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Beschreibung

Augsburg, 1432. Eine verbotene Liebe, die Geschichte schrieb.Agnes Bernauer ist eine einfache Baderstochter, deren Leben zwischen dampfenden Wannen und Heilkräutern verläuft. Bis sie dem jungen Herzog Albrecht von Bayern begegnet. Ein Blick genügt, und beide wissen: Dies ist mehr als nur eine flüchtige Begegnung. Dies ist das Schicksal.Doch ihre Liebe ist unmöglich. Er ist der einzige Erbe des Herzogtums, sie eine Bürgerliche ohne Namen und Rang. Als Herzog Ernst von ihrem Verhältnis erfährt, beginnt eine gnadenlose Verfolgung. Agnes und Albrecht fliehen über die Alpen nach Italien, heiraten heimlich und bekommen einen Sohn. Für kurze Zeit scheinen sie ein neues Leben beginnen zu können.Doch die Vergangenheit holt sie ein. Ernsts Männer kommen näher, und die Liebenden müssen eine unmögliche Entscheidung treffen: Sich dem Schicksal ergeben oder bis zum Äußersten kämpfen für ihr Recht auf Liebe.Basierend auf einer der berühmtesten Liebestragödien der deutschen Geschichte, erzählt dieser Roman von einer Frau, die es wagte, gegen alle Konventionen zu lieben – und deren Vermächtnis bis heute nachhallt.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Agnes Bernauer - Kein Drama nach Friedrich Hebbel

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Table of Contents

Agnes Bernauer – Ein Roman nach Friedrich Hebbel

Kapitel 1: Augsburg, im Frühjahr des Jahres 1432

Kapitel 2: Die Stadt erwacht

Kapitel 3: Der junge Herzog

Kapitel 4: Die Ankunft

Kapitel 5: Begegnungen

Kapitel 6: Training und Sehnsucht

Kapitel 7: Der Tag des Turniers

Kapitel 8: Die heimliche Begegnung

Kapitel 9: Gestohlene Momente

Kapitel 10: Die Konfrontation

Kapitel 11: Der letzte Tag

Kapitel 12: Über die Berge

Kapitel 13: Verona

Kapitel 14: Falscher Frieden

Kapitel 15: Im Schatten der Angst

Kapitel 16: Die Entscheidung

Kapitel 17: Rückkehr nach Bayern

Kapitel 18: Gerüchte und Gefahren

Kapitel 19: Die Flucht

Kapitel 20: Allein

Kapitel 21: Ein Leben im Schatten

Kapitel 22: Die Wahrheit

Kapitel 23: Neue Wege

Kapitel 24: Vermächtnis

Kapitel 25: Epilog – Das unvergängliche Vermächtnis

Nachwort zur Roman-Adaption

Impressum neobooks

Table of Contents

Agnes Bernauer – Ein Roman nach Friedrich Hebbel

Anno Stock

Kapitel 1: Augsburg, im Frühjahr des Jahres 1432

Die Morgensonne kroch durch die schmalen Gassen der Reichsstadt Augsburg und warf goldene Lichtstreifen auf das Kopfsteinpflaster. Agnes Bernauer tauchte das Leintuch ins kalte Wasser des Brunnens und wrang es aus. Ihre Hände waren rot vom Waschen, doch sie achtete nicht darauf. Es gab noch so viel zu tun, bevor die ersten Kunden in die Badstube ihres Vaters kommen würden.

Sie war neunzehn Jahre alt und von einer Schönheit, die selbst in einer Stadt voller Kaufmannstöchter und vornehmer Damen Aufsehen erregte. Ihr langes, dunkles Haar fiel ihr über die Schultern, und ihre braunen Augen hatten einen warmen Glanz, der jeden, der ihr begegnete, in ihren Bann zog. Doch Agnes war sich ihrer Wirkung kaum bewusst. Sie war die Tochter eines einfachen Baders, eines ehrlichen Handwerkers, der mit geschickten Händen Kranke pflegte und Wunden versorgte.

"Agnes!" Die raue Stimme ihres Vaters drang aus dem Inneren der Badstube. "Die Öfen müssen geheizt werden!"

"Gleich, Vater!" Sie hängte das Tuch zum Trocknen auf und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab.

Kaspar Bernauer war ein Mann Anfang fünfzig, dessen Rücken vom jahrelangen Bücken über Wannen und Krankenbetten gekrümmt war. Sein Gesicht war von Falten durchzogen, aber seine Augen blickten freundlich. Er hatte Agnes nach dem frühen Tod ihrer Mutter allein großgezogen und ihr alles beigebracht, was er wusste. Die Badstube in der Jakobsgasse war ihr gemeinsames Lebenswerk.

Agnes trug einen Korb mit Holzscheiten in den Heizraum. Der Geruch von Seife, Kräutern und dem schwach schwelenden Feuer hing in der Luft. In wenigen Stunden würden die ersten Bürger kommen, um sich zu baden und rasieren zu lassen. Die Badstube der Bernauers hatte einen guten Ruf in Augsburg. Man sagte, dass Kaspar Bernauer mehr von Heilkunde verstand als mancher Arzt, und dass seine Tochter Agnes die sanftesten Hände der Stadt hatte.

