Galaktische Verhältnisse - Martin Cordemann - E-Book

Galaktische Verhältnisse E-Book

Martin Cordemann

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Beschreibung

Die Finsternis der Sterne – Heft 8: "Galaktische Verhältnisse" Na, du bist ja ein ganz ein braver bist du, ein ganz ein braver. Ja, hol das Stöckchen. Hol das Stöckchen! Ja, ein ganz toller bist du! Hier ist ein Leckerchen. Fang. Ja, super. Und was ist auf dem Schiff geschehen? Ja, was ist auf dem Schiff geschehen? Ein ganz ein Schlauer bist du, ja, Mord war richtig. Und wer muss den auflösen? Wer muss den auflösen? Richtig, der Captain Shaw. Nein, da muss ich dir die Äuglein zuhalten, wenn der Mann da mit der Frau... und ganz nackt. Nein, das ist nichts für dich. Ein ganz ein sauberer bist du, ein ganz ein sauberer! Und... was? Oh, ja, da passieren noch eine ganze Menge anderer ach bist du süß, bist du ein Süßer, ja, hier ist dein Leckerli, das hast du dir wirklich verdient!

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Martin Cordemann

Galaktische Verhältnisse

Die Finsternis der Sterne – Heft 8

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

LOG VIII/01

LOG VIII/02

LOG VIII/03

LOG VIII/04

LOG VIII/05

LOG VIII/06

LOG VIII/07

LOG VIII/08

LOG VIII/09

LOG VIII/10

LOG VIII/11

LOG VIII/12

LOG VIII/13

LOG VIII/14

LOG VIII/15

LOG VIII/16

LOG VIII/17

LOG VIII/18

LOG VIII/19

LOG VIII/20

LOG VIII/21

LOG VIII/22

LOG VIII/23

LOG VIII/24

LOG VIII/25

LOG VIII/26

LOG VIII/27

LOG VIII/28

LOG VIII/29

LOG VIII/30

LOG VIII/31

LOG VIII/32

LOG VIII/33

LOG VIII/34

LOG VIII/35

LOG VIII/36

LOG VIII/37

LOG VIII/38

LOG VIII/39

LOG VIII/40

LOG VIII/41

LOG VIII/42

LOG VIII/43

LOG VIII/44

LOG VIII/45

LOG VIII/46

LOG VIII/47

LOG VIII/48

LOG VIII/49

LOG VIII/50

LOG VIII/51

LOG VIII/52

LOG VIII/53

LOG VIII/54

LOG VIII/55

LOG VIII/56

LOG VIII/57

LOG VIII/58

Fortsetzung folgt...

Impressum neobooks

LOG VIII/01

„Hmmm!“

„Hältst du das für angemessen... und für den richtigen Zeitpunkt?“ wollte Ebert wissen.

„Sowohl als auch“, meinte Captain Shaw.

„Jjjjaaaa, wo du recht hast...“

Sie standen in einem der Korridore der Mephistopheles.

Aber sie waren nicht allein...

Wenn man es denn so nennen wollte.

Vor ihnen befand sich jemand.

Einer der Delegierten, die sie auf Flell aufgelesen hatten.

Er lag direkt vor ihnen im Gang

Auf dem Rücken.

Gesicht nach oben.

Die Augen weit aufgerissen.

Und in seiner Brust...

steckte ein Messer!

LOG VIII/02

Ebert seufzte.

Shaw sah sie fragend an.

„Oh, das Klischee, das wir beim letzten Mal aus irgendeinem Grund ausgelassen haben.“

„Du meinst, keine Delegationen an Bord, ohne dass einer von denen umgebracht wird?“

„Ja, es scheint einfach dazu zu gehören.“

„Darauf bestanden hätt ich jetzt aber nicht“, meinte der Captain.

„Ich weiß. Aber das Schicksal war dir noch nie wirklich wohlgesonnen, oder?“

Shaw wog das ab, als Lieutenant Lhee um die Ecke bog.

„Dieses Dessert

War es echt wert,

Doch was ich

Wirklich nich

Mag

Am Tag

Und von meiner Essensliste streiche...

Eine Leiche?!“

„Hübsch formuliert“, lächelte Ebert.

„Leichen zu essen wäre auch bestenfalls schwierig.“

„Es sei denn, natürlich, Sie haben ein gutes Rezept.“

Lhee starrte die beiden an, dann die Leiche, dann wieder die beiden.

„Er weiß nicht, was er denken soll...“

„Und findet das wohl gar nicht toll“, ergänzte Shaw. „Wir haben sie zufällig gefunden, als wir hier entlang spaziert sind, falls Sie sich das fragen.“

„Krieg allmächtig,

Macht Sie das nicht auch verdächtig?“

„Nun, wenn wir die Tat nicht zusammen begangen haben, können wir uns wohl gegenseitig ein Alibi geben“, erklärte der Kapitän und beugte sich zu der Leiche herunter. „Hmm“, meinte er dann.

„Das macht er schon die ganze Zeit“, seufzte Rashida.

„Darf ich Sie dann fragen:

Was woll'n Sie damit sagen?“

„Erstaunen, Überraschung, Verarbeitung... in dieser Reihenfolge.“

„Wie präzise von dir.“

„Oh, es wird noch präziser.“

„Du meinst, du weißt, wer der Mörder ist?“

„Dafür ist es vielleicht noch ein bisschen zu früh.“

„Vielleicht heißt...“

„Es ist noch zu früh dafür.“

„Ah. Das beruhigt mich ein bisschen. Aber bitte, fahr fort.“

„Nun, es handelt sich um den Delegierten der Vlumaren... oder von Vlumaren...“

„Oder beides“, entschied Rashi.

„Ja.“

„Und er ist tot?!“

„Das erscheint offensichtlich.“

„Hast du sowas wie Winterschlaf, bei dem ein Messer in der Brust getragen wird, oder sehr tiefe, messerscharfe Meditation in deine Überlegungen mit einbezogen?“

Shaw lächelte, holte seinen Techblock raus, prüfte es...

