20.000 Lichtjahre unter de Meer - Martin Cordemann - E-Book

20.000 Lichtjahre unter de Meer E-Book

Martin Cordemann

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Beschreibung

Die Finsternis der Sterne – Heft 2: "20.000 Lichtjahre unter de Meer" Jetzt mit noch größeren Raumschiffen! größeren Aliens! größeren Schlachten! größeren Brüsten! Die Reise des größten Kriegsschiffs, das die Menschheit je gebaut hat, geht weiter, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat! Fremde Völker, Freunde und Feinde – und Sex, bis der Arzt kommt! Oder in dem Fall die Ärztin. Was mehrdeutig ist. Jawohl. Wer beim letzten Mal Spaß am Sex in der Schwerelosigkeit hatte, der wird hier sehen, was in Sachen Beischlaf im Weltraum noch so alles möglich ist. Und dann gibt's natürlich auch noch das andere Weltraumzeugs, das einen auf einer solchen Reise erwartet, aber letztlich ist es doch die schönste Sache der Welt oder vielmehr des Weltraums, die sowas so richtig prickelnd macht – und damit ist keine Geschlechtskrankheit gemeint...!

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Seitenzahl: 279

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Martin Cordemann

20.000 Lichtjahre unter de Meer

Die Finsternis der Sterne – Heft 2

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

LOG II/01

LOG II/02

LOG II/03

LOG II/04

LOG II/05

LOG II/06

LOG II/07

LOG II/08

LOG II/09

LOG II/10

LOG II/11

LOG II/12

LOG II/13

LOG II/14

LOG II/15

LOG II/16

LOG II/17

LOG II/18

LOG II/19

LOG II/20

LOG II/21

LOG II/22

LOG II/23

LOG II/24

LOG II/25

LOG II/26

LOG II/27

LOG II/28

LOG II/29

LOG II/30

LOG II/31

LOG II/32

LOG II/33

LOG II/34

LOG II/35

LOG II/36

LOG II/37

LOG II/38

LOG II/39

LOG II/40

LOG II/41

LOG II/42

LOG II/43

LOG II/44

LOG II/45

LOG II/46

LOG II/47

LOG II/48

LOG II/49

LOG II/50

LOG II/51

LOG II/52

LOG II/53

LOG II/54

LOG II/55

LOG II/56

LOG II/57

LOG II/58

LOG II/59

LOG II/60

LOG II/61

Fortsetzung folgt...

Impressum neobooks

LOG II/01

„Ich dachte eigentlich, dieser Antrieb wäre für die Ewigkeit gebaut“, meinte Captain Shaw. „Unverwüstlich, unerschütterlich...“

„Unerträglich“, korrigierte Commander Ebert, während sie nach dem Problem suchte. „Streng genommen ist es auch nicht der Antrieb“, kam sie dann zu einem Schluss, „sondern der Computer.“

„Der Leitende Ingenieur meldet, dass der Antrieb einwandfrei funktioniert“, meldete Lieutenant Voin die Meldung des mechanischen Mechanikers. „Es... läge am Computer.“

Shaw seufzte.

„Wie lange wird die Reparatur in Anspruch nehmen?“

Ebert sah ihn an.

„Tja, ich bin keine Expertin“, sie zuckte die Schultern, „aber ich denke...“

Alle Lichter gingen wieder an.

„...wir sind bereit.“

„Klingt mir nach einem komplizierten Problem.“

„Du weißt, wie das mit moderner Technik ist.“

„Weiß ich das?“

„Du weißt es jetzt.“ Sie klopfte auf ihre Konsole. „Zu viele neue Daten, die der alte Computer nicht verarbeiten konnte.“ Sie legte die Stirn in Falten. „Oder war es die Kompabilität des neuen Computers mit den alten Systemen?“ Sie zuckte die Schultern. „Egal, ich komm mit beidem klar und ich würde sagen, wir können uns auf den Weg machen.“

„Na dann machen wir das doch.“

„Ihr Wunsch ist mir Befehl.“

„Und mein Befehl?“

„Ist eher ein Wunsch von dir.“

„Dann machen wir uns doch mal auf den Weg.“ Shaw nickte Voin zu. „Entsenden Sie der Raumflotte unseren Abschiedsgruß.“

„Ja, Sir.“ Der Lieutenant sah auf. „Und wie lautet der?“

„Fahrt zur Hölle, ihr Säcke!“ schlug Ebert vor.

„Sie haben die Dame gehört“, meinte der Captain.

Voin wirkte verwirrt bis bestürzt bis unfähig zur Verarbeitung und Umsetzung.

„War nur Spaß“, erklärte Shaw, bevor sich letzteres änderte. „Unsere Botschaft lautet...“

Überraschenderweise stellte sich das als gar nicht so einfach heraus. Denn in gewisser Weise war dies unter Umständen so eine Art historischer Moment, wie „ein kleiner Schritt für einen Menschen“, nur, dass man sich weit weiter hinaus ins Weltall begeben würde, als auf den einen treu umkreisenden Mond. Auf der anderen Seite war die Schwarzer Tod, ein Name, den nicht nur er mehr als verabscheute, nun bei weitem nicht das erste Raumschiff, das sich aufmachte in die Tiefen und Weiten des Universums, also vielleicht war das alles doch nicht so eminent bedeutsam, wie man sich das wünschen würde.

„Was hat denn der Captain gesagt, als Die Pest das erste mal ausgelaufen ist?“ fragte Rashi.

Max seufzte.

