Michael Lermontow: Der Dämon und andere Nachdichtungen - Erich Weinert - E-Book

Michael Lermontow: Der Dämon und andere Nachdichtungen E-Book

Erich Weinert

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Beschreibung

Diese literarische Sammlung vereint die poetische Wucht des russischen Dichters Michael Lermontow mit der sprachlichen Meisterschaft Erich Weinerts. In seiner Nachdichtung von Der Dämon erschafft Weinert ein dramatisch-romantisches Epos über Liebe, Verzweiflung und metaphysische Rebellion – ein Werk zwischen Himmel und Hölle, Licht und Finsternis. Ergänzt wird es durch weitere lyrische Reflexionen über Vaterland, Dichtung, Tod und Aufbegehren. Die Texte sind nicht nur eindrucksvolle Zeitzeugnisse, sondern spiegeln auch bis heute gültige Fragen nach Identität, Gerechtigkeit und menschlicher Würde. Für Liebhaber klassischer Lyrik, politischer Dichtung und sprachlicher Präzision ein literarischer Schatz.

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Seitenzahl: 43

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Impressum

Erich Weinert

Michael Lermontow: Der Dämon und andere Nachdichtungen

ISBN 978-3-68912-552-3 (E–Book)

Auszug aus: Nachdichtungen, erschienen 1959 im Verlag Volk und Welt, Berlin.

Das Titelbild wurde mit der KI erstellt.

© 2025 EDITION digital®

Pekrul & Sohn GbR

Godern

Alte Dorfstraße 2 b

19065 Pinnow

Tel.: 03860 505788

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Internet: http://www.edition-digital.de

DER DÄMON

VORBEMERKUNG

Der erste Gedanke, den „Dämon“ zu schreiben, kam Lermontow schon in seinem fünfzehnten Jahre. Beschäftigt mit dieser schönen Dichtung hat er sich bis zu seinem, leider so frühen, Tode. In der ersten Fassung wurde der „Dämon“ 1830 bis 1831 vollendet, die aber wieder verworfen wurde. 1833 schrieb Lermontow bereits an einer vierten Fassung. Diese ersten Fassungen waren in Moskau entstanden. Als der Dichter 1837 wegen seines anklägerischen Gedichts zum Tode Puschkins nach dem Kaukasus verbannt wurde, begann er unter dem Eindruck der wilden Berglandschaft und der örtlichen Sagen sich von neuem mit seinem „Dämon“ zu beschäftigen. Hier entstand die fünfte Fassung der Dichtung. Schließlich überarbeitete er den Text noch einmal und hoffte (nachdem er aus Zensurgründen einige Änderungen vorgenommen hatte), den „Dämon“ in einer Petersburger literarischen Zeitschrift gedruckt erscheinen zu sehen. Aber die Dichtung blieb zu Lebzeiten des Dichters ungedruckt. Zum ersten Mal erschien der „Dämon“ lange nach dem Tode Lermontows im Jahre 1856 im Ausland, in Karlsruhe.

Einen endgültigen kanonischen Text, vom Dichter autorisiert, gibt es nicht. Auch das Manuskript, nach welchem die Karlsruher Veröffentlichung gedruckt wurde, ist verlorengegangen. 1860 wurde der „Dämon“ zum ersten Mal in Russland gedruckt, aber ob und nach welchen Originalmanuskripten, ist nicht bekannt.

Durch Zufall wurde 1939 in Eriwan im Nachlass eines armenischen Privatgelehrten eine handschriftliche Fassung des „Dämon“ entdeckt, die das Datum „Moskau, 25. Februar 1842“ trägt. Der Text dieser Abschrift unterscheidet sich von dem der bisher in russischer Sprache und in Übertragungen erschienenen Veröffentlichungen nicht unwesentlich dadurch, dass es hier einzelne Verse, ja ganze Abschnitte gibt, die sich in den anderen Texten nicht finden und dass hier andererseits eine Reihe von Textstellen fehlen, die dort enthalten sind.

