Jessica Bannister - Folge 012 - Janet Farell - E-Book

Jessica Bannister - Folge 012 E-Book

Janet Farell

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Beschreibung

Eine einsam gelegene Burgruine. Hier laufen die Dreharbeiten für eine romantische Fernsehserie. Doch die Hauptdarstellerin Gracie Lewis, der neue Liebling der britischen TV-Zuschauer, fühlt sich bedroht. In ihren Träumen erscheint immer wieder ein grün leuchtendes Gespenst, lockt sie hinaus auf den Burghof.

Und als dann auch noch die Dreharbeiten sabotiert werden und es um ein Haar einen Toten gibt, ist Gracie sicher, dass ein Wesen aus dem Geisterreich sie verfolgt. Sie ruft ihre Freundin Jessica Bannister, die junge Journalistin vom London City Observer, zu Hilfe.

Gemeinsam kommen die beiden Frauen hinter ein schreckliches Geheimnis ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Hauptpersonen

Im Bann des grünen Phantoms

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Yuganov Konstantin Hintergrund: shutterstock / Fer Gregory

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-3788-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Die Hauptpersonen:

Jessica Bannister

Sie ist Reporterin beim London City Observer und auf mysteriöse Fälle spezialisiert. Sie hat übersinnliche Fähigkeiten, kann in Visionen und Träumen in die Vergangenheit reisen und die Zukunft voraussehen. So sah sie als Zwölfjährige auch den Tod ihrer Eltern voraus. Sie wuchs danach bei ihrer Großtante Beverly Gormic auf, bei der sie noch heute lebt.

Jim Brodie

Er ist Fotograf beim London City Observer. Als Jessica ihren Job bei der Zeitung antritt, steht er ihr sogleich mit Rat und Tat zur Seite, und es entwickelt sich schon bald eine enge Freundschaft zwischen den beiden. Wenn Jessica an einem Auftrag arbeitet, ist er fast immer als Fotograf an ihrer Seite.

Beverley Gormic

»Tante Bell« ist Jessicas Großtante. Nach dem Tod von Jessicas Eltern hat sie ihre Nichte bei sich aufgenommen und großgezogen. Jessica hat auch heute noch ein sehr enges Verhältnis zu ihrer Ziehmutter. Beverly weiß über Jessicas übersinnliche Fähigkeiten Bescheid, sie selbst befasst sich intensiv mit Spiritismus und Okkultismus.

Martin T. Stone

Der Chefredakteur des London City Observer

Im Bann des grünen Phantoms

von Janet Farell

Unruhig warf sich die junge Frau im Bett hin und her. Sie wurde von schrecklichen Albträumen geplagt. Sie lag auf einer einfachen Pritsche, einem Feldbett, das in dem Raum aufgestellt war.

Sonst befanden sich keine Möbel in dem Zimmer mit den dunklen, kalten Steinwänden. Es lag in einer alten verlassenen Burg, und der blasse Schein des Vollmonds fiel durch ein schmales Fenster herein, leichter Wind war aufgekommen, doch er konnte die Hitze des vergangenen Tages kaum vertreiben …

Die Frau mit dem schulterlangen blonden Haar trug nur ein kurzes, durchscheinendes Nachthemd, und sie hatte die Decke von sich geschleudert.

Sie keuchte nun laut auf, der Albtraum, den sie eben durchlebte, war zu schlimm geworden, und sie erwachte vollständig, schlug jetzt die Augen auf …

… und sah sich einem neuerlichen, aber realen Albtraum gegenüber!

Vor ihrem Bett stand eine grünlich leuchtende Gestalt, ein Gespenst, ein Geist, das wurde der jungen Frau sofort klar, denn die Gestalt stand nicht wirklich vor ihr, sondern sie schwebte.

Es sah aus, als hätte sich der Geist ein grün leuchtendes Laken übergeworfen, in dem nur Schlitze für Augen und Mund freigelassen waren, aber das hier war kein Scherz, den sich jemand mit Gracie Lewis erlaubte, diese Gestalt war tatsächlich ein Wesen aus der Schattenwelt, das spürte Gracie ganz deutlich.