„'Unsere Botschaft an die Verräter unseres Volkes wird nicht ignoriert werden!'“

Gemeinsam schluckten sie.

„Vielleicht doch lieber was anderes.“

„Ja“, stimmte der Kapitän ihr zu. Das war nicht der rechte Moment, die ruhmlose Vergangenheit dieses Schiffes, das man ihnen aufgedrängt hatte, in Erinnerung zu rufen. „Sagen Sie denen folgendes“, meinte er dann:

„Hier spricht Captain Maximilian Shaw von dem größten Raumschiff, das die Menschheit je gebaut hat. Zusammen mit meiner Besatzung werden wir damit hoffentlich bessere Aufgaben bestehen als die, für die es geschaffen wurde – ein bisschen in der Hoffnung, genau dieses Erbe wieder gut zu machen. Zu diesem Zweck verlassen wir nun die Erde und wünschen uns, ihm eine neue Geschichte zu geben und einen neuen Ruf aufzubauen, der den, den es bisher hat, in Vergessenheit geraten lässt.

PS: Wir werden dieses Schiff, das in den nächsten Jahren unser Zuhause sein wird, umbenennen. Sobald wir wissen, auf welchen Namen, lassen wir es Sie wissen. Vielen Dank für Ihr Vertrauen. Ende!“

Es sollte eine Ansprache sein, die vielleicht nicht in die Geschichtsbücher einging, so doch aber in die Personalakte von Captain Maximilian Shaw mit einem Rüffel und dem Vermerk, ihn so bald wie möglich als Kapitän abzusetzen.

„Meinst du, die Fatzken in der Verwaltung werden das zu würdigen wissen?“ schmunzelte seine Steuerfrau.

„Natürlich nicht. Aber wenn die uns frühzeitig und ohne Verabschiedung losschicken, dann können die mich mal.“

„Vielleicht hättest du denen das sagen sollen?!“

„Hätte ich – wenn ich es schön als Rede formuliert bekommen hätte.“

„Stimmt“, gab sie zu, „sowas muss dann auch richtig klingen und darf nicht so dahingerotzt wirken.“

„Nein. Was macht unser Notruf? Oder hat sich inzwischen jemand anders darum gekümmert?“

Er warf Voin einen fragenden Blick zu.

Der schüttelte nur den Kopf.

„Komisch, dass ausgerechnet rund um die Erde, wo eigentlich ein Großteil der Flotte herumlungern müsste, nie ein Schiff zur Verfügung steht, um sich um einen Notruf zu kümmern.“

„Zumal der sogar aus dem Sonnensystem kommt“, bestätigte Ebert.

„Aus unserem Sonnensystem?“

„Oh ja, mein Kapitän. In der Nähe des Saturn... liegt nichtmal auf unserem Weg, wenn ich ehrlich bin.“

„Kümmern wir uns trotzdem drum... wenn man uns schon so nett darum bittet.“

„Okidoki!“ Eberts Finger flogen zielsicher über die Tasten. „Bei der aktuellen Entfernung, unserer möglichen Geschwindigkeit, Beschleunigungs- und Bremsmanöver erreichen wir den Ausgangspunkt des Signals... jetzt!“

Vor ihnen erschien der malerische Anblick des Saturn mit seinen Ringen.

„Und wir haben uns nichtmal von der Erde verabschiedet.“

„Soll ich nochmal zurückfliegen?“

„Ich denke, das ist nicht nötig“, meinte der Captain. „Wie sieht es mit der Quelle des Notrufs aus?“

Die Navigatorin machte ein paar Berechnungen, dann zauberte sie ein Hologramm in die Luft.

„Sieht aus wie ein kleines Schiff...“

„Private Yacht. Von den Qli Fe M“, stellte Shaw fest.

Seine alte Freundin sah ihn beeindruckt an.

„Da hat aber einer seine Hausaufgaben gemacht.“

„Man will doch wissen, mit wem man es zu tun hat, wenn plötzlich vor einem ein Schiff mit schussbereiten Kanonen auftaucht.“

„Ist es dann nicht meist schon zu spät?“

„Wollen wir nicht hoffen, oder?“

„Wollen wir nicht. Der Kahn hat jedenfalls keine Kanonen, und schussbereite schonmal gar nicht.“

Shaw musterte den Lieutenant an der Kommunikationsstation.

„Ist das die Quelle des Signals?“

„Ja, Captain.“

„Haben wir inzwischen mehr, als dass es sich um einen Notruf handelt?“

„Das äh... hören Sie selbst.“

Voin schaltete die Botschaft auf die Lautsprecher.

„Äh, Hilfe... Wir kentern. Unser Schiff ist... total schön. Ringe. Das sind Ringe. So schöne Ringe hab ich noch nie gesehen.“

Eine andere Stimme unterbrach: „Hallo? Hilfe? Können Sie uns... können Sie uns...“

Eine dritte Stimme schien den Faden aufzugreifen mit einem: „Helfen?“

Sie schien in die Runde zu fragen: „Helfen?“

Dann sagten alle drei Stimmen: „Helfen!“

„Ist das eine Aufzeichnung?“ wollte Shaw wissen.

„Hallo? Ist da jemand?“

„Ich bin, ehrlich gesagt, nicht sicher“, gestand der Lieutenant.

„Na dann antworten wir doch mal.“

Voin zeigte ihm an, dass alles dafür vorbereitet war.

