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Mit dem Zyklus um das "Commonwealth of Stars" erfolgt ein Zeitsprung von wenigen Jahren und die Sky-Navy fliegt in Abenteuer mit alten und neuen Freunden und Feinden. Ein Krieg mit den insektoiden Norsun droht und die Gestaltwandler der N´Gravaa treiben ihr Unwesen. Im Anhang jeden Romans nun auch Grafilken zur Serie.
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Seitenzahl: 218
Veröffentlichungsjahr: 2025
Michael Schenk
Sky-Navy 37 - Commonwealth of Stars
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Kapitel 1 Was bisher geschah
Kapitel 2 Ein letzter Befehl
Kapitel 3 Zur Lage des Commonwealth
Kapitel 4 Heimliche Beobachter
Kapitel 5 Notruf empfangen
Kapitel 6 Sechsbeinige Biester
Kapitel 7 Hoher Besuch
Kapitel 8 Verschollen
Kapitel 9 Das Schattenschiff
Kapitel 10 Alte Freunde, neue Aufgaben
Kapitel 11 Das treibende Schiff
Kapitel 12 Die Infiltratoren
Kapitel 13 Ein seltsamer Meteorit
Kapitel 14 Die Repräsentantin
Kapitel 15 Tod unterm Sternenzelt
Kapitel 16 Das Rätsel der Handara
Kapitel 17 Verändert
Kapitel 18 Neue Opfer
Kapitel 19 Die Besten der Besten
Kapitel 20 Ahnungslose Opfer
Kapitel 21 „Goodwill-Tour“
Kapitel 22 Eine günstige Gelegenheit
Kapitel 23 Ein hinterhältiger Plan
Kapitel 24 Noch nicht, doch bald
Kapitel 25 Aufstand der Bions
Kapitel 26 Unerkannt
Kapitel 27 Eine letzte Pflicht
Kapitel 28 Ankündigung
Kapitel 29 Nie wieder Krieg?
Kapitel 30 Schlachtkreuzer APS-C, Hauptelemente
Kapitel 31 Schlachtkreuzer APS-C, Waffen
Kapitel 32 Schlachtkreuzer APS-C, Hauptelemente innen
Kapitel 33 Homepage www.sky-navy.de
Impressum neobooks
Sky-Navy 37
Commonwealth der Sterne
Military Science Fiction
von
Michael H. Schenk
© M. Schenk 2025
Der Konflikt zwischen dem „Directorate of Stars“ und den „Confederate Stars“ endete, als die geklonte Armee des untergegangenen alten Reiches der Negaruyen die Welten der Menschen anzugreifen begann. Die geklonten „Gleichen“ wurden dabei von einem gestaltwandlerischen Wesen missbraucht, welches die Identität des menschlichen Ratsmitgliedes Bao Wang angenommen hatte, um sein Umfeld zu täuschen. Ziel dieses Wesens war die Vernichtung allen humanoiden Lebens und die Suche nach seinem verschollenen Volk.
Zahlreiche besiedelte Welten und das heimatliche Sol-System erlitten Verluste, obwohl das Volk der Hanari bereitwillig an die Seite jener trat, die es einst vor einer Nova retteten. Erst die Vermittlung der verborgenen Welt der Negaruyen brachte Frieden und der Tod des intriganten Bao Wang Aufklärung über die Ursachen des Konfliktes.
Die Erkenntnisse über die latente Bedrohung durch das Volk der Gestaltwandler und das wachsende Konfliktpotenzial mit den insektoiden Norsun, führte zur Gründung eines neuen Bündnisses, des Commonwealth of Stars. In diesem Bund sind die Völker der Negaruyen, Hanari und Menschen vereint, die vom demokratisch gewählten Senat auf dem Mars regiert werden. Jede besiedelte Welt entsendet eine stimmberechtigte Vertretung in den Senat. Als ausführendes Gremium und mit besonderen Vollmachten versehen, kann in Krisensituationen der Hoch-Senat Entscheidungen treffen. Dieser Hoch-Senat besteht aus je einem Vertreter des ehemaligen Direktorats, der ehemaligen Sternenkonföderation, der Hanari und der Negaruyen. Den Vorsitz hat Hoch-Senator John Redfeather inne. Das Volk der Shanyar ist dem Commonwealth nicht beigetreten und bleibt neutral, hat jedoch eine Vertretung im Senat.
