Waberwachs und Krötendackel - Lisi Schuur - E-Book

Waberwachs und Krötendackel E-Book

Lisi Schuur

4,9

Beschreibung

Die Abenteuer des Teddybären Kim und der Junghexe Priscilla. Aus dem Hut gezaubert und in kurzweiligen Episoden erzählt. Ein Lesevergnügen für Jung und Alt und Groß und Klein.

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Inhaltsverzeichnis

Der Teddybär Kim geht in die Schule

Die Priscilla zaubert Gänseblümchen

Im Spielezimmer

Beglücken ist …

Hexen ist schwer!

Robin, das Rotkehlchen

Die Monika und der Wackelpeter

Die Klassencoolste

Die Florentiner Moorgrundel

Babyspiele

Im Sprachwald

Hoher Besuch (1)

Hoher Besuch (2)

Die Sache mit dem Dorfteich (1)

Die Sache mit dem Dorfteich (2)

Die Sache mit dem Dorfteich (3)

Theater spielen

Monika und der kleine Prinz

Kim und Priscilla auf hoher See

Tante Dörthe

Seezeichen-Zeichenstunde

Steenodde 1000 m.

Schwarze Perlen (1)

Schwarze Perlen (2)

Schwarze Perlen (3)

Der Fridolin

Geschwindigkeitstest

Kalle Grabsch

Aufklärungsunterricht

Der Poltergeist

Experimente

Ein Waldspaziergang

Der Teddybär Kim geht in die Schule

Der Teddybär Kim geht jeden Morgen um halb sieben in die Schule durch den dunklen, finstren Wald.

Der Teddybär Kim fürchtet sich kein Stück was vor dem dunklen, finstren Wald.

Der Teddybär Kim fürchtet sich eigentlich fast gar nicht.

Höchstens, dass er sich ein kleines bisschen fürchtet.

Allerhöchstens.

Allerallerhöchstens aber nur.

Und das ist schon ganz schön tapfer, wenn man bedenkt, dass im Wald die Hexen wohnen.

Er ist aber bisher nur einer begegnet.

Das ist die Priscilla.

Und die Priscilla, die ist ganz bestimmt ... also mindestens ... steinalt.

Weil, der Teddybär Kim ist gerade erst eingeschult worden, und die Priscilla geht schon in die vierte Klasse.

»Ich bin eine Hexe«, hat die Priscilla gesagt, gleich wie sie sich das erste Mal begegneten. Und sie wohnt auch mitten im Wald, wie es alle richtigen Hexen tun.

Und weil das so ist, haben sie ein gutes Stück Schulweg gemeinsam zurückzulegen.

Das ist es, was dem Kim Kopfzerbrechen bereitet. Weil, fürchten tut er sich ja nicht.

Allerhöchstens ein ganz klein wenig.

Aber allerallerhöchstens nur.

»Du bist so niedlich!«, hat die Priscilla gerufen.

Und gemeint, dass sie mit ihm kuscheln will, und ihn ganz doll durchknuddeln. Da ist ihm dann doch angst und bange geworden. Vor allem, weil das jeden Tag so geht.

Und da hat der Kim dann seine Mutter gefragt, was er nur machen solle.

»Gedulde dich«, hat die Mutter geraten. »Warte mal ab. Bald bist du groß und stark, da wird sie dich gar nicht mehr in den Arm nehmen wollen.«

»Nun ja«, grübelte der Teddybär Kim, und ein kleiner Zweifel stieg in seiner Stimme auf, »aber was mache ich bis dahin?«

»Bis dahin«, lachte der Vater, »machst du ein grimmiges Gesicht.«

Die Priscilla zaubert Gänseblümchen

Die Priscilla hat feuerrotes Haar. Wie es sich für eine echte Junghexe gehört. Sie trägt es zu zwei Zöpfen geflochten, die so störrisch sind, dass sie ihr in die Höhe stehen wie Eselsohren. Wie bei diesen Wuscheleseln, wie heißen sie denn noch? Poitou-Esel. Richtig. Ja. Genau so.

