursche schon Mitte zwanzig war. Eigentlich war Jim ein großer Junge geblieben, er hatte immer einen kessen Spruch auf den Lippen und war zu allen Schandtaten bereit.
Aber er war ein wahnsinnig guter Fotograf, der seinen Job verstand und alles andere, als ein Angsthase war.
Das hatte er schon oft unter Beweis gestellt, denn wir hatten schon so manches haarsträubende Abenteuer gemeinsam bestanden.
Ich betrachtete mir die Umgebung.
Mal fuhren wir an grünen Wiesen und Weiden vorbei, dann wieder durch dichte Waldgebiete.
Einsamkeit pur. Kein Haus war auszumachen, geschweige denn ein noch so kleines Dorf.
»Na, das mit deiner Portion Chicks und Chips bei Alfredo kannst du dir abschminken«, stichelte ich. Eigentlich hatten wir beschlossen, am frühen Abend in London zu sein.
»Ach was«, meinte Jim lässig. »Vielleicht ist das eine Abkürzung.«
»Wohin? Nach Blackpool?«, fragte ich. »Dann können wir heute Abend Fisch essen. Was hältst du von gekochtem Kabeljau in Sahnesoße? Wenn wir diesen Weg weiterfahren, landeten wir nämlich an der Küste.«
»Haha«, antwortete Jim.
Ich nahm die zerfledderte Straßenkarte zur Hand, die ich im Handschuhfach gefunden hatte, um mich zu orientieren.
Das Stück Papier schien sich im Laufe der letzten Jahre Jims altem Ford angepasst zu haben. Nur, dass Papier keinen Rost ansetzen kann.
Sekunden später blickte ich auf – und schrie laut: »Vorsicht!«
Da aber war es auch fast schon geschehen.
Schafe.
Hinter der Kurve überquerte die kleine Herde gerade die Straße, als der rostige Ford um die Ecke bog.
Jim stieß einen Fluch aus, trat auf die Bremse.
Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen und eine kleine Ewigkeit zu dauern, aber es vergingen nicht mal fünf Sekunden.
Ein heftiger Ruck riss mich nach vorn, als die Räder blockierten, und obwohl sich der Sicherheitsgurt sofort straffte, schlug ich um ein Haar mit der Stirn gegen die Windschutzscheibe.
Der Ford bäumte sich auf, die Reifen quietschten protestierend, doch das Hindernis, eine Handvoll Schafe, kam rasend schnell näher.
Ein Zusammenstoß schien unvermeidbar.
Jim aber zeigte, dass er mehr konnte, als dumme Sprüche klopfen und fotografieren.
Blitzschnell ging er von der Bremse, fing den aus der Spur rutschenden Wagen ab und riss im letzten Moment das Lenkrad herum.
Ich wurde zur Seite gerissen, und diesmal kam ich nicht so glimpflich davon.
Ein harter Schlag traf meinen Kopf an der Seite und jagte mir einen heißen Schmerz durch den Schädel.
Ehe ich begriff, was geschehen war, kippte der Ford zur Seite weg und drohte sich zu überschlagen.
Mehr bekam ich nicht mehr mit.
Ich vernahm nur noch das erschrockene Blöken der Schafe, dann wurde mir schwarz vor Augen.
***
»Hallo, Jessi.«
Die sanfte, aber fordernde Stimme riss mich aus der Dunkelheit, die mich umgab. Irgendwie ärgerte sie mich, und ich war geneigt, die Augen nicht zu öffnen.
Ein pochender Schmerz wütete in meinem Kopf, und wieder war da die sanfte, aber drängende Stimme.
Ich blinzelte, öffnete die Augen dann ganz.
»Na endlich«, seufzte Jim. Mit einem Taschentuch tupfte er gegen meine Schläfe.
Ich erkannte, dass er besorgt war. Was war passiert?
Da sah ich das Blut, das an seinem Taschentuch klebte.
»Es ist nicht schlimm«, meinte mein Partner beruhigend. »Nur eine kleine Platzwunde. Sie blutet schon nicht mehr so stark. Bleib ganz ruhig liegen.«
Erst allmählich begriff ich, wo ich überhaupt war.
Ich lag auf der Rückbank des alten Ford, und Jim hatte mich mit einer Wolldecke zugedeckt. Sein abgewetztes Jackett hatte er mir unter den Kopf gesteckt, damit ich bequemer lag.
Allerdings stimmte etwas nicht. So recht konnte ich mich meiner Lage nicht erfreuen, und da begriff ich, dass der Ford alles andere als gerade stand.
Ächzend richtete ich mich auf, musste dann gegen die aufsteigende Übelkeit ankämpfen. Ich hatte Jim das Taschentuch abgenommen und hielt es gegen die noch immer leicht blutende Wunde.
