Der mechanische Mechaniker - Martin Cordemann - E-Book

Der mechanische Mechaniker E-Book

Martin Cordemann

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Beschreibung

Die Finsternis der Sterne – Heft 10: "Der mechanische Mechaniker" Staffel 3 Was soll das heißen, "Staffel 3"? Was ist eine Staffel? Bitte? Oh, ah, verstehe... Metaebene und so. Ja, wenns denn sein muss. Obwohl, im Ernst, ich hab mit meiner eigenen Ebene eigentlich schon genug zu tun. Also, was wollen Sie jetzt von mir hören? Eine hübsche Geschichte über die heldenhafte Besatzung der, wie haben Sie das genannt, "des größten Kriegsschiffs, das die Menschheit je gebaut hat", sowas soll ich Ihnen erzählen? Oder wollen Sie, dass ich die zwei "Staffeln" davor zusammenfasse? Soll jeder selber lesen? Ja, seh ich auch so. Und nicht erst hier einsteigen und sich dann wundern, dass man nix versteht. Ja, Sie glauben ja gar nicht... oh, glauben Sie doch. Na, dann bin ich ja beruhigt. Aaaaalso, wo waren wir... zu diesem Zeitpunkt? Ja, ich weiß wieder. Nachdem man erst eine ganze Staffel gebraucht hat, um bis zum Rand des Bundes zu kommen und dann eine weitere, um den Bund zu durchqueren, stößt man jetzt – tatatataaaa – in unbekanntes und unerforschtes... bitte? War "tatatataaaa" nicht richtig? Das hab ich mir bei Ihrem Volk abgeguckt. Gut, mach ich nie wieder. Also man verlässt den Bund und hinein in die Unbekanntheit und die Gefahren und ich muss mich entschuldigen, denn ich muss jetzt mal ganz dringend wohin. Wie, wohin wohin? Ich dachte, das wäre offensichtlich. Und dringend, wenn Sie verstehen. Also – was wollen Sie wissen? Ja, ne Sexszene gibt es auch wieder. Und die gute Nachricht ist: ich trete darin nicht auf!

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Seitenzahl: 317

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Martin Cordemann

Der mechanische Mechaniker

Die Finsternis der Sterne – Heft 10

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

LOG X/01

LOG X/02

LOG X/03

LOG X/04

LOG X/05

LOG X/06

LOG X/07

LOG X/08

LOG X/09

LOG X/10

LOG X/11

LOG X/12

LOG X/13

LOG X/14

LOG X/15

LOG X/16

LOG X/17

LOG X/18

LOG X/19

LOG X/20

LOG X/21

LOG X/22

LOG X/23

LOG X/24

LOG X/25

LOG X/26

LOG X/27

LOG X/28

LOG X/29

LOG X/30

LOG X/31

LOG X/32

LOG X/33

LOG X/34

LOG X/35

LOG X/36

LOG X/37

LOG X/38

LOG X/39

LOG X/40

LOG X/41

LOG X/42

LOG X/43

LOG X/44

LOG X/45

LOG X/46

LOG X/47

LOG X/48

LOG X/49

LOG X/50

LOG X/51

LOG X/52

LOG X/53

LOG X/54

LOG X/55

LOG X/56

LOG X/57

LOG X/58

LOG X/59

LOG X/60

LOG X/61

LOG X/62

LOG X/63

LOG X/64

LOG X/65

Fortsetzung folgt...

Impressum neobooks

LOG X/01

„Logbuch?“ schlug Ebert vor.

Captain Shaw winkte ab.

„Muss nicht sein.“

„Aber du könntest berichten von all dem...“

„...was noch nicht passiert ist, weil wir durch eine Einöde fliegen, bei der wir etwa drei Monate brauchen, bis wir sie hinter uns haben...“

„...und das, wenn wir sehr optimistisch sind, ja.“

„Klingt mir nach keinem besonders ergiebigem Eintrag.“

Die Steuerfrau nickte zustimmend.

„Jetzt, wo du es mir so auf der Zunge zergehen lässt... aber ich hätte trotzdem eine Idee, wie du die erwähnte lange und möglicherweise ereignisarme Zeit füllen könntest.“

„Wird mir dieser Vorschlag gefallen?“

„Nun, er enthält keins deiner galaktischen Verhältnisse.“

„Dann bin ich schon mäßig interessiert.“ Er seufzte. „Also?“

„Du könntest endlich mal die Besatzung kennenlernen.“

„Meine Besatzung?“

„Bei der eines anderen Schiffes hätte das wenig Aussagekraft – und wir haben auch grad keins zur Verfügung.“

„Immer, wenn man mal eins braucht...“

„Im Ernst...“

„Du weißt-“

„...warum du das nicht gerne machst?“

„Ja.“ Shaw kratzte sich am Kinn. „Bevor wir die letzte Welt des Bundes passiert haben und in diese mäßig erforschte Weite vorgedrungen sind...“

„Das klingt fast wie ein Logbucheintrag!“

„...haben wir noch Die Brüder Karamasow getroffen...“

„Das Schiff gleichen Namens, nicht die Brüder selbst.“

„...womit es, streng genommen, 'haben wir noch dieDie Brüder Karamasow getroffen' heißen müsste...“

„Aber wer nimmt es schon streng?“

„...wo ein Großteil unserer Ingenieure, die die letzten Monate dazu genutzt haben, unsere Kabinen und Labore so umzubauen, dass sie für diese Mission auch funktionsfähig...“

„Und bequem!“

„...sind, uns wieder verlassen hat, um zur Erde zurück zu reisen, während einige andere Offiziere an Bord gekommen sind.“

„Und die möchtest du jetzt kennenlernen?!“

Max seufzte wieder... dann...

Passierte nichts.

Nichts, das ihn davon abhalten-

„Moment“, unterbrach Ebert seinen ausflüchtigen Gedankengang.

„Ja?“ fragte er hoffnungsvoll.

„Du hast aber auch ein Glück.“

„Ach, wirklich?“

„Oh, aber ja, mein alter bis ältester Freund. Da ist nämlich gerade etwas auf den Sensoren aufgetaucht – und das könnte ein Schiff sein...“

LOG X/02

„Was für ein Schiff?“ wollte Commander Shaw wissen.

Lieutenant Commander Ebert kniff die Augen zusammen, als sie die Anzeigen anstarrte.

„Ich würde fast wetten-“

„Oh!“ unterbrach sie Shaw, der es nun auch sah.

„Oh! in der Tat“, stimmte sie ihm zu.