„Hallo, Schiff der Qli Fe M, hier spricht Captain Shaw vom Raumschiff...“

Ebert drehte sich zu ihm um. Ihr Blick sagte, dass einem Schiff in Not zu eröffnen, dass man Der Schwarze Tod wäre, würde der Sache sicherlich nicht unbedingt zuträglich sein und schwerlich eine Atmosphäre der Sicherheit und Geborgenheit aufbauen.

„...Weiße Sonne...“ fuhr der Kapitän fort, Ebert wog es kurz ab, nickte und wandte sich wieder ihren Instrumenten zu, „wie können wir Ihnen helfen.“

„Äh... hallo?“ kam es nach einer Pause zurück.

„Hallo?“ fragte auch Shaw.

„Hallo? Hallo? Haaaaalllooooooo?“

„Du musst auf den Knopf da drücken.“

„Haaa-“

Shaw seufzte.

„Falscher Knopf?“ schmunzelte Ebert.

„Mit Sicherheit.“

„-ind Sie da? Hallo?“

„Ja, wir sind da.“

„Toll.“

„Super.“

„Juuhuuu.“

„Dürfen wir annehmen, dass Sie in Schwierigkeiten sind?“

„Annehmen?“ murmelte Ebert. „Offensichtlicher geht es wohl kaum.“

„Bitte?“

Ebert drehte sich zu Shaw um.

„Bezieht er sich auf mich?“

Max grinste und zuckte die Schultern.

„Macht das einen Unterschied?“

Dann wandte er sich wieder seinem anderen Gespräch zu.

„Schiff der Qli Fe M, darf ich annehmen, dass Sie gerade von der Erde kommen?“

„Ähhh... ja!“

„Und ich nehme an, Sie haben von der Schönheit des Saturn und seinen Ringen gehört und wollten sie sich aus nächster Nähe ansehen?“

Überraschtes Schweigen.

„Genau!“

„Aber Sie haben... Schwierigkeiten festgestellt?“

„Ganz genau so ist es.“

„Wieviele sind Sie an Bord?“

„Drei“, sagte die erste Stimme.

„Drei“, sagte die zweite Stimme.

„Zwei“, sagte die dritte Stimme.

„Häh?“

„Nein, drei!“

Shaw atmete tief durch. Er war zwiegespalten, ob er amüsiert grinsen oder genervt sein sollte. Er hielt sich die Optionen offen.

„Gibt es technische Schwierigkeiten?“ fragte Ingenieur Till Bunar, der mechanische Mechaniker, der gerade die Brücke betrat. „Benötigen Sie meine Hilfe?“

„Gut mitgedacht“, lobte der Captain den Androiden, „aber ich fürchte, das Problem... liegt in einem anderen Bereich.“

„Und in welchem?“

„Unter der Gürtellinie!“

LOG II/02

Captain Shaw wandte sich Lt. Voin zu.

„Bereiten Sie vor, die Yacht in einen unserer Hangars bringen zu lassen. Ein Sicherheitsteam soll die Passagiere dort erwarten und dann zur Krankenstation eskortieren.“

„Aber... wir haben kein Sicherheitsteam an Bord...“

„Ingenieur Bunar, wären Sie so freundlich, ein paar Ihrer Mitarbeiter zum Landedeck zu schicken?“

„Ja, Sir.“

„Danke.“

„...und keinen Arzt“, ergänzte der Lieutenant.

„Ich weiß“, nicke der Captain, „aber ich weiß auch, was zu tun ist.“

„Ja, Sir,“

„Verbindung zum Schiff.“

„Verbindung steht.“

„Schiff der Qli Fe M, hier ist nochmal Captain Shaw.“

„Haaalllooooo!“

„Sch!“

„Was denn?“

„Das... die... ja? Hallo?“

„Da sich uns der Eindruck aufdrängt, dass Sie in Ihrem jetzigen Zustand eine Gefahr für sich und möglicherweise auch einen anderen Teil der Raumfahrt darstellen, bieten wir Ihnen an, Sie und Ihr Schiff an Bord zu nehmen und bei einem Außenposten...“

Er sah Ebert an.

Die ließ wieder die Finger fliegen, kam aber zu keinem befriedigenden Ergebnis.

„Läuft alles auf Außenposten Katzensprung heraus, zu dem wir sowieso wollten.“

„...namens Katzensprung abzusetzen, der auch von Ihrem Volk besucht wird.“

„Wird er das?“ dachte die Steuerfrau laut nach.

„Hin und wieder. Manchmal. Selten. Vielleicht nicht mehr so oft, seit...“ Dann wieder lauter: „Na, wie sieht es aus, liebe Qli Fe M?“

„Und wenn wir nicht wollen?“

„Gibts da Frauen?“

„Sch!“

„Und wenn wir... nicht...“

„Sie haben den Teil gehört, als ich gesagt habe, dass Sie eine Gefahr für die Raumfahrt darstellen?“

„Haben wir...?“

„War das eine Frage oder...“ Shaw seufzte. „Egal. Die Alternative ist, Sie auf den Gasriesen unter Ihnen stürzen zu lassen, was wir veranlassen würden, sollten Sie unsere Gastfreundschaft zurückweisen.“

„Auf den Gasriesen?“ kam es empört zurück. „Warum nicht in die Ringe?“

„Weil die zu schön sind und wir wollen sie durch sowas nicht zerstören!“

Die Qli Fe M lenkten ein und man brachte das kleine Schiff an Bord des gigantischen Schiffes.

„Darf ich eine Frage stellen?“ meldete sich Lieutenant Voin zu Wort.

„Aber sicher“, lächelte der Captain.

„Die klingen, als wäre sie...“

„Besoffen?“ half Shaw nach. „Oder vielmehr bekifft?

