Jessica Bannister - Folge 036 - Janet Farell - E-Book

Jessica Bannister - Folge 036 E-Book

Janet Farell

0,0
0,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Hoch lodert die Flammensäule in der gewölbeartigen Halle der alten Burg. Dann sackt sie in sich zusammen, nimmt Form an, und eine menschliche Gestalt schält sich daraus hervor. Es ist eine Frau, die Jessica Bannister höhnisch und bösartig angrinst. Die Frau steht in Flammen - aber sie verbrennt dabei nicht. Das Feuer züngelt ihren weiten Umhang empor, eine Flammenkrone liegt um ihr Haupt.

Sie ist die Feuer-Hexe, die diese alte Burg beherrscht, deren Geheimnis Jessica zu ergründen hat. Ein Geheimnis, das grauenvoll und erschreckend ist. Wird Jessica auf der Flammenburg ihr Ende finden?

Langsam tritt Lucretia, die Feuer-Hexe, auf die junge Reporterin zu ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2017

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Die Hauptpersonen

Das Geheimnis der Flammenburg

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Victoria Andreas; Iafoto / shutterstock

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5472-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Die Hauptpersonen:

Jessica Bannister

Sie ist Reporterin beim London City Observer und auf mysteriöse Fälle spezialisiert. Sie hat übersinnliche Fähigkeiten, kann in Visionen und Träumen in die Vergangenheit reisen und die Zukunft voraussehen. So sah sie als Zwölfjährige auch den Tod ihrer Eltern voraus. Sie wuchs danach bei ihrer Großtante Beverly Gormic auf, bei der sie noch heute lebt.

Jim Brodie

Er ist Fotograf beim London City Observer. Als Jessica ihren Job bei der Zeitung antritt, steht er ihr sogleich mit Rat und Tat zur Seite, und es entwickelt sich schon bald eine enge Freundschaft zwischen den beiden. Wenn Jessica an einem Auftrag arbeitet, ist er fast immer als Fotograf an ihrer Seite.

Beverley Gormic

»Tante Bell« ist Jessicas Großtante. Nach dem Tod von Jessicas Eltern hat sie ihre Nichte bei sich aufgenommen und großgezogen. Jessica hat auch heute noch ein sehr enges Verhältnis zu ihrer Ziehmutter. Beverly weiß über Jessicas übersinnliche Fähigkeiten Bescheid, sie selbst befasst sich intensiv mit Spiritismus und Okkultismus.

Martin T. Stone

Der Chefredakteur des London City Observer

Das Geheimnis der Flammenburg

von Janet Farell

Entsetzt starrte die junge Frau auf die Kerzen in dem fünfarmigen Leuchter, der vor ihr auf dem Tisch stand.

»Das kann einfach nicht wahr sein«, murmelte sie fassungslos.

Die Kerzenflammen loderten immer höher. Mit jeder Sekunde wuchsen sie – bis sie sich schließlich zu einer einzigen gewaltigen Feuersäule vereinigten. Bald reichte die Flamme bis unter die Zimmerdecke, doch Melanie spürte keine Hitze. Wie gelähmt saß sie noch immer auf dem kleinen Sofa und konnte die Augen nicht von dem Schauspiel abwenden, das sich ihr bot.

Das Feuer strahlte mittlerweile in einem intensiven Blau. Langsam begann die Gestalt einer Frau in der Flamme sichtbar zu werden. Sie fixierte Melanie aus unbarmherzigen Augen.

Erschrocken sprang Melanie auf.

»Lass mich in Ruhe!«, schrie sie angsterfüllt. »Du weiß, dass ich nichts mehr mit euch zu tun haben will!«

Die Lippen der Frau in der Flamme verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln …

»Du kennst die Regeln, Melanie«, zischte die Frau in Flammen scharf. »Ich bin die Einzige, die entscheidet, wer uns verlässt und wer zu uns gehört. Und ich habe beschlossen, dich zu mir zu holen.«

»Oh mein Gott«, wimmerte Melanie. Panik stieg in ihr auf und ließ ihr Herz rasen.

Verzweifelt sah sie sich um.

