Sky-Navy 33 - Die Gleichen - Michael Schenk - E-Book

Sky-Navy 33 - Die Gleichen E-Book

Michael Schenk

0,0
1,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der Konflikt zwischen dem Direktorat der Sterne und den konföderierten Sternen ist aufg dem Höhepunkt. Zwar ist es den Getreuen von Hoch-Admiral John Redfeather gelungen, diesen zu befreien, doch Arcturus, die Heimatbasis der Sky-Navy, befindet sich noch immer in Händen des Feindes. So startet eine schwierige Mission, mit dem Ziel, die Basis zurück zu erobern und die dort internierten Schiffe der Sky-Navy wieder unter den Befehl von John Redfeather zu bringen. Doch zur gleichen Zeit bricht die, von dem Patrouillenkreuzer Dragoon entdeckte, Flotte des untergegangenen Negaruyen-Reiches auf. Von dem verräterischen Ratsmitglied Bao Wang aufgestachelt, wollen die 1.000 Schiffe der Gleichen alles menschliche Leben auslöschen und greifen die Welten des Direktorats und der Konföderation an.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 253

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Michael Schenk

Sky-Navy 33 - Die Gleichen

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 Was bisher geschah

Kapitel 2 Der Plan der Rache

Kapitel 3 Eine zufällige Entdeckung

Kapitel 4 Begrenzte Möglichkeiten

Kapitel 5 Geheimtreffen

Kapitel 6 Die Verschworenen

Kapitel 7 Gegenmaßnahmen

Kapitel 8 Schlachtplan

Kapitel 9 Routinebetrieb

Kapitel 10 Objekt im Anflug

Kapitel 11 Kapitulation

Kapitel 12 Feind in Sicht

Kapitel 13 Der Nagel

Kapitel 14 Im Anflug

Kapitel 15 Das Enterkommando

Kapitel 16 Sabotiert

Kapitel 17 Der Gesang der Vergeltung

Kapitel 18 Unentdeckt und nah am Feind

Kapitel 19 Feind an Bord

Kapitel 20 Bewegung, Bewegung, Bewegung

Kapitel 21 Orion heißt „Jäger“

Kapitel 22 Freund oder Feind?

Kapitel 23 Kampf um die Korridore

Kapitel 24 Das Ziel vor Augen

Kapitel 25 Invasion

Kapitel 26 In der Zange

Kapitel 27 Eine Maske fällt

Kapitel 28 Invasion

Kapitel 29 Notrufe

Kapitel 30 Zweckbündnis

Kapitel 31 A.N.N.I., get your Gun!

Kapitel 32 Ankündigung

Kapitel 33 Homepage www.sky-navy.de

Impressum neobooks

Kapitel 1 Was bisher geschah

Sky-Navy 33

Die Gleichen

Military Science Fiction

von

Michael H. Schenk

© M. Schenk 2024

Mit dem geplanten Absturz des Kreuzers D.S. Dragoon ist es gelungen, ein Einsatzkommando auf den Mars zu bringen, welches Hoch-Admiral John Redfeather befreien konnte. Mit ihm an der Spitze plant man nun die Rückeroberung der Sky-Base Arcturus und der dort internierten Schiffe der Sky-Navy aus den Händen der Confederate Stars. Doch vor ihrem Einsatz im Sol-System brachte die Besatzung der Dragoon Informationen über ein abgelegenes Sonnensystem, in dem eine riesige Flotte, aus dem tausendjährigen Krieg zwischen den menschenähnlichen Negaruyen und den insektoiden Norsun, auf ihren Einsatz wartet. Eine Flotte, deren Schiffe die typische rote Farbkennung der verfeindeten Konföderierten zu führen scheinen. Doch wer macht sich diese mächtige Flotte tatsächlich zu Nutze und mit welchem Ziel?

Kapitel 2 Der Plan der Rache

Nerwa-System, Negaruyen-Werftbasis, vor fünfhundertsechsundsiebzig Jahren

Der Krieg mit den insektoiden Norsun dauerte nun schon rund vierhundertzwanzig Jahre und es stand nicht gut für das Sternenreich der Negaruyen. Obwohl die Technik der Humanoiden jener des Feindes überlegen war, erwies sich die gewaltige Übermacht der „Eierlinge“ als erdrückend. Ihre enorme Menge an Hantelschiffen und Kämpfern überrannte sieben der zwölf Sonnensysteme der Negaruyen, löschte deren Bevölkerung gnadenlos aus und verwandelte die erdähnlichen Welten in leblose Schlacke.

Die Negaruyen waren den irdischen Menschen sehr ähnlich und unterschieden sich äußerlich nur durch die Tatsache, dass die beim Erdmenschen vorstehende Nase durch zwei senkrechte muskulöse Schlitze ersetzt war. Neben der äußerlichen gab es auch die charakterliche Ähnlichkeit.

Auf den verbliebenen fünf Welten der Negaruyen wusste man, dass Kapitulation den Tod bedeutete. Man wusste ebenso, dass man letztlich der erdrückenden Übermacht unterliegen würde, wenn nicht ein Wunder geschah.

Das gemeinsame Primär-Kommando stand vor der Wahl, alle neuen Rekruten und Schiffsneubauten zu den verzweifelt kämpfenden Verteidigern zu schicken oder einen Teil der Ressourcen abzuzweigen und eine unabhängige Kampfflotte zu schaffen, die endlich in der Lage sein würde, den Krieg zum Feind zu tragen. Trotz der daraus resultierenden Probleme und Bedenken entschloss man sich zum Bau der „Flotte der Vergeltung“.