„Äh?“ brachte sich Lieutenant Strijder in das konsonantenarme Gespräch ein.

„Nicht Äh?, Oh!“ korrigierte ihn die Steuerfrau.

„Das ist... verwirrend“, gestand er.

„Genau das wollten wir gerade zum Ausdruck bringen.“

Der Commander deutete auf eins der Hologramme.

„Die Sensoren haben eben ein Schiff bemerkt, das da so ganz friedlich im Raum zu hängen scheint.“

„Sie meinen... es ist eins der prtAck, das uns jetzt auflauert?“ entfuhr es dem Lieutenant erschrocken.

„Nein, das wäre ja vermutlich eher erschreckend als verwirrend.“

„Ihre Antwort...“

„Ist es auch?“ half Ebert nach.

„Ja?“

„Eigentlich nicht“, widersprach sie dem Mann. „Eigentlich ist sie nur nicht... hilfreich. Weil sie nichts gegen die Verwirrung tut.“

„Sie beide arbeiten schon lange zusammen?“

„Merkt man das?“ meinte Rashi ironisch. „Ja, verwirrend, kryptisch, das sind die Dinge, mit denen wir hier draußen zu tun haben. Und das eine oder andere Sexabenteuer zwischendurch, aber ich denke, das gehört jetzt nicht hierher.“

„Äh...“

„Und er denkt das auch.“

„Um auf Ihre Frage, oder Ihr Äh? zurück zu kommen“, Shaw vergrößerte das Hologramm noch ein bisschen, „das da ist eher ungewöhnlich.“

Der Lieutenant kniff die Augen zusammen.

Dann erschien die Erkenntnis auf seinem Gesicht.

„Oh!“ rief er, womit er sich seinen beiden Vorrednern anschloss.

„Sie sind Ingenieur, oder?“

„Oh ja, Commander. Ja, ich kenne mich mit Raumschiffen aus – und ich weiß, was das da für eins ist.“

„Möchten Sie die Klasse daran teilhaben lassen?“

„Grundgütiges Universum, das“, strahlte der Ingenieur, „ist ein Frachtschiff der Plu'Uk.“

„Streng genommen hören die es gern, wenn man sagt 'vom Ehrenwerten Volk der Plu'Uk', aber da uns das hier relativ egal ist...“

„...ist uns das relativ egal?“ bot Ebert an.

„Ja“, stimmte Shaw zu.

„Ich habe noch nie eins aus der Nähe gesehen.“

„Auch das haben die scheinbar ganz gern, denn das hier ist eine relativ seltene Gelegenheit dafür.“

„Sie meinen...“

„Oh, wir werden uns das mal ansehen, das versteht sich doch von selbst.“

„Was... was machen die denn da?“

„Eben das ist unsere Eintrittskarte. Vielleicht brauchen sie ja unsere Hilfe.“

„Es liegt kein Notruf vor“, meldete Lieutenant Commander Maria Fernanda Rhyfelwr, die Wissenschaftsoffizierin.

„Vielleicht ist ja auch ihre Sendeanlage von diesem Notfall betroffen?! Miss Ebert...?“

„Kurs ist gesetzt.“

„Na dann...“

„Sind unterwegs.“

„Danke.“

„Ähm...“

„Nicht wieder Oh!?“

„Wir sind über die Phase des Oh! hinaus, denke ich.“

„Ja, denke ich auch. Also?“

„Ich hab mir deren Kurs mal angesehen und irgendwie...“

„Ja?“

„Naja, es sieht fast so aus, als würden die auf etwas warten.“

„Auf etwas... oder jemanden“, erschien ein Lächeln auf Shaws Gesicht.

Ebert kniff die Augen zusammen.

„Du meinst... was meinst du?“

„O'nu?!“

„Du willst sagen, sie warten auf die Oooooh, ich verstehe.“ Rashi wandte sich Lieutenant Strijder zu. „Sie sagten, das wäre ein Frachter der Plu'Uk?!“

„Vom Ehrenwerten-“

„Lassen wir das!“

„Äh, ja, Commander, ein Frachter. Keins ihrer Kriegsschiffe. Das kann man an diesem Teil des Bugs hier erkennen.“

Er deutete auf einen Teil des holographischen Raumschiffs.

Ebert drehte sich wieder in die Richtung von Shaw.

„Du glaubst also, die warten hier auf Kunden, so, wie es die O'nun so gerne tun.“

„Nun, du hast das Wort 'warten' in die Diskussion eingebracht.“

„Diskussion?“

„Klang besser als 'in die Runde geworfen' oder 'in den Raum gestellt'.“

„Hast recht, keine Einwände.“ Ihre Stirn legte sich in Falten. „Meinst du, ihnen ist das gleiche passiert, wie den O'nu?“

„Du meinst, dass sie von den Vierstelligen angegriffen worden sind?“

Die Steuerfrau nickte.

„Dafür sieht mir das Schiff zu wenig beschädigt aus.“ Er musterte den Lieutenant. „Oder?“

„Es sind keine Schäden zu erkennen...“

LOG X/03

„Gar keine Schäden?“ Captain Shaw kratzte sich am Kinn. „Das ist verdammt merkwürdig.“

„Wir sind aber auch noch ein gutes Stück entfernt“, meinte Ebert. „Aber da ist noch etwas.“

„Und das wäre?“

„Seine Geschwindigkeit... oder vielmehr das Fehlen davon.“

„Ein Schiff... das auf seinen Kunden wartet?“

„Etwas schneller ist es dann schon. Aber nicht viel. Eigentlich kaum.“ Sie sah ihren alten Freund fragend an. „Nicht hilfreich?“

„Bisher nicht, nein.“

„Worauf ich hinauswill ist, dass es langsam ist. Wirklich langsam. Was auch der einzige Grund ist, warum wir es überhaupt bemerkt haben. Du weißt ja, zwei Schiffe, von denen jedes mit 100facher Lichtgeschwindigkeit durch die Gegend rast, da ist man lange aneinander vorbei, bevor man überhaupt bemerkt hat, dass jemand da war.“

„Das scheint hier offensichtlich nicht der Fall zu sein.“

„Eher im Gegenteil. Das Ding ist verdammt langsam. Verdammt langsam!“

„Sicher, dass es kein Komet ist?“

Ebert grinste.