Und sofort legte sich auch eine Art Bann über sie, sie fühlte sich wie hypnotisiert.

Nein, bitte, dachte sie flehend. Nein, das kann … das darf nicht wahr sein. Bitte geh! Ich kenne dich nicht, ich habe dir nichts getan. Ich habe Angst vor dir. Bitte geh!

Sie hatte wirklich große Angst, nackte Panik überschwemmte sie, aber sie konnte nicht schreien, obwohl sie es wollte, sie konnte keinen Laut ausstoßen, so sehr sie sich auch bemühte.

Ihr Herz trommelte ihr bis zum Hals, aber äußerlich blieb sie ganz ruhig, merkwürdig ruhig, denn am liebsten hätte sie sich bis in den hintersten Winkel des düsteren Zimmers der Burg verkrochen, doch sie konnte es einfach nicht.

Bitte geh doch!, wimmerte sie in Gedanken. Bitte geh! Ich fürchte mich vor dir!

Die Gestalt musterte sie eindringlich, ihr Leuchten erhellte den Raum ein wenig und auf schaurige Weise, dann schwebte die Gestalt zur Zimmertür, einer hohen Pforte aus dicken Holzbohlen. Sie winkte Gracie, ihr zu folgen, dann schwebte sie einfach durch die massive Tür hindurch!

Und Gracie schwang die Beine aus dem Bett, obwohl sie es gar nicht wollte.

Was tue ich nur?, dachte sie. Warum bleibe ich nicht im Bett liegen, jetzt, wo die schaurige Gestalt wieder verschwunden ist?

Ihre nackten Füße patschten leise auf die kalten Steinfliesen, und dann setzte sie sich in Bewegung, ging ebenfalls zur Tür, die abgeschlossen war, drehte den Schlüssel und trat hinaus auf den Korridor, wo die schaurige Gestalt auf sie wartete und ihr wieder winkte.

Nein, ich will nicht, dachte die blonde, junge Frau. Ich will zurück ins Zimmer, will dieses Gespenst nicht mehr sehen! Was tue ich hier nur?

Doch Gracie folgte dem grünen Phantom, obwohl sie sich dagegen zur Wehr zu setzen versuchte, folgte dem Gespenst, bis sie den verlassenen Burghof erreichte, der vom Vollmond mit einem silbrigen, unheimlichen Licht überstrahlt wurde.

Finster und drohend ragten die Wehrgänge mit ihren Zinnen und die vielen kleinen Nebengebäude und Türme vor Gracie auf.

Die Gestalt schwebte über den Burghof, und Gracie folgte ihr bis zu einem merkwürdigen Brunnen, der in eine Mauer eingelassen war und der von schaurigen Geschöpfen geschmückt wurde, die in die Mauer hineingemeißelt waren.

Lebten diese unheimlichen Wesen etwa? Im Licht des Mondes sah es fast so aus.

Die grün leuchtende Gestalt drehte sich jetzt zu Gracie um, deren durchsichtiges Nachthemd vom lauen Wind leicht bewegt wurde. Das Gespenst streckte die Arme nach Gracie aus, schlang sie um den Körper der jungen Frau.

Nein, ich will nicht! Lass mich los! Lass mich …

Und Gracie versank in eine düstere Ohnmacht.

***

Ich saß an meinem Arbeitsplatz im Großraumbüro des London City Observer und starrte die weißen, ein wenig vergilbten Stellwände an, die mich umgaben. Das Sonnenlicht stach durch die Ritzen der Jalousien und zeichnete ein helles Streifenmuster auf meinen Schreibtisch und auf das Arbeitsmaterial, das sich darauf befand.

Für Londoner Verhältnisse herrschte eine schier unerträgliche Temperatur. Der Sommer hatte die englische Metropole fest im Griff, und der kleine Ventilator auf meinem Schreibtisch kam kaum gegen die drückende Hitze an, die in dem Redaktionsbüro der englischen Boulevardzeitung herrschte.

