1,99 €
Gefangen im Patientenzimmer Nummer fünfzehn, halbseitig gelähmt und vom Rest der Welt abgeschnitten, droht Jonas Schuster den Lebensmut zu verlieren. Ein schwerer Schlaganfall hat den erfolgreichen und sportlichen jungen Mann plötzlich aus dem Leben gerissen. Sein persönlicher Traum, einmal die Welt zu bereisen, rückt in unerreichbare Ferne.
Doch da ist Schwester Carla, die ihn nicht aufgibt. Mit ihrer Wärme und Geduld steht sie ihm bei, während Jonas sich in seinem neuen, eingeschränkten Leben zurechtfinden muss.
Was Jonas nicht weiß: Carla ist nicht nur die Krankenschwester, die sich so aufopferungsvoll um ihn kümmert - sie ist auch die geheimnisvolle Briefschreiberin, die ihn mit ihren anonymen Botschaften immer wieder aufbaut. Für Jonas ist jeder dieser Briefe ein Hoffnungsschimmer.
Aber je tiefer ihre Gefühle füreinander werden, desto größer wird Carlas Angst: Was, wenn Jonas herausfindet, dass sie hinter den Briefen steckt? Wird er sich verraten fühlen und sie sein Vertrauen endgültig verlieren?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 120
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Liebesbriefe auf Rezept
Vorschau
Impressum
Liebesbriefe auf Rezept
Als wir Jonas Schuster fanden, war er kaum ansprechbar. Ein junger Mann, Mitte dreißig, mitten im Leben – und dann das. Die Symptome waren eindeutig: Schlaganfall. Mein Herz zog sich zusammen, als ich sah, wie hilflos er war, und ich wusste, dass jeder Moment zählte. Wir taten, was wir konnten, brachten ihn ins Krankenhaus, aber auf der Fahrt verlor er das Bewusstsein. Ich fragte mich, ob er das überleben würde, ob wir rechtzeitig sein würden.
Jetzt, Stunden später, liegt Jonas auf der Intensivstation, stabil, aber in einem ernsten Zustand. Wenn er aus dem künstlichen Koma erwacht, wird er merken, dass sein Leben nicht mehr dasselbe ist. Und doch hoffe ich, dass er nicht aufgibt.
Ich weiß, wie es ist, wenn das Leben unerwartet die Richtung ändert und man nichts tun kann, außer zu kämpfen. Damals hat mir das Schreiben von Briefen sehr geholfen, um meine Gefühle herauszulassen. Vielleicht könnte das für ihn auch eine Hilfe sein ...
»Einsatz in der Markwald-Straße!«
Dr. Andrea Bergen schreckte von ihrem Not-Bett auf, auf dem sie bis eben geruht hatte. Sie war Notärztin am Elisabeth-Krankenhaus und hatte sich während ihres Nachtdiensts ins Dienstzimmer der Notärzte zurückgezogen.
Jetzt war sie mit einem Mal hellwach. Sie nahm die orangefarbene Rettungsjacke vom Kleiderhaken an der Wand und schlüpfte hinein.
»Was liegt an?«, fragte sie, als sie im Laufschritt zusammen mit ihrem Fahrer Jupp Diederichs und ihrem Rettungsassistenten Ewald Miehlke in die Fahrzeughalle lief, in der der Rettungswagen geparkt war.
»Bei einem Mann sind plötzlich Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen aufgetreten«, informierte sie Ewald Miehlke.
Das klang ernst. Andrea Bergen machte sich auf das Schlimmste gefasst.
Zusammen mit ihrem Team stieg sie in das Fahrerhäuschen des Rettungswagens, und gleich darauf brauste Jupp Diederichs mit halsbrecherischem Tempo aus der Fahrzeughalle. Das Blaulicht zuckte durch die dunkle Nacht, und das Martinshorn beschallte die Straßen. Die wenigen Autos, die jetzt noch unterwegs waren, machten ihnen Platz und fuhren zum Fahrbahnrand.
