Wo ist Babahu - 5 Folgen in einem Buch - ohne Bilder - Wilma Burk - E-Book

Wo ist Babahu - 5 Folgen in einem Buch - ohne Bilder E-Book

Wilma Burk

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Beschreibung

Und wieder alle fünf Folgen des dritten Buches in einem, doch ohne Bilder. Warum bleibt Babahu auf der Erde zurück, als sie der Katzenmutter gegen ihre aufgebrachten Nachbarn geholfen haben? Zuletzt wird er dort gesehen, als er sich mit einem Eisluchs angelegt hat. Erst machten sich die Magihexer darüber keine Sorgen. Als er aber nach einiger Zeit noch immer nicht zurückkehrt, werden sie unruhig. Ist er noch bei Oma Berta, weil sie sich wieder sorgt, die Kinder zu verlieren, wenn der Vater eine Stellung in einer weit entfernten Stadt annimmt? Nein, dort ist er auch nicht. So suchen sie weiter nach ihm in den Bergen Magihexaniens, beim Zauberberg, bei der Katzenmutter und sogar in einem alten Schloss auf der Erde, wo er nach einem alten Geist suchen wollte. Doch sie finden ihn nicht, bekommen es nur mit dem Schlossgeist zu tun, der sein Spiel mit ihnen treibt. Wo ist Babahu nur? Haben die Eisluchse ihn überlistet? Ist er in Gefahr umzukommen? Werden sie ihn noch früh genug finden?

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Wilma Burk

Wo ist Babahu - 5 Folgen in einem Buch - ohne Bilder

3, Buch von: Neues aus Magihexanien

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1. Folge

Viel zu viele Katzen

2. Folge

Ist das nicht lustig?

3. Folge

Wer liebt Molli?

4. Folge

5. Folge

Ein hartherziger Vater

Impressum neobooks

1. Folge

Mit der Geschichte:

Viel zu viele Katzen

Während der Bronchotaurier durchs Universum flog und nach seinen Artgenossen suchte, wurde sein kleiner Broncho bei den Magihexern zu ihrem Liebling. Jojotu, der Tröster, gab ihm einen Platz in seiner Höhle und gewöhnte sich schnell daran, ihm seinen Muttergeist zu ersetzen. Wo er jetzt auch war, dort war auch der kleine Broncho.

Nur Maliputti, dem kleinen Wissenden, war er nicht geheuer. Er konnte nicht vergessen, dass der große Bronchotaurier, ihn – zum Entsetzen aller – mit seinem Schnabel gepackt und fast verschlungen hätte. Gelähmt vor Angst hatte er hilflos darin gesteckt, bis der ihn angewidert ausspuckte. Darum hielt er sich lieber von dem kleinen Broncho fern. Reißaus vor ihm nahm aber auch er bald nicht mehr.

Doch nicht nur Jojotu, sondern alle Magihexer gaben auf den Kleinen Acht. Sie lachten, wenn sie sahen, wie er sich mit seinen Krallenbeinen bemühte, dem voranschwebenden Jojotu nachzulaufen. Noch hatten seine Flügel keine Kraft, ihn zu tragen. Er schrie wie am Spieß, wenn Jojotu es wagte, zu schnell dahinzugleiten. Es half nichts, wo der kleine Broncho war, musste Jojotu auch sein.

So konnte er es nicht begreifen, als Jojotu zur Erde gerufen wurde und er nicht mitkonnte. Er wollte ihn nicht gehen lassen. Völlig außer sich rannte er ihm hinterher und hackte mit seinem Schnabel nach jedem, der ihn zurückhalten wollte.

Erst als Malipu energisch forderte: „Du bleibst hier!“, fügte er sich darein. Denn das wusste er längst, vor Malipu, dem Wissenden, hatten alle Magihexer Respekt. Ihm widersprach so leicht keiner. Weinend sah er Jojotu nach, als der zum schwarzen Loch schwebte. Es tröstete ihn auch nicht, dass ihm alle versicherten: „Er kommt ja bald wieder.“

*

Und Jojotu beeilte sich, um seinen Broncho nicht zu lange allein zu lassen. Zügig flog er vorbei an Sonne und Mond auf den Teil der Erde zu, der noch in Schnee und Eis verharrte.

Zu Oma Berta wollte er. Es war abends, als er zu ihr kam. Sie saß an den Betten von Paul und Pauline und erzählte ihnen gerade Neues aus Magihexanien. Wie staunte Jojotu, als sie sogar von dem kleinen Broncho berichtete.

Neugierig auf das, was sie von ihm zu erzählen wusste, plusterte er sich auf und setzte sich zu den Kindern aufs Bett.

Während Oma Berta sprach, ließ sie sich nicht anmerken, wie traurig und besorgt sie darüber war, dass der Vater der Zwillinge überlegte, in eine weit entfernte Stadt zu ziehen, um dort als Filialleiter seiner Firma eine neue Stellung anzutreten. Zwar hatten ihr die Eltern der Kinder angeboten, ihr dort in ihrer Nähe eine kleine Wohnung zu besorgen, doch längst hatten ihre Bedenken sie eingeholt. Nein, sie würde hierbleiben, so schwer ihr die Trennung von den Zwillingen auch fiel.

Den Kindern sagte sie nichts davon. Sie sollten von den erneuten Umzugsplänen der Eltern vorläufig nichts wissen. Dabei ahnten sie es längst und misstrauten den Erklärungen, dass eine bevorstehende kleine Reise der Eltern in eine andere Stadt nichts Besonderes sei. Doch die Eltern beabsichtigten, erst dann mit ihren Kindern darüber zu sprechen, wenn sie sich dort endgültig entschieden hätten, weil sie wussten, wie sehr Paul und Pauline sich gegen einen Umzug auflehnen würden. Die beiden wollten hier nicht weg, nicht von ihrer Schule, nicht aus dieser Stadt, nicht von all ihren Freunden und schon gar nicht von Oma Berta.

Als den Kindern die Augen zugefallen waren, ruhige Atemzüge verrieten, dass sie schliefen, stand Oma Berta auf, zog ihnen die Deckbetten glatt, löschte das Licht, ging hinaus und schloss die Tür. Eine Träne wischte sie sich aus den Augen. Wie würde es nur werden, wenn die Zwillinge nicht mehr zu ihr kommen konnten?

Jojotu wartete, bis sie sich im Wohnzimmer auf die Couch schlafen gelegt hatte. Er war hier, um ihr Hoffnung zu vermitteln, damit die Zeit bis zur letzten Entscheidung der Eltern für sie erträglicher werden sollte. Als auch sie fest schlief, neigte er sich zu ihrem Ohr und blies ihr in ihre Gedanken ein, es könne auch diesmal so wie beim ersten Mal ausgehen, als sich der Vater gegen eine neue Stellung in einer anderen Stadt entschieden hatte.

