Sky-Navy 30 - "Auf Ehre und Gewissen" - Michael Schenk - E-Book

Sky-Navy 30 - "Auf Ehre und Gewissen" E-Book

Michael Schenk

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Beschreibung

Die Serie "Sky-Navy" bietet spannende Unterhaltung im Bereich der Science Fiction. In einer fernen Zukunft stellen sich die Sky-Navy und die Sky-Trooper fremden Völkern und spannungsgeladenen Abenteuern, bei denen das Militär vor allem eine Aufgabe erfüllt - dem Leben zu dienen und Konflikte zu beenden. Schenk bietet dabei faszinierende Einblicke in fremde Kulturen und versieht seine Action immer auch mit einer Prise Humor.

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Michael Schenk

Sky-Navy 30 - "Auf Ehre und Gewissen"

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 Was bisher geschah

Kapitel 2 Das Hilfeersuchen

Kapitel 3 Überstimmt

Kapitel 4 Auf Abfangkurs

Kapitel 5 Zickzack

Kapitel 6 Gestellt

Kapitel 7 Allgemeiner Rückruf

Kapitel 8 Seite an Seite

Kapitel 9 Die Plünderer

Kapitel 10 Gegenwehr

Kapitel 11 Ausgeschlachtet

Kapitel 12 Eine unerwartete Botschaft

Kapitel 13 Eine schwache Hoffnung

Kapitel 14 Rendezvous

Kapitel 15 Auf Ehre und Gewissen

Kapitel 16 Enttarnt

Kapitel 17 Mehrheiten

Kapitel 18 Trennung

Kapitel 19 Die Korrektur

Kapitel 20 Die Jäger

Kapitel 21 Das Ultimatum

Kapitel 22 Entern oder Vernichten

Kapitel 23 Verfolgungsjagd

Kapitel 24 Kollision

Kapitel 25 Ungebeten

Kapitel 26 Offensive Aufklärung

Kapitel 27 Im Gefecht

Kapitel 28 Aus zweierlei Sicht

Kapitel 29 Gescheitert

Kapitel 30 Tod aus dem Nichts

Kapitel 31 Lakota

Kapitel 32 Erinnerungen

Kapitel 33 Eine neue Heimat

Kapitel 34 Ankündigung

Kapitel 35 Homepage www.sky-navy.de

Impressum neobooks

Kapitel 1 Was bisher geschah

Sky-Navy 30

Auf Ehre und Gewissen

Military Science Fiction

von

Michael H. Schenk

© M. Schenk 2023

Mit Hilfe des ausführenden hohen Rates Bao Wang ist es den Confederate Stars in zwei überraschenden Aktionen gelungen, die Streitkräfte des Direktorats zum größten Teil auszuschalten. Bao Wang ermöglichte die Besetzung des High-Command und der Sky-Base Arcturus durch konföderierte Truppen, während die Confederate Navy ein Rettungsgeschwader des Direktorats bei Blooming in eine hinterhältige Falle lockte. Unter Vorspiegelung einer gemeinsamen Rettungsmission gelangten konföderierte Marines an Bord der Trägerschlachtschiffe und konnten fünf von ihnen kapern. Während Hoch-Admiral John Redfeather abgesetzt, für schuldig befunden und auf dem Mars in Haft ist, muss sein Freund, Hoch-General Omar ibn Fahed, mit seinen drei verbliebenen Trägerschlachtschiffen Trafalgar, Saratoga und Borodino zur Sky-Base Rigel fliehen. Dem verantwortlichen Kommunikationsoffizier der Sky-Base Arcturus gelingt es jedoch, ein Dauersignal mit dem Codewort „Pointer“ zu etablieren, welches die Kreuzer der Sky-Navy zum Sammelplatz Alpha ruft. Fast fünfzig Schiffe des Direktorats sind noch unterwegs. Nun wird es für ihre Besatzungen zu einer Frage von Ehre und Gewissen, wessen Ruf sie folgen wollen.