"Vater, habt Ihr schon gehört?" Eine junge Stimme hallte durch den Raum. Martin, der Lehrling, kam atemlos hereingestürmt. Er war fünfzehn, hatte struppiges blondes Haar und war immer auf dem neuesten Stand, was die Neuigkeiten der Stadt betraf. "Herzog Ernst kommt nach Augsburg! Mit seinem ganzen Hofstaat! Und sein Sohn, der junge Herzog Albrecht, soll auch dabei sein!"

Kaspar Bernauer blickte von seiner Arbeit auf. "Was haben wir mit Herzögen zu schaffen, Junge? Wir sind einfache Leute."

"Aber es soll ein Turnier geben!" Martins Augen leuchteten. "Auf dem Plärrer! Mit Rittern aus ganz Bayern! Und es heißt, der junge Herzog sei der beste Lanzenreiter weit und breit!"

Agnes lächelte über die Begeisterung des Jungen. "Du träumst wieder von Rittern und Turnieren, Martin. Komm, hilf mir lieber, die Wannen zu füllen."

Doch auch sie konnte nicht leugnen, dass die Nachricht einen Funken Neugier in ihr geweckt hatte. Turniere waren selten in Augsburg, und wenn hoher Adel in die Stadt kam, war das ein Ereignis, von dem man noch Wochen später sprach. Die Straßen würden voller Menschen sein, Händler würden ihre besten Waren anbieten, und überall würde eine festliche Stimmung herrschen.

"Wann soll das Turnier stattfinden?" fragte sie, während sie mit Martin die großen hölzernen Wannen mit Wasser füllte.

"In drei Wochen!" Martin strahlte. "Am Fest des heiligen Georg. Die ganze Stadt bereitet sich schon vor. Mein Bruder, der beim Goldschmied Langenmantel arbeitet, sagt, dass sein Meister schon Aufträge vom herzoglichen Hofstaat erhalten hat. Pokale und Schmuck sollen angefertigt werden!"

Kaspar Bernauer schüttelte den Kopf. "Prunk und Prachtentfaltung. Das ist nichts für uns. Wir haben unsere Arbeit."

Aber Agnes sah, dass auch in seinen Augen ein kleiner Funke Interesse aufglomm. Ein Turnier war etwas Besonderes, selbst für jene, die am Rande der Gesellschaft standen.

Der Tag nahm seinen gewohnten Lauf. Gegen Mittag kam der alte Schneider Burkhart, der sich seine steifen Glieder in warmem Wasser mit Kamillenaufguss lindern ließ. Agnes bereitete die Kräuter zu und half ihrem Vater beim Einreiben der schmerzenden Gelenke. Dann kam der Kaufmann Seyfried mit seinem Sohn, dann ein paar Handwerksgesellen, die sich nach einem langen Arbeitstag den Schweiß abwaschen wollten.

Agnes bewegte sich mit ruhiger Geschicklichkeit durch die Badstube. Sie brachte warme Tücher, mischte Kräuteressenzen, goss Wasser nach. Ihre Hände waren geschickt und sanft, und die Kunden schätzten ihre freundliche, aber zurückhaltende Art. Eine Baderstochter musste sich zu benehmen wissen – das hatte ihr Vater ihr oft eingeschärft. Der Ruf einer Badstube hing nicht nur von der Sauberkeit und dem Können ab, sondern auch von der Ehrbarkeit.

Am Abend, als die letzten Kunden gegangen waren und Martin das Wasser aus den Wannen schöpfte, setzte sich Agnes erschöpft auf die Bank vor der Badstube. Die Abendsonne tauchte die Häuser der Jakobsgasse in warmes, rötliches Licht. Aus den Nachbarhäusern drangen die Geräusche des alltäglichen Lebens: das Klappern von Töpfen, Kinderlachen, das Hämmern aus der Werkstatt des Schmieds ein paar Häuser weiter.

"Du denkst an das Turnier, nicht wahr?" Kaspar Bernauer trat zu ihr und setzte sich neben sie. Seine alten Knochen knackten, als er sich niederließ.

Agnes lächelte. "Ein wenig. Es muss schön sein, so etwas zu sehen. Die prächtigen Rüstungen, die Pferde, die Fahnen..."

"Du bist jung, Agnes. Es ist natürlich, dass dich solche Dinge interessieren." Ihr Vater legte ihr die Hand auf die Schulter. "Wir könnten hingehen, wenn du möchtest. Nur zuschauen, von weitem. Es kostet nichts, sich unter das Volk zu mischen."

"Wirklich, Vater?" Agnes' Augen leuchteten auf.

"Warum nicht? Du arbeitest hart, und du hast seit Monaten keinen freien Tag gehabt. Wenn das Turnier stattfindet, können wir für einen Nachmittag die Badstube schließen. Martin kann aufpassen."