„Gute Einwände, meine Liebe, aber davon wäre zumindest nichts bekannt.“

„Wir bleiben also erstmal bei Mord... oder Selbstmord?“

„Schließen wir mal nicht aus. Obwohl...“

„Obwohl was?“

„Hmmmmm!“

Ebert schüttelte genervt den Kopf.

„Fällt dir etwas auf?“ fragte er sie, nachdem er sich alles nochmal genau angesehen hatte. „Oder Ihnen, Lieutenant?“

Die Angesprochenen begutachteten die Leiche.

Dann sahen sie sich an.

Dann den Captain.

Dann schüttelten sie die Köpfe.

„Überraschend wenig Blut!“ half ihnen Shaw auf die Sprünge. „Und ja, das hab ich nachgeschlagen. Die Vlumaren haben eine Menge Blut in sich und wenn man sie absticht, dann sprudelt es nur so aus ihnen heraus.“

„Was für eine einfühlsame Formulierung du da gefunden hast.“

„Treffend, aber am Kern vorbei.“

„Der da ist... dass da zu wenig Blut ist?“

Alle drei sahen wieder hin. Selbst um die Einstichstelle im Oberkörper des Außerirdischen schien sich kaum Blut zu finden.

„Blutarm,

Wie seltsam.“

„Mehr haben Sie nicht zu bieten?“ kritisierte Rashi den L'uUaOIUaOeee enttäuscht. „Kein Lied über Blutlachen oder dergleichen?“

„Der Stich sitzt,

Das Blut spritzt,

Ein wahrer Fluss...

Welch ein Genuss.

Denn der Feind ist besiegt

Sein Blut nun versiegt,

Es läuft aus ihm raus

Für ihn ists ein Graus.

Während Leben und Blut von ihm weichen

Und sich sein Körper leert

Wird um ihn rum eines vermehrt

Und das sind und das sind und das sind... die Leichen!“

„Okay, in dem Fall ziehe ich die Kurzfassung dann doch vor.“

„Tut mir leid

Denn dieses Leid

War vermeid-

Bar

Oh ja!“

„Die Frage ist, ob das auch auf sein Leid zutrifft.“

„Hat er denn welches gehabt?“

„Gute Frage. Was uns zum Thema bringt...“

„Fragen?“

„Ganz genau. Dr. Chen soll eine Autopsie an ihm vornehmen...“

„Ähm!“

„...nachdem wir geklärt haben, dass wir das auch dürfen, danke, erster Offizier Ebert.“

„Stets zu Diensten.“

„Mr. Lhee, lassen Sie hier alles absperren, alle Spuren sichern und finden Sie heraus, wer sich zum Tatzeitpunkt in diesem Bereich des Schiffes aufgehalten hat... und wann genau der Tatzeitpunk in etwa war. Unser Opfer war auf der gleichen Party, auf der wir alle waren, also müsste sich in Erfahrung bringen lassen, wann er sie verlassen hat.“

„Und dann?“

„Finden wir heraus, wer ihn umgebracht hat!“

LOG VIII/03

Natürlich war es nicht ganz so einfach. Was mit der Herkunft der Tatwaffe begann... die offensichtlich dem Opfer selbst gehört hatte. Das brachte sie also nicht so richtig weiter.

Als sie den zu einer Art Ort der Begegnung umgebauten Raum beraten, den sie seit einiger Zeit dafür nutzten, dass sich die sich an Bord befindenden Diplomaten ganz zwanglos treffen konnten, schien alles so, wie sie ihn vor wenigen Minuten verlassen hatten. Und das betraf vor allen Dingen die Anwesenden.

Da war der Leiter der Delegation, die den Antrag der Flell einschätzen sollte, ein hhhhhht namens ffffffh, der sich von Dr. Chen in mit unterschiedlichen Flüssigkeiten und Gasen gefüllten Sprühfläschchen stopfen und dann wieder heraussprühen ließ, was beiden eine Menge Freude zu bereiten schien.

Da war Schuri Gnal, eine Hegron und selbstverständlich Anwältin.

Da war Kreno Pih Sal, einer der walähnlichen Iiyay in ihrer schwebenden Wanne.

Verwöhnungsadjutant Har Ke Mmmaudd vom Tourismusministerium der Vlumaren, der den Auftrag auf Flell angenommen hatte, um sich zum Tourismusberater zu qualifizieren und möglichst bald dazu aufzusteigen... war nicht da, weil seine Leiche sich gerade auf dem Weg in die Krankenstation befand... wohin Dr. Chen eigentlich auch unterwegs hätte sein sollen, doch der spielte weiterhin mit dem hhhhhht.

Shaw ging zu ihm, nahm ihn kurz beiseite, der Arzt regte sich einen Moment auf, sah den Captain dann fragend an, der nickte und Chen verließ den Raum.

Kell Taum, seines Zeichens Kapitän, Geschichtenerzähler und Gumino war ebenfalls dort, schien aber noch nicht bemerkt zu haben, dass wohl gerade etwas im Gange war.

Er unterhielt sich angeregt mit Fahn Wiegen, einer baumartigen Pflanze vom Stamme der Kruuun, und das konnte man in dem Falle wörtlich wie doppeldeutig nehmen, da die Kruuun tatsächlich alle vom selben Stamm eines riesigen Baumes auf ihrem Planeten abstammten – und bei jeder Gelegenheit beteuerten, leidenschaftliche Fleischfresser zu sein!

Dann war da noch Skr Krs, ein etwa 2 Meter großer Trztk, ein Volk, das nicht nur entfernt sondern ausgesprochen nah und groß an Ameisen erinnerte, deren Baukünste aber leider nicht an die kleinen Wesen auf der Erde heranreichten, da ihre Evolution sie nicht nur körperlich hatte wachsen, sondern ihre Anzahl auch drastisch hatte schrumpfen lassen.