Kapitel 2 Das Hilfeersuchen

D.S. Beaumont, Reg. Nr. 92, auf Raumpatrouille

Das Schiff war seit nunmehr sieben Tagen auf seiner vierwöchigen Raumpatrouille. Es war der erste Einsatz der D.S. Beaumont, die im Flottenregister der Sky-Navy die Identnummer 92 trug. Der nagelneue APS-Kreuzer gehörte zur B-Serie und ersetzte ein inzwischen ausgemustertes Schiff. Nach einigen Testflügen war er vor drei Wochen offiziell an die Navy übergeben worden und gehörte zum ständigen Kontingent der Sky-Base Rigel.

Für Captain Monica Peters war die Beaumont ihr zweites eigenständiges Kommando. Zuvor befehligte sie einen der letzten Kreuzer der alten Lightning-Serie. Man sagte Raumfahrern allgemein nach, dass die Liebe zu ihrem ersten Schiff niemals erlosch, gleich auf wie vielen sie ihren Dienst versahen, und tatsächlich dachte der Captain immer wieder an ihre alte D.S. Copenhagen zurück. Die zahlreichen Mängel der Copenhagen waren ihrem Alter geschuldet, die der Beaumont hingegen ihren Kinderkrankheiten.

„Nav an Command“, meldete sich Lieutenant Claudia Dexter von ihrer Navigations- und Ortungskonsole, „Ausfall des Langstrecken-Hiromata. Ist wieder der ‚Wackler‘, Ma´am.“

Die Beaumont verfügte über die neueste Technik. Hierzu gehörten ein Hiromata-Nullzeit-Scanner mit einer Reichweite von fünfzig Lichtjahren sowie ein schützender Wabenschirm, der auf der Technik der Norsun basierte und inzwischen deutlich verbessert worden war.

Monica Peters blickte zur seitlichen Konsole, an der Master-Chief Arne Fergusson über die Systeme des Kreuzers wachte. „Tech?“

„Ist notiert, Captain“, versicherte Arne seufzend. „Das wäre dann Punkt dreiundzwanzig auf unserer Mängelliste. Korrektur, Ma´am, soeben beginnt das rechte Gitter unseres Cherkov-Antriebs zu flackern. Punkt vierundzwanzig. Gitter stabilisiert sich wieder.“

Lieutenant Ben Brisbane, Eins-O des Schiffes, wandte sich leicht zu seinem Captain. „Wir sollten den Navy-Inspektoren, welche die Beaumont von der Werft übernahmen, ein paar kräftige Tritte in den Allerwertesten verpassen.“

Monica lächelte und senkte ihre Stimme ebenfalls zu einem Flüstern. „Ich halte die Burschen fest und Sie treten, Eins-O. Sie haben den festeren Tritt.“

Obwohl die Mannschaft und die Brückenbesatzung erst seit drei Wochen mit dem Kreuzer flogen, wuchs sie bereits zu einem perfekt eingespielten Team zusammen. Man lernte die Eigenheiten untereinander kennen und oft auch schätzen. In Ben Brisbane hatte Monica Peters fraglos eine verwandte Seele gefunden, die ebenso leidenschaftlich wie kompetent war.

Vor wenigen Stunden startete die Beaumont von der Siedlungswelt Mayford. Dort waren Vorräte ergänzt worden, überwiegend als Vorwand, in Kontakt mit den Verantwortlichen der Stadt zu kommen und „Flagge“ zu zeigen. Gerade für planetare Constables war es hilfreich, wenn ein Schiff der Navy den Menschen einer Welt zeigte, dass zwischen den Sternen keine Gesetzlosigkeit herrschte und die Direktiven des Direktorats überall ihre Gültigkeit besaßen.

Im Gegensatz zu den Schiffen der A-Serie, die immerhin einhundertsiebenundzwanzig Besatzungsmitglieder benötigten, kam die B-Serie mit deren siebenundzwanzig aus. Dies war dem hohen Stand der Technik und Automatisierung zu verdanken.

