Kinderlachen - Folge 018 - Karen Sanders - E-Book

Kinderlachen - Folge 018 E-Book

Karen Sanders

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Beschreibung

Angie findet alles doof: die neue Wohnung, die neue Schule - eben alles!

Tief seufzt sie auf und betrachtet die lärmenden Kinder auf dem Pausenhof. Das sollen meine neuen Freunde werden?, denkt sie und drückt sich noch ein wenig mehr in die Ecke. Hier kann sie so schön träumen, von dem Dorf, in dem alles überschaubar war und aus dem sie wegmussten, weil Mami in der Stadt eine tolle Stelle gefunden hat. Alles sieht sie genau vor sich, auch den Papi, der schon so lange tot ist und den Angie nur aus Erzählungen kennt.

Wirklicher ist da schon Philipp Gronefeld, mit dem ihre Mutter häufig ausgeht und dadurch immer weniger Zeit für sie hat. Angies Hände verkrampfen sich. Ob sich dieser Philipp etwa einbildet, ihr neuer Papi zu werden?

Nie, so schwört sie sich, soll ihm das gelingen! Ihre Mami gehört ihr - sonst keinem!

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein süßes Landei namens Angie

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock /Gladskikh Tatiana

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-3586-6

www.bastei-entertainment.de

Ein süßes Landei namens Angie

Warum Angie in der Stadt keine Freunde fand

Von Karen Sanders

Angie findet alles doof: die neue Wohnung, die neue Schule – eben alles!

Tief seufzt sie auf und betrachtet die lärmenden Kinder auf dem Pausenhof. Das sollen meine neuen Freunde werden?, denkt sie und drückt sich noch ein wenig mehr in die Ecke. Hier kann sie so schön träumen, von dem Dorf, in dem alles überschaubar war und aus dem sie wegmussten, weil Mami in der Stadt eine tolle Stelle gefunden hat. Alles sieht sie genau vor sich, auch den Papi, der schon so lange tot ist und den Angie nur aus Erzählungen kennt.

Wirklicher ist da schon Philipp Gronefeld, mit dem ihre Mutter häufig ausgeht und dadurch immer weniger Zeit für sie hat. Angies Hände verkrampfen sich. Ob sich dieser Philipp etwa einbildet, ihr neuer Papi zu werden?

Nie, so schwört sie sich, soll ihm das gelingen! Ihre Mami gehört ihr – sonst keinem!

Das Telefon klingelte. Verena nahm die rechte Hand von der Computer-Maus und griff nach dem Hörer.

»Burghardt«, meldete sie sich.

»Halt dich fest, Verena!«, erklang die Stimme ihrer Kollegin, die in der Telefonzentrale arbeitete. »Big-Boss ist am Apparat. Er möchte dich sprechen!«

»Mich?!« Verena vergaß schlagartig den Brief, an dem sie eben noch geschrieben hatte. »Du meinst, Direktor Gronefeld?«

»Genau! Seine Hoheit persönlich. Aber lass ihn lieber nicht länger warten. Ich stelle die Verbindung durch.«

Ein leises Knacken in der Leitung. Verena holte rasch noch einmal tief Luft und versuchte, den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken. Nur gegen das wilde Herzklopfen war sie machtlos.

»Verena Burghardt!«, nannte sie ihren Namen.

»Gronefeld! Guten Tag!«, hallte es dunkel zurück. »Ich habe gerade Ihre Bewerbung für den Sekretärinnenposten vorliegen, Frau Burghardt. Ihre Zeugnisse und die Empfehlungsschreiben sind ausgezeichnet. Ihr jetziger Chef hat mir auch nur Erfreuliches über Sie berichtet und Ihre Versetzung wärmstens befürwortet. Sie wären also bereit, das Zweigbüro zu verlassen und im Hauptwerk zu arbeiten?«

»Sehr gern«, versprach Verena eifrig. »Ich würde mich wirklich freuen, die Stellung zu erhalten.«

»Hm, wie aus Ihren Papieren hervorgeht, haben Sie eine kleine Tochter. Ich hoffe, es entstehen keine Probleme, wenn Sie nach Stuttgart umziehen.«

»Keineswegs! Ich würde eine Veränderung begrüßen!«

»Nun – dann erwarte ich Sie in drei Wochen pünktlich zum Arbeitsantritt!«

»Sie meinen, ich bekomme den Posten?«, erkundigte sich Verena ganz atemlos.

