Professor Zamorra 1172 - Veronique Wille - E-Book

Professor Zamorra 1172 E-Book

Veronique Wille

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Schwarzer Sabbat

Auf einer Vortragsreise lernt Zamorra die ebenso schöne wie geheimnisvolle Dania kennen. Ehe er sich versieht, gerät der Meister des Übersinnlichen immer mehr in den Bann der betörenden Frau. Doch ist Dania wirklich so harmlos, wie sie vorgibt? Oder ist sie eine Hexe, die weniger mit ihrer Schönheit als vielmehr mit ihren schwarzen Künsten Zamorra umgarnt hat?
Bei seiner Partnerin Nicole schlagen jedenfalls sämtliche Alarmglocken, als sie von der Liaison erfährt.
Und sie ist fest entschlossen, um Zamorra zu kämpfen.
Bis aufs Blut - und mit allen Waffen, die ihr zur Verfügung stehen ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2019

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Schwarzer Sabbat

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Kiselev Andrey Valerevich/shutterstock

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7961-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Schwarzer Sabbat

von Veronique Wille

»Die Wohnfläche beträgt hundertsechzig Quadratmeter. Der Wohn- und Essbereich erstreckt sich über die gesamte Breite des Gebäudes und profitiert von dem beiderseitigen Lichteinfall durch die beiden Dachterrassen …«

Theresa hörte dem Makler kaum mehr zu. Dieses Penthouse war einfach traumhaft. Und gleichzeitig traumhaft unerschwinglich. Das wusste sie jetzt schon.

Doch dann sagte der Makler: »Die Miete beträgt nur 500 Euro. Das ist doch ein teuflisch fairer Preis, finden Sie nicht auch?«

Doch wie teuflisch, das sollten Theresa und Mike erst noch herausfinden …

Nachdem der Makler den Preis genannt hatte, wähnte sich Theresa noch mehr als zuvor in einem Traum. Herr Akali führte sie weiter und schwärmte in einem fort: »Hier im dreizehnten Stock fühlen Sie sich wie im siebten Himmel. Auf der Terrasse können Sie sogar nacktbaden, wenn Ihnen danach ist.« Er schob die Sonnenbrille, die bisher seine Augen verdeckt hatte, ein wenig herunter und sah anzüglich auf Theresas Brüste.

Chauvi! Aber dich müssen wir ja nicht mitmieten!

Er platzierte die Sonnenbrille wieder über die Augen und ging weiter: »Neben drei Schlafzimmern verfügt das Penthouse selbstverständlich auch über drei direkt damit verbundene Badezimmer. Sie könnten hier sogar eine Orgie veranstalten.« Er grinste breit. »Ein besonderes Highlight der Wohnung ist übrigens, dass jeder Raum über einen Zutritt zu einer der Dachterrassen verfügt, und somit auch jederzeit über genügend Tages- und Sonnenlicht. Es sei denn, Sie haben andere Gelüste …«

»Welcher Art?«, fragte Mike irritiert.

»Na, zum Beispiel, wenn Sie lieber den Mond anheulen«, meinte der Makler grinsend. »Nur ein Witz, keine Sorge. Aber hier oben sollen schon die wildesten Partys abgegangen sein …« Nun schielte er auf Theresas Bauchansatz. »Aber wie ich sehe, haben Sie in den nächsten Monaten sowieso ganz andere Verpflichtungen.«

Theresa war im fünften Monat schwanger. Und die Terrasse würde sich herrlich dafür eignen, dort oben in der Sonne zu baden, während ihr Kleines neben ihr in der Wiege lag. So stellte sie sich das jedenfalls vor – wenn alles vorüber war. Sie hatte Angst vor der Entbindung – es war ihre erste – und lenkte sich gerne mit den Gedanken an »danach« ab.

»Der oder die Kleine wird, wenn es erst krabbeln oder laufen kann, auf der Terrasse herrlich spielen können«, schwärmte Akali. »Welches Kind hat schon eine Terrasse für sich ganz allein!«

»Wir … wir würden die Wohnung gerne nehmen«, unterbrach Theresa den Redefluss Akalis. Es gefiel ihr nicht, wie der Makler sich anmaßte, über ihr zukünftiges Kind zu sprechen. Es ging ihn schlichtweg nichts an.