Das wirkte. Sobald die drei sich am Morgen an den Frühstückstisch setzten, konnte Oma Berta wieder lachen. Noch war es Zeit, noch waren die Eltern nicht weggefahren, noch war nichts entschieden. Wer weiß, was bis dahin dazwischenkommen konnte.

Zufrieden mit dem, was er erreicht hatte, wandte sich Jojotu ab und glitt aus dem Haus. Jetzt hielt ihn hier nichts mehr. In Magihexanien hatte der kleine Broncho die Maginacht ohne ihn verbringen müssen. Wie mag das gegangen sein? Er wollte so schnell wie möglich zu ihm zurück. Er flog an Mond und Sonne vorbei und durch das Universum heim nach Magihexanien.

*

Broncho war währenddessen jedem hinterhergelaufen, den er sah. „Wann kommt Mama Jo zurück?“, hatte er unablässig gefragt.

„Bald, bald!“, vertrösteten ihn alle. Sie brachten ihm von der Quelle genügend Quellsaft, den er gierig trank. Doch niemand dachte daran, dass er nun in Jojotus Höhle in seinem Nest aus Mooskissen die Maginacht allein verbringen musste.

Als sich der Magitag neigte, die Dämmerung den bunten Bergen ihre Farben nahm, zog sich einer nach dem anderen in seine Höhle zurück und kroch in seinen Zipfelhut. Zuletzt war nur noch Pontulux, der Zwicker, draußen. Ihm, der schnell eifersüchtig und neidisch werden konnte, hatte es bereits nicht gepasst, dass Malipu, der Wissende, vom Herrn des Lebens den kleinen Maliputti zu seiner Hilfe bekommen hatte. So gefiel es ihm auch nicht, dass Jojotu jetzt der Mittelpunkt aller Magihexer war, weil er für den kleinen Broncho sorgen durfte.

Als er jetzt merkte, dass Broncho ihm zur Höhle folgte, weil sonst niemand mehr zu sehen war, drehte er sich um und fuhr den Kleinen an: „Was willst du? Hier kommst du nicht mit herein. Geh in eure Höhle zu deinem Nest.“

Sofort begann Broncho zu plärren: „Ich will zu Mama Jo!“

Das rief alle wieder heraus. „Was ist los?“ Einige rieben sich die Augen, sie hatten schon geschlafen. Schnell waren viele bereit, den Kleinen mit in ihre Höhle zu nehmen. Der aber quengelte: „Ich will in keine andere Höhle! Ich will zu Mama Jo!“

Malipu sprach schließlich ein Machtwort: „Verdreibelt noch einmal! Jojotu hat auf der Erde zu tun. Solange musst du bei einem andern schlafen. Basta!“

Da wagte Broncho nur noch leise zu fordern: „Ich will aber in mein Moosnest. Ich will nicht in eine andere Höhle.“

„Gut, dann kommt jemand zu dir. Wer macht das?“

Davon waren die Magihexer nicht begeistert. In einer anderen Höhle als ihrer zu schlafen, dazu waren sie nicht bereit. Einer nach dem andern wich zurück. Am Ende war es Zufido, der Zufriedene, mit der Engelsgeduld, der Broncho in die Höhle von Jojotu folgte.

Am nächsten Morgen lachte Broncho, trank seinen Quellsaft und rannte wieder diesem oder jenem mit der Frage hinterher: „Wann kommt Mama Jo zurück?“

„Du nervst!“, reagierten die Magihexer bald darauf.

Babahu, der Schabernack, bemühte sich, ihn abzulenken. „Komm, wir probieren, ob dich deine Flügel schon tragen. Wenn Jojotu heimkommt, wird er staunen, wenn du ihm entgegenfliegen kannst.“

Da war Broncho dabei. Ja, das wollte er. So ließ Babahu ihn mit ausgebreiteten Armen und Schwingen von einem niedrigen Felsen springen. Beim ersten Mal purzelte er auf seinen Schnabel und setzte sich enttäuscht auf seine Krallenfüße. „Es geht nicht. Mama Jo sagt, die Flügel müssen erst noch wachsen.“

„Flixdiwix! Sind das nicht bereits Flügel? Auch wenn sie dich nicht hoch tragen können, ein bisschen wird gehen. Versuch es noch einmal und bewege die Arme dabei.“ Babahu gab nicht auf.

Broncho ließ sich überreden. Wieder kroch er mit seinen Krallenbeinen auf den Felsen, stellte sich an den Rand, breitete die Arme aus, stieß sich ab und schlug zugleich einmal mit den Armen die Schwingen auf und nieder.

Diesmal fiel er nicht auf den Schnabel, sondern setzte richtig mit den Beinen auf. Verblüfft schaute er sich um. „Ich bin geflogen!“, rief er und kletterte gleich noch einmal auf den Felsen.

Die Magihexer, neugierig geworden, kamen näher und lachten. „Na, so sah das aber nicht aus!“, meinte einer.

„Doch, doch! Passt nur auf!“ Wieder schlug Broncho mit seinen Armen die noch kurzen Schwingen und stieß sich ab. Diesmal ließ er sie sogar weit ausgebreitet. Tastsächlich, jetzt glitt er sacht von dem Felsvorsprung herunter.

„Ich wusste, du kannst es. Nun versuche es vom Boden aus, ob deine Flügel auch deine Beine abheben“, schlug Babahu vor.

Sofort sprang Broncho von einem Krallenfuß auf den andern und schlug emsig dabei mit seinen kleinen Flügeln. Tatsächlich, seine Beine hoben sich dann und wann vom Boden ab. Er war außer sich vor Freude. „Ich kann es! Ich kann es! Mama Jo wird staunen. Wann kommt er endlich?“, fragte er sofort wieder.

„Bald, bald! Sei nicht so ungeduldig“, knurrte einer genervt.

„Das sagt ihr immer. Wann ist bald?“, maulte Broncho.

„Jetzt! Da, schau!“ Babahu hatte ihn zuerst erblickt. Jojotu kam um die Ecke eines Berges geschwebt.

Broncho drehte sich um, sah ihn und sprang los. „Mama Jo! Mama Jo!“ Aufgeregt schlug er mit seinen kleinen Flügeln. Holpernd schien er ihm entgegen zu gleiten. „Ich kann fliegen! Ich kann fliegen.“

„Tatsächlich!“, staunte Jojotu. „Doch ein bisschen musst du noch üben, glaube ich.“ Lachend nahm er ihn in seine Arme.