„Ja, Sir.“

„Das sind sie nicht. Oder sagen wir, streng genommen sind sie das nicht.“

„Aber Sie wissen, was sie sind?“

„Oh ja!“

„Und es ist nicht ansteckend?“

„Nicht für uns“, grinste Max.

„Also kein Virus.“

„Das möcht ich so nicht sagen. Aber es ist... nicht ganz unfreiwillig, um es mal so zu nennen. Und es ist heilbar, weswegen ich mich gleich mal auf die Krankenstation begebe und alles vorbereite.“ Bevor der Lieutenant zu einer neuen Frage ansetzen konnte, fuhr er fort: „Als wir noch Kadetten waren, haben wir mal einen ähnlichen Fall erlebt. Dr. Chen hat uns damals erklärt, um was es sich dabei handelt und wie man es behandelt.“

„Nur gut, dass wir in unserer Jugend so viel rumgekommen sind“, murmelte Ebert, „und all die schönen furchtbaren Dinge, die wir gesehen haben.“

„Glaubst du, die Galaxie ist seitdem besser geworden?“ fragte Shaw, während er sich zu einem der Lifte begab.

„Wohl kaum. Aber ich hoffe wenigstens, unser erstes Ziel ist es.“

Gemeint war Außenposten Katzensprung. Er war noch ein Relikt aus der gleichen Zeit, aus der auch ihr raumfahrbarer Untersatz stammte. Im Ersten Weltraumkrieg war er von den Menschen der alten, ursprünglichen, originalen Erde errichtet worden. Und zwar als strategische Basis. Er befand sich fast genau auf der Mitte zwischen den Erden 1 und 2, so dass man von ihm aus wunderbar Angriffe auf die Namensvetterin starten konnte, denn die war ja nur noch einen Katzensprung entfernt.

Nach dem Krieg hatte man sich von allem, was an die Schandtaten und Kriegsverbrechen erinnerte, getrennt und die Station geöffnet. Zunächst für Menschen von New Earth, dann aber auch für Mitglieder anderer Völker und so war im Laufe der Jahrzehnte ein Ort der Zusammenkunft entstanden, an dem Handel betrieben wurde, an dem die Völker der Galaxis einander aber auch beschnuppern konnten...

„Und das ist bei einigen von ihnen wörtlich zu nehmen“, hatte Dr. Chen erklärt, als sie vor vielen Jahren einen kleinen Abstecher dorthin gemacht hatten. „Es gibt Spezies, für die ist Geruch so wichtig wie für uns-?“

„Alkohol?“ kam es von Shaw.

Chen sah ihn missmutig an.

„Finden Sie nicht, dass das langsam alt wird?“

Der Kadett reichte dem Arzt den Flachmann.

„Ich dachte, er ist besser, wenn er gut gereift ist.“

„Das gilt nur für Whisky“, nahm Chen ihm die Flasche ab, „und manche Frauen, aber das ist wohl kaum unser Thema.“

„Nicht?“ meinte Ebert. „Ich dachte, Sie wollten uns gerade eine Einführung in die Biologie fremder Lebensformen geben? Oder war es ein Einlauf?“

„Den bekommen Sie gleich von mir, Mädchen, wenn ich-“

„Ausgetrunken habe?“

„Ja“, rülpste der Arzt und setzte die Flasche ab.

„Wie charmant.“

„Kommen Sie mal in mein Alter...“

„Ja, und dann?“

„Dann... weiß ich auch nicht!“

„Gerüche?“ half die angehende Steuerfrau ihm auf die Sprünge.

„Oh, ja... das ist wie bei manchen Tieren. Die beschnuppern sich. Und da manche Außerirdische uns an Arten aus unserer heimischen Tierwelt erinnern mögen, treffen wir dort auch immer wieder auf Verhaltensweisen, die wir sonst verschiedenen Tierarten zuordnen.“

„Wie das Beschnuppern.“

„Ganz genau. Manche Spezies nehmen ihre Umwelt halt mehr mit der Nase wahr und haben deshalb schlechter ausgebildete Augen.“

Eine Gruppe von fünf Qli Fe M torkelte auf sie zu.

„Die ist ja süß. Hallo, Fäulein.“

„Feelein!“ korrigierte einer.

„Feuerlein!“ rief ein dritter.

„Federlein“, ein vierter.

Und „Wo sind wir hier?“ der fünfte.

Ebert baute sich vor ihnen auf, sah sie einschüchternd an und meinte: „Ihr liegt alle falsch!“

„Hat sie gesagt, wir lieben alle falsch?“

Die Qli Fe M lachten.

„Er hat gar nicht so unrecht“, lächelte Dr. Chen schelmisch.

„Möchten Sie da ein wenig ins Detail gehen?“ schlug Shaw vor.

„Na, Sie sind doch hier, um was zu lernen, oder?“

„Ich dachte, wir sind hier, damit Sie die Medikamentenlieferung hierher nicht mit einer Sauftour beenden und erst in zwei Monaten auf einem anderen Außenposten aufgelesen werden müssen.“

„Ja, das auch – und sehen Sie selbst, wie erfolgreich Sie waren“, grunzte der Mann und förderte eine neue und noch volle Flasche zu Tage.

„Wollen Sie denen was anbieten?“

„Oh, es ist nicht das, was ich zu bieten habe, auf das die abfahren... und was ihren Zustand herbeigeführt hat, wenn wir ehrlich sind.“

„Wieviel?“ wollte einer der Qli Fe M von Ebert wissen.

