Sky-Navy 31 - Sabotage - Michael Schenk - E-Book

Sky-Navy 31 - Sabotage E-Book

Michael Schenk

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Beschreibung

Sky-Navy 31 "Sabotage" Truppen der Confederate Stars haben die Raumbasis Arcturus besetzt und die dort liegenden Schiffe der Sky-Navy interniert. Hoch-General Omar ibn Fahed hat die ihm verbliebenen drei Trägerschlachtschiffe und siebzehn Kreuzer an einem geheimen Treffpunkt gesammelt und hofft nun darauf, dass weitere Schiffe zu ihm stoßen. Auch der APS-B-Kreuzer "D.S. Dragoon" empfängt die Aufforderung von ibn Fahed und will dessen Sammelpunkt anfliegen. Doch das Schiff wird sabotiert und kommt in einem fremden Sonnensystem aus der Nullzeit. Hier stößt die Besatzung auf eine Bedrohung, mit der niemand gerechnet hat und ein verzweifelter Kampf um das Überleben des Schiffes beginnt.

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Michael Schenk

Sky-Navy 31 - Sabotage

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 Was bisher geschah

Kapitel 2Fehler im System

Kapitel 3 Hoffnung

Kapitel 4 Blockade

Kapitel 5 Erste Exkursionen

Kapitel 6 Sabotage

Kapitel 7 Ein ungewöhnliches Hilfstriebwerk

Kapitel 8 Luftkampf mit biologischen Komponenten

Kapitel 9 Im Unbekannten

Kapitel 10 Risikoabwägung

Kapitel 11 Treibgut im All

Kapitel 12 Von Staub und Sauberkeit

Kapitel 13 Nachtschicht

Kapitel 14 Rätsel aus der Vergangenheit

Kapitel 15 Abwägungen

Kapitel 16 Passwort

Kapitel 17 Im Verborgenen

Kapitel 18 Das Alte und das Neue

Kapitel 19 Raubgut

Kapitel 20 Erste Erweiterungen

Kapitel 21 Der fremde Feind

Kapitel 22 Operation Early Eyes

Kapitel 23 Geentert

Kapitel 24 Im Geheimen

Kapitel 25 Feindkontakt

Kapitel 26 Veränderungen

Kapitel 27 Gefährdungsgrad: unbekannt

Kapitel 28 Ankündigung

Kapitel 29 Homepage www.sky-navy.de

Impressum neobooks

Kapitel 1 Was bisher geschah

Sky-Navy 31

Sabotage

Military Science Fiction

von

Michael H. Schenk

© M. Schenk 2023

Sky-Base Arcturus, der Hauptliegeplatz der Flotte des Direktorats und Sitz des High-Command sowie der Großteil der Sky-Navy, sind in Händen der Confederate Stars. Der ehemalige Hoch-Admiral John Redfeather befindet sich in Haft. Hoch-General Omar ibn Fahed ist mit drei beschädigten Trägerschlachtschiffen und einigen Kreuzern auf der Flucht vor der Konföderation und des von ihr kontrollierten Teils der Sky-Navy. In dem urtümlichen Planeten Gondwana II scheint man eine geeignete Basis entdeckt zu haben, auf der man sich reorganisieren und versorgen kann. Noch immer sind einige Kreuzer der Sky-Navy auf Raumpatrouille und ahnen nichts von den verhängnisvollen Ereignissen. So hofft der Hoch-General, dass doch noch das eine oder andere Patrouillenschiff den Weg zu ihm findet.

Kapitel 2Fehler im System

D.S. Dragoon, APS-B-Kreuzer, Reg. Nr.126, Position: NCC-743-1A-6, freier Raum

Captain Sebastian Huber genoss die Ruhe des Augenblicks. Er lag entspannt auf der Koje in seiner Kapitänskabine, die unmittelbar hinter der Brücke seines Schiffes lag. Er hatte in einem seiner alten Bücher gelesen. Ein sehr altes, auf echtem Papier gedrucktes und in Leder gebundenes Buch, mit Geschichten aus der bayerischen Heimat seiner Vorfahren.

In einer kleinen beleuchteten Vitrine bewahrte er seinen kostbarsten Schatz auf. Ein grüner Hut aus Loden und mit einem prachtvollen Gamsbart geschmückt. Manchmal fragte er sich, ob es auf der fast menschenleeren Erde noch Gämsen gab. Leider gehörte er, im Gegensatz zu den Indianern, keiner Ethnie an, denen gelegentlich der Besuch der Erde oder sogar das Leben in einem der wenige Ressorts, gestattet war.

In seinem Familienalbum, das alte schwarzweiße Fotografien und auch moderne dreidimensionale Hologramme beinhaltete, war die Geschichte der Hubers wiedergegeben. Von den Anfängen als Bergbauernfamilie bis hin zu den erfolgreichen Rinderzüchtern auf dem Mars und, natürlich, die Aufnahmen aus Sebastians Kindertagen, bis hin zu seinem Abschluss an der Akademie der Sky-Navy.

