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Was bedeutet es, trans zu sein? Was ist Geschlecht überhaupt – eine biologische Gegebenheit, ein soziales Konstrukt oder ein tief empfundenes Ich-Gefühl? In einer Zeit, in der Begriffe wie non-binär, Geschlechtsidentität oder Transition immer häufiger fallen und gleichzeitig umstritten bleiben, lädt dieses Buch zum Verstehen ein – nicht zum Bewerten. „Transsein – Wer bin ich wirklich?“ ist kein Fachbuch im engeren Sinne. Es ist ein persönliches und zugleich faktenbasiertes Werk über die Vielfalt geschlechtlicher Identitäten, das aufklärt, begleitet und Brücken baut – zwischen Unwissen und Empathie, zwischen Wissenschaft und Menschlichkeit. Der Autor hat keine medizinische Ausbildung und keine trans Geschichte – aber viele trans Freund:innen. Aus diesen Begegnungen entstand der Wunsch, ein Buch zu schreiben, das nicht urteilt, sondern zuhört. Ein Buch für alle, die sich fragen: Wie fühlt sich das eigentlich an? Was braucht ein Mensch, um ganz er selbst zu sein? Dieses Buch ist ein Plädoyer für Respekt, Selbstbestimmung und die Würde jedes Menschen – unabhängig vom Geschlecht.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Transsein – Wer bin ich wirklich?Transidentität verstehen, respektieren, begleiten – Ein Buch über Geschlecht, Identität und die Vielfalt des Menschseins
geschrieben von
Thomas Schröter
Rechtlicher Hinweis
Alle Personen und Handlungen in diesem Werk sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen sowie existierenden Organisationen, Orten oder Begebenheiten ist rein zufällig und unbeabsichtigt.
Dieses Werk ist ein Produkt der Fiktion. Es dient ausschließlich der Unterhaltung und Information und stellt keine Form der Rechtsberatung, medizinischen Beratung, psychologischen Beratung oder einer anderen professionellen Beratung dar. Die in diesem Buch dargestellten Technologien, wissenschaftlichen Konzepte oder gesellschaftlichen Entwicklungen sind spekulativ und dienen der Erzählung.
Der Autor übernimmt keine Haftung für Schäden oder Verluste, die direkt oder indirekt aus der Nutzung der in diesem Werk enthaltenen Informationen entstehen könnten.
Vorwort
von Thomas Schröter
Ich bin kein Mediziner. Kein Soziologe, kein Psychologe, kein Genderforscher. Ich bin kein Teil einer Institution, die sich mit Identität, Geschlecht oder gesellschaftlicher Inklusion beschäftigt. Und ich bin selbst nicht trans.
Ich bin einfach nur ein Mensch.Ein Mensch, der zuhört.Ein Mensch, der schreibt.
Dieses Buch ist aus Begegnungen entstanden – nicht aus Fachliteratur. Es ist gewachsen aus Gesprächen mit Freundinnen und Freunden, die mir erzählt haben, wie es sich anfühlt, als trans Person in dieser Welt zu leben. Aus Momenten des Vertrauens. Aus ihren Stimmen, aus ihren Blicken, aus ihrer Stille. Und aus der Wut, der Verletzlichkeit und der Stärke, die in diesen Gesprächen mitschwang. Es sind Menschen, die sich oft erklären müssen – und viel zu selten verstanden fühlen.
Als Schriftsteller bin ich es gewohnt, Worte zu finden. Aber bei diesem Thema habe ich lange gezögert. Wer bin ich, über etwas zu schreiben, das ich selbst nie durchlebt habe? Kann ich das überhaupt? Und darf ich das?
Ich glaube: Ja – wenn ich es mit Demut tue. Mit dem Wissen, dass ich nicht für, sondern über Menschen schreibe, deren Leben real, komplex und tief sind. Menschen, die es verdienen, dass ihre Erfahrungen ernst genommen werden. Und dass auch jene sie besser verstehen, die – wie ich – nicht selbst betroffen sind, aber Teil derselben Gesellschaft. Wir alle leben mit Vorstellungen von „männlich“ und „weiblich“, von „richtig“ und „falsch“, die oft so tief sitzen, dass wir sie gar nicht mehr hinterfragen. Dieses Buch möchte zum Innehalten einladen – und zum Hinsehen.