„Wieviel?“ stimmten Nr. 2 und Nr. 4 mit ein.

„Wievielwievielwieviel?“ riefen sie alle wie ein Chor, der aber Probleme bei der Aussprache hatte.

„Offensichtlich zu viel“, meinte Rashi, „zumindest wenn es darum geht, wieviel ihr hattet.“

„Hm“, warf Shaw ein.

„Was?“

„Ich glaube, es geht hier weniger darum, wieviel sie hatten, sondern was, oder, Doktor?“

„Geeeenauuuu!“

„Wovon er zuviel hatte, wissen wir.“

„Ja, aber was deren Problem ist, will er uns selbst herausfinden lassen.“

„Wie überaus pädagogisch von ihm. Also sind sie nicht besoffen?“

„Besoffen nicht“, singsangte der Arzt, „und doch trunken. Aber trunken wovon... oder wovor?“

„Trunken vor... Liebe?!“ vervollständigte der Kadett.

„Das ist es“, bestätigte Chen, während die vier Qli Fe M sie alle mehr und mehr verwirrt musterten und der fünfte seine Umgebung.

„Das bedeutet...“ Shaw sah seine alte Freundin an. „Was wissen wir über die Qli Fe M? Was sind ihre Vorlieben?“

„Exotische a) Landschaften, b) Speisen, c) Sex.“

„Da sie weder überfressen wirken noch die Aussicht hier viel zu bieten hat...“

„...und sie mich angraben, als wäre ich eine Oase in der Wüste...“

„...ist Sex das Schlüsselwort in dieser lieblichen kleinen Scharade.“

„Sie haben's erfasst, Junge. Und wofür ist das Volk der Qli Fe M bei uns verschrien?“

Die beiden Kadetten sahen sich an.

„Sextourismus!“ riefen sie wie aus einem Mund.

LOG II/03

In der Tat hatte nach dem Ersten Weltraumkrieg, als man nicht mehr nur als Welt von Mördern gesehen wurde, erst ein zarter Austausch auf kultureller Ebene und später dann doch eine größere Öffnung für viele Völker stattgefunden. Einige, so kristallisierte sich heraus, schienen in der Erde ein ideales Urlaubsziel zu sehen. Manche kamen für die Strände, manche für die Berge, manche für das Essen – und die Qli Fe M, die von all dem zu Hause weit beeindruckendere Beispiele hatte, als sie die Erde bieten konnte, kamen schlicht für den Sex!

„Sind wir sicher, dass das mit Landschaften und Speisen nicht nur vorgeschoben ist und sie in Wirklichkeit überall wegen des Sex hinfliegen?“ spekulierte Shaw.

„Ausschließen würde ich es nicht“, stimmte Ebert zu.

In großen Massen besuchten die Qli Fe M die Erde und sie liebten es... oder vielmehr die Menschen, mit denen sie exzessiven Verkehr hatten.

„Das bedeutet...“ Der Kadett musterte die Außerirdischen. „Darf ich fragen, woher Sie kommen?“

„Von... Qli Fe M?!“

„Ich meine gerade.“

„Toilette.“

„Davor? Bevor Sie hier auf die Station kamen?“

„Da waren wir auf der“

„ERDE!!!“ riefen alle fünf wie aus einem Mund und machten die Qli Fe Msche Geste, die für Geschlechtsverkehr stand und selbst bei ihnen, die 23 unterschiedliche Worte für den Sexualakt hatten, als vulgär galt.

Sie zahlten gut, sie behandelten die Menschen gut, es gab nur ein klitzekleines Problem...

„Dr. Chen, wollen Sie uns sagen, dass die drei unter Geschlechtskrankheiten leiden?“

Ein Ausdruck des Stolzes erschien auf dem Gesicht des Arztes. Er reichte Shaw die Flasche, klopfte ihm gutmütig auf den Arm und sagte: Rrrrrrülps!

„Das ehrt mich sehr“, murrte der Kadett, während sich seine Freundin das Lachen nicht verkniff.

„Die ist läufig.“

„Sexy.“

„Fräu lein?“

Sie warf den fünfen einen eisigen Blick zu und sie verstummten.

„Offenbar keine Freunde von S/M“, grinste sie.

„Nein, auf so Kinkerlitzchen stehen die Qli Fe M nicht“, dozierte Dr. C. „Die haben gerne viel Spaß und bereiten auch gerne viel Spaß, aber sie sind verdammt anfällig für menschliche Geschlechtskrankheiten... Das heißt, genau genommen sind ein paar dadurch auf medizinisch durchaus interessante Weise mutiert und befallen nur die Qli Fe M, sind für Menschen aber völlig harmlos. Spaceylis, eine Abwandlung von Syphilis. Die Qli Fe M merken davon nichts, jedenfalls für eine gewisse Zeit. Irgendwann gewinnen die kleinen Kerle aber die Überhand und dann wirken sie sich auf die Qli Fe M aus wie Alkohol oder gewisse Drogen auf uns, das heißt, sie benehmen sich wie-“

„Besoffene Vollidioten!“

„Richtig, Frau Doktor Ebert.“

„Wie lange hält das an?“

„Bis man es behandelt. Zum Glück ist mein Steckenpferd-“

Er sah Shaw scharf an.

„Ich hab nichts gesagt!“ sagte der.

„Oh. Richtig. Sehr gut!“

Wortlos hielt der Kadett dem Arzt eine Flasche hin.

Der schüttelte angesäuert den Kopf.