Die Tür auf den Korridor des Mietshauses war die einzige Fluchtmöglichkeit, die sich ihr bot. Aber die Tür hatte Melanie, wie jeden Abend, sorgfältig abgeschlossen und auch den zusätzlichen Sicherheitsriegel vorgeschoben.

Die Frau in den Flammen schien ihre Gedanken erraten zu haben.

»Es hat keinen Sinn, sich dagegen zu wehren, Melanie«, flüsterte sie. »Du hast keine Chance, mir zu entkommen.«

Das Feuer verließ seinen Platz über dem Kerzenleuchter und kam langsam auf Melanie zu gekrochen.

Melanie schrie auf.

Sie presste den Rücken fest gegen die Wand, als die Flammen wie eine zähe Flüssigkeit immer näherkamen.

Endlich gelang es ihr, sich aus ihrer Erstarrung zu lösen. Vor Entsetzen dem Wahnsinn nahe, stürzte sie durch das Zimmer in Richtung der Tür, die sie bald erreichte, doch obwohl sie verzweifelt an der Klinke rüttelte, ließ sich die Tür nicht öffnen.

Melanie wandte sich um.

Nur noch wenige Meter war die blaue Flammenglut von ihr entfernt.

Melanie griff nach dem Schlüsselbund, der an einem Haken neben dem Türrahmen hing. Mit zitternden Fingern gelang es ihr erst beim dritten Versuch, den passenden Schlüssel in das Schloss zu schieben.

Sie seufzte erleichtert auf, als der Riegel mit einem Klacken zurücksprang.

Doch es war zu spät.

Das Feuer hatte sie schon erreicht. Flammenarme schossen hervor und hüllten Melanie ein.

»Bitte nicht! Nein!«, schrie Melanie, als die Welt um sie herum in gleißendem Blau versank.

Nach wenigen Sekunden war ihr Körper vollständig verschwunden.

Die Flammen zogen sich zum Kerzenständer zurück. Einen Augenblick später waren sie nicht mehr als fünf tanzende Lichtpunkte auf den Dochten. Dann erloschen auch diese.

Dunkelheit breitete sich in der Wohnung aus. Der Geruch von Feuer lag noch schwer in der Luft …

***

»Ich werde sofort bei Ihnen sein, Mister Stone.«

Ich legte den Telefonhörer zurück auf den Apparat und atmete tief ein. Die Stimme des Chefredakteurs hatte wieder einmal diesen Ton gehabt, der keinerlei Widerspruch zuließ.

Ich erhob mich von meinem Arbeitsplatz im Großraumbüro des London City Observer, machte mich auf den Weg in das Büro von Martin T. Stone.

In den Redaktionsräumen der großen Londoner Boulevard-Zeitung herrschte wie immer ein reges Treiben. Meine Kolleginnen und Kollegen diskutierten aufgeregt miteinander oder brüteten an ihren Schreibtischen über ihren Reportagen. Überall klingelten Telefone.

Ich musste lächeln. Obwohl die Arbeit für die Zeitung immer wieder neuen Stress und Aufregung bedeutete, wusste ich, dass ich niemals einen anderen Beruf ergreifen würde. Ich war einfach geboren für das Leben als Journalistin. Sogar in den wenigen freien Tagen, die ich hatte, begann ich meinen Job schon zu vermissen.

Eine Stimme neben mir riss mich aus meinen Gedanken.

»Na, bist du auch auf dem Weg ins Allerheiligste?«

Jim Brodie grinste mich gut gelaunt an. Sein blondes Haar wirkte wie immer ungekämmt und zerzaust, seine blauen Augen funkelten unternehmungslustig.

»Ja, Mister Stone hat mich zu sich bestellt«, antwortete ich. »Es hat mal wieder außerordentlich dringend geklungen.«

»So klingt es doch jedes Mal.« Der junge, flapsige Fotograf zuckte mit den Schultern. »Wenn der Chef sich für ein Thema interessiert, herrscht immer Alarmstufe eins – selbst wenn es sich dabei um die Gänseblümchenblüte im Hyde-Park handelt.«

»Da hast du recht.« Ich musste über seine Bemerkung lachen. »Hat er dich auch zu sich zitiert?«

»Du weißt, wenn ein talentierter Pressefotograf gebraucht wird, fällt die Wahl meistens auf den König von ihnen: Jim Brodie.« Jim deutete eine Verbeugung an.