Obwohl man inzwischen auch die Schwingungstechnologie als Raumantrieb nutzt, ist der Hiromata-Kristall noch immer entscheidend, um Schiffen, (Morse-)Funk und Ortung zur Eigenschaft der Nullzeit zu verhelfen. So genießt der einzige Förderplanet des Kristalls in Händen des Commonwealth der Eisplanet Honcrest-3, besonderen Schutz.
Auf Grund der unsicheren Lage und der latenten Bedrohung durch die Norsun und die geheimnisvollen Gestaltwandler der N´gravaa, sowie die weitere Ausdehnung des gemeinsamen Lebensraumes im Weltall, werden alle Anstrengungen unternommen, die durch die Kämpfe geschwächten Völker durch eine neue und verbesserte Sky-Navy zu schützen.
Nach zehn Standardjahren hat sich das Commonwealth konsolidiert. Sein Motto, dem Leben zu dienen und dem Tod zu begegnen, ist Programm.
In diesem Zeitraum hat sich die Technik nur in Einzelheiten verändert und weiterentwickelt.
Die außenpolitische und militärische Lage ist weiterhin schwierig. Das Commonwealth of Stars befindet sich in einem unsicheren Frieden mit den Norsun. Die Erkenntnis, dass der damalige Hoch-Admiral John Redfeather die große Mutter der Norsun über die angebliche Vernichtung der verborgenen Welt täuschte, veranlasste die große Mutter und die ihr untergeordneten kleinen Mütter, das erstarkende Commonwealth zunehmend als Bedrohung zu sehen.
Eine weitere Gefahr für das Bündnis ist die durch das Volk der N´Gravaa, dem der getötete Gestaltwandler Bao Wang angehörte. Von diesem Volk weiß man bislang nur, dass es einst die erste Menschheit nahezu vernichtete und einen unbändigen Hass gegen alles humanoide Leben verspürt.
So hat die Sky-Navy des Commonwealth zwei wesentliche Aufgaben: den Frieden im Raum zu schützen, die Welten des Bundes dafür nötigenfalls zu verteidigen, und die gefährliche Rasse der Gestaltwandler aufzuspüren.
Dies ist der Zeitpunkt, an dem das neue Abenteuer der Sky-Navy beginnt.
Norsun-Schlachtschiff GroM-D-452 Handara, nahe dem Outer Rim
Die Handara gehörte zu den neuesten Konstruktionen in der Flotte der großen Mutter der Norsun. Äußerlich entsprach sie einem Schlachtschiff der 800-Meter-Klasse, was bedeutete, dass jede ihrer beiden Kugeln einen Durchmesser von achthundert Metern aufwies und diese beiden Kugeln durch ein achthundert Meter langes und dreihundertzwanzig Meter durchmessendes Mittelstück verbunden waren. Mit ihren 2.400 Metern Gesamtlänge war die Handara jedoch keineswegs das größte Schiff im Arsenal der Norsun.
Als Neubau unterschied sie sich allein in ihrer äußeren Erscheinung von den vorherigen Baureihen. An Stelle des smaragdgrünen Rumpfes waren ihre Kugeln in hellem Graublau gehalten, das Mittelstück in einem dunkleren Farbton. Wie bei allen Norsun-Hanteln schien die Oberfläche aus unzähligen sechseckigen Segmenten zu bestehen. Diese Segmente waren Rahmen, welche die Projektoren der goldenen Energie enthielten, mit der sich die Hantelschiffe in einen fast unüberwindlichen Schutz hüllen konnten. Im oberen und unteren Drittel jeder Kugel zog sich ein breites Band mit rechteckigen Luken herum. Hinter diesen Panzerpforten lagen die schweren Geschütze und Raketen des Kampfschiffes.
Die neuen Schiffe der großen Mutter waren erforderlich geworden, da sich die Norsun mit einem Gegner konfrontiert sahen, der ihre bislang unangefochtene Machtstellung bedrohte.
Bislang neutralisierte die formbare Energie nahezu jede andere Energieform und jedes materielle Objekt, das sie berührte. Schwachpunkt waren lediglich die aus festem Material bestehenden Rahmen der Waben. Wurden sie getroffen und zerstört, fiel der entsprechende Teil des Schutzfeldes aus. Da sie jedoch nur einen geringen Prozentsatz der Schiffsoberfläche ausmachten, war ein Angreifer auf sein Glück angewiesen, einen derartigen Treffer zu landen.