Vor dreiundfünfzig Jahren, im Jahr 473 des Krieges, fand man im Nerwa-System die ideale Basis. Hier gab es drei Planeten und eine extrem hohe Zahl an Asteroiden, die alles an Ressourcen boten, die für den Bau einer großen Flotte erforderlich waren. Einer der größten Asteroiden wurde zur Werft ausgebaut. Roboter, Drohnen und eine kleine Zahl Negaruyen erschufen die erforderliche Industrie und jene Anlagen, um in einem engen Zeitrahmen eine Flotte von eintausend neuartigen Kampfschiffen zu bauen. Auf der entfernten Welt Dal-Hondar entstanden zeitgleich und ebenso geheim, eine Armee von Soldaten und die Besatzungen für die Schiffe.

So stützte sich der Geheimplan des gemeinsamen Oberkommandos auf den Bau der Flotte der Vergeltung und die Rekrutierung der „Armee der Gleichen“. Diese neuen Soldaten und Besatzungen wurden ausgebildet und anschließend in Kälteschlaf versetzt, aus dem sie geweckt werden sollten, wenn die Schiffe bereit waren. Auf diese Weise sollten sie topfit erwachen und in den Krieg ziehen.

Als der Bau der Flotte abgeschlossen sein sollte, flog eines der neuen Scout-Schiffe von Dal-Hondar ins Nerwa-System.

Dieses war bereits nach den neuen Plänen erbaut und unterschied sich in einigen Punkten von den bis dahin typischen Kampfschiffen der Negaruyen. Der walzenförmige Körper mit dem stumpfen Bug verjüngte sich zum Heck hin, wo er in eine bauchige Form überging, in der sich die Hauptenergieerzeuger und kraftvollen Triebwerke befanden. Letztere lagen am Ende der vier Heckausleger und konnten sowohl in Richtung Heck als auch Bug arbeiten, was ein Wenden des Schiffes zum Abbremsen überflüssig machte. Der bis dahin dafür genutzte Bug blieb nun für Waffen frei. Der bei den bisherigen Schiffen aufragende Kommandoturm fehlte. Im mittleren Bereich des Schiffes lief ein breiter roter Farbstreifen, einer Bauchbinde durchaus ähnlich, rund um den Schiffskörper und zeigte dessen Zugehörigkeit zur Flotte der Vergeltung an.

Der größte Unterschied lag jedoch in der fortgeschrittenen Automatisierung und der teils neuartigen Bewaffnung.

Rund vierhundertzwanzig Jahre hindurch hatten sich Norsun und Negaruyen mit Energiewaffen bekämpft. Dann entwickelten die Insektoiden die „goldene Energie“: eine formbare Energie, die ihnen nicht nur ermöglichte, die Walzenschiffe mit golden schimmernden Energietentakeln anzugreifen, sondern ihre Hantelschiffe zugleich mit einem golden schimmernden Schutzfeld zu umgeben, welches die Energie feindlicher Angriffswaffen förmlich aufsaugte und den eigenen Waffen zuführte.

Fast fünfzig Jahre hatten die Negaruyen keine Antwort auf die formbare Energie gefunden und die Verluste ihrer Flotte waren deutlich angestiegen. Schließlich wurde die neue Überladungswaffe entwickelt. Geheime Versuche bewiesen, dass diese Waffe das goldene Schirmfeld überlasten und dessen Schiff für kurze Zeit wehrlos machen konnte. Diese Zeitspanne sollten verbesserte Projektilwaffen ausnutzen, um den Gegner zu vernichten.

Die längst vergessen geglaubten Projektilwaffen aus der langen Vergangenheit der Negaruyen erwiesen sich als sehr effektiv und die „neue Erfindung“ wurde den kämpfenden Verbänden bewusst vorenthalten, da sie der Flotte der Vergeltung zu einem wesentlichen Überraschungseffekt verhelfen sollten.

An Bord des neuen Scout-Schiffes befanden sich drei Personen, die aus dem Kälteschlaf geweckt worden waren, um sich von der Bereitschaft der Flotte zu überzeugen.

Das Oberkommando lag in Händen des adligen Primär-Kommandanten Rosos-dal-Hargon. Er wurde von den Kommandeuren der einzelnen Streitkräfte unterstützt. Hoch-Kommandant Ran-dal-Brag als Befehlshaber der Schiffe und Hoch-Kommandantin Erisara-dal-Dragag als Oberste der „Gleichen“.

Die drei trugen ihre Borduniform: einen Einteiler, in den die Handschuhe eingearbeitet waren und dessen starrer Halsring die Verbindung mit einem Raum- oder Kampfhelm ermöglichte. Die Uniform von dal-Hargon war grünweiß, die von dal-Brag im Grün der Flotte und die von dal-Dragag in der Tarnfarbe der Gleichen gehalten. Alle Uniformen wiesen einen roten Streifen entlang der Außenseite der Ärmel und Beine auf, die sie als Angehörige der Flotte der Vergeltung auswiesen.

Alle drei Negaruyen hatten vierzig Jahre Kälteschlaf hinter sich und kämpften noch immer gegen die Nachwirkungen an. Für sie eine wichtige Erkenntnis, da dies auch für die noch schlafenden Angehörigen der neuen Streitkräfte galt.