Agnes umarmte ihren Vater spontan. "Danke, Vater!"

Kaspar Bernauer lachte leise. "Nun mach nicht so ein Aufhebens davon. Es ist nur ein Turnier. Ritter, die sich gegenseitig vom Pferd stoßen. Nichts weiter."

Aber für Agnes war es mehr. Es war ein Fenster in eine Welt, die ihr normalerweise verschlossen blieb. Eine Welt von Farben, Prunk und Abenteuer, weit entfernt von den dampfenden Wannen und Kräuterbündeln der Badstube.

In dieser Nacht, als sie in ihrer kleinen Kammer unter dem Dach lag und dem Rauschen des Windes in den Gassen lauschte, malte sich Agnes in Gedanken aus, wie das Turnier wohl sein würde. Sie stellte sich die stolzen Ritter auf ihren Pferden vor, die bunten Wimpel im Wind, das Klirren der Lanzen. Und sie fragte sich, ob sie vielleicht sogar einen Blick auf den jungen Herzog Albrecht erhaschen würde, von dem Martin so begeistert gesprochen hatte.

Doch nie, in ihren kühnsten Träumen, hätte sie sich vorstellen können, dass dieser junge Herzog ihr Schicksal werden würde. Dass ihre Blicke sich kreuzen würden über eine Kluft hinweg, die nicht breiter sein könnte. Dass ihre Liebe beide in einen Strudel reißen würde, aus dem es kein Entrinnen gab.

Agnes Bernauer schlief ein mit einem Lächeln auf den Lippen, unwissend, dass die Fäden ihres Schicksals sich bereits zu weben begannen.

Kapitel 2: Die Stadt erwacht

Die nächsten Tage vergingen in geschäftiger Betriebsamkeit. Augsburg verwandelte sich zusehends. Überall in der Stadt wurde gehämmert, genäht und geputzt. Die Kaufleute schmückten ihre Läden mit bunten Tüchern, die Wirte stellten zusätzliche Tische und Bänke auf, und auf dem Plärrer, dem großen Platz außerhalb der Stadtmauern, wo das Turnier stattfinden sollte, wurden bereits Tribünen errichtet.

Agnes konnte die Veränderung spüren, wenn sie morgens zum Markt ging, um Seife und Kräuter zu kaufen. Die Straßen waren voller als sonst, und überall hörte man die Leute über das kommende Ereignis sprechen. Händler aus anderen Städten strömten nach Augsburg, in der Hoffnung, gute Geschäfte zu machen. Gaukler und fahrende Spielleute kündigten ihre Vorstellungen an. Die Stadt vibrierte vor Aufregung.

"Sechs Gulden für das beste Leinen!" Die Stimme der Tuchhändlerin schnitt durch das Marktgetümmel. "Direkt aus Konstanz! Für die feinen Herren, die zum Turnier kommen!"

Agnes schlängelte sich zwischen den Ständen hindurch, einen Weidenkorb am Arm. Sie hatte eine Liste von ihrem Vater: Lavendelblüten für die Bäder, Bienenwachs für die Kerzen, Seife vom Seifensieder, und wenn noch Geld übrig blieb, ein wenig Honig. Die Badstube lief gut, aber sie mussten jeden Pfennig zweimal umdrehen.

"Agnes! Agnes Bernauer!"

Sie drehte sich um und sah Martha Vogel, die Tochter des Schusters, die ihr zuwinkte. Martha war ein Jahr jünger als Agnes, mit runden Wangen und einem ständigen Lächeln im Gesicht. Sie war eine der wenigen Freundinnen, die Agnes hatte – als Baderstochter stand sie in einer seltsamen gesellschaftlichen Position, nicht ganz so niedrig wie eine Magd, aber auch nicht respektabel genug für die Töchter der Kaufleute.

"Martha! Wie geht es dir?" Agnes wartete, bis ihre Freundin sie eingeholt hatte.

"Ach, weißt du es noch nicht?" Martha strahlte und senkte verschwörerisch die Stimme. "Mein Vater hat einen Auftrag vom Hofmarschall erhalten! Er soll Stiefel für drei Hofherren anfertigen! Stell dir vor, Agnes, aus feinstem Leder! Und wenn die Arbeit gut ist, gibt es vielleicht noch mehr Aufträge!"

"Das ist wunderbar, Martha!" Agnes freute sich aufrichtig für ihre Freundin. Für einen einfachen Schuster war ein solcher Auftrag ein großer Glücksfall.

"Vater ist ganz aus dem Häuschen." Martha kicherte. "Er arbeitet jede Nacht bis Mitternacht und murmelt dabei die ganze Zeit über Naht und Passform. Mutter sagt, er redet sogar im Schlaf von Stiefeln!"

