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Der Magie verfallen – das ist eine Gay-Fantasy-Reihe um Krieger und Magier, Priester und Diebe. Jeder Roman erzählt die Romanze zweier gegensätzlicher junger Männer – zwischen Gefahren, Abenteuern und großen Gefühlen.
Jiras und Belac sind Spitzel und Saboteure – und Meister ihres Fachs. Ausgesandt von verfeindeten Fürsten, die nur darauf lauern, die Nachfolge eines erbenlosen Königs an sich zu reißen, prallen die grundverschiedenen Männer inmitten des Intrigenspiels aufeinander.Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2017
Der Magie verfallen I
Königsmacher
Tanja Rast
Roman
Kann Spuren von Erdnüssen enthalten!
Es gibt Inhalte, die Betroffene triggern können, das heißt, dass womöglich alte Traumata wieder an die Oberfläche geholt werden. Deswegen habe ich für diese Personen eine Liste mit möglichen Inhaltswarnungen für alle meine Romane zusammengestellt:
www.tanja-rast.de/inhaltswarnungen
Die große Halle ähnelte an diesem Abend mehr denn je einem funkelnden Juwel, fand Belac. Auf den Wehrgängen der Festung brannten nur wenige Feuer in eisernen Körben, doch die Halle schien zu glühen. Ihre Fassade war mit Öllampen behängt, die auch den gepflasterten Hof beleuchteten. In rascher Folge fuhren Kutschen vor, und es herrschte eine Betriebsamkeit wie kurz vor einer feindlichen Attacke. Nur dass die Ankommenden geladene Gäste waren, die umsorgt wurden wie eine Bande Kleinkinder.
Die Wagen hielten vor der teppichbedeckten Haupttreppe, setzten ihre kostbare, seidengekleidete Fracht ab und wurden dann zu den Stallungen weitergeleitet. Die Pferdeknechte und Wachposten hielten sich natürlich im Hintergrund, aber Belac wusste, dass er nur außerhalb der Lichtkreise der mannshohen Fackelständer bleiben musste, um seine eigene Unsichtbarkeit leisten zu können. Nicht nur gegenüber Gästen und deren Kutschern, sondern auch gegenüber den anderen Bediensteten der Festung.
Derzeit harrte er im Schatten einer Mauer aus und betrachtete das Kommen und Gehen vor dem Portal. Männer in Kniehosen, die Waden in eng anliegenden Seidenstrümpfen; kunterbunt bestickte Westen über gestärkten Hemden, Spazierstöcke, Juwelen und Arroganz. Der Adel des Reichs, der dem Ruf des Fürsten von Torego zu einem Abend der sinnlosen Geselligkeit folgte. Damen in hochgeschlossenen Kleidern über lächerlichen Reifröcken, noch mehr Edelsteine, Gold und Silber, Fächer, hochhackige Schuhe und parfümumwölktes Geschwätz.
Ein leichter Zweispänner hielt, Lakaien rissen den Schlag auf und stellten einen Tritt davor, um dann einer jungen, hochgewachsenen Frau mit goldblonden Locken beim Aussteigen behilflich zu sein. Mit rauschenden Röcken, den Kopf nahezu königlich erhoben schwebte sie auf den blauen Teppich, strich ihren weit ausladenden Rock glatt und entfaltete ihren Fächer. Ein Blick ringsum, als würde das Anwesen ihr gehören, dann schritt sie unter den Baldachin und verschwand im Haus.
Belac wartete gelassen ab, bis eine weitere Kutsche die Person ablud, auf die er gewartet hatte. Adlernase, schwarzes Haar, stechende Augen. Breite Schultern und muskulöse Beine, die einen Krieger verrieten, wo Seide und Brokat ihn zu verbergen suchten. Belac lächelte.
Duenas, der Mann für alle Fälle. Der Kopf hinter Toregos Netzwerk von Spionen. Ein paar Schritte daneben stand ein älterer Mann, von dem Belac nur wusste, dass er Avigeo hieß und ebenfalls zu Toregos innerem Kreis gehören musste.
Lange genug hatte Belac es in der ihm fremden Festung ausgehalten, in die er sich als Mitglied der fürstlichen Garde eingeschlichen hatte. Tag für Tag hatte er sich beweisen müssen, Treue demonstrieren, das Vertrauen der anderen Gardisten erkämpfen, bis sie ihn wirklich als einen der Ihren ansahen. Aber es hatte sich gelohnt. Er kannte diese Festung in und auswendig. Die Pläne des Wohnturmes hatte er so oft studiert, dass jeder Flur, jedes Zimmer sich in sein Gedächtnis gebrannt hatten. Und das alles nur für diesen Ball, für diese eine Gelegenheit, Duenas endlich leibhaftig zu begegnen.
