Paul und Alexander - Lisi Schuur - E-Book

Paul und Alexander E-Book

Lisi Schuur

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Beschreibung

Drunten am Fluss begegnen sie sich kommen ins Gespräch finden eine Bank ihr Gespräch fortzusetzen so entwickelt es sich zu einer Freundschaft die ihren Ausdruck findet in dem hier

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Inhaltsverzeichnis

Paul: Notizblockeintrag / 1

Paul: Notizblockeintrag / 2

Alexander: Datentypist/ mit der Vorliebe für Formatierung

Paul: Notizblockeintrag / 3

Alexander: Datentypist/ mit der Vorliebe für Formatierung

Paul: Notizblockeintrag / 4

Alexander: Datentypist/ mit der Vorliebe für Formatierung

Paul: Notizblockeintrag / 5

Paul: Notizblockeintrag / 6

Alexander: Datentypist/ mit der Vorliebe für Formatierung

Paul: Notizblockeintrag / 7

Alexander: Datentypist/ mit der Vorliebe für Formatierung

Paul: Notizblockeintrag / 8

Alexander: Datentypist/ mit der Vorliebe für Formatierung

Paul: Notizblockeintrag / 9

Alexander: Datentypist/ mit der Vorliebe für Formatierung

Paul: Notizblockeintrag / 10

Paul an Alexander

Alexander an Paul

Paul: retour

Alexander schreibt

Paul schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 11

Alexander schreibt:

Paul: Notizblockeintrag / 12

Alexander: Datentypist/ mit der Vorliebe für Formatierung

Paul: Notizblockeintrag / 13

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 14

Alexander schreibt:

Paul schreibt

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 15

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 16

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 17

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 18

Alexander schreibt

Paul notiert

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 19

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 20

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 21

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 22

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 23

Paul: Notizblockeintrag / 24

Lieber Paul,

Paul: Notizblockeintrag / 25

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 26

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 27

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 28

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 29

Alexander schreibt

Paul schreibt zurück

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 30

Alexander schreibt

Paul meldet sich

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 31

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 32

Alexander schreibt

Paul: Norizblockeintrag / 33

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 34

Alexander schreibt

Paul: Notizblockeintrag / 1

Ich sitze da und denke nach, was soll ich machen. Ich habe nichts anderes zu tun.

Ich sitze auf einer Mauer, lasse die Füße baumeln und taste mich ab von oben nach unten. Es funktioniert soweit alles ganz gut.

Die Sonne hat sich versteckt.

Vielmehr - da haben sich Wolken über die Erde gelegt, die schirmen mich ab von der Sonne.

Die Sonne, so sagt man, ist ein kugelförmiger Kernreaktor, der im Weltraum rotiert.

Es ist ja eigentlich eine recht sonderbare Vorstellung. Zum Fürchten im Grunde.

Dabei werden ihr gemeinhin freundliche Eigenschaften zugeschrieben.

Man zeichnet sie mit lachendem Gesicht in hellem Gelb.

Dass sie sich in 8 Milliarden Jahren zum roten Riesen aufplustern wird, kümmert mich wenig.

Gestern wurden wieder Demonstranten von der Polizei zusammengeknüppelt, die Politiker sind dumm wie Bohnenstroh, gleichzeitig von einer Bauernschläue, die sich von den Konzernen schmieren lässt. Abgesehen von den Begriffen wird sich daran in Millionen Jahren nichts ändern. Also, was soll’s -

Obwohl - ärgern tut es mich doch, denn ich wollte doch, es wäre doch schön -

So ist der Mensch. Hoffnungslos optimistisch.

Trotzdem möchte ich nicht in der Zukunft wiedergeboren werden.

Mir wär es lieber, wenn es rückwärts ginge -

als Hirte auf den Peloponnes, in homerischer Zeit, als noch leibhaftige Götter unter uns wandelten, oder als Mazedonischer Reiter unter Alexander. Eine ungeahnte Welt würde man kennenlernen, Elefanten begegnen, babylonischen Tempeltänzerinnen.

Schön wärs. Aber es wird nicht sein. Ich glaub ja nicht, dass es dazu kommt. Aber - Glauben - das ist ja auch so ein kugelrundes Ding wie die Sonne, und genauso gefährlich.