„Also zum Glück beschäftige ich mich mit außerirdischer Ana... tomie. Außerirdischer Anatomie. Wie es verdammtnochmal jeder Arzt tun sollte, der auf einem Raumschiff durchs All reist, weil, grundgütiges Universum, wie kleindenkerisch ist das denn, das nicht zu tun? Also...“ Er sah die beiden an. „Wo war ich?“

„Dass Sie sich mit außerirdischer Anatomie und Braukunst auskennen!“

Chen kniff die Augen zusammen.

„Kurzsichtig?“ fragte er.

„Sie werden nochmal...“

„Ich weiß. Könnten wir bitte zurück zu Ihrer mehr als abschweifenden Erklärung dafür kommen, wie ich annehme, dass Sie sagen wollen, dass Sie wissen, wie man die Jungs behandelt, weil Sie Arzt sind und deshalb lernen wollen, alle Lebewesen zu behandeln und nicht nur uns dumme Menschen, sowas in der Art?“

„Wie war das Wort?“ zischte Chen.

„Klugscheißer!“ half ihm Max auf die Sprünge.

„Ganz genau.“ Der Doktor dachte einen Moment darüber nach. „Und ganz genau. Ja, ich weiß, wie man das behandelt. Kommt mit, dann könnt ihr was lernen“, sagte er zu den beiden Kadetten. Und zu den Qli Fe M sagte er: „Kommt mit, dann könnt ihr wieder gesund werden!“

Er zeigte ihnen, wie man ein Mittel gegen diese Geschlechtskrankheit zusammenbraute...

„...und hat es hoffentlich in den medizinischen Computer eingespeist“, erklärte Captain Shaw dem mechanischen Mechaniker und Lieutenant Voin, die ihn aus Neugier zur Krankenstation begleitet hatten.

„Ah!“ sagten beide.

Die Krankenschwester rief die entsprechende Datei auf und war, wie sie sagte, in der Lage, das Mittel herzustellen und zu verabreichen.

„Womit die ganze Sache überraschend unspektakulär endet“, kommentierte Ebert, als Shaw zur Brücke zurückkehrte.

„Ja, da hast du wohl recht“, nickte der und sah auf einen der Monitore, auf dem man verfolgen konnte, wie ihre drei Gäste torkelnd durch die metallenenen Gänge des Schiffes geführt wurden. „Es sei denn...“

„Es sei denn, was?“

Shaw sah zur Kommunikationsstation. Sie war leer.

„Klasse.“

Sie waren eh schon unterbesetzt und er hatte seinem Kommunikationsoffizier erlaubt, bei der Behandlung von Geschlechtskrankheiten zuzusehen.

Er drückte auf einen der Knöpfe auf seiner eigenen Konsole.

„Mr. Bunar? Hallo? Mr. Bunar?“

„Hast du es mal mit Telepathie versucht?“ schlug Rashi vor.

„Brücke ruft Ingenieur Bunar“, probierte er es noch einmal und es scholl ihm ein lautstarkes „Brücke ruft Ingenieur Bunar!“ aus allen Lautsprechern entgegen.

„Ich denke, wenn das nicht nur hier auf der Brücke gesendet wurde, dann sollte er-“

„Ingenieur Bunar hier“, hörte man eine Stimme.

„Ingenieur Bunar, hier spricht der Captain“, meldete sich Shaw.

„Ja, Sir“, erwiderte der mechanische Mechaniker und seine Stimme klang sehr klar und nah und

Shaw fuhr zurück.

Der Androide stand direkt neben ihm.

„Oh!“

„Sie haben mich gerufen, Captain?“

„Ja, Bunar. Äh, gut, dass Sie hier sind. Ich habe eine Frage. Können Sie mit Ihren Kollegen“, der Kapitän deutete auf die Androiden, die die Außerirdischen durch die Korridore begleiteten, „Kontakt aufnehmen, ohne, dass jemand anders etwas davon mitbekommt?“

„Nein.“

„Schade, das wäre überaus hilfreich gewesen.“

„Warum?“

„Ja, Captain“, mischte sich Rashi wieder ein, „warum?“

„Hast du dir unsere drei wandelnden Geschlechtskrankheiten mal angesehen?“

„Ehrlich gesagt hatte ich genug aufdringliche Kontakte mit denen- Grundgütiges Universum, du hast recht!“ Sie vergrößerte das Bild aus dem Korridor. „Das sind gar keine Qli Fe M!“

LOG II/04

„Ich verstehe nicht“, gestand der Androide.

„Oh, das ist gar nicht so kompliziert“, meinte der Captain, der nun zu einem der weniger häufig frequentierten Pulte auf der Brücke lief, „anders als das hier.“

„Soll ich-“

„Moment, ich habs schon!“

Er hatte sich nicht umsonst eine lange Zeit mit diesem Schiff auseinandergesetzt, er hatte es sich zwar in dieser Zeit nicht komplett erlaufen können und es gab eine Menge Räume und Gänge, in denen er noch nicht gewesen war, aber als Kapitän eines Raumschiffs war es sinnvoll – und hilfreich – ein paar grundlegende Dinge zu wissen. Zum Beispiel, wie man bestimmte Sektionen des Schiffes abschottete. Das war hilfreich, wenn es einen Hüllenbruch gab und die Automatik versagte, oder falls mal Eindringlinge an Bord kamen, die das Schiff in ihre Gewalt bringen wollten.

„Ha!“ rief er erfreut und schaffte es, genau die Sektionen des Schiffes abzuriegeln, bei denen er das auch vorgehabt hatte. Er betrachtete ein paar Schemata und erstellte dann genau den Weg, der ihm vorschwebte.