Er lächelte, stieß sich von der Wand ab und hielt sich auch weiterhin außerhalb der Lichtkreise der Fackeln, bewegte sich so gut wie lautlos an der Seite der großen Halle entlang. Das war das einzig Gute an einem Dasein als Gardist: Niemand schenkte einem solchen auch nur einen zweiten Blick oder gar einen Gedanken. Soldaten waren einfach allgegenwärtig und stets zur Hand, um die Drecksarbeit zu erledigen. Aber sie waren nicht wichtig, sondern entbehrlich, nur austauschbare Gesichter unter Helmen. Belac fand eine solche Einstellung hilfreich und sehr dumm – vor allem angesichts der Lage des Königreichs. Aber ihm kam das alles entgegen. Vielleicht würden schon am nächsten Morgen Köpfe rollen und sich alles ändern, doch dann war er schon weit weg und mit Nachricht auf dem Weg zu seinem eigenen Fürsten.
Ein Treppenturm verband Halle und Wehr. Belac stieg gemächlich hinauf und nutzte dann die kleine Pforte auf halber Strecke, die ihn auf eine Galerie oberhalb der Halle entließ. Diese Empore lief einmal um die Halle herum. Auf der anderen Seite, die an den Wohnturm grenzte, spielte eine Kapelle zum Tanz auf.
Unter Belac nur Wogen von Seide, Spitze und teurem Parfüm, das bis in die Deckenbalken stieg und die Luft klebrig machte. Er blieb im Schatten stehen, lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust, während er die Tanzenden betrachtete.
Goldflirrend das Mädchen, das ihm vorhin schon aufgefallen war. Ihre Röcke wogten, während sie sich im Kreis wirbeln ließ. Belacs Blick glitt weiter, bis er Duenas fand, der sich bei der mit Erfrischungen hoch beladenen Tafel aufhielt, ein Glas in der Hand, das Adlergesicht kalt wie immer. Neben ihm stand einer der kleinen Landherren, in der Rangfolge des Adels ein funzeliges Lichtlein ganz am Ende der Leiter. Nur eine Handbreit befand ein solcher sich über den reichen Händlern, von denen ihn meist nur sein Titel unterschied. Oder von Großbauern. Aber ein Titel war ja so kostbar, selbst wenn der Landherr morgens persönlich zum Melken der Kühe in den Stall ging. Belac kräuselte verächtlich die Lippen.
Er sah eine Geldbörse von Hand zu Hand wandern. Duenas nutzte den Ball, um Loyalität zu erwerben, natürlich. Jeder Gekaufte verstärkte das Heer des Fürsten Torego. Belac hielt Ausschau nach dem hohen Herrn und entdeckte ihn schließlich im lebhaften Gespräch mit dem Blondköpfchen, das sich eifrig Luft zufächelte und sehr aufgeregt schien. Torego streichelte ihren Arm und schien geneigt, die Kleine noch ein wenig mehr abzutasten. Sie erteilte ihm eine Abfuhr, indem sie den Fächer zuschnappen ließ und dem Fürsten damit einen Klaps auf die Hand gab. Immerhin schien Torego ausreichend interessiert, dass er lachte. Sah gezwungen aus. Wahrscheinlich platzte der Kerl gleich aus seiner Hose.
Statt weiter auf Tuchfühlung zu gehen, führte er die Schöne zu Duenas. Belac hob die Augenbrauen. Damit hatte er nicht gerechnet. Wer mochte die Kleine sein? Tochter eines Verwesers? Oder – so gewandt, wie sie sich in fast reiner Männergesellschaft bewegte – die Witwe eines solchen? Mehr auf jeden Fall als weiblicher Anhang eines Landherrn, dessen war sich Belac sich sicher.
Torego wandte sich anderer Beute zu, und das Mädchen sprach mit Duenas. Ein lebhaftes, waches Gesicht mit hohen Wangenknochen und einem angenehmen Schimmer von Sonnenbräune. Schließlich verneigte Duenas sich leicht vor der Frau und reichte ihr den Arm, um sie aus der großen Halle zu führen.
Belac trat hastig den Rückzug an, rannte die Stufen ganz hinauf und eilte die Wehr entlang, die oberhalb des Dachs der großen Halle verlief. Der Wohnturm, natürlich. Duenas würde dort Quartier zugewiesen bekommen haben, und wo sonst konnte er sich ungestört mit der kleinen Blonden unterhalten – oder mehr? Das passte ganz gut zu Belacs Vorhaben. Männer neigten danach zu einer gewissen zufriedenen Benommenheit. Das machte Belacs Aufgabe leichter.
Zwischen Halle und Wohnturm gab es eine Holztreppe, die zur Plattform vor dem Eingang im ersten Stock führte. Alles Material, das im Falle eines Eindringens von Feinden in die Festung abgerissen werden konnte, um den Zugang zum Turm so beschwerlich wie möglich zu gestalten. Belac blieb kurz lauschend stehen, aber Duenas und das Mädchen hatten den Turm schon betreten, sonst würde er ihre Schritte auf dem Holz vernehmen. Gut so. Zuschlagen konnte er ohnehin erst, wenn das Mädchen das Zimmer verließ. Aber mit der unfreiwilligen Hilfe der Kleinen konnte er das Gemach leichter ausmachen. Ein paar Worte würde Duenas schon mit der Blonden wechseln, und das genügte Belac.