Beim Flug durch die Asteroiden des Nerwa-Systems schien die Masse der dort liegenden neuen Raumschiffe erdrückend. Der größte Teil waren Schlachtkreuzer der 500-Meter-Klasse, aber es gab auch viele Schlachtschiffe und Träger der 800-Meter-Baureihe. An zahlreichen Schwebegerüsten waren noch immer Schiffe im Bau, doch der größte Teil der neuen Flotte schien einsatzbereit.

Mit sichtlicher Anspannung verfolgten die drei Kommandeure den Einflug in den Hauptasteroiden, wo sie der verantwortliche Bauleiter erwartete. Das Scout-Schiff landete neben einem riesigen Trägerschiff, an dessen Außenhülle noch gearbeitet wurde. Gerade trug man die Identifikationsnummer des Schiffes auf. Wurde sie in einem speziellen Spektralbereich angestrahlt, so hob sie sich in grellem Weiß von der schwarzen Außenhülle und dem Rot der sichtbaren Farbmarkierung ab.

Nachdem die drei hochgeborenen Kommandanten ihr Schiff verließen, gaben sie sich alle Mühe, ihre Überraschung über die hier geleistete Arbeit nicht zu deutlich zu zeigen. Das Nerwa-System und die dortige Werft war ihnen fremd, ihre Zeit hatten sie bisher auf der Garnisonswelt und mit deren Schulungsanlagen verbracht.

In dem gewaltigen Hangar bemerkten sie eine umlaufende Galerie, die sich um drei Seiten des Raumes herumzog. In ihrer Mitte, gegenüber den gewaltigen Hangartoren, gab es einen großen Balkon. Von dort aus konnte der Bauleiter Ansprachen an seine Mitarbeiter richten. Vom Balkon hingen große Banner mit dem Emblem des Negaruyen-Reiches herab.

„Willkommen, Hochgeborene, willkommen. Ich bin Gord-dal-Regon und der Leiter unserer Werft.“ Ein hoch gewachsener und schlanker Mann trat aus einer Seitentür. Er trug den weißen Einteiler der Wissenden, verzichtete jedoch auf die Abzeichen seines hohen Ranges. „Es ist mir eine Ehre, Sie begrüßen zu dürfen. Sicher wollen Sie die Fortschritte der Arbeiten erfahren. Kommen Sie, Hochgeborene, kommen Sie.“

Primär-Kommandant Rosos-dal-Hargon wandte sich dem Scout-Schiff zu, betätigte ein Funksignal von seiner Fernbedienung und versiegelte damit das Schiff. Erst dann erwiderte er den Gruß des Bauleiters. „Wir grüßen den Hochgeborenen und Leiter der Werft. In der Tat sind wir begierig, die Fortschritte zu erfahren. Unsere Mannschaften und Truppen sind bereit.“

Gord-dal-Regon nickte lächelnd und deutete zur Seitentür.

Die kleine Gruppe wartete, bis ein Trupp der rot gekleideten Arbeiter die Halle betreten hatte, begleitet von einem Schwarm der neuen Arbeitsdrohnen, dann erreichte sie den dahinter liegenden Korridor und einen kleinen Elektrowagen. Während der kurzen Fahrt schwieg der Werft- und Bauleiter, bis die vier Negaruyen an der Zentrale der Werft ankamen und das Fahrzeug verließen.

In der überdimensioniert wirkenden Zentrale wurde auf zwei Ebenen gearbeitet. Wissende, Techniker und Arbeiter hielten die zahllosen Arbeitsstationen besetzt und beobachteten oder steuerten von hier aus alle Vorgänge in der Werft und bei den umliegenden Asteroiden.

Der Werftleiter führte seine drei Besucher in einen angrenzenden Raum, der für kleinere Konferenzen eingerichtet war. Eine transparente Wand erlaubte dabei den Blick in den geschäftigen Kontrollraum.

Hoch-Wissender Gord-dal-Regon versorgte seine Gäste persönlich mit Getränken und kleinen Snacks aus der automatischen Küche. Nur der Primär-Kommandant schien dabei die zunehmende Nervosität des Hochgeborenen zu bemerken.

Gord-dal-Regon bevorzugte einen Vitalsaft und setzte sich dann an die Stirnseite des ovalen Tisches. „Sie sagten vorhin, alle Besatzungen und Truppen seien bereit, Primär-Kommandant. Ich bin Konstrukteur und Techniker, und kenne mich mit den Gleichen nicht aus, da dies ein explizites Wissen in der Biologie und deren Vervielfältigung erfordert. Würden Sie mir die Freude machen und mir ein paar Hintergrundinformationen geben?“

Primär-Kommandant Rosos-dal-Hargon bemerkte durchaus, dass der Leiter der Werft wohl noch nicht bereit war, über sein eigenes Gebiet zu berichten, doch er sah keinen Grund, die Bitte des Mannes abzuschlagen.