Doch nun sah sich die große Mutter einer Gefahr gegenüber, welche die Unbezwingbarkeit ihrer großen Hantelflotten bedrohte. Die Norsun fanden kein Mittel, welches ihre Schiffe gegen die Nullzeit-Bolzen der Rail-Guns schützte, die im Commonwealth of Stars genutzt wurden. In den Forschungszentren der großen Mutter arbeitete man fieberhaft an einer Lösung, denn ein Krieg gegen die Menschen und deren Verbündete schien unausweichlich. Noch war das Commonwealth schwach, aber es erstarkte. Der Zeitpunkt rückte näher, an dem es einem Angriff der Norsun vielleicht widerstehen konnte.
Aus diesem Grund unterschied sich die Handara auch von ihren scheinbaren Schwesterschiffen der gleichen Baureihe. Die perfekte Kugelform wurde durch das Gitter aus sechseckigen Segmenten nur vorgetäuscht. Das vordere Drittel der Bugkugel fehlte nämlich. Einzig ein gepanzerter Korridor verband die vorne im Bug liegende Zentrale mit dem Rest des Schiffes. Wo sich sonst die Decks und Räume der Bugkugel befanden, waren bei der Handara riesige Antennen und Schüsseln installiert. Das scheinbare Schlachtschiff war nichts anderes als ein Spion, der mit seiner leistungsstarken technischen Ausstattung alle Bewegungen bis tief im so genannten „Outer Rim“ überwachen sollte.
Das Outer Rim …
Seit Jahren besiedelten die Völker des Commonwealth immer mehr neue Sonnensysteme und näherten sich dabei, in Richtung auf das galaktische Zentrum, jenem Bereich an, der von den Norsun in Anspruch genommen wurde. Die Insektoiden waren ein vermehrungsfreudiges Volk und hatten, auf der Suche nach neuem Lebensraum, eine gewaltsame Expansionspolitik betrieben, der drei andere Völker zum Opfer gefallen waren. In der Mentalität der Insektoiden war es unvorstellbar, dass das seinerseits expandierende Commonwealth vielleicht auf Gewalt verzichten könnte.
Im Augenblick gab es einen Bereich von einigen Dutzend Lichtjahren, der zwischen den Parteien lag. Dieser Bereich war Niemandsland und grenzte an das Outer Rim, einen Bereich, in dem sich einige Stationen und Welten des Commonwealth befanden.
Im Augenblick herrschte ein Frieden, in dem man sich gegenseitig belauerte. Beide Seiten betrieben begrenzten Handel miteinander. Das Commonwealth versicherte, niemals in das Niemandsland vorzustoßen und so die Grenze des Outer Rim zu überschreiten.
Die große Mutter misstraute den Menschen und sie hatte durchaus Grund dazu. Der frühere Hoch-Admiral der Sky-Navy, John Redfeather, hatte sie betrogen, als er ihr die Vernichtung der verborgenen Welt vortäuschte. Inzwischen wusste die Herrin aller Norsun, dass sie getäuscht worden war. Ihr war noch immer nicht bekannt, wo sich die wirkliche verborgene Welt befand. Sie konnte auch nicht nachdrücklich nach ihr forschen, sofern diese Welt im Gebiet des Commonwealth lag. Die wenigen Handelsschiffe der Norsun, die sich durch das Commonwealth bewegten und heimlich nach Hinweisen suchten, waren bislang erfolglos geblieben.
Die Handara und ihre im Bau befindlichen Schwesterschiffe, sollten mit ihren Scannern und Sensoren tief in das Gebiet des Commonwealth hineinlauschen und verdächtige Ortungen melden. Noch befürchtete die große Mutter keine akute Gefahr, aber im Ernstfall wollte sie den ersten und vernichtenden Schlag führen, um nicht überrascht zu werden, doch dazu benötigte sie Informationen.
Aus diesem Grund war das Schiff mit einem der wenigen 50-Lichtjahr-Hiromata-Scanner ausgestattet, welche die Norsun von den Menschen hatten einhandeln können. Diese Ortungsgeräte arbeiteten ohne Zeitverlust und zeigten jedes Objekt an, sofern es sich nicht hinter einem anderen festen Objekt verbarg. Die Norsun gingen allerdings davon aus, dass sich ein Raumschiff nur begrenzte Zeit im Ortungsschatten einer Sonne, eines Planeten, Mondes oder Asteroiden befand. Zudem konnte man den Kurs eines Raumkörpers vorausberechnen, sofern dieser Geschwindigkeit und Richtung nicht änderte.