Die beiden jungen Frauen schlenderten zusammen über den Markt. Um sie herum herrschte das übliche Treiben: Marktschreier priesen ihre Waren an, Hausfrauen feilschten um Preise, Kinder jagten kreischend zwischen den Ständen hindurch. Der Duft von frisch gebackenem Brot mischte sich mit dem Geruch von Gewürzen, Leder und den weniger angenehmen Düften der Straße.

"Kommst du zum Turnier?" fragte Martha. "Meine ganze Familie will hingehen. Vater sagt, so etwas erlebt man vielleicht nur einmal im Leben!"

"Ja, mein Vater hat versprochen, dass wir hingehen." Agnes' Augen leuchteten. "Ich kann es kaum erwarten."

"Man sagt, der junge Herzog Albrecht sei sehr schön," flüsterte Martha und wurde dabei ein wenig rot. "Anna, die Magd des Bürgermeisters, hat gehört, dass er blonde Haare hat und so groß ist wie zwei Männer!"

Agnes lachte. "So groß wie zwei Männer? Das glaube ich nicht, Martha. Dann würde er ja kaum auf ein Pferd passen!"

"Nun, vielleicht hat Anna ein wenig übertrieben," gab Martha zu. "Aber er soll wirklich sehr stattlich sein. Und tapfer! Man erzählt sich, dass er schon mit sechzehn Jahren in einer Schlacht gekämpft hat."

"Herzöge leben in einer anderen Welt als wir," sagte Agnes nachdenklich. Sie hatten beim Stand des Kräuterhändlers angehalten, und Agnes betrachtete die verschiedenen getrockneten Pflanzen, die in Bündeln hingen. "Was interessiert uns, ob er schön oder tapfer ist? Wir werden ihn nur aus der Ferne sehen, wenn überhaupt."

"Träumst du nie, Agnes?" Martha seufzte theatralisch. "Stell dir vor, ein edler Ritter sähe dich und verliebte sich auf der Stelle in dich! Wie in den Liedern, die die Spielleute singen!"

"Das sind Märchen, Martha." Agnes wählte einen Bund Lavendel aus und begann mit dem Händler zu feilschen. "Im wirklichen Leben heiraten Ritter reiche Damen mit großen Mitgiften, und Baderstöchter heiraten Handwerker oder Kaufleute, wenn sie Glück haben."

Der Kräuterhändler, ein alter Mann mit buschigen Augenbrauen, mischte sich ein. "Die junge Dame hat recht. Jeder sollte bei seinem Stand bleiben. Das ist die natürliche Ordnung der Dinge. Gott hat jeden Menschen an seinen Platz gestellt, und wer sich dagegen auflehnt, zieht nur Unglück auf sich."

Agnes nickte höflich, aber während sie die Kräuter in ihren Korb legte und bezahlte, spürte sie einen leisen Widerstand in sich. War es wirklich Gottes Wille, dass manche Menschen in Palästen lebten, während andere sich jeden Tag abrackerten? Sie schob den Gedanken beiseite – solche Überlegungen führten zu nichts.

"Ich muss weiter," sagte sie zu Martha. "Die Badstube öffnet bald, und ich muss noch zum Seifensieder."

"Bis bald, Agnes!" Martha umarmte sie herzlich. "Wir sehen uns beim Turnier!"

Agnes machte sich auf den Weg durch die engen Gassen. Die Häuser in Augsburg waren hoch und standen dicht an dicht, sodass nur schmale Lichtstreifen auf das Pflaster fielen. Überall hingen Zunftzeichen: der goldene Schuh des Schusters, das Brot des Bäckers, die Schere des Schneiders. Agnes kannte jeden Winkel dieser Stadt, war hier geboren und aufgewachsen.

Bei der Seifensiederei am Lech kaufte sie drei große Stücke der guten Seife, die der Meister aus Olivenöl und Asche herstellte. Sie war teuer, aber die Kunden der Bernauer'schen Badstube erwarteten Qualität.

"Euer Vater war gestern bei mir," sagte der Seifensieder, während er die Stücke in grobes Tuch wickelte. "Er hat nach Rosenseife gefragt. Die mache ich normalerweise nicht, ist zu aufwendig. Aber für Kaspar Bernauer, einen alten Freund, werde ich eine Ausnahme machen. Soll ich ihm ein paar Stücke machen?"

"Das wäre wunderbar, Meister Heinrich." Agnes freute sich. Rosenseife war ein Luxus, den sich nur wohlhabende Kunden leisten konnten. Wenn sie solche Seife anboten, würde das vielleicht ein paar der reicheren Bürger anlocken.

Auf dem Rückweg kam sie an der Kirche St. Ulrich vorbei. Die mächtigen Türme ragten in den Himmel, und das Portal war mit kunstvollen Steinmetzarbeiten verziert. Agnes trat für einen Moment ein. Es war still und kühl in der Kirche, und das bunte Licht, das durch die Fenster fiel, tauchte alles in eine unwirkliche Atmosphäre.

