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Mit der Eröffnung ihres entzückenden Cafés Miss Törtchen erfüllt sich die schöne Emily einen Lebenstraum. Und bald schon ist die kleine Confiserie in den hübschen Pastelltönen ein beliebter Treffpunkt in der Stadt. Emily geht ganz in der Zubereitung der köstlichen Macadamia-Cookies, Rosen-Cupcakes und hübsch verzierten Cake-Pops auf. Immer an ihrer Seite ist Thorsten - ihr Ehemann und die Liebe ihres Lebens. Doch an einem sonnigen Sommertag findet Emilys Glück ein jähes Ende, als Thorsten bei Reparaturarbeiten im Lagerraum des Cafés einen Stromschlag erleidet und an den Folgen stirbt! Von nun an ist nichts mehr, wie es einmal war. Emily droht zu verzweifeln ...
Die Monate gehen ins Land, und die junge Witwe ist sicher, nie mehr glücklich zu werden. Aber da ist es wieder das Miss Törtchen, das zum Dreh- und Angelpunkt ihres Schicksals und zum Schauplatz ihres neuen Glückes wird ...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2017
Cover
Impressum
Ein Cupcake und dein Herz
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock / SaMBa
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-4732-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Wie sehr freue ich mich, dass meine Freundin Emily nach langen Monaten der Trauer endlich wieder neuen Lebensmut gefasst hat! Denn nach dem Tod ihres Mannes drohte Emily zu verzweifeln. Nur die Arbeit in ihrem kleinen Café Miss Törtchen und die Herstellung der süßen Köstlichkeiten wie Cupcakes, Cookies & Co. hielten sie noch aufrecht …
Nun liegt diese dunkle Zeit endlich hinter ihr, und inzwischen wagt Emily sogar, wieder an die Liebe und ein neues Glück zu glauben. Denn gleich zwei Männer umwerben sie – Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: der romantische Michael, der Emily mit kleinen Aufmerksamkeiten und niedlichen Einfällen verwöhnt, und Simon, ein unverschämt gut aussehender »Lausbub« und Abenteurer. Ich bin gespannt, wem von beiden meine Freundin ihr Herz schenken wird …
Inzwischen habe ich beide Männer persönlich kennengelernt und bin sicher, dass nur einer von ihnen Emily glücklich machen kann! Der andere wird ihr Unglück und neuen Kummer bringen …
Beschwingt eilte Dr. Andrea Bergen auf das kleine Cupcake-Café zu. Das »Miss Törtchen« hatte erst vor Kurzem ganz in der Nähe des Elisabeth-Krankenhauses eröffnet – bloß ein Stück die Straße hinunter – und sich bereits zu einem beliebten Treffpunkt für Ärzte, Schwestern, Pfleger und weitere Krankenhaus-Angestellte entwickelt.
Auch Andrea Bergen konnte den süßen Leckereien, die dort angeboten wurden, nur schwer widerstehen. Bevor sie ihre Schicht als Notärztin begann, huschte sie rasch die paar Stufen hinauf in das zauberhafte Café.
Die Inhaberin, Emily Roth, hatte hier ein behagliches kleines Paradies geschaffen. Alle Möbel und Kissen waren in zarten Pastellfarben oder Weiß gehalten. Vasen mit Pfingstrosen und Tulpen standen auf den runden Tischen. Unter der Decke waren weiß lackierte Äste und Zweige aufgehängt worden, an denen Schmetterlinge aus Seidenpapier baumelten. Betrat man das Café, fühlte man sich augenblicklich wie in einer anderen Welt.
Das Hauptaugenmerk lag auf der großen Theke, hinter deren Glasscheibe appetitliche kleine Kunstwerke standen: die Cupcakes, die Emily alle höchstpersönlich herstellte und dekorierte. Jedes einzelne von ihnen sah so himmlisch aus, dass einem das Wasser im Mund zusammenlief.
»Frau Bergen! Wie schön, dass Sie mich hier wieder beehren!«, sagte Emily lächelnd. »Womit kann ich Ihnen heute eine Freude machen?«
Andrea seufzte und blickte hingerissen in die Vitrine.