Die Besatzung des riesigen Schiffes betrug nur siebenundfünfzig Individuen. Zwanzig Norsun waren Wartungstechniker, zwanzig Ortungsspezialisten und siebzehn gehörten der Flugbesatzung an. Sie wurden von über zweihundert Bions unterstützt. Diese biologisch-mechanischen Wesen besaßen einen künstlichen Körper und ein gezüchtetes biologisches Gehirn, welches zu begrenztem eigenständigen Denken fähig war, dabei jedoch einer Grundprogrammierung folgen musste.
Die Handara schwebte nun schon seit mehreren Wochen im Schutz eines Asteroidenfeldes. Die Überwachung des Outer Rim und der Grenze des Commonwealth erwies sich als eine langweilige Aufgabe. So hatte der Kommandant der Besatzung die Erlaubnis gegeben, in Dreierteams eines der Beiboote zu nutzen und die umliegenden Asteroiden auf wertvolle Rohstoffe abzusuchen. Beim letzten „Ausflug“ dieser Art war jedoch einer der Norsun ums Leben gekommen und so hatte der Kommandant, trotz der Missstimmung der anderen, weitere Einsätze mit dem Beiboot verboten.
Die Eier legenden Insektoiden besaßen die ungefähre Größe und Proportionen eines ausgewachsenen Menschen, auch wenn die Gliedmaßen etwas länger waren. Im elliptischen Kopf gab es an Stelle der Nase einen handlangen Rüssel, welcher der Nahrungsaufnahme diente. Der darunter befindliche Mund war ein schmaler senkrechter Schlitz. Er diente der Atmung und akustischen Kommunikation. Über dem Rüssel dominierten die beiden großen Facettenaugen. In deren Mitte befanden sich die senkrechten Schlitzpupillen. Für einen Menschen war der Anblick von Pupillen inmitten der typischen Facetten eines Insektenauges höchst irritierend. Auf dem Kopf ragten zwei kurze Fühler auf, die in der Lage waren, feinste Duftmoleküle wahrzunehmen.
Der Rumpf ähnelte einer aufrecht stehenden dünnen Ellipse. Zwischen Oberkörper und Unterleib befand sich allerdings eine deutliche Verengung. Die Hände waren schlank und mit zwei Daumen und vier Fingern versehen.
Besonders auffällig war ein unterarmlanger Stachel am hinteren Ende des Unterleibs. Seine Funktion als Waffe war im Verlauf der Generationen verkümmert, doch noch immer diente er dazu, körpereigene Duftstoffe zu produzieren und abzusondern und fremde Gerüche zu analysieren. Der gesamte Leib war von einer smaragdgrünen Haut bedeckt, die einen samtenen Schimmer zeigte und an einigen Stellen noch Anzeichen des einstigen Chitinpanzers zeigte.
Normalerweise verzichteten Norsun auf jegliche Art von Bekleidung, mit Ausnahme eines breiten Gurtes, der um die Leibesmitte lag und an dem zahlreiche Gegenstände befestigt werden konnten. Eine vielfarbige Schärpe verdeutlichte Funktion und Rang des Individuums. Jene Norsun, die in den Raumschiffen dienten, trugen allerdings Raumanzüge, deren Futterale den Stachel umhüllten und deren Helme auf den Rücken zurückgeklappt waren.
Das Blut der Insektoiden war von grüner Farbe und so war es nur verständlich, dass die Farbe Grün auch für Gefahr stand.
Im Augenblick befanden sich nur drei Norsun in der Bugzentrale der Handara. Der Kommandant war an das ausladende Pult getreten, welches, ähnlich der Systemüberwachung der Commonwealth-Schiffe, Schäden und Gefahren signalisierte. Die zahllos erscheinenden farbigen Lichter leuchteten sonst im beruhigenden Blau der Einsatzbereitschaft, doch jetzt wechselten immer mehr von ihnen zu Gefahr verheißendem Grün.
Für einen Menschen war es schwer, die Mimik eines Norsun zu deuten. Doch selbst ein Mensch hätte die Überraschung des Kommandanten am beständigen Zittern der Kopffühler erkannt.
„Ausführende Hand der Sprecher“, wandte sich der Kommandant an den diensthabenden Funker, „steht die Kommunikation zu allen Räumen des Schiffes?“
Die Fühler des Angesprochenen knickten zustimmend nach vorne. „Hoch-Wort, man vernimmt deine Stimme in jedem der Räume, doch es gibt keine Antwort. Nichts, außer den Schreien und Geräuschen, welches unsere künstlichen Ohren aufnehmen.“
Für einen Augenblick erschlafften die Fühler des Kommandanten und bewiesen seine Furcht, doch dann straffte der Norsun seine Haltung. Er war der Kommandant, der Hoch-Wort des Schiffs, er durfte sich keine Blöße geben.