Sie kniete vor dem Altar nieder und sprach ein kurzes Gebet. Sie dankte Gott für die Gesundheit ihres Vaters, für ihr tägliches Brot, für die Arbeit, die sie hatten. Dann fügte sie noch leise hinzu: "Und wenn es Dein Wille ist, Herr, lass mich beim Turnier ein wenig von der großen weiten Welt sehen, die Du geschaffen hast."

Sie wusste nicht, warum sie diesen Zusatz machte. Es war töricht, für solche weltlichen Dinge zu beten. Aber etwas in ihr sehnte sich danach, mehr zu sehen als nur die Badstube und die Straßen von Augsburg.

Als sie die Kirche verließ, traf sie beinahe mit einem Fremden zusammen. Er war jung, vielleicht in ihrem Alter, und trug die Kleidung eines Knappen: ein einfaches Wams in den Farben Blau und Weiß, dazu einen Gürtel mit dem Wappen eines Löwen.

"Verzeiht, Jungfer," sagte er höflich und trat zur Seite.

"Keine Ursache." Agnes senkte den Blick, wie es sich für eine ehrsame Jungfrau gehörte, aber sie hatte in der kurzen Begegnung gesehen, dass der junge Mann freundliche Augen hatte.

"Ihr kennt Euch in der Stadt aus?" fragte er. "Ich suche das Haus des Kaufmanns Langenmantel. Mein Herr hat dort eine Bestellung aufgegeben."

"In der Weberstube, beim Marktplatz," antwortete Agnes. "Ihr geht diese Straße entlang und dann die zweite Gasse links."

"Ich danke Euch." Er lächelte. "Seid Ihr aus Augsburg?"

"Ja, ich bin hier geboren. Mein Vater hat eine Badstube in der Jakobsgasse."

Der Knappe nickte respektvoll. "Dann seid Ihr sicher eine geschickte Heilerin. Man sagt, die Bader in Augsburg seien die besten im ganzen Reich."

Agnes errötete leicht über das Kompliment. "Mein Vater versteht sein Handwerk. Ich helfe ihm nur."

"Bescheidenheit ziert eine Jungfrau," sagte der Knappe. "Ich sollte nun gehen, mein Herr wartet. Habt Dank für die Auskunft."

Er verbeugte sich leicht und ging davon. Agnes schaute ihm einen Moment nach. Knappen im Gefolge des Herzogs – die Stadt füllte sich bereits mit Vorboten der großen Welt.

Als sie zur Badstube zurückkehrte, fand sie ihren Vater in lebhaftem Gespräch mit einem Kunden, den sie noch nie gesehen hatte. Der Mann war wohlgenährt, trug ein prächtiges Wams aus dunkelrotem Samt und hatte mehrere Ringe an den Fingern. Ein Kaufmann, vermutete Agnes, und offenbar ein sehr wohlhabender.

"Ah, da ist meine Tochter!" Kaspar Bernauer winkte sie herbei. "Agnes, das ist Meister Konrad Paumgartner. Er ist aus Nürnberg angereist und sucht eine gute Badstube für die Zeit des Turniers."

Agnes knickste höflich. "Seid willkommen in unserer Badstube, Meister Paumgartner."

Der Kaufmann musterte sie mit scharfem Blick. "Man hat mir gesagt, dass die Bernauers saubere Wannen und gute Kräuter haben. Meine Glieder sind steif von der langen Reise. Ein heißes Bad wäre mir sehr recht."

"Wir werden Euch ein Bad bereiten, wie Ihr es wünscht, Meister," sagte Kaspar. "Agnes, bereite die große Wanne vor, mit dem Rosmarinaufguss."

Agnes eilte an die Arbeit. Sie heizte das Wasser, bereitete die Kräuter zu, legte frische Tücher bereit. Während der Kaufmann badete, erzählte er von seiner Reise. Er war gekommen, um beim Turnier Geschäfte zu machen – er handelte mit feinen Stoffen und Gewürzen und hoffte, einige lukrative Kontakte am herzoglichen Hof zu knüpfen.

"Die Zeiten sind gut für den Handel," sagte er, während Agnes ihm den Rücken mit einem Bürstenbündel bearbeitete. "Die Handelsstraßen sind sicher, die Städte blühen auf. Wer klug ist und den richtigen Riecher hat, kann ein Vermögen machen."

"Habt Ihr Familie in Nürnberg?" fragte Kaspar höflich.

"Eine Frau und drei Söhne. Die beiden älteren sind bereits im Geschäft tätig. Sie führen unsere Niederlassung in Venedig." Der Kaufmann seufzte zufrieden. "Dies ist ein vorzügliches Bad. Ich werde während meines Aufenthalts täglich wiederkommen."

Als Meister Paumgartner schließlich ging – gut gebadet, entspannt und zufrieden – hinterließ er einen halben Gulden als Bezahlung. Das war weitaus mehr, als sie normalerweise für ein Bad verlangten.

"Siehst du, Agnes," sagte Kaspar, während er die Münze betrachtete. "Das Turnier bringt auch uns Glück. Wenn mehr solche Kunden kommen, können wir endlich das Dach reparieren lassen."