Ich habe versucht, die Geschichten, Fragen und Unsicherheiten, die mir begegnet sind, in einen größeren Zusammenhang zu setzen. Nicht um für die trans Community zu sprechen, sondern um einen Beitrag zu leisten, der hilft, einander zu sehen. Verstehen beginnt nicht bei Fachwissen, sondern bei Interesse. Bei der Bereitschaft, zuzuhören – auch wenn man selbst nie an diesem Punkt stand.
Dieses Buch ist kein Urteil. Keine Agenda. Kein Manifest. Es ist ein Versuch. Ein Versuch, mit klaren Worten über ein Thema zu sprechen, das viel zu oft mit Schweigen, Verwirrung oder sogar Feindseligkeit begegnet wird. Ich habe dabei auf wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgegriffen, auf Perspektiven aus Medizin, Psychologie und Soziologie – aber vor allem auf das, was mir Menschen erzählt haben, die den Mut hatten, sie selbst zu sein.
Vielleicht wirst du dich beim Lesen in manchen Kapiteln wiederfinden. Vielleicht wirst du irritiert sein, zustimmen, hinterfragen oder neue Gedanken mitnehmen. Vielleicht kennst du selbst jemanden, der trans ist – vielleicht auch nicht. Aber eines ist sicher: Wir alle sind Teil einer Gesellschaft, in der Menschen leben, lieben und fühlen – und sich wünschen, gesehen zu werden.
Dieses Buch ist für sie geschrieben.Aber auch für dich.Und für uns alle.
Thomas SchröterAalen, 2025
Kapitel 1Wer bin ich wirklich? – Die zentrale Frage menschlicher Identität
Es beginnt oft im Stillen.Ein Kind, das sich selbst im Spiegel anschaut – und nicht versteht, was es da sieht.Ein Jugendlicher, der sich beim Umziehen in der Umkleidekabine fremd fühlt – wie in einem geliehenen Körper.Eine erwachsene Person, die mitten in einem scheinbar normalen Leben erkennt, dass sie nie wirklich sie selbst gewesen ist.
„Wer bin ich wirklich?“ – diese Frage klingt schlicht. Aber sie ist gewaltig. Sie berührt den innersten Kern unseres Daseins. Und sie stellt sich vielen Menschen früher oder später in ihrem Leben. Für trans Menschen ist sie keine bloße philosophische Überlegung, sondern oft der Beginn eines tiefgreifenden Prozesses – ein Ringen um Sichtbarkeit, Würde und Wahrheit.
In diesem Kapitel soll es um genau diesen Anfang gehen: die Suche nach Identität, die Frage nach dem eigenen Geschlecht und das Gefühl, dass die Welt einem ein Etikett aufgeklebt hat, das nicht zum eigenen Ich passt. Es geht nicht um Statistiken, Diagnosen oder Definitionen – sondern um ein tief menschliches Gefühl: das Bedürfnis, als das gesehen zu werden, was man wirklich ist.
Identität ist kein Etikett – sondern ein inneres Wissen
Wir leben in einer Welt, die von Geburt an Sortierungen vornimmt. Noch bevor ein Kind das Licht der Welt erblickt, wird gefragt: „Junge oder Mädchen?“ Das erste Ultraschallbild wird mit einer Farbe hinterlegt: rosa oder blau. Der Name, die Kleidung, das Spielzeug, sogar die Tonlage, in der das Kind angesprochen wird – alles richtet sich danach.Doch was, wenn das Kind irgendwann spürt: Das bin ich nicht?
Trans Menschen beschreiben oft ein Gefühl der inneren Abweichung – nicht immer sofort greifbar, aber konstant. Ein leises Unbehagen, das später zu einer Gewissheit reift. Manche erkennen es sehr früh, andere erst spät, viele mit Verwirrung, manche mit Klarheit. Doch fast alle verbindet der Moment, in dem sie sich fragen: Wieso sehe ich in den Augen der anderen jemand anderen als in mir selbst?