„Da hat aber einer was bei all unseren Missionen gelernt. Ja, dachte ich auch erst, aber dann habe ich mal den Kurs berechnet. Und der ist zu geradlinig für einen Kometen oder überhaupt einen natürlichen Himmelskörper. Hat keine Umlaufbahn um irgendwas, nichtmal den Kern der Galaxis, sondern fliegt gerade in eine bestimmte Richtung – und gerade Linien gibt es in der Natur nicht.“

„Dann sollten wir uns das also mal ansehen?!“

„Würde ich auch meinen.“

„Dann brauche ich dir in Sachen Kurs wahrscheinlich gar nicht erst einen Befehl zu erteilen.“

„Nur, dass wir ihn einschlagen sollen, denn berechnet ist er schon.“

„Na dann machen wir das doch mal.“

„Mit Freude, mein Captain.“

„Ich bin soeben fast erbleicht

Wir haben nun das Schiff erreicht

Und es scheint ganz tot zu sein...

Das ist wirklich gar nicht fein.“

meldete Sicherheitschefs Lhee.

„Keine Lebenszeichen

Keine Leichen

Sind bisher zu sehen

Wir können's nicht verstehen.“

Shaw schmunzelte.

„Hattest du mir sowas nicht angekündigt?“ fragte er Rashi. „Ein neues Rätsel, das seit Jahrzehnten niemand gelöst hat?!“

„Eher seit Jahrhunderten... wobei auf das Schiff dann doch eher ersteres zutrifft.“

„Du siehst mich verwirrt ob deiner Äußerung.“

„Ich wollte damit nur sagen, der Kahn da drüben ist alt, aber sooo alt dann doch nicht. Ich tippe auf etwa 80, 90 Jahre.“

„Herkunft?“

„Von den Aioue.“

„Als die sich noch nicht isoliert hatten.“

„Ja, so ein Schmuckstück sieht man nicht alle Tage – und heutzutage gar nicht mehr.“

Shaw wandte sich seinem Sicherheitschef zu.

„Wenn das Schiff so alt ist, könnte dann die Besatzung nicht doch noch an Bord sein... nur, dass sich die Leichen inzwischen in ihre Bestandteile aufgelöst haben?“

„Ich sage nicht ganz unverdrossen

Das wär vielleicht nicht ausgeschlossen.“

„Also sollten wir der Sache mal auf den Grund gehen.“

„Jederzeit,

Sind schon bereit.“

„Perfekt“, lächelte der Captain.

„Eine ferngesteuerte Fähre

Mit der man dem Schiff sich näh're

Und damit's nicht wird perfide

Übernimmt der Androhnide!“

„Wow, ein Reim auf Androhnide“, kommentierte Rashi. „Dr. Chen wäre stolz auf Sie. Das müssen Sie ihm unbedingt auch nochmal vorsingen.“

„Mach ich doch gern...

Doch zurück zum Kern

Um den es hier geht

Und hier vor mir steht

'sinoraiata' von der Sicherheit

Zur Arbeit sicher gern bereit.“

„Ja, Sir“, bestätigte der Lo'ohg.

„Ah, Corporal 'sinoraiata'“, lächelte der Kapitän einen ihrer Neuzugänge an.

„Ich bin Spezialist“, sagte das Wesen. „Für Androhniden.“

Mehr sagte es erstmal nicht.

„Dann... wollen wir mal loslegen?“ fragte Shaw.

„Nicht sicher?“ erkundigte sich 'sinoraiata'.

„Doch... Ich wollte es nur nicht zu sehr wie einen Befehl wirken lassen.“

„Besser Befehl. Kürzer.“

Der Captain atmete tief ein, um den angestrebten Seufzer dann doch lieber auszulassen.

„Gar kein Problem. Weniger Wor- Ja, ich versaus grad wieder. Gut, Corporal 'sinoraiata', an die Arbeit. Bringen Sie das Shuttle rüber, finden Sie einen Platz zum Andocken und versuchen Sie, in das fremde Schiff zu gelangen, ohne etwas kaputt zu machen oder mögliche Fallen auszulösen, die man eventuell für Besucher wie uns hinterlassen hat. Lange Anweisung, aber präzise?“

„Ja, Sir, sehr.“

„Gut. Los!“

Der Lo'ohg nickte, ging zu einer der Konsolen am Rand der Brücke und machte sich an die Arbeit. Es dauerte nicht lange und sie näherten sich...

LOG X/04

...dem Schiff der Plu'Uk.

„Keine Schäden zu sehen.“

„Kanal öffnen.“

„Sie können sprechen, Commander.“

„Hallo, ich bin Commander Maximilian Shaw vom Erdschiff Horatio Hornblower. Benötigen Sie Hilfe?“

Auf dem Bildschirm erschien ein Ehrenwerter Raumschiffkapitän der Plu'Uk und sah ihn voller Verachtung und Abneigung an.

„Von Abschaum wie Ihnen benötigt niemand Hilfe.“

„Wie charmant.“

„Wie ekelhaft. Mördervolk“, er spuckte aus. „Widerliche Kreaturen. Dass man es solchem Abfall überhaupt gestattet, den Weltraum durch ihre Anwesenheit zu beschmutzen.“

Shaw wollte zu etwas ansetzen.

„Schweig lieber, Mörder, ich erinnere nur an die Vergangenheit deines Volkes.“

„An der Ihr Volk großen Anteil hatte-“

„Ruhe! Ich muss mir von einem Mörder nichts sagen lassen. Der Anblick des Mördervolks stößt mich genauso ab wie eine unbezahlte Rechnung! Jemand sollte verhindern, dass ihr das Weltall weiter besudelt.“

„Darf ich jetzt auch mal ein paar Beleidigungen loswerden?“

Der Plu'Uk schaltete ab.

„Hmm“, meinte der Commander.

„Unterdrücke deine Instinkte“, riet ihm Rashida.

„Die da wären?“

„Eine volle Breitseite?!“

Shaw seufzte.

„Hast recht... sowohl, was die Instinkte, als auch das sie ignorieren angeht.“

„Commander Shaw“, meldete sich Lieutenant Commander Rhyfelwr von der Wissenschaftsstation.

„Ja?“

„Ich habe das Schiff der Plu'Uk gerade mal abgetastet.“

„Das werden die sicher nicht zu schätzen wissen.“

„Offensichtlich nicht, denn die meisten Bereiche des Schiffes sind mit einem Schirm abgesichert, der klare Sensorwerte verhindert.“

„Miese Geheimniskrämer.“

„Es sieht allerdings ganz so aus, als würde sich dieser Schirm negativ auf ihre Lebenserhaltung auswirken. Deren Werte sehen nicht gut aus und ich glaube, je länger sie diesen Tarnschirm eingeschaltet lassen, umso größer ist der Einfluss auf die anderen Systeme.“

„Tja, das kommt davon, wenn man Waffen durch die Gegend transportiert. Machen Sie mir eine Verbindung-“

„Wir werden gerufen, Sir.“

„Nette Abwechslung. Auf den Schirm.“

„Hatte ich Ihnen nicht den Rat gegeben, hier zu verschwinden?“ kam es barsch von der anderen Seite der Sprechverbindung.