„Sicher, Hochgeborener. Wir haben inzwischen eintausend Schiffsbesatzungen vervielfältigen können. Dazu wurde einer Besatzung das genetische Material entnommen und dann neunhundertneunundneunzig Mal vervielfältigt. Jede Besatzung besteht somit aus Individuen, von denen jedes tausendfach existiert.“

„Wissen die Individuen von ihrer Vervielfältigung?“

„Nein. Unsere Seelenbetreuer befürchten Komplikationen, wenn ein Individuum von seiner Vervielfältigung erfährt.“

„Die Schiffe der Flotte werden aber doch untereinander Verbindung halten müssen“, gab der Werftleiter zu bedenken. „Dabei werden die Kommandanten ihr Gegenüber als Gleichen erkennen.“

„Die Gleichen tragen stets ihre Gesichtsmasken und die Stimmen werden verfälscht. Das wird mit Sicherheitsmaßnahmen gegenüber den Eierlingen begründet“, erklärte der Primär-Kommandant. „Gelegentlich ist es den Insekten schon gelungen, unsere Schiff-zu-Schiff-Kommunikation aufzufangen. Den Gleichen wird erklärt, es werde zur Verwirrung des Feindes beitragen, wenn sie unsere Besatzungen auf Grund der getragenen Masken nicht unterscheiden können. Im Falle, dass eine Besatzung mit einer anderen in Kontakt kommt, zum Beispiel in der Ausbildung oder bei einer Parade oder Ansprache, müssen alle Helme tragen. Deren Scheiben sind nur nach außen durchsichtig. So wird verhindert, dass man das Gesicht des Besatzungsmitgliedes eines anderen Schiffes erkennt. Bei den Kampftruppen verhält es sich ebenso. Jedes Regiment ist das Gleiche der anderen.“ Er lächelte. „An Bord ihrer Schiffe können sie natürlich gegenseitig ihre Gesichter sehen.“

„Sie haben Großartiges geleistet, Primär-Kommandant“, lobte dal-Regon. „Sicherlich wurden die Gleichen doch zu unterschiedlichen Zeitpunkten erschaffen und ausgebildet. Ist es wahr, dass jede ausgebildete Einheit sofort in den Kälteschlaf versetzt wird?“

„Ja, das ist wahr. So halten wir alle Einheiten frisch und verhindern ein Altern“, antwortete Hoch-Kommandantin Erisara-dal-Drarag. „Und wenn Sie gestatten, Hochgeborener, … unsere Gleichen stehen bereit. Wie steht es mit ihren Schiffen?“

Das Gesicht von dal-Regon verdunkelte sich einen Moment, dann stieß er einen vernehmlichen Seufzer aus. „Leider sind wir noch nicht bereit.“

Dal-Hargon gab ein Zeichen, die Laute des Unmuts verstummen zu lassen. „Erklären Sie uns das, Hochgeborener. Der Zeitplan für die Flotte der Vergeltung sieht vor, dass nun achthundert Kampfschiffe und zweihundert Truppentransporter bereitstehen.“

„An einem knappen Viertel der Schiffe wird noch gearbeitet“, gab dal-Regon verlegen zu. „Ich verstehe Ihren Unmut, Hochgeborener, doch wir arbeiten hier unter Hochdruck und haben mit enormen Schwierigkeiten zu kämpfen.“

„Nach unseren Informationen hält das Nerwa-System alle Rohstoffe und genügend Ressourcen bereit, um die Flotte der Vergeltung im Zeitplan zu erschaffen“, erwiderte der Primär-Kommandant grimmig. „Welche Fehler wurden begangen?“

Der Werftleiter nahm mehrere Schlucke, um etwas Zeit zu gewinnen und seine Gedanken zu sortieren. „Es erforderte mehr Zeit als gedacht, um die zahllosen Drohnen zu bauen und an die jeweiligen Arbeitsgebiete zu überstellen. Zudem handelt es sich um Kombinationsdrohnen. Ist der Bau der Schiffe vollendet, so wird nur ein geringer Teil von ihnen für Reparaturarbeiten verfügbar bleiben. Die überwiegende Mehrheit ist dafür vorgesehen, dann Kampfaufgaben zu übernehmen. Allein die Konstruktion dieser Drohnen nahm viel Zeit in Anspruch. Ebenso die Programmierung der Steuergehirne der Raumschiffe. Sehen Sie, Primär-Kommandant, wir müssen hier jeden einzelnen Schritt zum Bau der Konstruktions- und Werftanlagen sowie der Schiffe selbst vollziehen, da wir keinerlei Kontakt zum Reich unterhalten dürfen. Wir schürfen hier Metalle und alle seltenen Substanzen, verhütten sie und bringen sie in Form. Die Hüllen und das gesamte Inventar bestehen aus genormten Bauteilen. Anders wäre der Bau der Flotte gar nicht zu bewältigen. Neben der Einrichtung sind auch alle elektronischen Komponenten zu bauen und zu programmieren. All dies ist weitaus schwieriger und komplexer, als es der Exekutivrat einst veranschlagte. Wir tun hier, was wir können. Dazu müssen alle Systeme eines Schiffes mehrfachen Tests unterzogen werden, denn nichts darf versagen.“

Der Primär-Kommandant legte die Fingerspitzen aneinander und dachte nach, welche Konsequenzen aus dem Eingeständnis des Werftleiters zu ziehen seien. „Ich bin weit davon entfernt, Ihnen einen Vorwurf zu machen, Hochgeborener, denn ich erkenne an, unter welchen Bedingungen Sie hier arbeiten müssen. In jedem Fall kann die Flotte nicht starten, bevor auch das letzte Schiff bereit ist. Wann, Hochgeborener dal-Regon, wird dies der Fall sein?“

„In dreiundvierzig Standardjahren“, antwortete der Werftleiter nach kurzer Bedenkzeit. „Dann kann ich die Bereitschaft garantieren.“

„Dann müssen wir Mannschaften und Truppen für weitere dreiundvierzig Jahre im Kälteschlaf halten“, entschied der Primär-Kommandant. „Wir werden sofort nach Dal-Hondar zurückreisen und die entsprechenden Maßnahmen treffen. Wir sehen uns also in dreiundvierzig Jahren wieder.“

Die Gruppe um dal-Hargon erhob sich ohne weitere Worte. Der sichtlich erleichterte Werftleiter geleitete sie zurück zu ihrem Scout-Schiff. Kurz darauf hob es ab und verließ den riesigen Werft-Asteroiden.