Als Einheit der Raumpatrouille hatte die Beaumont üblicherweise ein Platoon der Sky-Cavalry an Bord. Dieses war nicht nur für die Sicherheit zuständig, sondern auch für die Überprüfung anderer Schiffe, wenn sich der Captain zu deren Kontrolle entschied. Normalerweise führte die Navy als Militär keine zivilen polizeilichen Aufgaben durch, aber dies galt nicht für den interstellaren Raum, in dem planetare Constables keine Befugnis mehr besaßen. Statt siebenundzwanzig Raumkavalleristen unter Führung eines Offiziers befanden sich derzeit nur acht an Bord, unter dem Befehl eines Sergeants. Die fehlenden Sky-Trooper wurden durch acht Roboter der MADS-Serie ersetzt. Diese „Mobile Auto Defense Systems“ verfügten über ein spezielles Programm, welches die Anwendung tödlicher Gewalt ermöglichte. Normalerweise wurde das durch die Basisprogramme und die asimovschen Robotergesetze verhindert.

Lieutenant Rainer Holsten saß mit skeptischem Gesichtsausdruck hinter seiner Waffensteuerung. Die zahlreichen bislang entdeckten Fehler oder Fehlfunktionen stimmten ihn zunehmend misstrauisch, was die Steuerung seiner Waffen betraf. Die Beaumont verfügte über eine im Bug eingebaute Railgun und eine zweite in der Oberdeckskuppel. Hinzu kamen zehn ausfahrbare Waffentürme, in denen sich jeweils ein Raketenwerfer, ein HE-Laser und eine 40-Millimeter-Gatlingkanone befanden.

Der Waffenoffizier musste akzeptieren, dass Energiewaffen nur eine sehr begrenzte Reichweite aufwiesen, obwohl dies in den von ihm so geliebten Science-Fiction-Holos ganz anders war. Projektile und Geschosse wiederum verfügten über die gefährliche Eigenschaft, bis ins Unendliche fliegen zu können, es sei denn, sie prallten gegen ein Objekt oder wurden von einem Schwerefeld angezogen. Vor vielen Jahren war ein Frachtschiff auf Höhe der Jupiterbahn zerstört worden, da es zufällig in die Flugbahn eines Übungstorpedos geriet, der Jahre zuvor auf Höhe der Marsbahn abgefeuert worden war. Seitdem enthielt jedes Geschoss oder Projektil einen Zerfallszünder oder Selbstzerstörungsmechanismus, der es nach einer vorbestimmten Laufstrecke vernichtete.

„Zeit für einen Kaffee“, meinte Monica mit einem Blick auf den Zeitmesser. „Eins-O, übernimm die Brücke, bis ich unser Weckmittel geholt habe.“

„Eins-O hat die Brücke!“, verkündete Ben lautstark.

Monica war sich keineswegs zu schade, die Heißgetränke für die Brückencrew zu holen. Sie alle wechselten sich darin ab und der Weg war ohnehin nicht weit. Direkt neben dem Zugang der Brücke stand ein Automat, an dem man Erfrischungs- und Heißgetränke sowie kleine Snacks erhielt.

Die Brücke lag an der Oberseite des Schiffes, am Ende des sanft ansteigenden vorderen Drittels des Rumpfes. Sie konnte im Gefecht eingefahren werden. Im normalen Flugmodus ragte sie über die Panzerung hinaus und bot an drei Seiten freien Ausblick ins Weltall.

Auf der Brücke gab es niemanden, der diese Aussicht nicht geschätzt hätte. Die großen Scheiben aus Klarstahl konnten sich verschiedenen Lichtverhältnissen anpassen und so gesteuert werden, dass sie als Monitore dienten oder einen gewünschten Bildausschnitt vergrößerten.

„Äh, Captain, ich habe hier eine Sendung über Hiromata.“

Ben lächelte, als er die ein wenig unsichere Stimme von Kommunikationsspezialist Ensign Sam Borden vernahm. „Ensign, korrekt heißt das ‚RO an Command‘ und im Übrigen haben Sie doch sicherlich gehört, dass ich derzeit die Brücke habe, nicht wahr? Also, Ensign, noch mal und richtig.“

Sam Borden errötete. „RO an Command, empfange Hiromata-Sendung von Mayford auf der allgemeinen Frequenz.“

„Danke, RO, Sendung in Klartext auf den Kommandomonitor.“

„Aye, Sir, setze in Klartext um und übermittle an Kommandomonitor“, bestätigte Sam, dessen Finger, zunächst zögernd, doch dann immer sicherer, über die Eingabe seiner Konsole huschten.