„Gut, dass du wieder da bist. Broncho dreht fast durch, wenn du fort bist.“ Zufido war erleichtert. In der nächsten Maginacht konnte er wieder in seiner eigenen Höhle schlafen.

Dann wollte Malipu wissen, wie Jojotu Oma Berta vorgefunden hatte. Die anderen Magihexer setzten sich dazu, auch sie wollten hören, welche Sorgen Oma Berta quälten und wie ihr geholfen werden könnte. Während Jojotu davon berichtete, drängte sich Broncho dicht an ihn.

Als Malipu alles erfahren hatte, wiegte er nachdenklich seinen Kopf. „Wenn es dazu kommt, dass die Eltern mit den Kindern wegziehen, wird es nicht einfach für uns werden, dabei die beste Lösung für alle zu finden“, meinte er.

Die andern nickten. Das glaubten sie auch.

Als sie danach auseinanderschhwebten, der eine hierhin, der andere dorthin, wären Maliputti und Broncho fast zusammengestoßen. Gerade noch rechtzeitig konnte Maliputti ihm ausweichen und einen großen Bogen um ihn machen.

„Du bist albern! Er tut dir nichts. Es hätte bestimmt mehr Spaß gemacht, wenn du dabei gewesen wärst, als ich ihm das Fliegen beigebracht habe“, warf ihm Babahu vor.

„Lass ihm Zeit! Er wird ihn bald mögen wie wir“, mahnte Malipu.

Immer hatten Babahu und Maliputti alles zusammen gemacht, jeden Unfug. Wo der eine war, war auch der andere gewesen. Die Magihexer dachten längst nicht mehr daran, wie sehr sie sich zuerst vor dem großen Bronchotaurier aus dem Zauberberg gefürchtet hatten. Nur Maliputti ging dem kleinen Broncho lieber noch aus dem Weg. Dabei schaute er ihm bereits oft neugierig nach. Auch jetzt, als Jojotu sich mit Broncho zu ihrer gemeinsamen Höhle zurückzog. Jojotu schwebte voran und Broncho mit seinen Armen die Flügel schlagend sprang hinterher. Eng beieinander saßen Sie noch ein Weilchen davor, ehe die Maginacht anbrach.

*

m nächsten Magitag erwachte Broncho glücklich, Jojotu war wieder bei ihm. Er wich ihm nicht von der Seite, rannte ihm Flügel schlagend hinterher und freute sich, wenn er dabei mit seinen Krallenfüßen vom Boden abhob. Als Jojotu das sah, nahm er ihn zum ersten Mal mit zu der Quelle am höchsten Berg von Magihexanien. Alle Geistwesen ernährten sich davon. Mehr springend als fliegend folgte er dem voranschwebenden Jojotu. Es war anstrengend für ihn. „Nicht so schnell!“, rief er, schwang sich aber schon kühn von einem Felsvorsprung zum nächsten. So gelangten sie dorthin.

Als Broncho das sprudelnde Quellwasser sah, neigte er sich gleich nieder, tauchte seinen Schnabel hinein und trank. Nun brauchte er dazu keinen Becher mehr. „Jetzt bin ich schon ein großer Bronchotaurier, der allein trinken kann“, sagte er stolz.

„Na ja, ein etwas größerer ...“, meinte Jojotu lachend und schöpfte sich seinen Trank mit dem Becher.

„Aber klein bin ich nicht mehr“, beharrte Broncho.

„Nein, ein Stück bist du gewachsen“, gestand ihm Jojotu zu.

Erneut tauchte Broncho seinen Schnabel tief in das Quellwasser und trank.

„Nun ist es genug. Nicht zu viel. Sonst bekommt dir das nicht“, mahnte Jojotu.

„Krieg ich dann Bauchweh?“, wollte Broncho wissen.

„Das kann sein“, antwortete Jojotu und lächelte.

Sie machten sich auf den Heimweg. Diesmal sprang Broncho mit den Flügeln schlagend Jojotu voran, nun den Berg hinab. Dabei ging es immer besser, mitunter blieb er schon zwei Flügelschläge über dem Boden.

„Schaut, wie ich fliegen kann!“, rief er den Magihexern zu, als sie in die Nähe der Höhlen kamen.

Doch die schauten nur flüchtig auf. Sie standen beieinander und blickten ins Tal hinunter, wo unzählige Koboldiner zum Lebensfluss strebten.

Was ist da los? Warum müssen so viele zur Erde?“, fragte Jojotu noch erstaunt, da spürte auch er, dass er dabei gebraucht wurde und sich mit den Koboldinern auf den Weg machen musste. Und zu ihm gesellten sich sogar noch Satano, der Quäler, Asgeida, der Ausgleichende, Ermano, der Ermahner, und Babahu, der Schabernack.

„So viele? Was ist das für eine Aufgabe, die uns auf der Erde erwartet?“, wunderte sich Babahu.

„Dann kommt! Je eher wir dort sind, umso eher wissen wir es“, erwiderte Satano und streckte sich zum Abflug. Die andern folgten ihm.

Nur Jojotu konnte sich nicht strecken. Broncho schrie:„Nein! Du darfst mich nicht wieder allein lassen!“ und klammerte sich an ihm fest.

„Ich muss! Es ist meine Aufgabe.“ Jojotu versuchte, sich von ihm zu lösen.

Zufido sah es und schwebte sofort heran. „Ich bleibe bei dir“, sprach er beruhigend auf Broncho ein und zog ihn weg von Jojotu.

„Du bist aber nicht Mama Jo.“ Broncho ließ Jojotu nicht los und wollte Zufido abwehren.

Doch der hielt ihn fest „Ich kann mit dir das Fliegen weiterüben. Wenn Jojotu das nächste Mal zurückkommt, fliegst du ihm vielleicht bereits wirklich entgegen“, lockte er ihn.

„Meinst du?“ Ein fragender Blick von Broncho zu Zufido genügte, dass sich Jojotu von ihm lösen und den andern folgen konnte auf dem Weg zur winterlichen Erde.

Als Broncho das sah, rief er weinend: „Warum nimmst du mich nicht mit?“, dabei drängte er sich bereits an Zufido.

Während alle ihnen nachsahen, überlegte Bemasus, der Bremser: „Das muss eine besonders schwere Aufgabe sein, wenn gleich so viele von uns zu Erde gerufen werden.“

„Das hat bestimmt etwas mit den Eisluchsen zu tun“, vermutete Atanus, der Antreiber.