Sebastian Huber begann seine Raumfahrerkarriere als Ensign auf der ehrwürdigen D.C.S. Trafalgar, jenem berühmten Trägerschlachtschiff, welches Hoch-Admiral John Redfeather als Flaggschiff diente. Sebastian war mit Enthusiasmus und besten Bewertungen aufgestiegen und vor einem Jahr Captain seines eigenen Schiffes geworden. Seine D.S. Dragoon gehörte zur B-Serie der APS-Kreuzer, der Assault Patrol Ships, die das Rückrat der Sky-Navy bildeten. Vor zwei Monaten war die Dragoon in der Sky-Base Rigel mit einigen Updates versehen worden. Dazu gehörten ein Hiromata-Nullzeit-Scanner mit einer Reichweite von dreißig Lichtjahren sowie ein neuer Wabenschirm, der auf der verbesserten Technik der insektoiden Norsun beruhte.

Inzwischen hatte Sebastian Huber auch die Eigenheiten seiner gemischten Crew kennengelernt, denn unter den siebenundzwanzig Männern und Frauen dienten sowohl sehr erfahrene als auch absolute unerfahrene Angehörige der Flotte. Sie wuchsen nun zu einer richtigen Gemeinschaft zusammen. Diese würde wohl nur von kurzer Dauer sein, denn für einige der Besten näherte sich das Ende ihrer Dienstzeit. Für Sebastian hieß dies nicht nur Abschied nehmen, sondern, vor allem, das Einarbeiten von Neulingen, die meist frisch aus der Ausbildung kamen. Inzwischen lief ein forciertes Schiffsbauprogramm für die Navy, das die Lücken der Auseinandersetzungen mit Piraten, Norsun und Negaruyen sowie des jüngsten Konflikts mit den Confederate Stars, füllen sollte. Das bedeutete jedoch zugleich, dass eine Vielzahl neuer Mannschaften ausgebildet werden musste.

Im Augenblick flog das Schiff in „Nachtruhe“, was nicht nur eine Reduktion der Beleuchtung umfasste, um dem Biorhythmus der Menschen entgegenzukommen, sondern auch „Ruheschicht“ auf der Brücke. Radio Operator, Navigator und Ortungsspezialist sowie Pilot waren auf Wache, doch die Plätze der Systemüberwachung, der Waffenkontrolle und des Captains sowie des Ersten Offiziers waren nicht besetzt. Allerdings waren ihre Inhaber auf Grund der Rufbereitschaft und kurzen Wege in der Lage, binnen drei Minuten den Dienst aufnehmen.

Sebastian Huber konnte sich nicht auf das Buch konzentrieren. Er verspürte eine seltsame Unruhe in sich. Die Vorahnung, dass sich bald etwas Entscheidendes ereignen werde. Er kannte dieses Gefühl und es hatte ihn nur selten getäuscht, auch wenn er nie sagen konnte, was da wohl auf ihn zukam.

Der Captain richtete sich auf, schwang die Beine vom Bett und schob das Buch in das Spezialregal, in dem noch ein Dutzend andere Papierbücher standen. Er schloss die Glasscheibe und schaltete die Klimakontrolle ein. Nun wurden die wertvollen Bücher, bei optimaler Temperatur und Luftfeuchtigkeit, geschützt aufbewahrt sein.

Sebastian stand endgültig auf. „Kenny, Tageslicht.“

Die tetronische Raumsteuerung, von Sebastian auf das Stichwort „Kenny“ programmiert, aktivierte die normale Tagesbeleuchtung.

Sebastian trat in die zur Kabine gehörende Hygienezelle. Nackt wie er war, stellte er sich in die Nasszelle und gönnte sich eine Wasserbrause, an Stelle der sonst üblichen Schalldusche. Er brauste kalt und der auf „Hart“ gestellte Wasserstrahl weckte seine Lebensgeister endgültig. Warmluft trocknete seinen Körper, dann säuberte Sebastian seine Zähne. Mit besonderer Sorgfalt behandelte er seinen Vollbart, denn er akkurat auf fünf Millimetern Länge hielt. Er drehte den Kopf in verschiedene Stellungen, fand tatsächlich drei hervortretende Barthaare, die er auf das erforderliche Maß kürzte.

Er zog die einteilige Unterwäsche an, in welche die Füßlinge eingearbeitet waren. Es folgte die mittelblaue und ebenfalls einteilige Bordkombination, mit dem wulstigen Kragen, in dem sich der transparente Folienhelm befand. Mit dessen Hilfe wurde aus dem Overall ein leichter Raumanzug. Die extrem flachen Patronen für Atemluft und Energie waren für acht Stunden berechnet und in eine Tasche an der Taille eingearbeitet.

An der rechten Schultermitte setzte ein hellblauer Streifen von drei Zentimetern Breite an, der am gesamten Körper entlang, über die Mitte des Hosenbeins, bis zum Fußgelenk führte, und den Träger als Angehörigen der Navy kenntlich machte. Bei Angehörigen der Raumkavallerie war dieser Streifen in Gelb gehalten. Auf der linken Brustseite das Namensschild, am rechten Oberarm das Logo der D.S. Dragoon.

Sein Rang als Captain eines Schiffes wurde durch schmale „Boxes“ auf den Schulternähten deutlich. Jede Box maß drei mal zwölf Zentimeter. Der Untergrund in hellem Blau, der leicht wulstige Rand in Dunkelblau und an den Enden der Box je drei schmale silberne Balken, die den Träger als „Captain in Command“ (Schiffsführer) auswiesen.