„Da muss ich Sie leider enttäuschen. Sie haben sich in Beleidigungen und Herablassung ergangen, eine konkrete Aufforderung war da aber leider nicht dabei.“

Der Plu'Uk wollte zu etwas ansetzen.

„Ich nehme an, ich muss Ihnen nicht sagen, dass das Störfeld, das verhindern soll, dass man sieht, was für tolle Waffen Sie transportieren, einen eher ungesunden Einfluss auf Ihre Lebenserhaltung hat und dass sich das bald ungesund auf Ihre... Gesundheit auswirken könnte?!“

„Sie müssen mir gar nichts sagen. Unsere Systeme arbeiten korrekt und Sie sind nichts anderes als-“

Shaw kappte die Verbindung.

Ebert, Strijder und Rhyfelwr sahen ihn fragend an.

„Meint ihr, er hätte seinen Beleidigungen neue Aspekte hinzugefügt?“

„Ähh...“

„Eben. In dem Fall können wir uns auch wieder auf den Weg machen.“ Shaw sah Rashida an. „Das geht an dich.“

„Schon dabei, Sir. Berechne neuen Kurs... auf alten Kurs.“

„Sehr gut. Mr. Strijder.“

„Ja, Sir?“

„Schauen Sie sich doch bitte mal die Sensoraufzeichnungen an, die Commander Rhyfelwr gemacht hat. Vielleicht sind die ja ganz interessant.“

„Gerne, Sir“, grinste der Lieutenant.

„Und Sie, Commander Rhyfelwr, halten bitte ein Auge auf unsere Ehrenwerten Freunde.“

„Für den Fall, dass deren Lebenserhaltung ausfällt?“

„Nein, für den Fall, dass deren Kunden auftauchen. Ich wäre da doch ein bisschen neugierig...“

LOG X/05

„...was wir da drüben finden werden“, meinte der Captain.

Corporal 'sinoraiata' hatte gerade die Fähre an einer Schleuse des fremden Schiffes andocken können. Dann begann er mit seiner Arbeit.

„Andockmanöver erfolgreich.

Scannen läuft.

Keine Explosivstoffe entdeckt.

Schließmechanismus gestartet.

Schleusentür geöffnet.

Gehe rein!“

Der Androhnide betrat, begleitet von einem kleinen Geschwader Spionagedrohnen, das fremde Schiff.

„Atmosphäre dünn.

Alt.

Abgestanden.

Lange nicht erneuert.

Scannen läuft.

Keine Gifte.

Keine Viren,

Keine Strahlung.

Keine Lebenszeichen.

Gehe weiter.“

Alle Augen auf der Brücke waren auf den Sicherheitslo'ohg gerichtet, während Bilder und Daten der Drohnen nur spärlich einzutrudeln schienen.

„Korridor leer.

Keine Besatzung.

Keine Leichen.

Kein Widerstand.“

'sinoraiata' schien das selbst ein wenig mitzunehmen.

„Nichts“, brachte er dann, fast mühsam heraus.

„Möchten Sie eine Pause machen?“ bot ihm der Captain an.

„Nein, Sir.“

Der Lo'ohg richtete seine Aufmerksamkeit wieder ungeteilt auf seine Anzeigen, während er die Maschinen durch die fremde Maschine bewegte.

„Korridore intakt.

Außenhaut intakt.

Keine Risse.

Keine Einschüsse.

Atmosphäre stabil.

Erreiche Maschinenraum.

Maschinen intakt.

Computer intakt.

Gehe weiter.

Korridore leer.

Keine Schäden.

Keine Schussspuren.

Keine Strahlung.

Keine biologischen Rückstände.

Erreiche Hangardeck.

Raumfähren vorhanden.

Unbeschädigt.

Tore verschlossen.

Außenhaut intakt.

Sehe mich um.

Finde Terminal.

Computer intakt.

Nutze Übersetzungsprogramm.

Befrage Inventarliste.

Suche Rettungskapseln.

Sind vorhanden.

Und alle...

An Bord!“

Er schluckte wieder.

„Gehe weiter.

Erreiche Krankenstation.

Keine Patienten.

Keine Anzeigen.

Keine Hinweise.

Gehe weiter.

Bild unverändert.

Ausgestorben.

Leer.

Tot.

Erreiche Brücke.

Keine Besatzung.

Keine Kampfspuren.

Keine... keine...“

„Keine Ahnung?“ schlug ihm Shaw vor,

'sinoraiata' sah ihn ein bisschen mitgenommen an.

Dann nickte er.

„Ja, Sir. Keine Ahnung. Was passiert ist.“

Der Captain nickte und sah ihn aufmunternd an.

„So gehört es sich ja auch für ein Geheimnis, Corporal. Und das hier wurde mir schon vor längerer Zeit angekündigt. Schiffe, die verschwinden und dann ohne ihre Besatzung wieder auftauchen.“

„Gruselig“, kommentierte Ebert.

„'rinntuwaluk'“, sagte 'sinoraiata' nur.

Seine Zuhörer sahen ihn aufmerksam an.

„Ich bin mir der Wortkargheit der Lo'ohg wohl bewusst, aber das ist dann vielleicht doch ein wenig zu wenig?!“

„Der 'rinntuwaluk' ist ein Mythos“, erklärte 'sinoraiata' nun. „Eine Sagengestalt. Eine Horrorfigur. Ein Ungeheuer. Aus einem Märchen. Es heißt, er war auf unserer Welt. Einst. Als mein Volk noch jung war. Und die Meere bereiste. Da geschah es. Häufiger. Dass Schiffe verschwanden. Einige kamen nie zurück. Andere fand man. An den Strand gespült. Heile. Aber leer. Die Mannschaft verschwunden.“ Er sah auf. „Aber das waren Mythen. Märchen. Geschichten. Keine Wirklichkeit!“ Der Lo'ohg blickte wieder auf die Anzeigen, auf die Bilder, die ihnen ihre Drohnen noch immer lieferten, die leeren Korridore, die Kabinen, in denen sich niemand befand, die Betten, Tische, Stühle – und keine Spur eines Lebewesens. „Oder?“ fragte er fast tonlos.