„... und mit Tieren. Ist das richtig?“, fragte Maliputti, der für einen Moment vergaß, dass er sich in der Nähe von Broncho befand.

„Sicher wird es auch mit Tieren etwas zu tun haben. Dafür sind die Koboldiner ja zuständig?“, bestätigte Malipu. Dann rief er den davonschwebenden Magihexern nach: „Seid vorsichtig! Bleibt vom Eis der Flüsse und Seen weg!“

Der Winter auf der Erde war eine Zeit, in der es dort nicht ungefährlich für die Magihexer war. Schnee konnte ihnen zwar nichts anhaben, doch vor dem Eis der Flüsse und Seen mussten sie sich hüten. Damit durften sie nicht in Berührung kommen, sonst würden sie erstarren und auf der Erde verdampfen, wenn sie nicht rechtzeitig nach Magihexanien gebracht werden konnten. Das wusste aber jeder von ihnen, daran mussten sie nicht erinnert werden. Doch Malipu war stets erst froh, wenn seine Magihexer aus dem winterlichen Teil der Erde unbeschadet zurückkehrten.

Die Koboldiner und Magihexer erkannten bald, worum es bei dieser Aufgabe ging als sie auf eine schneebedeckte Landschaft zu flogen.

Viel zu viele Katzen

Am Rande einer Stadt gab es einen kleinen See, um den sich viele hübsche Gärten mit einzelnen Häusern drängten. Manche davon waren einfach, andere anspruchsvoll. Hier lebte eine alte Frau einsam und allein im kleinsten Haus einer Straße. Niemand sah nach ihr. Wer kannte noch ihren Namen? „Katzenmutter“ nannte man sie.

Jeden Nachmittag pünktlich um vier Uhr stand sie in ihrem Garten und rief: „Miez, Miez, Miez!“ Es war Futterzeit. Dann kamen sie von allen Seiten heran, die braunen, die schwarzen, die weißen und die gefleckten Katzen, sie sprangen über Zäune oder krochen darunter durch. Wie viele waren es? Wusste es die alte Frau noch?

Zuerst war es ein Nachbar gewesen, der ihr eine herrenlose Katze gebracht hatte, dann noch einer und noch einer. So wurden es immer mehr, bis die Nachbarn die umherstreunenden Katzen nur noch als Plage empfanden.

Da war wohl niemand mehr, der auf die alte Frau gut zu sprechen war, weder die Müllers noch die Meyers, auch nicht Frau Ludwig oder die Familie Becker, schon gar nicht der unmittelbare Nachbar, Herr Ritter „Die Alte ist doch nicht mehr ganz richtig im Kopf“, sagten sie und: „Man sollte ihr die vielen Katzen wegnehmen.“

Besonders Herr Ritter tat sich damit hervor, ihr anzudrohen, er werde jede Katze fangen und im Tierheim abgeben, die noch einmal in seinen Garten käme. Doch bisher hatte er es nicht getan.

Die Kinder in der Straße, die längst hörten, wie abfällig die Erwachsenen über sie sprachen, plärrten ihr bald hinterher: „Katzenhexe“. Es machte ihnen Spaß, sie zu ärgern. Besonders schlimm war es im Winter, wenn der kleine See zugefroren war, wenn Schnee lag, dann war das Haus der Katzenmutter und ihre Katzen ein willkommenes Ziel für Schneebälle. Die donnerten nur so gegen ihre Fensterscheiben. „Da drin ist alles voller Katzendreck!“, schrieen sie und: „Die Alte stinkt!“ Dabei hielten sie sich ihre Nasen zu. Der Schlimmste von allen war der Dennis Becker, gerade zehn Jahre alt. Er war bemüht, den andern Kindern der Straße mit neuen bösartigen Einfällen zu imponieren.

Die Nachbarn sagten nichts dazu, rügten die Kinder nicht einmal oder ermahnten sie. Sie wünschten und hofften, die Katzenmutter würde es bald leid sein und aus ihrer Straße wegziehen. „Sie stört“, sagten sie, „Sie passt nicht hierher.“

Längst lagen die Eisluchse, die böse Menschen erbeuten wollen, auf der Lauer. Bei so viel Missgunst mussten diese Menschen für sie doch zur leichten Beute werden. Nur noch ein paar Bösartigkeiten fehlten, dann könnte kein Magihexer mehr an sie herankommen und sie ihnen streitig machen. Am Ende ihres Lebens würden diese Menschen zu Eistropfen werden und sie könnten sie für alle Ewigkeit mitnehmen in ihr eisiges Reich am Nordpol.

Sie jubelten, als einer der Nachbarn, vielleicht Herr Müller oder Herr Meyer, Gift in seinem Garten auslegte. Sofort rückte einer der Eisluchse dicht an ihn heran und rieb sich frohlockend die Pfoten.

Schon bald danach schleppte sich mühsam eine Katze mit Schaum vorm Maul zur Katzenmutter. Entsetzt wickelte sie das sich vor Schmerzen windende Tier in eine Decke, legte es auf ihren kleinen Handkarren, kratzte ihr Erspartes zusammen und lief so schnell sie konnte zum Tierarzt. Der aber konnte nicht mehr helfen, die Katze starb qualvoll.

Weinend, mit ihrem leeren Handkarren, lief die Katzenmutter nach Hause durch die Straße, in der die Nachbarn schweigend hinter den Fenstern standen.

Keiner fand ein Wort der Empörung oder des Bedauerns für sie. „Eine Katze weniger“, freute sich sogar einer.

Plopp, gleich saß ein Eisluchs bei ihm, wie bei dem, der das Gift ausgelegt hatte. Die andern warteten sprungbereit nur darauf, dass ein weiterer Nachbar einen bösen Wunsch äußerte. Nein, die Magihexer brauchten nicht erst zu kommen, bei diesen Menschen würden sie nichts mehr ausrichten können, dafür wollten die Eisluchse sorgen.

Doch noch ehe sie sich versahen, waren die Magihexer da und mit ihnen die Koboldiner. Die kümmerten sich sofort um die Katzen und sorgten dafür, dass keine mehr von dem Gift fressen konnte.

Die Magihexer sahen sich um und staunten, wie viele Eisluchse hier waren. Babahu juckte es, nicht nur denen, sondern auch diesen überheblichen Nachbarn einen Streich zu spielen. Aber Satano bremste ihn. „Dazu ist das, was hier geschieht, viel zu ernst“, meinte er.