Die Lautsprecher übertrugen die zirpenden Schreie von Norsun und das typische Geräusch der Schusslanzen, die in den Streitkräften der großen Mutter üblich waren. An Bord des Schiffes waren nur die im Depot stehenden Kampf-Bions mit diesen Waffen ausgerüstet. Die Folgerung aus dieser Tatsache war ernüchternd.
„Hoch-Wort, es kann sich nur um eine Fehlfunktion der Bions handeln“, meldete sich der dritte Norsun zu Wort. Als ausführende Hand der Seher gehörte der Ortungsspezialist ebenfalls zur Flugmannschaft. „Wir müssen die Bions abschalten, Hoch-Wort.“
„Beim Feuerfall von Istwagh“, zischte der Kommandant, „das kann nur vom Hauptkontrollpult im Depot erfolgen und dort meldet sich niemand.“
Der Hoch-Wort schaltete durch die Aufnahmen der schiffsinternen Kameras. Die meisten Geräte erfassten keinerlei Bewegung. Gelegentlich waren Zerstörungen in Räumen und Gängen zu sehen, die fraglos von Schusslanzen verursacht worden waren. Die Kopffühler des Kommandanten zitterten erneut für einen Moment, als die Kameras Bilder von getöteten Besatzungsmitgliedern übertrugen.
Den drei Norsun war es ein Rätsel, was sich in ihrem Schiff ereignete. Die bewaffneten Bions hätten reglos in ihrem Depot stehen müssen. Keinesfalls hätten sie ihre Waffen gegen Norsun richten können, denn ihre Basisprogrammierung verbot dies.
„Hoch-Wort, die Handara ist verloren“, sagte der Funkspezialist. „Auch wenn wir hier, in der besonders gesicherten Zentrale, sicher sind … Wir drei können das Schiff nicht steuern. Wir sind zur Tatenlosigkeit verurteilt.“
„Und wir haben kein Wasser und keine Lebensmittel“, fügte der Ortungsspezialist hinzu. „Auch wenn wir über Atemluft verfügen, so werden wir in der Zentrale nur vier bis fünf Tage überleben. Danach werden unsere Körper ausgedörrt sein und sterben.“
Der Kommandant wusste, dass seine Kameraden recht hatten. Seine Fühler neigten sich zu entgegengesetzten Seiten und zeigten die Zweifel und Unentschlossenheit ihres Besitzers.
„Hoch-Wort, die große Mutter muss von unserer Lage erfahren“, drängte der Funkoffizier.
Die Besonderheit der Handara und ihre Mission waren geheim. Nur ihre Besatzung, die große Mutter und eine Handvoll Hoch-Worte auf der Heimatwelt der großen Mutter wussten davon.
„Ich halte dies für überlegt und angemessen“, stimmte der Kommandant zögernd zu. „Ich spreche das Wort“, kündigte er seinen Befehl an. „Ausführende Hand des Sprechens, stelle eine Verbindung zur großen Mutter her.“
„Meine Hand folgt deinem Willen“, bestätigte der Funkoffizier.
Die Schwingungstechnik der Norsun ermöglichte, ebenso wie die Nullzeit-Technologie der Menschen, die zeitlose Übertragung von Nachrichten. Auch hier entsprach der Funkimpuls einer hauchfeinen Nadel, die exakt auf das Ziel ausgerichtet werden musste, während einfacher Überlichtfunk einer kugelförmigen Welle in alle Richtungen entsprach.
Der Funkoffizier betätigte eine Reihe von Schaltungen und rief vom Navigationsrechner die exakten Positionen des Schiffes und der Welt der großen Mutter ab. Nun hätte sich die Richtstrahlantenne neu ausrichten müssen, doch statt dem bestätigenden Blau erhielt der Norsun ein grelles grünes Signal. Das änderte sich auch nicht, als er den Vorgang wiederholte.
Ein wenig resigniert wandte sich der Funkspezialist dem Kommandanten zu. „Hoch-Wort, ich kann die Antenne nicht ausrichten. Alle Verbindungen zu ihr zeigen grün. Dennoch können wir die Welt der großen Mutter nicht erreichen.“
„Ich verstehe.“ Der Kommandant musste sein Entsetzen verbergen.