Leise eilte er über die Plattform und schlüpfte in den Wohnturm. Nicht einmal mehr Geräusche auf der steinernen Treppe. Er stieg die Stufen hinauf in den dritten Stock, in dem sich die Gästezimmer befanden. Doch bevor er noch die Wendeltreppe verlassen konnte, vernahm er das harte Klappern hoher Absätze und das Rauschen von Seide, die gegen das Mauerwerk rieb.
Verdutzt blieb Belac stehen, und da kam ihm die zu all dem Lärm zugehörige Frau schon entgegen. Das markante Gesicht ausdruckslos, die vollen Lippen halb geöffnet, eine Hand im Spitzenhandschuh in die Seide des Rocks gekrallt, um diesen am wilden Pendeln zu hindern. Kaum sah die Kleine Belac, blieb sie stehen und atmete tief ein. Die beträchtliche Oberweite hob sich dabei sichtlich. Belac legte den Kopf ein wenig schief. An wen erinnerte das Mädchen ihn, das nun den Kopf in großartiger Arroganz hob und den vermeintlichen Gardisten streng musterte, auf dass er ihr Platz mache?
Er lächelte. Natürlich. So hatte er sich immer Kevena, die Göttin des Krieges vorgestellt. Ein wenig zu groß, um gängigen Schönheitsidealen zu entsprechen, starker Knochenbau und kalte Schönheit kombiniert mit üppigen weiblichen Rundungen.
Offenkundig dauerte der Dame dieser kurze gedankliche Ausflug in die Welt der Götter und Göttinnen zu lange, denn sie stieß aus: »Nun? Merkst du nicht, dass du im Weg bist?« Eine rauchige Stimme, die in jede Silbe die Privilegien von Jahrhunderten legte.
Belac biss die Zähne zusammen und neigte im Anschein von höflichem Gehorsam den Kopf. Erzwungenermaßen – der ausladende Reifrock beanspruchte die gesamte Breite der Wendeltreppe – trat er den Rückzug an bis zum Torbogen in den zweiten Stock. Dort durfte die Schöne passieren, die ihm nicht einmal einen Blick oder gar Dank gönnte, sondern stolz wie eine Königstochter die Treppe weiter hinabstieg.
Nur dass der König nicht einmal eine Tochter vorweisen konnte. Belac schüttelte den Gedanken ab und eilte die Treppe wieder hinauf. Dass er hier gesehen worden war, gefiel ihm weniger, aber wenn er nun zügig handelte, wartete im Stall ein schnelles Pferd auf ihn. Sein Gepäck – viel war es ohnehin nicht – stand ebenfalls bereit, um einen nächtlichen Abritt im Kielwasser der abrollenden Kutschen zu ermöglichen.
In der kleinen Halle im dritten Stock verharrte er, sah sich um und bemerkte, dass eine der Türen nicht ganz verschlossen war. Belac zog seinen Dolch und schlich näher, blieb lauschend stehen. Kein Geräusch aus dem Zimmer, doch ein wenig Licht von einer Öllaterne fiel in die Halle. Behutsam drückte er die Tür ein wenig weiter auf, um sie dann mit Schwung und einem Ruck ganz zu öffnen.
Eines der fürstlichen Gästezimmer, unverkennbar und wie auf den Grundrissplänen vermerkt. Ein Himmelbett, einige Truhen und ein lustiges tanzendes Feuer im Kamin. Richtig heimelig. Abgerundet durch einen Tisch, der als Abstellplatz für die Öllampe herhalten musste. Sonst nichts, so schien es. Aber Belac witterte über dem sanften Parfümduft des Mädchens und dem Geruch des Feuers noch etwas anderes.
Er trat vor, umrundete das Bett und blieb erschrocken stehen. Duenas. Wundervoll reglos, so vollkommen tot, wie Belac ihn hatte verlassen wollen. Ein sauberer Kehlschnitt. Belac schnappte nach Luft, zählte zwei und zwei zusammen, fügte noch eine Zwei hinzu und begriff, dass er jetzt sehr schnell sein musste. Wer auch immer die blonde Schöne war, sie wäre selten dämlich, nicht Alarm auszulösen und Belac die Schuld an Duenas’ verfrühtem Ableben in die Schuhe zu schieben. Besser konnte sie sich gar nicht aus der Affäre ziehen.