„Gibt es in dieser Straße überhaupt noch einen Menschen, der keine leichte Beute für die Eisluchse ist?“, fragte Jojotu, der Tröster, entsetzt. „Was können wir tun? Wie soll ich die Katzenmutter trösten bei diesem Unfrieden?“

„Wir müssten jeden einzelnen der Nachbarn beeinflussen. Wie aber können wir das schaffen bei so vielen Eisluchsen?“ Ermano war ratlos.

„Und doch kann es in dieser Straße nur Frieden geben, wenn es uns gelingt, die Nachbarn mit der Katzenmutter zu versöhnen“, überlegte Asgeida, der Ausgleichende.

„Am liebsten würde ich die Eisluchse verjagen, gleich mit meinem Dreizack auf sie losgehen. Schaut nur mal, wie siegessicher die schon sind“, brummte Satano und stieß gereizt mit seinem Dreizack auf.

Fast unbemerkt sammelten sich die Eisluchse zu einer Front ihnen gegenüber, grinsten frech herüber und neigten ihre Hörner drohend.

Asgeida blickte nur flüchtig hin. Er grübelte: „Es muss etwas geschehen, was die Nachbarn den Groll gegen die Katzenmutter vergessen lässt.“

„Und was soll das sein? Wie willst du das erreichen?“, fragte Jojotu zweifelnd.

Babahu grinste. „Wir könnten die Koboldiner dazu bringen, alle Katzen weglaufen zu lassen. Dann ist Ruhe in dieser Straße.“

„Und die alte Frau wird darüber so unglücklich sein, dass ich sie nicht mehr zu trösten vermag. Das ist kein guter Vorschlag“, meinte Jojotu kopfschüttelnd.

Während Jojotu noch weiter ratlos klagte, rief Babahu plötzlich: „Ich weiß, was ich tue!“ und schwuppdiwupp schoss er los, noch ehe einer fragen konnte, was er im Sinn hatte.

Er überredete einen Koboldiner, einem Kater einzugeben, dass er eine lebendige Maus fangen und sie dem bösen Nachbarn, Herrn Ritter, vor die gerade offene Terrassentür legen sollte.

So geschah es. Wie von Babahu erwartet, rannte die Maus danach voller Angst und Panik durch die Tür ins Haus. Genüsslich plusterte sich Babahu auf, setzte sich davor und wartete ab.

Es dauerte nicht lange, da schallten gellende Schreie zu ihm heraus. Frau Ritter sprang auf Stuhl und Tisch. „Eine Maus! Mach die Maus tot!“, forderte sie ihren Mann auf.

„Diese verdammten Katzen! Nur die schleppen so etwas an.“ Herr Ritter fluchte und jagte hinter der Maus her. Die wieselte in ihrer Angst durchs Zimmer, versuchte sich zu verkriechen und wurde wieder hervorgejagt. Herr Ritter ihr hinterher. Er bekam sie nicht. Die Stehllampe rannte er um. Eine Bodenvase mit einem Strauß bunter Zweige ging zu Bruch. Das Wasser daraus ergoss sich auf den Teppich.

„Egon, pass doch auf!“, schrie Frau Ritter entrüstet von ihrem erhöhten Platz aus.

„Warte! Gleich hab’ ich sie!“ Herr Ritter gab nicht auf. In seinem Eifer, machte er einen Sprung nach vorn, ging dabei selbst zu Boden und riss einen Ständer mit Vogelbauer um. Der Kanarienvogel darin flatterte in Panik wie wild. Die Maus war weg.

„Hansi, mein armer Hansi! Was machst du? Bist du zu blöd, eine Maus zu fangen?“, zeterte Frau Ritter.

„Dann komm doch runter und fang sie selbst!“ Herr Ritter erhob sich missgelaunt, humpelte ein paar Schritte und sah sich suchend nach der Maus um. Nein, fangen konnte er sie nicht mehr. Als er sie wieder sah, lief sie geradeso zur Terrassentür hinaus, so, wie sie hereingekommen war. Blitzschnell sprang er vor und schloss die Tür. „Die ist weg!“, sagte er, als wäre es sein Verdienst. Fluchend machte er sich dann daran, das Vogelbauer wieder aufzustellen, während Frau Ritter von ihrem erhöhten Platz herunterstieg.

„Der schöne Teppich! Nun ist er hin!“, jammerte sie und bedachte ihren Mann dabei mit einem vorwurfsvollen Blick.

Der knurrte gereizt, richtete auch die Stehlampe wieder auf und versuchte den ramponierten Lampenschirm zu richten.

Babahu saß dabei und hielt sich seinen Bauch vor Lachen. Aber das Lachen verging ihm, als Herr Ritter die Stehlampe einschalten wollte, sie nicht erstrahlte, sondern es nur krachte und Funken sprühten. Mit einem zornigen Stoß hätte er sie beinahe erneut umgestoßen. Er kochte vor Wut. „Nun ist es genug! Jetzt unternehme ich etwas gegen diese verrückte Alte!“, schwor er.

Plopp, da sprang ein Eisluchs vor Babahu. „Das hast du gut gemacht!“, lachte er zynisch „Nun habe ich ihn da, wohin ich ihn haben wollte. Wusste gar nicht, dass du für uns arbeitest“, verhöhnte er ihn.

Entsetzt kamen die andern Magihexer dazu. „Was hast du getan?“, riefen sie verärgert. „Wie sollen wir jetzt die bösen Nachbarn mit der Katzenmutter versöhnen, wenn Herr Ritter einen Grund hat, die andern weiter gegen sie aufzuhetzen?“

Babahu wusste nicht, sollte er schuldbewusst oder wütend sein. Es wurmte ihn, dass sich dieser Eisluchs einfach vor ihn hingestellt hatte, ohne ihn zu bedrohen. So etwas hatte es noch nie gegeben. Der wird sich wundern! Das lasse ich nicht auf mir sitzen! Es ihm zu zeigen, das nahm er sich vor. Aber den andern verriet er davon nichts.

*

Wieder hockten sich die Magihexer zusammen und berieten, was sie für die alte Frau und ihre Katzen tun könnten.

Derweil zogen sich die Eisluchse immer enger vor ihnen zusammen und ließen sie nicht aus den Augen. Mit einem Schlag ihres Schwanzes würden sie ihnen entgegenspringen, um keinen von ihnen an ein Ohr der Menschen heranzulassen.

Doch wie sonst sollten die Magihexer einen Menschen beeinflussen, wenn sie ihm nicht durch ein Ohr in seine Gedanken hineinwirken konnten? Aufgeben wollten sie aber nicht. So machte einer nach dem andern einen Vorschlag. Nur keinem stimmten alle zu. Bedrückt schauten sie schließlich drein.

