Notärztin Andrea Bergen 1331 - Isabelle Winter - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1331 E-Book

Isabelle Winter

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Beschreibung

Zärtlich hält die junge Karin Baby Lilly in den Armen. Ihr kleiner Engel - ihr ganzes Glück! Schon jetzt ist das neugeborene Mädchen nicht mehr aus ihrem Leben wegzudenken. Bei diesem Gedanken fällt ein Schatten über Karins hübsches Gesicht, und die Angst ist wieder da und nagt an ihrem Herzen: Noch knapp acht Wochen hat Lillys leibliche Mutter Zeit, ihr Einverständnis zur Adoption zurückzuziehen und das Baby doch noch zu sich zu nehmen. Erst dann können Karin und ihr Mann Ralf wirklich aufatmen, erst dann gehört Lilly wirklich zu ihnen ...

Die Wochen gehen ins Land - und die Schutzfrist verstreicht, ohne dass Lillys Mutter sich meldet. Karin und Ralf Dietrich sind überglücklich! Doch die Gefahr droht von ganz anderer Seite, aber das ahnen die Dietrichs nicht - und deshalb sind sie gänzlich unvorbereitet, als Lilly ihnen eines Nachts genommen wird ...

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EPUB

Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Acht Wochen zittern

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Nina Buday

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5181-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Für unsere Freunde Karin und Ralf Dietrich ist ein Traum wahr geworden! Endlich dürfen sie ihr heiß ersehntes Wunschkind in den Armen halten – die kleine Lilly! Nachdem die beiden jahrelang vergeblich versucht haben, ein eigenes Kind zu bekommen, haben sie sich nun entschieden, das Baby zu adoptieren. Dass Lilly nicht ganz gesund, sondern auf tägliche Insulingaben angewiesen ist, kann Karins und Ralfs Glück nicht trüben, denn das Baby ist bezaubernd. Nun gilt es nur noch, die acht Wochen währende »Einspruchsfrist« hinter sich zu bringen, in der die leibliche Mutter sich umentscheiden und ihr Kind doch noch zu sich holen darf. Was dies für Karin und Ralf bedeuten würde, mag ich mir gar nicht erst ausmalen …

Heute haben mein Mann Werner und ich mit Karin und Ralf gefeiert: Die Acht-Wochen-Frist ist um, und Lilly gehört endlich ganz und gar zu ihnen! Doch was ist das? Bei unserer Heimkehr klingelt das Telefon! Karins verzweifelte Stimme gellt mir entgegen: Lilly ist aus dem Kinderzimmer entführt worden! Und die Entführer haben kein Insulin für sie …

Karin starrte den Papierstreifen des Schwangerschaftstests an. Ihr Herz war erfüllt von einer quälenden Mischung aus Hoffnung, Mutlosigkeit und Anspannung, die ihr in den vergangenen Jahren nur allzu vertraut geworden war. Wie oft hatte sie diesen Gefühlswirrwarr nun schon durchgemacht? Sie wusste es selbst nicht mehr.

»Bitte, lieber Gott, lass mich schwanger sein!«, flüsterte sie flehentlich. »Dieses Mal muss es einfach geklappt haben, der Test muss positiv sein.«

Wann immer ihre Periode wenige Tage verspätet einsetzte, flammte in Karin die Hoffnung neu auf, dass sie endlich schwanger sein könnte. Verzweifelt klammerte sie sich an jedes Anzeichen, jedes noch so kleine Indiz – doch jedes Mal war der Test negativ; kurz darauf bekam sie wie üblich ihre Tage, und alles ging seinen gewohnten Gang.

Womöglich ist diese brennende, drängende Hoffnung das Schlimmste, dachte Karin bei sich. Immer wieder von Neuem zu hoffen und enttäuscht zu werden, war unendlich zermürbend und frustrierend. Vielleicht wäre es besser, das Thema ruhiger und entspannter zu betrachten, statt wieder und wieder in Aufregung zu geraten. Doch das konnte sie einfach nicht; dafür war ihr unerfüllter Kinderwunsch einfach zu stark.