Monica hatte den kurzen Wortwechsel gehört. Sie ging rasch mit dem Tablett auf der Brücke umher und verteilte die Getränke, bevor sie sich wieder neben Ben in den Kommandosessel setzte.

„Captain hat die Brücke!“, verkündete Ben und wartete auf das Erscheinen des Textes.

Neben dem lichtschnellen Normalfunk nutzte man die Wellen des Cherkov für dreißigfach lichtschnellen Antrieb und Funk. In den Funkvarianten war die Übermittlung von Bild und Ton möglich. Der ohne Zeitverlust erfolgende Hiromata-Funk konnte jedoch nur kurze und lange Impulse übermitteln, die man nach dem Prinzip des Morse-Alphabets einsetzte. Sam hatte eine solche Nachricht in Form von Impulsen empfangen, die nun von der Tetronik in Worte übersetzt wurde. Rasch erschien der Klartext der kurzen Sendung auf dem Monitor vor dem Kommandosessel, in dessen beiden separaten Polstern Captain und Eins-O saßen.

„Constabulary Mayford an alle Schiffe der Raumpatrouille und des Sky-Marshal-Service … Stopp… Frachtschiff Amazon mit wertvoller gestohlener Fracht gestartet … Stopp … Constabulary Mayford ersucht um Amtshilfe … Stopp … Handelsschiff Amazon, Trade Registry 127A14, aufbringen und nach Mayford überführen … Stopp … Voraussichtlicher Kurs Amazon wie folgt“, las Ben vom holografischen Schirm ab. Eine Reihe von Koordinaten und Daten folgte.

„RO, sind die Daten aufgezeichnet?“, hakte der Eins-O nach.

„Aye, Sir. Selbstverständlich, Sir“, kam die leicht pikierte Antwort von Sam.

Monica Peters bemerkte die verstohlenen Blicke, welche ihr die gesamte Flight-Crew der Beaumont zuwarf. Innerlich lächelnd tat sie, als müsse sie den Text nochmals aufmerksam studieren.

Das Ersuchen der Polizei von Mayford ließ keinen Zweifel daran, dass man sich erhoffte, die Sky-Navy könne das flüchtige Frachtschiff verfolgen und stellen. Doch dieses Unterfangen war keineswegs leicht.

„Nun, Eins-O, was halten Sie von der Sache?“

Auch Ben beschäftigte sich schon mit dem anstehenden Problem. „Wird schwierig, Captain. Mayford hat uns zwar jene Flugdaten übermittelt, unter denen sich diese Amazon entfernt hat, aber das heißt nicht, dass der Frachter seinen Kurs und seine Geschwindigkeit beibehält.“

„Sehe ich genauso.“ Monica strich sich eine Locke ihrer langen blonden Haare aus der Stirn. „Hm, jeder interstellare Flug muss beim ITSB eingetragen werden. Das Interstellar Transportation and Safety Board ist ja für die Sicherheit in der interstellaren Raumfahrt zuständig … Ruder, behalten Sie Kurs und Geschwindigkeit für eine Langstrecken-Kommunikation bei.“

„Aye, Kurs und Geschwindigkeit gleichbleibend für LR-Com“, bestätigte Rudergängerin Lieutenant Melody Harper.

„RO, nehmen Sie Verbindung zur nächsten Raumüberwachung des ITSB auf. Fragen Sie an, ob dort ein Handelsschiff Amazon mit der Handelsregisternummer 127A14 registriert ist und welchen Flugplan es eingereicht hat.“

„Aye, Ma´am“, bestätigte Sam eifrig. Eine rasche Suche förderte die Position der nächsten Raumüberwachung zutage, dann berechnete der Ensign die Ausrichtung der Hiromata-Antenne. Augenblicke später gab er die Anfrage in Klartext ein, die von der Tetronik in Morseimpulse umgewandelt und gesendet wurde.