Er wirbelte herum und begriff, dass die Kleine noch schneller als erwartet gewesen war. Offenbar konnte sie verdammt rasch denken und ihre Vorteile ruchlos ausnutzen. Denn in der Tür standen zwei Soldaten der Festung mit angelegten Armbrüsten, daneben der Kommandant der Garde. Dieser trat vor, schlenderte mit einem Sicherheitsabstand an Belac vorbei und warf einen Blick auf den Toten. Leise pfiff der Mann durch die Zähne, was Belac so unpassend erschien, dass er gegen ein Grinsen ankämpfen musste.
»Lass die Waffen fallen!«, befahl der Kommandant hart. Dann spuckte er aus. »Ein Verräter in den Reihen meiner eigenen Garde!«
»Ich fand den Mann tot vor. Ich war auf der Wehr und glaubte, einen Ausruf gehört zu haben«, versuchte Belac, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Er wusste, dass das Unterfangen zum Scheitern verurteilt war, aber die Instinkte und Erfahrungen der letzten Monate sprangen ihm bei.
»Sicher. Lass die Waffen fallen. Du bist verhaftet und wirst dich morgen vor unserem Fürsten rechtfertigen müssen.«
Belac zuckte die Schultern und entledigte sich des Dolchs und des kurzen Gardeschwerts. Ohnehin eine plumpe, hässliche Klinge.
Der Kommandant packte Belac am Oberarm und zerrte seinen Gefangenen mit sich, der willig genug mitging. Auf der Wendeltreppe mochte sich vielleicht eine Gelegenheit … Nein, denn dort standen noch zwei Soldaten. Fünf Gegner, zwei davon mit dämlichen Armbrüsten, die selbst in der Enge des Treppenturmes noch effektiv sein konnten. Belac gab sich so fügsam wie möglich. Er ließ sogar den Kopf ein wenig hängen. Sich hoffnungslos geben, um die Wachsamkeit der Gardisten zumindest ein wenig erlahmen zu lassen, darin sah er im Augenblick seine einzige Möglichkeit auf Erfolg.
»Kommandant, wirklich, ich sage die Wahrheit«, murmelte er so kleinlaut wie möglich.
»Das kannst du morgen dem Fürsten erzählen!«, schnappte der Mann zurück.
Belac ließ die Schultern nach vorne sinken, dann warf er sich mit vollem Gewicht zur Seite, um den Kommandanten zwischen der eigenen Masse und der Außenwand einzuklemmen. Er hörte, wie dem Kerl beim Aufprall aller Atem aus dem Körper gedrückt wurde, duckte sich unter einem Armbrustbolzen weg, der einen der Soldaten vorne durchbohrte, packte die Waffe des zweiten Schützen und stieß sie beiseite.
Steinsplitter prasselten gegen seine Wange, als der Bolzen ins Mauerwerk einschlug. Der Schütze wollte die nun leere und nutzlose Armbrust nicht loslassen, und so riss Belac ihn samt der Waffe herum, wischte dabei den ersten Schützen beiseite und die Treppe hinab und schleuderte den zweiten gegen den Kommandanten, der sich gerade wieder aufzurappeln versuchte. Jetzt ließ der Soldat los, und Belac nutzte die Armbrust wie eine Keule, um jeden, der noch bei Bewusstsein war, ins Reich der Träume zu senden.
Einen Augenblick stand er noch still da, atmete tief und bewusst und grinste dann beinahe wider Willen. Das war alles andere als lautlos gewesen, und er sollte sich jetzt besser beeilen. Er ließ die Armbrust fallen, bewaffnete sich mit Dolch und Schwert des Kommandanten und sprang über die Niedergemachten hinweg, bis er wieder feste Steinstufen unter den Stiefeln spürte.
Das Pferd im Stall, das Gepäck – alles verloren, denn es dauerte zu lange. Belac öffnete die Tür zur hölzernen Plattform, spürte um sich herum die Unruhe von Soldaten, die meinten, etwas gehört zu haben – aber noch keine Befehle erhalten hatten und sich nun fragten, ob Gefahr für sie persönlich bestand.
Noch schützte die Gardeuniform Belac, und er zwang sich, Plattform und Holzleiter zügig, forsch, aber nicht hastig hinter sich zu bringen.
Gerade rollte eine leichte Kutsche mit vier wundervollen Grauschimmeln vor die große Halle.
Ach, warum denn nicht?
Belac verlängerte seine Schritte, rang die Atemlosigkeit nieder, die ihn immer noch vom Kampf her verfolgte. Wachsam behielt er seine Umgebung im Auge, sah den prunkvollen Adligen aussteigen und im gleichen Moment die blonde Mörderin unter dem Baldachin auftauchen, als wollte sie sich überzeugen, dass ihr Plan aufgegangen war. Die leuchtend grünen Augen unter den geschwungenen Brauen weiteten sich, als das Mädchen Belac eindeutig erkannte. Nun, das entschied sein Fluchtmanöver.
Die Kutsche rollte wieder an, um in Richtung der Stallungen gefahren zu werden. Belac packte einen Metallbeschlag und zog sich behände auf den Kutschbock, stieß den verdutzten Mann darauf zur Seite und packte die Fahrleinen.