„Auch wenn ich – und damit meine ich meine Rasse – nicht mit allem übereinstimme, was Sie so tun, aber Partys macht keiner so gute wie Sie“, klopfte ihm ein alter Bekannter, wenn man es denn so nennen wollte, fröhlich auf die Schulter. Es war der Delegationsleiter der prtAck, den er auf Flell wiedergetroffen hatte und der auf die Frage, wie er denn nun eigentlich hieße, geantwortet hatte: „Mein Volk ist eher stolz auf das, was es erreicht hat, als auf nichtssagende Namen. Im Moment bin ich 'Delegationsleiter für den Einkauf von Gütern, die unsere Welt besser machen können', was für fremde Ohren vielleicht ein wenig merkwürdig klingen mag, in unserer Sprache hat es aber einen ganz besonderen Klang. Sie können mich aber gerne Delegationsleiter nennen.“ Er befand sich, samt seiner Delegation, an Bord der Mephisto, weil der Umschwung auf Flell dann doch ein wenig schnell gekommen war und er es vorzog, dieses Kriegs- oder Krisengebiet dann doch lieber unter dem Schutz des Bundes zu verlassen... wenn man denn so großzügig wäre, ihn und die seinen mitzunehmen und ihnen quasi Unterschlupf zu gewähren. Man war und er wurde Teil der diplomatischen Treffen... die soeben eine ungeahnte Wendung genommen hatten. „Das kann sich dieser Mmmaudd mal hinter die Augen schreiben. Oder heißt es Nasen?“

„Ohren“, half Shaw nach.

„Ahh. ihr Menschlein mit euren merkwürdigen Sprechwörtern.“ Der Delegationsleiter sah sich um. „Wo ist der überhaupt?“

„Wer?“

„Na Verwöhnungsbotschafter Mmmaudd vom Terrorismusministerium der Vlumaren... von Vlumaren?“

„Etwas in der Art. Ich fürchte, er hat uns verlassen.“

„Dann ist er also nicht nur überaus ungebildet und überaus unhöflich, sondern auch überaus feige.“

„Wie hat er sich denn diese Auszeichnung verdient?“

„Indem er vor unserem Kampf flüchtet!“ zischte der prtAck.

„Kampf?“

Der Außerirdische dachte darüber nach.

„Disput? Auseinandersetzung? Konflikt?“

„Streit?!“

Der prtAck strahlte den Captain an und klopfte ihm wieder wild auf die Schulter, eine Geste, die er irgendwo aufgeschnappt haben und an der er wohl seine Freude gefunden haben musste.

„Ganz genau, Captain Shaw, Streit, das war es. Wir hatten einen Streit.“

„Und den löst man bei Ihnen für gewöhnlich...?“

„Mit dem Tod?!“

„Ah.“ Shaw wusste, dass es nicht so leicht sein konnte, denn es war für gewöhnlich niemals so leicht. „Und in diesem Fall...“

„Ach, ich weiß doch, was sich gehört. Also, unter Diplomaten und Handelsdelegationen. Wir wollen alle ein Geschäft machen – die Diplomaten auch, da brauchen Sie mir gar nichts anderes zu erzählen. Wir haben alle ein Ziel, wir sind alle zu ein paar Kompromissen bereit, aber erreichen wollen wir es trotzdem, mit so wenig Verlusten wir möglich.“ Er seufzte. „Auch wenn sich Verwöhnungsadjutant Har Ke Mmmaudd höchst aufdringlich, unprofessionell und schlüpfrig verhalten hat, so kann es doch sein, dass mein Volk irgendwann einmal etwas entdeckt, das sein Volk besitzt und das ist ein Weg, mein lieber Captain, dessen Brücken man nicht wegen eines kleinen... Streits niederbrennt.“ Er zauberte eine Art Lächeln auf sein affenähnliches Gesicht. „Was glauben Sie, warum ich hier bin, bei Ihnen an Bord?“

„Weil Sie Angst hatten, dass man Sie beim Durchqueren des Gebiets der Flell angreifen, kapern oder entführen könnte.“

„Das, äh... Es gehört eine Menge Größe dazu, das zuzugeben.“

„Es gehört vor allen Dingen eine Menge Ehrlichkeit dazu!“

„Die... hat in meinem Berufszweig jetzt keinen so hohen Stellenwert.“

„Ist mir nicht entgangen.“

„Sie dagegen scheinen mir sehr oft zu sagen, was Sie denken.“

„Ja, das höre ich öfter. So richtig schwierig wird es aber erst an anderer Stelle.“

Der Delegationsleiter sah den Kapitän fragend an.

„Wenn ich anfange, zu tun, was ich denke!“

„Ja“, stimmte der prtAck zu, „ich denke, das ist genau das, was zu dem Konflikt mit meinem Volk geführt hat, den ich hier so freundlich übersehe.“

„Den Konflikt...?“

„Mit Ihrem General Miles Bellator, der sich zum Staatsfeind der prtAck gemacht hat.“

„Ach, ist er schon so weit.“

„Das ist er. Ein gesuchter Feind, auf dessen Drüsen wir einen Preis aufgesetzt haben!“

„Drüsen?“

„Nicht das, auf das Sie einen Preis aussetzen?“

„Wir wählen da eher den Kopf.“

„Das muss ich mir merken. Würde sich vor der Zitadelle der Verräter auch besser machen als baumelnde Gedärme.“

„Das... ist ein Bild, auf das ich gerne verzichtet hätte. Also muss ich Sie jetzt für Ihre Nachsicht loben, dass Sie trotz dieses Konfliktes hier an Bord sind?“

„Ganz genau“, lächelte der prtAck und es war eins von diesen Lächeln, die katastrophal schief gegangen waren.

Shaw seufzte, schüttelte den Kopf und fragte sich, ob ein „Hmmm!“ angemessen war. Er entschied sich dagegen.