Da es keinen kanonischen Text des „Dämon“ gibt und die Forschung auf Vermutungen angewiesen ist, dürfte diese Textfassung nicht als dubioser zu betrachten sein als andere. Ja, sie hat den Vorzug, die bisher jüngste aller bekannten Texte zu sein; auch gewinnt sie an Bedeutung durch den Umstand, dass die Armenier, die zu Lebzeiten Lermontows in Moskau studierten, ein besonderes Interesse für den „Dämon“ bekundeten und bereits 1863 die Dichtung in armenischer Sprache veröffentlichten. So ist es nicht unwahrscheinlich, dass diese Abschrift durch einen Armenier in Moskau von einer letzten Fassung der Hand Lermontows gemacht und nach Eriwan mitgenommen worden sei.

Dieser Text ist der vorliegenden Nachdichtung zugrundegelegt.

E. W.

Ende September 1939 begann Erich Weinert mit der Übersetzung des in der „Literaturnaja Gasjeta“ vom 10. 9. 1939 abgedruckten Textes des „Dämon“ von M. Lermontow. Die erste Fassung seiner deutschen Nachdichtung des „Dämon“ veröffentlichte Weinert in: Kleine Bibliothek, Meshdunarodnaja Kniga, Moskau 1940.

Nach 1946 beschäftigte sich Weinert erneut mit Lermontow und

überarbeitete seine Nachdichtung des „Dämon“. Die hier enthaltene Fassung entspricht einem bisher noch nicht veröffentlichten, von Weinert selbst satzfertig gemachten Manuskript, das sich im Nachlass fand.

Die in diesem Band aufgenommenen Nachdichtungen einzelner Gedichte Lermontows sind in den Jahren 1939/40 in Moskau entstanden. Sie wurden vorher noch nicht veröffentlicht.

WIDMUNG

Dir, wilder Herr der Erde, Kaukasus,

Dir widm’ ich wieder schwärmende Gesänge.

O segne mich mit deinem Vaterkuss!

Umschattet meinen Schritt, verschneite Hänge!

Im trüben Norden lebt ich mit Verdruss

Und sehnte mich nach deinem Felsgedränge.

Seit Kindertagen schließt mein Traum dich ein;

Und überall und immer bin ich dein!

Ich klomm schon zu dir auf in Kinderschuhn,

Hoch in die Felsen, wo, vom Wind umstoben,

Im Nebelturban deine Gipfel ruhn;

Wie Beter Allahs standen sie da droben.

O, deinem Wind die Seele aufzutun,

Zum hohen Adlerflug den Blick erhoben!

Ich sah dich oft im Traum, ich blieb dein Kind

Und war bei dir wie Wolke, Schnee und Wind.

Viel schwere Jahre sind seitdem vergangen.

Und wieder wandl’ ich deinen Felsenpfad.

Wie froh du einst als Kind mich hast empfangen,

So wohl dein Gruß heut dem Verbannten tat!

Vergessen all mein schmerzendes Verlangen.

Ich winke meinen Gruß dem höchsten Grat.

Und jetzt, in diesen mitternächtgen Räumen,

Will nur von dir noch singen ich und träumen.

ERSTER TEIL

Der Dämon, ewig der Verbannte,

Flog traurig durch die sündige Welt,

Als ihn Erinnrung übermannte

An das, was ewig nun verstellt:

Er dacht’ des Tags, da er noch glänzte,

Ein Cherub, in des Lichts Gewand,

Als der Komet, der strahlgeschwänzte,

Vorüberglitt ins Unbegrenzte,

Ihn grüßend mit der lichten Hand,

Als durch der Nebel Schleierfahne

Er schwebte mit gemessnem Gang

Und in der Sterne Karawane

Er sich im ewigen Raum verschwang;

Als Glaub’ und Liebe noch nicht tot.

Er, den die Schöpfung erstgeboren.

War noch am Zweifel nicht verloren,

War noch im Herzen nicht bedroht

Von des Jahrtausends Nichtigkeiten.

Doch er entsann sich nur mit Not

Des ganzen Glücks vergangner Zeiten.

So irrte der Verstoßne hin.

Kein Ort, kein Dach, wo er verruhte.

Epochen strömten ohne Sinn,

Als ob Minute zu Minute

Gleichförmig ins Vergessne floss.

Aus der erschöpften Erde spross

Das Lebende wie Kraut aus Trümmern,

Und immer wieder drauf bedacht,

Die Welt sich wohnlicher zu zimmern.

Doch von der Ahnen Lehr und Brauch

Hört man die Enkel nicht mehr sprechen. –

Und wandelte der Mensch sich auch.

Nie wandelten sich die Gebrechen:

Auch alles laute Wortgeschwätz