»Aber ich habe Ihnen noch gar nicht den geräumigen Keller und die zwei Garagenplätze gezeigt!«

»Macht nichts! Wir nehmen sie auf jeden Fall!«

»Ich habe den Vertrag dabei. Sie können gleich unterschreiben, wenn Sie möchten.«

»Ja, das möchten wir!« Innerlich führte Theresa einen Jubeltanz auf. Und wenn Akali ihr nicht dermaßen unsympathisch gewesen wäre, wäre sie ihm wahrscheinlich um den Hals gesprungen.

Sie fing einen raschen irritierten Blick von Mike ein.

So schnell …?

Sie nahm seine Hand und sah ihm aufmunternd in die Augen.

Lass mich nur machen!

Zwei Wochen später waren sie eingezogen. Sie waren aus ihrer alten Mietwohnung in Freiburg schneller rausgekommen als erhofft. Und überhaupt lief alles wie am Schnürchen.

Wie unter einem guten Stern …

Mike musste den neuen Job als IT-Consultant in Hannover erst am 1. Februar antreten. Also hatten sie auch noch genügend Zeit, sich einzurichten. Obwohl …

Die Wohnung war fast komplett mit Möbeln bestückt. Das hatte sie bei ihrer Besichtigung am meisten irritiert. Sie hatte Akali gefragt, wann die Vormieter die Möbel abholen würden, doch er hatte nur auf seine Art gestrahlt und erklärt, dass sie sie übernehmen könnten – umsonst.

Das meiste hatten sie behalten, da es ausnahmslos wertige Möbelstücke waren. Weit teurer als ihre bisherige Einrichtung. Nur einige Teile, wie ein wuchtiger Sekretär mit seltsamen Intarsien und auch das riesige Wasserbett im Schlafzimmer gefielen ihnen nicht. Sie boten es auf Ebay an und erzielten sogar noch einen richtig guten Preis dafür. Für den Sekretär sogar weit mehr, als sie gedacht hatten.

»Wer kauft einen Sekretär mit solchen abartigen Intarsien?«, wunderte sich Mike.

Die Intarsien zeigten eine Art Teufelssabbat mit nackten Hexen, Satyrn, Teufeln und anderen abartigen Gestalten.

Der Käufer war ein Priester, der behauptete, dass er auf keinen Fall erlauben dürfe, dass solch gotteslästernde Möbelstücke in die falschen Hände gerieten.

»Wollen Sie den Schreibtisch etwa kleinhacken?«, hatte Mike gefragt.

»Nein, aber weihen und in meinem Arbeitszimmer aufstellen.«

Sie atmeten auf, als sie das wuchtige Stück los waren. Dennoch prusteten sie beide gleichzeitig vor Lachen los, nachdem der Priester mitsamt dem Schreibtisch, den zwei seiner Messdiener trugen, gegangen war und sie die Tür hinter ihm geschlossen hatten.

Von ihren Nachbarn bekamen sie nicht viel mit. Eigentlich überhaupt nichts. Noch nicht einmal eine Klospülung hörte man. Das lag wahrscheinlich daran, dass sie ganz oben wohnten, meinte Mike.

Es war noch zu kalt, um die vielgepriesene Dachterrasse zu nutzen, aber man hatte zur einen Seite einen herrlichen Blick über den nahen Zoo und den Wald, zur anderen erhob sich die imposante Kuppel des Kongresszentrums, das vor über hundert Jahren im neoklassischen Stil erbaut war und, wie Theresa gelesen hatte, dem Pantheon in Rom nachempfunden war.

Am 1. Februar trat Mike seinen neuen Job an, während Theresa sich in ihrem neuen Arbeitszimmer endlich um einen neuen Auftrag kümmern konnte. Ihre Illustrationen waren gefragt, aber im letzten Jahr waren mehr und mehr ihrer Kunden abgesprungen. Man arbeitete lieber und preiswerter mit Photoshop oder Stockphotos, als Artikel und Cover mit kreativen Illustrationen zu schmücken.

Da kam der neue Auftrag gerade recht. Er war für ein neues History-Magazin, und sie sollte gleich eine ganze Serie illustrieren. Das Thema behagte ihr nicht wirklich. Es ging um die Inquisition.

Da hätte der blöde Schreibtisch ja bestens zu gepasst, dachte sie und war umso froher, ihn losgeworden zu sein.

Ohne den neuen Auftrag wären ihr die nächsten Wochen wahrscheinlich sehr einsam vorgekommen, denn Mike wurde gleich von Anfang an voll gefordert und kam oft erst abends nach Hause. Er war dann meistens fix und fertig und hatte gerade mal noch genug Energie, um die Fernbedienung zu drücken.