„Kommen wir zurück zu Ihrer Auseinandersetzung mit Verwöhnungsadjutant Har Ke Mmmaudd. Worum ging es dabei?“

„Darum, dass er eine Reisewarnung für prtAckIlvmUgsz unterstützt und unsere Einordnung als 'ein Ort, den man tunlichst meiden sollte' noch einmal hervorgehoben hat.“

„Ist Ihre Welt nicht noch immer isoliert und lässt weder jemanden herein noch heraus?“

„Ja, aber das heißt doch nicht, dass es dort nicht schön wäre und dass es sich nicht lohnen würde dorthin zu reisen!“

„Ähm...“

„Wir hätten Wesen von anderen Welten eine ganze Menge zu bieten... wenn wir uns denn dafür entscheiden würden.“

„Aber solange Sie das nicht tun, macht eine solche Warnung doch keinerlei Unterschied, oder?“

„Es geht hier ums Prinzip, Captain Shaw, es geht hier um Stolz!“ ereiferte sich der Delegationsleiter.

„Das hat Sie also wütend gemacht.“

„Das hat es.“

„So, wie es General Miles Bellator tut.“

„Ja... wenn auch auf eine etwas andere Art. Aber wütend hat es mich gemacht...“ Er sah sich im Saal um und ließ seinen Blick von einem Diplomaten zur anderen schweifen. „...und ich war nicht der einzige, bei dem er das geschafft hat!“

LOG VIII/04

„Und?“ wollte Ebert wissen, die die Zeit genutzt hatte, um noch einmal schnell zur Toilette zu gehen, bevor dann wahrscheinlich bald die große kriminalistische Fragestunde begann.

„Oh, ganz das Klischee, das man unter solchen Umständen erwarten kann, würde ich sagen.“

„Also alle Anwesenden verdächtig?!“

„So weit bin ich noch nicht.“

Lieutenant Lhee erschien in der Tür.

Die beiden Offiziere gingen zu ihm.

„Wir haben Glück:

In dieses Stück

Des Schiffes ist

Niemand gekommen in dieser Frist.“

„Das bestätigt dann wohl deine Theorie“, meinte der Captain. „Es sind also nur die hier Anwesenden verdächtig?!“

Lhee, dem kein kurzer Reim darauf einzufallen schien, nickte.

„Gut, dann sollte keiner von denen den Saal verlassen...“ Er sah Rashi an. „...und wir beide werden uns mal mit jedem von denen unterhalten!“

„Stimmt irgendwas nicht?“ wollte Kell Taum wissen.

„Hmmm!“ antwortete Shaw wahrheitsgemäß.

„Ich habe mehr und mehr Verständnis für die Personen, die das für eine durchaus anstrengende Antwort halten.“

„Dann möchte ich doch mal zu einer durchaus anstrengenden Frage übergehen: Haben Sie sich im Laufe des Abends zufällig mit Verwöhnungsadjutant Har Ke Mmmaudd unterhalten?“

Taum stöhnte.

„Dem Vlumaren vom Tourismusministerium... ja. Wobei, unterhalten trifft es nicht ganz. Andeinandergeraten käme der Sache schon näher.“

„Aha.“

„Aha in der Tat. Und glauben Sie mal nicht, dass ich der einzige war. Dieser... können wir Vlumare als Beleidigung gelten lassen?“

„Ich denke, für den Moment schon.“

„Dieser Vlumare schien es darauf angelegt zu haben, Streit zu suchen. Mit jedem! Es gab kein Gespräch mit ihm, das nicht irgendwann in Geschrei geendet ist, hatte ich das Gefühl. Außer bei ffffffh, versteht sich.“

„Weil der nicht schreien kann?!“

„Ganz genau“, lächelte der Gumino.

„Und worum ging es dabei?“

„Ich habe leider nicht jedes Gespräch verfolgen können, das Buffet, Sie verstehen... und diese wunderbaren Getränke. Commander Ebert hat mir gezeigt, was ein Sekt ist. Wunderbar! Einfach toll! Wenn auch ein bisschen zu blubberig für meinen Geschmack. Er hat mir vieles von dem, was ich gegessen hatte, wieder in Erinnerung gerufen. Ach, ihr habt so wunderbare Sachen... ich bin euch so dankbar, dass ihr mich auf diese Reise mitgenommen habt... auch wenn das bei den Flell ja dann doch durchaus ein bisschen lebensbedrohend gewesen ist.“

„Hat es Ihnen nicht eine spannende Geschichte beschert, die Sie in Zukunft wieder und wieder erzählen können?“

„Das hat es – und auch dafür nochmal vielen Dank.“

„Und wie sieht es mit dem heutigen Abend aus?“

„Eher enttäuschend, was interessante Erzählungen angeht.“

Max und Rashi teilten einen kurzen Blick.

„Na, dann fangen Sie doch mal mit den weniger interessanten an.“

„Sie meinen... was meinen Sie?“

„Das Gespräch mit dem Vlumaren.“

„Ach das.“ Taum winkte ab. „Er hat gemeint, meine Welt wäre nur für eine Sache gut: Sich darauf begraben zu lassen. Und wissen Sie was? Er hat recht! Gut, konnt ich ihm natürlich so nicht sagen, aber wenn man mal ehrlich ist, dann ist das ja genau das, was mein Volk den ganzen lieben Tag lang macht. Ich habe ihm dann gesagt, dass das aber ein sehr unruhiger Schlaf für die Toten wäre, weil die ja nicht nur begraben wären, sondern auch ständig umgegraben werden würden... Hat ihm gar nicht gefallen und er ist lautstark schimpfend zu seinem nächsten Opfer geprescht.“

„Das heißt, nicht er hat Sie wütend gemacht, sondern Sie ihn?!“

„Jjjjaaaa“, stimmte der Gumino zu, „aber ich glaube, da war ich eher die Ausnahme.“

<ich-habe-schon-viel-mit-vlumaren-zu-tun-gehabt> erklärte der Delegationsleiter, also nicht der Delegationsleiter für den Einkauf von Gütern, die unsere Welt besser machen können, sondern der der Delegation des Bundes, die die Situation der Flell hatte einschätzen sollen, <ich-weiß-nicht-ob-sie-es-wissen-aber-die-vlumanren-waren-das-erste-fremde-volk-mit-dem-mein-volk-kontakt-hatte> ffffffh schien Atem zu holen, was für eine Spezies, die komplett aus Gas bestand, eine merkwürdige Geste war. <aber-dieser-schhhhhh-war-wirklich-unterträglich>

Es war das erste Mal, dass sie erlebten, dass ein hhhhhht seine flüsternde Stimme erhob oder sich überhaupt a) aufregte und b) zu Schimpfwörtern wie schhhhhh hinreißen ließ.

