Rivalen der Macht: Kommissarin Bramberger ermittelt - Roland Heller - E-Book

Rivalen der Macht: Kommissarin Bramberger ermittelt E-Book

Roland Heller

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  • Herausgeber: Alfredbooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Rivalen der Macht Kommissarin Bramberger ermittelt zwischen Salzburg und Berchtesgaden Krimi von Roland Heller Der Umfang dieses Buchs entspricht 152 Taschenbuchseiten. Reichtum muss man sich verdienen. Für einen gewaltigen Reichtum muss man etwas riskieren. Als Anfangskapital genügt manchmal ein Raub von Rohdiamanten. Aber sowie sich ein Rivale einschaltet, kann alles aus dem Ruder laufen. Eigentlich wollte Mafiaboss Enrico Amato nur seine beiden Töchter in Deutschland besuchen und nach ihnen sehen. Doch die verbrecherische Veranlagung schien auch bei seinen Mädchen durchzuschlagen. Und so schien es nahezu unausweichlich, dass Kommissarin Bramberger und der Mafiaboss sich persönlich kennen lernten.

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Seitenzahl: 181

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Rivalen der Macht: Kommissarin Bramberger ermittelt

Roland Heller

Published by BEKKERpublishing, 2021.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Rivalen der Macht

Copyright

Personen

1

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3

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6

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10

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Rivalen der Macht

Kommissarin Bramberger ermittelt zwischen Salzburg und Berchtesgaden

Krimi von Roland Heller

Der Umfang dieses Buchs entspricht 152 Taschenbuchseiten.

Reichtum muss man sich verdienen. Für einen gewaltigen Reichtum muss man etwas riskieren. Als Anfangskapital genügt manchmal ein Raub von Rohdiamanten. Aber sowie sich ein Rivale einschaltet, kann alles aus dem Ruder laufen.

Eigentlich wollte Mafiaboss Enrico Amato nur seine beiden Töchter in Deutschland besuchen und nach ihnen sehen. Doch die verbrecherische Veranlagung schien auch bei seinen Mädchen durchzuschlagen. Und so schien es nahezu unausweichlich, dass Kommissarin Bramberger und der Mafiaboss sich persönlich kennen lernten.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

Nach Romanmotiven von Guy Brant

Cover: Nach Motiven von Pixabay mit Steve Mayer, 2021

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Personen

Verena Bramberger: Kommissarin der dt. Polizei.

Reinhard Stabau:  Ihr Kollege aus Bad Reichenhall

Xaver Ludendorfer: Brambergers Chef  

Joachim Franz:  Inspektor der österreichischen Kriminalpolizei

Kommissar Philipps Leiter der Mordkommission

Melanie Adensamer Telefonistin in der Polizei-Zentrale

Enrico Amato  Ein Mafiaboss.

Corinna Amato  Seine Tochter.

Lana Amato  Seine Tochter.

Silvanus Pollock  Leibwächter.

Friedrich Hefele  Leibwächter.

Bernhard Pfleger  Einbrecher.

Norbert Lorister  Diamantenhändler.

Willy Heresch  Diamantenhändler.

Aaron Bildstein  Diamantenhändler.

Chum Jakob Gabler Pop Maler.

Lisa Gabler   Akt-Modell.

Hubert Pankranz  Ex-Sträfling.

Lilly Tanner  seine Freundin.

Wilhelm Gruner  Er soll ein Bild abholen.

Harald Fischer  Ein kleiner Gauner.

Thomas Wolf  Ein kleiner Gauner.

Tony Garst   Ein kleiner Gauner.

Egon   Ein kleiner Gauner.

Rico Alvino  Ein Mafiosi.

Silvio Donato  Ein Mafiosi.

Rocco Romano  Ein Mafiosi.

Andreas Brehm  Ein falscher Polizist.

Erik Ferrari   Ein Pilot.

1

Die Tote zu Reinhard Stabaus Füßen hieß Corinna Amato. Das besagte eindeutig der Ausweis in ihrer Handtasche.

Kurz darauf stand er jedoch ihrem lebenden Abbild gegenüber, dieser selben Corinna Amato: silberblondes Haar, seegrüne Augen, lange Wimpern. Sie trug eine dieser modisch geschnittenen weiten Hosen und dazu eine dünne Chiffonbluse, durch die ihre Haut durchschimmerte.

