Tarik - Buch 1 - Patrick Huber - E-Book

Tarik - Buch 1 E-Book

Patrick Huber

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Beschreibung

Der Runenschmied Tarik ist ein Meister seines Faches und findet Erfüllung am Amboss. Doch er macht sich Sorgen um seine Kollegin Asla. Gerät sie etwa auf Abwege? Oder ist sie kurz davor, das Handwerk zu revolutionieren? Dies ist Teil vier einer Reihe von Kurzgeschichten rund um die Runenkrieger, die Elitekämpfer der Zwerge. Sie sind Krieger, Gelehrte und Magier in einem. Wir lernen den Runenschmied Tarik kennen und erfahren mehr über die Runen an sich und über ihren Ursprung. Jeden Monat erscheint eine weitere Kurzgeschichte über die Meister der Runen.

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Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Impressum

Patrick Huber

Meister der Runen

Tarik Buch 1

Cover: Ireth Ancalimë

Für Richard, den starken Mann in meinem Leben.

Es war noch früh am Morgen, als Tarik Stahlsänger die Halle der Runenschmiede aufschloss. Er war ein notorischer Frühaufsteher und genoss es, wenn um ihn herum das geschäftige Treiben erst nach und nach begann.

Fröhlich vor sich hin summend schritt er den Mittelgang der Halle entlang zu seiner persönlichen Schmiede. Der längliche Raum umfasste fünfzig einzelne, komplett ausgestattete Arbeitsplätze, mit Esse, Amboss, Werkbank und Werkzeugen. Über jeder Esse befand sich ein Rauchabzug, der den Ruß durch ein verzweigtes Rohrsystem nach außen leitete.

Irgendwo dort oben, unter freiem Himmel stieg Tag für Tag eine gewaltige Rauchsäule aus dem Berg hervor.

Das Schmieden von Rüstungen, Waffen und anderen Gegenständen war ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung zum Runenkrieger. Die Erfahrung hatte gezeigt, dass Runenzauber am besten wirkten, wenn der Anwender sie auch selbst geschaffen hatte.

Deshalb war die große Anzahl an Schmieden notwendig, damit jeder Adept Gelegenheit zum üben fand, jeder Runenkrieger an seiner eigenen Ausrüstung arbeiten konnte und die Runenschmiede Gegenstände für das restliche Zwergenvolk herstellen konnten.

Die Krieger und die Meister der Zunft legten den Fokus gerne auf das Schlachtfeld oder die Bibliothek, aber für Tarik verkörperte die Halle der Schmiede das Herz der Runenkrieger.

Hier kamen sie alle zusammen, jung und alt, Schüler und Meister, egal welche Aufgaben sie hatten, jeder von ihnen kam hierher und formte Metall nach seinem Willen und versah ihn mit machtvollen Inschriften.

Als Runenschmied besaß Tarik eine Schmiede ganz für sich allein.

Es war die zehnte in der Reihe links von ihm und dort wollte er hin. Immer noch summend stellte er den Sack mit Steinkohle ab, den er mitgebracht hatte und machte sich daran, die Glut in seiner Esse neu zu entfachen.

Tarik war ein Mann, der großen Wert auf Ordnung legte. Sein Arbeitsplatz war sauber und aufgeräumt, jedes Werkzeug hing an seinem vorgesehenen Platz in der Wandhalterung.

Mit geübten Bewegungen entfachte Tarik ein Feuer in einer kleinen Kohlenpfanne und pustete sanft Luft in die Glut. Geduldig wartete er, bis sich die Flammen auf alle Kohlen in der Pfanne ausgebreitet hatten, bevor er sie in seine Esse kippte.

Es würde noch eine Weile dauern, bis die Hitze die nötige Intensität erreicht hatte.

Tarik nutzte die Zeit, um noch einmal seine Skizzen anzusehen und sich mental auf sein heutiges Projekt vorzubereiten.

Er wollte ein Schwert für einen der Torwächter schmieden.