In diesem Augenblick ahnte keiner der Negaruyen, dass es bei der Programmierung des Kälteschlafs zu einem verhängnisvollen Fehler kommen sollte.

Kapitel 3 Eine zufällige Entdeckung

Nerwa-System, Negaruyen-Werftbasis, vor siebzehn Jahren

Bao Wang war eines der angesehendsten Mitglieder des hohen Rates des Direktorats. Er gehörte sogar zu jenem Fünfer-Gremium, welches man als „ausführenden hohen Rat“ bezeichnete. Diese fünf Ratsmitglieder trugen eine rote Schärpe zu ihrer weißen Toga und hatten das Recht, Beschlüsse zu fassen, die erst nachträglich vom Rest des hohen Rates genehmigt werden mussten. Dies war für jene Situation gedacht, in der sich das Direktorat im Kriegszustand befand und schnelle Beschlüsse gefasst werden mussten, bei denen die Zeit fehlte, den Gesamtrat einzuberufen. Die besondere Vollmacht erlaubte es den ausführenden hohen Räten zugleich, gelegentlich Geheimprojekte zu initiieren.

Niemand im von Menschen besiedelten Weltraum ahnte, dass der fleißige und beliebte Bao Wang keineswegs das war, was alle von ihm glaubten.

Bao Wang gehörte einem Volk an, welches schon seit Jahrtausenden an der Vernichtung aller humanoiden Völker arbeitete und das den verheerenden Krieg zwischen den insektoiden Norsun und den menschenähnlichen Negaruyen ausgelöst hatte. Hierzu nutzte Bao Wangs Volk eine ganz besondere Eigenschaft: Es war fähig, jede beliebige Gestalt anzunehmen und dadurch ein lebendes Individuum zu kopieren, welches bei der Veränderung des Gestaltwandlers allerdings unabdingbar starb. (Anmerkung: Siehe hierzu Band 2 der Sky-Navy „Die Vergessenen“.) Es gab nur zwei Einschränkungen bei dieser einzigartigen Fähigkeit: Das Körpergewicht eines Gestaltwandlers blieb dabei unverändert, so dass die Kopie leichter oder schwerer als das Original sein konnte. Zudem durfte das Original zum Zeitpunkt des Imitationsvorgangs keine sichtbaren Wunden aufweisen, die sich nicht durch die Kleidung des Opfers verbergen ließen, da diese ebenfalls kopiert wurden. Vorhandene Wunden durften auch nicht zu schwer sein, um die besondere Regenerationsfähigkeit des Mörders nicht zu überfordern.

Vor langer Zeit war das Volk der Gestaltwandler auch auf die Erde der Menschen gestoßen. Auf eine Menschheit, welche gerade dabei war, die interstellare Raumfahrt zu entdecken. Damit wurde sie von den Gestaltwandlern als Bedrohung eingestuft. Nach einem Vernichtungsschlag war der Heimatkontinent der gefährlichen Rasse im Meer versunken. Doch bei diesem Erfolg kam es zugleich zu einem verhängnisvollen Unfall, bei dem Bao Wangs Raumschiff zerstört wurde und seine Gefährten ums Leben kamen. Damit gingen auch alle Daten verloren, welche die Position seiner Heimatwelt betrafen. Er war gestrandet. Ohne Kontaktmöglichkeit zu seinesgleichen, sah sich der Gestaltwandler gezwungen, im Verlaufe so vieler Menschengenerationen immer wieder eine neue Gestalt zu kopieren. Er sah nur zwei Möglichkeiten: darauf zu hoffen, dass ein Schiff seines Volkes ihn fand oder dass die Menschheit erneut die Raumfahrt entdeckte und ihm so die Heimkehr ermöglichte.

Die Erfüllung seiner Hoffnung rückte jedoch erst näher, als die Menschheit den Nullzeit-Antrieb entdeckte. Zugleich sah er im zweiten Sternenreich der Menschheit, so bescheiden es auch war, ein gefährliches Erstarken des alten Feindes. So lange er keinen Kontakt zu seinem Volk fand, sah er sich gezwungen, die erneute Gefahr aus eigener Kraft zu beseitigen.

Bao Wang nutzt das Vorrecht eines ausführenden hohen Rates und erwarb ein kleines nullzeitfähiges Raumschiff, ein ausgemustertes Fast Landing Vehicle der Sky-Navy, mit dem er angeblich seinen verdienten Urlaub zwischen den Sternen verbrachte. Er suchte nach Hinweisen auf sein Volk. Auf Sternbilder, an die er sich vielleicht erinnerte und die ihm den Weg weisen konnten. Dann stieß er im zentralen Archiv des Mars auf den Bericht des Kreuzers D.S. Gallager. Dessen Captain gab an, den Kreuzer D.S. Farragut vernichtet zu haben, da dieser von Kopien der Originalbesatzung erobert worden sei. Die Informationen über das Ziel der Farragut waren gelöscht, doch Bao Wang fand die Flugroute der Gallager und beschloss, entlang dieser nach einer Spur der Gestaltwandler zu suchen, die nur seinem Volk entstammten konnten. Diesem Hinweis folgend, stieß Bao Wang zufällig auf das Nerwa-System und seine gewaltige Werftanlage der Negaruyen.