Endlich erreichten sie die Markwald-Straße. Jupp Diederichs parkte auf dem Gehweg vor den Mehrparteienhäusern, und sofort sprangen Andrea Bergen und Ewald Miehlke aus dem Wagen. Ihr Sanitäter griff nach dem Notfallkoffer, der hinten im Rettungswagen verstaut war, während die Notärztin bereits mit langen Schritten auf die Haustür zulief.
Sie wollte gerade klingeln, als die Tür von innen geöffnet wurde.
Auf den unteren Stufen der Treppe saß ein junger Mann Mitte dreißig im Anzug, wahrscheinlich kam er so von der Arbeit, und starrte vor sich hin ins Leere.
»Hallo, mein Name ist Andrea Bergen. Ich bin Notärztin«, stellte sich Andrea knapp vor.
»Zum Glück sind Sie endlich da!« Dem anderen Mann, der die Tür geöffnet hatte, war die Erleichterung deutlich anzusehen. »Ich habe Herrn Schuster hier sitzen sehen, als ich nach Hause gekommen bin. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Seine Sprache ist total verlangsamt, und er kann sich nicht richtig bewegen.«
Die Notärztin nickte und kniete sich vor ihren Patienten.
»Herr Schuster?«, sprach sie ihn an, und zu ihrer Erleichterung hob er den Blick. »Können Sie mir sagen, wie Ihr Vorname ist?«
Der Mann überlegte einen Moment. »Jonas«, sagte er dann wie in Zeitlupe.
Die Notärztin bemerkte, dass sein Mundwinkel rechts herunterhing. Auch sonst schien seine rechte Seite erschlafft zu sein.
»Können Sie für mich lächeln?«
Er schnitt eine Grimasse.
»Alles klar. Und jetzt strecken Sie bitte die Arme nach vorne und drehen dabei die Handflächen nach oben.«
»Wossu?«, fragte er mit verwaschener Sprache.
»Ich möchte sehen, ob Sie das können«, erklärte Andrea Bergen geduldig.
Jonas Schuster führte die Übung aus, doch sein rechter Arm sank sofort wieder nach unten.
»Verdacht auf Schlaganfall«, wandte sich Andrea Bergen an ihr Team. »Jupp, Ewald, bitte holt die Trage.«
»Das is' nich' nö –« Jonas Schuster suchte nach dem Wort, das er gerade begonnen hatte.
»Glauben Sie mir, das ist es«, widersprach Andrea Bergen sanft. »Wir bringen Sie jetzt ins Elisabeth-Krankenhaus. Dort wird man sich um Sie kümmern.«
Sie halfen Jonas Schuster auf die Trage und brachten ihn zum Krankenwagen. Andrea Bergen stieg hinten zu ihrem Patienten, während ihr Team vorne Platz nahm. Gleich darauf bretterte der Rettungswagen in halsbrecherischem Tempo in Richtung Elisabeth-Krankenhaus davon.
»Ich habe uns im Krankenhaus angemeldet«, informierte Ewald Miehlke die Notärztin.
»Verdammt, der Patient verliert das Bewusstsein! Fahren Sie schneller!«
»Wir sind gleich da!«, rief Jupp Diederichs nach hinten.
Andrea Bergen atmete auf, als sie die Zufahrt des Elisabeth-Krankenhauses erkannte. Unter der überdachten Anlieferung der Notaufnahme stand schon das diensthabende Team bereit.
»Wie geht es dem Patienten?«, erkundigte sich Dr. Fritz Homberg, der Leiter der Notaufnahme.
»Er hat auf dem Weg das Bewusstsein verloren.«
Andrea Bergen hatte mittlerweile zu einem Beatmungsbeutel gegriffen und drückte diesen in gleichmäßigen Abständen.
»Sofort in Schockraum eins. Intubieren und für die OP vorbereiten«, ordnete Dr. Homberg an.
Schwester Grit nickte, rannte zum Tresen und griff nach dem Telefonhörer, während sich die anderen um den Patienten kümmerten.
Als er wenig später stabilisiert war, schob man ihn in den OP. Dort wurde er von Prof. Dr. Hebestreit operiert.