Monica sah Ben an. „Ist natürlich nur eine geringe Chance. Wenn die Besatzung der Amazon tatsächlich Dreck am Stecken hat, dann ist es fraglich, ob sie noch ihrem Flugplan folgt. Falls der überhaupt stimmt.“

Ben Brisbane nippte behaglich an dem starken Navy-Kaffee. Bei den Raumkavalleristen hieß es, er sei erst dann genießbar, wenn man einen Säbel in den Becher stelle und dieser nicht mehr umfalle. Tatsache war immerhin, dass er ungewöhnlich stark und zugleich doch bekömmlich war.

Die Besatzung arbeitete in drei Schichten zu je neun Individuen, wobei fünf zur Flight-Crew der Brücke und vier zum technischen Team im Maschinenraum gehörten. Captain und Eins-O hatten das schlechte Blatt auf der Hand, denn sie mussten sich in zwei Schichten abwechseln und bei Bedarf, wie jetzt auch, gemeinsam Dienst verrichten. Ihre Arbeit war somit besonders fordernd. Auf diese Weise sparte die Navy zwei Offiziersposten ein.

„RO an Command: Eingehender Hiromata des ITSB. Umwandlung läuft. Umwandlung abgeschlossen. Ich übermittle auf Kommandomonitor.“

„Danke, RO.“ Erneut war sich Monica der Blicke der anderen bewusst, als sie die Antwort auf ihre Anfrage las. „Okay, eine I.S.T. Amazon ist unter der Nummer 127A14 im Handelsregister des Direktorats eingetragen. Hoppla, da ist ein Zusatz. Die Amazon gehört zum Sternenbund der Confederate Stars und nicht zum Direktorat. Nach Flugplan ist ihr nächstes Ziel das Ffarkin-System.“

„Ein Konföderierter?“ Ben verzog das Gesicht. „Das bedeutet sicherlich Ärger.“

Monica zuckte mit den Schultern. „Mir ist gleichgültig, zu welchem Sternenbund die Amazon gehört. Die Konföderation muss akzeptieren dass zwischen den Sternen kein rechtsfreier Raum herrscht.“

Captain Monica Peters rief die Daten des Ffarkin-Systems auf. „Nav, berechnen Sie einen Kurs ins Ffarkin-System und synchronisieren Sie die Daten mit dem Ruder.“

„Aye, Ma´am, Kursberechnung läuft und wird übermittelt.“

„Tech, stellen Sie maximale Energie für Antriebe bereit und sichern Sie das Schiff für Nullzeit. Führen Sie schnellstmögliche Aufladung des Hiromata durch und synchronisieren Sie die Steuerstange mit den Daten von Nav.“

Der Chief fuhr die Energieerzeuger hoch. Im Augenblick flog die Beaumont mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit. Nun würde der Rudergänger sie abbremsen müssen, denn die Nutzung der Nullzeit war nur möglich, wenn das Schiff exakt mit einfacher Lichtgeschwindigkeit flog. Zugleich führte Arne mehrere Sicherungsmaßnahmen durch, zu denen vor allem die tetronische Steuerung der Shriever-Anlage gehörte. Die künstliche Schwerkraft konnte das Beharrungsvermögen bei Flugmanövern ausgleichen und so verhindern, dass die Besatzung bei Beschleunigung oder Abbremsen als Marmelade an einer Schottwand endete.

„Aye, Ma´am“, bestätigte Master-Chief Fergusson. „Maximale Energie für Antriebe ist bereit. Alle Schiffssysteme für Beschleunigung und Nullzeit gesichert. Aufladung des Hiromata erfolgt. Bereitschaft für Nullzeit in vier Stunden und siebenundzwanzig Minuten.“

„Danke, Tech. Ruder, sind Sie mit Nav synchron?“

„Aye, Ma´am. Bugtriebwerke bremsen ab. Geschwindigkeit sinkt. Erreichen einfache Lichtgeschwindigkeit in vier Stunden.“

„Noch vier Stunden Zeit“, meinte Monica. „Eins-O, Sie haben ein Nickerchen am nötigsten. Sie melden sich in dreieinhalb Stunden wieder auf der Brücke.“

„Aye, Captain.“ Ben war kein Narr. Jeder Angehörige der Streitkräfte nutzte die Gelegenheit zu einem Schläfchen, wenn sich ihm die Gelegenheit bot. Er würde wieder auf dem Posten sein, bevor die Beaumont durch die Nullzeit ging und somit nichts versäumen, falls es tatsächlich gelang, die I.T.S. Amazon zu stellen.