»Gute Frage! Hier kann man sich ja kaum entscheiden. Sie sind eine Zauberin.«
Emily lachte glockenhell, ihr schönes Gesicht leuchtete vor Freude auf. Sie war eine reizende junge Frau mit haselnussbraunem, gewelltem Haar und großen Rehaugen, die mit ihrer fliederfarbenen Schürze und der gleichfarbigen Haarschleife so perfekt in dieses hübsche Café passte, als wäre sie Teil des Inventars.
»Das ist alles gar keine Hexerei, wenn man ein paar Tricks kennt und vor allem sehr viel übt«, verriet sie. »Ein eigenes Café war immer schon mein Traum, schon als ganz junges Mädchen habe ich viel und gerne gebacken. Diese Leidenschaft wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt, meine Granny und meine Mutter waren genauso.«
Andrea bestaunte die Kompositionen aus flaumigem Teig und süßer Buttercreme.
»Und was ist das hier?«, fragte sie und deutete auf kleine Kuchen-Kugeln, die wie Lollis auf Stielen steckten und die mit Zuckerherzen, Zuckerperlen, Glitzer oder essbarem Goldstaub dekoriert waren.
»Die Cake-Pops sind neu im Sortiment«, erklärte Emily stolz. »Kleine Kuchen-Häppchen am Stiel.«
Während Andrea noch mit der schwierigen Entscheidung kämpfte, kam Emilys Mann Thorsten aus einem Hinterzimmer.
»Die Küchenmaschine habe ich repariert«, sagte er, nahm Emily in den Arm und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange. »Soll ich dich jetzt im Verkauf unterstützen, Liebling?«
Emily erwiderte sein Lächeln strahlend. »Das wäre wunderbar, Darling. Hilfe brauche ich zwar nicht – jetzt gerade ist nicht viel los –, aber deine Gesellschaft lehne ich ganz gewiss nicht ab.«
Andrea schmunzelte. Das Glück des jungen Ehepaares war herzerwärmend. Wann immer Thorsten Roth Zeit fand, unterstützte er seine hübsche Frau im Café.
Zu gern hätte die Notärztin sich kurz an einen der Tische gesetzt, ein wenig mit Emily und Thorsten Roth geplaudert und ein Törtchen in der gemütlichen Atmosphäre des Cafés verspeist, aber sie musste weiter ins Krankenhaus. Also entschied sie sich für drei Cupcakes mit einem Kern aus flüssiger weißer Schokolade, die von rosafarbener Buttercreme in Rosenform geziert wurden, und einen Schokoladen-Cake-Pop. Mit dieser reichen Beute eilte sie die Straße entlang zum Elisabeth-Krankenhaus.
»Andrea! Meine allerliebste Lieblingskollegin«, wurde sie von Dietmar Krug überschwänglich begrüßt. Der schlaksige Arzt, der als Spaßmacher des Krankenhauses galt, warf einen gierigen Blick auf die Tüte mit dem Logo des Cafés in Andreas Hand.
Sie grinste breit. »Netter Versuch. Aber für dich habe ich leider nichts mitgebracht, die sind für mein Team.«
Ihr Team bestand aus dem Rettungssanitäter Jupp Diederichs und dem Rettungsassistenten Ewald Miehlke. Beide Männer freuten sich, als Andrea ihnen die Cupcakes in die Hand drückte.
Gemeinsam ließen sie sich die Leckereien schmecken. Der zuckersüße Cake-Pop verschwand mit zwei Bissen in Andreas Mund. Anschließend fühlten sie sich gestärkt und gewappnet für alle Notarzt-Einsätze, die der Tag mit sich bringen mochte.
***
Gut gelaunt blickte Emily der Notärztin hinterher, als diese das Café verließ. Dann machte sie sich daran, ein gutes Dutzend Macadamia-Nuss-Cookies in ein großes, dekoratives Glas im Retro-Stil zu füllen.
Sie liebte ihr Café und die Arbeit hier. Zu Beginn hatte sie sich Sorgen gemacht, ob sie ein zu großes Risiko einging, indem sie ihre Heimat England verließ, nach Deutschland zog und sich selbstständig machte, doch mittlerweile waren alle Zweifel verflogen. Sie hätte gar nicht glücklicher sein können.