»Ich freue mich auf unsere künftige Zusammenarbeit!«, entgegnete Philipp Gronefeld mit einem kleinen Schmunzeln.

»Oh – vielen Dank!«, rief Verena. »Ich werde mich sofort nach einer Wohnung umsehen und mit dem Packen beginnen.«

»So kurzfristig werden Sie keine Unterkunft finden. Doch wir haben vorgesorgt. Die Firma stellt Ihnen eine Drei-Zimmer-Wohnung in unserem betriebseigenen Mietsgebäude zur Verfügung. Das Haus liegt günstig im Stadtrandgebiet, und auch eine Ganztagsschule befindet sich in der Nähe. Alle notwendigen Unterlagen gehen heute per Post an Sie ab. Dann können Sie mit dem Umzug beginnen, sobald Sie möchten. Schmidtberger soll Sie ab sofort freistellen. Die Zeit drängt etwas. Meine alte Sekretärin heiratet in vierzehn Tagen.«

Herr Schmidtberger war der Geschäftsführer des Zweigbüros, für den Verena bisher gearbeitet hatte. Da er bald in Pension gehen würde, hatte er sich dafür eingesetzt, dass Verena die frei gewordene Stellung im Stuttgarter Hauptwerk bekam. Dies war nicht nur ein beruflicher, sondern auch ein finanzieller Aufstieg für die junge Frau.

Verena bedankte sich höflich, als Direktor Gronefeld ihr eine gute Reise wünschte und schließlich das Gespräch beendete. Langsam ließ sie den Telefonhörer sinken, lehnte sich, noch ganz benommen, im Schreibtischstuhl zurück und blickte auf.

Verblüfft bemerkte sie, dass sich eine kleine Gruppe um sie versammelt hatte: Bianca, ihre Kollegin, zwei ihrer männlichen Vorgesetzten und sogar Herr Schmidtberger persönlich.

»Nun?«, drängte Bianca neugierig.

»Ich hab sie!«, platzte Verena heraus. »Die Stellung als Chefsekretärin in Stuttgart!«

»Super, gratuliere!«, jubelte Bianca und umarmte Verena.

»Ich habe keinen Moment daran gezweifelt, dass Sie Gronefelds Neuste werden!«, meinte der Chef. »Das muss gefeiert werden!«

»Ich danke Ihnen herzlich, dass Sie sich für mich verwendet haben«, entgegnete Verena.

»Keine Ursache! Wir haben viele Jahre so gut zusammengearbeitet, dass ich Sie nicht in einer untergeordneten Stellung zurücklassen wollte«, meinte Schmidtberger. »Jetzt kann ich beruhigt in Rente gehen.«

Verena wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.

Sicher, sie freute sich über den Erfolg. Doch gleichzeitig hatte sie auch ein bisschen Angst. In Stuttgart würde für sie ein ganz neues Leben beginnen. Sie musste ihre Eltern verlassen, ihre Freunde, die Heimat, in der sie glücklich gewesen war.

Glücklich? Wie lange war das her? Hatte sie nicht seit dem Tod ihres Mannes vor nun beinahe sieben Jahren das Glück für immer verlassen?

Martin war schon während der Schulzeit Verenas jugendlicher Beschützer gewesen. Sie hatten es kaum erwarten können zu heiraten. Mit knapp achtzehn Jahren hatten sie dann vor dem Traualtar gestanden, und kurz darauf war auch schon ihre kleine Angela zur Welt gekommen. Martin war ganz vernarrt in sein süßes Töchterchen gewesen.

Ihr Glück schien vollkommen und währte doch so kurz. Martin war mit seinen Eltern zur Hochzeit der Schwester unterwegs gewesen. Verena konnte damals mit der kleinen Angie nicht an der winterlichen Kurzreise teilnehmen.

Plötzlicher Schneefall, Glatteis auf den Straßen – es kam zu einem furchtbaren Auffahrunfall auf der Autobahn. Martin und seine Eltern gehörten zu den vielen Opfern, die dort ihr Leben ließen.

Völlig verzweifelt war Verena mit ihrer kleinen Tochter in ihr Elternhaus zurückgekehrt. Mutter und Vater hatten sie herzlich empfangen und sofort die Erziehung für Angie übernommen.