„Möchtest du uns teilhaben lassen?“

„Oh, ja, natürlich. Sehen Sie“, Shaw deutete auf den Bildschirm, auf dem nun alle drei Außerirdischen gleichzeitig Waffen zogen und sie auf ihre Begleiter richteten, „jetzt sehen Sie es selbst.“

„Sie haben Waffen“, stellte der Ingenieur fest.

„Und nicht nur das.“

„Sie haben auch keine Geschlechtskrankheit!“

„Was das angeht, können wir nur spekulieren“, relativierte der Captain diese Aussage, „wichtig ist aber, dass das keine Qli Fe M sind.“

„Sondern?“ wollte Ebert wissen, die sich mit außerirdischen Spezies nicht ganz so gut auskannte.

„Schonmal was von den ZtZkZiauZ gehört?“

„Jjjjaaaa“, murmelte sie nachdenklich, „ein echsenartiges Volk... das eine sehr aktive Terroristenszene hat.“

„Was bedeutet das?“ wollte der Android wissen.

„Dass die gerne Dinge in die Luft jagen und dann sagen, sie machen das im Kampf für die Freiheit oder die Befreiung oder sowas“, erklärte der Kommandant. „Hat ihnen eingebracht, dass keiner sie mehr gerne auf sein Schiff einlädt, weil sie ein paar davon gesprengt und mit ein paar anderen davon bewusst irgendwo reingekracht sind.“

„Klingt irgendwie wenig sympathisch“, entschied Ebert.

„Tut es – und ist es. Aber das hier ist neu...“

„Was?“

„Dass sie sich als Qli Fe M ausgeben...“

„Weil für Aliens Aliens anderer Spezies ja alle gleich aussehen!“ stöhnte Ebert.

„...aber es ist auch erschreckend geschickt, denn sie machen auf betrunken Schrägstrich geschlechtskrank, so dass keiner sie für voll nimmt und man sie problemlos in die sensiblen Bereiche eines Schiffes lässt...“

„So, wie wir es getan haben!“

„Ganz genau so!“

Die Gruppe ZtZkZiauZ erreichte ein Schott, das sich nicht öffnete.

Shaw sah auf die Anlage, dann zu seinem Ingenieur.

„Wenn ich Verbindung mit denen aufnehmen möchte...“

Bunar gab etwas ein und nickte ihm dann zu.

„Danke.“

Shaw wandte sich an die Gruppe.

„Hallo, liebe Gäste von ZtZkZiauZ“, sagte er laut und die drei Außerirdischen erschraken ein wenig. „Ich nehme an“, Shaw kratzte sich am Kopf, „Sie sind hierher gekommen, um unser Schiff in Ihre Gewalt zu bringen?!“

„Ja“, rief einer von ihnen.

„Das ist... ambitioniert!“ meinte Shaw in der Hoffnung, dass sich dieses Wort angemessen übersetzen ließ.

„Wir wussten nicht, wer Sie sind, als Sie auf unseren Notruf reagiert haben.“

„Hatten wohl gedacht, mit einem kleineren Kreuzer hätten Sie leichteres Spiel, was?“

Der Captain sah Bunar an.

„Schicken Sie ein paar Ihrer Leute aufs Landedeck. Die sollen sich das Schiff unserer Freunde genau ansehen, immerhin haben die es von den Qli Fe M geklaut.“

„Ja, Sir. Wonach suchen wir?“

„Nach den Leichen der Vorbesitzer?!“

Er wandte sich wieder den ZtZkZiauZ zu, die jetzt ostentativ ihre Waffen an die Köpfe ihrer „menschlichen“ Begleiter drückten.

„Wenn Ihnen das Leben Ihrer Besatzung etwas bedeutet, öffnen Sie dieses Schott.“

Shaw sah Ebert an.

Ebert sah Shaw an,

„Wissen die nicht, dass das Androiden sind?“ fragten sie, mal wieder wie aus einem Mund.

„Bitte?“ fragte der mechanische Mechaniker.

„Nichts“, schüttelten beide den Kopf.

„Ich meine, nicht, dass ein Android für die Raumflotte ja vielleicht mehr wert ist als unsere menschliche Besatzung, weil diese Dinger ja teure Technik sind...“

„...aber ich weiß sehr genau, dass du keine Skrupel hast“, sie sah zu Bunar und senkte ihre Stimme, „dass du keine Probleme hast, diese Kollegen zu opfern.“

Da hatte sie nicht ganz unrecht.

Gar nicht, um genau zu sein.

„Du siehst sogar so aus, als hättest du einen Plan.“

„Oh, aber absolut“, nickte er erfreut, während sie den Bildschirm betrachtete und die Stirn in Falten zog.

„Schade!“

„Warum?“

„Weil es jetzt an dir ist, mal genau hinzusehen!“

Shaw tat es.

Glaubte es nicht.

Ging mit den Gesicht näher an den Monitor heran.

„Verdammtnoch- Bunar?“

„Ja, Sir?“

Der Ingenieur kam auf ihn zu.

„Ähm, hier, Ihre Kollegen“, der Captain deutete auf den Bildschirm, „das sind keine Androiden?“

„Nein, Sir.“

„Äh...“

„Ich bin der einzige Androide an Bord.“

„Oh, äh, das... das erklärt das.“ Shaws Blick veränderte sich. „Warum?“

„Eine Änderung in letzter Minute“, erklärte Bunar. „Offenbar wollte die Raumflotte alle mechanischen Ingenieure durch menschliche ersetzen.“

„Und das, ohne mir dieses kleine Detail mitzuteilen.“

„Offensichtlich steht man voll hinter dieser Mission!“

„Offensichtlich hätte ich meine Abschiedsrede doch etwas harscher formulieren sollen.“

Er sah wieder auf den Bildschirm.