„Darf ich fragen...“

<wie-er-mich-so-aufgeregt-hat-?>

„Ja.“

<er-hat-gesagt-dass-die-welt-von-der-ich-komme-eine-beleidigung-für-atmende-wesen-wäre>

Die drei sahen das schwebende Gasgemisch fragend an.

„Und?“

<oh-das-war-es-bei-meinem-volk-ist-das-eine-schlimme-beleidigung>

„Die scheint er an diesem Abend für jedes Volk gefunden zu haben...“

Die drei Offiziere sahen sich an.

„...außer für uns.“

Sie wandten sich wieder dem hhhhhht zu.

„Sie kennen die Vlumaren ein bisschen besser, kann das eine Art Ritual sein, eine Art Mutprobe oder soetwas, mit der man in der Hierarchie des Tourismusministeriums aufsteigen möchte?“

<nein>

„Ah,“

<es-ist-eher-das-richtige-um-aus-dieser-position-entfernt-zu-werden>

„Das kann ich mir vorstellen.“

<und-nach-dem-was-ich-gehört-habe-ist-es-sehr-schwer-als-vlumare-seine-arbeit-zu-verlieren>

„Dann hat er sich also wirklich Mühe gegeben.“

<das-hat-er-es-gäbe-da-aber-auch-noch-eine-andere-theorie>

„Und die wäre?“

<mir-scheint-es-als-wäre-der-verwöhnungs-adjutant-etwas-gewesen-für-das-ihr-volk-die-vielleicht-nicht-treffendste-aber-doch-wohlklingendste-bezeichnung-hat>

„Und das wäre?“

<ein-arschloch>

„Hmmm...“

Shaw fühlte die beiden Blicke auf sich.

„Ja, tut mir leid, aber...“

„Aber?“

„Es hilft mir beim Denken.“

„Wie sehr?“

„Noch nicht genug.“

„Womit du durch die Blume zum Ausdruck bringen möchtest, dass du noch keinen Schritt weiter bist.“

„Exakt. Was wir wissen, ist, dass er offenbar jeden der Delegierten beleidigt hat, was aber kein Aufstiegsritual zu sein scheint, was es ja immerhin erklärt hätte.“

„Also kein Motiv.“

„Kein Motiv für seine Handlungsweise, der Mörder mag ja durchaus eins gehabt haben... eben durch seine Handlungsweise!“

„So richtig weiter bringst du uns damit nicht.“

„Danke.“

„Ich meinte das nicht als Kompliment.“

„Ich weiß.“

Als nächstes wandten sie sich dem Iiyay zu.

„Ich neige ja nicht dazu, mich zu beschweren“, eröffnete der, bevor sie auch nur ein Wort sagen konnten, „aber was ich mir heute Abend hier habe anhören müssen, ist mit dem Wort 'Unverschämtheit' auch nicht ein bisschen angemessen umschrieben.“

„Äh...“

„Einer Ihrer Gäste“, fuhr Kreno Pih Sal fort, „Verwöhnungsadjutant Har Ke Mmmaudd, hat mich, meine Welt und mein Volk zutiefst beleidigt. Und mehr noch, er hat uns gedroht.“

„Oh!“

„Ich glaube nicht, dass Sie das mit einem einfachen Oh! abdecken können, das ist eine Angelegenheit, die weit mehr Silben erfordert. Ich könnte Ihnen ein paar davon zur Verfügung stellen, aber in meiner Sprache gehören sie zu denen, die man nicht verwendet und in Ihrer haben sie keinerlei Bedeutung. Ich unterlasse das also und beschränke mich auf eine offizielle Beschwerde.“

„Darf ich fragen, was genau denn der Verwöhnungsadjutant gesagt hat?“

„Muss ich das wirklich wiederholen?“

„Es würde uns helfen, uns ein Bild über das Ausmaß der Beleidigung zu machen.“

„Gutes Argument, Captain Shaw. Nun, er hat mein Volk als primitiv bezeichnet und – und das ist bei uns die größte Beleidigung, die man aussprechen kann – dass wir uns streng genommen am falschen Ende der Nahrungskette befinden... was nichts anderes heißt, als dass wir gefressen werden sollten, anstatt zu fressen. Er fügte hinzu, dass er ein Volk kennen würde, für das wir bestimmt eine wunderbare Delikatesse wären, würden wir denn endlich lernen, zu schweigen.“

„Oh!“

„Und wieder nicht annähernd genug Silben, Commander! Tatsächlich wollte er unsere Welt für eben dieses Volk empfehlen – als eine Art natürliches Buffet!“

Kreno Pih Sal musterte Lieutenant Lhee in Erwartung eines weiteren „Oh!“

„Oh! deckt es nicht ab!

Das Wort ist viel zu knapp

Um wirklich zu beschreiben

Wie man Sie, seis vereidigt,

Wirklich hat beleidigt...

Drum lass ichs lieber bleiben!“

„Danke, endlich mal jemand, der uns versteht. Dieser Verwöhnungsadjutant, der diesem Begriff auch nicht die Spur gerecht wurde, hat dann noch gesagt, dass er gute Verbindungen zu dieser Welt und diesem Volk und diesen ausgehungerten Feinschmeckern, wie er es nannte, habe und dass er ihnen seine Empfehlung, die sie bestimmt befolgen würden, zukommen lassen würde, sobald wir endlich wieder von Bord gehen würden.“

„Hmmm...“

„Sie wissen“, begann der Iiyay.