„Vielleicht finden wir es ja heraus“, murmelte Shaw.

„Ich höre da einen Zweifel in deiner Stimme.“

„Oh, nicht, ob wir das tun, sondern...“

„...ob wir das überleben?“

Der Captain nickte.

„Sowas in der Art.“

„Wie aufbauend.“

„Deshalb hab ich es auch nicht gesagt.“

„Bis ich dich dazu gezwungen habe. Tut mir leid.“

„Macht ja nichts. Wir haben ja gewusst, worauf wir uns da einlassen und vielleicht...“

LOG X/06

„...ist das ja eine gute Neuigkeit?!“ lächelte Shaw seine neue Wissenschaftsoffizierin an.

„Ihr Gesichtsausdruck sagt nein“, meinte Ebert.

„Das tut er – aber was sagt ihr Mund?“

„Dass man ihm erstmal die Möglichkeit geben sollte, überhaupt etwas zu sagen?!“ zischte Rhyfelwr.

„Gutes Argument“, parierten Max und Rashida wie aus einem Mund.

Der erwiderte Gesichtsausdruck war eher weniger wohlmeinend.

„Also bitte, Lieutenant Commander Rhyfelwr.“

„Die Sensoren haben etwas erfasst.“

„Eine Eisdiele?“ rief Ebert aufgeregt.

„Eine... was?“

„Wie kommst du denn auf sowas?“

„Ich frage ja nur. Ich habe lange keine mehr gesehen.“

„Es ist mit Sicherheit keine Eisdiele.“

„Sagen Sie uns denn dann endlich mal, was es ist, Lieutenant Commander?“

„Sie sind doch selbst nur Lieutenant Commander!“ kam es zurück.

„Meine Damen!“ Beide sahen ihn an. „Danke! Als kommandierender Offizier dieses Schiffes, den ich nur selten und ungern herauskehre, möchte ich doch in unser aller Interesse sehr hoffen, dass die uns zu erwartende Information weder akut gefährdend noch sonst irgendwie bedrohlich ist – denn sonst hätten wir hier gerade noch mehr Zeit verplempert, als wir es sonst schon immer tun!“

„Äh, ja, Sir. Nein, Sir. Tut mir leid, Sir“, kam es von beiden Frauen.

„Also? Was haben die Sensoren erfasst?“

„Drei Schiffe, Sir.“

„Kurs?“

„Auf den Frachter der Plu'Uk zu.“

„Wissen wir, um was für Schiffe es sich dabei handelt?“

„Nein, Sir, noch zu weit entfernt.“

Shaw sah Ebert an.

„Was willst du wissen?“ fragte die.

„Wann wir bei unserer aktuellem Kurs- und Geschwindigkeitssituation so weit entfernt sind, dass wir deren Rendezvous mit den Plu'Uk nicht mehr sehen können?“

„Halbe Stunde, würde ich sagen.“ Sie lächelte. „Aber ich nehme an, wir wollen das sehen?!“

„Na und wie wir das wollen.“

„Na dann brems ich doch mal ein wenig ab und passe unseren Kurs an, aber ganz unauffällig, versteht sich.“

„Danke.“ Der Commander sah Lieutenant Strijder an. „Und da ist noch etwas, das wir wollen.“

„Äh...“

„Wissen, was das für Schiffe sind, mit denen sich die Ehrenwerten Plu'Uk da treffen.“

Der Lieutenant lächelte.

„Bin schon dabei.“

„Danke.“ Shaw nickte Rhyfelwr zu. „Behalten Sie sie gut im Auge. Nicht, dass die plötzlich auf die Idee kommen, sie sollten uns auch einen Besuch abstatten!“

Es dauerte eine Weile und sie hielten sich fern, möglichst unauffällig, doch irgendwann, kurz, bevor sich die drei Schiffe dem wartenden näherten, trat Lieutenant Strijder auf Shaw zu und er wirkte-

„Beglückt, würde ich sagen“, strafte Ebert sich selbst Lügen, indem sie es nicht nur würde sondern ganz offensichtlich auch tat.

„In der Tat“, stimmte Shaw zu und auch Rhyfelwr, durch das Gespräch angelockt, trat nun zu ihnen hinzu.

„Wenn ich Raumschiffsammelkarten sammeln würde oder etwas dergleichen, dann wäre das heute ein großartiger Tag für meine Sammelleidenschaft, denn ich habe heute gleich zwei Schiffe bekommen, die, wie sagt man, schwer bis überhaupt nicht zu finden sind.“

„Hübsches Bild“, attestierte ihm der amtierende Captain des Schiffes, „aber... etwas genauer, vielleicht?“

Strijder strahlte.

„Das erste war das Schiff vom Ehrenwerten Volk-“

„Schon klar. Und das zweite?“

„Nun“, der Mann lächelte und öffnete ein Hologramm, „die beiden hier sind Frachter der O'nu, Standard, wenig originelles Schiffsdesign, sachlich, der Aufgabe entsprechend, aber letztlich austauschbar.“

„Sie wollen also sagen, dass zwei der sich nähernden Schiffe O'nu sind?!“

„Ja, Sir. Spannend wird es aber bei dem dritten“, seine Augen verengten sich, „und, ehrlich gesagt, bin ich da ein wenig verwirrt.“

„Spezies 4137?“ fragte Shaw.

„Wer?“

„Eine unbekannte Spezies, die gerne mal andere Völker angreift...“

„...vorzugsweise Frachter der O'nu!“

Der Commander sah die Steuerfrau an.

„Meinst du, die haben die beiden Frachter aufgebracht und nutzen sie jetzt als Tarnung, um die Ehrenwerten anzugreifen?“

„Kein schlechter Plan... aber ruinieren sie ihn sich nicht dadurch, dass sie noch ihr eigenes Schlachtschiff mitbringen?“

Shaw betrachtete das Hologramm.

„Ich seh die Plu'Uk nicht fliehen.“

„Ähm, wenn ich da unterbrechen dürfte“, unterbrach der Lieutenant.

Shaw und Ebert sahen ihn an.

„Es ist kein Schiff der... 41...?“

„37.“

„Ah. Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ist es nicht.“

„Ganz sicher?“

„Ganz sicher, Sir.“ Und das Strahlen war wieder da. „Es ist...“

LOG X/07

+...noch immer ein Geheimnis!+ bestätigte Kron Knistan. Er war ein baumähnlicher Kruuun und nahm auf ihrer Reise die Rolle des Geheimdienstoffiziers ein.