»Wie geht es ihm?«, fragte die Notärztin, als ihr Kollege endlich wieder aus dem OP-Saal kam.
»Er ist stabil«, sagte Prof. Dr. Hebestreit. »Aber wir müssen ihn mehrere Tage ins künstliche Koma versetzen. Seine Lage ist ernst.«
***
Jonas blinzelte. Alles um ihn herum war weiß. Er hatte keine Ahnung, wo er war. Ob so der Himmel aussah? Nein, das gleichmäßige Piepen, das er hörte, gab es ganz sicher nicht dort oben.
Er blickte sich um und erkannte Geräte und Apparate, die ihn überwachten. Eine Infusion lief in seinen Arm. Anscheinend war er in einem Krankenhaus. Er wollte sich aufrichten, doch es gelang ihm nicht.
Jonas wurde nervös. Seine Atmung ging schneller. Warum gehorchte ihm sein rechter Arm nicht? Ebenso wenig sein rechtes Bein. Was war hier los?
Panik machte sich in ihm breit. Die Geräte, die eben noch gleichmäßige Töne von sich gegeben hatten, piepten nun schneller. Ein Alarm ging los. Jonas' Atmung beschleunigte sich noch mehr. Würde er gleich noch einmal das Bewusstsein verlieren und womöglich sterben?
Eine Tür flog auf, und eine Krankenschwester mit schwarzen Haaren, zusammengebunden in einem Dutt, kam rein.
»Beruhigen Sie sich. Es ist alles gut.«
»Wo bin ich?« Panisch glitten Jonas' Augen durch den Raum.
»Sie sind im Elisabeth-Krankenhaus. Sie hatten einen Schlaganfall.«
»Schlaganfall?«, fragte Jonas, und erst jetzt bemerkte er, dass auch sein Mund die Worte nicht so richtig formen wollte.
»Ich rufe die Ärzte«, sagte die Krankenschwester und drückte auf einen Knopf an seinem Bett. »Lehnen Sie sich zurück, und atmen Sie gleichmäßig. So ist es gut.«
Sie schenkte ihm ein Lächeln, und auch wenn Jonas sich kaum beruhigen konnte, so spürte er doch, wie seine Atmung nun etwas langsamer wurde. Dass sie da war, brachte ihn doch etwas zur Ruhe.
Eine Assistenzärztin Anfang dreißig betrat den Raum. Sie stellte sich Jonas als Dr. Mahler vor.
»Warum bin ich hier?«, fragte Jonas verwirrt.
»Sie hatten einen hämorrhagischen Schlaganfall. Das bedeutet, dass Sie eine Hirnblutung hatten. Wir mussten Sie am Kopf operieren, um die Blutung unter Kontrolle zu bekommen. Danach haben wir Sie mehrere Tage in ein künstliches Koma versetzt. Wir sind froh, Sie wieder bei uns zu haben.« Sie lächelte schmal. »Es war wirklich sehr knapp.«
»Mein rechtes Bein«, sagte Jonas, doch seine Worte waren noch immer etwas undeutlich. »Und mein Arm. Ich kann beides nicht bewegen.«
Bedauern legte sich in den Blick der Assistenzärztin. »Es kann durchaus passieren, dass Lähmungen bei Schlaganfällen auftreten. Wir wissen nicht, ob diese wieder weggehen. Aber verlieren Sie deshalb nicht den Mut. Wir haben ein ausgezeichnetes Rehabilitationsprogramm hier an unserer Klinik.«
Jonas riss die Augen auf. Das war ein schlechter Scherz. Ein Albtraum, aus dem er gleich wieder erwachte.
Was war das Letzte, an das er sich erinnern konnte? Er war auf dem Heimweg von der Arbeit – einem großen Immobilienunternehmen, bei dem er im Controlling saß. Sein Tag war sehr erfolgreich gewesen. Er hatte eine Beförderung bekommen, auf die er schon seit Monaten hinarbeitete. Eigentlich wollte er sich nur schnell zu Hause umziehen und dann zum Volleyball mit ein paar Freunden. Aber er weiß noch nicht einmal, ob er zu Hause ankam.