Zuerst fühlte sich Verena erleichtert, die Verantwortung für das Kind teilen zu können. Sie betäubte ihren Schmerz mit Arbeit, setzte ihrer Ausbildung als Bürokauffrau einen schwierigen Kurs hinzu und besaß bald darauf die Qualifikation einer staatlich geprüften Diplom-Sekretärin. Als sie bei G.H.-Edelstahl-Industries anfing, dauerte es nicht lange, bis sie zur Sekretärin des Zweigstellenleiters aufstieg.

Jetzt arbeitete sie schon seit fünf Jahren für Herrn Schmidtberger und bedauerte es, dass er bald in den Ruhestand treten würde. Sein Sohn, der die Geschäftsführung übernehmen sollte, mochte sich natürlich nicht von seiner eigenen, langjährigen Sekretärin trennen. Und so riet ihr Herr Schmidtberger, sich um die Versetzung nach Stuttgart zu bemühen.

Verena erwachte aus ihrem traumähnlichen Zustand. Sie hatte nun lange genug in der Vergangenheit gelebt, alle tieferen Gefühle verdrängt und war jedem Problem aus dem Weg gegangen. Ja, sie hatte sich nicht mal ausreichend um ihr Kind gekümmert. Das sollte sich ändern.

Schon vor einiger Zeit war ihr klar geworden, dass Angie sie mehr wie eine Freundin oder große Schwester betrachtete, anstatt die Mutter in ihr zu sehen. Ihre wahren Bezugspersonen, zu denen sie sich mit allen Ängsten und Wünschen flüchtete, waren die Großeltern.

Wenn Verena ihr Leben und das ihrer Tochter endlich in die eigene Hand nehmen wollte, gab es nur eine Möglichkeit: Sie musste ihr Zuhause verlassen!

***

Schmidtberger hatte Verena für den Nachmittag beurlaubt. Sie sollte sich in aller Ruhe mit der neuen Situation befassen und ihre nächsten Schritte bedenken.

Mit ihrem Auto legte sie die wenigen Kilometer von der Kleinstadt in das heimatliche Dorf zurück und schlug, wie von selbst, die Richtung zu Angies Schule ein. Den Wagen ließ sie auf dem Lehrerparkplatz stehen. Nachdenklich lehnte sie sich an den großen Kastanienbaum und blickte über den Schulhof.

Bisher hatte sie gezögert, ihren Eltern oder Angie von ihren Plänen zu erzählen. Zu unsicher war die Aussicht, dass sie die neue Stellung erhielt. Jetzt konnte sie eine Unterredung nicht länger aufschieben, auch wenn sie sich ein wenig davor fürchtete. Wie würde Angie reagieren?

Verena musste nicht lange warten, bis die Schulglocke anschlug und die Kinder lärmend aus dem Schulgebäude stürmten.

Dann kam Angie.

»Mami!«, rief sie, als sie Verena entdeckte. Die Beinchen in den weißen Kniestrümpfen flogen, der Rocksaum wippte. Angie warf sich ungestüm in ihre Arme. Es kam nicht oft vor, dass Verena sie abholte, aber schließlich war heute der vorletzte Schultag.

Angie war stolz auf ihre junge Mutter, die so ganz anders war als die Mütter ihrer Schulkameraden. Die waren ja den ganzen Tag zu Hause, kochten und putzten, kümmerten sich um die Hausaufgaben ihrer Kinder und darum, dass sie früh zu Bett gingen.

Dafür hatte Angie ihre Großmama. Aber wenn ihre Mutter nach der Arbeit Zeit für sie fand, dann war das etwas ganz Besonderes.

»Hallo, Mäuschen!« Verena strich ihrem Töchterchen zärtlich über die blonden Locken und küsste ihre Stirn. »Jetzt habe ich dich wohl sehr überrascht?«

Angie nickte. »Musst du nicht mehr zur Arbeit?«

»Nein, mein Chef hat mir freigegeben, weil ich etwas ganz Wichtiges mit dir besprechen muss.«

»Ein Geheimnis?«, fragte Angie neugierig.

»Ja, so etwas Ähnliches. Und bis morgen darfst du mit niemandem darüber sprechen, auch nicht mit Großmama!«

»Oh, was ist es? Fahren wir doch noch in Urlaub?«

Verena ergriff ihre kleine Hand, und aufgeregt hüpfte Angie neben ihr her zum Auto.