Mittlerweile war es März geworden, und die ersten Sonnenstrahlen ließen es zu, dass sich Theresa zumindest für ein halbe Stunde auf die Terrasse setzen und sie genießen konnte.

»Wie wär’s, wenn wir unsere Freunde aus Freiburg einladen?«, schlug sie Mike vor. »Vielleicht könnten wir ja schon auf der Terrasse ein BBQ veranstalten?«

Mike hatte es sich bereits wieder auf der Couch vor dem Riesenfernseher bequem gemacht und sah sie nun an wie jemand vom anderen Stern.

»Von Freiburg bis hierher sind es ja mal gerade fünfhundert Kilometer. Glaubst du, die setzen sich alle für ein BBQ ins Auto?«

»Nein, sie setzen sich ins Auto, um uns zu sehen«, erwiderte Theresa gereizt. Ihr fiel schon seit einiger Zeit die Decke auf den Kopf. Während Mike in seinen neuen Job voll aufging und ihr von seinen tollen Arbeitskollegen und Chefs erzählte, hatte sie außer ihrem Frauenarzt, der Kassiererin im Supermarkt und ein paar anderen Dienstleistern noch keinen Kontakt gefunden.

Gut, an den Wochenenden erkundeten sie die Stadt und waren abends auch ab und zu essen gegangen. Aber das war schon alles.

»Warum warten wir damit nicht einfach ab, bis es etwas wärmer ist und wir uns eingelebt haben?« Er zappte sich durchs Abendprogramm, bevor er fortfuhr: »Außerdem haben wir gar keinen BBQ-Grill. Der vom letzten Sommer war verrostet, und wir haben ihn zum Sperrmüll gegeben, erinnerst du dich?«

»Dann kaufen wir eben einen.«

Er seufzte tief und legte endlich für einen Moment die Fernbedienung beiseite. »Für die paar Leute?«

»Du könntest ja auch ein paar von deinen neuen Arbeitskollegen einladen«, schlug sie vor. »Dann lerne ich die wenigstens auch mal kennen.«

Vor allem deine ach so intelligente Kollegin Selma, von der du mir immer so vorschwärmst.

Es ging noch eine Weile hin und her, bis ein handfester Streit daraus wurde. Mike warf ihr vor, kein Verständnis für seine Probleme zu haben. Immerhin stünde er in seinem Job vor lauter neuen Herausforderungen und müsse sich erst bewähren. Schließlich warf er wütend die Fernbedienung auf den Boden, zog seine über Jacke und schlug die Wohnungstür hinter sich zu. Wohin er verschwand, wusste Theresa nicht, immerhin war Mike alles andere als ein Kneipengänger.

Sie selbst ging heulend zu Bett und verfluchte den Tag, an dem sie nach Hannover gezogen waren.

Am nächsten Morgen stand sie mit einer Tasse dampfenden Kaffees vor dem Küchenfenster und sah, dass unten ein Möbelwagen vorfuhr. Kurze Zeit später parkte ein alter Volvo, der seine besten Jahre schon hinter sich hatte, daneben, und ein junges Paar stieg aus. Beide Mitte dreißig, schätzte sie. Er war groß und schlank, sie reichte ihm nur bis zur Brust, und ein wallendes rotes Kleid umspielte ihre Fülle.

Bis eben hatte Theresa noch dunkle Gedanken gewälzt. Mike war erst nach Mitternacht nach Hause gekommen und morgens grußlos zur Firma gefahren, sodass sie sich nicht hatten aussprechen können.

Doch jetzt beobachtete sie umso erfreuter, wie das Paar das Haus betrat, während die Möbelpacker begannen, die Sachen ins Haus zu tragen.

Den ganzen Morgen über sah Theresa vom Fenster aus zu und ließ sogar ihre Arbeit liegen. Immerhin waren das die ersten Menschen, die sie seit ihrer Ankunft hier sah. Mittlerweile glaubte sie, dass die meisten Wohnungen leer standen. Vielleicht waren sie sogar die einzigen Mieter, aber dieser Gedanke schreckte sie so sehr, dass sie ihn meistens sofort wieder beiseiteschob.

Aber was war, wenn die Neuen einzogen und sich genauso anonym verhielten wie die anderen – möglicherweise anderen – Mieter?

Sie knabberte an den Fingernägeln und hatte plötzlich eine Idee. Rasch zog sie sich ihre Jacke über, schnappte sich eine Einkaufstasche und fuhr mit dem Aufzug nach unten.