»Übernimm dich nicht, Jessi«, mahnte mein Kollege. »Bleib lieber noch etwas liegen. Du musst voll mit dem Kopf gegen die Seitenscheibe geknallt sein und hast bestimmt eine Gehirnerschütterung.«
Ich ignorierte seine Mahnung.
»Wird schon gehen. Du kennst meinen Eisenschädel nicht.«
Langsam stieg ich aus dem Fahrzeug und atmete tief durch. Bald ging es mir ein wenig besser, obwohl ich mich ganz schön wackelig auf den Beinen fühlte.
Wenig später standen wir ziemlich ratlos vor Jims Ford. Wie es aussah, hatte unsere Rückfahrt hier ihr vorläufiges Ende gefunden.
»Schade, dass es keine Geisterschafe waren, sonst hätten wir jetzt für Stone eine gute Ausrede.« Jim grinste und deutete nach Süden, wo die kleine Herde seelenruhig auf einer Wiese graste.
Seine geliebte Rostlaube lag im Straßengraben und sah vorne ziemlich lädiert aus, weil er vorher noch einen Begrenzungsstein am Fahrbahnrand gestreift hatte.
»Wenn ich mich nicht täusche, ist die Radaufhängung vorne rechts gebrochen«, erklärte er ein wenig hilflos.
Mir wurde plötzlich übel und das schmerzhafte Pochen in meinem Kopf unerträglich. Obwohl ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen, erkannte Jim sofort, dass es mir nicht besonders gut ging.
»Jessi, du bist bleich wie die Wand«, sagte er besorgt und fasste mich unter. »Mensch, warum bist auch nicht im Wagen liegen geblieben?«
»Gleich ist mir wieder besser«, keuchte ich und kämpfte gegen die Schwäche an.
Ich verlor. Die Beine sackten mir weg, und Jim konnte mich eben noch auffangen.
Behutsam trug er mich in den Wagen zurück und bettete mich auf die Rückbank.
»Da drüben am Waldrand ist ein Haus«, erklärte er. »Wir sind eben dran vorbeigefahren. Erinnerst du dich? Da gibt es bestimmt Hilfe. Es ist nicht weit. Höchstens eine Viertelmeile. Hältst du bis dahin durch? Aber nein! Ich denke, es ist besser, ich gehe alleine. In spätestens einer halben Stunde bin ich wieder da.«
Ich nickte matt. Die Übelkeit würgte mir den Hals zu, und mir wurde klar, dass der Zusammenprall mit der Scheibe nicht nur eine Platzwunde nach sich gezogen hatte.
Ich hatte in der Tat eine Gehirnerschütterung.
Jim Brodie ging, ich sah ihm einer Weile nach, bis er verschwunden war.
Die halbe Stunde wurde zur Ewigkeit. Ich versuchte alles, um mich abzulenken, aber es gelang nicht vollends. Der Auftrag, den wir hatten erledigen sollen, musste wohl als gescheitert angesehen werden.
In Shrewdam waren wir einer Geschichte um einen bösartigen Geisterhund nachgegangen, der angeblich um Mitternacht einsame Wanderer und solche, die sich noch in der Dunkelheit aufhielten, anfiel und zerriss. Das Ganze hatte sich recht bald als Blödsinn herausgestellt. Es gab keine Toten und keinen Geisterhund. Jim und ich würden unserem Chefredakteur Martin T. Stone nichts vorlegen können …
Ein fremdartiges Geräusch ließ mich plötzlich aufhorchen.
Die Stille ringsum war so perfekt, – es war hin und wieder höchstens das Blöken eines Schafes zu hören –, dass mich das Summen, das nun immer lauter wurde, aufhorchen ließ.
Ich richtete mich vorsichtig auf – und wurde sofort dafür bestraft. Mir wurde wieder schlecht, und mein Magen rebellierte.
Eine Limousine fuhr heran und hielt wenige Yards vor Jims Ford an.
Zuerst stieg mein Kollege aus, dann zwei Männer.
Erleichtert versuchte ich, mich zu entspannen.
Jims Begleiter stellten sich als Maurice McNeill und Tony Polman vor, die sich sofort daranmachten, mir zu helfen.
Obwohl es mir nicht besonders gut ging, war ich froh, dass Mr. McNeill sanft auf mich einredete, denn es beruhigte mich irgendwie.
»Wir bringen Sie jetzt erst mal nach Cothlon Mansion«, erklärte er lächelnd. »Nur ganz ruhig. Alles wird gut.«
Er bat mich, mir Zeit zu nehmen und nichts zu überstürzen.