Hinter sich hörte er ein Lachen. Das Mädchen. Wie gerne würde Belac die Kleine erwürgen. Er vernahm Warnrufe, ließ die Fahrleinen auf die Rücken der Pferde klatschen und feuerte die Tiere mit einem Ruf an. Galopp vor der Kutsche waren sie bestimmt nicht gewohnt. Adlige wurden nicht gerne durchgeschüttelt. Aber die Schimmel sprangen vorwärts, als hätten sie ihr Leben lang nur auf diese Gelegenheit gelauert.
Die Hufe hämmerten auf dem Kopfsteinpflaster. Soldaten sprangen beiseite, als das dahinfliegende Gespann auf sie zudonnerte. Durch das Torhaus, über die Zugbrücke, bevor irgendjemand noch begreifen konnte, was da eigentlich genau vor sich ging. Kaum auf der Straße angekommen, streckten sich die Grauschimmel erst richtig. Belac erkannte, dass die Bande gerade mit ihm durchging. Feurige Rennpferde aus der Ebene, auf Schnelligkeit und Mut gezüchtet, und jetzt lagen ihre Fahrleinen in den Händen eines Mannes, der noch nie zuvor etwas Schnelleres als einen Ochsenkarren gelenkt hatte.
Der Fahrtwind trieb Belac Tränen in die Augen. Auf Dauer würde ein Kutschgespann berittenen Verfolgern unterlegen sein. Und er musste sich etwas einfallen lassen, wie er das auffällige Gefährt loswurde, ohne sich erneut in Gefahr zu bringen. Zumindest der Auftrag war abgeschlossen. Anders als erwartet, aber das zählte jetzt nicht. Darüber und über die junge Frau konnte er sich später den Kopf zerbrechen. Sobald er herausgefunden hatte, wie er vier entfesselte Rennpferde zum Anhalten bewegen konnte …
Jiras lehnte sich mit einem wohligen Aufseufzen in die weichen Polster, streckte die Beine aus und beschloss, den Luxus einer gut gefederten Kutsche voll auszukosten. Bedauerlich nur, dass ihm dafür nicht viel Zeit blieb.
Er setzte sich auf, schnappte mühsam nach Luft und trat sich als Erstes die hochhackigen Schuhe von den Füßen, krümmte die Zehen und stöhnte leise. Alles hatte seinen Preis. Er selbst ebenfalls, und seine Fähigkeiten wurden großzügig entlohnt – auch durch Schutz. Nicht zu verachten.
Der Schmuck landete in einer kleinen Schatulle, dann flogen die Spitzenhandschuhe zu Boden, und Jiras arbeitete sich die Front des Kleides hinab, einen winzigen Knopf nach dem anderen. Die Wollknäuel fielen zu Boden, und endlich konnte Jiras das Korsett aufhaken. Luft! Er füllte seine Lunge gierig und genoss das Gefühl von Freiheit, bevor er aufsprang und das Kleid abwärts streifte, bis es in schimmernden Seidenwogen den Boden der Kutsche bedeckte. Spitzenbänder hielten die langen Strümpfe am unteren Saum des Korsetts, und endlich wurde Jiras den ganzen Putz los und fühlte Nachtluft erfrischend auf der nackten Haut.
Er zerrte die Nadeln aus dem hochgesteckten Haar, raffte die Locken zusammen zu einem strengen Pferdeschwanz, flocht den Zopf und knotete ein weiteres schwarzes Band an dessen Ende. Ein nasser Lappen, der neben dem Schmuckkästchen auf Jiras gewartet hatte, entsorgte die dezente Schminke, die aus einem gut geschnittenen Männergesicht eine markante weibliche Schönheit gemacht hatte. Dann endlich konnte Jiras in seine eigene Kleidung schlüpfen, vertrautes Leinen auf der Haut, Platz zum Atmen und – ganz wichtig – lange Stiefel ohne Absätze, sondern mit weichen Ledersohlen. Eine Wohltat für malträtierte Füße.
Jiras schloss die Knöpfe der Stiefel, zerrte die Marschriemen fest und legte seinen Waffengurt an, bevor er sich einen dunklen Mantel um die Schultern warf und die Kapuze über den Kopf zog. Jetzt konnte er sich erneut in den gepolsterten Sitz kuscheln, um so lange wie möglich die Fahrt zu genießen und sich von den Aufregungen des Abends zu erholen, bevor der Kutscher ihn irgendwo im Nirgendwo aussetzen würde.
Das Schaukeln der Kutsche wirkte einschläfernd. Bilder vom Ball tanzten vor Jiras’ innerem Auge, während er sich den Kopf darüber zerbrach, wo dieser Gardist hergekommen, wieso der Kerl ihm und Duenas gefolgt war. Seine Flucht konnte Jiras nur spektakulär nennen. Wenn sie denn überhaupt gelungen war. Die Garde hatte hoch zu Ross die Verfolgung aufgenommen, und ein berittenes Pferd musste einfach schneller sein als vier, die vor einem Wagen rannten.