Der Anblick der riesigen Flotte war erstaunlich und ihre Bauweise ließ keinen anderen Schluss zu, als dass sie vom Volk der Negaruyen erbaut worden war. Doch in den Schiffen oder der Werft gab es kein Anzeichen von Leben. Es musste automatische Verteidigungsanlagen geben, doch sie schienen abgeschaltet.

So konnte Bao Wang sein FLV ungehindert in den offenen Haupthangar des Asteroiden steuern. Misstrauisch musterte der Gestaltwandler die im Hangar ruhenden Schiffe. Eine Handvoll Arbeitsdrohnen schwebte reglos zwischen ihnen und ignorierte das fremde Schiff. Die Ausstattung ließ keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Werft handelte. Neben dem FLV ragte ein 800-Meter-Walzenschiff auf. Obwohl es noch von Gerüsten und Kränen umgeben war, schien es fertiggestellt. Es gab keine Atmosphäre und keine künstliche Schwerkraft. Alles war leblos und an einigen Stellen hatte sich Staub angelagert, der von den nahen Asteroiden zu stammen schien.

Bao Wang verließ das FLV und nahm vorsichtshalber einen HE-Laser mit. Stieß er auf aktive Verteidigungssysteme, so würden diese ihn, in der Gestalt eines Menschen, sofort als Feind identifizieren. Bao Wang braucht Informationen und vielleicht gab es die Möglichkeit, die Werft für seine Zwecke zu nutzen, auch wenn er noch keine Vorstellung hatte, wie er dies bewerkstelligen konnte.

Als er den Hangar durch eine Schleuse verlassen und die anderen Bereiche durchsuchen wollte, stellte er fest, dass die inneren Räume noch unter atmosphärischem Druck standen. Da er die Technik der Negaruyen kannte, konnte er das Außentor der Schleuse manuell schließen und endlich den Innenbereich betreten.

Auch hier fehlten Energie und Schwerkraft. Das Analysegerät seines Raumanzuges zeigte atembare Luft an und so öffnete er seinen Helm. Die Luft war abgestanden und roch staubig.

Bao Wang stieß auf unzählige untätige Arbeits- und Kampfdrohnen. Es gab für den Besucher noch keinen Hinweis darauf, seit wann die Anlage existierte oder inaktiv war. So genau er sich auch umsah, nirgends waren Anzeichen von Verfall oder die eines lebenden Wesens zu entdecken. So durchsuchte er die Anlage nach Hinweisen und stieß endlich auf die große Kommandozentrale.

Hier waren alle Arbeitsstationen besetzt. Wissende, Techniker und Arbeiter saßen an ihren Konsolen, scheinbar bereit, die Geschicke der Werft zu leiten. Doch alle Bildschirme und Anzeigen waren dunkel und die Negaruyen mumifiziert und schon seit langer Zeit tot. Dann bemerkte Bao Wang im Licht seiner Scheinwerfer den angrenzenden Konferenzraum.

Auch hier saß ein mumifizierter Negaruyen, vor dem ein elektronisches Tagebuch lag. Der Tote trug einen weißen und schmucklosen Einteiler. Trotz der fehlenden Rangabzeichen war sich Bao Wang sicher, in dieser Leiche den Kommandanten der Werft vor sich zu haben.

Der Gestaltwandler nahm neben der Mumie Platz und zog dessen Tagebuch zu sich heran. Die Energiezelle des Gerätes war leer. Bao Wang schloss seine eigene gekonnt an dem Tagebuch an, analysierte die erforderliche Energiemenge und Spannung und beobachtete endlich die Anzeige, mit der sich die Energiezelle des Negaruyn-Gerätes auflud.

Dann war der Zeitpunkt gekommen, an dem Bao Wang seinen Fund aktivieren konnte.

Das dreidimensionale Feld baute sich über dem Projektor auf und zeigte einen Negaruyen in schmucklosem weißem Einteiler. Kein Zweifel, dass es sich um den mumifizierten Toten handelte, der in der Projektion am Leben war. Die greisen Gesichtszüge verrieten jedoch, dass der Sprecher seinem natürlichen Ende nahe war. Seine Worte kamen leise und klangen brüchig, waren jedoch gut zu verstehen.

„Dies wird wohl meine letzte Aufzeichnung sein“, sprach der Greis. „Die meisten von uns sind bereits dahingegangen und unsere Vorräte sind aufgebraucht. Es ist uns strikt verboten, mit einem unserer Systeme Kontakt aufzunehmen, dennoch habe ich es versucht. Ohne Erfolg. Wir wissen nicht, wie der Krieg steht. Wir wissen nicht, was mit den Besatzungen und Truppen ist, die für unsere nun fertige Flotte vorgesehen sind. Seit sechzig Jahren ist ihre Ankunft überfällig. Ich habe persönlich eine Ferndrohne in das Garnisonssystem geschickt, doch sie konnte ebenfalls keinen Kontakt herstellen. Uns blieb keine andere Wahl, als zu warten. Wir warten nun seit sechzig Jahren. Unsere Vorräte hätten nur für zwanzig Jahre gereicht. Viele Männer und Frauen sind dahingegangen, damit die Lebenden über längere Vorräte verfügen. Möge das Reich diesen Heldinnen und Helden in Ehren gedenken, die sich opferten, um uns das Warten zu ermöglichen. Ich habe versucht, Kälteschlafkammern in ausreichender Menge zu bauen. Ausgerechnet eines der dafür erforderlichen Minerale kommt in unserem System nicht vor. So ist dieser Plan zu unserer Rettung gescheitert.“

Der Greis machte eine Pause und Bao Wang befürchtete schon, er werde für immer schweigen, doch das Gerät zeigte an, dass die Aufzeichnung noch nicht beendet war.