Der Liebe wegen war sie hierher gezogen: Thorsten war Deutscher und hatte hier einen gut bezahlten Job. Ein Umzug nach England wäre für ihn nicht ohne Weiteres möglich gewesen. Um mit ihm zusammen sein zu können, hatte Emily also alle Zelte hinter sich abgebrochen und war zu ihm gezogen.
Diesen Entschluss hatte sie keinen Tag bereut. Lächelnd schaute sie zu ihm hinüber, und als er ihren Blick aus seinen sanften braunen Augen erwiderte, wusste sie, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Bei ihm zu sein war ihr das Wichtigste.
In Deutschland fühlte sie sich wohl. Die sprachliche Barriere hatte zum Glück kein Problem dargestellt: Emilys Großmutter stammte ursprünglich aus Deutschland und hatte ihr die Sprache schon als Kind beigebracht. Seit Emily nun hier wohnte, lernte sie Tag für Tag dazu und hatte zu ihrer großen Erleichterung keinerlei Verständigungsprobleme. Abgesehen von einem leichten Akzent hörte man ihr kaum an, dass sie keine Muttersprachlerin war.
Auch die Lage des Cafés hatte sich als optimal erwiesen. Es war immer gut besucht. Das Ladenlokal lag in einer belebten Gegend mit vielen Passanten, und die Nähe zum Krankenhaus war auch ein Vorteil. Mittlerweile zählte wohl etwa die Hälfte der Belegschaft zu Emilys Stammkunden; sie kannte viele Ärzte, Schwestern und Pfleger namentlich und genoss es, ein wenig mit ihren lieben Stammkunden zu plaudern.
»Ich bin froh, dass ich mit dir hergezogen bin«, sagte sie aus ganzem Herzen.
Thorsten drückte sie an sich und streichelte zärtlich über ihre Wange. »Und ich erst! Ich habe die schönste und zauberhafteste Frau der Welt gefunden und zu mir geholt. Ich bin ein echter Glückspilz.«
Sie schmunzelte. »Du Charmeur! Übrigens, im Lagerraum ist eine Lampe kaputt. Könntest du dir das bei Gelegenheit vielleicht ansehen?«
»Kein Problem. Ich kümmere mich sofort darum«, kündete er an, schnappte sich sein Werkzeug und machte sich auf den Weg in den Lagerraum.
Emily warf ihm eine Kusshand hinterher. Sie war froh und dankbar, dass ihr Mann sie so tatkräftig unterstützte. Wenn seine Arbeit es zuließ, leistete er ihr gern im Café Gesellschaft, half ein wenig im Verkauf aus oder kümmerte sich um handwerkliche Aufgaben.
Er war ein talentierter Heimwerker; also glaubte sie nicht, dass ihm die defekte Lampe Probleme bereiten würde. Entspannt widmete sie sich ihren Aufgaben, rückte die Törtchen in der Auslage zurecht und schob die Stühle ein wenig hin und her, bis alles perfekt aussah.
Doch mit einem Mal zerriss ein Schrei die Ruhe, gefolgt von einem entsetzlichen Knall und einem lauten Poltern. Emilys Herz setzte vor Schreck einen Schlag aus. Einen Moment war sie völlig starr, konnte keinen Muskel rühren und starrte aus weit aufgerissenen Augen in Richtung des Lagerraums, aus dem der Schrei gekommen war: Thorstens Schrei! Sie hatte ihn sofort erkannt, obwohl seine Stimme vor Schmerz und Schreck verzerrt gewesen war.
Das Blut in ihren Adern erstarrte zu Eis. Sie wusste mit absoluter Sicherheit, dass etwas Schlimmes passiert war – etwas, das womöglich ihre ganze heile Welt drastisch verändern würde. Ihrem Herzen war das bereits klar, bevor ihr Kopf es wusste.
Als sie losrannte, hatte sie das Gefühl, sich durch zähflüssige Flüssigkeit kämpfen zu müssen. Sie musste zu Thorsten und nach ihm sehen, auf der Stelle, doch sie kam viel zu langsam voran. Die Zeit schien beinahe stehen zu bleiben.