Auch ein Kriminalbeamter war vor allem eines, ein Mann. Reinhard Stabau schloss für einen Moment die Augen, riss sich innerlich an seiner Polizistenehre hoch und blickte sie dann starr und sehr gefestigt an.

Wer war dann die Schöne, die auf der Straße erschossen worden war — brutal und gemein in den Rücken?

Die Tote Corinna war ebenso schön gewesen wie die lebende Corinna vor ihm. Die eine behauptete, Corinna Amato zu sein, die andere hatte den Ausweis von Corinna Amato in der Tasche gehabt. Wem sollte er glauben? Wer war überhaupt Corinna Amato? Und wer hatte sie getötet? Warum war dieses schöne junge Mädchen heimtückisch ermordet worden? Fragen über Fragen, Rätsel über Rätsel, die der Lösung harrten.

*

Begonnen hatte alles ebenso unerwartet und spannend.

Reinhard verließ das Polizeigebäude. Wie es seine Gewohnheit war, musterte er die Menschen, die sich in unmittelbarer Nähe des Eingangs aufhielten. Dabei fiel sie ihm auf. Aber nicht nur das, er stellte fest, dass ihre Augen auf ihn gerichtet waren. Vermutlich war dies auch der Grund, weshalb sie ihm gleich ins Auge stach.

Die Schöne will zu mir, dachte er. Da kam sie bereits geradewegs auf ihn zu, ein starres Lächeln auf den Lippen, in den seegrünen Augen kühle Entschlossenheit. Dann sah er, dass sie keine bloße Modepuppe im üblichen Sinne war, sondern eine Dame — sofern man das mit zweiundzwanzig Jahren schon sein konnte.

Sie machte vor ihm halt, ein aufregendes Paket aus Luxus und Schönheit. Ihr starres Lächeln löste sich, es wurde weicher und weiblicher, aber in ihren Augen schienen sich alle strengen Winter ihrer Erinnerung versammelt zu haben, eiskalt und frostig.

„Reinhard Stabau?“, fragte sie und verkrampfte beide Hände in die schwarze Lackledertasche. An ihrer linken Hand blitzte ein Solitär. Er war zwei Tausender pro Karat wert, und von dieser Gewichtseinheit hatte er mindestens fünf.

Er erwiderte ihr Lächeln, eher vorsichtig als liebenswürdig. An dem Mädchen war etwas, das ihm nicht gefiel, aber er konnte nicht auf Anhieb sagen, was es war. Sie hatte alles, was einen Mann das große Kribbeln überkommen lässt: ein vollkommenes Gesichtsoval mit riesigen langbewimperten Augen, silberblondes Haar, einen hungrigen Mund, Beine, die Klasse waren, und eine Figur, die männlichen Kennerblicken eine Menge Parkplätze bot.

Stabau hatte sich in seine eher konservative Dienstkleidung geschmissen, das hieß, eine mit Bügelfalten versehene graue Stoffhose und ein nahe in der Farbe identes Sakko. Dieses Gewand ließ ihn in ihren Augen vermutlich stockkonservativ und ein wenig gestrig aussehen — als trüge er die abgelegten Klamotten seines Chefs auf. Zumindest gingen ihm diese Gedanken durch den Kopf, als er sein Gegenüber bewunderte und sich regelrecht zurückhalten musste, dass er nicht anerkennend pfiff.

Das Mädchen lächelte noch immer. Sie öffnete ihre Handtasche. Im nächsten Moment umspannte sie mit der schlanken gepflegten Rechten den Griff einer Pistole.

Er sah das Mädchen zum ersten Mal in seinem Leben und wünschte sich, sie unter weniger sensationellen Aspekten kennengelernt zu haben. Es war nicht vorstellbar, dass sie den Wunsch hatte, ihn mit der Waffe in der Hand um ein Rendezvous zu bitten. Ihre nächsten Worte bestätigten diese Annahme.

„Sie werden jetzt sterben, Bulle“, sagte sie.

Es war kein Hass in ihrer Stimme, aber auch keine Fröhlichkeit. Was sie sagte, klang eher ein wenig bitter, aber auch abgeklärt und entschlossen. Sie machte nicht den Eindruck eines Menschen, der irgendeinem Argument zugänglich sein würde.