Kapitel 3 Überstimmt

Turm des hohen Rates des Direktorats, Mars Central City, Mars, Sol-System

Es war eine planetenweite Direktübertragung aus dem Sitzungssaal des hohen Rates des Direktorats. Edgar Zoineman, Reporter von Galactic News, verfolgte die durchaus hitzige Debatte mit großem Interesse. Neben der planetaren Lifesendung wurde alles aufgezeichnet und würde im routinemäßigen Raumverkehr zu allen besiedelten Welten transportiert werden. In spätestens einer Woche würden alle Menschen wissen, was sich derzeit im hohen Rat tat.

Es ging um nichts Geringeres als die Sicherheit des Direktorats und die Meinungen hierzu gingen weit auseinander.

„Im Augenblick hören Sie den ausführenden hohen Rat Bao Wang“, kommentierte Edgar Zoineman mit seiner markanten Stimme. „Er verteidigt vehement die Besetzung unseres High-Command durch konföderierte Truppen, die er als Vertrauen bildende Maßnahme bezeichnet. Dabei verweist er auf den unprovozierten und heimtückischen Angriff von Hoch-General Omar ibn Faheds Geschwader auf die Schiffe der Konföderation, die bei den Rettungsmaßnahmen für den Planeten Blooming helfen wollten. An dieser Stelle erinnere ich Sie alle an die zweifelhafte Aktion der Sky-Navy im Rylon-System und den heimtückischen Anschlag auf das konföderierte Experimentalschiff im Barnheim-System. Bao Wang verweist, wohl zu Recht, darauf, dass alle diese Aktionen im High-Command bekannt gewesen sein müssen. Im Interesse der Friedensverhandlungen sei es unabdingbar, die Tätigkeiten im High-Command durch die Konföderation überwachen zu lassen.“

An dieser Stelle seiner Reportage würde Zoineman einige Ausschnitte aus der Verhandlung gegen den abgesetzten Hoch-Admiral John Redfeather einfügen, um die Vorwürfe gegen das High-Command zu untermauern.

Bei aller Kritik, die der Reporter gegenüber den Streitkräften des Direktorats empfand, war er zugleich jedoch durchaus ein Patriot und hatte im Innersten ein ausgesprochen unangenehmes Gefühl dabei, das Befehlszentrum der Streitkräfte in Händen einer Konföderation zu wissen, deren Motive er als zweifelhaft empfand. Galactic News lagen Berichte planetarer Redaktionen im Gebiet der Confederate Stars vor, welche die Vermutung nahelegten, dass es sich bei dem neuen Sternenbund um eine Militärdiktatur handelte. Etwas, das dem Reporter zutiefst zuwider war.

„Sie hören jetzt den ausführenden hohen Rat Mbuto Sangales, der zu Bao Wangs Ausführungen Stellung nimmt. In den vergangenen Wochen hat sich Sangales als entschiedener Gegner Wangs positioniert. Ich darf dabei darauf verweisen, dass Sangales ein enger Freund des ehemaligen Hoch-Admirals Redfeather ist und sich für dessen Begnadigung stark macht. Nun wird Sangales darauf hinweisen, dass die Aktivitäten unserer Streitkräfte von der Konföderation überwacht werden und Gegenmaßnahmen gegen die Konföderation, sollte diese dem Direktorat mit feindseligen Absichten begegnen, nahezu unmöglich gemacht werden. Dies ist eine Tatsache und kann uns als Bevölkerung durchaus beunruhigen, denn in gewisser Weise sind wir nun vom Wohlwollen der Konföderation abhängig. Im schlechtesten Fall müssen wir davon ausgehen, dass die entkommenen Schiffe von ibn Fahed vielleicht die letzten unabhängigen Einheiten unserer Streitkräfte sind.“

Die Sitzung im Saal wurde turbulent. Anhänger von Bao Wang und Mbuto Sangales taten ihre jeweilige Meinung lautstark kund, bis Hochherr Wellerton, der derzeit den Vorsitz führte, mehrfach mit dem Schall verstärkenden Hammer zur Ruhe aufforderte. „Verehrte Hochfrauen und Hochherren, ich muss um mehr Disziplin bitten. Dieser Tumult ist dieses hohen Hauses unwürdig. Hochherr Sangales, bitte fahren Sie fort.“