„Ja, können wir denn gar nichts für die alte Frau tun?“ Jojotu war verzweifelt. „Uns ist doch immer etwas eingefallen, selbst wenn es gegen die Eisluchse aussichtslos zu sein schien.“

Ratlos sahen sie sich an, bis Asgeida fragte: „Du bist so still, Babahu. Weißt du etwas?“

Zögernd blickte sich Babahu um. „Schon! Aber es wird euch nicht gefallen.“

Gespannt sahen sie ihn an.

„Rede!“, forderte Satano.

„Also gut! Wie oft geht Dennis, der freche Junge von den Beckers, heimlich aufs Eis des Sees, obgleich die Eltern es ihm verboten haben. Wir könnten ihn ins Eis einbrechen lassen. Ihm würde das zugleich eine Lehre sein. Doch wir passen auf, dass ihm nicht wirklich etwas geschieht. Wenn wir aber dafür sorgen, dass die Katzenmutter ihn herauszieht, so wird er sich in seiner Angst an sie klammern und vergessen, wie gern er sie geärgert hat. Müssten die Beckers ihr dann nicht für seine Errettung dankbar sein? Vielleicht brauchten wir uns danach keinem der Nachbarn mehr zu nähern, um ihn zu beeinflussen. Wir könnten den Eisluchsen eine Nase drehen, weil bestimmt dadurch nicht nur die Beckers, sondern auch alle andern nachdenklich werden und mit der Katzenmutter nachsichtiger umgehen würden.“

Einen Moment schwiegen sie.

Die Eisluchse wurden misstrauisch, rückten ein Stück näher und hoben drohend ihre Eispickel.

„Das hört sich gut an“, überlegte Asgeida.

„Nur, wie soll diese alte Frau den Jungen retten? Sie ist viel zu schwach dazu“, gab Ermano zu bedenken.

„Ich werde ihr dabei helfen, ohne dass sie es merkt“, erklärte Babahu.

„Hm, das mit dem Eis, ihn da einbrechen zu lassen, kann ich übernehmen“, überlegte Satano.

„Dabei musst du aber höllisch aufpassen, damit du nicht selbst mit dem Eis in Berührung kommst. Du weißt, sonst wirst du erstarren und kannst nicht mehr schweben“, warnte Jojotu.

„Ja, ja, ich gebe schon Acht! Wenn ihr mir dabei nur die Eisluchse vom Leib haltet“, antwortete Satano.

„Und wer gibt dem Jungen ein, gerade jetzt zum Eis zu gehen? Es wird schwer sein, an ihn heranzukommen. Auch in seiner Nähe sitzt bereits lauernd ein Eisluchs“, fragte Jojotu.

„Das lasst mich nur machen. Den werde ich überlisten, wenn ich an allen anderen vorbeikomme. Ein einziger Eisluchs ist kein Hindernis für mich“, erwiderte Babahu grinsend,

„Sei nicht zu übermütig“, warnte Satano. „Du weißt, die Eisluchse warten nur darauf, dir eins auszuwischen, weil du sie zu oft zum Narren gehalten hast.“

„Keine Sorge! Den Gefallen tue ich ihnen nicht“, tat Babahu das ab.

„Nun gut! Doch wenn wir das erreicht haben, so hat die Katzenmutter darum noch immer nicht weniger Katzen. Darum werden die Nachbarn auf Dauer nicht geduldiger mit ihr umgehen.“ Ermano dachte bereits weiter.

„Warum hat sie überhaupt so viele Katzen? Weil sie nie nein sagen konnte, wenn ihr jemand eine gebracht hat. Wir brauchen nur dafür zu sorgen, dass nicht alle bei ihr bleiben. Bestimmt würde sie so manche Katze abgeben, wenn sie wüsste, dass sie in gute Hände käme“, überlegte Asgeida.

„Das ist es!“, rief Satano. „So machen wir es!“

Misstrauisch hatten die Eisluchse sie bis jetzt beobachtet. Aber plötzlich wurden sie unruhig und wandten sich ab.

„Was hat das zu bedeuten?“, wunderte sich Asgeida.

„Da ist etwas im Busch. Hört ihr? Die Nachbarn kommen wütend auf das Haus der Katzenmutter zu. Es ist zu spät! Was können wir tun?“, jammerte Jojotu.

„Abwarten! Unsere Chance kommt noch.“ Babahu gab nicht auf.

*

Während die Magihexer sich beraten hatten, war es Herrn Ritter gelungen, voller Groll und Wut, die anderen Nachbarn aufzuhetzen. Mit Sack und Stock bewaffnet zogen sie zusammen zum Haus der Katzenmutter. „Der Katzenplage machen wir jetzt ein Ende!“, rief einer. Sie wiegelten sich gegenseitig auf. Nein, es reichte ihnen, jetzt gab es kein Pardon mehr, jetzt halfen sie sich selbst. So meinten sie.

Nichts ahnend, noch immer traurig um die schöne Katze, die vergiftet worden war, stand die Katzenmutter in ihrem Haus und plättete einen großen Berg Wäsche. Schnurrend lag dabei ihre Lieblingskatze zu ihren Füßen, als es klingelte. Sie schlurfte zur Tür und konnte sich nicht erklären, wer zu ihr kommen sollte. Vorsichtig öffnete sie, aber sofort wurde ihr die Tür aus der Hand gerissen, sie selbst beiseite geschoben und herein drängten die Nachbarn. „Jetzt ist Schluss mit der Katzenplage!“, riefen sie und schlugen gleich los mit ihren Stöcken in jede Ecke. Sie scheuchten die Katzen aus ihren Verstecken, wollten sie greifen und in Säcke stopfen. Zum Tierheim sollten alle gebracht werden. Nicht eine sollte übrig bleiben. Aber die Katzen waren flink, wehrten sich, bissen und kratzten. Doch die Nachbarn gaben nicht auf.

Verzweifelt und hilflos versuchte die Katzenmutter ihnen Einhalt zu gebieten. Doch unsanft stießen die zornigen Männer sie aus dem Weg. Nahm sie eine Katze beschützend in die Arme, so wurde sie ihr entrissen und in einen Sack gesteckt. Rücksichtslos wüteten die Nachbarn. Die Eisluchse waren dicht bei ihnen und auf der Hut, um keinen Magihexer heranzulassen.

„Was macht ihr nur?!“ Die Katzenmutter gab verzweifelt auf. Sie setzte sich in eine Ecke und schlug die Hände vors Gesicht. Sie konnte es nicht verhindern, dass ihre Lieblinge gejagt, gefangen und in Säcke gesteckt wurden.