Sebastian Huber verließ seine Kabine, was die Beleuchtung automatisch deaktivierte. Mit wenigen Schritten überquerte er den Hauptkorridor von Deck Eins und suchte die kleine Offiziersmesse auf, die seiner Kabine direkt gegenüberlag.

Offiziersmesse, Mannschaftsmesse sowie der gemeinsame Aufenthaltsraum waren mit viel natürlichem Holz und echten Pflanzen gestaltet. Indirekte Beleuchtung sollte die Anwesenheit in diesen Räumen angenehm gestalten.

Zu Sebastians Überraschung saß hier bereits Commander Liviana Cordes, seine Eins-O. „Hallo, Liv. Ich dachte, du hättest dich hingelegt. Dein Dienst beginnt doch erst in vier Stunden.“

Liviana war fraglos eine Schönheit, was der schlichte Bordoverall nicht verbergen konnte. Ihre Offiziers-Boxes zeigten nur je zwei Silberbalken. Ein weiterer Balken und sie würde ihr ersehntes erstes eigenes Kommando erhalten. Sie arbeitete konzentriert und engagiert auf diesen Moment hin. Sebastian würde seinen Ersten Offizier nur höchst ungern verlieren.

„Yeah, ich konnte einfach nicht schlafen“, antwortete sie in dem für sie so typischen texanischen Slang. „Dachte mir, ich genehmige mir einen Schwarzen und lese ein wenig in den Ausbildungsunterlagen.“

Während Sebastian seinen Kaffee gerne mit etwas Süßem versah, bevorzugte Liv ihn schwarz und ohne alles. Noch dazu in der extrastarken Version, für die eigentlich nur die Angehörigen der Sky-Cavalry berüchtigt waren.

„Für deine Prüfung?“ Sebastian lächelte. „Mach dich nicht verrückt. Die kannst du erst in einem Jahr ablegen. Außerdem wirst du sie fraglos mit Bravour bestehen.“

„Ist nett, dass du mich immer so aufmunterst.“ Sie lächelte ihn an. „Trotzdem … Prüfungen machen mich immer nervös, selbst wenn ich keinen Grund dazu habe.“

Sie kamen ins Gespräch, während beide ihr Heißgetränk zu sich nahmen. Sebastian erzählte von seiner eigenen Zeit an der Mars Military Academy und seine eigenen Prüfungen, bei denen er, in der letzten und entscheidenden, beinahe versagt hätte.

Beide merkten kaum wie die Zeit verstrich.

Ihre angeregte Unterhaltung wurde durch das leise Zirpen von Sebastians Kommunikator unterbrochen. Er tippte an das daumennagelgroße Gerät, welches hinter seinem rechten Ohr implantiert worden war und daher „Implant“ genannt wurde. „Captain hier.“

In den Wänden des Schiffes integrierte Transmitter übertrugen die Funkwellen innerhalb der Dragoon. Die Antwort, die auf die Meldung des Captains erfolgte, konnte allerdings nur er hören. „Diensthabende Brückenwache, Lieutenant Summers spricht, Sir. Es ist Zeit für den Kommunikationshalt.“

„Danke, Lieutenant, ich komme.“

Liviana kannte den Dienstplan und die routinemäßigen Ereignisse bei den jeweiligen Schichten auswendig. „Kom-Halt?“

„Ist an der Zeit“, bestätigte Sebastian. „Du hast zwar noch keinen Dienst, aber bevor du dich langweilst, bist du herzlich eingeladen.“

„Meinen aufrichtigen Dank“, meinte sie ehrlich.

Sie stellten die Becher in den Reinigungsautomaten und verließen die Offiziersmesse. Direkt zu ihrer Rechten führten drei Stufen zum Eingang der Brücke. Jetzt, im normalen Flugmodus, erhob sich die Brücke über die obere Rumpfschale. Im Gefechtsmodus, wenn sie in den Rumpf eingefahren und durch eine Panzerdecke geschützt wurde, verschwanden diese Stufen.

Am Eingang der Brücke stand die Ehrenwache in Form eines der acht Raumkavalleristen an Bord des Kreuzers. Der Trooper trug Kampfanzug und volle Bewaffnung. Selbst der Helm war geschlossen und das Gesicht nur zu erkennen, da der Mann die große Visierscheibe auf volle Transparenz geschaltet hatte. Vor der Brust hing der M-74E-Karabiner im Gurtzeug. Als der Soldat den Captain sah, berührte er als Ehrenbezeugung kurz den Griff der Waffe.

„Hallo, Harper“, grüßte Sebastian Huber freundlich, während Liviana auf den Öffnungskontakt des Panzerschotts drückte. Mit leisem Zischen fuhr die Tri-Stahl-Platte zur Seite und die beiden Offiziere traten ein.

Lieutenant Carol Summers war die Rudergängerin und derzeit Diensthabende. Als sie den Eintritt des Captains registrierte, schnellte sie förmlich von ihrem Platz an der Steuerungsanlage hoch. „Achtung, Captain auf der Brücke!“

Im Augenblick waren neben ihr nur der Radio Operator, Ensign William „Will“ Meyers, und die Navigatorin und Ortungsspezialistin, Lieutenant Serena Augutter anwesend.