„Hoch-Wort! Dort!“ Der Ortungsspezialist zeigte auf einen Monitor, der das Bild vom Zugang zur Zentrale übertrug. „Ein Überlebender!“
Der Korridor zwischen Zentrale und dem Rest der Bugkugel war geräumig, gute dreihundert Meter lang und ringsum stark gepanzert. Es gab mehrere Trennschotts, die der Sicherheit dienten. Eine Fehlfunktion, deren Ursachen keiner der Norsun in der Zentrale kannte, ließ diese Sicherheitsschott jedoch offen stehen.
Nun war ein Norsun zu sehen, der in verzweifelter Hast durch den Gang eilte.
„Er wird verfolgt“, stellte der Hoch-Wort fest. „Da! Zwei bewaffnete Bions.“
„Er ist ebenfalls bewaffnet. Er hat die Schusslanze eines Bions.“
„Das erklärt, warum er bis zu uns gelangen konnte“, meinte der Hoch-Wort. „Alle anderen waren wehrlos und wurden getötet. Er ist entkommen.“
„Mich würde interessieren, wie es ihm gelang, an die Waffe eines Bions zu gelangen. Wenigstens hat er einen ausreichenden Vorsprung“, stellte der Ortungsspezialist fest. „Wir müssen ihn einlassen.“
„Beim Feuerfall von Istwagh“, stieß der Funkoffizier hervor, „dann reichen unsere Vorräte noch weniger.“
„Ich halte dies für überlegt und angemessen“, meinte der Kommandant. „Doch seht genau hin. Es ist unser Bionik-Spezialist. Wenn uns jemand erklären kann, warum die Bions durchdrehen, dann unser Spezialist.“ Er wandte sich dem Funkoffizier zu. „Ausführende Hand des Sprechens, ich spreche das Wort. Gib einen Notruf mit Überlicht auf.“
„Hoch-Wort, das offenbart unser Schiff und …“, begann der Funkoffizier.
„Du hast mein Wort gehört!“, unterbrach der Kommandant grob. „Diese ungeheuerliche Fehlfunktion der Bions ist zu wichtig, als dass sie unentdeckt bleiben darf. Zudem muss die große Mutter von unserem Schicksal erfahren. Muss ich mein Wort wiederholen?“
Der Funkoffizier ergrünte und bog gehorsam die Fühler nach vorne. „Meine Hand folgt deinem Willen.“
Für diese Art der interstellaren Kommunikation musste keine Richtantenne genutzt werden. Überlichtschnell jagten die Impulse des Notrufes hinaus. Der Inhalt war im neuesten Code verschlüsselt und nur für wenige Norsun auf der Heimatwelt oder in der Flotte verständlich.
Der Hoch-Wort persönlich öffnete das Panzerschott zur Zentrale.
Der hereinstürmende Norsun hastete am Hoch-Wort vorbei. Der Kommandant warf einen kurzen Blick auf die beiden Bions, die noch zu weit entfernt waren, um die Schusskraft ihrer Waffen ausspielen zu können. Rasch hieb er auf den breiten Schalter des Trennschotts, dessen beide Hälften sich prompt schlossen.
Erleichtert wandte sich der Hoch-Wort um und erstarrte.
Der Mündungskristall der Schusslanze deutete genau auf seinen Schädel. „Beim Feuerfall von …“
Der Energiestrahl aus der Lanze verdampfte den Schädel des Hoch-Worts und schon richtete sich die Waffe auf die beiden anderen schockierten Norsun. Sie waren unbewaffnet und die Zentrale bot keinerlei Versteck. Sie starben einen schnellen Tod.
Der Täter begab sich zum Kommunikationspult. Nun griff er in eine Tasche des Gürtels, den er über dem Bordanzug trug, und holte ein elliptisches, kaum daumengroßes Gerät hervor.
„Dies waren die letzten Norsun. Sie haben einen kodierten Notruf auf der allgemeinen Frequenz abgesetzt. Sicherlich wird bald ein anderes Norsun-Schiff erscheinen.“
„Ein Schiff der Langnasen des Commonwealth wäre günstiger“, kam die Antwort aus dem Gerät. „Das ist schließlich unser Ziel.“
„So sei es.“ Der Täter warf die Schusslanze achtlos auf den Boden. „Schalte die Kampfwesen der Norsun ab, bis wir ein geeignetes Versteck gefunden haben. Gleichgültig, wessen Schiff uns auch entdecken mag, wir werden es ebenso infiltrieren wie dieses.“
Senats-Gebäude, Mars Central City, Mars, Hauptwelt des Commonwealth of Stars
Der Mars.