„Ja, weiß ich“, nickte Shaw. „Trotzdem die Frage: Könnte er das als Scherz gemeint haben?“

„Über solche Dinge macht man keine Scherze!“

„Und wenn man unerfahren und ehrgeizig ist?“

„Muss man mit Konsequenzen rechnen!“

Shaw setzte zu einem neuerlichen

„Hmmm!“

an, überlegte es sich aber auf den letzten Metern nochmal und machte ein Gesicht, dass ihm seine beiden Begleiter das

„Hmmm!“

quasi davon ablesen konnten.

„Geschickt gemacht“, beglückwünschte ihn Rashida. „Also?“

„Ich frage mich...“

„Und uns.“

„...warum all das nicht schon auf Flell passiert ist?“

„Darauf habe ich eine Antwort für dich.“

Shaw sah sie gleichermaßen überrascht wie erfreut an.

„Ach ja?“

„Ja. Wir sind die falschen Leute für diese Frage!“

„Das ist deine Antwort?!“

„Hattest du eine bessere erwartet?“

„Ehrlich gesagt...“

„Na siehst du! Wer steht jetzt auf unserer Liste?“

„Das bin möglicherweise ich“, meldete sich Schuri Gnal bei ihnen. Die Hegron sah die drei an und meinte: „Es sieht so aus, als würden Sie die anderen Gäste befragen.“

„Äh...“

„Und ich weiß, dass Sie“, sie deutete auf Shaw, „einmal auf unserer Welt waren. Als ein Verbrechen begangen wurde. Nein“, sie schüttelte den Kopf ob ihrer Ungenauigkeit, „als ein Mord begangen wurde. Ein illegaler, nicht genehmigter Mord. Und da haben Sie auch Leute befragt.“

„Woher-?“

„Es war ein relativ einschneidendes Erlebnis in unserer Geschichte, Captain Shaw, da dürfen Sie wohl davon ausgehen, dass die meisten Hegron davon gehört haben und diejenigen, die das Justizwesen aktiv betreiben, insbesondere auf galaktischer Ebene, schon eine klare Vorstellung haben, wer alles daran beteiligt war und dass uns der Name Maximilian Shaw durchaus etwas sagt.“

Shaw schluckte.

„Fühle ich mich geehrt?“ fragte er unsicher.

„Das dürfen Sie auf jeden Fall. Es ist ja nicht so, als wären Sie für uns eine Art Miles Bellator, nein, Sie nehmen in unserem Gedächtnis einen eher positiven Platz ein.“

„Es freut mich sehr, das zu hören.“

„Dann nehme ich mal an, es hat sich nie rumgesprochen, was für schlüpfrige Sachen du in warmem Schnee gemacht hast“, grinste Rashi.

„Und das muss es jetzt auch nicht tun“, lächelte Max die etwas überrascht dreinblickende Gnal an. „Leider haben Sie nur zu recht.“

„Mit dem Schnee?“

„Kein Schnee. Mit dem Mord.“

„Ohhhh!“ rief die Hegron entzückt. „Ich hätte nie gedacht, dass ich soetwas einmal selbst erleben darf. Sie wissen ja, wie es auf meiner Welt ist...“

„Oh ja!“

„...und ich bin nicht sicher, wie wichtig Mord in anderen Kulturen ist, Kriegervölkern zum Beispiel, wenn es sowas denn wirklich gibt...“

„Nuuun...“

„...aber die Angelegenheit damals hat mich neugierig gemacht, denn für jeden, der Recht ausüben möchte, das über unsere eigene Welt hinausgeht, ist es natürlich unerlässlich, sich mit andere Kulturen auszukennen.“ Sie strahlte. „Ich habe jede Menge 'Krimis' von Ihrer Welt gelesen!“

„Oh!“

„Nein, nicht Oh!, sondern Oh ja!“ lachte Gnal. „Deshalb glaube ich...“ Sie ließ ihren Blick durch den Saal schweifen, bis er an einer der anwesenden Personen verharrte. „...es war ein Ableger.“

„Ein was?“

„Das Opfer. War ein Ableger. Von Fahn Wiegen!“

Sie deutete auf das baumartige Lebewesen, das gerade vor dem Buffet stand und sich nicht ganz sicher zu sein schien, was ihm behagen würde und was nicht.

„Jemand hat einen Ast, einen Ast mit Samen, einen Ableger eben, abgebrochen, was, da er ja Leben schaffen soll, Mord ist... oder eine Art von Mord. Und der Täter... der offensichtlich mit diesem Ableger geflohen ist...“

Sie sah auf.

„Ich weiß es, ich weiß es!“ hüpfte die Juristin aufgeregt. „Oh, Ihre Krimis sind so reich an Motiven, Verstrickungen und Verwicklungen. Der Ableger ist in Wirklichkeit nicht einfach nur ein Ableger von Fahn Wiegen, es ist einer, an dem noch eine andere Person beteiligt ist, die dann Vater oder Mutter oder irgendein Elternteil davon ist, und da Fahn Wiegen ihm oder ihr den gemeinsamen Nachkommen nicht zukommen lassen wollte, hat er oder sie ihn einfach abgebrochen und ist damit geflohen – und da die einzige Person, die vor einiger Zeit den Saal verlassen hat und, im Gegensatz zu jedem anderen, der zwischenzeitlich mal draußen war, nicht wiedergekommen ist, muss Vater und Mörder in Personalunion niemand anders sein als Verwöhnungsadjutant Har Ke Mmmaudd vom Tourismusministerium der Vlumaren!“

LOG VIII/05

Shaw nickte.

„Das ist... faszinierend.“

„Danke“, freute sich Gnal. „Ist es denn auch richtig?“

„Das... glaube ich eher nicht, nein.“

„Oh!“

„Trotzdem brillant gefolgert. Und beobachtet. Es haben also alle der hier Anwesenden im Laufe des Abends den Saal mal verlassen?“

„Ja.“

„War das, bevor oder nachdem Verwöhnungsadjutant Har Ke Mmmaudd rausgegangen war?“

„Oh... danach.“

„Danach. Jeder ist danach mal rausgegangen.“

„Aber nur er ist nicht... wiedergekommen“, murmelte sie leise. „Und es hat einen Mord gegeben?“

„Das hat es“, bestätigte Shaw.