Mbuto Sangales deutete eine Verbeugung gegenüber dem Vorsitzenden an. Er trug die traditionelle weiße Toga mit der roten Einfassung, die stark mit der nahezu schwarzen Haut des Hochherrn kontrastierte. Über der Toga lag eine zusätzliche rote Schärpe, die Sangales als einen der fünf ausführenden hohen Räte kenntlich machte, zu denen auch Bao Wang gehörte.

Diese besonderen Ratsmitglieder konnten ohne Kenntnis der anderen Ratsmitglieder Direktiven erlassen, die erst nachträglich durch die Ratsversammlung genehmigt werden mussten. Diese Vollmacht hatte Bao Wang genutzt, um der Konföderation die Besetzung der Sky-Base Arcturus zu ermöglichen. Er hatte Fakten geschaffen. An diesem Tag fand die Abstimmung darüber statt, ob man die Direktive von Bao Wang nachträglich guthieß.

Edgar Zoineman musste insgeheim die Befürchtungen von Sangales und dessen Anhängern teilen. Es war fraglich, ob die Konföderation das High-Command wieder räumen würde, sollte man Bao Wangs Direktive verwerfen. Er musste sich auch eingestehen, dass das Direktorat derzeit nicht in der Lage war, den Abzug der Konföderierten zu erzwingen.

Edgar Zoineman registrierte, dass Sangales auf genau diesen Punkt hinwies. Bao Wangs Verhalten hatte das Direktorat und dessen Streitkräfte praktisch wehrlos gemacht. Sangales beschwor dass die Konföderation damit in der Lage war, nunmehr dem Direktorat die Bedingungen des Friedensvertrages zu diktieren.

Sangales trat nach einem flammenden Appell vom Rednerpult zurück.

Bao Wang begegnete dem Blick von Sangales mit einem überheblichen Lächeln.

Hochherr Wellerton rief erneut zur Ruhe auf. „Verehrte Hochfrauen und Hochherren, Sie alle haben nun die Meinungen und Argumente der beiden Seiten gehört. Sie haben nun fünf Minuten Zeit, sich Ihre Meinung zu bilden. Im Anschluss daran erfolgt die Abstimmung, ob die Direktive des ausführenden hohen Rates Bao Wang angenommen oder abgelehnt wird.“

Edgar Zoineman nutzte die Gelegenheit für einen erneuten Kommentar. „Bürgerinnen und Bürger des Direktorats, es ist schwierig vorherzusagen, wie die Ratsversammlung wohl entscheiden wird. Beide Parteien scheinen mehr oder weniger gleich stark zu sein. Wird man die Konföderation zum Abzug aus dem High-Command auffordern oder schließt man sich der Meinung des Hochherrn Bao Wang an, dass die Besetzung eine Vertrauen bildende Maßnahme ist, die zum nahen Frieden beiträgt?“

Weitere zehn Minuten später stand fest, das Bao Wangs Direktive eine knappe Mehrheit erhielt.

Edgar Zoineman dokumentierte die Entscheidung mit ruhiger Stimme und doch drängte sich ihm das Gefühl auf, dass man an diesem Tag das Direktorat in die Hände eines Feindes übergeben hatte.

Kapitel 4 Auf Abfangkurs

D.S. Beaumont, Reg. Nr. 92, auf Abfangkurs im Ffarkin-System

„Nav an Command: auf dem Punkt.“

„Danke, Nav. Ruder, einwandfreie Leistung.“

„Danke, Ma´am“, kam es von Lieutenant Melody Harper erfreut.

In den vergangenen Wochen hatte sich gezeigt, das Captain Monica Peters weder mit Kritik noch mit Lob sparte und der gegenseitige Respekt in der Mannschaft sichtlich wuchs.