„Aber ich verstehe doch richtig...“

+Dass mein Volk das Gebiet, in dem wir uns gerade befinden, meidet?+ Die selbstbewusste Pflanze lachte. +Ja, Captain, das tut es.+

„Sie scheinen mir da eine Ausnahme zu sein.“

+Vielleicht bin ich einfach kein guter Vertreter meines Volkes?! Aber ich weiß, worauf Sie anspielen. Ja, ich war ein paarmal dort... auf der anderen Seite. Was der Grund ist, warum ich jetzt hier bin. Um Ihnen hier und da ein bisschen Rat zu geben.+ Wieder erfüllte ein brummiges Lachen den Raum. +Viel wird es nicht sein. Auch wenn ich weiter gekommen bin als der Rest meines Volkes, so richtig weit rein hab ich mich nicht getraut... was der andere Grund ist, warum ich Sie begleite. Irgendwie stelle ich mir das Reisen auf diesem riesigen Schlachtschiff ein wenig... sicherer vor, falls Sie verstehen.+

„Nur zu gut... auch wenn ich für keinerlei Sicherheit garantieren kann.“

+Das habe ich auch nicht erwartet.+

„Also, wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat Ihr Volk auch Schiffe verloren?!“

+Ja. Aber nicht viele. Und doch hat uns das gereicht. Denn...+

Der Mensch sah den Baum aufmerksam an.

+...wirklich schlimm kann die Unwissenheit sein. Oder das Ungewisse. Was dort draußen sein mag, das diesen Schiffen und ihren Besatzungen das antut? Wir wissen es nicht. Niemand scheint es zu wissen. Nur immer, wenn es mal ein Schiff zurück geschafft hat, eins der wenigen, dann waren da die Gerüchte. Die Geschichten. Die... Horrorgeschichten. Wir leben an der Grenze zu diesem Horror und einige von meinem Volk leben in der ständigen Angst, dass dieser Horror vielleicht irgendwann mit den kleinen Schiffen nicht mehr zufrieden sein könnte und sich dann etwas neues suchen und zu ihnen kommen würde... und, glauben Sie mir, das ist keine besonders angenehme Vorstellung!+

„Allerdings nicht.“

+Ich habe nicht viel gesehen, da drüben, denn wir hatten es... verständlicherweise eilig. Nur ein bisschen hineinschnuppern... ein Abenteuer. Hinein in das Land, in dem der Horror wohnt, und dann ganz schnell wieder nach Hause.+ Der Baum lachte wieder. +Einige von meinem Volk haben uns diesen kleinen Ausflug sehr übel genommen. Haben uns beschuldigt, wir würden den Horror in die Heimat schleppen oder ihn überhaupt erst auf sie aufmerksam machen. Bisher ist er uns noch nicht gefolgt...+ Ein Geräusch, das fast wie ein Seufzer klang, war zu hören. +Aber vielleicht ist doch ein bisschen was an dieser Sache dran. Vielleicht haben wir nur Glück gehabt. Oder vielleicht lässt sich der Horror auch noch ein bisschen Zeit, bis er meine Heimat aufsucht.+

„Haben Sie ihn gesehen... auf der anderen Seite?“

+Nein. Wir haben Dinge gesehen. Aber nicht das... oder es hat sich uns zumindest nicht als solches zu erkennen gegeben.+ Ihm schien etwas einzufallen. +Was merkwürdig war, wir schienen manchen dort nicht ganz unbekannt zu sein. Also nicht wir Kruuun, aber Wesen... die so ähnlich wären wie wir. Nur...+

„Größer?“ schoss Shaw ins Blaue.

Kron Knistan sah ihn überrascht an.

+Ja. Woher wissen Sie das?+

„Von einer Begegnung im Schlaraffenland.“

Ein fragendes Knistern ging durch die Baumkrone des Wesens.

„Sss'rek. Da waren wir vor kurzem.“

Oder auch inzwischen ein wenig längerem, wenn man da mal ehrlich war.

+Ah.+

„Klang fast so, als gäbe es da Völker, die in dieser Sache ein wenig weniger vorbelastet wären als die Kruuun.“

+Vielleicht sind sie einfach nicht so stark... verwurzelt+, schien der Kruuun zu lächeln.

„Gibt es etwas, das uns weiterhelfen könnte?“

+Wir waren auf drei Welten. Nicht, dass es in diesem Bereich nicht vielleicht mehr gibt, aber wir haben nur drei besucht.+

Shaw sah seine Steuerfrau an.

„Oh, es gibt hier eine Menge Sonnen, falls das dein fragender Blick zum Ausdruck bringen soll. Wir nähern uns dem Kern der Galaxis und da sind einfach eine ganze Menge Sterne. Heißt aber offensichtlich nicht, dass viele davon die Grundlagen für Leben bieten. Oder überhaupt Planeten. Also gut möglich, dass hier ganze tausende von Lichtjahre unbewohnt sind.“

Der Captain wandte sich wieder seinem Geheimdienstoffizier zu.

„Aber nicht alle.“

+Nein, Captain, nicht alle. Da war eine Welt, die fanden wir alle ziemlich furchtbar.+

„Aber nicht Furcht einflößend?“

+Nein, nur grauenvoll. Eine andere Art von Grauen. Wie es schien eine reine Industriewelt. Fabriken und Kraftwerke, die die Luft verpestet haben... und wenig Pflanzen oder Wälder. Eigentlich keine! Alles dunkel, grau und schwarz mit Ruß in der Luft. Kein 'Schlaraffenland'.+

Shaw nickte.

+Dann war da eine Art... Handelsstüzpunkt. Ein bisschen wie Ihre Außenposten, nur größer. Dort schienen sich viele Völker zu treffen und Waren miteinander zu tauschen.+

„Auch Völker von unserer Seite?“

+Wir haben keine Vertreter davon gesehen. Aber das muss nichts heißen, weil... irgendwie war die Atmosphäre... merkwürdig und wir wollten von dort verschwinden. Da war es auch, wo man uns 'erkannt' hat, um es mal so zu nennen.+ Ein Rauschen ging durch seine Blätter. +Erfreut war man nicht. Fast... fast hatte ich das Gefühl, als wollte man etwas von uns... ich kann es nicht richtig beschreiben, aber wir hatten alle ein ungutes Gefühl und sind schnell wieder von dort verschwunden.+

„Hm.“

Ein Knacken ging durchs Geäst.

