Prinz Koriander und die Trolle aus der Tiefkühltruhe - Joan Aiken - E-Book

Prinz Koriander und die Trolle aus der Tiefkühltruhe E-Book

Joan Aiken

0,0
7,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In Elfendorf, das ganz versteckt im Geschirrschrank hinter der Zuckerdose und den Suppenschüsseln liegt, herrscht große Aufregung: König Korodil hat wieder einmal seine Krone verloren, und alle Elfen müssen sie suchen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 71

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Joan Aiken | Babette Maeder

Prinz Koriander und die Trolle aus der Tiefkühltruhe

Aus dem Englischen von Michaela Link

Mit Bildern von Babette Maeder

Diogenes

1Prinz Korianders Heimkehr

Der König der Elfen hatte seine Krone verloren. Es war eine sehr alte und sehr schöne Krone, die schon seit Tausenden von Jahren im Besitz der königlichen Familie war. Außerdem konnte der König ohne seine Krone auf dem Kopf keine Gesetze erlassen, auch nicht sein Frühstück essen oder Botschafter empfangen oder sterben oder bei den Königlichen Elfenspielen sein Urteil sprechen.

Also war jedermann im Elfendorf in schrecklicher Sorge und Aufregung; man sauste hierhin und dorthin, verrückte Möbelstücke, zog Vorhänge zu, stöberte herum und stieß einander aus dem Weg.

Das Elfendorf liegt im Geschirrschrank, hinter den Suppenschüsseln und der Zuckerdose und dem Stapel mit den Butterbrottellern. Natürlich können SIE – die Leute, die in dem Haus wohnen – das Dorf nicht sehen, ja um genau zu sein, ist es bei Tageslicht überhaupt unsichtbar. Aber im Dunkeln glüht es, und dann gehen die Elfen ihren Geschäften nach.

SIE – die Leute, die in dem Haus wohnen – hatten Frühjahrsputz gemacht; dazu wurde alles Porzellan aus dem Schrank genommen, die Tassen und Teller und Schüsseln wurden abgewaschen und dann wieder zurückgestellt. Und genau dabei, so sagte der König, mußte auch die Krone verlorengegangen sein.

Er schimpfte mit all seinen Untertanen. »Die Krone hätte in meiner Schatztruhe liegen sollen!« wütete er. »Wir haben doch gehört, wie SIE sich letzte Woche über den Frühjahrsputz unterhalten haben. Warum hat niemand auf die Krone aufgepaßt, wie es sich gehört?«

»Aber Korodil«, sagte seine Frau, die Königin, mit Tränen in den Augen. »Du hast die Krone doch selbst bis gestern abend getragen, bis kurz vor dem Zubettgehen. Wie hätte sie da jemand in die Schatztruhe legen können? Weißt du denn nicht mehr, was du mit ihr gemacht hast, als du schlafengegangen bist?«

»Ich habe dasselbe mit ihr gemacht, was ich immer mache!« brauste König Korodil auf.

Aber das Schlimme war, daß er jeden Abend etwas anderes mit seiner Krone machte. Manchmal hängte er sie zusammen mit den besten Mokkatassen auf einen Tassenhaken. Manchmal kletterte er aus dem Geschirrschrank heraus und versteckte die Krone in der Butterdose im Kühlschrank. Manchmal ging er auch in die Speisekammer und verstaute die Krone unter Zwiebeln und Kartoffeln.

Die Krone konnte beinahe überall sein, und die armen Elfen suchten die ganze Küche ab, kreuz und quer, bis sie vollkommen erschöpft waren. Sie mußten dabei äußerst vorsichtig und leise sein und sehr genau achtgeben, denn die Küche war voller Gefahren. Da ist zum Beispiel Fendir, der Infrarotdrache mit den rotglühenden Augen und der ebenso roten Zunge. Gewöhnlich Hegt er hinter den Gasbrennern auf der Lauer, aber er kann jeden Augenblick grollend hervorgestürzt kommen. Dann gibt es noch die Tiefkühltrolle, grellblau und furchtbar gefährlich, denn sie können einen Elf mit einem Bissen herunterschlucken oder gar ein ganzes Regiment von Elfen in Eispulver verwandeln. Außerdem sind da die bösen Wassergeister in der Spülmaschine, die schleimig sind und hungrig und furchtbar stark, und die Norne aus dem Besenschrank, die manchmal auf ihrem dreibeinigen Besen dahergeritten kommt und es mit ihren scharfen Klauen fertigbringt, eine ganze Handvoll Elfen auf einmal zu packen. Und zuguter Letzt sind da auch noch Garm, der Hund, der immer vor dem Kohleofen schläft, und Mistigris, der Kater, dessen Körbchen unter dem Küchentisch steht.

All diesen Gefahren mußten die suchenden Elfen ins Auge sehen. Aber sie waren sehr tapfer, stöberten hüben, stöberten drüben, suchten überall in der Küche herum, während König Korodil brummelte und brodelte und sie drängte, sich zu beeilen. Er war hungrig und wollte endlich sein Frühstück: Brot und Honig und eine goldene Tasse Met. Aber natürlich, so wollte es das Elfengesetz, durfte er ohne seine Krone auf dem Kopf weder essen noch trinken, noch sonst irgend etwas, außer vielleicht brummein.