Aber mal angenommen -

mein Leben ist vorbei, so ziemlich -

reicht es doch noch zu ausreichend Spinnereien.

Was ich auskosten werde.

Solange mein Kopf mich denkt.

Paul: Notizblockeintrag / 2

Ich habe ihn gestern drunten am Fluss kennengelernt. Er hat sich zu mir auf die Bank gesetzt. Ich war zunächst etwas ärgerlich, wie es in solchen Fällen gerne geschieht, fühlte mich gestört, aus meinen Gedanken gerissen, hatte mich in Hildesheimers Masante vertieft.

Ich schaute auf, schaute mich um, es war nirgendwo sonst etwas frei, also warum sollte er nicht, der kleine Ärger war schnell verflogen, wir kamen ins Gespräch.

Masante kannte er nicht, doch sonst allerlei von Hildesheimer.

Wir sprachen über Tynset und das Alleinsein, über den Schnee und dessen Aussichten im kommenden Winter. Wir einigten uns auf: meterhoch.

Wir stimmten überein in unserer Liebe zum Fluss: aller Flüsse.

Wir verabredeten uns locker: auf die kommenden Tage.

Heute hat es den ganzen Tag geregnet, ausgiebig, herbstlich verschwenderisch.

Ich habe gelesen: Sartre, Camus: Ekel, Sisyphos, ergo: die Suche nach dem Sinn des Lebens. Es gibt keinen Sinn. Alles Zufall: chemisch - physikalisch - astronomisch, hilfloses Herumgestochere, Konstellationen, die sich ungewollt ergaben und Leben auf diesem Planeten entstehen ließen: uns.

Erklärungen: willkürlich, Hypothesen: verschwenderisch wie der Regen.

Götter, die uns nach ihrem Ebenbild erschufen: wozu? Ein Leben ohne Sinn und Verstand, ohne Ziel und Aussicht. Leben, das sich ans Leben krallt aus Instinkt und solange es nur kann.

Aber: „Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“

Solange wir nur etwas zu ackern und zu rackern haben. Nur nicht stillstehen und Löcher in den Himmel bohren.

Ich werde ihn mal fragen, was er davon hält.

Sein Name sei Ganterbein. Nein, Quatsch. Aber seinen Namen könnte ich bei der Gelegenheit auch mal in Erfahrung bringen.

Alexander: Datentypist/ mit der Vorliebe für Formatierung

Natürlich weiß ich, dass der Geist nicht in der Taube sitzt.

Er hat es mir gestern beibringen wollen, als er mir die Taube beschrieb.

Keine Ahnung, wie man auf Tauben kommt, oder ist Hildesheimer ein Taubenfreund?

Welche Taube meinen Sie, fragte ich ihn mit einer Spur Ironie.

Es war die Mühe nicht wert. Nicht jede Spur taugt zum Lesen.

Seit ich es mir abgewöhnt habe, mich für etwas verantwortlich zu fühlen, geht es mir gut.

Dabei behandle ich alles und jeden gleich. Keinerlei Verantwortung, keinerlei Pflichten.

Darauf hätte ich früher kommen sollen.

Aber nein. So ein Alleingang will gut überlegt sein.

Das ist die Voraussetzung.

Allein mit sich. Ohne Einmischung der anderen.

Der Beweis der Existenzberechtigung. Das zu schaffen ist das Ziel.

Zusammen mit andern bedeutet Kapitulation.

Selbst ist der Mensch. Nur dann ist er ein Individuum.

Paul: Notizblockeintrag / 3

Der Mensch ist ein separatistisches Wesen.

Kleinstaaterei pur.

Jeder ist sich selbst sein Ungeheuer.

Einmal erkannt, bleckt man die Zähne.

Kann sich zum Lächeln auswachsen.

Dann holt man seine Schnellfeuerwaffe heraus und macht bumm-bumm.

Freiheit, die ich meine.

Auch Vorstadtgärten mit Heckenschere.

Jeglicher technische Fortschritt kann genutzt werden.

Wenn einen die Polizei nicht erschießt geht man ins Gefängnis, gibt Interviews und verkauft seine Memoiren.

Vergünstigte Einzelhaft. Vollpension inklusive.

Endlich Zeit zum Entspannen. Füße hochlegen.

Paradies: erreicht.

Alexander: Datentypist/ mit der Vorliebe für Formatierung

Werde zu dem, was du bist.