Identität ist nicht das, was uns auf einem Ausweis zugewiesen wird. Sie ist kein Verwaltungsakt, kein Gesetz, keine Meinung. Identität ist ein innerer Kompass. Und wenn dieser Kompass sich nicht mit dem deckt, was andere sehen oder erwarten, beginnt ein Konflikt – manchmal mit dem eigenen Körper, oft mit der Umwelt, und fast immer mit sich selbst.
Die Verwirrung der Umgebung – und das Schweigen der Betroffenen
Für viele trans Menschen beginnt der Weg zur eigenen Identität mit einem langen Schweigen. Nicht, weil sie nichts sagen wollen, sondern weil sie nicht wissen, wie – oder ob sie überhaupt Gehör finden werden.Sie lernen früh: Wer aus der Geschlechternorm fällt, gilt als ungewöhnlich, irritierend oder gar „falsch“. Und so beginnt ein Leben im Versteck. Im Verstellen. Im Aushalten.
Die Umgebung wiederum reagiert oft mit Unsicherheit. Fragen wie „Warum kann er nicht einfach so bleiben, wie er ist?“ oder „Ist das nicht nur eine Phase?“ spiegeln nicht nur Unwissenheit, sondern auch die Angst vor dem Unbekannten. Die Angst, dass sich Rollen verschieben, dass Erwartungen enttäuscht werden, dass das eigene Weltbild ins Wanken gerät.
Doch Identität ist kein Angriff auf andere. Sie ist ein Ausdruck der eigenen Wahrheit. Und je mehr Menschen begreifen, dass es nicht um Provokation oder Rebellion geht, sondern um das bloße Recht, sie selbst zu sein, desto mehr kann Akzeptanz entstehen.
Es geht nicht um Geschlecht – es geht um Würde
Wer trans ist, beschäftigt sich zwangsläufig mit Geschlecht – weil die Gesellschaft ihn oder sie dazu zwingt. Doch in Wahrheit geht es um etwas Tieferes: um das Recht, gesehen zu werden. Gehört zu werden. Nicht behandelt zu werden wie ein Problem, sondern wie ein Mensch.
Wenn ein Kind sagt: „Ich bin kein Junge, ich bin ein Mädchen“, dann ist das keine Trotzreaktion. Es ist ein Ausdruck von innerem Wissen. Wenn eine erwachsene Person nach Jahren ihr wahres Ich offenbart, dann ist das kein Verrat, sondern eine Befreiung.Und wenn die Welt darauf mit Zurückweisung, Spott oder Gewalt reagiert, dann zeigt das nicht die Schwäche dieser Person – sondern die Enge unserer Normen.
In einer Welt, die vorgibt, jeden individuell zu behandeln, ist das Bedürfnis, als das erkannt zu werden, was man ist, ein Akt des Überlebens. Es ist nicht radikal. Es ist menschlich.
Warum dieses Buch notwendig ist
Dieses Buch soll aufklären. Aber nicht belehren. Es soll zeigen, wie vielfältig Geschlecht wirklich ist, wie falsch viele Vorstellungen sind, die wir für selbstverständlich halten – und wie viel menschliches Leid daraus entsteht.Ich schreibe es nicht als Experte. Ich schreibe es als Zuhörer. Als Beobachter. Als Mensch, der glaubt, dass Empathie die Grundlage jeder Veränderung ist.
Es geht in den folgenden Kapiteln um Begriffe, Geschichte, Biologie, Gesellschaft und Medizin – aber vor allem geht es um Menschen. Um ihre Geschichten, ihre Kämpfe, ihre Freude, ihre Würde.
Denn die Frage „Wer bin ich wirklich?“ ist keine Sonderfrage. Sie betrifft uns alle. Und die Antwort darauf beginnt dort, wo wir aufhören, andere zu beurteilen – und anfangen, ihnen zuzuhören.
Kapitel 2Was bedeutet „trans“? – Begriffe, Identitäten und Sprache verstehen
Es beginnt oft mit einem Wort. Einem Begriff, den man vielleicht irgendwo aufgeschnappt hat – in einem Artikel, in einem Gespräch, in einem Kommentar. „Trans.“ Doch was bedeutet das eigentlich genau?
In einer Welt, in der Sprache Normen setzt, Identitäten formt und Realität abbildet oder ausblendet, ist es entscheidend, die richtigen Begriffe zu verstehen. Nicht, um sich in Etiketten zu verlieren – sondern um Menschen ernsthaft begegnen zu können. Dieses Kapitel ist eine Einladung, die Welt der Geschlechtsidentitäten über das hinaus zu betrachten, was uns in Formularen und Passfotos begegnet.