Bitte!, flehte sie in Gedanken stumm, als sie die Tür zum Lagerraum aufstieß. Bitte, lieber Gott – ihm darf nichts passiert sein.
Doch ihre Gebete wurden nicht erhört. Thorsten lag mitten im Lagerraum auf dem Boden neben einer umgestürzten Leiter. Werkzeug war um ihn herum verteilt, ebenso wie die Scherben der Lampe, die er abmontiert hatte.
»Thorsten!«, stieß sie hervor. »Oh Gott, Darling, bitte sag doch was!«
Sie stürmte zu ihm, fiel neben ihm auf die Knie und wollte sanft seine Wange tätscheln, um ihn zu wecken. Erst im letzten Moment hielt sie inne, als ihr bewusst wurde, dass er einen elektrischen Schlag erlitten haben musste.
War es überhaupt sicher, ihn zu berühren? Musste sie ihn irgendwie aus dem Stromkreis entfernen? Krampfhaft versuchte sie, sich zu konzentrieren und logisch zu denken, doch sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Die Panik raubte ihr fast die Sinne. Sie atmete immer schneller, doch keine Luft gelangte in ihre Lunge, und alles begann, sich um sie zu drehen.
Schallend traf ihre flache Hand ihre eigene Wange. Die Ohrfeige hatte geholfen: Endlich konnte sie wieder klar denken. Sie durfte jetzt nicht durchdrehen, Thorsten brauchte sie!
Ihre Hände zitterten, als sie vergeblich nach seinem Puls tastete. War sie bloß zu ungeschickt, um die richtige Stelle an seinem Handgelenk zu finden, oder war da tatsächlich kein Puls?
Sie beugte sich über ihn und versuchte festzustellen, ob er atmete, doch sie spürte und hörte keine Atemzüge. Wieder drohte die Panik sie zu übermannen.
»Thorsten, wach auf! Um Himmels willen, wach auf!«, schluchzte sie, rüttelte an ihm und schlug ihn leicht auf die Wangen.
Ihre Hände zitterten so stark, dass sie das Handy beinahe fallen ließ, als sie den Notruf wählte.
»Mein Mann – er atmet nicht«, stammelte sie weinend, nachdem sie nach ihrem Namen und ihrer Adresse gefragt worden war. »Ein … ein elektrischer Schlag. Kommen Sie schnell! Oh bitte, beeilen Sie sich!«
Nie zuvor war sie so froh über die Nähe zum Krankenhaus gewesen. Sie war gerade dabei, sich mühsam an ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse zu erinnern und eine Herzdruckmassage zu beginnen, als auch schon die Notärztin mit ihrem Team hereingestürmt kam.
***
Erschrocken sog Andrea die Luft ein, als sie Emilys Mann am Boden liegen sah. Die Lage war ernst, das erkannte sie auf den ersten Blick.
»Ein Stromunfall«, murmelte sie, während sie eilig Thorstens Vitalfunktionen kontrollierte.
»Ich glaube, er atmet nicht«, schluchzte Emily. »Oh bitte, Frau Doktor Bergen, helfen Sie ihm doch!«
Die Notärztin wünschte, Emily würde sich irren, doch die junge Frau hatte recht. Weder Puls noch Atmung waren vorhanden.
»Kreislaufstillstand«, kommentierte sie knapp, um Jupp und Ewald zu informieren. »Wir reanimieren.«
Während Andrea eine endotracheale Intubation durchführte und somit einen Tubus in die Atemwege des Patienten einführte, um ihn künstlich zu beatmen, legte Jupp Diederichs einen Zugang, sodass Thorsten Roth die erforderlichen Medikamente intravenös verabreicht werden konnten. Ewald Miehlke fuhr derweil mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung fort.
Trotz aller Bemühungen war der Notärztin schon nach wenigen Momenten klar, dass jede Hilfe zu spät kam. Thorstens Herz hatte zu schlagen aufgehört, als der Stromstoß durch seinen Körper geschossen war, und höchstwahrscheinlich würde nichts, was sie taten, es wieder zum Schlagen bringen.