»Dann stopfen Sie sich aber lieber Ihr Hemd ordentlich in die Hose, Majestät«, erwiderte ich mit einem Grinsen. »Sonst beginnt Ihre Audienz beim Chefredakteur gleich mit einer Standpauke.«

»Bloß das nicht.« Jim begann an seiner Kleidung herumzuzupfen. »Ich kann sein ständiges Gemäkel an meinem Outfit schon nicht mehr hören.«

»Du musst zugeben, dass du wirklich nicht unbedingt herumläufst, als wärst du gerade einem Modejournal entsprungen.«

»Es ist einfach praktischer so«, erklärte Jim. »Was habt ihr nur alle gegen Jeans und T-Shirt?«

»Gar nichts«, antwortete ich. Mir war klar, dass der Versuch, mit Jim über seine Kleidung zu diskutieren, schon im Voraus zum Scheitern verurteilt war. »Lass uns lieber endlich zu Mister Stone gehen. Du kennst seine Laune, wenn man ihn warten lässt.«

»Allerdings.« Jim nickte heftig. »Rumpelstilzchen ist dann gegen ihn der reinste Gentleman …«

Wir beschleunigten unsere Schritte und standen kurze Zeit später vor der Tür von Stones Büro.

Seine neue Sekretärin – die Zweite in diesem Monat – ließ uns einfach durchgehen.

»Herein!«, hörte ich Stone knurren, als ich gerade anklopfen wollte.

Jim und ich traten ein.

Martin T. Stone war hinter den Bergen von Papier und Unterlagen, die sich auf seinem Schreibtisch türmten, kaum zu entdecken. Er beachtete uns lediglich mit einem kurzen Seitenblick.

»Na endlich«, knurrte er. »Setzen Sie sich.«

Wir nahmen auf den beiden Stühlen Platz, die dem riesigen Schreibtisch gegenüberstanden. Schweigend warteten wir darauf, dass der Chefredakteur uns den Grund für seine Aufregung mitteilte.

Martin T. Stone studierte noch immer ein Manuskript, das er in Händen hielt.

»Das kann doch nicht wirklich ernst gemeint sein«, murmelte er schließlich. Er schüttelte den Kopf. »Wo hat dieser Kerl nur das Schreiben gelernt?«

Er warf das Manuskript in den überquellenden Papierkorb, der neben dem Schreibtisch stand.

Ich wechselte mit Jim einen besorgten Blick. Martin T. Stone schien heute einen seiner besonders schlechten Tage zu haben.

Der Chefredakteur drückte auf den roten Knopf an seiner Sprechanlage.

»Ich will in den nächsten zehn Minuten auf keinen Fall gestört werden«, bellte er. »Verstanden?«

Ohne eine Antwort seiner geplagten Sekretärin abzuwarten, wandte er sich dann Jim und mir zu.

»Sagt Ihnen der Name Die Hüter der blauen Flamme etwas?«, fragte er unvermittelt.

»Noch nie davon gehört«, antwortete Jim belustigt. »Das klingt ein bisschen wie der Name für eine alternative Heizungsfirma.«

»Für Ihre albernen Späßchen ist die Sache leider viel zu ernst«, ermahnte ihn Martin T. Stone. »Haben Sie schon mal was davon gehört, Jessica?«

»Die Hüter der blauen Flamme«, überlegte ich. »Sind das nicht die, die Flugblätter in der Innenstadt verteilen?«

»Genau.« Der Chefredakteur lächelte zufrieden. »Es scheint sich bei ihnen um eine Art von Sekte zu handeln. Sehen Sie selbst.« Er reichte uns einen blauen Zettel über den Schreibtisch.