An diesem Abend saß Agnes wieder auf der Bank vor der Badstube. Die Luft war mild, und in der Ferne konnte sie die Glocken der Stadtkirchen läuten hören. Martin hatte sich längst schlafen gelegt, und ihr Vater räumte im Inneren auf.

Agnes dachte an die Begegnung mit dem Knappen, an Martha's romantische Träume, an die Geschichten vom jungen Herzog. Es war seltsam – sie hatte ihr ganzes Leben in Augsburg verbracht, zufrieden mit ihrem Los, ohne größere Wünsche. Aber jetzt, mit dem nahenden Turnier, spürte sie eine unbestimmte Unruhe in sich. Als ob da draußen etwas auf sie wartete, etwas, das ihr Leben verändern würde.

Sie schüttelte den Kopf über ihre eigenen Gedanken. Das waren Hirngespinste. Sie war Agnes Bernauer, eine Baderstochter, und ihr Leben war vorgezeichnet. Vielleicht würde sie eines Tages einen ehrlichen Handwerker heiraten, ihrem Vater weiter in der Badstube helfen, Kinder großziehen. Es war ein gutes, ehrbares Leben.

Aber warum dann diese Sehnsucht, die sie nicht benennen konnte?

"Agnes, komm herein!" rief ihr Vater. "Es wird kühl."

Sie stand auf und warf einen letzten Blick auf den Abendhimmel. Die ersten Sterne zeigten sich über den Dächern von Augsburg.

"Ich komme, Vater," sagte sie leise und trat ins Haus.

Die Nacht legte sich über die Stadt, aber Agnes wusste, dass ihr Schlaf unruhig sein würde. In ihren Träumen würden Ritter auf stolzen Pferden reiten, Fahnen im Wind wehen, und irgendwo in der Ferne würde eine Welt warten, die sie nur erahnen konnte.

Kapitel 3: Der junge Herzog

Während Agnes Bernauer in der Badstube ihrer Pflicht nachging, befand sich Herzog Albrecht von Bayern zwanzig Meilen entfernt in der Residenz zu München, in einer Welt, die der ihren so fremd war wie der Mond.

Die herzogliche Kammer war groß und prächtig ausgestattet. Wandteppiche zeigten Jagdszenen und biblische Geschichten, auf einem massiven Eichentisch lagen Karten und Dokumente, und durch die hohen Fenster fiel das Licht auf kostbare Teppiche aus dem Morgenland. Doch Albrecht beachtete die Pracht kaum – er war in diesem Luxus aufgewachsen und kannte nichts anderes.

Er stand am Fenster und blickte hinaus auf den Hof, wo Knappen die Pferde für die Reise nach Augsburg vorbereiteten. Er war dreiundzwanzig Jahre alt, hochgewachsen und kräftig gebaut, mit dem blonden Haar und den blauen Augen der Wittelsbacher. Sein Gesicht war offen und freundlich, aber in seinen Augen lag manchmal ein Schatten, als trüge er eine Last, die niemand sah.

"Ihr grübelt schon wieder, Albrecht."

Die Stimme gehörte Hans von Preysing, seinem engsten Freund und Waffenträger. Hans war ein Jahr älter als Albrecht, dunkelhaarig und von kräftiger Statur. Sie kannten sich seit ihrer Kindheit, hatten zusammen das Waffenhandwerk gelernt, zusammen ihre ersten Jagden und Kämpfe erlebt. Wenn es eine Person gab, der Albrecht vollkommen vertraute, dann war es Hans.

"Ich grübele nicht," widersprach Albrecht. "Ich denke nach."

"Das ist dasselbe." Hans setzte sich auf die Fensterbank und grinste. "Was bedrückt Euch diesmal? Die Pflicht? Die Ehre? Oder wieder einmal Euer Herr Vater?"

Albrecht seufzte. "Alles zusammen. Vater hat gestern erneut von einer Heirat gesprochen. Die Tochter des Herzogs von Lothringen. Ich habe sie noch nie gesehen, aber Vater versichert mir, dass sie eine ausgezeichnete Partie sei."

"Vermutlich ist sie tugendhaft, fromm und so interessant wie ein nasser Stein," bemerkte Hans trocken.

"Hans!" Albrecht musste trotz allem lachen. "Du solltest so etwas nicht sagen."

"Warum nicht? Es ist die Wahrheit. Diese politischen Ehen sind alle gleich. Zwei Menschen, die sich nie begegnet sind, werden zusammengespannt wie Ochsen vor einem Pflug. Hauptsache, die Mitgift stimmt und die Bündnisse werden gefestigt." Hans schüttelte den Kopf. "Ich bin froh, dass ich nur ein einfacher Ritter bin. Ich kann heiraten, wen ich will."

"Du nennst dich nicht ernsthaft einen einfachen Ritter," sagte Albrecht. "Die Preysings gehören zum ältesten bayerischen Adel."