Es sind solche Sätze, die mir Spaß machen.

Eine Freundin von mir hat etliche in ihrem Repertoire.

Ich lasse sie meist reden. Sie ist so überzeugt davon, dass ich ihren Glauben nicht zerstören will. Unnötige Diskussionen vermeiden. Ist meist die richtige Entscheidung.

So ein bisschen was hat er auch davon weg, dieser Paul.

Sisyphos als glücklichen Menschen sich vorstellen.

Sorry, aber er scheint nichts begriffen zu haben.

Ich meine, klar kann man Löcher in den Himmel bohren. Nur sollte man gut zu Fuß sein, um ausweichen zu können. Wer weiß, was sich ergießt über einem. Solange es kein Dünnschiss ist, geht es ja.

Und ganz ehrlich. Was interessiert mich Thanatos, solange ich gesund und munter bin.

Alles relaxed angehen. Ist vom Grundsatz her eine gute Devise.

Nur haut das nicht hin.

Ohne Fleiß kein Preis. Wissen doch alle. Und wenn der Preis ein Herzinfarkt ist. Pech.

Risiko gehört eben dazu.

Sicher. Ich hab meine Ansprüche runtergeschraubt. Man passt sich ja an.

An sich selbst. Man muss es nur nett formulieren können.

Ich hab sie deswegen runtergeschraubt, weil ich mitgekriegt habe, dass ich ihnen nie genügen kann. So sieht es doch aus. Alles Schönrederei.

Datentypist. Ist lange schon kein Traumberuf mehr für mich.

Aber was will ich machen. Die paar Jahre werde ich hoffentlich noch schaffen bis zur Rente.

Danach fang ich an mich zu formatieren.

Paul: Notizblockeintrag / 4

So eine Bekanntschaft ist ja eine zweischneidige Sache.

Oder sollte ich von Mehrfachverästelung sprechen?

Ja. Das gefällt mir besser.

Ich frage mich: ist das Übertreibung, Verarschung, oder tickt der wirklich so.

Ich entscheide mich für letzteres, bis auf weiteres. Bis auf weitere Einsichtnahme und Erkenntnis.

Ich ticke ja auch nicht richtig. Immer einen Halbton daneben.

Das Meer steht still.

Ich ziehe das Schwert aus der Scheide.

Das Schwert hat seine Schuldigkeit getan.

Was mich das Leben lehrte -

wenn man Schläge ins Gesicht als Lehre nehmen wollte -

es steckt ja in mir drin

einen Teil davon habe ich mir zurechtgebogen

den anderen vergraben

das Wichtigste zuunterst, nehme ich an

Und dann kommt der Zufall

und auch der schlägt gleich wieder zu

Werde zu dem, was du bist ...

Ich finde das gar nicht dumm.

Das ist wie eine Entdeckungsreise: finde dich selbst.

Mag sein, dass es einem nicht gefällt, was man da findet, oder doch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in allen Teilen.

Dann heißt es weiterforschen, nachdenken, meditieren, einen Weg finden, der für einen selbst geeignet ist.

Keine leichte Aufgabe. Es ist wie die Suche nach dem Ultima Thule.

Wenn man von einem Ultima Thule spricht, muss es mindestens auch ein vorhergehendes Thule geben oder gegeben haben.

Das gegenwärtige Ultima Thule, der nördlichste Landpunkt der Erde, befindet sich auf 83° 41′ 20,7″ N, 31° 5′ 26,8″ W, inmitten einer Eisfläche, der man einstmals die Eigenschaft des ewigen Eises verlieh. Eine Annahme, die sich als zunehmend brüchig erweist.

Das gegenwärtige Ultima Thule ist ein nur wenige hundert Meter langer Sandstreifen und bietet wenig Aussicht auf Mythologie, dafür sehr viel Nebel, Eis und Schnee.

Die Expedition, die im Jahre 2008 aufgebrochen war diesen öden Landzipfel zu entdecken wird wohl wenig Sinn für Mythologie gehabt haben. Jedenfalls nehme ich das an.

Ich für meinen Teil werde zuhause bleiben und das eigentliche Thule in meinem Kopf gären lassen.

Ich könnte, wie Nabokov, die Toten zur Wiederauferstehung führen und mich zum König ausrufen.