Am oberen Papierrand befand sich eine kleine Zeichnung. Sie zeigte ein loderndes Feuer auf einem Felsen. Offenbar handelte es sich hierbei um das Erkennungszeichen der Hüter. Darunter war nur ein kurzer Text gedruckt: IN EINER WELT VOLLER FINSTERNIS SIND WIR DIE EINZIGEN, DIE DEN WEG INS EWIGE LICHT KENNEN. DIE HÜTER DER BLAUEN FLAMME.

»Nicht gerade besonders aufschlussreich«, sagte ich, als ich dem Chefredakteur das Flugblatt zurückgab. »Man kann nicht erkennen, auf was die Hüter eigentlich hinauswollen.«

»Trotzdem können sie sich in der letzten Zeit wohl nicht über ein mangelndes Interesse an ihrem Verein beschweren«, erklärte Martin T. Stone. »Es soll sogar Leute geben, die für die Hüter alles aufgegeben und sämtliche Brücken hinter sich abgebrochen haben.«

»Ist das Ihr Ernst?«, fragte Jim erstaunt. »Wer fällt denn heute noch auf so ein weihevolles Geschwafel herein? Welt voller Finsternis … ewiges Licht … phhh!« Er schnaubte verächtlich.

»Offensichtlich mehr Personen, als Sie es sich vorstellen können«, antwortete Martin T. Stone. »Wir leben nun mal in einer Welt, in der viele Menschen vereinsamen und den Sinn ihres Lebens nicht mehr sehen. Da gibt es so manchen, der sich sein Seelenheil an recht merkwürdigen Orten sucht.«

»Ist denn über Die Hüter der blauen Flamme überhaupt schon etwas bekannt?«, erkundigte ich mich.

»Noch nicht viel.« Der Chefredakteur schüttelte den Kopf. »Deshalb dachte ich, dass es sich dabei um ein interessantes Thema für einen großen Artikel im Observer handeln würde …«

»… und diesen Artikel sollen wir Ihnen liefern«, ergänzte Jim.

»Sie haben es erraten. Wenn es uns gelingen würde, sozusagen aus vorderster Front zu berichten, wäre das eine kleine Sensation.«

»Warum wir?«, wollte ich wissen.

»Weil Sie beide schon sehr oft gegen solche Sekten ermittelten und schon so manchen Scharlatan entlarvt haben. Geben Sie’s zu, Jessica, das ist doch eines Ihrer Spezialgebiete.«

»Wenn man es so sehen will.«

»Ich will.«

»Und wie sollen wir diesmal vorgehen?«, wollte Jim wissen.

»Das Beste wäre, wir lassen uns als neue Mitglieder anwerben«, schlug ich vor. »Vielleicht können wir dann direkt aus dem Sektenzentrum berichten. Falls es so etwas gibt …«

»Jessica, Sie sind eine Journalistin nach meinem Geschmack.« Martin T. Stone konnte sich ein anerkennendes Grinsen nicht verkneifen. »Genauso sah auch der Plan aus, den ich mir insgeheim schon zurechtgelegt hatte.«

»Als Undercover-Agent direkt in die Höhle des Löwen …« Jim kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. »Das könnte ganz schön brenzlig werden.«

»Wo ist denn dein Sinn fürs Abenteuer geblieben?«, fragte ich ihn herausfordernd. »Oder möchte der König der Pressefotografen seine nächsten Aufnahmen lieber auf einer Pudelausstellung schießen?«

»Der Punkt geht an dich.« Jim hob die Schultern. »Chef – Sie können bei der Sache mit mir rechnen. Ich bin bei der Aktion dabei.«

»Wunderbar.« Zufrieden lehnte sich Martin T. Stone in seinem Schreibtischsessel zurück. »Nur damit wir uns richtig verstehen: Ich erwarte von Ihnen beiden eine lückenlose Reportage mit sorgfältiger Recherche. Wir dürfen es nicht riskieren, dass wir nach dem Erscheinen des Artikels von den Anwälten der Sekte auseinandergenommen werden.«

»Sie können sich auf uns verlassen, Mister Stone«, versicherte ich ihm. »Gibt es schon einen Termin, wann die Reportage Ihnen vorliegen soll?«

»Am liebsten vorgestern«, antwortete der Chefredakteur. »Aber lassen Sie sich trotzdem ein bisschen Zeit. In so einem heiklen Fall soll es mir auf ein paar Tage mehr oder weniger nicht ankommen.«

»Dann werden wir uns am besten gleich an die Arbeit machen.« Jim klatschte in die Hände und stand von seinem Stuhl auf.