Carol Summers hatte sich die Haupthaare abrasiert und begründete dies damit, dass ihre einstige Haarpracht immer einen Juckreiz unter dem VR-Helm erzeugt hatte, den sie zur Steuerung des Schiffes tragen musste. Sie gehörte allerdings fraglos zu jenen Menschen, die selbst mit Glatze ansprechend aussahen.

Im Gegensatz zu Summers besaß Serena Augutter violett gefärbte Haare. In letzter Zeit war die Offizierin ungewöhnlich reizbar. Sebastian schwor darauf, dass ihre Augen die Farbe der Haare annahmen, wenn Serena wütend wurde. Der Captain vermutete, das Serenas Reizbarkeit daher rührte, dass sie von Barnheim stammte, einer Welt, die sich inzwischen den Confederate Stars angeschlossen hatte. Nun war die Navigatorin zwischen ihrer Loyalität zur Navy und der zu ihrer Geburtswelt hin und her gerissen.

Radio Operator William Meyers war erst vor einem Vierteljahr als Ensign an Bord gekommen. Obwohl Will, nach fester Überzeugung des Captains, noch nicht einmal Bartflaum hervorbrachte, war er ein sehr fähiger Kommunikationstechniker. In letzter Zeit sah er Liviana mit Blicken an, die sein offensichtliches Interesse an ihr bekundeten. Bislang deutete nichts darauf hin, dass Wills Begehren erwidert wurde.

Captain Sebastian Huber duldete keine festen Beziehungen an Bord, da sie nach seiner Meinung das Urteilsvermögen trübten, wenn der Partner in eine Gefährdungslage geriet. Bei einem kleinen Abenteuer war Sebastian allerdings durchaus bereit, darüber hinwegzusehen.

Die drei Anwesenden hatten sich kurz erhoben und setzten sich wieder, als Sebastian das traditionelle „Captain hat die Brücke“ aussprach.

Während Sebastian im Kommandosessel Platz nahm, ging Liviana zunächst zum Getränkeautomaten und brachte jedem der Anwesenden einen Becher mit dem bevorzugten Getränk. Dann nahm sie neben Sebastian ihren Platz ein.

Sebastian warf einen routinemäßigen Blick über die Brücke. Im ausgefahrenen Modus erlaubten die umlaufenden Panoramascheiben den Ausblick in den Weltraum. Die Dragoon befand sich näher am Zentrum der Milchstraße und der Anblick war atemberaubend. Die massiven Scheiben bestanden nicht aus Glas, sondern dem wesentlich härteren Klarstahl. Die besondere Eigenschaft der Brückenfenster bestand in der Möglichkeit, einzelne Ausschnitte um ein Vielfaches zu vergrößern. Die Scheiben waren zudem phototrop und passten sich Lichtverhältnissen an, was eine Blendung der Brückenbesatzung verhinderte.

Sebastian Huber aktivierte den holografischen Bildschirm. Vor ihm und Liviana erschien zuerst das Schema des Kreuzers mit den Statusanzeigen. Alles war im „grünen Bereich“ und nachdem Sebastian, mit Berührung eines virtuellen Feldes, dies bestätigte, wechselte die Darstellung zu einer Karte des umgebenden Weltraums. Ein blauer Punkt im Zentrum stellte das eigene Schiff dar, mit Namen und Nummer im Flottenregister. Eine gestrichelte Linie projizierte den Kurs.

Sebastian sah auf den Zeitmesser. „Nav?“

„Bin dran“, kam die gemurmelte Antwort von Lieutenant Augutter.

Sebastian hatte das Empfinden, dass Serena Augutter in den letzten Tagen langsamer arbeitete als zuvor. Da noch Zeit bis zum Kommunikations-Halt war, verzichtete er jedoch darauf, sie zu drängen.

Die Zeit verstrich. Der Captain saß scheinbar entspannt im Kommandosessel. Nur wer die kleinen Zeichen kannte, der wusste, dass Huber zunehmend ungeduldig wurde. Da war vor allem der linke Zeigefinger, der rhythmisch an die Kante der Armlehne klopfte, aber auch die Hand, die immer öfter über den sorgfältig gestutzten Kinnbart strich.

Die D.S. Dragoon befand sich auf einer dreimonatigen Raumpatrouille, bei der das Schiff vor allem Vermessungsarbeiten durchführen sollte. Ihre Ergebnisse würde man an den Mars übermitteln, wo man sie nutzte, um die Navigationstabellen im astronomischen New Cosmic Catalogue zu aktualisieren. Dieser würde wiederum als Datei an jede Stelle des I.T.S.B., des Interstellar Trading- and Safety Board, geschickt werden. Im Verlauf weniger Tage würde die Aktualisierung somit jedes aktive Raumschiff erreichen.

Die Dragoon hatte die Vermessungen im Sternensystem NCC-743-1A-6 abgeschlossen und bewegte sich nun im freien Raum. Der Kreuzer flog mit einfacher Lichtgeschwindigkeit und es wurde Zeit für den routinemäßigen Kontakt mit dem High-Command der Sky-Navy, auf der Sky-Base Arcturus. Dieses überwachte alle Schiffsbewegungen der Direktorats-Flotte.