Die hochsommerlichen Temperaturen machten allen zu schaffen. Sogar die sonst typische hektische Betriebsamkeit fehlte. Nur Martin T. Stone, der Chefredakteur des London City Observer, schien von der Tropenhitze nichts zu spüren. Er tat wie immer so, als würden seine Journalisten die vielen brandheißen Storys, die nur darauf warteten, geschrieben zu werden, nicht als solche erkennen.

Dabei war genau das Gegenteil der Fall.

Die ganze Stadt dämmerte in einer Art hitzebedingter Lethargie dahin. Dementsprechend viel gab es über London zu berichten.

Nämlich fast gar nichts.

Tiefer als in diesem Jahr hätte ein Sommerloch gar nicht ausfallen können.

Aus diesem Grund hatte mich Stone wohl auch damit betraut, den Sportteil des London City Observer zu übernehmen. Carl Shaefer, der eigentlich für die Sportberichte der Zeitung verantwortlich war, hatte sich krankgemeldet. Wahrscheinlich litt er an der Sommergrippe, die seit einigen Wochen in London kursierte und die aus Ermangelung anderer Storys zum Hauptthema im London City Observer geworden war.

Ich hätte also eigentlich froh sein können, endlich mal über etwas anderes schreiben zu können als über Grippeepidemien oder Sommersmog.

Doch mein erstes Interview als Sportjournalistin, das ich an diesem Vormittag geführt hatte, hatte meinem anfänglichen Enthusiasmus gleich einen Dämpfer verpasst.

Ich war keine unsportliche Frau und konnte mich durchaus für ein spannendes Sportereignis begeistern, aber ein Interview mit einem Profiboxer zu führen, das konnte die journalistischen Fähigkeiten einer Reporterin schon auf eine harte Probe stellen.

Ich erinnerte mich mit Schaudern an dieses Interview. Der Profiboxer hieß Todd Niven und wurde Der Killer genannt. Er war der Sohn eines englischen Hafenarbeiters und einer indischen Emigrantin, er hatte eine bullige Figur und schwarzes glattes Haar, das wie angeklatscht auf dem kantigen Schädel klebte.

Die Züge des Boxers waren grob geschnitten, und die schmale Nase lag darin wie ein Fremdkörper. Sie war wohl mehrfach gebrochen.

In den braunen Augen schimmerte es stumpf, und der Blick, mit dem der Berufs-Boxer mich gemustert hatte, konnte nicht gerade als intelligent bezeichnet werden.

Aber Todd Niven war der Favorit der Box-Fans, er wurde als Anwärter auf den Weltmeistertitel gehandelt. In der bevorstehenden Saison sollte er sich für die Kämpfe um die Weltmeisterschaft qualifizieren. Viele boxbegeisterte Engländer feierten ihn bereits als ihren großen Champion.

Ein Bericht über Todd the killer Niven war für den London City Observer also ein Muss, und Carl Shaefer hatte den Interviewtermin lange im Voraus geplant. Also hatte ich an diesem Vormittag das Gebäude des Boxvereins aufgesucht, für den Niven fightete, um das Gespräch zu führen.

Viel Verwertbares war jedoch nicht dabei herausgekommen …

Jetzt schaltete ich das Tonbandgerät, das vor mir auf dem Schreibtisch stand, wieder ein, in der Hoffnung, auf dem Band doch noch ein paar brauchbare Äußerungen des Boxers zu finden, die ich für meinen Artikel verwenden konnte.

»Welche Chancen rechnen Sie sich für die kommende Saison aus?«, war meine Stimme aus dem Gerät zu hören, und sofort hatte ich die Szene im Trainingsraum wieder bildlich vor Augen …

***

Wir standen uns während des Interviews im Boxring gegenüber, der wie ein Podest inmitten der großen Trainingshalle thronte. Wir waren ganz allein, und die schmalen Streifen aus grellem Sonnenlicht, die durch die kleinen Fenster unterhalb der hohen Decke hereinfielen, verliehen dem düsteren, schattigen Raum eine unheimliche Atmosphäre. Sandsäcke, Punchingbälle und andere Sportgeräte lauerten wie skurrile Gestalten im Halbdunkel.

»Bin der Beste!«, ertönte die lapidare Antwort des Boxers.