»Als Erstes müssen wir versuchen, möglichst unauffällig mit den Hütern in Kontakt zu treten.« Nachdenklich erhob auch ich mich von meinem Platz. »Können Sie mir sagen, wo die Flugblätter zuletzt verteilt wurden?«

»In der Nähe der King’s Road«, antwortete Martin T. Stone. »Meistens sind die Leute wohl dort anzutreffen, wo viel Trubel auf der Straße herrscht.«

»Dann werden wir dort mit unseren Nachforschungen beginnen«, erklärte Jim. »Ich werde auf jeden Fall meine Miniaturkamera mitnehmen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Hüter nicht gerade begeistert sind, wenn man sie fotografiert.«

»Das ist keine schlechte Idee«, bestätigte der Chefredakteur. »Außerdem hätte ich Ihnen noch einen weiteren Vorschlag zu machen, Mister Brodie.«

»Nur heraus damit, Chef. Ich bin ganz Ohr.«

»Wie wär’s, wenn Sie zur Abwechslung mal ein gebügeltes Hemd anziehen würden? Ein bisschen Seriosität hat noch keinem etwas geschadet.«

»Wenn Sie darauf bestehen, lasse ich mir sogar Bügelfalten in meine Socken machen«, antwortete Jim schnippisch. »Ich glaube allerdings nicht, dass die Qualität meiner Fotos jemals unter meinen zerknitterten Hemden gelitten hat … Ansonsten wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.«

Ohne Stone noch eines weiteren Blickes zu würdigen, verschwand Jim aus dem Büro.

Ich hatte die kleine Szene belustigt verfolgt.

»Sie scheinen ihn an einem wunden Punkt getroffen zu haben«, meinte ich zu unserem Chef.

»Ach, der regt sich auch wieder ab.« Martin T. Stone machte eine abwehrende Handbewegung. »Wenn ich ihn beleidigt habe, dann tut mir das leid. Ich wollte ihn bestimmt nicht verletzten. Aber der Aufzug, in dem er hier erscheint, ist manchmal wirklich erbarmungswürdig.«

»Ja. Jim macht sich wirklich nicht viel aus eleganter Kleidung«, sagte ich. »Aber in einer Sache hat er recht. Er ist wirklich ein guter Fotograf.«

»Er ist nicht gut«, antwortete der Chefredakteur mit ernster Miene. »Er ist schlicht und einfach der Beste …«

***

»Ich habe bisher noch nichts entdecken können.« Jim sah sich ungeduldig unter den unzähligen Passanten um. »Bist du dir sicher, dass wir hier irgendwo auf einen dieser Hüter treffen werden?«

»Das kann ich dir leider nicht mit hundertprozentiger Sicherheit versprechen«, antwortete ich. »Aber ich denke, dass die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch ist, hier in dem Gewimmel einen der Flugblattverteiler zu finden.«

»Hoffentlich hast du recht«, entgegnete Jim. »Es wäre nicht gerade eine journalistische Glanzleistung, wenn wir schon zu Beginn unserer Nachforschungen nicht weiterkommen würden.«

»Etwas mehr Optimismus bitte, Mister Brodie.« Ich stieß ihm mit dem Ellenbogen aufmunternd in die Seite. »Wir müssen eben die Augen offen halten. Oder sollen wir uns vielleicht mitten auf die Kreuzung stellen und rufen: ›Kommt bitte alle hierher zu uns, Hüter der blauen Flamme. Wir wollen nämlich einen Enthüllungsbericht über euch veröffentlichen!‹?«

»Das wäre immerhin eine Möglichkeit.« Jim grinste mich entwaffnend an. »Auch wenn ich sie als nicht besonders geeignet ansehe, das Vertrauen der Sektenmitglieder zu gewinnen.«