+Aber es war nicht alles unangenehm. Auf einer unserer Rückreisen haben wir zufällig einen Planeten gefunden.+ Kron Knistans Blattwerk schien ein wenig aufzublühen und einen tieferen, grünen Ton anzunehmen. +Ein schöner, grüner Planet namens Chkrk, voller Leben – Leben, das mir ähnlicher ist als Ihnen, Captain. Ganze Wälder, mit denen man sich unterhalten konnte. Keine Fleischfresser+, fügte er hinzu und ein Lächeln schien in seiner Stimme mitzuschwingen. +Sie waren fröhlich, sie haben das Leben geliebt – und sie waren stolz.+

„Worauf?“

+Dass sie eine Aufgabe hatten. Sie sagten, sie hätten eine Art... Geschäftsbeziehung mit einem anderen Volk. Dieses Volk besuchte immer mal wieder ihre Welt und nahm einige von ihnen mit hinaus in die Ferne, ganze Wälder. Sie würden gebraucht, dort draußen, um andere Welten zu verschönern und ihnen ihre frische Luft zu schenken. Man würde ganze Wälder, ganze Stämme von ihnen auf anderen Planeten ansiedeln und viele von ihnen freuten sich darauf, wenn sie endlich auserwählt werden würden, um ihr Gut, ihre Natur, ihre Schönheit, ihre frische Luft, in die Galaxis hinauszutragen und andere Völker daran teilhaben zu lassen.+

Shaw musste lächeln.

„Sie sollten all das Kell Taum erzählen, der freut sich immer über solche Geschichten... und vielleicht hat er auch ein paar, an denen Sie Interesse haben könnten.“

+Ich komme gern darauf zurück.+

„Das ist...“

LOG X/08

„...ein altes Kriegsschiff der Erde!“ jauchzte Lieutenant Strijder. „Eins aus dem Ersten Weltraumkrieg. Eins der größten, die damals gebaut wurden. Nicht so groß wie Der Schwarze Tod, aber die nächstgrößere Kategorie.“ Er seufzte voller Freude. „Ich hätte nie gedacht, dass es diese Schlachtrösser noch gibt. Ich frage mich, was es hier macht.“

Shaw und Ebert tauschten einen wissenden Blick aus, der von den beiden anderen nicht unbemerkt blieb.

„Sie beiden scheinen es zu wissen“, stellte Lieutenant Commander Rhyfelwr eine These in den Raum.

„Wir hätten da zumindest eine Idee“, lächelte der Commander, während sich die Steuerfrau an ihre Anzeigen setzte. Er sah ihr, während die beiden anderen Offiziere auf Antwort und Aufklärung warteten, über die Schulter. Nach einem Moment drehte sie sich zum ihm um und schüttelte den Kopf.

„Sieht so aus, als wäre das die Ravageur – also nicht die Skaovaldur... und nicht deine alte Freundin.“

„Schade“, seufzte Shaw. Dann wurde er sich der auf ihn gerichteten und nach Antworten heischenden Blicke bewusst. „Lange Geschichte?“ Er schüttelte den Kopf. „Unbefriedigende Antwort.“

„Sie sprechen schon wie ein Lo'ohg“, murmelte Strijder.

„Äh... keine Ahnung, was Sie meinen. Aber Sie haben beide – und da beziehe ich Ihren kritisierenden Blick mit ein, Commander Rhyfelwr – recht, das ist unbefriedigend und das können wir besser. Vor einiger Zeit sind Commander Ebert und ich, sagen wir, zu einem Kontakt mit den O'nu gekommen. Weil die angegriffen worden waren. Im Laufe der sich danach ereignenden Ereignisse tauchte auch eine Gruppe Söldner auf, die offensichtlich ab und an für die O'nu tätig war“, er deutete auf die Hologramme, „und offensichtlich immernoch ist. Bei den Söldnern handelt es sich um Nachkommen von Spezialeinheiten aus dem Krieg der beiden Erden, von beiden Seiten wohlgemerkt, die sich zusammengeschlossen haben und ihre Dienste in Sachen Krieg und Sicherheit anbieten. Und sie benutzen diese hübschen alten Schlachtrösser, wie Sie sie eben so treffend bezeichnet haben, Lieutenant Strijder.“

Ein „Ahhh!“ ging durch die beiden, während sich Ebert auf ein, für sie untypisches, „Hmmm!“ beschränkte.

„Womit du uns was sagen willst?“

„Oh, nichts. Ich hatte nur irgendwie gehofft, dass die drei Schiffe die Plu'Uk angreifen, aber das scheint dann ja wohl nicht zu passieren.“

„Es sei denn, die benehmen sich nicht gut.“

„Haben sie das jemals getan?“

„Auch wieder wahr.“

Shaw bemerkte Strijders Blick. Voller Begeisterung – und ein bisschen Sehnsucht – betrachtete er das alte Schlachtschiff.

„Ich fürchte, das ist nicht möglich“, meinte der Commander.

Strijder sah auf.

„Äh, was, Sir?“

„Ich nehme an, Sie würden sich sehr freuen, wenn wir, nachdem die drüben mit dem Umladen ihrer Ladung fertig sind, Kontakt mit den Söldnern aufnehmen und sie fragen, ob sie uns eine kleine Besichtigungstour durchs Schiff erlauben?!“

„Äh... ja. Soweit hatte ich eigentlich noch gar nicht gedacht.“

„Er schon“, schmunzelte Rashi.

„Tja, ich habe meine Zweifel, dass...“

Drei Augenpaare waren auf ihn gerichtet.

„Aber warum eigentlich nicht?“ grinste er dann und sah Ebert an. „Rashi, Warteposition. Wenn sich das kleine Grüppchen da wieder auflöst und sich die Ehrenwerten Arschlöcher aus dem Staub machen, werden wir mal eine freundliche Anfrage starten. Was kann schon schiefgehen, außer, dass sie...“

LOG X/09

„...auf uns schießen.“ Shaw ließ den Blick durch den betroffenen Bereich der Mephistopheles schweifen. Bei ihrem Gefecht mit einer kleinen Flotte der prtAck hatten sie hier eine Menge Schaden genommen und einige Leute verloren und er wollte wissen „Warum?“

Ingenieur Setg nahm das alles ebenfalls in Augenschein.

„Ich meine, ich hatte gedacht, dieser Kahn wäre ziemlich unzerstörbar. Die Waffen von Spezies 4321 schienen ihm nicht viel ausgemacht zu haben.“

Der Rjgn lächelte.