"Verglichen mit Euch bin ich ein Niemand." Hans wurde ernst. "Aber im Ernst, Albrecht – werdet Ihr sie heiraten? Die Lothringerin?"

Albrecht wandte sich vom Fenster ab und begann im Raum auf und ab zu gehen, wie er es immer tat, wenn er nachdachte. "Ich weiß es nicht. Vater drängt mich, aber er hat noch nicht definitiv entschieden. Es gibt auch andere Möglichkeiten – die Tochter des Grafen von Helfenstein, oder sogar eine französische Prinzessin, wenn die Verhandlungen gut laufen."

"Ihr sprecht von ihnen, als wären sie Schachfiguren."

"Sind wir das nicht alle?" Albrecht blieb stehen und sah seinen Freund an. "Du weißt, wie es ist, Hans. Ich bin der einzige Sohn meines Vaters, der Erbe von Bayern-München. Meine Heirat ist keine private Angelegenheit. Sie muss dem Land dienen, muss politisch klug sein, muss Bündnisse schmieden oder Frieden sichern."

"Und was ist mit Eurer Meinung? Mit Eurem Herzen?"

"Mein Herz..." Albrecht lachte bitter. "Was weiß mein Herz schon? Ich bin ein Prinz, Hans. Ich wurde erzogen, um zu herrschen, nicht um zu lieben."

In diesem Moment klopfte es an der Tür, und ohne auf eine Antwort zu warten, trat Herzog Ernst ein. Er war ein Mann Ende fünfzig, mit grauem Bart und strengem Blick. Seine Haltung war kerzengerade, und er trug trotz der warmen Jahreszeit ein schweres samtenes Wams. Ernst von Bayern-München war bekannt für seine Strenge, seine Frömmigkeit und seinen eisernen Willen.

"Vater." Albrecht und Hans verneigten sich.

"Albrecht. Preysing." Ernst musterte die beiden jungen Männer mit scharfem Blick. "Ich störe hoffentlich keine wichtigen Unterredungen."

"Wir sprachen nur über die Reise nach Augsburg, Herr," sagte Hans schnell.

"Gut. Denn darüber muss gesprochen werden." Ernst trat an den Tisch und breitete eine Karte aus. "Das Turnier in Augsburg ist nicht nur ein Spektakel, Albrecht. Es ist eine politische Notwendigkeit. Wir müssen unsere Stärke zeigen, unsere Bündnisse mit den Reichsstädten festigen. Kaiser Sigismund beobachtet uns genau."

"Ich verstehe, Vater." Albrecht trat näher und betrachtete die Karte.

"Du wirst im Turnier kämpfen, und du wirst gewinnen," fuhr Ernst fort. "Die Leute müssen sehen, dass der künftige Herzog von Bayern ein tapferer und geschickter Krieger ist. Schwäche verzeiht man einem Fürsten nicht."

"Ich werde mein Bestes geben."

"Dein Bestes?" Ernsts Stimme wurde schärfer. "Du wirst siegen, Albrecht. Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl."

"Vater, ein Turnier ist kein gewöhnlicher Kampf. Auch der geschickteste Reiter kann vom Pferd geworfen werden. Es hängt von vielen Dingen ab – dem Pferd, der Lanze, auch vom Glück."

"Glück ist etwas für Bauern und Spieler." Ernst schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. "Ein Herzog macht sein eigenes Glück. Du bist der beste Lanzenreiter, den ich ausgebildet habe. Du wirst gewinnen, und damit ist die Sache erledigt."

Albrecht schwieg. Er kannte seinen Vater gut genug, um zu wissen, dass Widerspruch in diesem Moment zwecklos war. Ernst war ein Mann, der keine Zweifel duldete, keine Schwäche, keine Abweichung von seinen Plänen.

"Darüber hinaus," Ernst' Stimme wurde etwas milder, "wird auch der Bischof von Augsburg beim Turnier anwesend sein. Und Graf Eberhard von Württemberg mit seiner Tochter. Eine kluge, gebildete junge Dame, wie man mir sagt."

Albrecht verstand sofort. "Ihr wollt, dass ich sie kennenlerne."

"Es wäre klug. Die Württemberger sind mächtige Verbündete. Eine Ehe zwischen unseren Häusern würde Bayern stärken." Ernst musterte seinen Sohn. "Du wirst bald dreißig, Albrecht. Es ist Zeit, dass du heiratest und für Nachkommen sorgst. Die Dynastie muss gesichert werden."

"Ich bin dreiundzwanzig, Vater, nicht dreißig."

"Das ist fast dasselbe. Die meisten Fürsten sind in deinem Alter bereits verheiratet." Ernst rollte die Karte wieder zusammen. "Ich erwarte, dass du dich der Württemberger Tochter gegenüber zuvorkommend verhältst. Zeig ihr deine Aufmerksamkeit. Ein Turniersieg zu ihren Ehren wäre angemessen."