„Nav, was sagt die Ortung?“

Navigatorin und Ortungsspezialistin, Lieutenant Claudia Dexter, stand, neben den bisherigen Scannern und Sensoren, ein neuer Hiromata-Nullzeit-Scanner mit einer Reichweite von fünfzig Lichtjahren zur Verfügung. Das Gerät erfasste alle Objekte ohne Zeitverlust, es sei denn, sie befanden sich im Ortungsschatten eines anderen Objektes. Die zum Hiromata-Scanner gehörende Tetronik projizierte dabei eine dreidimensionale Karte, die von der Einstellung des Scanners abhängig war. Derzeit hatte der Lieutenant eine Reichweite von einem Lichtjahr eingestellt, was ein detailreicheres Bild des umgebenden Raums ermöglichte.

Das Bild auf dem holografischen Monitor vor dem Kommandosessel wechselte. Die Karte des Ffarkin-Systems erschien, inklusive aller derzeit erfassten Objekte. Planeten, Monde sowie Asteroiden erschienen in Braun, als befreundet identifizierte Raumschiffe in Grün und unbekannte Objekte in Orange. Da kein Rot vorhanden war, erfasste der Scan keine als feindlich eingestuften Schiffe. Blau galt für eigene Raumschiffe.

„Reger Verkehr um Ffarkin herum“, meinte Ben, der den zweiten Planeten betrachtete, der die einzige besiedelte Welt des Systems war. „Die scheinen guten Handel zu treiben. Der blaue Punkt da, das scheint ein bewaffnetes Schiff zu sein.“

Der Eins-O tippte auf das blaue Symbol und der Monitor teilte das Bild, um die Daten des Objekts textlich darzustellen.

Monica nickte. „Ein Kutter der planetaren Coast Guard. Nav, haben wir ein Anzeichen, dass sich die Amazon hier befindet?“

„Ney, Ma´am, das Schiff scheint sich nicht hier aufzuhalten.“

Tech meldete sich zu Wort. „Ich habe mir die wenigen Daten über die Amazon angesehen, Captain. Sie besitzt einen der älteren Hiromata und braucht satte zehn Stunden zum Aufladen für die Nullzeit.“

„Danke, Tech. Dann kann das Schiff noch nicht hier sein. Es müsste innerhalb der nächsten drei Stunden eintreffen, immer vorausgesetzt, der Captain hält sich ran und den Flugplan ein.“

„Also warten wir“, schloss Ben.

„Genau das, Eins-O.“ Monica überlegte kurz. „Nav, berechnen Sie einen Kurs auf Höhe der Umlaufbahn des dritten Planeten. Ruder, Sie bringen uns dorthin.“

Beide bestätigten und die Beaumont beschleunigte Minuten später. Innerhalb kurzer Zeit war sie mit dem Cherkov-Antrieb wieder auf mehrfacher Lichtgeschwindigkeit.

„Nav an Command: Neue Ortung. Gerade ist ein Schiff aus der Nullzeit gekommen. Kurs auf Ffarkin. Strahlt automatische Identifikation aus. Es ist die I.T.S. Amazon, Ma´am.“

„Eine gute Nachricht, Nav. Berechnen Sie einen Abfangkurs und synchronisieren Sie mit Ruder.“

„Aye, Ma´am.“

Augenblicke später bestätigte Melody Harper den Eingang der Daten. Auf ihrem Bildschirm erschien eine Art Schlauch, der sich aus viereckigen Rahmen zusammensetzte. Melody beschleunigte die Beaumont erneut und brauchte das Schiff jetzt nur noch in der Mitte der Rechtecke zu halten.

„RO, Hiromata an die Amazon. Folgender Text: D.S. Beaumont an I.T.S. Amazon … Stopp … Sie werden von Mayford des Diebstahls von Waren beschuldigt … Behalten Sie Kurs und Geschwindigkeit bei … Stopp … Halten Sie sich für Enterkommando bereit … Stopp … Bestätigen Sie Erhalt der Nachricht … Stopp … D.S. Beaumont Ende … Stopp … Okay, RO, senden und wiederholen, bis eine Antwort eintrifft.“

„Nachricht wird gesendet, Ma´am.“

„Ruder, wie lange bis zum Abfangen?“

„Zwei Stunden, Ma´am, sofern der Bursche keine Sperenzchen macht.“