Wie kam er danach in dieses Krankenhaus? Wer hatte den Notarzt gerufen?
Jetzt lag er hier in diesem Klinikbett und konnte sich nicht bewegen.
»Ruhen Sie sich noch etwas aus. Ich verabreiche Ihnen noch ein leichtes Beruhigungsmittel. So eine Diagnose ist hart, ich weiß. Aber geben Sie sich jetzt nicht auf. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um Sie wieder fit zu bekommen.«
Ihre letzten Worte nahm er nur noch dumpf wahr, dann wirkten die Medikamente, und er schlief ein.
Als Jonas später wieder erwachte, stand eine blonde Frau an seinem Klinikbett. Schwach erinnerte er sich an sie, doch er konnte sie nicht richtig einordnen.
»Kennen wir uns?«, fragte er vorsichtig.
Die Frau lächelte. »Ich bin Dr. Andrea Bergen, die Notärztin, die Sie ins Krankenhaus gebracht hat. Ich wollte nach Ihnen sehen, als ich erfahren habe, dass Sie aufgewacht sind. Wie geht es Ihnen?«
»Beschissen«, murmelte Jonas.
Die Notärztin sah ihn mitfühlend an. »Es tut mir sehr leid, dass Sie sich so schlecht fühlen. Sie haben gerade einen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten, keine Frage. Das muss gerade unfassbar schwierig für Sie sein. Aber Ihr Zustand ist nicht für immer. Ihre Therapie beginnt ja gerade erst. Am Anfang erzielen wir bei Schlaganfallpatienten oftmals große Fortschritte.«
»Ich bin gelähmt!«, rief Jonas aufgebracht.
»Ich weiß, und das ist furchtbar und ein großer Schock für Sie. Dennoch dürfen Sie sich jetzt nicht aufgeben.«
Plötzlich quollen aus Jonas' Augen Tränen. Es war die Wut und die Verzweiflung, die sich Bahn brachen.
»Was soll ich mit einem solchen Leben? Ich bin erst dreiunddreißig Jahre alt und kann nicht essen, nicht aufstehen, nicht gehen. Ich werde für immer ein Pflegefall sein, der auf Hilfe angewiesen ist! Dabei wollte ich eine Weltreise machen. Das kann ich nun vergessen!«
»So dürfen Sie nicht denken«, widersprach die Notärztin sanft. »Haben Sie eine Familie, die wir für Sie kontaktieren sollen?«
»Höchstens meinen Vater. Aber der lebt in der Schweiz.«
»Haben Sie Freunde, die Sie jetzt unterstützen können?«
»Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob sie dazu bereit sind, sich um mich zu kümmern ...« Er machte eine Pause. Das Sprechen strengte ihn sehr an. »O Gott, und mein Chef wird sich bedanken. Ich kann ja so nie wieder arbeiten!«
»Darf ich Ihnen eine Aufgabe geben? Schreiben Sie ihre Gefühle in einem Brief nieder.«
Was sollte das denn? Machte sie sich über ihn lustig? Noch mehr Wut stieg in Jonas auf.
»Haben Sie mich nicht verstanden? Ich bin gelähmt, Frau Doktor Bergen!«
»Tun Sie es trotzdem«, riet die Notärztin eindringlich. »Auch mich hat einmal ein schwerer Schicksalsschlag ereilt. Ich konnte nach einer Operation keine Kinder mehr bekommen. Ich war furchtbar verzweifelt. Wissen Sie, was ich getan habe? Ich habe geschrieben«, verriet sie ihm. »Ich habe all meine Gedanken, meine Wut, meine Ängste und meine Trauer einfach aufgeschrieben. Jeden Tag. Bis es irgendwann besser wurde.«
Das beeindruckte Jonas, und verblüfft sah er sie an. »Aber meine rechte Hand ...«, murmelte er. »Ich bin Rechtshänder.«
»Dann schreiben Sie mit links«, sagte Andrea Bergen ungerührt. »Es ist nicht wichtig, wie Ihre Schrift aussieht oder ob jemand sie lesen kann. Wichtig ist, dass Sie Ihre Gefühle verarbeiten. Außerdem können Sie auf diese Weise auch Ihre Konzentrationsfähigkeit fördern und die verbliebene Bewegungsfähigkeit der anderen Seite erhalten.«
Jonas dachte über ihre Worte nach, doch es frustrierte ihn, dass ihn alles so anstrengte. Sogar das Sprechen machte ihm Mühe, und seine Worte waren undeutlich.