Dieser Krieger war vor zwei Wochen an ihn herangetreten, weil die Wachen am Osttor des Zwergenreiches immer häufiger mit Untoten zu kämpfen hatten, die versuchten Zugang zum Königreich unter dem Berg zu erlangen.

“Untote bekämpft man am besten mit Feuer”, hatte der Krieger gesagt.

“Könnt ihr mir eine Waffe anfertigen, die sie in Flammen aufgehen lässt?”

Das war an sich keine große Herausforderung, es gab einen Runenzauber, der das Ziel bei Berührung in Flammen aufgehen ließ. Das hatte jedoch einen entscheidenden Nachteil.

“Ich wäre eine wandelnde Brandgefahr, wenn alles, was mein Schwert auch nur zufällig berührt, sofort verbrennt. Könnt ihr die Waffe so gestalten, dass sie ausschließlich Untote verbrennt?“

Das war etwas aufregendes und neues, eine Herausforderung, der sich Tarik gerne stellte. Für einen solch spezifischen Zauber gab es keine Standardformel.

Die vergangenen vierzehn Tage hatte er damit verbracht, eine Formel zu entwickeln, die den Wünschen des Kriegers entsprach und sie zunächst mit anderen Waffen zu erproben.

Nun war er sich sicher, die Lösung gefunden zu haben.

Heute würde er ein Kurzschwert nach den Vorgaben seines Bittstellers fertigen und die Zeichen in die Klinge eingravieren.

Eine hohe, piepsige Stimme unterbrach Tarik in seinen Vorbereitungen: “Darf ich euch helfen, Meister Tarik?“

Ein kleiner Junge mit hellblonden Haaren streckte den Kopf nervös in seine Arbeitsnische. Es war Ivar, einer der neuen Novizen.

Seit Beginn seiner Ausbildung im letzten Jahr hatte er viel Zeit in der Halle der Schmiede verbracht.

Tarik lächelte und antwortete: “Willst du nicht lieber erst frühstücken? Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages, weißt du?”

“Ich habe schon gefrühstückt”, sagte der Kleine eifrig.

“Ich würde euch gerne zur Hand gehen, Meister.“

“Na dann komm. Du kannst den Blasebalg betätigen und die Glut anfachen. Und nenn mich nicht Meister, das ist nicht mein Titel. Ich bin ein Runenschmied.”

Ivar eilte zur Esse, streckte sich nach dem Blasebalg und pumpte energisch Luft in die Glut.

“Sind die Runenschmiede nicht so etwas, wie Meister?“, fragte er. Tarik schüttelte den Kopf und zog den vorbereiteten Rohling für die Schwertklinge aus einem Stoffbündel.

“In der Hierarchie stehen wir Schmiede auf der gleichen Stufe, wie die einfachen Runenkrieger. Die Runenmeister sind die älteren, erfahrenen Runenkrieger. Wir Schmiede haben nur einen Meister.

Er vertritt uns im Rat.”

“Kann ich mir aussuchen, ob ich ein Krieger oder ein Schmied werde?“, fragte Ivan, inzwischen schwer atmend vor Anstrengung.

“In der Regel zeigt sich während der Ausbildung, welche Begabungen der Adept hat. Nicht jeder ist dazu geeignet, ein Krieger zu sein. Ebenso wenig hat jeder das Auge oder die Fingerfertigkeit dafür, ein großer Handwerker zu werden.

Viele der Schmiede werden in den Rang eines Runenkriegers erhoben, sammeln Erfahrungen im Kampf und entscheiden sich erst nach einer Weile dazu, Waffen zu fertigen, statt sie zu schwingen.

Jeder von uns leistet den Schwur, dem Königreich zu dienen und es zu beschützen, aber niemand wird dich dazu zwingen, es auf dem Schlachtfeld zu tun. Es gibt viele Arten, wie man seinen Beitrag leisten kann. Also ja, letztendlich kannst du es dir aussuchen.”

“Ich möchte beides sein“, verkündete Ivar begeistert und ließ den Blasebalg noch schneller pumpen.

“Ich werde der beste Kämpfer des Zwergenreiches und der beste Schmied!”

Tarik lachte unbeschwert.