Die Kontaktaufnahme zwischen einer stationären Anlage und einem im Raum stehenden Schiff war durchaus kompliziert. Die einzige Möglichkeit, eine solche Verbindung ohne wesentlichen Zeitverlust herzustellen, bot der Hiromata-Nullzeit-Funk. Dessen sehr eng gebündelte Strahl erforderte eine exakte Ausrichtung und somit die Kenntnis über Position, Kurs und Geschwindigkeit des Raumschiffes zum Standort der stationären Anlage.

Captain Sebastian Huber wartete nun auf die Berechnungen der Ortungsspezialistin und Navigatorin, um die für Nullzeit-Kommunikation erforderlichen Daten an den Radio Operator, Ensign William „Will“ Meyers, übermitteln zu können.

Ein leises Räuspern des Captains. „Nav?“

Serena Augutters Kopf ruckte hoch. „Verdammt, Sir, drängen Sie mich nicht.“

„Lieutenant, der Termin für den Routine-Kom mit Arcturus ist seit Langem bekannt. Haben Sie zu spät mit den Berechnungen begonnen oder gibt es Probleme?“

Serena Augutter warf ihm einen wilden Blick zu, besann sich dann jedoch. „Mein Fehler, Sir. Daten sind nun bereit.“

„Danke, Nav. Übermitteln Sie die Daten zur Synchronisation an RO. Ruder, Sie fahren Kommunikations-Halt?“

„Aye, Sir“, bestätigte Carol Summers. „Kurs und Geschwindigkeit bleiben bis auf Weiteres unverändert.“

„Danke, Ruder. RO?“

„Daten von Nav empfangen. Synchronisiere Ausrichtung der Richtantenne für Hiromata-Funk. Ausrichtung abgeschlossen. Sende Echo-Impuls an Sky-Base Arcturus. Echo-Impuls wird erwidert. Verbindung zur Sky-Base Arcturus steht, Sir.“

„Danke, RO. Übermitteln Sie folgenden Text: Von D.S. Dragoon an High-Command Sky-Base Arcturus … Stopp … Auf Routinepatrouille gemäß Flugplan … Stopp … Vermessungsarbeiten laufen … Stopp … Keine besonderen Vorkommnisse … Stopp … Setzen Patrouille und Vermessungen fort … Stopp … Gezeichnet Sebastian Huber, Captain D.S. Dragoon … Stopp … Ende der Kommunikation … Stopp … RO, senden und auf Antwort warten.“

„Aye, Sir.“ Eine Besonderheit des Hiromata-Nullzeit-Funks war der Umstand, dass man mit ihm nur Impulse übermitteln konnte. So nutzte man die kurzen und langen Zeichen des alten Morsealphabets. Selbst die Übermittlung grober Schwarz-Weiß-Bilder war möglich, da die Punkte dann nach einem bestimmten Raster geordnet wurden.

Jeder Radio Operator beherrschte das Morse-Alphabet, doch Hiromata-Funkanlagen waren so konzipiert, dass der Funker den Klartext in das Gerät eingab, welches es automatisch in die entsprechenden Impulse umsetzte und im Gegenzug empfangene Impulse wieder in Klartext umwandelte.

„RO an Command: Sir, Arcturus antwortet. Impulse werden in Klartext umgewandelt. Übermittle Text an Sie, Sir“, meldete Ensign Meyers eifrig.

Nur Augenblicke später wich die Karte auf dem Kommandantenbildschirm der Antwort des High-Command. Stirnrunzelnd las Sebastian ihn halblaut vor. „An alle Einheiten der Sky-Navy … Stopp … Alle derzeitigen Aktivitäten sofort einstellen … Stopp … Sofortiger Rückflug zur Sky-Base Arcturus … Stopp … Dieser Befehl gilt auch für Einheiten der Basen Rigel, Arantes oder anderer Stationen … Stopp … Gezeichnet High-Command, auf Weisung des hohen Rates … Stopp … Ende der Nachricht.“

„Sir, die Nachricht wird dauernd wiederholt“, fügte Meyers rasch hinzu.

„Verdammte Preußen“, gab Sebastian seinen Lieblingsfluch von sich. „Was soll das? Wir sollen abbrechen und Arcturus anfliegen?“

„Nicht nur wir, Captain“, korrigierte Liviana. „Das ist ein Befehl an alle Schiffe.“

„RO, bitten Sie beim High-Command um Bestätigung“, befahl Sebastian.

„Einen Moment, Sir, ich glaube, ich habe da noch etwas“, bat der junge Ensign.

Erneutes Stirnrunzeln beim Captain. Mit wachsender Ungeduld beobachtete er, wie Ensign Meyers seine Finger mit gerötetem Gesicht über die Tastatur gleiten ließ und diverse Feinregler bediente. Schließlich wandte er sich Sebastian mit verwirrtem Gesicht zu. „Äh, Sir, da ist noch eine Nachricht. Ist unter die Originalnachricht gelegt und ich habe sie erst für ein Störgeräusch gehalten. Aber das kam in Impulsen. Ist ebenfalls eine Dauersendung und …“

„Ensign, hätten Sie die Güte, mir diese zweite Nachricht auf den Bildschirm zu legen?“

„Äh, sicher, Sir. Entschuldigung, Sir. Nachricht kommt.“

„Danke, RO.“ Sebastian betrachtete mit Liviana die zweite Nachricht, die das dritte Stirnrunzeln des Captains hervorrief. „Verdammte Preußen.“