Albrecht fühlte, wie sich sein Magen zusammenzog. So wurde also sein Leben geplant – wie eine Feldzugskampagne. Hier ein Turniersieg, dort ein diplomatisches Gespräch, und nebenbei eine Heirat, die er nicht wollte mit einer Frau, die er nicht kannte.

"Darf ich fragen, Vater," sagte er vorsichtig, "ob Ihr Euch je gefragt habt, was ich will?"

Die Stille, die folgte, war eisig. Ernst' Augen wurden schmal. "Was du willst? Was hat das damit zu tun?"

"Ich bin ein Mensch, kein Werkzeug."

"Du bist ein Herzog!" Ernsts Stimme donnerte durch den Raum. "Du bist kein einfacher Bürger, der seinen Neigungen nachgehen kann! Du trägst die Verantwortung für ein ganzes Land, für tausende von Menschen! Was du willst, ist unwichtig im Vergleich zu dem, was Bayern braucht!"

Albrecht senkte den Blick. "Ja, Vater."

"Gut." Ernst atmete tief durch, sichtlich bemüht, seine Beherrschung wiederzuerlangen. "Wir brechen morgen bei Tagesanbruch auf. Sorge dafür, dass alles bereit ist." Er wandte sich zur Tür, dann hielt er inne. "Und Albrecht – versuche nicht, mir zu widersprechen. Nicht in dieser Sache. Ich will nur dein Bestes."

Als die Tür hinter seinem Vater ins Schloss fiel, ließ sich Albrecht auf einen Stuhl fallen und vergrub das Gesicht in den Händen.

"Er meint es gut," sagte Hans leise.

"Ich weiß." Albrechts Stimme klang gedämpft. "Aber manchmal frage ich mich, ob er überhaupt versteht, wie es ist. Diese Last zu tragen. Nie frei zu sein. Immer beobachtet zu werden, immer beurteilt zu werden."

Hans trat zu seinem Freund und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ihr seid ein guter Mann, Albrecht. Ihr werdet ein guter Herzog sein, wenn die Zeit kommt. Besser als Euer Vater, wage ich zu behaupten."

"Sprich nicht so." Aber Albrecht musste trotz allem lächeln. "Das wäre Hochverrat."

"Dann bin ich ein Verräter aus Freundschaft." Hans grinste. "Kommt, lasst uns hinaus gehen. Die Pferde brauchen Bewegung, und Ihr braucht frische Luft. Grübeln hilft niemandem."

Sie verließen die Kammer und gingen hinunter in den Hof. Dort herrschte geschäftiges Treiben. Knappen putzten Rüstungen, Stallburschen striegelten Pferde, Diener luden Truhen auf Wagen. Der gesamte herzogliche Hofstaat bereitete sich auf die Reise vor – über hundert Personen würden den Herzog und seinen Sohn nach Augsburg begleiten.

Albrechts Pferd, ein prächtiger Rappe namens Donner, wieherte, als es seinen Herrn sah. Albrecht streichelte dem Tier über die Nüstern. "Bald, mein Freund. Bald darfst du zeigen, was du kannst."

"Ist er bereit für das Turnier?" fragte Hans.

"Er ist immer bereit. Es ist das beste Pferd, das ich je hatte. Schnell, wendig, und er vertraut mir." Albrecht lächelte. "Bei ihm fühle ich mich frei. Wenn wir über die Felder galoppieren, gibt es keine Pflichten, keine Erwartungen. Nur den Wind und die Weite."

"Ihr seid ein Träumer, Albrecht."

"Vielleicht. Aber ist das nicht erlaubt?"

Sie ritten aus dem Hof hinaus und durch die Straßen von München. Die Stadt war kleiner als Augsburg, aber sie war die Residenz der Herzöge, und überall sah man die Zeichen fürstlicher Macht. Die Türme der herzoglichen Burg ragten über die Dächer, Wachen standen an den wichtigen Toren, und die Bürger verneigten sich ehrfürchtig, als der junge Herzog vorbeiritt.

Albrecht fühlte die Last dieser Ehrerbietung. Er wollte nicht angebetet werden, nicht auf ein Podest gestellt werden. Er wollte einfach nur... leben. Aber das war einem Herzog nicht vergönnt.

Sie ritten hinaus auf die Felder vor der Stadt. Hier konnte Albrecht endlich frei atmen. Er gab Donner die Sporen, und das Pferd schoss davon wie ein Pfeil. Der Wind zerrte an seinem Haar, die Welt wurde zu einem verschwommenen Bild aus Farben und Formen, und für einen kurzen, kostbaren Moment war er nicht Herzog Albrecht von Bayern, Erbe und Hoffnung seines Hauses – er war einfach nur ein junger Mann auf einem schnellen Pferd.

Hans holte ihn ein, und sie ritten Seite an Seite über die grünen Wiesen. In der Ferne sah man die Alpen, deren schneebedeckte Gipfel in der Sonne glitzerten.

"Wisst Ihr, was ich manchmal denke?" rief Albrecht gegen den Wind an.

"Was?"