“Dein Ehrgeiz gefällt mir. Streng dich an, lerne alles, was es zu lernen gibt und du wirst es weit bringen.”

Die Glocke auf dem Hauptplatz schlug laut und vernehmlich zum Beginn der Tagesordnung. Tarik klopfte dem Jungen auf die Schulter und bugsierte ihn in Richtung der Tür.

“Angehende Meisterkrieger und Meisterschmiede müssen aber pünktlich zum Unterricht erscheinen, sonst verpassen sie wichtige Lektionen. Danke für deine Hilfe.”

“Bis später!”, rief Ivar und eilte davon.

Immer noch lächelnd wandte sich Tarik wieder seiner Arbeit zu.

Die Kohlen glühten inzwischen weiß, die Temperatur war also optimal. Der Schmied schob den Rohling in die Esse und wartete, bis das Metall heiß genug war.

In dem Moment, in dem der Stahl auf dem Amboss landete begann Tarik laut zu singen. Es war eine lyrische Erzählung über einen Helden aus alter Zeit, der auszog, die Untoten mit der Kraft der Sonne zu vernichten. Er hatte das Stück bewusst gewählt, da es im Einklang mit seinem Projekt stand.

Tarik Stahlsänger galt als einer der besten Schmiede im Runenviertel und wenn man ihn fragte, was seine Arbeit so besonders machte, so antwortete er stets: “Mein Gesang. Der macht den Stahl geschmeidig.“

Worten ruhte Macht inne. Das war die fundamentale Weisheit der Runen. Runenzauber mussten mit einer klaren Absicht im Geist geschaffen werden, die Zeichen aus einem Lehrbuch zu kopieren reichte nicht.

Der Verstand richtete sich auf das Ziel aus, die Schrift verstärkte und kanalisierte die Willenskraft, bestimmte die Parameter des Zaubers und konservierte ihn. In dem Tarik sang, sickerte seine Absicht von Anfang an in den Stahl ein und prägte ihn, noch bevor er die erste Rune anbrachte.

Sein voller Bariton erfüllte die Halle, sang von Eifer, Gerechtigkeit und flammender Leidenschaft, während der Schmiedehammer im gleichen Takt herab fuhr und klirrend die gewünschte Form schuf.

Die Weise, die Tarik zitierte hatte einhundert Strophen und er kannte sie alle auswendig. Genug Material um stundenlang an der Waffe zu arbeiten.

Die Klinge sollte vierzig Zentimeter lang und so breit, wie Tariks Hand werden. Ein kurzes, aber breites und schweres Schwert, gedacht für brachiale Hiebe auf engem Raum. Der Torwächter wollte es als Zweitwaffe tragen, falls die Untoten die Mauern erklimmen sollten. Tarik stellte sich vor, wie verheerend die Wirkung sein würde, wenn er auf der Mauer stand und die Klinge von oben auf die Köpfe der Feinde niedersausen ließ. Der Flammenzauber wäre zwar effektiver, wenn der Benutzer ihn selbst schaffen würde, aber er wäre auch in den Händen eines Fremden noch immer potent.

Die Runenschmiede nahmen oft Aufträge für die regulären Truppen an, statteten sie mit Zaubern aus um die Krieger zu schützen und ihnen im Kampf einen Vorteil zu verschaffen.

Der König höchstpersönlich wurde vom Meister der Runenschmiede ausgestattet. Die Schmiede verlangten dabei keine Bezahlung. Die Zunft bezahlte sie, wie alle Bewohner des Runenviertels aus der Staatskasse.

Trotzdem lief nicht jeder beliebige Zwergenkrieger mit Runenwaffen herum. Wer eine unzerbrechliche Axt oder eine gegen Magie gefeite Rüstung wollte, musste sich würdig erweisen und die Gaben einem guten Zweck zukommen lassen.

Während das Metall unter seinen Händen nach und nach Gestalt annahm füllte sich die Halle allmählich. Das Geklirr und Gehämmer, das Fluchen und das Lachen schwollen an, ebenso wie die Hitze.

---ENDE DER LESEPROBE---