»Diesen Sommer nicht! Aber was würdest du sagen, wenn wir beide in eine neue Wohnung umziehen würden?« Verena blieb einen Moment stehen und sah erwartungsvoll auf ihre Tochter hinab. Waren ihre Worte klug gewählt? Sie wusste einfach nicht, wie sie das Thema am besten anschneiden sollte.

»Eine neue Wohnung? Wir beide ganz allein?«

»Ja, nur wir beide!«

»Und Großmama und Großpapa?«

»Die wären bestimmt traurig, wenn sie ihr Häuschen verlassen müssten. Aber wir können sie ja oft besuchen. Das würde doch großen Spaß machen!«

»Hm!« Angie schien angestrengt zu überlegen.

Es würde ihr schon gefallen, ihre Mutter ganz für sich allein zu haben. Wie im letzten Jahr, als sie ohne die Großeltern verreist waren, die das Haus renovieren wollten. Sie hatten viel Unsinn getrieben und den ganzen Tag gelacht. Aber am schönsten war, dass sich ihre Mutter nur um sie, Angie, gekümmert hatte.

»Weißt du, wir beide fangen einfach ein neues Leben an«, meinte Verena und holte den Autoschlüssel aus ihrer Handtasche. »Ich bekomme eine neue Arbeit in der Stadt, und du gehst in eine neue Schule. Die ist ganz modern, mit viel mehr Kindern als hier. Und dort kannst du schwimmen gehen, Klavier spielen lernen oder einen Tennis-Kurs mitmachen. Wenn du möchtest, darfst du sogar Ballett-Unterricht nehmen«, versprach Verena mit einem Augenblinzeln. Ballettstunden waren der Traum aller kleinen Mädchen.

»Wirklich?«, fragte Angie begeistert. »So richtig mit Spitzenschuhen?«

»Ganz richtig!«, versicherte Verena und ließ ihre Tochter auf den Rücksitz ihres Kleinwagens klettern. »Nun, wie findest du das?«

»Klasse! Und wie lange wollen wir in der neuen Wohnung bleiben?«

Verena wollte gerade den Motor anlassen. Jetzt drehte sie sich noch einmal zu Angie um. »Vielleicht für immer, wenn es uns gefällt!«, antwortete sie leise.

Angie schluckte. »Warum bleiben wir nicht bei den Großeltern?«, fragte sie kläglich.

»Schau mal, mein Mäuschen! Wir wohnen jetzt schon so viele Jahre bei ihnen. Aber wir beide, wir sind doch eine eigene kleine Familie. Wir gehören zusammen! Verstehst du das?«

Verena blickte ernst in die Augen ihrer Tochter, die den ihren so sehr glichen. Acht Jahre war die Kleine schon alt. Jahre, in denen sich Verena von der Umwelt abgekapselt und in ihren eigenen, engen Vorstellungen gelebt hatte. Was wusste sie schon wirklich über das junge Leben ihrer eigenen Tochter?

Als Martin gestorben war, hatte sie sich so verlassen gefühlt, ohne zu beachten, dass es noch einen Menschen gab, der zu ihr gehörte.

Ein Mensch, der sie brauchte. Solange es Angie gab, würde Verena niemals allein sein. Sie brauchten sich gegenseitig. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, das Angie freudig erwiderte.

»Es wird uns beiden schon gefallen«, meinte Verena bestimmt. »Pass auf, wir machen es uns ganz schön!«

»Ja, Mami!« Angie nickte, doch so ganz überzeugt klang es nicht.

***

»… mein liebes Kind, wie stellst du dir das nur vor?«, rief Verenas Mutter entsetzt. »Was für eine Idee! Du kannst doch nicht einfach von heute auf morgen deine Arbeitsstelle wechseln.«

Verena strich sich gequält über die Stirn. Es war viel leichter gewesen, mit Angie zu sprechen als jetzt mit ihren Eltern.

»Aber Mutter! Ich habe dir doch erklärt, dass ich meine bisherige Stellung verliere, weil Herr Schmidtberger in Pension geht. Soll ich denn als einfache Schreibkraft im Büro sitzen, obwohl ich Chefsekretärin werden kann?«

»Musst du dafür unbedingt nach Stuttgart?«, hakte ihr Vater nach.

»Dort ist das Hauptwerk«, erwiderte Verena.

»Stuttgart liegt über zweihundert Kilometer entfernt. Du müsstest dir dort eine Wohnung suchen.«

»Dafür hat Direktor Gronefeld schon gesorgt!«