Sie hatte Glück. Die Frau stand gerade neben dem Möbelwagen und rauchte. Als sie Theresa sah, lächelte sie sie strahlend an und kam auf sie zu.

»Hallo, ich bin Saskia Kramer, kurz Saskia. Sie wohnen in diesem Kasten?«

Mit einer solch offenen Begrüßung hatte Theresa nicht gerechnet. Sie hoffte, dass ihr Lächeln nicht zu distanziert und verkrampft ausfiel. In den ganzen Wochen war sie so sehr zum Einsiedlerkrebs mutiert, dass sie wahrscheinlich gar kein natürliches Lächeln mehr zustande brachte.

»Hi, ich bin Theresa Liebeskind, kurz Terry.« Sie reichte der Neuen die Hand, und wunderte sich selbst über ihre plötzliche Lockerheit.

Vielleicht lag es aber auch an Saskia. Sie strahlte so viel positive Energie aus, dass sie gleich auf sie übergesprungen war.

»Wohnen Sie schon lange hier, Terry?«

»Erst seit ein paar Monaten. Ganz dort oben.« Sie zeigte hinauf.

»Wow, von dort hat man bestimmt eine tolle Aussicht. Unsere Wohnung liegt im zweiten Stock.« Sie verzog kurz den Mund. »Eigentlich können Mirko und ich uns so eine Wohnung gar nicht leisten. Aber als uns der Makler dann den Preis nannte, konnten wir gar nicht anders, als sofort zuzuschlagen.«

Im Nu waren die beiden Frauen im Gespräch. Theresa erfuhr von Saskia, dass sie beide aus Hamburg stammten. Sie war Krankenschwester, hatte aber noch keine Stelle gefunden. Mirko würde in Hannover eine Praxis als Heilpraktiker übernehmen.

»Ehrlich gesagt«, meinte Saskia, »war ich erst dagegen, hier einzuziehen. Irgendwie mag ich diese aalglatten modernen Hochhäuser nicht. Sie haben keine Atmosphäre.« Sie atmete kurz durch und strahlte dann wieder Theresa an. »Aber mit so einer netten Nachbarin sieht doch alles gleich viel freundlicher aus.«

Theresa fühlte sich geschmeichelt. Nein, mehr noch, sie war froh, endlich mal wieder jemanden zu haben, mit dem man reden konnte. Sie war glücklich.

»Warum kommen Sie nicht einfach mal morgen Abend auf ein Glas Wein zu uns hoch?«, schlug sie vor.

Saskia nahm die Einladung an.

Der Tag war ihr Glückstag. Nachdem Theresa wieder in ihrer Wohnung war, ging das Telefon. Ein Redakteur von einem Kinderbuchverlag rief an und erklärte, dass er einige frühere Illustration von ihr gesehen habe. Sie hätten da einen Auftrag für ein Kinderbuch zu vergeben, und er wüsste genau, dass Theresa die Richtige dafür sei.

Zwei Minuten später hatte Theresa einen Vertragsentwurf und den zu illustrierenden Buchtext in ihrem E-Mail-Postfach.

Als sie den Titel las, runzelte sie kurz die Stirn:

DIE LUSTIGE HEXE HUIHUI

Angeblich sollte das Buch für Kinder ab 8 Jahren sein. Sie überflog den Text und musste ein paarmal schlucken. So lustig war die Hexe nicht. Sie verzauberte die Kühe ihrer Nachbarn, damit die saure und blutige Milch abgaben, zauberte einer Spielkameradin spitze Nägel in den Magen, an der diese zugrunde ging, ließ einen Blitz herniederfahren, damit die Schule abbrannte und einige Lehrer darin umkamen – und viele Untaten mehr.

Aber Auftrag war Auftrag, und Geld konnte sie dringend gebrauchen. Seit dem gestrigen Streit war es ihr umso wichtiger, dass sie nicht nur von Mikes Geld abhängig war, sondern selbst genug verdiente. Sie würde die grausigen Stellen einfach mit lustigen Zeichnungen wettmachen.

Und sowieso hatte sie zunächst den anderen Auftrag abzuwickeln. Sie war damit kaum weitergekommen. Im Internet hatte sie recherchiert, um Informationen über die Inquisition zu erfahren, aber die grausamen Details hatten sie eher abgestoßen.