Seine Stimme klang rau und ungehobelt. Er war schweißüberströmt, da er vor meiner Ankunft noch trainiert hatte. Wie eine Statue stand er vor mir, aber seine Augen befanden sich in steter Bewegung, sie wanderten meinen Körper hoch und runter.

Ich bereute es, dass ich wegen der sommerlichen Temperaturen nur Shorts und eine luftige Bluse angezogen hatte. Die unverhohlenen Blicke des Boxers flößten mir Unbehagen ein, und der Anblick der gebrochenen Nase machte mir den Kerl auch nicht gerade sympathischer.

»Welchen Ihrer Gegner fürchten Sie am meisten?«, stellte ich die nächste Frage.

Meine Stimme klang ein wenig belegt.

»Kenne keine Furcht«, erwiderte mein Gegenüber grollend. »Ich besiege alle!«

Ein Knacken und Knirschen drang plötzlich aus dem Tonbandgerät. Todd Niven war unvermittelt einen Schritt auf mich zugekommen und dabei mit seiner breiten Brust gegen das Mikrofon gestoßen, das ich nun wie eine Waffe schützend vor mich hielt.

Ich wich zurück, bis ich die Boxringseile in meinem Rücken spürte.

Doch da schossen die Pranken des Boxers auch schon vor, umklammerten die Seile, sodass ich zwischen den muskelstrotzenden Armen gefangen war.

Ich stieß einen empörten Schrei aus, und Todd Niven zog mich mitsamt dem Seil zu sich heran. Im Lautsprecher knisterte und knackte es vernehmlich.

»Lassen Sie mich los!«, brachte ich wütend hervor.

»Sie sind eine attraktive Frau«, war die Stimme des Boxers zu hören, und sie klang so, als erwartete er, dass ich wegen seines Kompliments sofort dahinschmelzen müsste.

Fieberhaft suchte ich nach einem Ausweg aus dieser Situation. Wir waren allein im Trainingsraum. Körperlich hatte ich diesem grobschlächtigen Kerl natürlich nichts entgegenzusetzen, und es befand sich niemand in der Nähe, auf dessen Ritterlichkeit ich zählen konnte.

Da fiel mir eine kleine Notiz ein, die mir in den Unterlagen aufgefallen war, die Carl Shaefer über den Profiboxer zusammengetragen hatte. Irgendwie passte diese Notiz nicht zu den anderen Aufzeichnungen, die sich ausschließlich mit sportlichen Ereignissen beschäftigten.

Offenbar hatte jemand Carl Shaefer den Hinweis zukommen lassen, dass Todd Niven in illegale Waffengeschäfte verwickelt war. Angeblich hatte er Kontakte zu einer paramilitärischen Gruppe in Indien, die für irgendwelche obskuren religiösen Ziele kämpfte.

Die Notiz war äußerst dürftig und schwammig gewesen, und meine Recherchen, die ich in diese Richtung angestellt hatte, verliefen alle im Sande.

Ich hatte sogar versucht, den kranken Carl Shaefer in seiner Wohnung anzurufen, aber niemand hatte abgenommen.

Ich ließ das Thema daher bei meinen Vorbereitungen für das Interview außer Acht, doch jetzt fiel mir diese unscheinbare Randbemerkung wieder ein.

Vielleicht konnte ich Todd Niven mit einer entsprechenden Frage so sehr schocken, dass er endlich von mir abließ?

»Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie in illegale Waffengeschäfte verstrickt sind«, gab ich einen Schuss ins Blaue ab. »Was halten Sie von diesen Anschuldigungen?«

Todd Niven erstarrte. Feindselig blickte er auf mich herab. Dann endlich ließ er das Boxringseil los und trat einen Schritt zurück.

Mein erleichtertes Aufatmen war deutlich auf dem Tonband zu hören.

Aber für Erleichterung bestand keine Veranlassung, wie ich sofort feststellen musste.

»Von wem wollen Sie das erfahren haben?«, fragte Todd Niven lauernd.

Ich zuckte vage mit den Schultern. »Der Name ist mir entfallen«, behauptete ich lapidar. In den Unterlagen von Carl Shaefer war tatsächlich nicht vermerkt gewesen, von wem er diese Information hatte.