Einst der rote Planet, war er zur neuen Heimat der solaren Menschheit geworden. Es gab nur noch wenige Wüstengebiete, das Grün und Blau von Pflanzen und Gewässern dominierte. Die großen Terraforming-Anlagen hatten den Mars in einen lebenswerten Ort verwandelt. Doch die großen Terraformer liefen auch jetzt noch, um den Luftdruck der Atmosphäre in einem menschlichen Niveau zu halten. Große Shriever-Anlagen erzeugten eine passable Schwerkraft, die nur geringfügig unter jener der alten Erde lag.
Die Erde hatte sich inzwischen von der Anwesenheit des Menschen erholen können und so sollte es auch weiterhin bleiben. Jedes Jahr wurde es einem kleinen Kontingent erlaubt, die alte Heimat, unter den gestrengen Augen der Ranger, zu besuchen. Es waren Besuche aus Neugierde oder Sentimentalität, denn die Menschheit strebte in den Weltraum hinaus. Dutzende von Welten waren besiedelt worden und weitere würden folgen, denn jede Gemeinschaft konnte im All nach ihren eigenen Vorstellungen leben. Hinzu kamen jene Sonnensysteme, die von den Verbündeten der Menschheit in Anspruch genommen wurden.
Menschen, Negaruyen und Hanari waren seit zehn Jahren im Commonwealth of Stars vereint. Es war ein Schutzbündnis, in dem zugleich die Regeln für das gemeinschaftliche Leben festgelegt wurden und in dem man in Streitfällen Recht sprach.
Im Orbit des Planeten befanden sich vier private Schiffswerften und die beiden Stationen der Luft- und Raumüberwachung. Mars Star-Port war eines der geschäftigsten Zentren des interstellaren Handels. Bei den weit über hundert besiedelten Welten des Commonwealth bedeutete dies rund zwei Dutzend Frachter und Passagierschiffe, die jede Woche auf dem Mars eintrafen oder von dort abflogen.
Ein Kontingent der Sky-Navy wachte über die Sicherheit des Mars und die dortigen militärischen Industrieanlagen sowie die Akademien der Streitkräfte und das Verwaltungszentrum des Commonwealth. Ein weiteres Schutzgeschwader stand bei Honcrest-3, der einzigen Welt, auf der das Commonwealth den Hiromata-Kristall abbauen konnte. Auch das Hanari-System genoss besonderen Schutz, denn dort lagen die eigentlichen militärischen Industrien und die großen Raumwerften, in denen die Schiffe der Sky-Navy gebaut und gewartet wurden.
Mars Central City entstand zu einer Zeit, in welcher der Mars noch lebensfeindlich war. Damals musste man die Stadt mit einer Kuppel aus Klarstahl schützen und es waren kaum fünftausend Menschen gewesen, die auf dem Planeten lebten. Die Stadt war weit über ihre alten Grenzen hinaus gewachsen. Die Kuppel, fünftausend Meter hoch und zwanzigtausend Meter im Durchmesser, existierte noch immer, jetzt jedoch als Erinnerung an vergangene Zeiten. Inzwischen lebten und arbeiteten fast zwanzig Millionen Menschen auf dem Mars. Hinzu kamen einige Hundert Angehörige der Negaruyen und Hanari, die hier ihre Heimatwelten vertraten, Handel trieben oder für das Commonwealth arbeiteten.
Mars Central City war das Zentrum des Commonwealth, denn das Bündnis hatte beschlossen, hier den Senat des Commonwealth einzurichten.
Quartiere und Büros der Senatsmitglieder befanden sich im Turm des Senats, der im Zentrum der Stadt lag. Einst Sitz des Direktorats, war der Turm umgebaut und den neuen Anforderungen angepasst worden. Die Basis bildete das scheibenförmige Erdgeschoss, das mit fünfhundert Metern Durchmesser und dreißig Metern Höhe kein besonders beeindruckendes Bauwerk war. Doch über dem Erdgeschoss ragte der Turm empor. Mit rund vier Kilometern Höhe und einem Durchmesser von zweihundertfünfzig Metern, vermittelte die Konstruktion den Eindruck einer Nadel. Sie endete in einem zweiten Scheibenbau, der neu errichtet worden war. Dieser enthielt den großen Saal des Senats. Darüber lag die riesige Kommunikationszentrale des Commonwealth und wiederum über dieser der Dachlandeplatz, auf dem Schwebegleiter und andere Fluggeräte landen und starten konnten. Zwei Plätze waren für Landungsboote reserviert.