Und Zähne hat sie wie Tim der Hase. Und ständig trägt sie getupfte Kleider. Mal rot mit weißen Tupfen, mal grün mit gelben Tupfen, mal blau mit orangenen Tupfen. Na, undsoweiter.

Und dann trägt sie Turnschuhe dazu. Die haben aber immer eine andere Farbe als das Kleid. Also: wenn das Kleid rot ist, dann gelbe Schuhe, wenn das Kleid grün ist, dann lila Schuhe, und wenn das Kleid blau ist, dann pinkfarbene Schuhe.

»Das muss so sein«, hat sie gesagt. Fragt mich nicht warum. Mir jedenfalls hat sie es nicht verraten und nur eine Schnute gezogen. Kniestrümpfe trägt sie grundsätzlich keine.

»Macht keinen Sinn«, sagt sie, »meine Knie sind sowieso immer total zerschrammt.«

Aber das ist ja bei fast allen Kindern so.

Also, so ganz was Besonderes scheint sie dann doch nicht zu sein. Wenn man bedenkt, dass sie eine Hexe ist. Und wenn man bedenkt, dass sie dauernd mit dem Teddybär Kim knuddeln möchte, und wenn ich euch noch verrate, dass sie eine ganze große Puppenstube besitzt, mit ganz vielen Puppenmöbeln und Puppen darin, dann wäre es mit dem Nimbus vorbei, noch bevor es richtig losgegangen wäre.

Das möchte ich natürlich vermeiden. Darum verrate ich euch gleich, dass sie eine wirklich talentierte Junghexe ist, die schon jetzt einiges auf dem Kasten hat.

Zum Beispiel kann sie Gänseblümchen wachsen lassen. Das kann ja nicht jeder. Und damit meine ich nicht, dass sie die Gänseblümchen begießt, und sie dadurch wachsen würden. Das kann jeder. Nein, sie kann sie richtig aus dem Nichts wachsen lassen. Sie braucht nur ein Stück Erde oder eine kleine Rasenfläche dazu. Und dann setzt sie sich davor hin und packt sich an ihre Zöpfe. Dem Teddybär Kim hat sie das mal gezeigt. Mitten im Wald.

»Möchtest du sehen, wie ich Gänseblümchen wachsen lasse?«, hat sie gefragt, aber überhaupt keine Antwort abgewartet. Sie hat sich gleich mitten auf den Weg hingekniet und bei den Zöpfen gepackt.

»Waberwachs und Wabermunkel, Wachselstrunkel, Wachselstrunkel« oder etwas ähnliches vor sich hingemurmelt.

Es könnte auch was ganz was anderes gewesen sein. Es ging so schnell, und sie nuschelt auch ein wenig, muss ich gestehen, das liegt an ihren Zahnlücken. Aber hexen kann sie. Ich habe die Gänseblümchen wachsen sehen.

Rucki zucki waren sie da. Solch schöne Gänseblümchen habt ihr euer Lebtag noch nicht gesehen.

Im Spielezimmer

Heute war ein besonders guter Tag für Priscilla. Vor lauter Freude drückte sie Kim den Teddybären doppelt so lange.

Dem verging allmählich fast das Hören und Sehen.

Er stöhnte sogar schon.

»Stell dich nicht so an«, meinte Priscilla, als sie es hörte.

»Ich bekomme heute Besuch, und brauche ehrlich gesagt etwas Platz.«

Kim landete unsanft auf dem Boden.

»Was war das denn?« Er sah sich ungläubig um.

Vor ihm stand ein Auto. Damit konnte er eine Runde drehen. Er war aber kein Autofahren gewöhnt und landete unter dem Sofa.

Das war ja blöd. Es ging nicht vor und nicht zurück.

Und Priscilla interessierte sich nicht für ihn. Sie war beschäftigt sich schön zu machen.

Da kann man mal sehen, dachte Kim, wie vergesslich Hexen sind.

Er schaute sich um. Es war sehr dunkel. Ahhhh, da leuchtete etwas. Ein Flummy in Neonfarben. Kim reckte sich so gut es ging, und erwischte den Flummy.