In all den früheren Jahrhunderten hatte man tatsächlich an Hexen und Hexenmeister geglaubt. Man hatte unschuldige Personen in den Kerker geworfen und sie so lange gefoltert, bis sie selbst glaubten, mit dem Teufel im Bunde zu sein und alles gestanden, was man von ihnen hören wollte. Besonders die grausamen Foltermethoden waren es, die Theresa regelrecht abstießen. Vielleicht, so überlegte sie, sollte sie den Auftrag nachträglich ablehnen und lieber das Kinderbuch illustrieren.

Mittags klingelte der Paketbote. Er kam mit dem Aufzug hochgefahren und hatte ein Einschreiben für sie. Es war ein kleines Päckchen.

Während sie den Empfang unterschrieb, sah er sich im Hausflur um. »Das ist das erste Mal, dass ich hier was hinbringe. Ich fahre hier jeden Tag vorbei und habe mich schon immer gefragt, ob hier überhaupt jemand wohnt.«

»Sie sehen es ja«, erwiderte Theresa freundlich. »Und heute sind erst wieder neue Mieter eingezogen.«

»Ja, natürlich … es ist nur so ein Gefühl gewesen. Wissen Sie, in allen Häusern ringsum liefere ich tagein, tagaus ständig Pakete aus, nur hier bestellt wohl niemand je etwas.«

»So wird es sein«, sagte Theresa. Das Gerede des Paketboten störte ihr augenblickliches Wohlempfinden.

»Wie gesagt, nur ein Gefühl«, meinte er entschuldigend lächelnd. »Jetzt bin ich ja auf dem Laufenden. Übrigens hört man die Stimmen Ihrer Nachbarn sogar im Aufzug. Komisch, oder?«

»Ja, komisch.« Sie hatte noch keine Stimmen gehört. Dieser Paketbote schien nicht ganz dicht zu sein.

Sie war froh, als er sich wieder verabschiedete und sich die Aufzugtüren hinter ihm schlossen.

Nachdem sie das Paket auf ihren Schreibtisch gestellt hatte, packte sie es gleich aus. Der Absender sagte ihr nichts. Hoffentlich hatte sie sich mit ihrer Unterschrift nicht zu irgendwas verpflichtet. Ein Abonnement abgeschlossen oder eine Waschmaschine gekauft. Vielleicht hatte ja auch Mike es bestellt und ihren Namen angegeben, weil er wusste, dass sie immer da war.

Als sie es endlich geöffnet hatte, wunderte sie sich noch mehr. In dem Paket befanden sich ein Miniaturmodell eines knallroten Mini Cooper sowie ein Autoschlüssel. Dazu lag darin ein Briefkuvert. Sie riss es auf und las:

Sehr geehrte Frau Liebeskind,

herzlichen Glückwunsch zu Ihrem funkelnagelneuen MINI S 3-Türer. Steigen Sie gleich ein und erleben Sie …

Empört zerknüllte Theresa das Papier. Eine plumpe Werbemasche also! Sie hätte sich so etwas gleich denken können.

Allerdings, das musste sie zugeben, hatte sich das der Adressat viel kosten lassen. Außerdem schien er genau zu wissen, dass sie sich seit Langem schon einen Mini wünschte, ihn sich aber nicht hatte leisten können. Aber das herauszufinden war heutzutage nichts Besonderes. Man gab einmal bei einer Suchmaschine den Begriff Schwangerschaft ein, und schon bekam man auf allen möglichen Seiten zig Angebote von Windeln präsentiert.

Sie räumte die Sachen beiseite und fragte sich, was ihr der Tag wohl sonst noch an Überraschungen bringen würde.

Mike kam an diesem Tag zwei Stunden früher nach Hause als sonst. Und er überraschte sie mit einem üppigen Strauß weißer Rosen.

»Sind die etwa für mich?«, fragte Theresa erstaunt.

»Für wen sonst?«, entgegnete er etwas verlegen. Verlegen deshalb, weil es ihm wahrscheinlich leidtat wegen des Streits gestern Abend.

Nachdem sie die Rosen in eine Vase gestellt hatte, hatte er noch eine Überraschung für sie. »Für heute Abend habe ich ein Candlelight-Dinner für uns bestellt. Bei einem Italiener, der mir empfohlen wurde …«

»Empfohlen? Etwa von deiner Kollegin Selma?«

Er grinste sie an. »Eifersüchtig?«

Sie konnte ihm nicht mehr böse sein und küsste ihn. »Natürlich, du Schuft. Schließlich bist du der beste Ehemann der Welt – na ja, manchmal – und den soll mir ja keiner wegnehmen!«