Trotzdem gab sie nicht auf. Andrea kämpfte mit aller Macht und allen Mitteln, die ihr zur Verfügung standen, um Thorstens Leben.
Auch auf dem Weg zum Krankenhaus, als sie die kurze Strecke in Windeseile zurücklegten, gab sie nicht auf. Ihre Arme schmerzten, und Schweiß trat ihr auf die Stirn, doch das kümmerte sie nicht. Alles, was jetzt zählte, war das Leben des Patienten. Wenn es noch die geringste Chance gab, dann musste sie diese nutzen. Aufzugeben kam nicht infrage, noch nicht.
Die ganze Zeit über hatte sie Emilys verzweifelte Schreie im Ohr. Die junge Frau, die im Rettungswagen mitfuhr, schluchzte haltlos.
»Thorsten, lass mich nicht allein!«, wimmerte sie. »Ich brauche dich – ich liebe dich! Verlass mich nicht, bleib bei mir!«
Als Thorsten schließlich für tot erklärt wurde, standen auch der Notärztin Tränen in den Augen. Es war einer jener Tage, an denen sie an ihrer Berufswahl zweifelte. Jeder Patient, den sie verlor und für den sie nichts mehr tun konnte, war ein schrecklicher Verlust, den sie nur schwer überwinden konnte.
»Nein!«, schrie Emily gequält auf, als ihr die schlimme Nachricht überbracht wurde, dass ihr Mann verstorben war. Weinend wollte sie sich über ihn werfen und ihn festhalten, als könnte sie ihn durch pure Willenskraft am Leben halten und daran hindern, von ihr zu gehen. »Nein, nur das nicht! Es kann nicht sein, es darf nicht sein. Ich … Ich glaube das nicht. Er lebt, er muss leben!«
Jedes der Worte, die sie hervorstieß, war von unendlichem Schmerz erfüllt. Emilys verzweifeltes Schluchzen schnitt Andrea tief ins Herz. In diesem Moment hätte sie alles dafür gegeben, Emily zu helfen und Thorsten zu retten.
Doch es gab nichts mehr, was sie tun konnte. Es war aussichtslos, das Schicksal kannte kein Erbarmen: Thorsten Roth war gestorben, und nichts auf der Welt konnte ihn zurück ins Leben holen.
***
Es war ein schöner, milder Frühsommertag wie aus dem Bilderbuch. Doch der Sonnenschein und das Vogelgezwitscher erschienen Emily wie boshafter Hohn. Wie konnte an einem solchen Tag die Sonne scheinen? Müsste der Himmel nicht weinen, wenn sich eine solche Tragödie ereignete?
Die Wärme, die sie umgab, erreichte nicht ihr Herz. Innerlich fühlte sie sich kalt und starr, als hätte sich alles in ihr in Eis verwandelt.
Seit Thorstens Unfall glich Emilys Leben einem Albtraum. Sie starrte auf den Sarg, der gerade in die Erde hinabgelassen wurde, und konnte einfach nicht glauben, dass sich ihr Mann wirklich darin befand – ihr geliebter Thorsten, der immer so voller Leben gewesen war und dessen sanftes Lächeln eine Konstante in ihrem Leben gewesen war.
Auf ihn hatte sie sich immer verlassen können. Dass er mit einem Mal nicht mehr da sein sollte, war für sie unvorstellbar.
Saftig grünes Gras wuchs an den Rändern der Friedhofswege und umsäumte die gepflegten Gräber. Bienen tummelten sich in den Gänseblümchen. Das Leben ging weiter, doch nicht für Thorsten.
Die anderen Beerdigungsgäste, die mit Emily auf dem Friedhof standen, schluchzten leise. Doch sie selbst konnte nicht weinen. Fassungslosigkeit und grenzenloses Entsetzen erfüllten sie, als sie verzweifelt darauf wartete, aufzuwachen und festzustellen, dass alles gut war.
Doch ein Teil von ihr wusste, dass sie vergebens hoffte. Es gab kein Erwachen aus diesem Unglück, es würde nicht alles gut werden.