»Bitte«, stieß sie ein letztes Mal hervor.

Doch dann tauchte das Ergebnis auf dem Teststreifen auf: Es war negativ. Sie war nicht schwanger.

Die Enttäuschung traf sie wie ein Hammerschlag. Jegliche Energie verließ sie. Sie blieb einfach reglos auf dem Badewannenrand sitzen, ohne den Blick vom Papierstreifen abzuwenden.

Sie presste eine Hand auf ihre Brust, als sich darin ein stechender Schmerz ausbreitete und ihr den Atem raubte. Diesen Stich kannte sie nur zu gut: Er kam nicht von ihrem Herzleiden, an dem sie von Geburt an litt. Was sie jetzt spürte, war der Schmerz über den drängenden Kinderwunsch, der sich einfach nicht erfüllen wollte.

Ein leises Geräusch an der Haustür ließ sie zusammenzucken, jemand drehte den Schlüssel im Schloss herum und trat ein. Ihr Mann Ralf war nach Hause gekommen.

Obwohl es ihr viel Mühe bereitete, zwang sie ein Lächeln auf ihr Gesicht und kniff sich leicht in beide Wangen, um die wächserne Blässe zu vertreiben. Langsam stand sie auf und ließ den Teststreifen im Müll verschwinden. Ralf sollte nicht erfahren, dass sie schon wieder vergebens gehofft hatte, schwanger zu sein – und er sollte auch nicht wissen, wie traurig sie war.

Sie liebte ihren Mann immer noch so sehr wie am ersten Tag, doch nicht einmal ihm konnte sie offenbaren, wie schlecht es ihr ging. Sie wollte ihn nicht dauernd damit belasten. Auch er wünschte sich sehnlich ein Kind, doch ihr tiefes Leid konnte er nicht nachempfinden. Darum versuchte sie vor ihm zu verbergen, wie sehr sie unter der unerfüllten Sehnsucht litt.

Als sie das Bad verließ, um ihren Mann zu begrüßen, fiel ihr Blick auf den Spiegel. Das enge T-Shirt betonte ihre schlanke Figur und zeigte deutlich, dass ihr Bauch so flach wie eh und je war. Da war keine Rundung zu sehen, und vielleicht würde das auch nie geschehen.

Mühsam hielt sie die Tränen zurück und krampfhaft am Lächeln fest. Doch eigentlich war ihr zum Weinen zumute. Nichts wünschte sie sich sehnlicher als ein Baby. Warum blieb ihr ausgerechnet das verwehrt, wonach sie sich am meisten sehnte?

***

Mit Blaulicht und Sirene raste der Rettungswagen durch die Straßen dem Elisabeth-Krankenhaus entgegen. Mit zusammengebissenen Zähnen und angespannten Schultern saß der Rettungssanitäter Jupp Diederichs hinter dem Steuer und starrte auf die Straße. Er trat das Gaspedal fast komplett.

Höchste Eile war geboten, sie durften keine Sekunde verschwenden. Der Patient, den sie ins Krankenhaus transportierten, war schwer verletzt. Doch trotz der rasanten Geschwindigkeit ließ Jupp die Sicherheit nie außer Acht: Er war ein ausgezeichneter Autofahrer, der die Risiken des Straßenverkehrs gut einschätzen konnte. Geschickt manövrierte er den Rettungswagen durch die Stadt.

Die Notärztin Dr. Andrea Bergen kämpfte unterdessen unermüdlich um das Leben des Patienten. Der junge Mann war am helllichten Tage überfallen und mit einem Messer attackiert worden. Er blutete stark aus mehreren Wunden. Das Schlimmste war, dass der linke Lungenflügel verletzt worden war.

Der Patient musste dringend operiert werden, so schnell wie möglich. Er krümmte sich vor Schmerz zusammen, rang nach Luft und verlor dann immer wieder kurz das Bewusstsein. Als er keuchend hustete, war blutiger Auswurf zu sehen.