Mit einem Ruck kam die eigene Kutsche zum Stehen. Jiras stieß ein Seufzen aus, ergriff seine Gepäckrolle und stieg wortlos aus. Natürlich nieselte es. Er zog den Mantel enger um sich und fröstelte. Im Schein der Kutschlaternen erkannte er, dass der Fahrer ihm die Richtung wies. »Halbe Meile«, knurrte der Mann, dann schnalzte er, und die Pferde zogen erneut an. Die Kutsche verschwand im Grau des Regens und der heraufziehenden Dämmerung.
Jiras blieb am durchweichten Straßenrand zurück, schwang sich den Lederriemen des Gepäcks über eine Schulter und marschierte los. Das Geräusch von Wagenrädern und Pferdehufen wurde immer leiser, bis sie vom Niesel, der sich aufmachte, ein ausgewachsener Regen zu werden, vollkommen übertönt wurden. Eine halbe Meile bei Sonnenschein stellte gar kein Problem dar. Selbst jetzt sollte sie Jiras nicht über Gebühr anstrengen, aber seine Beine waren schlichtweg müde. Er verstand zwar, warum der Kutscher ihn nicht näher zum Treffpunkt gebracht hatte - natürlich, denn ein Fußgänger konnte sich einem Gebäude einfach unauffälliger nähern -, fröhlich stimmte es ihn trotzdem nicht. Zumal die Pfützen in den Radspuren, denen er anfangs noch ausweichen konnte, immer mehr anwuchsen, bis sie ein einziges Rinnsal bildeten.
Schließlich – deutlich mehr als eine Meile Fußmarsch später – schälten sich die Konturen eines einsamen Hauses aus dem Grau des niederprasselnden Regens. Möglicherweise eine Wechselstation, vielleicht ein Gasthof, wahrscheinlicher ein Bauerngehöft. Obwohl diese – nach Jiras’ eher oberflächlich zu nennenden Kenntnisse vom Landleben – meistens inmitten Äckern und großer Stallungen standen, oder?
Er stapfte missmutig näher, erkannte nicht ein einziges Licht, das ein Willkommen in die graue Nacht sandte, und betrat endlich einen durchweichten Vorplatz und dann drei wenig vertrauenerweckende Stufen zur Haustür. Bevor er klopfen konnte, schwang die Pforte auf. Dahinter nur kalt riechende Dunkelheit und ein Schemen, der noch ein wenig schwärzer wirkte.
»Du wurdest früher erwartet.«
»Der Kutscher setzte mich ab und sprach von einer halben Meile. Ich schätze, er befand sich im Irrtum. Soll ich hier stehen bleiben?« Er gab sich redlich Mühe, gelassen zu klingen, aber der Mantel hatte angesichts des Regens kapituliert, und inzwischen war Jiras nass bis auf die Haut.
»Nein. Könnte dich jemand sehen. Komm herein.« Der Schemen trat beiseite, damit Jiras dieser Aufforderung Folge leisten konnte.
Drinnen regnete es zwar nicht, aber es erschien Jiras noch kälter als auf der Straße. Der Schemen schloss die Tür sorgfältig und ging dann voraus in einen schimmelig riechenden Raum, in dem kümmerliches Kerzenlicht die Schatten zu betonen versuchte. Die Fenster waren verriegelt und mit altem Sackleinen verhängt. Ein Sessel stand in dem Raum, und auf diesem nahm der Schemen Platz, musterte Jiras abschätzend von oben bis unten und merkte leise an: »Mir wurde zugetragen, dass du eine sehr überzeugende Frau abgibst. Ich kann es mir kaum vorstellen. Aber nun gut. Duenas ist tot? «
»Vollkommen«, antwortete Jiras, der fror und dessen Beine immer noch müde waren. Er kam sich wieder einmal schlecht behandelt vor. Ein wenig mehr Respekt hatte er sich doch wohl verdient, oder?
»Und hast du eine Ahnung, wen du da hast entkommen lassen?«
Jiras hob fragend eine Augenbraue. »Ich habe niemanden … Du meinst den Gardisten?« Er verdrängte die aufkeimenden Sorgen, die ihn schon in der Kutsche befallen hatten, weil dieser große Kerl ihm so eindeutig gefolgt war. Aber der war doch nur einer von Toregos Männern, der für seine Neugierde die Quittung erhalten hatte, weil er im Zimmer des Toten erwischt worden war. Oder? »Der war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich bezweifle, dass er weit gekommen ist, bevor die Garde ihn wieder einfing.«
»Falsch in allen Punkten, Jiras.« Ein unangenehmes Lachen erklang. »Der Mann heißt Belac. Fürst Miskels Mann für … spezielle Aufgaben. Jemand wie du. Und er ist der Garde selbstredend entkommen.«
»Ich habe darüber keine Auskünfte erhalten, bevor ich meinen Auftrag antrat. Wäre ich in Kenntnis gesetzt worden, hätte ich auf ihn achten können.« Er beherrschte sich, um nicht mit den Zähnen zu knirschen. Natürlich, auch in der Festung Torego gab es reichlich Spitzel, und einer von denen hatte das ganze Manöver beobachtet und wahrscheinlich einen Raben mit einer Nachricht ausgesandt, damit dieser Kerl hier mit Wissen protzen konnte.