Trans – mehr als eine Abkürzung
Das Wort „trans“ stammt vom lateinischen „trans“, was so viel bedeutet wie „jenseits“ oder „darüber hinaus“. In Bezug auf Menschen steht es für jene, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Anders gesagt: Eine trans Frau wurde bei der Geburt als männlich eingestuft, lebt und fühlt aber als Frau. Ein trans Mann wurde als weiblich eingeordnet, identifiziert sich aber als Mann.
Dabei ist wichtig:Trans zu sein hat nichts mit sexueller Orientierung zu tun. Ein trans Mann kann hetero, schwul, bi, pan oder asexuell sein – genauso wie jede andere Person auch. Es geht um das Geschlecht, nicht um das Begehren.
Die Vielfalt der Begriffe – ein kurzer Überblick
Die Welt ist nicht binär. Und Sprache entwickelt sich weiter. Hier sind zentrale Begriffe, die helfen, Menschen nicht nur korrekt, sondern auch respektvoll zu bezeichnen:
Cis (kurz für „cisgender“):Menschen, deren Geschlechtsidentität mit dem übereinstimmt, was ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Die Mehrheit der Gesellschaft ist cis – oft ohne sich dieses Umstands bewusst zu sein.
Trans (kurz für „transgender“):Menschen, deren Identität nicht mit dem zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Trans Frauen sind Frauen, trans Männer sind Männer.
Nicht-binär:Menschen, die sich weder ausschließlich als Mann noch als Frau verstehen. Das Spektrum reicht von genderqueer über agender (geschlechtslos), genderfluid (fließende Geschlechtsidentität) bis zu selbstgewählten Begriffen. Nicht-binär zu sein ist keine „Zwischenform“, sondern eine eigenständige Identität.
Intergeschlechtlich:Menschen, die mit körperlichen Merkmalen geboren wurden, die nicht eindeutig dem medizinischen Standard von „männlich“ oder „weiblich“ entsprechen. Intergeschlechtlichkeit ist eine biologische Realität, keine Identität per se – aber sie betrifft das Verständnis von Geschlecht fundamental.
Transmaskulin / Transfeminin:Differenziertere Begriffe für Menschen, die sich überwiegend, aber nicht ausschließlich männlich oder weiblich identifizieren. Diese Begriffe respektieren Nuancen jenseits von „entweder – oder“.
Deadname:Der frühere Vorname einer trans Person, der nicht mehr verwendet werden sollte. Das absichtliche Nennen dieses Namens gegen den Wunsch der Person wird als Deadnaming bezeichnet und gilt als respektlos oder gar gewaltvoll.
Warum Sprache so wichtig ist
Sprache ist nicht neutral. Sie kann heilen – oder verletzen. Für viele trans Menschen ist es ein Akt tiefer Anerkennung, mit dem richtigen Namen, dem richtigen Pronomen und der richtigen Geschlechtsform angesprochen zu werden. Es bedeutet: Ich sehe dich. Ich respektiere dich. Ich erkenne dich an.
Viele Fehler im Umgang mit trans Menschen entstehen nicht aus Bosheit, sondern aus Unsicherheit. Doch aus Unsicherheit darf kein Dauerzustand werden. Sich zu bemühen, die richtigen Begriffe zu verwenden, ist ein Ausdruck menschlicher Reife. Es geht nicht um Political Correctness – es geht um Würde.
Pronomen – kleiner Teil, große Wirkung
Er, sie, sie (im Singular), dey (im Englischen), xier, per – es gibt viele Möglichkeiten, wie Menschen angesprochen werden möchten. Manche trans oder nicht-binäre Menschen verwenden geschlechtsneutrale Pronomen. Andere wechseln sie je nach Kontext. Wieder andere erfinden eigene.
Wer sich unsicher ist, darf fragen: „Wie möchtest du angesprochen werden?“Diese Frage kostet wenig – aber sie bedeutet viel. Es ist keine Infragestellung, sondern ein Angebot zum Dialog. Und selbst wenn man Fehler macht: ein aufrichtiges