Andrea Bergen tat für ihn, was sie konnte. Als sie das Krankenhaus erreichten, war die Notärztin schweißgebadet. Doch sie gönnte sich keine Verschnaufpause, bis der Patient an die entsprechenden Ärzte übergeben worden war und sich im OP befand.

»Geschafft«, schnaufte Ewald Miehlke, der Rettungsassistent. »Den Feierabend haben wir uns redlich verdient. Ich hab das Gefühl, wir hätten heute vierzig Stunden am Stück gearbeitet.«

»Geht mir auch so«, stöhnte Jupp. »Und ausgerechnet heute Abend will Gisela mit mir in die Oper. Wenn ich dort einschlafe und laut schnarche, dreht sie mir den Hals um.«

Ewald grinste. »Und damit hätte sie ganz recht, du Kulturbanause.«

»Du musst gerade reden«, schnaubte Jupp. »Wann warst du denn zum letzten Mal in der Oper?«

Ewald zuckte unschuldig mit den Schultern. »Wenn ich ginge, würde ich zumindest nicht einschlafen und schon gar nicht schnarchen. Ich schnarche überhaupt nie.«

»Ha! Ich will dir ja nicht deine Illusion rauben, aber als du letztens in der Mittagspause im Dienstzimmer eingeschlafen bist, haben die Wände gewackelt, so laut hast du geschnarcht«, behauptete Jupp.

»Dafür hast du keinen Beweis, also ist es auch nie passiert«, entgegnete Ewald seelenruhig. »Und jetzt beeil dich, sonst macht Gisela dir die Hölle heiß.«

Schmunzelnd betrachtete Andrea die scherzhafte Kabbelei der beiden. Auch sie war erschöpft, doch sie konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Heute stand ein Grillabend an. Ihr Mann Werner hatte angekündigt, saftige Koteletts und knusprige Würstchen zu grillen. Seine Mutter Hilde, die mit Andrea und Werner in der Jugendstilvilla wohnte, war für die Beilagen und Salate verantwortlich.

Sogar Franzi, Andreas und Werners Adoptivtochter, wollte sich einbringen und hatte im Internet nach einem Rezept für Erdbeer-Tiramisu gesucht. Andrea hatte nichts weiter zu tun, als sich gemütlich hinzusetzen und das gute Essen zu genießen.

Doch heute war die Familie nicht unter sich, sie hatten Gäste eingeladen: Karin und Ralf Dietrich. Werner hatte Ralf vor Jahren bei einem Tennisturnier kennengelernt, seither waren die beiden Ehepaare gut befreundet. Andrea konnte Ralf und seine Frau Karin gut leiden. Sie versuchten, sich regelmäßig zu treffen, auch wenn der stressige Alltag diesem Vorhaben manchmal im Wege stand.

Sobald Andrea nach Hause kam, stieg ihr ein herrlich würziger und rauchiger Geruch in die Nase. Werner hatte den Grill schon angeworfen und die ersten Koteletts auf den Rost gelegt.

»Hallo, Mama!«, trällerte Franzi und rannte Andrea entgegen, als diese den Garten betrat. Die Mischlingshündin Dolly sprang dabei fröhlich bellend um ihre Beine.

»Hallo, mein Schatz!« Liebevoll nahm Andrea ihre Tochter in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die dunkelbraunen Haare. »Na, wie läuft es mit dem Tiramisu? Brauchst du Hilfe?«

»Schon fertig«, sagte Franzi stolz.