»Du musst auch nicht alles wissen. Wir lassen dir die Nachrichten zukommen, die für dich bedeutend sind. Nun, jetzt ist dieses Wissen bedeutend. Sollte Toregos Garde den Kerl zu fassen kriegen, ist alles in Ordnung. Besser ist es, wenn du ihnen zuvorkommst. Besser und spurloser. Und gründlicher.«
Auf den Platz verwiesen wie ein räudiger Hund. Jiras musste die Zähne fest aufeinanderbeißen, um nicht hörbar mit ihnen zu knirschen. Der gehässige Schemen stammte aus irgendeiner Schreiber- oder Händlerfamilie. Vielleicht war diese reicher als die von Jiras. Vielleicht war verarmter Adel wirklich nichts, worauf man sich etwas einbilden sollte, aber Jiras tat es trotzdem. Er wusste, dass er seinen Stammbaum – gelangweilt und in vielen alten Büchern blätternd – bis zur Reichsgründung zurückverfolgen konnte, während der Schemen da froh sein konnte, wenn er den Namen seines Erzeugers kannte.
»Dein Hauptauftrag wird es sein, bei Fürst Atame Zugang zu seiner Privatbibliothek zu erlangen. Gib dich als Schreiber aus – oder lass dir einfach etwas einfallen.« Der Schemen erhob sich. »Ich bin beauftragt worden, dich mit einigen Münzen auszustatten.«
»Wonach suche ich genau bei Atame?«
»Ich vermute, dass einer der Kontakte vor Ort es dir sagen wird. Viel Erfolg. Oh, und denk an Belac. Unser Fürst wünscht nicht, dass der Kerl uns noch einmal in die Quere kommt.«
Jiras bekam eine schmale Börse und einen Briefumschlag ausgehändigt. Kontaktpersonen rund um Atames’ Festung. Leute, die ihm notfalls helfen würden, falls er vorzeitig verschwinden musste.
Der Schemen verschwand und ließ Jiras im kalten Haus alleine. Nach einiger Zeit vernahm er Hufschlag. Es wäre eine nette Geste gewesen, ihm ebenfalls ein Reittier zu verschaffen. Nun, je nachdem wie üppig der Inhalt der Börse ausfiel, konnte er ein Pferd kaufen oder mieten. Keinesfalls würde er das halbe Reich zu Fuß durchqueren.
Und dann blieb immer noch diese Sache mit Miskels Mann fürs Grobe. Belac. Hochgewachsen, gut aussehend und allem Anschein nach im Militär verwurzelt. Jiras wusste, wie gut er selbst darin war, seine eigene Abkunft zu verschleiern, welcher Kostümierungen er sich bedienen konnte. Steckte er in der Verkleidung als alter Mann, war er ein alter Mann. Doch dieser Belac hatte sich auch in Augenblicken, da er sich nicht beobachtet wähnte, wie ein Soldat bewegt. Musste an den ganzen Muskeln liegen.
Deutlich mehr als einen Kopf größer als Jiras und eine ganz andere Gewichtsklasse. Eine direkte Konfrontation wäre schiere Dummheit. Aber vielleicht hatte Toregos Garde den Kerl schon lange aufgespürt, sodass Jiras Belac von seiner Liste der Aufgaben streichen konnte. Das galt es, sicher festzustellen. Noch einmal würde Jiras sich nicht von einem dahergelaufenen Kontaktmann so tadeln lassen.
Keine Vorräte, keine Wäsche zum Wechseln und an Bewaffnung schleppte Belac nur Dolch und Schwert des Hauptmanns mit sich herum. Das war verbesserungswürdig, aber immerhin besser als die Standardausrüstung eines einfachen Gardisten. Das Schwert des Hauptmanns war sogar vernünftig ausbalanciert und ausreichend scharf.
Von dem Brustpanzer, der allzu sehr nach Uniform aussah, selbst wenn Belac alle Abzeichen entfernen könnte, hatte er sich schon trennen müssen. Beim letzten Nachtlager in weicher Erde eingegraben. Blieben Beinschienen, Armschützer und die Lederunterrüstung. Kümmerlich. Und bis zum nächsten sicheren Kontakt würde er mindestens vier bis fünf Tage unterwegs sein, zu Fuß und querfeldein. Noch befand er sich obendrein in Toregos Machtbereich, in dem jeder Mann vom bartlosen Jüngling bis zum zittrigen Greis Belacs Beschreibung in und auswendig kennen und auf eine fürstliche Belohnung scharf sein würde. Phantastische Aussichten!