Mit aller Kraft schleuderte er ihn und traf Priscillas Beine. Das heißt, es war das linke Bein.

Priscilla schrie: »Aua!« Sie bückte sich und besah sich das Wurfgeschoss.

Und pfefferte es zurück unters Sofa. Kim duckte sich rechtzeitig und so traf der Flummy die Autohupe.

Das war vielleicht ein lautes Gehupe.

Priscilla malte gerade ein Willkommenskärtlein für ihren Besuch.

Da, sie hatte sich verschrieben. Kein Wunder! Statt Guten Tag, stand da nun Hupen Tag.

Aber, ihr kennt ja Priscilla!

»No problem!«, rief sie

Ja, da staunt ihr. Sie kann Englisch! Sie ist eine Hexe, und Hexen können alles!

Also ehrlich gesagt, sie könnte es sicher nicht schreiben. Oder? Man weiß es nicht. Aber sie hat es richtig ausgesprochen. Das musste sogar Kim anerkennen. Er hatte es nämlich schon mal einen Erwachsenen aussprechen hören.

Priscilla nahm sich die Karte. Feuchtete ihren Finger mit Spucke an und rief ihre Hexenformel. Wabermunkel oder so, oder Wabenstrunkel oder was.

Dann strich sie mit dem Finger über die Karte.

Und??????

Ganz klar: Guten Tag - stand jetzt da.

Beglücken ist …

Kim ist der liebste Teddybär aller Zeiten. Und ihr braucht jetzt gar nicht so zweifelnd zu schauen. Priscilla, die ja sehr viel Ahnung hat, da sie immerhin schon in die vierte Klasse geht, hat es so gesagt.

Nicht einfach so, wie eine Mutter zum Kind sagen würde, oder ein Vater.

Sondern aufwendig.

Sie hat Kim genommen und ihn erstmal durchgeknuddelt.

Und er fand das wunderschön. Fast wäre ihm eine Träne gekullert. Aber nur fast.

Zum Glück, denn er hatte kein Taschentuch dabei, als es passierte.

Nach dem Durchknuddeln jedenfalls hat Priscilla den Kim auf ihren Schoß gesetzt. »So, heute ist ein furchtbar wichtiger Tag für dich. Ich werde dich beglücken.«

Kim erschrak innerlich. Er kannte sich mit beglücken gar nicht aus.

Priscilla eigentlich auch nicht. Aber sie hatte es aufgeschnappt, als sich ihre Eltern unterhielten. Und sie hatte gesehen, dass es etwas Besonderes war, denn die Wangen ihrer Mama waren leicht rot geworden. Weiß der Himmel warum.

Priscilla hatte ihre Cousine befragt. Die wusste auch nicht Bescheid.

Da war ihr die rettende Idee gekommen, ein Gänseblümchen zu befragen. Sie hexte sich also das Gänseblümchen her.

Ihr wisst ja wie! Genau. Sie griff sich in ihre Zöpfe. Und schwuppdiwupp, und Wabermurksel und so weiter ...

»So, ich hab dann mal gleich eine Frage, weißt du was beglücken ist?«

Und das Gänseblümchen wusste es. Es nickte mit dem Köpfchen und flüsterte: »Das was du machst, wenn du mich wachsen lässt.«

»Ah, okay, dann weiß ich Bescheid.«

Kim saß also bei Priscilla auf dem Schoß, und sie musste ihn nur noch wachsen lassen. Sie nahm seine Arme und Beine und zog an ihnen.

Und dann nahm sie seinen Kopf und zog auch daran.

Kim wusste nicht wie ihm geschah. Also, er fand das Beglücken überhaupt nicht schön. Priscilla raufte sich die Haare. Er fiel immer wieder in sich zusammen, wenn sie ihn losließ.

Da kam ihr eine Idee.

»Wabermurksel, Waberstrunkel, bleib nicht länger mehr im Dunkel! Waberwackel, Krötendackel, lass ihn länger wachsen!« Und ihr habt es gehört. Es war ein anderes Hexenwort dabei. Krötendackel.

Und es geschah, was kommen musste. Kim, der Teddybär fing an zu wachsen.