Der Boxer ballte wütend die mächtige Faust und schüttelte sie drohend vor meinem Gesicht.

»Jeder, der so etwas behauptet, bekommt diesen Hammer hier zu spüren!«, grollte er. »Wenn Sie vorhaben, mich mit solchen Anschuldigungen in Ihrem Schmierblatt zu beleidigen, wird mein Anwalt Sie wegen Verleumdung verklagen!«

Wie redegewandt Todd Niven doch plötzlich geworden war! Was ich mit meinen sportbezogenen Fragen nicht geschafft hatte, war nun bei Erwähnung der kleinen Notiz eingetreten: Todd Niven war endlich aus der Reserve gelockt.

Und ich hatte nicht vor, es dabei bewenden zu lassen. Seine Reaktion verriet, dass an der Sache doch mehr dran sein musste, als ich anfangs angenommen hatte.

»Wollen Sie damit andeuten, dass gegen Sie nicht wegen Waffenschieberei ermittelt wird?«, schoss ich meine nächste Frage ab.

Täuschte ich mich, oder war das schweißüberströmte Gesicht des Boxers tatsächlich um eine Spur roter geworden?

»Natürlich nicht!«, erwiderte er mit mühsam unterdrückter Wut. »Solche Gerüchte können nur meine feigen Gegner in die Welt gesetzt haben. Ich werde es ihnen im Ring heimzahlen. Jeder, der solche Geschichten über mich in die Welt setzt, wird meine Rache zu spüren bekommen! Jeder, verstehen Sie?«

»Wollen Sie mir etwa drohen?«, fragte ich kalt. Ich war jetzt ganz in meinem Element.

Mein Gegenüber sagte nichts – so schlau war er jedenfalls, dass er nicht den Fehler machte, mir vor laufendem Tonbandgerät zu drohen.

Aber sein wutverzerrtes Gesicht sprach Bände.

Er schielte nach meinem Tonbandgerät und wollte Anstalten treffen, es mir fortzureißen.

Da plötzlich bewegte sich einer der Sandsäcke, man hörte die Aufhängung knirschen, und eine düstere Gestalt trat dahinter hervor.

Todd Niven wirbelte alarmiert herum, starrte angestrengt in das Halbdunkel der Halle.

Ich nutzte die Gelegenheit, schlüpfte durch die Seile hindurch und sprang von der Boxplattform herunter. Dann sah ich mich nach der seltsamen Gestalt um.

Es musste sich um eine Frau handeln, denn die Person trug ein schwarzes, eng anliegendes Kleid und einen eleganten schwarzen Damenhut, von dem ein dunkler Schleier herabhing, der ihr Gesicht verdeckte.

Die Art, wie die geheimnisvolle Frau neben dem pendelnden Sandsack stand, hatte für mein Empfinden etwas Anklagendes an sich. Stumm und reglos stand sie da, das verhüllte Gesicht dem Boxring und Todd Niven zugewandt.

»Was haben Sie hier zu suchen?«, schrie der Boxer die Frau an.

Die aber reagierte nicht.

Das brachte den Boxer noch mehr aus der Fassung. Schon mein Interview hatte ihn ein gutes Stück seiner Beherrschung gekostet. Die Unheimliche im schwarzen Trauerflor, die stumm und so anklagend dastand, gab ihm den Rest.

Todd Niven setzte mit einem kraftvollen Sprung über die Seile und landete federnd neben mir. Dann rannte er auf die Frau in Schwarz zu.

Da kam plötzlich Bewegung in die Erscheinung. Flink griff die Frau nach dem pendelnden Sandsack, stieß ihn kraftvoll dem Boxer entgegen.

Todd Niven schaffte es nicht mehr, dem schweren Sandsack auszuweichen. Die Reaktion der Frau hatte ihn wohl völlig überrascht.

Er gab einen keuchenden Laut von sich, als der schwere Sandsack gegen seine breite Brust schlug. Der bullige Mann taumelte zurück, fing sich aber rasch wieder und wollte sich erneut auf die Fremde stürzen.

Doch die mysteriöse Frau war plötzlich spurlos verschwunden!