Seitdem Belac die Kutsche verlassen hatte – ein kühner Sprung in eine dichte Hecke war das Mittel der Wahl gewesen, weil die Pferde schlichtweg unaufhaltsam rannten –, schlug er sich durch das Unterholz eines Waldes und hoffte beständig, nicht im Kreis zu laufen. Die Entdeckung eines breiten Bachs, der sich seinen Weg in einem tief ausgewaschenen Bett bahnte, bedeutete eine gewisse Erleichterung. Solange Belac diesen Wasserlauf nicht querte, schien es schlecht möglich, den Wald in Spiralen zu erforschen. Außerdem lockte Wasser Menschen an, sodass er hoffen konnte, irgendwann auf eine kleine Siedlung zu stoßen. Zwar musste er diese dann weiträumig umgehen, aber eine Straße, der er mit gebührendem Sicherheitsabstand folgen konnte, wäre hilfreich.
Doch bis er all das entdeckte, blieb er brav im Wald. Die umliegenden Dörfer wimmelten bestimmt nur so von Soldaten, und die Nachricht, dass ein flüchtiger Attentäter sich in der Gegend herumtrieb, hatte bis jetzt garantiert jeden Dörfler erreicht, der sich Hoffnungen auf ein Kopfgeld machte. Aber irgendwann gaben auch die eifrigsten Gardisten auf, und die ganze Aufregung würde sich allmählich legen.
Eine Nacht hatte Belac schon unter einem mit Tannenzweigen gedeckten Unterschlupf verbracht. Sein Magen knurrte, aber für den selbst gefertigten Speer hatte sich noch kein Beutetier gezeigt. Wenn er damit überhaupt etwas umbringen konnte, da es sich nur um einen Stecken mit einer durch den Dolch geschnitzten Spitze handelte. Kaninchen sausten wahrscheinlich davon, bevor Belac seine Waffe überhaupt werfen konnte. Und mit einem ausgewachsenen Wildschwein wollte er sich besser nicht anlegen.
Missmutig stapfte er weiter, hörte dem fröhlichen Murmeln des Bachs, dem Säuseln des Windes in den Baumwipfeln und besonders dem Gesang der Vögel zu. Verstummte Letzterer oder wurde von schrillem Geschrei unterbrochen, störte die gefiederte Welt des Waldes sich an etwas Ungewohntem. Bislang war Belac sich sicher, dass sie nur ihn als Störenfried ansahen.
Sein Magen knurrte lauter, und Belac näherte sich dem Bach, der breiter wurde und langsamer floss, als wollte er sich ein wenig stauen. Etwas Silbriges schoss davon, und Belac atmete auf. Fische. Nun, es war einen Versuch wert, ob er eines der Viecher mit dem Speer erwischte. Tief genug im Wald sollte er sein, um sich ein Lagerfeuer erlauben zu können. Er spürte, wie ihm das Wasser im Munde zusammenlief.
Fisch, Unterstand, Feuer, Bad. Die Wünsche eines einfachen Mannes, und Belac fand nicht einen einzigen davon ausverschämt.
Tatsächlich erreichte Belac eine kleine Lichtung, die nach dem Sturz eines uralten Baumes geschlagen worden und nun mit jungen Bäumen und Buschwerk bestanden war. Der Bach verbreiterte sich hier und füllte eine natürliche Mulde, bevor er über einige Steine unter dem gestürzten Baumriesen hinwegplätscherte. Windschutz, vielleicht ein wenig Anglerglück. Belac sah zum Himmel. Noch etwa zwei Stunden Tageslicht. Aber einen besseren Rastplatz für die Nacht würde er so schnell nicht finden. Also blieb er hier.
Er legte Waffen und Rüstungsreste ab und verstaute alles in einem Farngebüsch, bevor er zum Ufer des Tümpels marschierte und den Speer zückte. Dann versteinerte er einsatzbereit und wartete, bis die Fische sich an seine Anwesenheit gewöhnten. Selbst der Kleinste in diesem Tümpel wäre schon ein Segen der Götter, wenn der Speer ihn erwischen konnte!
Belac kannte Hunger, und das dumpfe Grollen in der Magengrube war erst eine freundliche Erinnerung an lichtlose Winter, in denen Baumrinde zerstampft und unter das ranzige Mehl gemischt wurde, um genug Brot für die ganze Familie backen zu können. An diese Zeiten wollte er nicht anknüpfen, doch Ungeduld half ihm nicht weiter. Er musste ausharren, bis der richtige Augenblick gekommen war.
Dann stach der Speer zu und bohrte sich in ansehnliche Beute.