Sie hatte den Finger am Druckpunkt des Abzugs liegen. Es war klar, dass er versuchen musste, ihr die Waffe mit einem Handkantenschlag aus den Fingern zu fegen, aber er tat zunächst nichts dergleichen.

„Jeder Verurteilte hat ein Anrecht, zu der gegen ihn erhobenen Anklage Stellung zu nehmen“, sagte er. „Warum wollen Sie mich töten?“

„Sie haben Loris erschossen. Nun erschieße ich Sie!“

Reinhard öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber in diesem Moment krachte es.

Die Schöne vor ihm zuckte zusammen.

Reinhard Stabau wusste jetzt, dass sie keine Dame war. Damen töten nicht.

Die Frau ließ die Hand mit der Pistole fallen. Die Waffe löste sich aus ihren Fingern und krachte auf den Bürgersteig. Ihre Umgebung kam zu einem plötzlichen Halt, als wäre sie Teil eines Films, dessen Projektion gestoppt worden war.

Der Schuss hatte die Leute versteinern lassen, aber schon im nächsten Moment kam Bewegung in die Masse. Die Menschen liefen schreiend auseinander. Sie suchten Schutz in Hauseingängen und hinter parkenden Fahrzeugen.

Das Mädchen fiel Reinhard in die Arme. Sie war leicht, weich und elastisch. Umso erschreckender war die Feststellung, wie sie auf einmal starr und schwer wurde. Seine rechte Hand, die auf dem Mädchenrücken lag, berührte den hässlichen Rand einer Einschusswunde und fühlte die Wärme des hervorquellenden klebrigen Blutes. Er ließ das Mädchen zu Boden gleiten und hob gleichzeitig den Blick, um zu sehen, wer geschossen hatte.

In diesem Moment sah er seine Freundin und Kollegin Verena Bramberger. Sie stand nur sieben Schritte von ihm entfernt, in der Rechten ihren Dienstrevolver.

Verena gab sich einen Ruck und kam auf ihn zu. Sie schaute dem Mädchen in die brechenden Augen. Reinhard sah, wie Bramberger schluckte.

„Aus“, sagte sie dumpf.

2

Reinhard Stabau drehte das Mädchen behutsam auf die Seite. Seine Blicke hingen an ihren Lippen und warteten auf ein letztes Wort. Es kam nicht. Als er sich erhob, war es ihm zumute, als müsste er eine Tonnenlast hochstemmen.

„Warum hast du das getan?“, fragte er Bramberger, die sich über ihn gebeugt hatte und die Tote mit der gleichen Miene wie er gemustert hatte. Reinhard schaute noch immer die Tote an. „Okay, sie hat mich bedroht. Sie wollte mich vielleicht töten. Aber du hättest sie mit einem gezielten Schuss in den Arm außer Gefecht setzen können...“

„Sie wollte dich töten?“, fragte Bramberger. Sie betonte das „dich“ besonders.

Er blickte sie stirnrunzelnd an. „Das hast du doch gesehen“, sagte er.

Bramberger sah verblüfft aus. „Wovon redest du überhaupt?“, fragte sie. „Ich sah nur ein Mädchen, das mit dir sprach und mir dabei den Rücken zukehrte. Ich habe nicht auf sie geschossen. Ich zog die Waffe, als ich den Schuss krachen hörte und das Mädchen zusammenzucken sah.“

„Der Schuss kam aus deiner Richtung.“

„Nein, er kam von da drüben, von der Fahrbahn her“, widersprach ihm Bramberger und wies auf die Straße. Die Fahrer in der langen Autoschlange hatten nicht einmal bemerkt, was geschehen war. Die parkenden Fahrzeuge am Bürgersteig entzogen ihnen die Sicht auf die Tote. Zögernd kamen die geschockten Tatzeugen aus ihren Verstecken hervor. Um die beiden Polizisten bildete sich ein dichter Ring von Neugierigen.

„Ich hab’ den Mann gesehen“, erklärte eine Frau aufgeregt. „Er hat aus einem Wagen geschossen!“

„Haben Sie sich die Wagennummer gemerkt?“, fragte Bramberger.