Ich könnte mir Gedanken machen, was einen gerechten Herrscher ausmacht.

Bis ich zu einer Entscheidung gelangt wäre, hätten die Wiederauferstandenen zehnmal gegen mich rebelliert und mir letztendlich den Kopf abgeschlagen.

Und doch bricht man immer wieder auf.

In Gedanken, versteht sich.

In Gedanken schmilzt der Schnee.

Das eigentliche Thule?

Ich werde jetzt den Kopf aufs Kissen legen und die Augen schließen.

Alexander: Datentypist/ mit der Vorliebe für Formatierung

Ich habe eben über mein Leben nachgedacht. Und es ist nichts dabei herausgekommen. Genau, wie es mir vorher schon klar war.

Hab immerhin versucht ganz ruhig zu sein dabei.

Ich rege mich ja seit gestern nicht mehr auf.

Das gefällt mir an Paul recht gut. Mehr als ein undefinierbares Lächeln ist meist nicht bei ihm zu sehen, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind.

Gestern war es mal wieder so weit.

Ich meine, ich versuche ja mich verständlich auszudrücken. Aber was bei ihm abgeht, da blick ich nicht durch.

Ich sag mal so. Diese ganze Selbstfinderei ist Unsinn.

Man ist nur mit sich selbst beschäftigt, und kriegt nicht mit, wie man den anderen damit auf den Sack geht. Man sollte sie mal fragen, wie sie einen sehen. Das aber will man nicht hören.

Die Wahrheit konnte noch nie herbergen.

Wenn ich Paul sagen würde, was für ein verquaster Kopf er ist ...

Sucht das Ultima Thule und vergleicht die 2008er Expedition mit dem Abenteuerweg zu sich selbst.

So ähnlich hat er sich ausgedrückt.

Da wären sie aber erfreut gewesen. Die Expeditionsteilnehmer. Wenn einer statt Koordinaten zu bestimmen, sich selbst vermessen hätte.

Jedenfalls hab ich beschlossen meinen Zorn, oder wie immer man es nennen will, künftig in Zaum zu halten.

Bin momentan in einer miesen Situation. Weiß nicht so recht, was ich will.

Es wäre ja nicht schlecht, sich endlich mal klarzuwerden, was man eigentlich möchte.

Aber das ist das Problem.

Selbst wenn man es wüsste. Es würde nichts ändern.

Es gibt immer welche die rufen: Mitspracherecht.

Und dann. Dann machst du nichts. Dann gibst du klein bei. Da hast du keinen Mumm.

Vorher große Klappe und im entscheidenden Augenblick Rückzug.

Tja. Nicht jede Expedition ist erfolgreich.

Vor allem, wenn es ans Eingemachte geht.

Und Thule suchen kann jeder, wenn er bereit ist, sich eine kalte Nase zu holen.

Aber sich persönlich zu entdecken, ist mehr als eine kalte Nase kriegen.

Da kannst du erfrieren dabei. Weil du entdeckst, was für ein Eisklumpen in dir steckt.

Nur auf dich bezogen. Nichts übrig für andere.

Die angebliche Liebe lediglich Eigenliebe.

Und dann stehst du und tust dir selber leid.

Und so einer ist gänzlich ungeeignet, Expeditionen zu unternehmen. Auch nicht ins eigene Innenleben.

Stell dir vor, du hängst im eigenen Loch fest ...

Nacht Mattes, sag ich nur.

Etwas hab ich mich ja schon gerade echauffiert.

War ja niemand dabei.

Kann also weiterhin vor mir gerade stehen. Dass ich mich an mich gehalten habe. Etwas flunkern ist normal, oder?

Na bitte, geht doch.

Paul: Notizblockeintrag / 5

Denken -

legt Stolperfallen aus

untergräbt den regenfeuchten Boden

du sinkst darin ein bis über die Knöchel

reibst dir die Augen

Nanu?

Wenn man dahinter kommt

hat man schon Kopf und Kragen verloren

Na und?

Es ist ja doch sonst nicht viel los

im Leben

in dem bisschen Leben das bleibt

im Regen stehen und lacht dich aus

Warum ich bin

Wer ich bin

Und dann -

wie ich es anstelle, dass ich vorhanden sei

zu meiner Zufriedenheit, zu allgemeiner Zufriedenheit?