Bao Wang erhob sich und ging zu dem Spender der automatischen Küche. Nachdem er das Gerät von seinem Energie-Pack versorgte, funktionierte es reibungslos. Doch alle Fächer, gleichgültig ob Nahrung oder Getränke, waren leer. Nur der Wasserspender war intakt und so begnügte sich der Gestaltwandler mit einem Glas gekühlten Wassers, nachdem sein Analysegerät es als unbedenklich eingestuft hatte.

Kaum war er zum Platz des Toten zurückgekehrt, war erneut die Stimme des Alten zu hören.

„Einzig die Zentrale ist noch besetzt. Ein Teil der Plätze von Dahingegangenen. Doch es ist nicht von Bedeutung, ob die Wissenden, Arbeiter und Techniker am Leben sind, denn unser Werk ist vollendet. Die Flotte ist bereit und wartet auf ihre Besatzungen und Truppen, um das Werk der Vergeltung zu vollenden. Ich werde als einer der Letzten dahingehen und kann nur hoffen, dass unsere Arbeit und unsere Opfer nicht umsonst waren. Ich bin Gord-dal-Regon, Hoch-Wissender und Kommandant der Werft. Möge das Reich unser Opfer erkennen und unser Werk es zum Sieg über die Eierlinge führen.“

Die Stimme verstummte endgültig. Das Gesicht mit den müden Augen blieb wie eingefroren stehen, bis Bao Wang das Gerät abschaltete.

Der Gestaltwandler lehnte sich zurück und ließ seine Gedanken kreisen. Der Fund dieser Werftanlage verhieß neue Möglichkeiten zur Vernichtung der Menschheit. Jenem Feind, den die Gestaltwandler schon seit Urzeiten bekämpften. Den man einst vernichtet glaubte, da seine ursprüngliche Heimat im Meer versunken war und die wenigen Überlebenden in die Barbarei zurückfielen.

Im Augenblick schien es, als stehe nun die endgültige Vernichtung dieser Rasse bevor. Ausgerechnet die insektoiden Norsun, welche so erfolgreich gegen die Negaruyen gekämpft hatten, fanden nun, durch einen Zufall, in der Menschheit einen neuen Feind. (Anmerkung: Siehe Sky-Navy 3 und 4.) Die Siedlungen der Menschheit achteten nicht darauf, dass ihre planetaren Sendungen auch im Weltraum empfangen wurden. Ein Werbespot schien den Humanoiden jetzt zum Verhängnis zu werden. Ein an sich harmloser Film, in dem ein Fernsehkoch Omelette zubereitete. Diese Sendung war auf einem Hantelschiff der Norsun empfangen worden. Für die Eier legenden Insektoiden eine ungeheuerliche Provokation und so hatte dieses mächtige Volk der Menschheit den Krieg erklärt. (Anmerkung: Siehe Sky-Navy 3 und 4.) Mit ein wenig Glück würden die Eierleger die Humanoiden nun auslöschen.

Doch Bao Wang war es gewohnt mehrgleisig zu denken.

Diese alte Werft der Negaruyen und die hier ankernde Flotte eröffneten zusätzliche Möglichkeiten. Sollte es nach dem Krieg mit den Norsun doch noch Überlebende der zweiten Menschheit geben, so konnte diese Flotte zum Mittel der endgültigen Auslöschung werden.

Bao Wang beherrschte nicht nur das Idiom der alten Negaruyen, sondern auch deren Technik. Zunächst musste er das Steuergehirn der Anlage mit Energie versorgen und darauf achten, dass dieses keinen Zugriff auf die Verteidigungssysteme erhielt. Dann musste er die künstliche Intelligenz so umprogrammieren, dass sie ihn als berechtigten Besitzer der Werft ansah. Das nahm sicher einige Zeit in Anspruch, denn er kannte zwar das Idiom und die Symbole der Negaruyen, musste sich jedoch erst in die Programmierung einarbeiten. Doch wenn dies gelang, so konnte er die Werft und die Schiffe aktivieren und in seinen Dienst nehmen.

Der tote Werftleiter lieferte ihm zudem weitere wesentliche Informationen.

Die Negaruyen hatten zumindest einen Teil der Schiffe mit einer Steuerung durch künstliche Intelligenz versehen. Bao Wang musste in Erfahrung bringen, welche der Schiffe dies waren und das Arbeitsprogramm der Werft so umschreiben, dass die anderen Schiffe ebenfalls automatisiert wurden. Auch das würde eine Zeitlang dauern, doch der Gestaltwandler zweifelte nicht am Erfolg.