„Nein — es ging zu schnell.“

„Würden Sie den Mann wiedererkennen?“, wollte Reinhard wissen.

Die Frau zögerte. Sie fühlte alle Blicke auf sich gerichtet. Sie war eine einfache Frau. Möglicherweise geschah es zum ersten Mal, dass sie auf diese Weise in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt wurde. Sie fühlte, dass sie sich bewähren musste, und versicherte: „Ganz bestimmt sogar! Ich weiß genau, wie er aussah... Ein brutaler Kerl mit einer Boxervisage.“

„Unsinn“, widersprach ein hochaufgeschossener Endfünfziger. „Er hatte ein rundes, nichtssagendes Gesicht... Glatt rasiert, ohne besondere Merkmale. Der Kerl trug einen dunkelbrauen Filzhut mit hellem Band.“

Die Leute redeten wild durcheinander. Gefühlsmäßig hielt Bramberger den Mann für den zuverlässigeren Beobachter, aber natürlich mussten sie dafür sorgen, dass jede Aussage detailliert zu Protokoll genommen wurde.

„Ich rufe die Polizei und die Mordkommission“, sagte Reinhard und drängte sich durch den Kreis der Neugierigen. Etwas abseits hatte er mehr Ruhe, um das Telefonat zu führen.

Bramberger bückte sich nach der Lackledertasche der Toten und hob sie auf. Der Führerschein des Mädchens lautete auf den Namen Corinna Amato. In einem Seitenfach entdeckte sie die quittierte Rechnung eines exklusiven Modehauses. Sie lautete über zweihundertelf Euro und enthielt Corinnas volle Adresse.

Dann kam das übliche. Die Mordkommission, Erklärungen, Fragen, Berichte und am Ende das Unterschreiben der Protokolle. Bramberger und Reinhard setzten sich eine halbe Stunde später in ihren kleinen roten BWM. Sie riefen Ludendorfer, ihren Chef, an, gaben ihren Standort durch und berichteten, was geschehen war. Dann lenkte Bramberger ihren Wagen zu einem bekannten Restaurant, das für seine reiche Auswahl an Steaks bekannt war.

„Wir stehen vor einem neuen Fall. Den sollten wir mit einem vollen Magen beginnen“, erklärte Bramberger.

„Ich kann jetzt nicht essen“, sagte Reinhard, als er ausstieg.

„Die Kleine wollte eher den Schützen aufs Korn nehmen als dich“, versuchte Bramberger ihn auf andere Gedanken zu bringen. „Du kennst sie nicht – woher sollte sie dich kennen? Also, weshalb sollte sie dich erschießen wollen.“

„Die Sache geht mir nicht aus dem Kopf.“

„Ich kann mir denken, wie dir zumute ist“, meinte Bramberger. „Bloß mein Magen schafft das nicht.“

„Ich hol’ dich in einer halben Stunde hier ab“, sagte er. „Bis zu ihrer Adresse sind es nur fünf Minuten Gehweg. Ich muss feststellen, wer das Mädchen war.“

„Das schaffst du auch mit ein paar Anrufen“, meinte Bramberger.

„Ich muss sehen, in welcher Umgebung sie lebte. Ich muss erfahren, warum sie mich töten wollte.“

„Hat sie es dir gesagt, dass sie dich töten will?“

„Sie sagte, ich hätte Loris erschossen. Du weißt so gut wie ich, dass das nicht stimmt. Ich habe keinen Mann erschossen. Ich kenne keinen Loris.“

„Sie hat dich angesprochen und kannte deinen Namen“, stellte Bramberger fest. „Jemand muss ihr einen Bären aufgebunden haben“, meinte die Kommissarin weiter. „Es gibt dafür nur eine plausible Erklärung. Dieser Loris war ihr Liebhaber. Er bedeutete ihr alles. Als er erschossen wurde, wollte sie seinen Tod rächen. Irgendjemand — vermutlich der Mörder — hatte den reizenden Einfall, dem Mädchen weiszumachen, dass du Loris getötet hast. Was daraus wurde, haben wir erlebt.“

„Eine hübsche Geschichte“, meinte Reinhard. „Plausibel, wie du so schön sagst. Du hast nur vergessen, den zweiten Teil der Story zu analysieren. Wer erschoss Corinna Amato — und warum?“

Reinhard erwartete offenbar keine Antwort von seiner Kollegin, denn sein Blick wanderte die Straße hinauf.