Liviana war ebenso irritiert, wie ihr Kommandant. „Der Text lautet ‚HC‘ und ‚Pointer‘. Mehr nicht. Die Kennung des High-Command und das Wort Pointer. Grundgütiger, was soll das?“

„Diese Frage habe ich eben auch schon gestellt“, stieß Sebastian gereizt hervor. Er nahm einen Schluck seines Kaffees, lehnte sich in die Polster zurück und starrte schweigend auf die überaus kurze Nachricht. Schließlich trommelte er mit den Fingerspitzen auf die Armlehne. „Mister Meyers, sind Sie sicher, dass dies kein Störgeräusch, sondern eine Übertragung ist?“

„Aber Sir …“ Die Empörung in der Stimme des Ensign war nicht zu überhören. „Selbstverständlich bin ich sicher.“

Sebastian Huber nickte. „Okay, RO, ich glaube Ihnen. Wollte mich nur vergewissern.“

Commander Liviana Cordes spürte eine wachsende Unruhe in Sebastian und sah ihn fragend an. „Weißt du etwas damit anzufangen?“, fragte sie leise, denn dienstlich vermieden sie es tunlichst, sich zu duzen. „Das HC leuchtet mir ja ein, aber was besagt dieses Pointer?“

„Sammelpunkt Alpha“, antwortete er ebenso leise. „Das ist der Notfallcode im Gefecht, der allen Schiffen befiehlt, sich zurückzuziehen und sich am Sammelpunkt Alpha einzufinden“

„Das verstehe ich nicht“, gab sie zu. „Wir bekommen Befehl vom High-Command, unverzüglich Arcturus anzufliegen, und zugleich den Befehl, uns beim Sammelpunkt Alpha einzufinden? Das ist doch total widersprüchlich.“

„Das ist es“, knurrte er. „Da ist irgendeine Sauerei im Gang. Warum sollen sich alle Navy-Einheiten bei der Sky-Base Arcturus sammeln, obwohl wir zum Beispiel zu Sky-Base Rigel gehören? Das würde der Hoch-Admiral doch allenfalls anordnen, wenn Arcturus angegriffen wird. Das würde er aber im Befehl erwähnen, damit keiner ohne Warnung in einen Kampf gerät. Nein, Liv, ich habe das Gefühl, dass diese zweite, so kurze Nachricht, die für uns wichtigere ist.“

Sebastian bemerkte, wie er von Serena Augutter beobachtet wurde. „Nav?“

„Soll ich den Kurs nach Arcturus berechnen, Sir?“

Jeder vom Brückenpersonal konnte die Kommunikation über sein Terminal mitverfolgen, es sei denn, diese Funktion wurde vom Captain blockiert.

„Ney, Nav, wir fliegen nicht zum Arcturus. Wir fliegen einen Sammelpunkt an, dessen Koordinaten ich Ihnen noch gebe.“

„Aber Sir, wir haben doch klaren Befehl zur Sky-Base Arcturus zu fliegen“, widersprach Serena Augutter.

„Lassen Sie das meine Sorge sein, Nav“, antwortete Sebastian. „Berechnen Sie den Kurs zu den folgenden Koordinaten.“

Der Captain nannte die Position des Sammelpunktes aus seinem Gedächtnis.

Augutter gab die Angaben zögernd in ihr Terminal ein. „Koordinaten eingegeben. Kurs wird berechnet.“

„Danke, Nav.“ Sebastian aktivierte die Bordkommunikation mit zwei Kabinen. „Brücke an Flight-Crew. Captain spricht. Flight-Crew auf Manöverstation. Ich wiederhole, Flight-Crew auf Manöverstation.“

Die beiden fehlenden Angehörigen der Brückenbesatzung wurden somit zur Brücke gerufen. Da eigentlich kein Manöver anstand, wussten diese beiden sofort, dass sich etwas Besonderes ereignet haben musste.

Master-Chief Lloyd Webster betrat die Brücke als Erster und nahm sofort am Pult der Systemüberwachung Platz. Für den weißhaarigen Chief war dieser Flug der Dragoon sein letzter Einsatz, bevor er aus Altersgründen den Dienst in der Navy quittierte.

„Hiromata?“, war die knappe Frage von Lloyd. Als Sebastian nickte, hob der Chief die Hand. „Fünf Stunden, Captain.“

Fünf Stunden, bis die fünf Speicherstangen und die Distanzstange des Hiromata für die Nullzeit aufgeladen waren. Sebastian würde den Rest der Besatzung erst eine halbe Stunde vorher auf die Stationen befehlen.

Lieutenant Hagen Gernsback erreichte nun die Brücke. Auch er trug Glatze, kombinierte die blanke Kopfhaut allerdings mit zwei riesigen Bartkoteletten. Er nickte Sebastian und Liviana schweigend zu, nahm sich zunächst ein Heißgetränk und setzte sich dann an seinen Platz an der Waffenkontrolle.

Knappe Meldungen bestätigten dem Captain, das alles in Ordnung und das Schiff im Bestzustand sei.

Die Aufladung des Nullzeit-Antriebs zog sich dahin. Auf der Brücke war Zeit für jene Gespräche, mit denen man sich die Zeit vertrieb, die sich bei solchen Ereignissen ins Endlose zu dehnen schien.