Ich schätzte den gut aussehenden Mann mit dem kurz gestutzten Bart und dem hellbraunen Haar Anfang vierzig, vielleicht ein wenig älter, während der andere sein Sohn hätte sein können, aber ich glaubte nicht, dass das der Fall war.
Beide hatten nichts gemeinsam, nicht mal, was die Kleidung betraf.
McNeill war sehr elegant gekleidet, während Tony Polman wohl Konfektionsware bevorzugte oder sich diese vielleicht auch nur leisten konnte.
Nur eine Viertelstunde später erreichten wir Cothlon Mansion, aber ehrlich gesagt bekam ich nicht mal richtig mit, wie das Anwesen überhaupt aussah.
Man kümmerte sich sehr fürsorglich um mich. Aber auch das nahm ich kaum wahr.
Eine junge Frau mit blondem Haar und einem freundlichen, hübschen Gesicht brachte mich auf ein Zimmer und half mir, mich auszuziehen. Wenig später lag ich in einem weichen Bett.
»Darf ich Ihren Namen wissen?«, fragte ich, während sie meine Wunde versorgte.
Im gleichen Augenblick wurde mir wieder schwindelig. Alles begann sich zu drehen und zu verzerren.
Ich hörte nur noch, dass sich die Frau als Jane vorstellte, dann wurde es wieder dunkel um mich herum. Die Schwäche aber dauerte nicht lange.
Als ich wieder zu mir kam, ergriff mich eine seltsame Unruhe, die nichts mit dem Unfallschock und seinen Folgen zu tun haben konnte.
Es war etwas unangenehm Kaltes, das wie tastende Finger über meine Haut krabbelte, als wolle es ergründen, wer oder was ich war.
War es vielleicht der hagere Mann, der plötzlich vor mir vor dem Bett stand und mir sanft gegen die Schläfe drückte? Nein, etwas Negatives ging nicht von ihm aus.
Trotz meines Zustands ahnte ich, dass in dieser Umgebung etwas nicht stimmte.
Als ich zwölf Jahre alt war, zeigten sich meine übernatürlichen Fähigkeiten das erste Mal. Damals hatte ich den Tod meiner Eltern im Traum vorausgesehen.
Es hatte lange gedauert, bis mir bewusst wurde, dass meine Visionen ungewöhnlicher Natur waren.
Seit dem Tod von Vater und Mutter lebte ich im Hause meiner Großtante Beverly Gormic, die ich kurz Tante Bell nannte. Sie hatte mich wie eine eigene Tochter aufgezogen. Auch heute lebte ich noch im obersten Stock ihrer Villa in Hampstead und fühlte mich wohl dort.
Aber so wäre es jedem ergangen, denn Tante Bell war eine Seele von Mensch. Man musste nur Tante Bells Hobby akzeptieren, dann kam man hervorragend mit ihr aus.
Sie interessierte sich nämlich für alles Übersinnliche, und sie war es gewesen, die sehr rasch begriffen hatte, dass es mit meinen Tagträumen, Visionen und Albdrücken eine besondere Bewandtnis hatte, längst bevor ich es selbst hatte wahrhaben wollen.
Schließlich aber hatte ich meine Para-Begabung akzeptieren müssen, denn ich hatte erfahren, dass ich sie offenbar von meiner Mutter geerbt hatte …
Ein seltsames Geräusch schreckte mich nun auf. Ich öffnete die Augen, doch Jane war nicht mehr da.
Jane! Wer war Jane?
Ach ja, die Frau, die mich in dieses Zimmer und in dieses Bett gebracht hatte.
Wo war ich nur?
Hieß dieses Haus nicht Cothlon Mansion oder so ähnlich?
Und da war ja auch Jim. Aber wer war der Mann mit dem hageren Gesicht neben ihm?
Hatte ich geschlafen? War alles nur ein Traum gewesen, aus dem ich gerade erwacht war? Oder schlief ich noch?
»Das ist Dr. Bridges, Jessi«, hörte ich Jim sagen. Der Klang seiner Stimme beruhigte mich ein wenig. Wenn Jim in meiner Nähe war, konnte mir nichts passieren. Auf ihn war hundertprozentig Verlass.
Ich spürte einen leichten Stich in der Armbeuge. Gab mir wohl eine Spritze.
»Sie werden jetzt schlafen, Miss Bannister«, vernahm ich eine sonore, sehr gütig klingende Stimme. Sie gehörte dem Arzt. Er lächelte mich ermutigend an. »Danach geht es Ihnen besser.«
»Papi, ist die Tante so krank, wie es Mami gewesen ist?«
Was war das für eine helle Stimme?
Wieso fiel es mir so schwer, mich aufzurichten und umzuschauen?
Ja, diese Stimme musste einem Kind gehören, das in diesem Zimmer war. Irgendwo, aber ich konnte es nicht sehen.