Besteht Handlungsbedarf?

Das alles will bedacht sein

Und man wird ja wohl mal fragen dürfen.

Auch wenn es etwas überladen scheint für den Tag.

Dann steckt man es eben unter die Decke.

Da fällt es nicht so auf.

Beruhigung. Und Maß nehmen.

Man brennt sich nicht ab bis auf den Grund.

Irgendetwas bleibt liegen.

Am Abend, wenn ich mir Brote schmiere, Wein einschenke.

Den Wunsch in der Schwebe zu halten.

Ein Stallgefühl. Wesen unter verschiedenerlei Wesen sein, Nüstern streicheln, den Kopf in eine Mähne legen, Körperwärme auf-,

Körperlichkeit annehmen.

Ich wüsste das Dasein nicht besser.

Soweit die Idylle.

Aber es ist doch so:

Ich habe keinen Stall, keine Schweine, Pferde, Hühner ...

Und wenn ich welche hätte, wäre es mir lästig.

An so einem Abend wie heute, Scheißwetter, Regen.

Und dann noch in den Stall ...

Dabei sagt mir die Erfahrung, was für ein beglückendes Gefühl das ist, Nüstern zu streicheln, ihnen etwas zuzuflüstern ...

Aber da ist der innere Schweinehund, der suhlt sich nebenan.

Wie ich mich auf dem Sofa lang gestreckt habe und lese ...

ein Buch in dem jemand etwas tut oder nicht tut, etwas geschehen lässt und darüber nachdenkt warum er zuließ, was er niemals hätte zulassen dürfen.

Die Umstände ...

ein Glas Wein

Kerzen

eine Ahnung, Blickwinkel, provisorische Streben das Gebäude aufrecht zu erhalten.

Aber von was für einem Gebäude spreche ich denn?

Von mir natürlich. Es geht doch immer um das Ich. Dieses Fitzelchen Leben aus Haut und Knochen, Sehnen, Blut, finsteren Organen, die ihre geheimen Dienste verrichten und streng geheime Berichte verschicken, denen man gar nichts gutes tut, die man mit Fett und Zucker, Alkohol und Nikotin füttert, und möchte doch leben.

Mir reicht es für heute. Absolut. Da streikt jemand. Da will jemand keine weiteren Synapsen anregen. Gut so.

Paul: Notizblockeintrag / 6

Selbstfindung ist Scheiße.

Weil ich es so sehe, habe ich auch noch nie versucht mich zu finden.

Die Feststellung getroffen habe ich schätzungsweise Mitte der 70er Jahre, wo das so mächtig in Schwange war. Umherschwang. Geradezu unheimlich, furchterregend.

Ich bin mir lieber aus dem Weg gegangen. Zog durch die Kneipen und begegnete anderen, denen es genauso ging wie mir. Eventuell sind wir uns gemeinsam aus dem Weg gegangen oder haben uns neu erfunden.

Ganz schlimm waren die Sannyasin. Plötzlich liefen tausend Leute in orange herum. Die hatten natürlich auch keine Ahnung, aber lästig waren sie. Weil sie einen an die Ahnungslosigkeit erinnerten.

Die Suche nach sich selbst.

Ob ich jetzt da in die Ecke kotze oder dort gegen die Wand pinkele - überall Dunkelheit und Finsternisse.

Man will doch was ... aber was?

Man will doch hinter den Sinn des Lebens kommen.

Aber mich selbst, mich selbst außen vor lassen. Um mich herumtänzeln, möglichst elegant, mit sardonischem Lächeln, wenn überhaupt, besser mit unbewegter Mine den Finsterling spielen, den Undurchschaubaren.

Nichts als Widersprüche.

Wo ich doch täglich Umgang mit mir pflege.

Das ist es. Eigentlich. Wäre ich pflegebedürftig.

Alexander wird jetzt vor dem Computer sitzen und Sternschnuppen suchen.

Vielleicht setzt er sogar einen Fuß vor die Tür.

Und wenn er welche sieht?

Hat er seinen Wunsch vergessen. Den er sich natürlich vorher sorgfältig zurechtgelegt hatte. Umsonst.

Und selbst wenn ...

Selbstbetrug.

Auch so eine Masche.

Wir sind schon recht maschig gewebt, wir Menschen.