„Tech an Command: Captain, Aufladung bei achtundneunzig Prozent. Hiromata bereit in dreißig Minuten“, kam schließlich die ersehnte Meldung des Master-Chiefs.

„Danke, Tech.“ Erneut aktivierte Sebastian die Bordkommunikation. „Brücke an Besatzung. Captain spricht. Alle Mann. Alle Mann. Auf Manöverstation. Ich wiederhole. Alle Mann auf Manöverstation.“

Eigentlich galt noch eine Stunde Nachtruhe. Nun rief die Stimme des Captains, begleitet vom Auf und Ab des Manöveralarms, die Angehörigen aller drei Dienstschichten auf Station. Das kam unerwartet, da der Besatzung nicht bekannt war, dass ein Nullzeitsturz durchgeführt werden sollte. Vor jedem dieser Manöver verlangte Sebastian Huber zudem von jedem Besatzungsmitglied eine ganz bestimmte Vorsichtsmaßnahme, nämlich den Bordoverall als Raumanzug zu aktivieren, bevor das Schiff den Hiromata-Antrieb nutzte. Mit dem Nullzeitsturz gelangte man ohne Zeitverlust an einen anderen Ort im Weltraum. Zwar war es dabei noch nie zu einer Katastrophe gekommen, aber Sebastian beharrte darauf, das ein aus der Nullzeit kommendes Raumschiff direkt vor einem umher fliegenden kosmischen Objekt rematerialisieren konnte. Die Folgen konnten sowohl verheerend als auch überschaubar sein, z. B. wenn das Objekt kollidierte, aber dies nur zu begrenzten Hüllenschäden und Druckverlust führte. In dem Fall konnte der geschlossene Raumanzug ebenso Leben retten, wie in einem Gefecht.

„Tech an Command: Alle Mann auf Manöverstation. Zwischenschotts geschlossen. Schadenkontrollteams auf Position. Hiromata auf einhundert Prozent. Bereit für Nullzeit.“

„Danke, Tech. Nav, übermitteln Sie Kursdaten für Sammelpunkt Alpha ans Ruder und synchronisieren Sie.“

„Sir, ich muss Sie darauf hinweisen, dass Ihr Befehl gegen den des High-Command verstößt“, wandte Lieutenant Augutter ein.

Sebastian Hubers Augen verengten sich für einen kurzen Augenblick. „Lieutenant, Sie sind Offizier dieses Schiffes. Erkennen Sie meine Autorität als Captain an?“

Serena Augtutter begriff, dass sie sich auf sehr dünnem Eis und nahe der Meuterei bewegte. „Aye, Sir, selbstverständlich erkenne ich Ihre Autorität an.“

„Dann führen Sie meinen Befehl aus, Nav.“

Ein kurzer Moment störrischen Schweigens, dem ein Seufzer folgte. „Aye, Sir, übermittle Kursdaten für Sammelpunkt Alpha ans Ruder und initialisiere Synchronisation.“

Lieutenant Carol Summers langte nach ihrem VR-Helm, setzte ihn auf und verband ihn mit ihrem Bordoverall, so dass sie nun einen geschlossenen Raumanzug trug. Ihre Stimme kam über den bordinternen Funk. „Ruder an Command: Bestätige Empfang der Kursdaten. Synchronisation mit Navigationstetronik ist aufgeschaltet und läuft. Bereit für Nullzeit.“

„Danke, Ruder.“ Erneut aktivierte Sebastian die Bordkommunikation. „Brücke an Besatzung. Captain spricht. Alle Mann. Alle Mann. Anzüge schließen. Ich wiederhole. Anzüge schließen. Nullzeitsturz steht unmittelbar bevor.“

Auch Sebastian und der Rest des Brückenpersonals schlossen die Anzüge. „Ruder, führen Sie Nullzeit aus.“

„Aye, Sir. Nullzeit in Fünf… Vier… Drei… Zwei… Eins… Jetzt.“

Man bezeichnete den Durchgang durch die Nullzeit auch als Nullzeitsturz, da man für einen kurzen Moment das Gefühl des Fallens empfand.

Üblicherweise war die einzige sichtbare Veränderung, nach dem Durchgang durch die Nullzeit, die Veränderung der Sternbilder.

Doch diesmal war es anders.

Nachdem Lieutenant Summers das Wort „Jetzt“ ausgesprochen hatte, veränderten sich zwar die Sternbilder, doch zugleich erlosch schlagartig die Beleuchtung auf der Brücke und das einzige Licht kam von den Sternen.

Kapitel 3 Hoffnung

Siedlung Loyalty, Gondwana II, Südspitze Großkontinent

Es war ein kleines und unbedeutend erscheinendes Sonnensystem, im astronomischen Sternenkatalog „New Cosmic Catalogue“ mit der Bezeichnung NCC-1489B-62D eingetragen. Ein System mit einer Sonne vom Sol-Typ und vier Planeten. Zwischen dem dritten und vierten Planeten gab es ein Asteroidenfeld in Form eines weit gestreuten Ringes, von dem die Astronomen annahmen, dass es die Überreste einer Welt waren, die einst einer kosmischen Katastrophe, dem Einschlag eines größeren Asteroiden, zum Opfer gefallen war.