»Nun, Korodil«, sagte Königin Korasin, »du könntest dir zumindest die Zähne putzen und dir das Haar und den Bart kämmen, während du darauf wartest, daß sie deine Krone finden.«

Diese Dinge waren nämlich erlaubt. Aber der König sagte: »Nichts dergleichen werde ich tun!« Sein weißes Haar und sein wuscheliger Bart waren so lang und verfilzt und zottelig, daß er aussah wie ein Strauß Pusteblumen. »Ich werde gar nichts tun und nur auf meinem Thron sitzen, bis sie die Krone gefunden haben«, sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust.

Mitten in diesem ganzen Aufruhr traf ein Fremder im Elfenpalast ein. Es war ein hübscher junger Mann, der aussah wie ein Elfenprinz. Er trug ein Schwert und war gut gekleidet, schien jedoch von weit her zu kommen, denn er sah müde aus, und seine Kleider waren schmutzig von der Reise, so als sei er auf Schiffen gefahren, durch Flüsse geschwommen, über Berge geklettert und durch Wälder gewandert. Und genau das hatte er auch alles getan.

»Wer bist denn du?« brummelte König Korodil, während er den jungen Mann ganz und gar nicht wohlwollend musterte. »Und wo kommst du her?«

»Ich bin dein Sohn Koriander. Erkennst du mich nicht? Du hast mich fortgeschickt, als ich drei Jahre alt war, damit ich bei den Gartenelfen erzogen wurde. Nun bin ich erwachsen und durfte nach Hause gehen.«

Königin Korasin rief: »Oh, mein lieber, lieber Sohn. Wie freue ich mich, daß du endlich wieder zu Hause bist!«

Aber König Korodil murmelte: »Ich erkenne dich nicht. Wie sollen wir sicher sein, daß du wirklich mein Sohn bist?«

»Hier ist das Schwert, das du mir mitgegeben hast«, erwiderte Prinz Koriander und zog das Schwert aus seiner Scheide. Die Klinge war über und über mit Runen beschrieben und der silberbeschlagene Griff mit Saphiren besetzt.

»Es sieht so aus wie das richtige Schwert«, sagte der König, »aber woher soll ich wissen, daß du es nicht einem anderen gemaust hast, hm?«

»Oh, Korodil«, rief seine Frau, »siehst du denn nicht, daß der Prinz dir wie aus dem Gesicht geschnitten ist? Genauso hast du ausgesehen, als du in seinem Alter warst. Das sieht doch jeder.« Und sie nahm den jungen Mann in ihre Arme, und er umarmte sie ebenfalls.

Aber König Korodil, der immer hungriger und hungriger wurde und wütender und wütender, polterte: »Wenn du wirklich mein Sohn bist, dann kannst du das am besten beweisen, indem du meine Krone findest, die irgendein dämlicher, schafsköpfiger Tor verloren zu haben scheint. Also geh und finde die Krone, damit ich endlich mein Frühstück essen kann, und dann werden wir ja sehen, ob ich dich vielleicht doch noch erkenne.«

»Na gut«, sagte Prinz Koriander, »obwohl das wirklich eine traurige Art ist, seinen einzigen Sohn zu begrüßen, wenn er nach achtzehn Jahren endlich nach Hause kommt. Wo könnte die Krone am ehesten sein?«

»Genau das weiß eben niemand.«

Prinz Koriander begann zu suchen. Als erstes ging er in die dunkle Speisekammer, wo es nach Zwiebeln und Äpfeln riecht. Der riesige Hund Garm stieß ein schreckliches Knurren aus, als er an dessen Korb vorm Kohleofen vorbeikam. Aber der tapfere Prinz zog eine silberne Pfeife hervor und blies dem Hund einen so schrillen Ton ins Ohr, daß Garm sich wieder hinlegte und den Kopf zwischen den Pfoten versteckte.

Prinz Koriander durchsuchte die ganze Speisekammer, aber dort war die Krone nicht; zumindest fand er sie nicht. Er kehrte in die Küche zurück und kam auf seinem Weg am Besenschrank vorbei. Eine Woge kalter, dunkler, muffiger Luft kam unter der Tür hervor, und er hörte das Zischen der Norne, die gerade in ihrer von Spinnweben überzogenen Ecke erwacht war.

Aber die Königin hatte gesagt: »Dein Vater geht nie in den Besenschrank, also brauchst du dort nicht zu suchen.«

Prinz Koriander unternahm einen mühsamen Aufstieg und blickte hinunter ins Spülbecken. Dort wohnten die Nixen, wunderschöne grüne Schwestern mit langem seidigem Haar. Sie machten sich eine Leiter aus ihrem Haar, um zu den Wasserhähnen hinaufzuklettern, dann drehten sie sie auf und rutschten über das lange, gewundene Seil des Wassers wieder hinab.

»Hallo, ihr Nixen! Habt ihr die Krone meines Vaters gesehen?« rief er ihnen zu, und sie lachten und sagten: »Und wenn es so wäre, schöner Prinz, glaubst du, wir würden es dir verraten?«

»Ja!« rief er und warf ihnen eine elfenbeinerne Rose zu.

So etwas hatten sie noch nie zuvor gesehen, und sie kreischten vor Freude.