»Unserer Franzi ist ein Meisterwerk gelungen«, verkündete Werners Mutter Hilde stolz. »Sie hat das Tiramisu mit Erdbeeren und sogar mit essbaren Blüten verziert.«

Franzis Wangen färbten sich vor Freude über das Lob rot. »Danke, Omi.«

Werner, der vor dem rauchenden Grill stand, winkte gut gelaunt mit der Grillzange. »Ich kann kaum erwarten, es zu probieren. Aber jetzt gibt es zuerst jede Menge gutes Fleisch.«

Andrea schlang die Arme um den Nacken ihres Mannes und gab ihm einen zärtlichen Kuss. »Und was ist mit dir? Brauchst du Unterstützung?«

Er erwiderte ihren Kuss, dann drohte er ihr scherzhaft mit der Grillgabel.

»Untersteh dich. Du setzt dich jetzt ganz gemütlich hin und genießt deinen Feierabend. Ich wette, du hattest wieder einen höllisch anstrengenden Arbeitstag im Krankenhaus. Ich hingegen war heute nur vormittags nebenan in der Praxis, den ganzen Nachmittag hatte ich frei.« Werner war Kinderarzt mit Leib und Seele.

Das ließ Andrea sich nicht zweimal sagen. Sie hatte es sich gerade auf einem der Gartenstühle bequem gemacht, da klingelte es an der Tür. Freudig eilte Andrea los, um Karin und Ralf zu begrüßen.

»Andrea! Es ist so schön, dich endlich wiederzusehen«, sagte die Freundin herzlich, als sie sich umarmten.

»Ich freue mich auch sehr, dass es geklappt hat«, erwiderte Andrea lächelnd. »Du siehst so hübsch aus, Karin!«

Es stimmte, Karin war eine auffallende Schönheit. Die langen dunkelblonden Haare schimmerten in der Sonne kupferfarben, ihre blaugrünen Augen waren groß und klar. Ihr weißes Sommerkleid betonte ihre schlanke Figur, die langen Beine und die zarte Bräune ihrer glatten Haut.

Auch Ralf sah ausgesprochen gut aus. Eisblaue Augen leuchteten aus seinem attraktiven, gebräunten Gesicht. Seine dunklen Haare waren voll und dicht, seine Bewegungen lässig und geschmeidig zugleich. Andrea konnte sich gut vorstellen, dass er die Blicke vieler Frauen auf sich zog.

Doch er hatte nur Augen für Karin. Sah man die beiden an, wusste man einfach auf Anhieb, wie sehr sie einander liebten.

Und trotzdem fand Andrea, dass beide heute traurig wirkten. Vor allem Karin machte einen niedergeschlagenen Eindruck. Beim gemeinsamen Essen beteiligten sich die Dietrichs zwar angeregt am Gespräch, doch Andrea wurde den Eindruck nicht los, dass etwas nicht stimmte. In Karins Blick lag eine tiefe Traurigkeit, die sich die Notärztin ganz bestimmt nicht einbildete.

Nachdem Franzis Tiramisu verspeist worden war, das allen ausgezeichnet geschmeckt hatte, war es bereits spät. Die Sonne ging unter, ein Wind frischte auf. Franzi, die am nächsten Tag eine Schularbeit schreiben würde, ging zu Bett. Auch Hilde zog sich ins Haus zurück, um in ihrem Lieblingssessel noch ein wenig zu lesen.

Doch die beiden Ehepaare blieben im Garten sitzen. Es war ein schöner Abend; viel zu angenehm, um schon hineinzugehen. Werner schlichtete Holz in die Feuerschale und entzündete es, während Andrea den Gästen noch etwas Wein einschenkte. Kurz darauf loderten knisternde Flammen empor. Gemütlich saßen Andrea und Werner, Karin und Ralf beisammen, blickten ins prasselnde Feuer und nippten am Wein.

Vorsichtig blickte Andrea zu Karin hinüber. Die Sache ließ ihr einfach keine Ruhe, sie musste die Frage stellen: »Karin … Nimm es mir nicht übel, aber ist wirklich alles in Ordnung? Du wirkst so bedrückt.«

Karin zuckte zusammen. Sie versuchte sich augenscheinlich zu einem Lächeln zu zwingen, doch als ihr bewusst wurde, dass sie Andrea nicht täuschen konnte, seufzte sie tief.