Eigentlich eine lustige Vorstellung. Ich, als Norwegerpulli. Mit Zackenmustern.

Die verschaffen mir Visionen.

Ich sehe Schafe, die über Klippen irren, steile Abhänge hinunterrutschen.

Zum Beispiel das Schaf Kari von den Lofoten.

Nun sitzt sie am Strand und bestaunt die Mittsommersonne.

Lässt sich von Außerirdischen entführen. Weil das Polarlicht von den Scheinwerfern der außerirdischen Raumschiffe stammt. Davon ist sie fest überzeugt.

Zu viel Gras ... munkeln die anderen in ihrer Herde.

Solches Gras also. Oder auch magische Pilze.

Ablenkungsmanöver.

Ich liebe das. Echt.

Und ist ja auch eine Methode.

Sehr raffiniert.

So bin ich zum Schaf geworden, eingesponnen in meine Träume.

Weit, weit weg. Fällt eine Tür ins Schloss. Wie man so sagt.

Es gibt Türen, die dann verschlossen bleiben.

Und dann bin ich Schaf für alle Zeiten.

Da kann man sagen, was man will.

Denn es ist fiktiv. In dem Augenblick, da ich es niederschreibe.

Alexander: Datentypist/ mit der Vorliebe für Formatierung

Heute ging Paul mir voll auf den Keks.

Aber das lasse ich ihm nicht durchgehen.

Er löcherte mich dauernd mit irgendwelchen Fragen.

Beantwortete aber meine wenigen nicht.

Okay, denk ich mir.

Soll er doch spinnen wie er will.

Von mir erfährt er nichts.

Mal sehen, wie er sich morgen daraufhin so verhält.

Ich jedenfalls werde schweigen.

Erst mal hören, wie seine Antworten ausfallen.

Paul: Notizblockeintrag / 7

Meine Lust nach dem Heterogenen, weil es meiner Vorstellung von Leben entspricht.

So möchte ich sein, unzusammenhängend wandelbar, immer anders.

Den Blick schärfen, bis du erkennst, dass kein Stück Seife dem anderen gleicht, selbst nicht die Maschinenerzeugten.

Das Abenteuerland ist zweigleisig. Innen wie außen.

Nach einem Gedanken greifen ....

Da hat der Wind ihn fortgeweht.

Zehn Jahre später triffst du ihn wieder in einem Buch.

Kryptozoologie.

Zum Beispiel der Mothman. Von der Gestalt her einem Yeti nicht unähnlich, jedoch von tiefschwarzer Färbung, mit gewaltigen Schwingen, roten Augen.

Am 15. November 1966 wurde er erstmalig auf einem stillgelegten Fabrikgelände von Point Pleasant, West Virginia, gesichtet.

Als 13 Monate später die Silver Bridge, die die Orte Point Pleasant und Kanauga verband, einstürzte, 31 Fahrzeuge in den Ohio-River riss, wobei 46 Menschen ertranken, konnte es keinen Zweifel mehr geben.

In diesem Zusammenhang kommt mir in den Sinn, wie ich in den schottischen Highlands am Ufer von Loch Mullardoch stand und vergebens wartete ...

Typisch für mich. Immer den Dickkopf spielen.

Wenig später habe ich mir am Wellblechdach einer Schäferhütte das Ohr aufgeschlitzt. Da muss der Mothman dahintergesteckt haben.

So ist das im Leben.

(die weiseste aller Erkenntnisse, oder - vielmehr: Aussagen)

Ebensogut: es passiert nicht sofort.

Aus dem grauen Himmel stürzt es herab. Die Dinge sind nicht so, wie sie sind.

Wenn ich das nur von mir sagen könnte ...

Kunstgriffe.

Wie ein Ringer, der immer wieder seine Hebel ansetzt.

Dann legt ihn sein Gegner aufs Kreuz.

Worauf ich Lust hätte:

die Pandorabüchse öffnen, mich zu den Eulen in die Bäume setzen, Fratzen schneiden so viele ich kann, dann: abschaben, alle 3 & 17 & 4, bis auf die eine.

Die letzte Fratze, die ich mir, und mir allein übrig behalte.

Was da kommt, lässt sich nicht hinters Licht führen.

Orientierungslosigkeit.

In einer Wüste umherirren, in einem Wald, den dunklen Gängen einer Pyramide.