„Soviel also dazu.“

Der Kapitän begann zu grübeln.

Es wäre soviel einfacher gewesen...

„Captain?“ meldete sich wieder der Android zu Wort.

„Jaaa, Mr. Bunar?“ sagte Shaw ein wenig abwesend.

„Meine Leute haben das Schiff durchsucht. Sie haben die Leichen von acht Qli Fe M gefunden.“

„Beweise sicherstellen.“

„Ja, Sir. Das ist nicht das einzige, das sie gefunden haben.“

Shaw sah auf.

„Hey, Captain“, scholl es aus der Gegensprechanlage. Die Terroristen verlangten offenbar nach Aufmerksamkeit.

„Moment“, hielt Shaw sie hin und musterte wieder seinen Ingenieur. „Ich höre.“

Der brauchte einen kurzen Moment, diesen eher umgangssprachlichen Terminus richtig einzuordnen, dann berichtete er: „An Bord befindet sich eine Bombe. Sie ist mit einem Zünder versehen, der aus der Entfernung aktiviert werden kann.“

Shaw deutete auf den Bildschirm mit den Außerirdischen.

„Ich nehme nicht an, dass unser Skelett aus dickem Metall dick genug ist, um das Signal aufzuhalten?“

„Nein, Sir.“

Auch das nicht wirklich ein Erfolg.

„Lässt sie sich entschärfen?“

„Möglich.“

„Aber gefährlich?“

„Ja.“

„Das Team soll alle Beweise sichern und dann das Schiff so schnell wie möglich verlassen.“ Shaw wandte sich an ihre „Gäste“. „Was kann ich für Sie tun?“

„Sie können uns Ihr Schiff übergeben.“

„Und da dachte ich, die ZtZkZiauZ wären immun gegen Spaceylis.“

„Gegen was?“

„Scherze, die man erklären muss“, winkte Shaw ab.

„Was halten Sie davon, Captain, wenn wir anfangen Ihre Leute zu erschießen?“

„Dann hätten Sie die Möglichkeit, mir dreimal ein Ultimatum zu stellen, auf das ich offensichtlich nicht eingehe, und dann hätten Sie keinerlei Druckmittel mehr“, meinte er leichthin.

Die drei ZtZkZiauZ schienen das nicht für eine so gute Antwort zu halten, wie sie sie sich erhofft hatten.

Shaw sah auf die Pläne.

„Angebot zur Güte“, meinte er dann und öffnete eine der Türen.

„Wollen Sie, dass wir da durchgehen?“ kam es zurück.

„Sie können auch da bleiben, wo Sie sind. Aber ich sehe an Ihnen keine Atemmasken oder Sauerstoffgeräte, das heißt, wenn ich die Tür wieder schließe ersticken Sie in-“

„28 Minuten“, kam es wie aus der Pistole geschossen von Ebert.

„28 Minuten“, wiederholte der Kapitän und sah seine alte Freundin an. „Ich wusste gar nicht, dass du auch sowas berechnen kannst.“

„Kann ich nicht, es klang nur wie ein gutes Ultimatum.“

Max grinste. Dann drückte er eine Taste und das Schott, das er eben geöffnet hatte, begann sich langsam wieder zu schließen.

„Moment, Moment, Moment!“ riefen die Terroristen und trieben ihre Geiseln den Gang entlang.

„Darf ich fragen-?“

Sein Blick gab ihr die passende Antwort.

„Gut, anders formuliert: Führt das irgendwohin?“

„Das... kann ich nur hoffen!“

LOG II/05

„Das Untersuchungsteam hat das Schiff und den Hangar verlassen“, meldete Ingenieur Bunar.

„Hangar sichern.“

„Ist gesichert“, bestätigte die Maschine.

„Guuuut...“

„Das wirkt mir sehr unausgefeilt“, meinte Ebert.

„Ich hab doch noch gar nichts gesagt.“

„Dein Gesicht spricht Bände.“

„Dann lausche jetzt trotzdem meiner Stimme. Kannst du das Schiff wackeln lassen?“

Sie sah ihn mit großen Augen an.

„Ich verstehe kein Wort, von dem, was du sagst.“

„Zugegeben, mehr als vage formuliert“, gestand er ihr ein. „Wenn die Yacht da unten auf dem Hangardeck explodieren würde, dann würde ja vermutlich so eine Art Druckwelle durch das Schiff gehen...“

„...und es würde wackeln?!“

„Ja?“

Die Steuerfrau dachte darüber nach.

„Klingt wahrscheinlich.“

„Könntest du so ein Wackeln imitieren?“

„Du meinst, den alten Kahn ein wenig durchschütteln, damit die Terroristen da unten glauben, wir hätten versucht, ihre Bombe zu entschärfen und es wäre schief gegangen?“

„Exakt das!“

Rashi grinste.

„Aber klar!“

Freudig erregt lief sie hinüber zu ihrer Steuerkonsole, die sie in den letzten Minuten ein wenig vernachlässigt hatte, stellte ein paar Berechnungen an und signalisierte dann Bereitschaft.

„Gut“, seufzte Shaw. „Dann... bitte sehr.“

Das riesige Schiff machte einen kurzen Ruck, schwankte ein wenig, dann fing es sich wieder.