„Ich lasse mir etwas dazu einfallen. Ich denke beim Steak darüber nach“, meinte Bramberger.

„Übernimm dich nicht dabei“, sagte er und marschierte los.

Das Haus, in dem Corinna in einer Wohnung gelebt hatte, gehörte zu jenen hochklassigen modernen Hochhäusern, in denen zu leben weitaus teurer war als der Kauf eines Bungalows in den Vororten. Schon die protzige Eingangstür zeigte, dass die Hausbewohner Wert auf Sozialprestige legten und keine Scheu vor Angeberei hatten.

Stabau zeigte dem Goldjungen, der wie in einem exklusiven Hotel die eintretenden Gäste begrüßte, am Eingang seinen Ausweis und versüßte ihm dessen Anblick mit einer Eineuromünze. Die kühle Reserve, mit der er die Münze in seiner Jackentasche verschwinden ließ, deutete an, dass er größere Trinkgelder gewohnt war.

„In welcher Etage wohnen die Amatos?“, fragte er ihn.

„In der zweiten, mein Herr“, erwiderte er. „Die Wohnung gehört übrigens ihnen.“

Reinhard unterdrückte einen Pfiff der Anerkennung und registrierte, dass der Fünfkaräter am Finger der Toten offenbar nicht ihr einziger Vermögenswert gewesen war.

„Wovon leben die Amatos?“, erkundigte er sich.

Der Portier schaute ihn an, als hätte er wissen müssen, dass Berchtesgaden nicht gerade mit Berlin zu vergleichen war. So viel Dummheit konnte er nur mit Verachtung strafen.

„Von ihrem Geld natürlich“, schnarrte er.

„Eigentlich wollte ich wissen, womit sie es verdienen“, sagte Reinhard streng.

„Sie haben es“, meinte der Junge knapp. „Das ist genug.“

„Hm“, machte Reinhard beeindruckt. „Ist jemand von der Familie zu Hause?“

„Ich glaube.“

Der mahagoniholzgetäfelte Lift war fast so groß wie Reinhards Wohnzimmer. Für betagte Gäste gab es sogar zwei Sitzgelegenheiten. Die ledergepolsterten, daunengefüllten Sitze hatten sicherlich mehr gekostet als das, was er in seinem Zimmer stehen hatte. Vom Lift zur Wohnungstür der Amatos führte eine Teppichgalerie, die sich nahtlos in den Luxusrahmen einfügte und gut zu dem wohltönenden Dreiklanggong passte, den sein Klingeln im Wohnungsinneren auslöste. Die Tür öffnete sich.

Reinhard erlebte eine Sensation, die ihn fast aus seinem Anzug kickte. Vor ihm stand Corinna Amato!

Sie trug eine dieser modischen, sehr weit geschnittenen Hosen und dazu eine Chiffonbluse, unter der sie nur ihre Haut offerierte und das, was diese Haut umschloss. Er hatte einige Mühe, seinen Blick auf das Gesicht des Mädchens zu konzentrieren. Silberblondes Haar, seegrüne Augen, lange Wimpern.

War sie es? Verdammt, war sie es oder nicht?

„Sie wünschen?“, fragte ihn die junge Dame ganz formell. Die Stimme brachte ihn auf den Erdboden zurück. Sie war um eine Nuance dunkler als jene von Corinna.

„Ich bin Reinhard Stabau, Kriminalpolizei“, stellte er sich vor.

Der volle weiche Mund des Mädchens formte sich zu einem rotschillernden Krater. „Oh“, hauchte sie. „Kriminalpolizei?“

Er hatte das Empfinden, dass sie seinen Namen zum ersten Mal hörte.

„Ich habe heute Ihre Zwillingsschwester kennengelernt“, sagte Reinhard ernst. „Corinna.“

„Ich bin Corinna“, meinte das Mädchen nur und blickte ihn gespannt an, was er wohl als Nächstes sagen würde. „Ich habe übrigens keine Zwillingsschwester.“

„Dann vielleicht eine Schwester, die Ihnen sehr ähnlich ist?“

Ein Nicken antwortete ihm.