„Dann... ist er also nicht der Täter...“

„Sondern das Opfer.“

„Uhhh! Das ist ja...“

Ihr schien kein angemessenes Wort einzufallen. Dann hatte sie es:

„...gar nicht mal so überraschend!“

„Und warum das?“ lächelte der Captain.

„Haben Sie sich mal mit ihm unterhalten?“

„Ich hatte bisher nicht das Vergnügen.“

„Das hätten Sie auch nicht gehabt, denn er war furchtbar und unausstehlich. Ich hatte das Gefühl, wegen Leuten wie ihm haben wir unsere vielen Gesetze – und wegen Leuten wie ihm wäre man geneigt, das eine oder andere davon zu brechen und... einen Mord zu begehen!“

„Aha.“

„Obwohl... andererseits, wenn ichs mir genau überlege, nein, ich ziehe meine letzte Bemerkung zurück.“

„Weil sie Sie selbst belasten könnte?“

„Weil sie nicht zutreffend ist. Wenn man jemanden wie ihn hat, in einer Gesellschaft, die das Töten anderer innerhalb eines gewissen Rahmens nicht völlig unmöglich macht...“

„Um das mal ganz höflich auszudrücken!“

„...dann wäre er möglicherweise jemand, über den schnell viele Anträge eingehen würden!“

„Ihre Gesellschaft hat also wenig Toleranz für nervige Arschlöcher?!“

„Sehr wenig, Captain Shaw.“

„Vielleicht macht Ihre Gesellschaft doch etwas richtig.“

„Außer diese Sache mit dem Schnee!“

„Sch! Also Sie haben sich mit dem Verwöhnungsadjutant unterhalten.“

„Wenn man es denn so bezeichnen möchte.“

„Und wie würden Sie es bezeichnen?“

„Oh, bis zu einem gewissen Punkt... auch so.“

„Und ab da?“

„Kann er froh sein, dass unser Volk gelernt hat, seine Instinkte zu unterdrücken und mehrmals zu überlegen, ob das, was man als nächstes tun möchte, den Gesetzen entspricht oder nicht.“

„Ah!“

„In der Tat Ah! Mehrfaches Ah! sogar.“

„Wie hat er Sie dazu gebracht?“

„Mich auf unsere Gesetzte zu besinnen?“

„Sie dazu zu bringen, es beinahe nicht mehr zu tun!“

Schuri Gnal lächelte.

„Er hat viel davon gesprochen, dass er etwas tun wollte, was noch kein Vlumare vor ihm getan hat.“

„Opfer eines Mordes zu werden?“

„Ich bin nicht sicher, ob er das vorhatte. Aber er wollte sich selbständig machen. Einen eigenen Planeten gründen...“

Gnal sah Shaws Blick.

„...ja, genau das hat er gesagt, weshalb ich ihn auch erst nicht so recht ernst genommen habe, aber dann führte er seine Pläne weiter aus, dass er andere Kulturen kennenlernen, sich das beste von ihnen abgucken und dann eine Urlaubswelt erstellen würde, auf der jedes Volk, und nicht nur die, die trockene Wüsten mögen, etwas finden konnte, woran es seine Freude hätte – und ihn würde das reich machen, weil man ja keine Spezies mehr ausschloss und nicht so wählerisch mit seinen Kunden war. Worin eine gewisse Ironie liegt, da ich noch nie jemanden kennengelernt habe, der wählerischer als er war. Er hat dann gesagt, dass meine Welt gar nichts zu bieten hätte und es wohl kaum etwas langweiligeres gäbe als Gesetze und dass er auf seiner Welt einen Bereich schaffen würde, wo jeder Kunde Gesetze seiner Wahl brechen konnte, soviel er wollte, was mich natürlich ein wenig aufgeregt hat, weil das gegen alles spricht, das man uns beibringt, aber...“

Sie lächelte.

„...es sieht ja nun fast so aus, als hätte jemand sein Konzept in die Tat umgesetzt und zumindest ein Gesetz gebrochen! Aber das ist noch nicht alles.“

Die drei sahen sie aufmerksam an.

„Was ist diese Sache mit dem warmen Schnee?“

„Es ist nicht schwer, zu erraten, was Ihre Gespräche hier auf sich haben“, eröffnete ihnen Skr Krs.

„Ist es nicht?“

„Nein, Captain Shaw. Wir nähern uns dem Ende unserer Reise, Sie haben uns gemütlich – und sicher – durch das Gebiet des Bundes gebracht und nun ist es soweit: Sie präsentieren uns die Rechnung!“

„Äh...“

„Für die Bewirtung, die Räumlichkeiten die Unterhaltung und natürlich die Sicherheit. Die sollte uns allen eine Menge wert sein und-“

„Es gibt keine Rechnung!“

„Bitte?“ entfuhr es dem ameisenhaften Trztk überrascht.

„Wir berechnen Ihnen all das nicht. Es ist ein Service des Bundes, den Sie als Mitglieder des Bundes kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen.“

„Oh!“

„Sie sind doch Mitglied des Bundes?“

„Wenn nicht, wäre das jetzt eine großartige Motivation! Aber nein, wir sind Mitglied.“ Die Trztk hatten keine Geschlechter – oder lehnten welche ab, da war man nicht nicht so ganz sicher – und so war es schwer zu sagen, ob er oder sie den Kopf schief legte, denn es zu sagen klang schlicht und ergreifend unschön. „Was haben Sie denn dann mit den anderen besprochen?“

„Gibt es bei Ihnen Überraschungspartys zum Geburtstag und haben Sie in nächster Zeit Geburtstag?“

Der/die Trztk überlegte.

„Weder noch“, war dann die klare Antwort.