„Ja“, stimmte er dann zu, „aber das waren andere Voraussetzungen.“

„Sie meinen, das Alter setzt der alten Dame jetzt doch endlich zu.“

„Es ist nicht nur das, Captain. Ich habe mir alle Aufzeichnungen und Berichte angesehen“, der Ingenieur deutete auf die Schäden, „und auch, wie es hierzu gekommen ist. Da sind ein paar Dinge zusammengekommen, fürchte ich.“

„Und Sie wissen, welche Dinge das sind?“

„Ich habe da eine klare Vorstellung“, nickte Setg. „Vielleicht, unter Umständen, wäre die Sache anders gelaufen... aber da sind Dinge passiert, die das Schiff, sagen wir, in seinen Grundfesten erschüttert haben.“ Er strich bewundernd über das Metall des Korridors. „Ja, es ist für die Ewigkeit gebaut... aber das macht es nicht unverwundbar. Nicht, wenn man es nicht richtig behandelt. Sie wissen, dass vieles mechanisch ist. Altmodisch, aber haltbar. Bis zu einem gewissen Grad.“

Der Captain sah den Ingenieur aufmerksam an.

„Als Sie mit Spezies 4137 gekämpft haben, war 'die alte Dame', wie Sie sie nennen, noch in einem guten Zustand... ich sollte sagen, bis Sie mit jenem Hinterhältigen Feind gekämpft haben. Doch während dieses Konflikts haben Sie das Schiff benutzt, um den Feind damit zu rammen.“

„Oh, ja. Das.“

„Ja, Captain, das. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Schutzschildgeneratoren in einem guten Zustand, die Außenhülle solide und stabil. Doch als das Schiff auf das andere aufgeschlagen ist, um es einmal so zu nennen, hat das die Mechanik in einigen System nicht ganz unbeschadet hingenommen. Da ist ein großer Ruck, ein Schock durch das Schiff gegangen. Hier und da ist etwas verrutscht und verbogen. Kleinigkeiten nur, aber welche, die sich letztlich auswirken werden. Auch die Hülle selbst ist nicht mehr ganz so stabil, wie sie das vorher war.“

Der Rjgn deutete auf die Stellen, an denen die Waffen der prtAck erfolgreich Schaden angerichtet hatten.

„Die Kanonen der prtAck waren nicht stärker als die der 4137, aber die Schirmgeneratoren waren ein wenig geschwächt – und sind es immernoch. Ich fürchte, sie werden nach und nach schwächer werden und irgendwann ganz ausfallen. Zwar haben wir Werkstätten an Bord, in denen wir alle notwendigen Ersatzteile herstellen könnten, denn so vorausschauend haben die Erbauer dieses Schiffes gedacht, aber die gesamten Ummantellungen sind verbogen, so dass wir letztlich nicht viel unternehmen können.“

Er deutete wieder auf die Schäden.

„Was das angeht, war da auch ein wenig Glück von den prtAck im Spiel, denn sie haben ihr Feuer mit mehreren Schiffen auf die selbe Stelle konzentriert. Ein Schiff allein hätte das vermutlich nicht zustande gebracht.“

Der Captain nickte.

„Und da ist noch etwas.“

Shaw sah den Ingenieur aufmerksam an.

„Auch die Aktion mit dem Kometen war der Sache nicht zuträglich, um es mal so zu nennen. Die Mephistopheles war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr, wie ich eben ausgeführt habe, im besten Zustand. Was danach passiert ist, hat die bestehenden Probleme eher noch vertieft, als sie zu beseitigen.“

„Also in Zukunft nicht mehr versuchen, irgendwelche Kometen aus der Bahn zu schieben?!“

„Das wäre wünschenswert.“ Setg lächelte und streichelte wieder über eine der Wände. „Ansonsten haben Sie hier aber ein meisterlich gebautes Sternenschiff – dessen unangenehme Geschichte mir natürlich bewusst ist. Vom Standpunkt der Baukunst ist es aber hervorragend und wären da nicht gewisse Dinge passiert, wäre es möglicherweise wirklich für die Ewigkeit gewesen. Aber keine Sorge, der Kahn, wie Sie ihn auch gerne nennen, ist trotz alledem noch in einem sehr guten Zustand.“

„Er ist nur nicht mehr unzerstörbar.“

„Offensichtlich war er das nie.“

„Nicht, wenn man es richtig anstellt.“

„Oder vielmehr falsch.“

„Ja, das meinte ich“, stimmte der Captain zu.

„Ich soll Sie übrigens grüßen“, meinte der Rjgn dann.

„Colonel Sainika?“ fragte Shaw hoffnungsvoll.

„Vom Volk unserer Beschützer?“

Max nickte.

„Tut mir leid. Nein, es ist ein anderer alter Bekannter von Ihnen.“

„Wenn der Begriff fällt, folgen meist die Worte General Miles Bellator...“

„Der war es auch nicht.“

„Wäre auch ein wenig verfrüht. Also wer ist es?“

„Commander Strijder.“

„Ah.“

Shaw lächelte.

„Ja, er sagte, er habe da eine Idee, die er gerne in einer Ihrer Werften umsetzen wollte.“

„Und er scheint kurz vor dem Durchbruch zu stehen.“

„Das hört man gern.“

„Ich habe lange mit ihm zusammengearbeitet und er hat mir auch geraten, ich solle mich als Ingenieur bei Ihnen bewerben.“

„Ich hoffe nur, dass sich das nicht als falsche Entscheidung herausstellen wird.“

„Sowas kann man nie vorher wissen. Er hätte sich gern selbst beworben, weil er alte Schiffe wie dieses liebt, aber so kurz vor der Fertigstellung seiner Arbeit war ihm das einfach nicht möglich.“

„Vielleicht ergibt sich ja später noch eine Gelegenheit...“

LOG X/10

„Eine Gelegenheit wofür?“ wollte der Söldner wissen, der sich als Ushtar, Colonel Ushtar, um genau zu sein, vorgestellt hatte.

„Ihr Schiff zu besichtigen“, meinte Shaw freundlich, doch fruchtbarer Boden sah anders aus und verhielt sich auch irgendwie besser.

„Soll das ein Scherz sein?“ wurde zurückgefaucht.

„Nein. Sehen Sie, wir haben vor einiger Zeit Colonel Sainika kennengelernt-“

„Commander Shaw, ich fürchte, unsere Auftraggeber haben einen engen Terminplan und wären nicht sonderlich begeistert, wenn wir den aufs Spiel setzen würden, um Ihnen und Ihrer Besatzung eine Führung durch unser Schiff zu gestatten.“