Die Planeten I, III und IV waren lebensfeindlich, doch Planet II bot überraschend erdähnliche Bedingungen. Die Zusammensetzung der Atmosphäre und der Luftdruck entsprachen idealem Erdstandard. Fast achtzig Prozent der Oberfläche bestand aus einem gewaltigen Ozean, fünfzehn aus einem riesigen Kontinent und fünf aus Inseln und kleinen Archipelen.

Planet II war ideal zur Nutzung durch den Menschen geeignet. Der riesige Kontinent befand sich in einem Zustand, der dem einstigen Superkontinent der Erde entsprach. So wurde er nach diesem Gondwana getauft und der Planet dementsprechend Gondwana II.

Es gab riesige Ebenen und gewaltige Wälder, mit Bäumen von hundertzwanzig Metern Höhe und Farngewächsen, die bis zu zwanzig Meter maßen. Die Pflanzenwelt war ebenso üppig wie die Tierwelt, wobei man von beidem noch nicht genau wusste, was für den Menschen als Nahrung taugte oder den Menschen als solche betrachtete. Während der ersten Erkundung waren Flugechsen mit einer Flügelspannweite von zehn Metern beobachtet worden und Lebewesen, die den Dinosauriern der alten Erde in etwa ähnelten.

Eine noch unbekannte Gefahr waren auch die kleinsten Lebewesen. Bazillen, Mikroben, Viren und dergleichen, die vielleicht unbekannte Krankheiten hervorriefen.

Doch trotz aller offenen Fragen …

Gondwana II sollte Zuflucht und Heimat jener Menschen werden, die sich Hoch-General Omar ibn Fahed angeschlossen hatten und die ebenfalls an der Schuld des einstigen Hoch-Admirals John Redfeather zweifelten.

Die drei Trägerschlachtschiffe (D.C.S.) Trafalgar, Borodino und Saratoga sowie die Navy-Schiffe (D.S.) Sharps, San Marco, South Africa, Petersburg, Moskva, Aberdeen, Canterbury, Remington, Blackwing, Orion, Murray Leinster, Beaumont und Whitney, gehörten zu jenen Schiffen, die nicht der Kontrolle durch die Konföderation unterlagen, welche inzwischen die Sky-Base Arcturus und damit das High-Command der Direktorats-Streitkräfte besetzt hielt. Die Kreuzer gehörten alle zur APS-Klasse und die meisten von ihnen zur modernen B-Serie, die mit Hiromata-Nullzeit-Scanner und dem Wabenschirm, nach verbesserter Norsun-Technologie, ausgestattet waren.

Die drei Trägerschlachtschiffe hatte man für einen Katastropheneinsatz ausgestattet, als sie unvermittelt von Konföderierten angegriffen worden waren und nur knapp entkommen konnten. Fünf der riesigen Schiffe fielen jedoch in die Hände des Feindes. Die Ausstattung mit Hilfsgütern für einen Katastrophenfall erwies sich nun als Glück im Unglück, denn es ermöglichte den Aufbau einer Siedlung auf Gondwana II. Hier sollten jene Zivilisten und Angehörigen von Navy-Besatzungen und Raumkavalleristen eine vorübergehende Heimat finden, die man von den Sky-Basen Rigel und Arantes evakuiert hatte.

Seit einer Woche wurde Material mit FLVs von den drei Trägern auf den Boden des Planeten gebracht. Baumaschinen, Arbeitsroboter vom Typ „Worker“ und Menschen arbeiteten emsig, um eine gute Grundlage für das Überleben auf Gondwana II zu schaffen.

Hoch-General Omar ibn Fahed war mit Admiral Carl Uddington und Commodore Faso eingetroffen, um sich die Fortschritte anzusehen. Captain Lemovich, vom fünften Regiment der Sky-Cavalry, begleitete die kleine Gruppe mit dreien seiner Trooper.

Es waren knapp 5.000 Männer und Frauen, zu denen noch dreihundertvierunddreißig Kinder kamen, welche die Siedlung bewohnen und bewirtschaften würden. Sie hatten in den vergangenen Wochen ihren Bürgermeister, Town-Mayor Bernd Kellermann, und den Sprecher der Bürgerschaft, Citizens Speaker Hiro Watanabe, gewählt. Gemeinsam mit diesen beiden waren der Leiter des Rettungswesens aus Brandwehr und Rettungsdienst, der Chief of Rescue Charles Wood, und die Leiterin der kleinen Polizeistation, Chief-Constable Lara Elmardottir, ernannt worden. Bei diesen beiden Personen war es nicht um Sympathie, sondern die Qualifikation gegangen, weswegen man auf eine demokratische Wahl verzichtet hatte. Diese vier Personen bildeten die Gruppe der Bürgerschaft, welche die des Hoch-Generals begleitete.

High-Engineer Sira Elgord komplettierte die kleine Versammlung. Ihre Aufgabe war es, über die Fortschritte beim Bau der Siedlung zu berichten. Diese hatte inzwischen auch einen Namen, der besonders dem Hoch-General gefiel.

„Loyalty?“ Ibn Fahed lächelte. „Ja, das ist ein guter Namen. Er steht für unsere Loyalität gegenüber dem Direktorat und jenen Freunden, die derzeit nicht bei uns sein können.“

Jeder wusste, dass er damit auf seinen Freund John Redfeather anspielte, den man seines Ranges enthoben hatte und irgendwo auf dem Mars gefangen hielt.