Den Eisluchsen gefiel das. Diese wütenden Menschen gehörten ihnen. Die Magihexer sollten nicht wagen, näher zu kommen. So schlossen sich viele zu einer Front gegen sie zusammen, während andere dicht bei den zornigen Männern blieben. Wie viele Eisluchse waren das inzwischen geworden, die nach den Magihexer mit ihren Tatzen schlugen, mit ihren Hörnern stießen, drohend ihre Eispickel schwangen und sie anfauchten? Nein, die Eisluchse wollten sich auch nicht einen dieser vor Wut bösen Menschen wieder abjagen lassen. Nur um das Plättbrett, mit dem noch immer heißen Eisen darauf, machten sie einen Bogen, mit Hitze wollten sie nicht in Berührung kommen. Das wäre zu gefährlich für sie. Es hätte sie unfähig gemacht zu springen und in ihr eisiges Reich zurückzukehren.

„Wir können doch nicht tatenlos zusehen, wie die Männer hier wüten. Sie sollen wissen, dass sie Böses tun“, empörte sich Ermano. Noch ehe es einer verhindern konnte, versuchte er über das Plättbrett weg an den Eisluchsen vorbeizuschweben, um einen der Männer zu erreichen.

Die Eisluchse verharrten nur so lange, wie er in der Nähe des heißen Plätteisens war. Kaum war er darüber hinweg, schlug einer von ihnen mit seinem Schwanz kräftig auf, sprang vor und bohrte ihm seine Hörner tief in den Wolkenleib. Ermano schrie auf und wich zurück. Die Augen des Eisluchses flackerten siegesfroh. Drohend schwangen auch die andern ihre Eispickel. Nein, an ihnen sollte kein Magihexer vorbeikommen.

Dennoch fuhr Satano vom Zorn gepackt mit seinem Dreizack voran auf die Eisluchse zu, um ihre Mauer zu durchbrechen. Doch auch er bekam nur die Tatze eines Eisluchses zu spüren. Asgeida, der ihm folgen wollte, konnte gerade noch zurückweichen, ehe ein Eispickel auf ihn niedersauste.

Es schien hoffnungslos zu sein. So schnell wie die Männer hinter den Katzen her waren, so schnell stießen sich auch die Eisluchse mit ihren Schwänzen ab und waren blitzschnell zwischen Mensch und Magihexer. Hilflos mussten sie mit ansehen, wie auch die Koboldiner nichts für die Tiere tun konnten und eine Katze nach der anderen gefangen wurde. -

„Warum gebt ihr nicht auf und zieht heim zu eurem Oberhexer. Hier habt ihr nichts mehr verloren“, forderten die Eisluchse schon siegessicher.

„So leicht machen wir es euch nicht!“, rief Babahu frech zurück.

„Hör sich einer den Kleinen mit der großen Klappe an. Gib auf! Uns kannst du nicht ärgern“, spottete ein Eisluchs.

„Dreimal Magidreck! Dir zahle ich es noch heim, du wirst dich wundern“, schrie Babahu.

„Wenn du dich nur nicht selbst wunderst. Nimm dich in Acht! Wir warten nur darauf, dich zu kriegen“, rief ein anderer Eisluchs mit vor Zorn funkelnden Augen und sprang herausfordernd vor.

„Hör auf, reize sie nicht!“, versuchte Jojotu, ihn zurückzuhalten. Ihm war nicht wohl bei diesen vielen Eisluchsen. Er blieb lieber im Hintergrund bei der Katzenmutter, während die andern unbeirrt versuchten, irgendeinen der Männer zu erreichen, um ihn zu beeinflussen. Dabei fingen sie sich mehr Hiebe ein, als sie gegen die Eisluchse austeilen konnten.

Es half alles nichts, hier schienen die Magihexer machtlos zu sein. Satano blickte sich um. Er sah immer mehr geschlossene Säcke, in denen Katzen jämmerlich schrieen. Bald würden auch die letzten eingefangen sein. Selbst die Koboldiner wussten nicht mehr, wie sie den Katzen noch helfen könnten und zogen sich mutlos zurück. „Wir haben nicht mehr viel Zeit, um deinen Plan zu verwirklichen, Babahu. Wenn die Männer erst alle Katzen eingefangen und weggebracht haben, ist es zu spät“, rief er den anderen zu.

„Das ist wahr, es muss jetzt geschehen“, stimmte auch Ermano zu und hielt sich nicht nur seinen schmerzenden Wolkenkörper, sondern noch einen Arm, den ein Eispickel getroffen hatte.

Babahu überlegte nicht lange. „Gut, dann lasst uns alles so machen, wie wir es besprochen haben. Ich kümmere mich jetzt um Dennis.“

„Pass auf, dass du mit dem Eis des Sees dabei nicht in Berührung kommst“, rief ihm Jojotu noch nach. Aber Babahu hörte es nicht mehr. Er war bereits aus dem Haus und in einen Nachbargarten zu Dennis geschwebt.

Der hatte hier gerade einen großen Schneemann gebaut. Noch musste sich der Eisluchs, der bei ihm war, in einiger Entfernung von ihm aufhalten, weil all seine böse Gedanken und Taten noch nicht dazu ausreichten, dass er näher an ihn heranrücken konnte. Zudem war er auch unaufmerksam, lauschte lieber, was nebenan im Haus der Katzenmutter geschah. So konnte Babahu leicht an ihm vorbei zu Dennis gelangen und ihm eingeben, zum See zu gehen, um von dort Schilf als Besen für seinen Schneemann zu holen.

Erst als es für ihn zu spät war, bemerkte der Eisluchs Babahu. Wütend drohte er mit seinem Eispickel und schlug mit seinem Schwanz auf, als wollte er ihm folgen. Aber er konnte ja Dennis nicht verlassen, so lachte Babahu nur höhnisch zurück und machte, dass er wegkam.

Am See traf er mit Satano zusammen. Lange brauchten sie nicht auf Dennis zu warten. Wie Babahu es ihm eingegeben hatte, näherte er sich dem See. In einiger Entfernung folgte ihm der Eisluchs und beobachtete misstrauisch die Magihexer. Babahu grinste und tat gelangweilt.

Dennis lief derweil am Ufer entlang. Er suchte sich die beste Stelle mit dem höchsten Schilf aus. Dann betrat er das Eis auf dem See. Vorsichtig ging er Schritt für Schritt immer tiefer in das Schilf hinein.