Und es war ein sehr cooles Wachsen. Und für Kim fühlte es sich äußerst gut an.

Nur Priscilla und andere Kinder konnten es sehen.

Nicht etwa Erwachsene. Die hatten ja auch nicht die richtigen Augen.

Und dann küsste Priscilla ihren Kim und sah ihn an und sagte:

»Ich habe dich beglückt. Und jetzt bist du der liebste Teddybär aller Zeiten.«

Und als sie das gesagt hatte, ist Kim sogar noch etwas gewachsen. Ich schwör es euch!!

Hexen ist schwer!

Also eigentlich ist Kim schon recht froh eine Freundin gefunden zu haben. Und dann auch noch eine so große, und eine Hexe noch dazu. Weil, wenn man eine Hexe als Freundin hat, ist immer was los. Langweilig wird es nie. Und wenn sie ihn knuddeln möchte, macht er sein grimmiges Gesicht. Manchmal hilft das. Manchmal auch nicht. Ist aber egal. Es stört ihn gar nicht mehr so. Hauptsache, dass er eine Freundin hat. Viele Kinder zum Spielen gibt es nämlich nicht.

Das heißt - Kinder genug gibt es schon. Aber die wohnen alle im Dorf. Wo auch die Schule ist. Aber die Teddybären, die wohnen ganz auf der anderen Seite des Waldes. Und die Hexen, die wohnen tief im Wald, also so richtig tief im Wald innen drin. Und da ist es schon schön, dass er Priscilla gefunden hat. Das sagt Priscilla auch. »Du kannst froh sein, dass du mich gefunden hast.«

Also - eingebildet ist sie fast gar nicht. Aber sie hat ihn zu sich ins Hexenhaus eingeladen. Und das sieht richtig wie ein Hexenhaus aus. So mit allem Pipapo, na, ihr wisst schon was ich meine. Das reinste Tohuwabohu.

Also bei den Teddybären sieht es ordentlicher aus.

Am Schlimmsten aber ist Priscillas Zimmer. Da blickt keiner mehr durch. Sie selber auch nicht. Sagt sie. Das liegt aber daran, dass sie hexen üben muss. So eine Junghexe hat es nämlich schwer. Die muss nicht nur auf eine normale Schule gehen. Die muss auch hexen lernen. Und das ist gar nicht so einfach. Eine alte Hexe, so eine wie Priscillas Ma, die braucht nur mit dem Finger zu schnippen, schon steht ein herrlich dampfender Pfannekuchen vor dir, komplett mit Preiselbeeren und Vanillesoße.

Wenn die Priscilla das macht - oh weh! Das kann böse ins Auge gehen. Vorhin zum Beispiel wollte sie auf ihrem Spielzeugherd eine Gans braten. Und hat lässig mit den Fingern geschnippt. Da stand plötzlich Lukas, der Ganter vom Dorfteich vor ihnen. Das gab vielleicht ein Gezeter!

Robin, das Rotkehlchen

Das Rotkehlchen Robin ist ein richtiger Snob. Priscilla weiß natürlich was ein Snob ist. Sie erklärt es Kim: Ein Snob ist ein schräger Vogel, der dazu noch einen an der Waffel hat.

Damit konnte Kim natürlich was anfangen. Auch wenn er es immer noch nicht so recht verstand. Aber er kannte ja Robin. Robin ist aus England zugeflogen. Jedenfalls behauptete er das.

»Ganz über das große Wasser weg bin ich geflogen«, prahlte er.

Aber eigentlich war alles ganz anders. Der Robin hat in Dover gewohnt. Das ist eine Hafenstadt an der Südküste von England. Dort gehen viele Seeleute vor Anker. Das sind derbe Gesellen mit einem recht eigenen Sinn für Humor. Die haben in einer Kneipe am Hafen ihren ersten Landgang nach einer langen Seereise gefeiert. Und den Robin, der da umherhüpfte, mit Sandwichtoast gefüttert, das sie vorher in ihr Ale getunkt hatten. Das hat den Robin in null komma nix besoffen gemacht.