Ordnungs- und Sicherheitskräfte des Senats wurden von der zivilen Polizei, den Constables, gestellt. Als Ehrenformation zu besonderen Anlässen stand ein Troop der Sky-Cavalry zur Verfügung. Handverlesene Männer und Frauen, die nicht nur zur Parade taugten, sondern sich bereits mehrfach im Kampf bewährt hatten. Inzwischen war man es auf dem Mars auch gewohnt, dass Hanari und Negaruyen zu den Sky-Troopern gehörten.
Fraglos war in den zehn vergangenen Jahren viel Positives geschaffen worden, dennoch verlief die Einigung der Völker nicht immer reibungslos. Viele einstige Angehörige des Direktorats und der Sternenkonföderation konnten sich noch sehr gut an Tod und Verheerung erinnern, die durch die geklonten Negaruyen des alten Reiches verursacht worden waren. Nicht alle verstanden, dass diese Negaruyen nun gleichberechtigte Angehörige des Commonwealth waren.
Um die Einigkeit des Völkerbundes und die Akzeptanz bei den Regierten zu erhöhen, wurden die Sitzungen des Senats öffentlich übertragen. So war es auch an diesem Tag. Wieder einmal war es Edgar Zoineman von den „Galactic News“, der die Sitzung übertrug. Ein Nachteil war der Umstand, dass man die Versammlung auf den außerhalb des Sol-Systems liegenden Planeten erst mit zeitlicher Verzögerung erleben würde. Einige Stunden oder sogar Tage später, da die Aufzeichnungen mit dem nächsten Raumschiff gebracht werden mussten.
Der Senats-Saal durchmaß zweihundert Meter und glich dem Auditorium einer wissenschaftlichen Akademie. Jede Sitzreihe war, im Bezug auf die davor, ein wenig erhöht, so dass jedes Senatsmitglied freie Sicht auf die Mitte des Raumes und die „Stirnseite“ genoss, wo sich die Plätze des jeweiligen Redners und des Hoch-Senats befanden.
Die bequemen Sitze waren in weiß gehalten, die Polsterung in einem mittleren Blau. Jeder Platz verfügte über einen Fremdsprachen-Translator, eine Tastatur für Abstimmungen oder Anträge, einen Monitor und Mulden, um Erfrischungsgetränke und Dokumente aufzunehmen. Ein Mikrofon ermöglichte die Übertragung zum Pult des Sitzungs-Leiters.
Zwischen den ansteigenden Sitzreihen gab es kleine grüne Oasen, in denen Pflanzen gehalten wurden, welche zur Reinigung der Luft und einer angenehmen Atmosphäre beitragen sollten. In der Mitte des Raumes war das Hoheitszeichen des Commonwealth of Stars in den Boden eingearbeitet.
Der gesamte Saal wurde von einer hohen Klarstahl-Scheibe umgeben, die Tageslicht einließ, jedoch auch bis zur völligen Lichtundurchlässigkeit gesteuert werden konnte.
Der Platz von Edgar Zoineman war ein wenig seitlich, neben denen des Hoch-Senats. Zwei Techniker assistierten dem Reporter, damit dieser sich ganz auf seine Kommentare konzentrieren konnte.
Die letzten Senatoren waren gerade dabei, ihre Plätze einzunehmen. Zoineman sah zu einem der Techniker, der mit den Fingern nach unten zählte. Mit dem Nicken des Helfers öffnete der Reporter den Übertragungskanal am Mikrofon. Die holografischen Kameras würden Zoineman und den jeweiligen Sprecher des Senats im Bild einfangen.
„Hier sind die Galactic News mit Edgar Zoineman. Wir übertragen aus dem großen Saal des Commonwealth auf dem Mars. Der Sprecher des Hoch-Senats, der frühere Oberbefehlshaber der Streitkräfte John Redfeather, hat eine Rede zur Lage des Commonwealth angekündigt. Soeben haben die letzten Delegierten der Welten ihre Plätze eingenommen. Wir warten nun mit Spannung auf die Worte von Hoch-Senator Redfeather, der, unseren Informationen nach, mit der Rede auch einen wichtigen Antrag an den Senat begründen will. Ich verrate wohl kaum ein Geheimnis, wenn ich Ihnen sage, dass es bei diesem Antrag um weitere Stützpunkte der Navy in der Nähe des Outer Rim gehen wird. Ein Anliegen, das den Hoch-Senator schon einige Male bewegt hat und, wie Sie sicherlich wissen, bei den Welten im Outer Rim auf wenig Gegenliebe stößt. Es wird also … Einen Augenblick, der Hoch-Senator tritt soeben an das Rednerpult. Sie hören nun die Rede von Hoch-Senator Redfeather zur Lage des Commonwealth.“