Der zweite wichtige Hinweis des Toten war, dass dieser Mannschaften und Truppen für die Schiffe erwartete. Vielleicht waren auch diese längst tot und zu Mumien geworden, doch der Tote hatte Kälteschlafkammern erwähnt, deren Bau gescheitert war. So war es durchaus eine Möglichkeit, dass irgendwo eine Armee im Tiefschlaf wartete.

Bao Wang würde intensiv in den Dateien der Werft suchen müssen, aber für das Volk der langlebigen Gestaltwandler spielte Zeit keine so bedeutende Rolle.

In einigen Tagen würde er auf den Mars zurückkehren müssen, da sein Urlaub endete. Aber falls die Norsun nicht siegten, so würde Bao Wang jeden künftigen Urlaub nutzen, um die alten Schiffe in den Dienst seines Volkes zu stellen und vielleicht sogar eine Armee zu entdecken und zu befehligen, die zur Vernichtung aller Humanoiden beitrug.

Kapitel 4 Begrenzte Möglichkeiten

Trägerschlachtschiff D.C.S. Trafalgar, Kommandoschiff von Hoch-Admiral John Redfeather, imstationären Orbit über derSiedlungswelt Gondwana II, in derGegenwart

Die letzten Schäden des riesigen Trägerschlachtschiffes waren beseitigt. Die Räumung der Materialdepots in den beiden aufgegebenen Raumbasen Rigel und Arantes hatte sich wieder einmal bewährt. Auch die übrigen Schiffe der kleinen Flotte waren ohne Einschränkung einsatzbereit.

Die Moral und Stimmung der Siedler auf Gondwana, überwiegend waren dies die ehemaligen Besatzungen der Raumbasen, und die der Mannschaften der Schiffe, hatte sich mit der Befreiung von John Redfeather deutlich gehoben. Für diese loyalen Männer und Frauen war der verurteilte und degradierte Sioux-Indianer noch immer ihr Hoch-Admiral. Auch Hoch-General Omar ibn Fahed, Befehlshaber der Kampftruppen und enger Freund von John, war zutiefst erleichtert, dass dessen Befreiung gelungen war.

Das marsianische „Directorate of Stars“ befand sich im Krieg mit den rebellierenden „Confederate Stars“ und in diesem Konflikt blieben nur wenige Welten neutral.

John Redfeather versammelte nun die Captains der ihm treuen Schiffe, um über die Lage und weitere Maßnahmen zu beraten. Drei der Kommandanten fehlten, da ihre Schiffe im System patrouillierten und die dortigen Wachsatelliten ergänzten.

So trafen sich auf Johns Befehl die Captains der KreuzerSharps, San Marco, South Africa, Petersburg, Moskva, Aberdeen, Canterbury, Remington, Blackwing, Orion,Murray Leinster, Beaumont und Whitney. Auch Captain Sebastian Huber fand sich ein, dessen D.S. Dragoon bei der Befreiung von John eine wesentliche Rolle gespielt hatte. Im Augenblick war Huber ohne Kommando, da sein Kreuzer auf dem Mars zerstört worden war. Des Weiteren gehörten die Kommandanten der drei Trägerschlachtschiffe Trafalgar, Saratoga und Borodino zu der Gruppe der Loyalen.

John Redfeather war erleichtert, wieder an Bord seines geliebten Flaggschiffes zu sein, mit dem er schon so manchen Kampf bestanden hatte. Daher hielt er die Versammlung in seinen offiziellen Diensträumen ab und nicht in einem der zahlreichen Besprechungsräume. Es ging beengt zu, da Johns offizieller Büro nicht für so viele Besucher gedacht war.

Doch der vertraute Anblick und das überall sichtbare Echtholz gaben John einen besonderen Rückhalt, da der Raum dem Seinen auf der Sky-Base Arcturus ähnelte.

Die dem Bug zugewandte Seite wurde von einem Hochregal eingenommen, in dem zahlreiche echte Bücher und viele Erinnerungsstücke standen. Eine separate und beleuchtete Vitrine enthielt die Modelle jener Schiffe, auf denen der Hoch-Admiral während seiner langen Karriere gedient hatte. Eine identische Vitrine auf der Raumbasis zeigte stattdessen die federgeschmückte Haube, die John Redfeather als Oberhäuptling der indianischen Ethnien auswies. Vor der Bücherwand, in die ein aus Holz geschnitztes Emblem der Sky-Navy eingearbeitet war, stand der Schreibtisch des Admirals.

Die gegenüberliegende, dem Heck zugewandte Wand zeigte die übergroßen Logos des „Directorate of Stars“ und das Logo der D.C.S. Trafalgar mit dem Wahlspruch „Inter mundos, inter astra“, übersetzt „Zwischen Welten, zwischen Sternen“. Diese beiden Embleme waren in jeder Schleuse der Trafalgar angebracht und befanden sich immer an der dem Heck zugewandten Seite. Sie ersetzten die zu grüßenden Hoheitsfahnen der Schiffe der einst nassen Marinen.

An der zum Korridor führenden Wand standen ein Terminal und ein Getränkespender, ergänzt durch eine kleine Bar mit bevorzugten Säften und Spirituosen des Admirals und seiner persönlichen Freunde.

Eine große Panoramascheibe, welche sich von Wand zu Wand und Boden zur Decke zog, bildete die Außenwand. Sie bot im Augenblick den Ausblick auf die Planetenkrümmung von Gondwana II und einen Kreuzer, der in der Nähe des Flaggschiffes lag.