„Gut. Haben Sie sich in letzter Zeit über irgendetwas besonders aufgeregt?“

„Sie meinen vor heute Abend?“

„Rechnen wir den heutigen Abend ruhig mit.“

„Dann ja.“

„Sehen Sie, auch das gehört zu unseren Serviceleistungen.“

„Dass ich mich aufrege?“

„Dass... wir darüber sprechen. Was war es denn?“

„Ich glaube fast, es müsste eher heißen, wer war es denn?“ Skr Krs sah sich erschrocken um. „Haben sich etwa andere der Delegierten über mich beschwert? Habe ich mich zu laut aufgeregt?“

„Durchaus nicht.“

„Das beruhigt mich.“

„Also, wie war das denn nun?“

„Oh, es war dieser... Vlumare. Ist das eine Beleidigung?“

„Äh...“

„Bei meinem Volk ist es nämlich eine. Und keine besonders nette. Das habe ich ihm aber nicht gesagt. Oh, habe ich Ihnen schon gesagt, wie sehr angetan ich vom Namen Ihres Schiffes bin.“

„Da ist er aber der einzige“, murmelte Ebert.

„Mephei Sto Leis bedeutet bei uns nämlich 'Königin, die viele kräftige Soldaten hervorbringt'“, Skr Krs seufzte, „auch wenn das leider schon lange nicht mehr vorgekommen ist und mein Volk seit Generationen darauf hofft. Dennoch meine Anerkennung, sehr gut gewählt.“

„Danke.“

„Also der Abend... der Vlumare... ich hatte beinahe das Gefühl, er befände sich in einem Zustand, den man bei uns Ko Lus Plan Ar nennt.“

„Klingt exotisch“, meinte Rashi.

„Exotisch und erotisch“, stimmte Skr Krs zu. „Nein, warten Sie. Neurotisch, das war Ihr Begriff, der der Sache am nächsten kommt. Es ist ein Zustand des Geistes, bei dem man andere durch unverschämtes und beleidigendes Verhalten dazu bringen möchte, einen umzubringen – so eine Art assistierter Selbstmord, wenn Sie so wollen. Ist bei uns aber, wie alle Arten von Selbstmord, seit es uns nur noch in so übersichtlicher Anzahl gibt, verboten. Wir haben da sogar schon mit den Hegron drüber gesprochen, wie die eine Zuwiderhandlung in Sachen Selbstmord ahnden... aber da sind wir wohl alle nicht zu wirklich zufriedenstellenden Ergebnissen gekommen.“

„Und Sie meinen, das war es, was er gemacht hat? Die Delegierten so lange provozieren, bis ihn einer umbringt?“

„Nein, dafür war er dann doch zu sehr von sich eingenommen. Er hat von großen Plänen berichtet und dass er eine eigene Welt für die Bedürfnisse aller schaffen würde und dass er auch schon einen Geldgeber gefunden habe, vorausgesetzt, er finde für ihn das, was er suche, was er getan habe und nun wolle er mir nur mitteilen, wie erschreckend armselig und unorginell unsere Architektur wäre und dass er den Gedanken, uns als Erbauer seiner Paläste und Hotels überhaupt in Erwägung zu ziehen für genauso lächerlich halte wie-“

Die drei Offiziere warteten.

„Wie... was?“ hakte der Captain dann nach.

„Oh, das hat er nicht gesagt. Das war der Moment, wo ich ein bisschen meine Haltung verloren und ihm den Inhalt meines Glases ins Gesicht geschüttet habe. Ich habe also leider nie erfahren, wie der Vergleich endet. Ist das wichtig?“

+Die große Konspiration+, meinte Fahn Wiegen, als sie sich der oder dem baumartigen Kruuun näherten und irgendetwas schien die Blätter in der Krone zum Rauschen zu bringen. +Auch mir sind Ihre Gespräche nicht entgangen. Und Ihre Wachen am Ausgang. Was nun, wenn ich plötzlich zur Toilette müsste?+

„Mussten Sie das jemals in Ihrem Leben?“ lächelte Shaw.

+Gutes Argument. Also darf ich fragen, worum es geht?+

„Müssen Sie das denn?“

+Nun, ich hätte einen Verdacht.+

„Möchten Sie den teilen?“

Ein paar der Blätter segelten langsam zu Boden.

„Darf ich das als Kritik auffassen?“ fragte der Captain unsicher.

+Nein, das ist nur... eine natürliche Reaktion auf eine unnatürliche Umgebung. Ich habe das Gefühl, ich habe hier mehr Blätter verloren als im Herbst auf meinem Planeten.+

„Sie wachsen ja wieder nach... hoffe ich.“

+Das tun sie.+

„Ich wünschte, das wäre bei mir auch so“, seufzte der Mensch. „Nuuuun... wo waren wir?“

+Mein Verdacht+, knurrte das Baumwesen und es knarzte in seinem Geäst. +Ich glaube, es geht um jemanden, der offenbar versucht hat, sich jeden im Raum zum Feind zu machen.+

„Das schließt Sie mit ein?“

+Das tut es.+

„War er erfolgreich?“

+Bei mir schon.+

Ein paar Blätter segelten hinab.

„Ah.“

+Hatten Sie etwas anderes erwartet?+

Shaw wog es ab.

„Eigentlich nicht.“

+Sehen Sie?+ Die Krone bewegte sich, als würde starker Wind durch sie fahren. +Er war sehr überzeugend.+

„Ja, das hab ich auch von anderen gehört.“

+Vielleicht sollte er dann einen anderen Beruf wählen.+

„Welchen?“

+Diplomat.+

„Ist er das denn nicht?“

+Ich hatte eher den Eindruck, er wäre eine Art Verkäufer. Die Art, die zu meiner Welt kommt und uns auffordert, unsere Nachkommen herzugeben, um daraus antike Möbel zu machen.+

„Was machen Sie mit solchen Leuten?“

+Wir verspeisen sie.+

„Und das ist nicht nur eine Metapher?“