„Wie heißt Ihre Schwester?“, fragte Reinhard.

„Lana«, sagte das Mädchen.

„Wie bitte?“

„Lana“, wiederholte sie. „Lana Amato. Ein Einfall meines Vaters. So selten ist dieser Name nun auch wieder nicht, vielleicht bei uns ungewöhnlich, aber ... Kommen Sie herein, bitte.“

Der Eingangsbereich war hell beleuchtet. Als Corinna Amato vor ihm die Diele durchquerte, hatte er Gelegenheit, ihre eleganten Bewegungen zu bewundern. Sie kontrollierten ihren Körper ganz bewusst und bis in den letzten Muskel. Das Wohnzimmer lenkte ihn von ihrer äußeren Erscheinung ab. Es hatte den Stil und den Pfiff eines Raumes, der von einem geschmackssicheren Innenarchitekten geformt worden war. Sie setzten sich. Corinna Amato lehnte sich zurück.

„Was ist mit Lana?“, fragte sie. „Was hat sie wieder angestellt?“

„Sie ist tot“, sagte Reinhard Stabau und konfrontierte sie damit direkt mit einer Tatsache, von der er annahm, dass sie der Wahrheit entsprach.

Corinna Amato setzte sich abrupt auf. „Nein!“, hauchte sie.

„Sie wurde erschossen“, sagte Reinhard. „Mitten auf der Straße.“

Das Mädchen starrte den Kriminalpolizisten an. Ihr Gesicht wirkte wie gemeißelt. Es war von makelloser Schönheit. Es war unmöglich, zu erkennen, ob sie der Schreck, das Entsetzen oder die Trauer lähmten, oder alles zusammengenommen. Reinhard war nicht sehr stolz darauf, gleichsam mit der Tür ins Haus gefallen zu sein, aber die Erfahrung sprach dafür, Botschaften dieser Art direkt anzubringen. Jede andere Methode macht es nur viel schlimmer.

„Wer hat es getan?“, flüsterte sie. Ihr Blick ging dabei starr ins Leere.

Reinhard zuckte mit den Schultern, und bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, sprach sie weiter:

„Sie haben zuerst von Corinna gesprochen. Aber Corinna bin ich. Sind Sie sicher, dass die Tote meine Schwester ist?“

„Sie hatte einen Ausweis dabei. Außerdem – sie sah ihnen sehr ähnlich.“

„Wir gleichen uns, das stimmt“, gab Corinna zu.

„Haben Sie Ihren Ausweis dabei?“

„Ich bin etwas älter als sie, sozusagen volljährig. Ich weiß nicht, was sie vorhatte, aber manchmal leiht sie sich einfach meinen Ausweis aus, wenn sie nachweisen muss, dass sie volljährig ist. Wir sehen uns, wie Sie richtig bemerkt haben, sehr ähnlich.“

„Jemand wird sie identifizieren müssen.“

„Wie ist sie gestorben? Wer hat es getan?“

„Ich weiß es nicht. Der Schuss wurde aus einem vorüberfahrenden Wagen abgegeben.“

„Das ist... Es ist sinnlos“, murmelte Corinna Amato. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie holte eine Packung Zigaretten aus der Tasche. Reinhard gab ihr Feuer und ließ ihr ein paar Züge Zeit, bis sie sich soweit erholt hatte, dass sie seine Fragen beantworten konnte.

„Es würde mich interessieren, zu erfahren, wer Loris war und welche Rolle er in Lanas Leben spielte“, sagte er.

„Loris?“

Stabau nickte. „Diesen Namen nannte Ihre Schwester, als sie mich mit der Pistole bedrohte. Sie wollte mich töten.“

Corinna Amato starrte ihm in die Augen. „Lana... Sie töten? Sie haben den Verstand verloren! Mein Gott, und ich dachte schon, es wäre wahr.“

„Es ist wahr, auch wenn es wie der Bericht eines Verrückten klingt“, sagte Reinhard. „Rufen Sie die Mordkommission an — oder warten Sie ihren Besuch ab. Der Fall wird von Kommissar Philipps bearbeitet. Er wird hier aufkreuzen, sobald er die Ermittlungen am Tatort abgeschlossen hat.“

„Wird er — wird er die Wohnung durchsuchen?“, fragte ihn das Mädchen. Reinhard bemerkte, dass sich ihre Muskeln ein wenig strafften. Er fragte sich, was sie mit der Frage bezweckte und was sich dahinter verbarg.