Satano mit seinem Dreizack schwebte über ihm. Der Eisluchs fluchte. Er konnte sich aber nicht mehr zwischen die Magihexer und Dennis drängen, die waren schon zu dicht bei ihm. Babahu frohlockte. Als Dennis sich weit genug vom Ufer entfernt hatte, glitt Satano hinunter und stieß seinen Dreizack vor den Füßen des Jungen in das Eis. Erst mit einem Knall, dann mit kräftigem Knirschen brach es unter ihm auseinander. Dennis schrie, griff wie wild um sich und fand keinen Halt. Stück um Stück brach das Eis weg. Er sank immer tiefer.

„Babahu, beeile dich!“, drängte Satano.

„Ja doch!“ So schnell es ging schleppte Babahu einen Balken heran, der für ihn fast zu schwer war. Mit einem Sprung wollte ihm der Eisluchs den Weg versperren. Zu spät! Babahu war schnell vorbei. Ungehindert glitt er zu dem Jungen und ließ den Balken fallen.

Sofort klammerte sich Dennis daran. „Hilfe!“, schrie er, „Hilfe!“ Doch niemand hörte ihn bei dem Lärm im Haus der Katzenmutter. Das eiskalte Wasser klebte seine Kleidung am Körper fest. Er fror entsetzlich. Krampfhaft umklammerte er den Balken, von dem er nicht wusste, woher er plötzlich gekommen war. Jeder Versuch, sich daran selbst herauszuziehen und zu befreien, misslang ihm. Er konnte nichts tun, als sich über Wasser zu halten. Bald waren ihm die Glieder so kalt, dass er sie kaum noch spürte. Die Hände drohten, ihm von dem Balken abzurutschen.

„Wo bleibt die Katzenmutter! Warum schickt Jojotu sie nicht?“ Satano glitt unruhig um Dennis herum.

Abwartend saß der Eisluchs im Schilf. Ihm wäre es recht, wenn Dennis ertrinken würde. Vielleicht reichten dessen böse Streiche bereits, um ihn danach zu einem grauen Eistropfen werden zu lassen, den er mitnehmen könnte in sein eisiges Reich. „Euer Plan geht wohl nicht auf?“, höhnte er.

„Mach dir keine Hoffnung! Du erbeutest Dennis nicht“, zischte Babahu wütend zurück.

Doch Satano mahnte ungeduldig: „Wir werden ihm heraushelfen müssen, wenn die Katzenmutter nicht bald kommt?“

Da knackten Zweige auf dem Weg zum See. Wie es ihr Jojotu eingegeben hatte, näherte sich die alte Frau, ohne selbst zu wissen, warum. Es hatte sie nur aus dem Haus getrieben, irgendwohin. Sie konnte es nicht mehr ertragen, ohnmächtig mit anzusehen, was mit ihren Lieblingen geschah. Sie hatte sich ihr Tuch umgelegt, es fest um die Schultern gezogen und war einfach hinausgegangen in die Kälte. Weinend hatte sie ihren Garten verlassen und kam nun zum kleinen See.

Zuerst erreichten sie die Hilferufe von Dennis in ihrem Kummer nicht. Aber dann – was war das? Die Stimme eines Kindes! Ihre Tränen versiegten. Suchend lief sie am Ufer entlang, nur von dem Wunsch beseelt, dem Kind zu helfen. Endlich entdeckte sie ihn, den hilflosen Jungen, gefangen zwischen dem Schilf im Eis, zitternd mit blauen Lippen. Sie erkannte, lange würde er sich nicht mehr über Wasser halten können. Sie hatte keine Zeit, Hilfe zu holen. Sie selbst musste versuchen, ihn zu retten, sie ganz allein. Suchend sah sie sich um, erblickte ein langes Brett, das Babahu dazu bereits hingelegt hatte, und überlegte nicht lange. Vorsichtig schob sie es auf das Eis, bis zu dem Balken, an dem sich Dennis festhielt. Langsam kroch sie darauf voran, ohne daran zu denken, dass auch sie in das Eis einbrechen könnte. Vor Anstrengung begannen ihr alle Glieder zu zittern. Sollte ihre Kraft nicht ausreichen? Sie verhielt einen Moment. „Pack das Brett! Zieh dich daran hoch!“, rief sie Dennis zu. Doch sie blickte nur in vor Angst geweitete Augen, sah ihn ein Stück vom Balken abrutschen und tiefer ins Eis sinken. Mühsam, mit ihren alten Gliedern flach auf dem Brett liegend, zog sie sich weiter vorwärts.

Jetzt war es Zeit für Babahu, ihr viel Kraft einzugeben. Geschwind glitt er dicht zu ihr heran. Tief musste er sich hinunterbeugen, um ihr dazu ins Ohr zu blasen. Beinahe hätte er dabei selbst das Eis berührt.

„Pass auf!“, rief entsetzt Satano.

Geschwind schwebte Babahu hoch.

Danach sahen beide gespannt zu, wie sich die Katzenmutter vorsichtig bis zum Ende des Brettes vorschob. „Gib mir deine Hand!“, forderte sie Dennis auf. Doch der starrte sie nur angstvoll an und ließ den Balken nicht los. Sie stöhnte und rückte ein Stück vor, über das Brett hinaus.

„Das geht nicht gut! Das schafft sie nie!“ Satano wollte vorschnellen, um ihr zu helfen.

„Warte!“, Babahu hielt ihn zurück.

Der Eisluchs lachte. „Passt nur auf, dass euch nicht beide ertrinken!“

„Darauf kannst du lange warten“, antwortete Babahu, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.

„Wieso bist du so sicher?“ Satano fiel es schwer, ruhig zu bleiben.

„Ich habe ihr mehr Kraft eingeblasen, als sie jemals in jungen Jahren hatte“, versicherte Babahu.

„Trotzdem! Ich wünschte, wir hätten uns darauf nicht eingelassen“, meinte Satano.

„Da, schau! Du wirst bald anders denken. Jetzt hat sie ihn erreicht und kann ihn fassen. Sie wird es schaffen. Du wirst es sehen!“ Aufgeregt vor Spannung quoll Babahu hin und her.

Fest hatte die Katzenmutter Dennis gepackt. Mit ungeheurer Kraft musste sie ihn vom Balken lösen. Sofort klammerte er sich an sie und hätte sie beinahe hinuntergezogen. Mit letzter Anstrengung rutschte sie zurück und zog ihn dabei Stück für Stück heraus, bis er vor Kälte steif und zitternd auf dem Brett lag. Sie dachte dabei nicht darüber nach, woher sie die Kraft nahm. Sie war nur von dem Wunsch beseelt, Dennis, dieses Kind, vor dem Ertrinken zu bewahren, egal, was er ihr jemals angetan hatte.