»Es gibt wirklich etwas, das mich belastet … das uns beide belastet.« Sie schluckte und blickte hilfesuchend zu ihrem Mann.

Andrea merkte ihr deutlich an, wie schwer es ihr fiel, über das Thema zu sprechen. Karins Stimme klang leise und gepresst, ihre grünblauen Augen schimmerten verdächtig feucht. Unruhig drehte sie das Weinglas in den schlanken Händen hin und her.

Ralf nickte langsam. »Wir wünschen uns ein Kind, und das schon seit geraumer Weile«, sagte er, während er gedankenverloren in die Flammen schaute. Das rötliche Licht des Feuers fiel auf sein attraktives Gesicht. »Aber bisher hat es nicht geklappt.«

»Vielleicht wird sich unser Wunsch nie erfüllen!«, stieß Karin heftig hervor. Ihre Finger schlossen sich fester um das Weinglas, bis Andrea befürchtete, sie würde es zerbrechen und sich an den Scherben verletzen. »So langsam habe ich das Gefühl, wir werden für immer kinderlos bleiben. Womöglich ist es uns nicht bestimmt, ein Baby zu haben. Aber es ist doch das, was ich mir am sehnlichsten wünsche! Ein Leben ohne Kinder – das kann ich mir für mich nicht vorstellen.«

Sie presste sich die Hand auf den Mund und kämpfte sichtlich gegen die Tränen an, die ihr in die Augen steigen wollten.

Ralf seufzte traurig. Das Leid seiner Frau ging ihm nahe. Er wollte behutsam nach ihrer Hand greifen, doch Karin wehrte die Berührung ab und wandte sich ab. Ihr Gesicht lag für einen Moment im Schatten, sie rang um Fassung. Als sie sich erneut zum Feuer drehte, hatte sie sich schon wieder unter Kontrolle.

Ralfs Mundwinkel sanken hinab. In seinen hellblauen Augen konnte man einen Moment lang deutlich erkennen, wie verletzt er war.

Andrea und Werner tauschten einen Blick miteinander aus. Sie konnten sich nur zu gut vorstellen, was für eine harte Zeit die Dietrichs durchmachten. Auch für sie war das kein unbekanntes Thema, denn seit einer Operation konnte Andrea keine Kinder bekommen. Eine Adoption hatte ihnen ihre wunderbare Tochter Franzi beschert – und somit das Familienglück, das sie sich ersehnt hatten.

»Gebt die Hoffnung nicht auf«, sagte Andrea sanft. »Habt ihr denn schon über eine Fruchtbarkeitsbehandlung nachgedacht? Vielleicht wäre das in eurem Fall hilfreich. Es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten, um nachzuhelfen. Niemand kann euch garantieren, dass es klappt, aber es ist zumindest eine Chance, die man nutzen kann.«

Werner pflichtete ihr bei. »Wenn ein hormonelles Ungleichgewicht besteht, kann zum Beispiel schon eine Hormonbehandlung helfen. Vielleicht bringt eine Samenübertragung Erfolg. Und dann gibt es schließlich noch die Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung.«

Ralfs Blick war hoffnungsvoll. »Die Bergens haben recht, Karin. Wir sollten uns beraten lassen.«

Zögerlich nickte seine Frau. In ihrem Blick kämpften Hoffnung und Mutlosigkeit gegeneinander an.

»Ja, vielleicht ist noch nicht alles verloren, und man kann uns helfen«, stimmte sie zaghaft zu.

***

Als Karin und Ralf später an diesem Abend im Bett lagen, schwirrten ihnen die Worte des Arzt-Ehepaares im Kopf herum. Sie waren so versteift auf die Vorstellung gewesen, auf natürlichem Wege ein Kind zu bekommen, dass sie all die Möglichkeiten der modernen Medizin beiseitegeschoben hatten. Doch Andrea und Werner hatten recht, vielleicht konnte man ihnen tatsächlich helfen.