»Versuchen Sie es.« Die Notärztin legte ihm einen Block und einen Stift auf die Bettdecke, wo er beides gut erreichen konnte. Ausreden gab es also keine. »Und wenn Sie etwas brauchen oder noch einmal sprechen möchten: Ich bin gerne für Sie da.«
Nachdem sie gegangen war, blickte Jonas auf das weiße Blatt Papier, das ihm erwartungsvoll entgegenstarrte. Er nahm den Stift mit seiner linken Hand und tippte nachdenklich auf das Blatt. Was sollte er schreiben? Dass er nun hier an ein Krankenhausbett gefesselt war? Dass er seine Karriere, die gerade erst begonnen hatte, hinschmeißen musste? Dass er niemals die Weltreise antreten könnte, von der er immer geträumt hatte?
Immer wieder hatte er diese Reise gedanklich auf später verschoben. Wenn er sich im Job bewiesen hatte, wenn er genug Geld verdiente, wenn er sich unentbehrlich in dem Unternehmen gemacht hatte. Und jetzt gab es kein später mehr!
Zorn erfüllte ihn, und mit einem lauten Aufschrei schmiss er den Stift gegen die Wand. Klappernd fiel er zu Boden.
Jonas ließ sich seufzend in die Kissen sinken und schloss die Augen. Wie konnte nur ein Moment sein ganzes Leben so auf den Kopf stellen?
***
»Guten Morgen!« Die Krankenschwester mit den schwarzen Haaren betrat Jonas' Patientenzimmer und zog die Vorhänge zur Seite. Sie öffnete das Fenster, um die verbrauchte Luft gegen frische auszutauschen. Von draußen war Vogelgesang zu hören. »Haben Sie gut geschlafen?«
Jonas brummte und wandte den Kopf zur anderen Seite. Es war viel zu hell.
»Na, na. Wer wird denn an so einem schönen Tag so schlechte Laune haben?« Sie durchquerte das Zimmer, bückte sich und hob den Stift vom Boden auf. »Der ist Ihnen wohl heruntergefallen«, sagte sie mit einem Lächeln und legte ihn auf den Nachttisch zurück. »So, jetzt richten wir Sie erst einmal ein bisschen auf und machen Sie frisch. Und danach gibt es etwas Leckeres zum Frühstück.«
Die Krankenschwester drückte auf einen Knopf an seinem Patientenbett, und das Rückenteil fuhr nach oben.
»Wer sind Sie noch mal?«, erkundigte sich Jonas, da er sich nicht an ihren Namen erinnern konnte.
»Mein Name ist Carla. Ich arbeite hier als Pflegerin.«
Sie sah schön aus, mit ihren mandelförmigen Augen und den schwarzen Haaren. Er erinnerte sich, dass sie in sein Zimmer gekommen war, als er aufgewacht war.
»Jetzt helfe ich Ihnen erst einmal dabei, sich ein wenig frisch zu machen.«
Sie hatte Wasser in einer Schüssel geholt und wusch ihm vorsichtig das Gesicht.
Jonas war es entsetzlich unangenehm, dass sie das für ihn machte.
»Ich kann das alleine«, brummte er und nahm ihr den Waschlappen ab.
Auch das Zähneputzen versuchte er selbst, aber mit der linken Hand waren die Bewegungen für ihn deutlich schwieriger. Hinzu kam, dass ihm ständig der Zahnpastaschaum aus dem anderen Mundwinkel lief. Wie er es hasste, dass seine rechte Gesichtshälfte ihm nicht mehr gehorchte.