„Nur wenn er die Notwendigkeit dafür sieht — und wenn er einen Haussuchungsbefehl vorweisen kann“, sagte Reinhard. „Aber der ist nicht so leicht zu bekommen.“

„Ich verstehe“, sagte das Mädchen. „Ich möchte vermeiden, dass die Polizei Lanas Sachen durchwühlt.“

„Haben Sie etwas zu verbergen?“

„Nein, nein“, meinte sie hastig. „Was bringt Sie denn darauf?“

Reinhard zuckte mit den Schultern. „Ich finde, Sie sollten der Polizei keine Schwierigkeiten machen und den Beamten erlauben, Lanas Zimmer anzusehen. Schließlich geht es darum, einen Hinweis auf die Motive Ihrer Schwester und des Täters zu bekommen.“

Corinna Amato betrachtete das glühende Ende der Zigarette. Reinhard hätte etwas darum gegeben, in diesem Moment Gedanken lesen zu können.

„Wohnen Sie hier bei Ihren Eltern?“, erkundigte er sich.

„Nein — die Wohnung gehört Lana und mir.“

„Wo leben Ihre Eltern?“

„Wir haben nur noch einen Vater“, sagte sie.

Reinhard wurde ungeduldig. Er hatte einerseits Verständnis für die Verwirrung, die die Nachricht von Lanas Ende in dem Mädchen ausgelöst hatte, andererseits kam er nicht von dem Verdacht los, dass Corinna Amatos Einsilbigkeit andere Ursachen hatte als die eines Schocks. Ihm schien es so, als sei sie bestrebt, Zeit zu gewinnen oder seine Ermittlungsbemühungen zumindest zu bremsen.

„Wer ist Ihr Vater?“, fragte er sie.

„Enrico Amato“, antwortete sie endlich nach einer langen Weile des Schweigens.

Reinhard starrte sie an. „Ist er unter dem Namen der Große Enrico Amato bekannt?“

„Ja“, sagte sie.

Nun konnte Reinhard das Zögern des Mädchens richtig einordnen.

Enrico Amato! Er lebte in Rom und überall auf der Welt. Er war möglicherweise der letzte große Boss aus der Mafia-Ära. Niemand wusste genau, wie er es geschafft hatte, die Säuberung der großen Mafiafamilien zu überdauern. Enrico Amato war bereits eine Legende. Reinhard hatte nicht gewusst, dass seine Töchter in Deutschland lebten.

„Wann war er zuletzt hier?“

„Papa kommt selten nach Deutschland“, erklärte Corinna Amato. „Sie sind der erste hier, der erfährt, dass Lana und ich seine Töchter sind. Unsere Mutter stammt von hier, hier sind wir auch in Sicherheit aufgewachsen. Selbstverständlich gibt es ein paar Eingeweihte, die die Wahrheit kennen. Meine Schwester und ich hatten keine Ursache, damit hausieren zu gehen. Papa war strikt dagegen. Er hat viele Feinde, das wissen Sie. Er wollte diesen Feinden keine Gelegenheit geben, uns zu entführen, er wollte sich nicht auf diese Weise erpressen lassen. Amato ist ein häufiger Name, fast Dutzendware. Niemand in Deutschland denkt sich was dabei, wenn man ihn trägt. Und doch ist es ein besonderer Name“, schloss sie bitter. „Lanas schreckliches Ende beweist es.“

„Wäre Lana einfach so erschossen worden, hätte ich annehmen können, dass es dem Täter darum ging, Ihren Vater zu treffen. Aber Lana sprach mich an. Sie sagte wörtlich, dass ich sterben müsste, weil ich Loris erschossen hätte.“

„Ich schwöre Ihnen, dass ich nicht verstehe, wie das zusammenhängt.“

„Sie waren Schwestern. Sie müssen sich doch in- und auswendig gekannt haben! Der Altersunterschied scheint nicht sehr groß zu sein?“